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Der Heimreisetag steht zur Disposition, auch in der letzten Stadt/Station habe ich bereits in der halben Zeit alles gesehen. Ich schaue im Atlas auf die Umgebung und entdecke Oostende. Da klingelt was im Historikerhirn und tatsächlich: Neben der Peter-und-Paul-Kirche ist Ostende vorallem durch das Freiluftmuseum Atlantikwall ein Reisetipp.
Ostende (niederländisch Oostende) ist Hafenstadt und Seebad an der belgischen Nordseeküste in der Provinz Westflandern und liegt am früheren östlichen Ende der ehemaligen Insel Testerep. Darin liegt auch ihr Name begründet.
Historische Bedeutung erlangte die Stadt während des auch als Achtzigjährigen Kriegs bekannten niederländischen Unabhängigkeitskampfs gegen die Spanier, als es durch diese zur Belagerung von Ostende, das von den Aufständischen gehalten wurde, kam. Diese Belagerung im Jahr 1604 war eine der verlustreichsten in der Frühen Neuzeit.
Der Leopoldpark wurde 1860 auf den alten Festungen der Stadt angelegt. Erst 1933 wurde die weltberühmte Blumenuhr errichtet an der Stelle, wo sich jetzt die Autobahn befindet. 1963 wurde die Blumenuhr an ihrer heutigen Stelle wieder errichtet.
Während des Zweiten Weltkriegs kapitulierte Belgien 18 Tage nach dem Beginn des Westfeldzuges der Wehrmacht am 28. Mai 1940 ('Fall Gelb'). Einen Tag später marschierten deutsche Truppen kampflos in Ostende ein. 1944 flogen Bomber der Westalliierten zahlreiche Luftangriffe gegen Frankreich (vor und nach der Invasion in der Normandie). Ostende war wegen seiner Hafenanlagen ein Ziel und wurde zu großen Teilen zerstört.
Die Peter-und-Paul-Kirche ist die Gesamtkirche in der belgischen Küstenstadt Ostende und ersetzte die am 14. August 1896 durch einen Brand zerstörte Peterskirche. Die neue Kirche wurde zwischen 1899 und 1905 nach den detaillierten Plänen des Brügger Stadtarchitekten Louis Delacenserie (1838-1909) im neugotischen Stil erbaut. Der Stil der Kirche spiegelt sich im gotischen Stil des Kölner Doms wider, aber auch in der neugotischen Votivkirche in Wien.
Der Grundriss basiert auf dem lateinischen Kreuz, wobei der Mittelgang etwas höher ist als die beiden Seitenschiffe. Die Kirche ist 70 m lang und 36 m breit. Die Kirchtürme sind 72 m hoch. Das Gebäude besteht aus Kalkstein aus der Maasregion (pierre de Meuse), einer Steinart, die bereits in der Römerzeit für den Bau ihrer Villen verwendet wurde. Diese Art von Stein eignet sich auch hervorragend für feine Skulpturen. Darüber hinaus wurden Ziegel, belgischer Blaustein und rosafarbener Granit verwendet.
Der Bau begann am 18. April 1899 und der Bau wurde bereits im Oktober 1904 fertiggestellt. Die feierliche Einweihung der Kirche fand am 4. September 1905 in Anwesenheit Leopolds II. Und zahlreicher prominenter Persönlichkeiten statt.
Diese Hauptkirche von Ostende beherbergt einige schöne Glasfenster. Die ursprünglichen Glasfenster wurden im Ersten und Zweiten Weltkrieg zerstört. Das einzige originale Fenster befindet sich im Mausoleum. Alle aktuellen Glasfenster stammen vom Glaskünstler Michiel Martens (1921-2006).
In der Kirche, an der Wand links vom Altar, befinden sich Buntglasfenster von allen belgischen Königen und von Königin Louise Marie. Nur König Albert II. Und König Filip fehlen noch auf der Liste.
In der Kapelle hinten dem Altar befindet sich die Tumba der Königin Marie-Louise, der ersten Königin von Belgien und gestorben in Oostende. Hinter der St. Petrus- und Pauluskirche befindet sich der St. Pietersturm, auch Peperbusse genannt. Es ist ein Rest der ehemalige St. Pieterskirche.
Die monumentale Fassade ist nach Osten ausgerichtet (im Gegensatz zu den meisten Kirchen, die normalerweise nach Westen ausgerichtet sind), insbesondere für die Wirkung auf den Reisenden, der Ostende betritt. Hoch über dem Portal befindet sich das Rosettenfenster mit Glasmalerei in Maßwerk und gotischen Blindfenstern auf beiden Seiten.
Das Gewölbe des Mittelschiffs besteht aus vierteiligen Kreuzrippengewölben, die typisch für die französische Hochgotik sind. Die vom Architekten entworfenen Möbel sind ebenfalls im neugotischen Stil gehalten. Diese Möbel wurden von Handwerkern aus Antwerpen und Brügge hergestellt.
Postsommer, Strand und Meer. Würde nur mehr die Sonne fehlen.
Jedes Jahr im Sommer findet am Strand von Oostende das Sandskulpturenfestival statt. Rund 40 Künstler aus 12 Ländern, darunter Australien, USA, Spanien, Deutschland und Frankreich, verbauen für die 'Stadt der Träume' nicht weniger als 240 Lastwagenladungen an Höhlensand aus den Ardennen.
Am Zeeheldenplein steht ein Kunstwerk des permanenten Skulpturenparks von Beaufort: 'Rock Strangers' von Arne Quinze
Der Begleittext informiert diesbezüglich: Der Künstler kritisiert mit seinen Skulpturen die zunehmende Verallgemeinerung des Städtebaus. Seine Rock Strangers verleihen der grauen, neutralen Umgebung jedoch eine selbstbewusste, farbenfrohe Note.
Der Hafen ist direkt beim Bahnhof vor der Hauptkirche. Alles recht kompakt beisammen hier. Schade, dass es auch hier regnet.
Der Fischmarkt in Oostende, im Volksmund Vistrap, ist der Ort schlechthin, um wirklich fangfrische Garnelen zu kaufen. Im Schnitt sind es drei Garnelenfänger, die täglich ihre Ware dort abladen. Ein Teil ihrer Ladung gelangt direkt vom Boot zu den Fischständen - frischer geht es nicht.
Frischer Fisch, frisch-feuchtes Wetter - Gollum würde sich hier wohl fühlen.
An mehreren Stellen in der Stadt ist gerade Rummelplatz, so auch vor der Kirche. Das Publikumsaufkommen ist ob des Regens zwar überschaubar, trotzdem verstellen die Fahrgeschäfte den freien Blick vom riesigen Vorplatz auf das Gotteshaus.
Der Bahnhof Ostende ist der größte Bahnhof von Ostende und gemessen an den Fahrgastzahlen einer der verkehrsreichsten in Belgien sowie der wichtigste Bahnhof an der belgischen Nordseeküste. Als Kopfbahnhof ist er Streckenende und Linienende aller hier ankommenden Züge. Eröffnet 1838 und abgerissen 1956, wurde das Bahnhofsgebäude von den Architekten Otten et Franz Seulen in den Jahren 1907 bis 1913 erbaut. Der Baustil stellt die Belle Époque dar und ist aus den Arbeiten des französischen Architekten Francois Mansart, dem Klassizismus, inspiriert. Außerdem weist das Gebäude einige Details im Ludwig XVI.- und Jugendstil auf. Zwei quadratische Türme befinden sich links und rechts der Glas-Konstruktion.
Der Bahnhof Oostende verfügt über 11 Bahnsteiggleise.
Und damit trete ich die Heimreise an. Zuvor bin ich allerdings noch mit der Straßenbahn zur Domäne Raversyde ins Freiluftmuseum 'Atlantikwall' gepfützt. Da kommt jetzt noch eine geballte Ladung Zeitgeschichte, also nix für Leute mit Epistemophobie.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: