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Bad Leonfelden wurde im frühen 13. Jahrhundert als
Lobenwelt erstmals urkundlich erwähnt und erhielt vor 1356 Marktrechte.
Leonfelden war mit der nach den Hussitenkriegen errichteten
Befestigungsanlage eine von vier Grenzbefestigungen gegen die Böhmen im
heutigen Mühlviertel. Die Lage an zwei von der Donau nach Böhmen
führenden Handelsstraßen brachte den Bürgern Wohlstand, obwohl die
Handelstätigkeit von den Freistädtern sowohl militärisch als auch
gerichtlich bekämpft wurde. Der Markt wurde 1850 Sitz eines
Bezirksgerichts, Zentrum des Gerichtsbezirks Leonfelden und 1903 dem
neu gegründeten Bezirk Urfahr angegliedert.
Neben der Bründlkirche ist hier auch das OÖ. Schulmuseum beheimatet.
Wenn man das Alter der Pfarrkirche angeben soll, greift man in der
Regel auf jene Jahreszahl zurück, die im Tympanon des Nordportals in
römischen Ziffern eingemeißelt ist: 1481. Der in dieser Zeit errichtete
Kirchenbau im spätgotischen Stil - er ist mit Sicherheit der
Nachfolgebau einer Holzkirche - hatte mit seinem mächtigen Turm, einem
offenen Umgang („Luag-ins-Land") und einer Wächterstube auch die
Funktion einer Schutz- und Wehrkirche. Auch eine 851 m lange Ringmauer
samt Wehrgraben diente diesem Zweck. Mehrfache Einfälle der Hussiten
(zwischen 1422 und 1429) und spätere Raubzüge entlassener Söldner, die
sich mit Straßenräubern zusammentaten, machten solche
Befestigungsmaßnahmen (über-) lebenswichtig.
Nach dem Großbrand von 1776, im Jahre 1781, erhielt die Kirche
entsprechend dem Stilempfinden und der Lebensart der Zeit barocke
Einrichtungen und einen Zwiebelturm. Der verheerende Großbrand von 1892
setzte diesem friedlichen Zeitabschnitt ein dramatisches Ende:
Dachstuhl und Turm waren eingestürzt. Das heutige neugotische
Erscheinungsbild stammt aus der Zeit des Wiederaufbaus. Lediglich das
Nordportal sowie ein Ölberg-Relief an der Südseite der Kirche sind
Relikte aus dem spätgotischen Kirchenbau des 15. Jahrhunderts.
Die römisch-katholische Stadtpfarrkirche Bad Leonfelden der Stadt Bad
Leonfelden im Mühlviertel steht am westlichen Ende des Hauptplatzes und
ist ein denkmalgeschütztes Bauwerk. Die dem heiligen Apostel
Bartholomäus geweihte Hauptkirche der Stadt wurde erstmals 1154
urkundlich erwähnt und 1875 bis 1877 auf die heutige Größe erweitert.
Das Innere ist von den neugotischen Umbauten des 19. Jahrhunderts
geprägt. Das dreischiffige Langhaus ist rund 30 Meter lang und 20 Meter
breit. Über und unter den seitlichen Emporen befinden sich spitzbogige
Arkaden, die Gewölbe im Chor ruhen auf Rundsteinen. Die neugotische
Marienkapelle ist mit Seitenschiff und Chor durch eine breite
Spitzbogenöffnung verbunden.
Das heutige Gebäude der spätgotischen Stadtpfarrkirche Bad Leonfelden
entstand nach dem Marktbrand des Jahres 1892. An gleicher Stelle befand
sich 1292 die erste Pfarrkirche, die wie damals üblich, aus Holz gebaut
war. 1481 wurde eine spätgotische Steinkirche geschaffen, von der noch
das Netzrippengewölbe erhalten ist. Bis 1781 diente der Turm als Teil
der Befestigungsanlage des Marktes und zwischen 1875 und 1877 folgte
die Erweiterung auf die heutige Größe. Der spitze, neugotische Turm
wurde nach dem Brand 1892 errichtet und 1969 erfolgte eine großzügige
Renovierung.
Zwischen 1875 und 1877 erfolgte unter Abt Alois Dorfer durch
Dombaumeister Otto Schirmer eine Vergrößerung der Kirche durch
Aufstockung des südlichen Seitenschiffs Errichtung eines nördlichen
Seitenschiffes mit Marien- und Taufkapelle. Die barocke
Kircheneinrichtung wurde durch eine neugotische ersetzt, der heutige
Hochaltar eingebaut und ein neues Westportal geschaffen.
Der Brand am Palmsonntag, den 10. April 1892, zerstörte das Dach und
den Turm, der abgetragen werden musste, weil er auf der Westseite 31 cm
und auf der Südseite 27 cm überhing. Im Zuge von Renovierungen wurde
die Sakristei aufgestockt und der Turm teilweise von Raimund Jeblinger
in neugotischem Stil neu errichtet. 1938 wurde der Innenraum und 1969
die gesamte Kirche renoviert. 1980 erhielt die Kirche eine neue Orgel
und 1997 ein neues Turmdach mit Schieferplatten.
Denkmal im Schubert-Park
Dem Liederfürsten Franz Schubert gewidmet zu seinem 100. Todestage vom Liederkränzchen Leonfelden 1928
Die Bründlkirche (Maria Schutz beim Bründl)
Bad Leonfeldens beliebte spätbarocke Wallfahrtskirche (heutiges
Aussehen seit 1790) geht auf eine wundersame Heilung zurück, die einem
kranken Zimmermann 1686 bei einer Quelle an dieser Stelle widerfahren
war.
Der beständig wachsende Zulauf frommer und heilungssuchender Pilger
führte zum Bau stets größer werdender Kapellen und schließlich zum
heutigen Kirchenbau. Das Wallfahrtswesen erreichte in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts seinen Höhepunkt.
Im Jahre 1905 jedoch ließ Pfarrer Bruno Zach die Quelle zumauern, weil
ihm das „unwürdige Herumpritscheln" hinter dem Altar anstelle frommer
Einkehr" ein Dorn im Auge war. Erst 80 Jahre später wurde das Wasser
wieder an die Oberfläche geholt und hilft wie einst allerdings in
gesitteter Anwendungsform bei gesundheitlichen und seelischen Anliegen
der gläubigen Pilger (vor allem bei Augenleiden). Schon seit Beginn des
18. Jahrhunderts hatte man unterhalb des vor dem Haupteingang der
Kirche ein gemauertes Badehaus errichtet, in dem das Wasser für den
ganzen Körper angewandt werden konnte. Dies war der Ursprung des
modernen Kur- und SPA-Betriebes in Bad Leonfelden.
Bründlwagner - Kurhausstraße 11 (vormals Spielau 5)
Die volkstümliche Bezeichnung „Bründlwagner" hat ihre Berechtigung,
denn das Haus verdankt seine Existenz der Bründlquelle. Immerhin galt
die Quelle, bei welcher die Bründlkirche errichtet wurde, als so
heilkräftig, dass man daneben schon 1662 eine Badehütte aufstellte.
1709 wurde sie durch ein gemauertes Badhaus ersetzt. Ab dem Jahr 1881
wurde aus dem Steinwald Moorwasser zugeleitet und das nunmehrige
„Franzensbad" erfreute sich eines regen Zuspruchs. Der Ausbruch des
Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 beendete abrupt die erfolgreiche Ära.
Zwischendurch war auch eine Brauerei eingerichtet. Bis 1960 wurde eine
Gastwirtschaft betrieben. Karl Wagner, der 1878 das Badhaus erwarb,
richtete darin eine Färberwerkstatt ein, die heute in der vierten
Generation betrieben wird. 2015 wurde der Mühlviertler Blaudruck von
der UNESCO in die Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Bründlkirche - Kurhausstraße 9a
Von einem kranken Zimmermann wird erzählt, dass er um das Jahr 1686
Linderung seines Leidens von der Quelle erfahren hat, die sich heute
hinter dem Hochaltar der Kirche befindet. Bald kamen Leute in größerer
Zahl zu der Quelle, um dort Heilung zu finden. Der dankbare Zimmermann
höhlte eine Grube aus und fertigte einen Verschlag aus Brettern an,
damit man im „Bründlwasser" baden konnte. Schließlich entstand eine
eigene Badeanstalt, die später als „Franzensbad" überregionale
Bedeutung erlangte.
Bald nach der Entdeckung der Quelle wurde eine steinerne Kreuzsäule,
dann eine Kapelle und in den Jahren 1778 bis 1792 die Kirche in ihrer
heutigen Gestalt errichtet. Die „Kirche Maria Schutz im Bründl zu
Leonfelden", so ihre Bezeichnung im Grundbuch, erfreut sich bis heute
bei Wallfahrern großer Beliebtheit und wird gern von Hochzeitspaaren
als Stätte ihrer kirchlichen Trauung gewählt.
Das Deckenfresko „Christi Geburt“ ist der malerische Höhepunkt der Kirche.
Grundsätzlich bestimmt der Stil des Spätbarocks die innere
Ausgestaltung der Kirche, lediglich an wenigen Stellen finden sich
Merkmale anderer Kunstepochen, die sich aber wohltuend in die angenehme
Stimmung des Kirchenraumes einfügen. Das noch üppigere Dekor des Rokoko
ist vor allem an der Kanzel erkennbar (muschelförmige Rocaillen).
Der Klassizismus mit der Formensprache antiker Tempelbauten ist dort zu
erkennen, wo es sich um übernommene Objekte aus der 1787
säkularisierten Bürgerspitalskirche handelt. Von ihr stammen
Chorgestühl, zwei Oratoriumsfenster und Teile der Orgel.
Das „Oratorium“, angefügt an der Nordseite des Chores, war ein
separierter Logenplatz für Privilegierte (Priester, Ordensleute,
Adelige, Wohltäter...), von dem man freie Sicht auf den Altarraum
hatte. Die grobmaschige, bemalte Leinenbespannung der Fenster
verhinderte andererseits den Einblick nach innen. (Das südliche
Oratoriumsfenster dient lediglich der optischen Symmetrie des Chores).
Auch die Orgel von Leopold Breinbauer (1904) stammt aus der Zeit der
Jahrhundertwende. Bemerkenswert sind darin integrierte Bestandteile des
Vorgänger-Instruments aus dem Jahre 1766 (Brüstungsgehäuse und
Prospektpfeifen).
Kurz nach der Jahrhundertwende wurde die Kirche auch mit bunten
Glasfenstern der Künstler Penner und Schürer ausgestattet. Die
figuralen Rundbilder im Inneren der Butzenscheiben stellen im Chorraum
die Heiligen Josef und Mathias, im östlichen Langhaus die Heiligen
Amalia und Franz von Sales, gegenüber die Heiligen Elisabeth und
Maria-Immaculata und schließlich unter der Empore Herz Jesu und
Herz-Mariä-Szenen sowie Christus in der Werkstatt Josefs dar.
HOCHALTAR von Johann Lanit, 1790
Mittelteil: die mit Prunkgewand bekleidete „Maria-Schutz-Statue“
umgeben von zahlreichen Engeln (Putten), die für sie die Himmelskrone
bereithalten, flankiert von den Hl. Joachim und Anna, ihren leiblichen
Eltern (Joachim mit Taube als Symbol für Sanftmut und Buch)
darüber: Gottvater mit Weltkugel sowie der Hl. Geist als Taube
Seitenteile: rechts: Hl. Benedikt von Nursia in Umbrien (480 - 547),
Gründer des Benediktinerordens. Er wird zum geistigen Vater des
europäischen Mönchtums. Seine Ordensregel „Ora et labora!“ beruht auf
der Gleichwertigkeit von Meditation und aktivem Schaffen, seit 1964
Patron Europas. Attribut: Kelch mit weichender Giftschlange (Hinweis
auf einen Vergiftungsversuch durch Mitbrüder)
links: Hl. Bernhard von Clairvaux in Frankreich (1090-1153), Verbreiter
des Zisterzienserordens, der die Regel Benedikts wörtlich und asketisch
auslegt Attribut: Bibel, Kreuz mit Passionswerkzeugen
darunter: Opfergangsportale mit Opferstöcken für die Pilger (einst für
Naturalien wie Tauben und Hühner gedacht, heute nur mehr für
Geldeinwurf ausgelegt) „Opfergang“ zur Altarrückseite mit Votivbildern
und der ehemaligen Turmspitze (vergoldeter Blechschnitt aus dem Jahre
1759. Davor wurde an der ursprünglichen Stelle der Quelle eine
Steinsäule mit der Jahreszahl 1686 platziert, die an das Jahr der
ersten Wunderheilung erinnert.
Schier unzählige Erhörungen persönlicher Anliegen an die Bründlmutter
bilden sich noch heute auf der großen Votivwand hinter dem Altar ab -
sei es in Form selbst gestalteter Darstellungen der Notsituation,
Bilddrucken, gestickten Dankgebeten oder gar mit überflüssig gewordenen
Holzkrücken und Brautkränzen bei geglückter Verehelichung.
Das heutige Aussehen der Kirche im Stile des Spätbarocks geht im
Wesentlichen auf die großen Erweiterungen der Jahre 1778 bis 1792
zurück. Zwei ungleich große Baukörper bilden das Längsschiff. Der
kleinere Chorraum basiert weitgehend auf der vormaligen steinernen
Kapelle des Jahres 1761. An den Turm (quadratischer Grundriss mit
Pyramidenhelm) schmiegt sich auf zwei Seiten eine niedrige Sakristei.
Die Giebelseite im Südwesten bildet die Hauptfassade der Kirche. Sie
ist demgemäß aufwändiger
mit mächtigen Lisenen (Halbsäulen) auf hohen Sockeln ausgestattet.
Zusätzlich empfangen hier mehrere Fresken den ankommenden Kirchenbesucher:
» eine Sonnenuhr mit einer biedermeierlichen Ansicht des Marktes nach einem Stich von 6. Grinzenberger aus dem Jahre 1836,
» eine Schutzmantelmadonna
» und darüber das „Auge Gottes“ beide von geschwungenen Rahmen eingefasst
An der südlichen Längsseite fallen ein künstlerisch beachtliches, 7 m
hohes Missionskreuz (datiert mit 1854) und ein wappenförmiges Schild
über dem Seiteneingang ins Auge. Letzteres enthält jene Worte, die der
geheilte Zimmermann um 1691 aus Dankbarkeit auf einer Kreuzsäule vor
der Quelle angebracht haben soll.
Johannes Nepomuk wurde um 1350 im westböhmischen Pomuk geboren und war
Generalvikar des Erzbischofs von Prag. In den Auseinandersetzungen
zwischen König Wenzel und Kirche wurde Johannes gefangengenommen,
gefoltert und in der Moldau ertränkt. Einer Legende zufolge soll
Johannes der Beichtvater der Königin gewesen sein und sich geweigert
haben, dem König preiszugeben, was ihm in der Beichte anvertraut worden
war. Er wurde im Jahr 1729 heiliggesprochen und gilt als Schutzpatron
von Böhmen und anderen Ländern und Städten, der Beichtväter, Priester,
Schiffsleute, Flößer und Müller, des Beichtgeheimnisses, für
Verschwiegenheit, gegen Wassergefahren und der Brücken.
Statuen des hl. Johannes Nepomuk stehen in Böhmen, Mähren, Österreich
und Süddeutschland auf Plätzen und bei Brücken. Neben der Gottesmutter
Maria ist er der einzige Heilige mit einem Sternenkranz. Um das Jahr
1740 errichtete die Markt-Commune an dieser Stelle die Statue. Viele
Jahre war sie färbig und von Stufen umgeben. Im Jahr 2015 wurde sie von
der Agrargemeinschaft Bad Leonfelden restauriert.
In diesem ältesten Lebzelterhaus des Landes übte schon 1559 ein Meister
der Dynastie KASTNER das ehrsame Handwerk der Lebzelter, Wachszieher
und Metsieder aus. Der Familienbetrieb konnte durch 13 Generationen vom
Vater an einen Sohn weitergegeben werden. Bereits im 17. Jahrhundert
stehen "Leonfeldner Lebzelten" in einer Reihe mit berühmten
Lebkuchensorten aus großen europäischen Städten mit Lebkuchentradition.
Noch heute bietet die Cafe Konditorei KASTNER Lebkuchen nach uralten
Rezepten aus der Familie an.
Lebzelterhaus - Hauptplatz 26 (vormals Leonfelden Nr. 18)
Die Geschichte des Lebzelterhauses ist nahezu identisch mit der
Geschichte der Familie Kastner. Seit 1559, als Hannß Georg Castner
Besitzer war, wird hier die Lebzelterei ausgeübt. Eng damit verwandt
sind die Gewerbe des Wachsziehens und Metsiedens. Im Grundbuch von 1794
sind „die Wax-, Lebzelter, und die Schankgerechtigkeit" als am Haus
hafted dokumentiert.
Es gab Zeiten, da florierte das Geschäft und wieder andere, da mussten
die Eigentümer um den Weiterbestand des Unternehmens hart kämpfen.
Unter der Führung von Franz Kastner (1775-1837) erlangte es bereits
überregionale Bedeutung. Die Erzeugnisse wurden auf einer eigenen
Plätte donauabwärts befördert. Die Familie Kastner beteiligte sich auch
am öffentlichen Leben. Sie stellte drei Bürgermeister und die Gründung
des ersten Moorheilbades geht auf die Initiative eines Franz Kastner
zurück.
Im Markt Leonfelden gab es über Jahrhunderte zwei Brunnen. Mensch und
Vieh wurden auf diese Weise mit Wasser versorgt und bei Bränden stand
Löschwasser zur Verfügung. Als man im Jahr 1938 eine Ortswasserleitung
errichtete, wurde der „untere Marktbrunnen" abgetragen. Bei einem
Wettbewerb für einen neuen Brunnen erhielt das Projekt von Margarete
und Frank Geffke den Zuschlag. Es handelt sich um eine bewusst
unspektakuläre Konstruktion aus verzinktem Stahl und Lärchenholz, die
im Jahr 2013 neben einer der beiden auf dem Platz verbliebenen Linden
aufgerichtet wurde. Der Brunnen erhielt bald die Bezeichnung
„Scheidegerinne", weil er aussieht wie eine Rinne, aus welcher zu
beiden Seiten das Wasser abfließt. Damit besteht auch ein Bezug zur
Mitteleuropäischen Wasserscheide, die zwei Kilometer nördlich das
Gemeindegebiet durchquert.
Zwirtmayr - Hauptplatz 22 (vormals Leonfelden Nr. 12)
Im Haus befindet sich ein Deckenträger, in den früher ein Ornament mit
der Inschrift HG 1565 integriert war. Dieses Ornament wurde auf eine
neu angefertigte Ahnentafel aus Holz übertragen. Vermutlich beziehen
sich die Buchstaben H G auf Hannes Götzendorfer, dem Sohn des
Marktrichters Kristanne Götzendorfer.
Seit dem Jahr 1743 verblieb das Haus im Besitz der Familie Zwirtmayı,
davon 215 Jahre in männlicher Erbfolge. Aus dieser weit verzweigten
Familie sind einige bedeutende Persönlichkeiten hervorgegangen,
darunter der Initiator der „Schulstiftung Leonfelden", Pfarrer Josef
Konstantin Zwiertmeir und der bedeutende Bildhauer Michael Rauscher.
Der gebürtige Franke Ernst Hettrich kam 1945 als Kriegsversehrter nach
Leonfelden, wurde von Frau Keller adoptiert und heiratete nach einem
mühsamen Kampf um das Bleiberecht Anna Zwirtmayr. Er begründete eine
Existenz als Landmaschinen- und Kraftfahrzeugmechaniker.
Ledererhäusl - Linzer Straße 1 (vormals Leonfelden Nr. 54)
Laut Grundbuch von 1794 sind auf dem Haus die „Gerechtsame Lederer, die
Hutmacher- und Schankgerechtigkeit" festgeschrieben, wobei die beiden
letzteren Berechtigungen 1850 gelöscht wurden. Der Dachaufbau erinnert
an das Ledererhandwerk. 1901 begann hier der Kaufmann Ludwig Eybl mit
dem Verkauf von Munitionsgegenständen und dem Frächtergewerbe. Vier
Jahre später eröffnete er auch einen Gemischtwarenhandel und übte
dieses Gewerbe bis 1949 aus. 1951 erhielt er die „Genehmigung für den
Droschkenverkehr mit dem Personenwagen TATRA, Type 75, Po. Kennzeichen
0-12.020".
Die Stadtgemeinde Bad Leonfelden erwarb im Jahr 2007 das
denkmalgeschützte Objekt. Im Jahr 2013 diente es als Standort der
Landesausstellung „Alte Spuren Neue Wege", die gemeinsam mit der Region
Südböhmen veranstaltet wurde. Seit 2014 ist das Gebäude die Heimstätte
des im Jahr 1998 wieder errichteten „Uniformierten Privilegierten
Bürgerschützenkorps der Stadt Bad Leonfelden".
Bamberger - Linzer Straße 2 (vormals Leonfelden Nr. 9)
Das „Haus im Markte Leonfelden Nr. 9", so die Bezeichnung im Grundbuch
von 1794, ist ein altes Handelshaus. So haften „der Leinwandhandl" und
die „Schankgerechtigkeit" als radizierte Gewerbe an der Liegenschaft,
die sich von 1821 bis 1901 im Besitz der Leinwandhändlerdynastie Jax
befand. Der Beschreibung durch den Heimatforscher Peter Krenn zufolge
hatte damals das Gebäude folgendes Aussehen:
Dieses Haus hatte einen gotischen
Stirngiebel, den eine Barock-Ziermauer verdeckte und oben als Abschluss
einen auf Eisenblech gemalten hl. Florian in Lebensgröße darstellte.
Ein Schlussstein über der Haustüre weist die Jahreszahl 1726 auf.
Die Schauseite des Hauses wurde bereits 1941 unter Denkmalschutz
gestellt. Michael Bamberger erwarb 1901 das Haus und richtete eine
Fleischbank ein, die von der Familie Laus bis 2006 weitergeführt wurde.
Der hl. Florian wurde 1996 von Familie Hehenberger im Zuge der
Errichtung des Gasthauses „Marktstube" nach alten Ansichten
rekonstruiert.
Spitalskirche - Linzer Straße 3 (vormals Leonfelden Nr. 90)
Nach der Gründung des Bürgerspitals im Jahr 1505 ersuchten Richter und
Rat des Marktes Leonfelden den Patronatsherren Abt Thoman von Wilhering
um die Erlaubnis, beim Spital eine Kirche zu errichten. Die Einweihung
des im spätgotischen Stil errichteten Gotteshauses erfolgte um das Jahr
1520. Im Gefolge der Reformation übernahmen lutheranische Prediger die
Kirche, 1673 wurde sie wieder nach katholischem Ritus eingeweiht.
Kaiser Joseph II. verfügte die Aufhebung der nunmehrigen Josephi-Kirche.
1787 ersteigerte der Markt Leonfelden das Gebäude und richtete darin
das Gemeindeamt ein. In der Folge waren in dem Haus die Sparkasse, das
„K.K. Aich-Amt", das Standesamt, die Volksschule, der Gemeindekerker,
Wohnungen, eine Garage, eine Werkstatt, eine Druckerei und ein
Heimatmuseum untergebracht. Seit der Sanierung 1987 ist die
Spitalskirche ein würdiger Rahmen für standesamtliche Trauungen und
kulturelle
Veranstaltungen.
Bürgerspital - Spitalgasse 1 (vormals Leonfelden Nr. 55)
Am 10. Dezember 1505 bestimmten Richter und Rat des Marktes Leonfelden,
die „Behausung des Bürgers Paul Polz für die Verpflegung und Betreuung
verarmter und kranker Bürger" einzurichten. Finanziert wurde der
Betrieb durch gestiftete Liegenschaften und Zuwendungen von Wohltätern
und Marktbürgern. Um 1600 wurde das Spital um den Arkadentrakt
erweitert.
1787 verfügte Joseph II. die völlige Auflösung aller bürgerlichen
Spitaler. Das Bürgerspital wurde in der Folge aufgehoben und in einen
Armenfonds umgewandelt. Bis in die heutige Zeit wohnten in dem Haus
vorwiegend sozial schwache Familien. Anlässlich der Landesausstellung
2013 wurde das weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand erhaltene
Gebäude von Grund auf renoviert.
Ritter - Linzer Straße 6 (vormals Leonfelden Nr. 7)
Die Besitzer dieses Hauses sind von 1835 bis zum heutigen Tag ihrer
Familientradition treu geblieben. Seit ein Georg Ritter, dessen
Vorfahren noch Schuhmacher waren, als Besitzer im Grundbuch aufscheint,
wurde das Bäckerhandwerk, nunmehr in der sechsten Generation, in
ununterbrochener Folge ausgeübt. Josef Ritter erwarb 1975 auch die
Berechtigung für das Konditorgewerbe, die unter dem derzeitigen
Besitzer auf „Konditoren (Zuckerbäcker) einschließlich der Lebzelter-
und der Kanditen-, Gefrorenes- und Schokoladewarenerzeugung" erweitert
wurde. 2002 übernahm Erwin Beimrohr die Bäckerei und führte von 1989
bis 2008 das Restaurant „Brotkuchl". Der Fortbestand des
Familienunternehmens Ritter scheint durch den Sohn Sebastian gesichert.
Hutmacher Haus - Linzer Straße 5 (vormals Leonfelden Nr. 57)
Seit dem Jahr 1780 scheinen im Grundbuch Angehörige der Familie
Wittigschlager, zuletzt Wittibschlager, als Besitzer der Liegenschaft
auf, an dem auch die „Hutmacher- und Schankgerechtigkeit" als
radizierte Gewerbe dokumentiert sind. Bis 1936 übte Josef
Wittigschlager das Hutmachergewerbe aus.
1954 ging das Haus in das Eigentum von Johann Weichselbaumer über, der
bereits 1932 seine Tätigkeit als Schlosser und ein Jahr später als
Spengler aufgenommen hatte. 1957 kamen der „Einzelhandel mit
Propangasgeräten" sowie der „Einzelhandel mit Propangas, soweit dies
nicht bei der Destillation mit Erdöl anfällt" dazu. Diese Gewerbe
wurden von Sohn Rupert weitergeführt, ehe die Firma in die Passauer
Straße übersiedelte. 1981 bis 1986 betrieb hier der Glasermeister
Heinrich Bayer eine Zweigstelle.
Sengstschmid - Linzer Straße 12 (vormals Leonfelden Nr. 4)
Im Torbogen findet sich ein verzierter Schlussstein und in der
Einfassung des Haustors sind die Initialen JGP (Johann Georg Preining)
sowie die Jahreszahl 1803 sichtbar. Johann Georg Preining war
Bürgermeister von 1804 bis 1806. Der Heimatforscher Peter Krenn
beschreibt das Haus und berichtet über einen weiteren Brandherd, von
dem die Feuerkatastrophe von 1892 ihren Ausgang nahm:
Ein Bürgerhaus (Burgrechtbesitz), ist
ein Durchhaus mit einem vorderen Wohn- und Geschäftstrakt, einem Hof
und einem Hintergebäude für den landwirtschaftlichen Trakt. Um 1847
scheint ein Gastwirt Franz Sengstschmid als Besitzer auf.
Im Jahre 1892, den 10. April,
Palmsonntag, brach um 2 Uhr nachmittags in diesem Hause Nr. 4 im
Hintertrakte Feuer aus, welches nach Aussage der Bevölkerung durch eine
ruchlose Hand gelegt wurde und den ganzen Markt bis auf drei Häuser
einäscherte.
Waldhör - Linzer Straße 11 (vormals Leonfelden Nr. 87)
Das Grundbuch führt eine lange Liste von Eigentümern an. Von Beginn an
gab es einen Bezug zum Gastgewerbe. In der Ausgabe von 1794 ist bereits
das Recht auf den Ausschank von Getränken festgeschrieben. In der
Fortführung aus dem Jahr 1880 findet sich die Bezeichnung „Gastwirth
Haus". Aber auch andere Gewerbe waren auf diesem Haus heimisch. Josef
Preinfalk und Franz Böcksteiner waren als Schlosser tätig. Letzterer
handelte auch mit Geschirr.
Der Elektroinstallateur Ing. Karl Waldhör erwarb die Konzession zum
„Einzelhandel mit Elektrogeräten, Elektromaterial, Radioapparaten und
Schallplatten sowie deren Zubehör". Er verlegte 1972 sein Geschäft in
das Haus Linzer Straße 13. Seither wurden hier Handels- und
Dienstleistungsgewerbe verschiedener Art betrieben. Derzeit wird auch
wieder das Gastgewerbe ausgeübt. Der ehemalige Tiroler Landeshauptmann
DDr. Herwig van Staa verbrachte hier mit seiner Mutter einen großen
Teil seiner Kindheit.
Schlosserhaus - Linzer Straße 14 (vormals Leonfelden Nr. 3)
Das Recht, das Schlosserhandwerk auszuüben, bestand schon zur Zeit
Maria Theresias. Dazu „haftete" an dem Haus die „Schankgerechtigkeit".
Außerdem waren hier ein Webermeister und ein Handschuhmacher tätig. Ab
1897 betrieb Jakob Duschill einen Viktualienhandel.
1933 erwarb der Sattlermeister Alois Zwirtmayr das Haus. Das Sattler-
und Tapezierergewerbe wurde von seiner Witwe Maria und dann von seinem
Sohn Franz weitergeführt. Ein erhalten gebliebenes Maßbuch der
Sattlerei enthält detaillierte Arbeitsanleitungen und Skizzen. Aus der
weit verzweigten Familie Zwirtmayr sind einige bedeutende
Persönlichkeiten hervorgegangen. P. Konstantin Zwiertmeir bedachte die
nach ihm benannte Zwiertmeirsche Schulstiftung mit einem namhaften
Betrag. Der akademische Bildhauer Michael Rauscher, aus dessen
Werkstatt die Sieben-Todsünden-Kanzel in Reichenthal stammt, war ein
Onkel von Maria Zwirtmаут.
Gasthaus zum Linzer Tor - Linzer Straße 16 (vormals Leonfelden Nr. 2)
Im Grundbuch von 1794 wird das Haus unter der Bezeichnung „Das
Dunkische Wirtzshaus nächst dem unteren Marktthor" geführt. Wenn man
das heutige Gebäude betrachtet, kann man sich kaum vorstellen, wie
beengt es hier einmal zugegangen ist. Eingepfercht zwischen Ringmauer,
Linzer Tor und einem gegenüber der engen Durchfahrtsstraße stehenden
Haus gelangte straßenseitig nur durch ein kleines Fenster über der
Eingangstür Licht in das Haus.
Im Jahr 1892 nahm ein verheerendes Feuer von hier seinen Ausgang.
Beinahe alle Häuser des Marktes Leonfelden wurden ein Raub der Flammen.
Vom zerstörten Linzer Tor konnte ein Marienbild gerettet werden, das
auf dem neu aufgebauten Haus angebracht wurde. Die Gastwirtschaft wurde
bis 1960 betrieben. Unvergesslich geblieben sind der Wirt Andreas
Brandtner, dessen Witwe Anna und deren Nachfolgerin Anna Höß.
Promenaden Park
1885 an Stelle eines Holzlagerplatzes von der Marktkommune unter dem
Forstwart Johann Ritter errichtet und bepflanzt. 1979 neu gestaltet.
Neumüller-Kapelle am Haus der Familie Neumüller
NEUMÜLLER-KAPELLE (Vormals Bräuhaus-Kapelle beim Fleischer-Türl)
Am alten Wallfahrerweg „Salzstraße" entstand im 18. Jahrhundert eine
hölzerne Kapelle mit dem großen hölzernen Christus am Kreuz. 1892 beim
großen Marktbrand wurde auch die Kapelle ein Raub der Flammen, der
angekohlte „Christus" wurde gerettet und 1893 die Kapelle hier neu
aufgebaut. Seit 1939 im Besitz der Familien Neumüller.
Wasserkar beim ehemaligen Fleischertürl
Viehtränke, Wäsche- und Hutschwenme, Trink- und Löschwasserversorgung
Glaserhaus - Hauptplatz 7 (vormals Leonfelden Nr. 42 (und Nr. 42a/88))
Vermutlich gab es an dieser Stelle zwei Häuser. Ein Balken und die
verschiedenen Niveaus deuten darauf hin. Außerdem gibt es ein
Hinterhaus, das zuerst die Nummer Leonfelden 42a, dann 88 trug. Trotz
äußerst beengter Verhältnisse gingen dort der Briefträger und Schuster
Alois Brenner und die Schneiderin Rosina Brenner ihren Gewerben nach.
Das winzige Wohnzimmer war gleichzeitig Küche und Nähwerkstatt bzw.
Anproberaum, während der Stiegenaufgang und ein kleines Abteil als
Schusterwerkstatt dienten.
1886 gehörte das Haus dem Schweinehändler Franz Steibelmüller, ehe es
vom langjährigen Bürgermeister Hermann Gärtner übernommen wurde. Dessen
Sohn Dr. Hermann Gärtner war bis 1963 Tierarzt. Er hatte schon bald ein
Telefon mit Daueranschluss. Wenn es in der Nacht drei Mal klingelte,
betraf es den Tierarzt.
Großes List - Hauptplatz 33 (vormals Leonfelden Nr. 25)
Alten Urkundenzufolge dürfte es sich um das älteste Haus in Leonfelden
handeln. Gemäß den Angaben des Heimatforschers Felix Manzenreiter
könnte „in der Mitte des 12. Jahrhunderts an der Wegkreuzung der
Salzstraße mit der aus Osten kommenden Straße schon eine aus Holz
gebaute Einkehrstätte für Säumer gestanden sein". Von der alten
Bausubstanz sind noch frühgotische Gewölbe und Toreinfassungen, zwei
Arkadengänge im Hof und ein Steinbrunnen mit der Jahreszahl 1606
erhalten.
Über viele Jahre war hier ein wichtiger Stützpunkt des Salzhandels.
Durch den Sensenhammer Schmied am Stein, der im Haus eine
Verkaufsstelle einrichtete, erhielt das Objekt den Namen „Gasthaus zur
Goldenen Sense". Mit der Errichtung einer Poststation sowie des
Linienverkehrs mit einem Postwagen wurde das Haus zum „Gasthof zur
Post". Bis zu 50 Pferde waren damals untergebracht. An diese Zeit
erinnert die als Postkutsche gestaltete Schank.
Rathaus - Hauptplatz 1 (vormals Leonfelden Nr. 26)
Vermutlich bestand bereits seit der Gründung des Marktes Leonfelden ein
Rathaus. Immerhin war der Marktrichter neben der Verwaltung der
Marktgemeinde für alle Angelegenheiten zuständig, die heute in den
Aufgabenbereich der Bezirkshauptmannschaft, des Bezirksgerichtes, des
Steueramtes und der Polizei fallen. Das heutige Rathaus wurde
wahrscheinlich um 1579 erbaut. Nach der Aufhebung der Spitalskirche im
Jahr 1783 übersiedelte der Marktrichter dorthin. 1939 wurden die
Katastralgemeinden Stiftung, Dietrichschlag, Laimbach und Weigetschlag
mit Leonfelden zusammengelegt. Das alte Rathaus war wieder Sitz des
Gemeindeamtes. Zwischen 1849 und 1912 war im Rathaus das k.k.
Bezirksgericht untergebracht. Das Fresko an der Hausfront, das die
Gerechtigkeit darstellt, weist noch darauf hin. Später befand sich im
Erdgeschoß das Postamt und im zweiten Stock war die Ordination des
Gemeinde- und Kurarztes Dr. Rudolf Schwarz.
In Leonfelden wird im Jahr 1577 diese frühe Bildungsstätte im Sinne
Martin Luthers als „DOMUS DISCIPLINAE" (Haus der Bildung) von den
damals protestantischen Bürgern des Marktes errichtet. Sie ist vorerst
ausschließlich Knaben auf freiwilliger Basis vorbehalten und religiöse
Inhalte prägen den Unterricht. Nach Einführung der Allgemeinen
Unterrichtspflicht durch Maria Theresia im Jahr 1774 werden alle Kinder
vom Schulmeister und seinen Gehilfen in Lesen, Schreiben und Rechnen
unterwiesen - lange Zeit nicht zur Freude der bäuerlichen Welt ringsum.
1785 wird die Schule auf Grund der steigenden Schülerzahlen zur
heutigen Größe aufgestockt. Aus einem Vertrag vom 4. September 1849
geht hervor, dass im Rathaus und im daran angebauten Schulstöckl das
Bezirksgericht installiert wird. Die Räumlichkeiten der Schule werden
zu Kerkerzellen umgestaltet. Die Schule muss vorübergehend in das
gegenüberliegende Haus Nr. 35 übersiedeln, ehe sie 1854 in das nunmehr
fertiggestellte Volksschulgebäude, die heutige Musikschule, einziehen
kann. Seit dem Jahr 1988 ist hier das OÖ. Schulmuseum untergebracht, wo
die Besucher die Entwicklung der österreichischen Schulgeschichte der
letzten fünfhundert Jahre hautnah und erlebnisorientiert nachempfinden
können.
Kaiserin MARIA THERESIA (reg. 1740 – 1780)
führte am 6. Dezember 1774 die Allgemeine Schulpflicht ein, deren
Kernstück die „Trivialschule" für alle 6 - 12jährigen war. Durch das
Erlernen der 3 „Niederen Künste" - Lesen, Schreiben und Raitten
(Rechnen) - sollten sie u. a. befähigt werden, sich Wissen „von außen"
(Gesetzestexte, Buchwissen) anzueignen. Diese moderne Auffassung von
Bildung für das einfache Volk wurde von diesem allerdings kaum
verstanden und nur zögernd und unter Strafandrohung (Kerker, Geldbußen)
akzeptiert.
JOSEPH II. (reg. 1780 – 1790)
setzte als überzeugter Anhänger der Aufklärung die von seiner Mutter
begonnene Förderung des Schulwesens für das gemeine Volk fort.
Insbesondere legte er durch die Gründung des „Schulfonds" die
wirtschaftliche Grundlage für Schul(aus) bauten und Lehrerbesoldung.
Die Mittel dafür stammten von aufgelösten (säkularisierten) Klöstern
und Kirchen (allein im Mühlviertel 53!), aus dem Vermögen verbotener
Bruderschaften und der hohen Besteuerung kirchlicher Güter. In diesem
Zusammenhang wurde auch die Bürgerspitalskirche Leonfelden am 7. 12.
1786 gesperrt und an die Gemeinde (als einzigem Bieter) um 200 Gulden
versteigert.
DAS GEWICHT DER BILDUNG
Von der analogen Maßeinheit „Kilogramm" zum digitalen „Kilobyte"
Seit der Einführung des Leseunterrichts durch Kaiserin Maria Theresia
entnimmt der Schüler sein Wissen mehr als zwei Jahrhunderte lang
vorwiegend aus Schulbüchern. Dabei steigert sich deren Anzahl und
Umfang kontinuierlich.
Die Bibliothek eines Schülers, die zunächst aus einer Fibel, drei
Lesebüchern, einem Katechismus und drei Rechenbüchern bestand, erreicht
mit der Einführung der Gratisschulbuchaktion im Jahre 1972 einen ersten
Höhepunkt.
Führt der Weg vom Schulbuch zum Bildschirm?
Die Pandemie der Jahre 2020 bis 2022 beendete die Alleinherrschaft des
Buches als Träger der Bildung mit einem Schlag: Neue Medien wie Laptop
und Mobiltelefon mit geringem Gewicht, hoher Speicherkapazität und
handlichen Maßen ermöglichen eine weitgehende Unabhängigkeit des
Lernens von Klassenraum („Homelearning") und Stundenplan. Nach der
ersten Begeisterung über diese neue Art der Wissensvermittlung erkennt
man aber inzwischen auch unangenehme Nebenwirkungen wie die soziale
Isolierung der Lernenden, Erschwernisse beim Erwerb der Lesefertigkeit,
ja die Gefahr von Haltungsschäden und Augenleiden. Heute sieht man ein
„hybrides Lernangebot", in dem das analoge Lehrbuch als Leitmedium
durch das digitale Werkzeug sinnvoll bereichert wird, als die
erstrebenswerte Arbeitsform der Schule von morgen an.
Lehrmittel waren ab 1800 wesentliche Elemente im Unterricht. Die Tier-
und Pflanzenwelt wurde mit Hilfe von Präparaten und Schaukästen
vermittelt, technische Errungenschaften wurden anhand von Modellen
erklärt. Die Kinder gewannen dadurch einen konkreten Einblick in
bekannte und fremde Lebenswelten. Ebenso wurden Wand- und Märchenbilder
eingesetzt, um den Unterricht anschaulich zu gestalten.
Die Kerkerzelle
war ursprünglich die „Schwarze Kuchl" der Schulmeisterfamilie. Seit der
Einführung der Schulpflicht diente sie auch zum „Absitzen" von Strafen,
welche Vätern auferlegt wurden, die ihre Kinder nicht regelmäßig zur
Schule schickten. (Ausmaß 5 – 8 Stunden)
Darinnen dargestellt: Unterricht vor der Zeit Maria Theresias
Der Schulmeister ist auf Nebenerwerb angewiesen (hier Flickschuster).
Er bewohnt tagsüber mit seiner Familie einen einzigen Raum, Wohn- und
Schulstube zugleich, wo er auch sein Geflügel hält. Der Pfarrer als
Schulaufsichtsbeamter verweist die klagende Gattin auf den verheißenen
himmlischen Lohn.
Die Kärntner Puppenkünstlerin Elli Riehl (1902 – 1977)
hatte bereits in der Schule ihre Leidenschaft zu Spielpuppen entdeckt
und durfte 1934 Werke bei der Wiener Frühjahrsmesse zum ersten Mal
öffentlich präsentieren. Der dort erzielte Erfolg bewirkte den Schritt
vom Hobby zum Beruf. Im Puppenwelt-Museum ihres Heimatdorfes Treffen
werden heute über 700 ihrer Werke ausgestellt, womit ihr Ruf als
bedeutsame Puppenkünstlerin Österreichs belegt ist.
Schulen und Klassen des 18. und 19. Jahrhunderts
Ursprünglich waren Unterrichtsräume („Lehrstuben") in
Schulmeisterwohnungen integriert. Erst mit dem Anwachsen der
Schülerzahlen in der Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte die
Unterbringung der Schüler in eigenen, großräumigen Klassenzimmern. Bei
mehr als 80 Kindern wurde dem Schulmeister ein, bei mehr als 100 noch
ein zweiter Schulgehilfe beigestellt.
Die historische Schulklasse aus der Zeit um 1900 gibt einen Einblick in
den damaligen Unterrichtsalltag. Es herrschte strenge Disziplin, die
„Eselsbank” und Strafen waren weiterhin gang und gäbe. Viele
Sprichwörter und Redewendungen leiten sich aus dem einstigen Schulleben
ab. Die Schrift unserer Vorfahren war die Kurrentschrift. Die
„Tafelkratzer” der 1. Klasse schrieben mit Griffeln auf Schiefertafeln,
die „Tintenpatzer“ in der 2. Klasse mit selbstgemachter Tinte und einer
Metallfeder
Am 6. Dezember 1774 führt die „Kaiserin" Maria Theresia als erste
Regentin Europas die Unterrichtspflicht verbindlich ein. Die
Schulpflicht gilt für Knaben und Mädchen. Dauer der Schulpflicht ist 6
Jahre. Vor allem die vorwiegend bäuerliche Bevölkerung lehnt dieses
Gesetz ab. Es heißt, „die Kaiserin nimmt uns die Kinder weg". Die
Pflichtgegenstände sind Lesen, Schreiben, Rechnen und christliche
Lehre. Für Lehrer wird erstmals eine Ausbildung vorgeschrieben. Die
Kinder erhalten nun auch Unterrichtsmaterialien.
Die GARDEROBE
war ein fixer Bestandteil der Klassenausstattung. Soweit die Schüler
nicht barfuß kamen, trugen sie Holzbundschuhe (Holzbummerl), deren
hölzerne Sohle in der Regel zu Hause selbst erneuert werden konnte.
Dem Vorteil der Wärme stand im Winter die Gefahr des Aufböckelns bzw. Rutschens gegenüber.
Die Schulschürzen der Mädchen sollten die übrige Kleidung vor den Tintenflecken schützen („Tintenpatzer!")
Zur Verzierung der Leinenstoffe wurde meist das Blaudruck-Verfahren
angewandt (letzte Blaudruckerei in Bad Leonfelden: Karl Wagner neben
Bründlkirche).
Die SCHULTASCHE
abgeleitet vom Tornister der Soldaten, bestand aus Fell, Leder, Stoff,
Pappe oder Holz und wies zwei hölzerne Seitenteile auf. An der Größe
der „Klappe" erkannte man, ob sie „weiblich" oder „männlich" war. Ihr
Inhalt setzte sich lange Zeit aus den berühmten „7 Sachen" zusammen:
Lesebuch, Rechenbuch, Schiefertafel, Pennal mit Griffel, Bleistift und
Feder, Schreibheft.
Ab 1869 erobert das „Fräulein" die Schule. Mit dem
Reichsvolksschulgesetz wurden auch „Weibsbilder" als Lehrpersonen
zugelassen. Sie mussten sich mit weniger Lohn und einem Berufsverbot
bei Verehelichung abfinden. Ein „Fräulein" galt in der Regel als
besonders züchtig und zimperlich und konnte am gesellschaftlichen Leben
eines Dorfes nur am Rande teilnehmen.
Vor Einführung der Unterrichtspflicht steht das Schulwesen unter dem
Einfluss der katholischen Kirche. Der Schulmeister ist auch Mesner,
Organist und Handwerker. Er hat keine Ausbildung. Lesen und Schreiben
werden nur in Ansätzen vermittelt, Rechnen kaum. Ein Schulgehilfe oder
gelegentlich die Frau des Schulmeisters helfen mit. Die Schulstube ist
zugleich die Wohnung des Schulmeisters. Der Unterricht erfolgte in der
Klasse vorwiegend als Einzelunterricht. Disziplinschwierigkeiten und
Prügelstrafen sind alltäglich.
Das „Bürgerliche Gesetzbuch" (ABGB) wurde nach dem Gesetzesauftrag
Maria Theresias nach 58 Jahren Vorbereitungszeit endgültig 1812 in
Kraft gesetzt. Von den hier ausgewiesenen 1502 Paragraphen gelten heute
noch 1319. Das vorliegende Gesetzeswerk stammt aus dem Jahre 1787 und
stellt den 1. Teil des ABAG dar.
Vor Einführung der Unterrichtspflicht war nur Knaben der Schulbesuch
gestattet. Getrennte Plumpsklos somit nicht nötig. Sauber gewischt
wurde mit Stroh.
SCHULWANDKARTEN, hier vorwiegend aus der Zeit der
Österreich-Ungarischen Monarchie (1867-1918), geben davon Zeugnis, dass
einst topographisches Wissen über Länder Vorrang vor dem exemplarischen
Erfassen von Klimazonen und Landschaftsformen hatte. Heute geben uns
diese Karten auch einen Einblick in die politischen Veränderungen
Mitteleuropas innerhalb eines Jahrhunderts. Österreich schrumpfte vom
zweitgrößten Staatsgebilde Europas (12 Sprachen!) zur 2. Republik mit
nur 1/8 der Fläche und Einwohnerzahl.
Die berühmten 28 Meinhold'schen MÄRCHENBILDER erschienen in den Jahren
1904 bis 1918 in Dresden weisen stets die gleiche Grundstruktur auf:
Die in der Bildmitte groß dargestellte Schlüsselszene des Märchens wird
durch ornamentartige (Jugendstil-) Rahmen von diversen Einzelszenerien
im Randbereich abgegrenzt. Im Unterricht der 1. Klasse bot jeweils ein
Märchen den Stoff über 3 bis 4 Wochen. Aus dem Inhalt gewann man
sittlich-religiöse Einsichten für das wirkliche Leben: Friedfertigkeit,
Uneigennützigkeit, Demut, Gehorsam, Dankbarkeit,...
WANDBILDER FÜR DAS FACH „GESCHICHTE"
Wandbilder sind zwischen 1875 und dem Beginn des Ersten Weltkrieges das Hauptthema dieses Unterrichtsmittels.
Bildmotive wie heroische Siege sollen Nationalstolz und Patriotismus
der heranwachsenden Untertanen stärken und sind so nicht immer
objektiv. Penible Datierungen von Schlachten stellen überdies eine
besondere Erschwernis für die Lernenden dar.
Lange Zeit endet der Lehrplan für Geschichte mit dem Ausbruch des
Ersten Weltkrieges. Der Zusammenbruch der Monarchie, das Elend der
Zwischenkriegszeit und die Rolle Österreichs während des NS-Regimes
bleiben bis in die Mitte der 50er Jahre ein „Tabuthema". Die hier
verwendeten Bildbeispiele beweisen, dass vieles aus heutiger Sicht
überzogen, ja letztlich „belanglos" war.
1769: JOSEF II. ALS BAUER
Bei einer Reise durch Mähren begegnete der spätere Kaiser (1780 bis
1790) einem pflügenden Bauern, von dem er sich die Handhabung eines
Pfluges zeigen ließ. Das „Ereignis" wurde später als Gemälde verewigt
und auf einer Postkarte verbreitet. Es galt als Symbol der
„Wertschätzung des Bauernstandes" durch den Kaiser. Der „Heilige Pflug"
befindet sich noch heute im Museum von Brünn.
LATERNA MAGICA - Die „Zauberlaterne"
Sie war die Vorgängerin des Diaprojektors und hatte im frühen 19. Jahrhundert (Biedermeierzeit) ihre Blütezeit.
Besonders beliebt war die mit einer Petroleumlampe erleuchtete
Apparatur bei Familienfesten oder auch als Attraktion bei Jahrmärkten.
Die Themen, die auf den Glasstreifen dargestellt waren, reichten von
deutschen Märchen bis zu exotischen Menschen- und Tierdarstellungen aus
fernen Kolonien.
STEREOSKOP/STEREOFOTOGRAFIE
Beliebtes Anschauungsmittel von der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.
Durch eine doppellinsige Kamera (Linsen im Augenabstand) wird getrennt
fotografiert, die Kopien der Bilder werden nebeneinander gesetzt. Im
Betrachtungsgerät sieht jedes Auge nur das „seiner" Aufnahmeoptik
entsprechende Bild. Das Gehirn vereint beide Bildeindrücke zu einem
einzigen mit räumlicher Wirkung.
RASSENWAHN und ERBGESETZE
Mit fast religiöser Inbrunst beschwor der Nationalismus das Blut als
Träger echter Lebenskraft. Reines „Arierblut" galt als Grundlage für
den Status des „Herrenmenschen", der dazu berechtigt war, andere Rassen
zu beherrschen.
Insbesondere sah Hitler im jüdischen Volk den Sündenbock für die
aktuelle schlechte Wirtschaftslage. 6 Millionen von ihnen mussten diese
Wahnvorstellung mit dem Tod bezahlen! Ähnlich rigoros ging Hitler mit
Erbkrankheiten der Deutschen selbst um (250.000 Morde durch
Euthanasie!) Schon die Volksschüler mussten Hitlers Erbgesetze kennen,
um später selbst zur „gesunden Arterhaltung des deutschen Volkes"
beizutragen.
Das SPIELZEUG der NS-Zeit
Schon die jüngsten Mitglieder der Familie wurden der ideologischen
Indoktrination durch den Nationalsozialismus ausgesetzt. Im Mittelpunkt
stand meist der heldenhafte Soldat, der mit den faszinierenden
technischen Kriegsgeräten auf Du war: als Flugzeugpilot, Panzerführer,
Kraftradfahrer ... Mädchen wurden mit den Tugenden der deutschen Mutter
konfrontiert: meist blondhaarige Puppen, Kinderwagen, Miniaturküchen ...
Landesschulrat, Linz, am 12. März 1938.
Nr. 104. Schüler-Gruß an allen Schulen Oberösterreichs.
An die Direktionen und Leitungen aller Schulen und Lehranstalten in Oberösterreich.
Der Vorsitzende des Landesschulrates für Oberösterreich hat angeordnet,
daß ab Montag, den 14. März 1938 die Schüler und Schülerinnen aller
Volks-, Haupt-, Mittel-, Fach- und Fortbildungsschulen sowie auch aller
Privatschulen mit Oeeffentlichkeitsrecht in in Oberösterreich in Wort
und Gebärde den deutschen Gruß zu leisten haben. Der Gruß ist: „Heil
Hitler!".
Die Direktionen und Leitungen werder beauftragt, die erforderliche
Weisung an die Lehrkräfte und an die Schüler(innen) ergehen zu lassen.
ERZIEHUNG DER NS-ZEIT 1938-1945
Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen am 12. März 1938 änderten sich
fast schlagartig Lehr- und Erziehungsauftrag in Österreichs Schulen
(Deutsche Schulen der Ostmark). Die Partei verschaffte sich starken
Zugriff auf Schule und Freizeitgestaltung der Kinder. Erziehungsziel
war der „Gute Soldat", der mit blinder Begeisterung den Anordnungen des
Nationalsozialismus folgte. Der Schüler war ab nun ständig von
NS-Parolen umgeben. Für ehrgeizige Schüler eröffnete sich eine steile
Karriere zum HJ-Jungen oder BDM-Mitglied.
Nationalsozialistische Familienpolitik
Das BDM-Mädchen war für die „völkische Erneuerung" vorgesehen. Als
Anerkennung für „arisch reine" Nachkommenschaft verlieh Hitler das
Mutterkreuz in Bronze, Silber oder Gold bei vier, sechs oder acht
Kindern.
Hakenkreuz
Ein Symbol für die Sonne, das schon von vielen Kulturen verwendet wurde.
War in der NS-Zeit überall präsent, selbst auf Fußmatten, Nachttöpfen, Christbaumkugeln,...
DAS GESTRENGE „FRÄULEIN“
Weibliche Lehrpersonen gibt es erst nach der Übernahme des
Bildungswesens durch den Staat (1869). Die geforderte Ehelosigkeit und
ein wesentlich geringeres Einkommen als männliche „Schulmeister"
(„Bedarfsprinzip") machen ihnen das Leben nicht gerade leicht. Dazu
kommt, dass ihnen die eingesessenen Schulmänner oft mit großen
Vorurteilen begegnen („Verweiblichung ist Verweichlichung!"). Das
ändert sich erst, als infolge der Kriegsverpflichtung der männlichen
Kollegen im Zweiten Weltkrieg ein akuter Lehrermangel entsteht. Die
dadurch erforderliche Öffnung des Berufsstandes für verheiratete
Lehrerinnen zu Anfang der 40er Jahre eröffnet ihnen den Weg zur
Gleichberechtigung als „Frau Lehrerin".
Der „FLECK" - einschließlich seiner Sonderformen, dem „Buchstabenfleck
und Flickfleck"- war das zentrale Werkstück des seit 1869 eingeführten
Unterrichtsfaches „Weibliche Handarbeit". Der Musterfleck, versehen mit
Namen und Entstehungsjaht, galt lange Zeit als Visitenkarte für
heiratswillige Jungfern. Aus ihm konnte die künftige Schwiegermutter
Fleiß, Genauigkeit, Sauberkeit und noch mehr herauslesen. („Ich heirat
dich vom Fleck weg.")
STRAF- UND ERZIEHUNGSMITTEL des 18. und 19. Jahrhunderts
Der hölzerne Klassenesel oder die einsitzige Eselsbank am hinteren
Klassenrand waren zunächst „renidenten und unbotmäßigen Knäblein"
vorbehalten. Später nahm die gesamte letzte Bankreihe diese Außenseiter
- zunehmend Schüler, die dem Unterricht geistig nicht folgern konnten -
auf. Eselsmützen und Strohkränze dienten ebenfalls der Kennzeichnung
fauler und dummer Schüler. Mit Vorrichtungen, die an Folterwerkzeuge
erinnern, sollen im 18. Jahrhundert besonders lebhafte Kinder am Platze
festgehalten worden sein. Strafen wie Rutenstreiche, Scheitelknien und Verspottet-Werden auf dem Prangeresel waren alltäglich,
DIE LEHRBÜCHEREI Landes-, Bezirks-, Schulbibliothek
war einst eine wichtige Informations- und Fortbildungsquelle für
Lehrer, die diese u.a. zur Vorbereitung auf die
„Lehrbefähigungsprüfung" nutzten. Die hier präsentierten Bücher
entstammen großteils der Bezirkslehrerbibliothek Urfahr/Umgebung.
(Standort Gallneukirchen) Sie enthält pädagogische Werke und Sachbücher
aus der Zeit zwischen 1880 und 1980 und wird laufend durch Sammelstücke
des Museumsvereins aus der Zeit nach 1774 ergänzt.
GESCHICHTE DER SCHRIFT
Neben der Sprache ist die Schrift die bedeutendste Errungenschaft des
Menschen. Die Geschichte der Schrift reicht sehr weit zurück. Die
Anfänge bilden „Urbilder", die Menschen schon Jahrtausende vor Christus
auf Höhlenwände, Steine oder Tontöpfe gemalt oder geritzt haben
(„Bilderschrift"). Aus ihnen entwickeln sich im Laufe der Zeit
Begriffszeichen (Keilschrift ab 4000 vor Chr., Hieroglyphen um 2500 v.
Chr.).
Es dauert weitere 2700 Jahre, bis aus den Bildsymbolen einfachere
Zeichen für Laute entstehen (Buchstabenschrift). Das erste Alphabet
stammt von den Phöniziern (um 1300 v. Chr.). Mit der Kenntnis der
Schrift und der Möglichkeit, wichtige Geschehnisse festzuhalten,
beginnt auch das „Historische Zeitalter" - in unseren Breiten um
Christi Geburt, in entlegenen Teilen der Welt noch bis heute nicht...
Die SCHULBÜCHER
waren das ideale Transportmittel für nationalsozialistische Propagandaziele und Erfolgsgeschichten des Regimes:
Lesebücher führten die spannenden Abenteuer der Hitlerjugend vor Augen,
verniedlichten das Soldatenleben und stellten Hitler als väterliche
Kultfigur dar. Rechenbücher beschäftigten sich mit Zahlen des
kurzfristigen wirtschaftlichen Aufstiegs auf Grund der boomenden
Rüstungsindustrie und neuer Autobahnen (=Transportwege für das Militär).
Die ENTWICKLUNG des LESEBUCHES
Die ABC- oder Namensbüchlein aus der Zeit Maria Theresias erschienen in
bunten Pracht- und einfärbigen Armenausgaben und waren die ersten
Fibeln der Trivialschule. Inhaltlich erwiesen sie sich als stark
moralisierend und vom kirchlich gottesfürchtigen Geist getragen. In der
Aufklärungszeit kamen auch lebenspraktische Inhalte dazu, sodass
Lesebücher auch die Funktion von Sachbüchern übernahmen. Bis in die
jüngste Zeit unserer Geschichte spiegeln sich in ihnen herrschende
Gesellschaftsform und Zeitgeist wider: Kaiserverehrung,
Kriegsverherrlichung, konservative, liberale, sozialdemokratische
Leitbilder...
BELOHNUNGEN
für herausragende Leistungen oder besonderen Fleiß gab es schon bald nach Einführung der Schulpflicht:
• Brezen für alle tüchtigen Schüler bei den jährlichen Schul- prüfungen vor Eltern und Obrigkeit
• Fleißbüchlein, Medaillen für die Jahrgangsbesten
• Fleißbildchen (teilweise mit eingetragenem Namen) für eifrigen
Schulbesuch, gute Sitten oder guten Lernerfolg. Im Unterrichtsfach
Religion wurden solche Bildchen noch bis in die 60er Jahre des 20.
Jahrhunderts eingesetzt.
DIE SCHULTÜTE
Sie war in Deutschland schon in der Vorkriegszeit ein beliebtes
Einstiegsgeschenk in die schulische Laufbahn eines Kindes, ganz im
Sinne der nationalsozialistischen Familienpolitik. Nach der Vereinigung
mit Österreich 1938 fand dieser Brauch auch in der nunmehrigen
„Ostmark" zahlreiche Anhänger. In der Tüte befanden sich allerlei
Süßigkeiten, von Lebzelten über Schokolade, speziellen Brezen bis zu
Zuckerstangen. Aber auch altersgemäßes, meist selbstgemachtes Spielzeug
wie ein Steckenpferd durfte da nicht fehlen. Nach dem Staatsvertrag von
1955 kehrte die Schultüte, diesmal mit österreichischem Ambiente,
wieder zurück und blieb uns bis heute erhalten.
Schon zur Zeit der Römer gab es einen Handelsweg nach Böhmen, um
dorthin begehrte Salz zu bringen. Am Kreuzungspunkt mit einem anderen
Pfad, der später als Ochsenstraße bekannt wurde, dürfte um 1150 eine
Säumerstation bestanden haben. An dieser Stelle wurde wenig später ein
Angerdorf namens Lonvelde gegründet. Im Mittelalter war Leonfelden ein
florierender Markt mit Maut und Gericht. Nach verheerenden Überfällen
durch Hussiten und böhmische Adelige wurde 1470 eine Ringmauer
errichtet.
Bad Leonfelden hat auch eine lange Tradition als Kurort. Bei der
Bründlquelle entstanden um 1700 eine Kirche und ein Badehaus. Der
Lebzelter Franz Kastner und der Färber Karl Wagner erkannten die
Heilkraft des Moorwassers und nützten es von 1881 bis 1914 im
„Franzensbad“ mit großem Erfolg. Diese Tradition wurde 1962
wiederbelebt. Seither trägt die Stadt den Namen Bad Leonfelden.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: