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Gmünd ist eine Stadt im nordwestlichen Waldviertel in
Niederösterreich mit über 5000 Einwohnern. Sie ist Sitz der
Bezirkshauptmannschaft des Bezirkes Gmünd. Gmünd (tschechisch Cmunt),
das wirtschaftliche, kulturelle und touristische Zentrum des oberen
Waldviertels, ist zugleich ein wichtiger Bahn- und Straßenübergang an
der Grenze zu Tschechien (bzw. Böhmen).
Hoch oben, in der nördlichsten Region Österreichs, dem Oberen
Waldviertel, liegt Gmünd, eine geschichtsträchtige und aufstrebende
Stadt mit besonderem Flair und einem facettenreichen Angebot an Natur,
Gesundheit, Sport, Kulinarik und Kultur. Gmünd ist Ausgangspunkt für
Ausflüge und durch Sehenswürdigkeiten und zauberhaftes Ambientes immer
eine Reise wert. Mittelpunkt des historischen Stadtkernes sind die
Sgraffitohäuser und das alte Rathaus, ein Renaissancebau aus dem 16.
Jahrhundert. Freizeitvergnügen garantieren vielfältige
Wandermöglichkeiten, Radwege, Tennisplätze, ein Stadtkino und die
Stadtbücherei. Besonders beliebt sind Wanderungen im Naturpark
Blockheide Gmünd-Eibenstein mit seinen Wackelsteinen und der herrlichen
Wald- und Heidelandschaft. Ein Garant für einzigartiges Badevergnügen
ist das Sole-Felsen-Bad beim Aßangteich. Neben Süß- und
Salzwasserbecken bietet dieses Ganzjahresbad auch eine einmalige
Saunalandschaft. Ein Ausflugserlebnis der besonderen Art ist die Fahrt
mit der Waldviertelbahn von Gmünd aus über den „Waldviertler Semmering"
durch die beiden Tunnels sowie über zwei Viadukte vorbei an
monumentalen Granitwänden und Granitblöcken nach Groß Gerungs und
Litschau.
Katholische Pfarrkirche Herz Jesu: Die Kirche wurde 1953 im Stadtteil
Gmünd-Neustadt fertiggestellt und wird auch als Dom des Waldviertels
bezeichnet. Die Herz-Jesu-Kirche liegt in erhöhter Lage in der
Sichtachse zum Ende der ansteigenden Schubertstraße in Gmünd-Neustadt.
Die breite Doppelturm-Fassade hat neuromanische Anklänge. An der
Portalanlage befinden sich von Adolf Treberer-Treberspurg geschaffene
Reliefs der Erzengel Michael und Gabriel.
Othmar Lux schuf 1957 die Schnitzfigur des Heiligen Josef am linken
Seitenaltar, Adolf Treberer-Treberspurg 1954 die Schnitzfigur der
Schutzmantelmadonna am rechten Seitenaltar. Die Holzreliefs auf den
Lesepulten stammen vom Künstler Carl Hermann, der 1966 auch die Plastik
Die Trauernde beim Kirchenplatz schuf.
Das Presbyterium wird seit der Innenrenovierung 1984 (unter P. Rudolf
Hohmann OMI) nach einer Idee des Baumeisters Franz Graf aus Gmünd durch
den runden Altar aus Salzburger Marmor und die Umfassungswände mit dem
durch die Kuppel beherrschten Kirchenschiff organisch verbunden.
Seither ist ein aktives Mitfeiern der heiligen Messe für die
Gottesdienstteilnehmer wesentlich leichter.
Die Orgel erhebt sich über der Musikempore und wurde am 23. Oktober
1955 geweiht. Das Orgelgehäuse ist die Spende einer einheimischen
Firma. Die Orgel selbst stammt von der Firma Mauracher aus Linz und
besitzt 22 klingende Register mit 1396 Pfeifen.
Die neue Herz-Jesu-Kirche wurde von 1950 bis 1953 nach Plänen des
Architekten Josef Friedl erbaut. Die Weihe im Oktober 1953 nahm der
damalige Koadjutorbischof Franz König vor. 1978 erhielt die
Herz-Jesu-Kirche neue Kirchentüren. 1984 erfolgte eine Umgestaltung des
Innenraums nach den Maßstäben des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Der Tabernakelschmuck stammt aus dem Kunstatelier E. Klobasser aus
Wien. Es sind Mose und die eherne Schlange, die Speisung der
Fünftausend dargestellt und die eucharistischen Symbole in Emailarbeit
ausgeführt.
Die 24 durch Rippen geteilten Sektoren der Flachkuppel (Höhe = 12,7m;
Dm = 21,8m) zeigen Heiligenfiguren von Professor Lucia Jirgal aus Wien.
Stellt das Apsisfresko Vertreter des pilgernden Volkes Gottes dar, so
illustriert die Kuppel die große Gottesvision, die im letzten Buch der
Bibel geschildert ist. Mit dem Seher Johannes tun wir einen Blick in
den Himmel, in dessen Mitte Christus als Lamm zu sehen ist, das auf dem
versiegelten Buch ruht.
Umgeben ist das Lamm von den „vierundzwanzig Ältesten‘“ und den „vier
Wesen“ (Evangelistensymbole) in den Eckzwickeln der Decke (Vgl. Offb 4
und 5). Dargestellt sind die vom Volk viel verehrten Schutzpatrone,
Nothelfer und österreichischen Heiligen. Neben einem heiligen Mann ist
jeweils eine heilige Frau zu sehen, deren Gedenktag im Folgenden
angeführt ist.
St. Nikolaus 6.12., St. Theresia v. Avila 15.10., St. Leonhard 6.11.,
St. Notburga 13.9., St. Leopold 15.11., St. Margareta 20.7., St.
Sebastian 20.1., St. Lucia 13.12., St. Rochus 16.8., St. Elisabeth
19.11., St. Severin 8.1., St. Dorothea 6.2., St. Koloman 13.10., St.
Christina 24.7., St. Georg 23.4., St. Katharina v. Alexandrien 25.11.,
St. Ägidius 1.9., St. Cäcilia 22.11., St. Florian 4.5., St. Thekla
23.9., St. Blasius 3.2., St. Barbara 4.12., St. Altmann 9.8., St. Agnes
21.1.
Die Wandmalereien in der Apsis, die die Herrschaft Christi über die
geistlichen und weltlichen Stände zeigen, sind ein Werk des
Künstler-Ehepaars Piffl-Moser.
Flüchtlingsdenkmal
Ein Park und ein Denkmal erinnern heute an den Ort, an dem in den
Jahren 1914 bis 1918 an die 30.000 Menschen beerdigt wurden. Dort, wo
sich heute das von Georg Kruk entworfene und mit Hilfe des heimischen
Künstlers Carl Hermann ausgeführt Denkmal befindet, befand sich im
Ersten Weltkrieg das sogenannte "Birkentor". Ein einfach
zusammengezimmerter Torbogen aus Birkenholz bedeutete für viele der
Flüchtlinge das Ende ihrer irdischen Flucht.
Das Denkmal zeigt eine Flüchtlingsfamilie und trägt auf der Rückseite
eine ukrainische und deutschsprachige Inschrift. In Anlehnung an diese
Monumentalplastik wurde 2015 in Medulin (Kroatien) ein Denkmal
aufgestellt, das im Gedenken an die vielen Toten istrischen Flüchtlinge
im Gmünder Flüchtlingslager errichtet wurde. Hinter dem Gmünder
Flüchtlingsdenkmal befindet sich ein Gedenkstein der Gespanschaft
Istrien, welches an die 5.000 Menschen erinnert, die zwischen 1915 und
1918 im Gmünder Flüchtlingslager an Seuchen und Krankheiten verstorben
sind.
Gmünd-Neustadt (ehemaliges Flüchtlingslager)
Weltgeschichte wurde in Gmünd nie geschrieben. Aber: Es gibt in
Mitteleuropa nur wenige Kleinstädte, deren historische Entwicklung über
Jahrhunderte so eng mit der Weltgeschichte verbunden ist wie jene von
Gmünd. Im Besonderen gilt dies auch für Gmünd-Neustadt. Seit dem
Bestehen war die Entwicklung dieses Stadtteiles eng mit den
weltgeschichtlichen Ereignissen des 20. Jahrhunderts und deren
Auswirkungen verbunden.
Die Gmünder Neustadt entstand aus dem 1914 in Gmünd errichteten
Flüchtlingslager. Es war eines der größten in der
österreichisch-ungarischen Monarchie. Etwa 200 000 Flüchtlinge aus
allen Teilen der Monarchie wurden im Verlauf des Krieges im Lager
untergebracht, an die 30.000 Menschen fanden auf dem noch heute
existierenden Lagerfriedhof ihre letzte Ruhestätte.
Um den Vormarsch der russischen Truppen in Galizien zu behindern, griff
das k.u.k Militär zur Strategie der verbrannten Erde, vernichtete auf
ihrem Rückzug systematisch ganze Dörfer und vertrieb deren Bevölkerung,
was eine enorme Flüchtlingswelle zur Folge hatte. Noch 1914 wurde
begonnen, in Gmünd ein Lager zu errichten. Mit Wohnbaracken für je 200
bis 250 Personen, sodass das Lager 30.000 Personen aufnehmen konnte,
befand sich das Lager auf einem 550.000 m² großen Areal südwestlich des
Stadtzentrums. Es verfügte über ein Spital, eine Wasserversorgung,
Kanalisation, elektrisches Licht, eine Schule und eine Kirche. 1916 gab
es Pläne das Lager auf 50.000 Personen zu erweitern. Doch wurde
zwischen Februar und Juli 1917 eine Höchstbelegung von über 31 000
Menschen im Lager erreicht, ohne dass ein Ausbau erfolgt war.
Von den ca. 200.000 Flüchtlingen, die überwiegend aus Galizien und der
Bukowina stammten, starben viele an Entkräftung und an Krankheiten und
wurden im Lager beigesetzt – man schätzt ihre Zahl auf etwa 30.000.
Rund 5.000 Tote waren nach Mai 1915 aus der Reihe der istrischen
Evakuierten zu beklagen. Nach Kriegsende begaben sich der Großteil der
Flüchtlinge wieder in ihre alte Heimat.
Mit Erzherzog Sigismund von Österreich kam 1858 ein Vertreter der
Habsburger als Gutsbesitzer nach Gmünd. Erzherzog Sigismund von
Österreich (1826-1891) war ein großer Wohltäter und Förderer der Stadt
Gmünd. Ihm ist es zu verdanken, dass Gmünd um 1870 ein wichtiger
Knotenpunkt der Franz-Josefs-Bahn samt Eisenbahnwerkstätten und
repräsentativem Bahnhof wurde.
Erzherzog Sigismund ließ als kundiger Botaniker und Dendrologe auch die
englische Parkanlage des Gmünder Schlossparkes samt prachtvollen
Palmenhaus anlegen. Erzherzog Sigismund verstarb 1891 und wurde später
in seinem Mausoleum am Gmünder Friedhof bestattet. Der Schlüssel zu
seinem Sarg wird bis heute in einem Holzschrank der Kaiserlichen
Schatzkammer in Wien, zusammen mit 138 weiteren Sargschlüsseln der
Habsburger, aufbewahrt.
Das „Haus der Gmünder Zeitgeschichte“ präsentiert die Geschichte des
Gmünder Flüchtlingslagers, eines der größten Lager in der
Österreich-Ungarischen Monarchie, sowie die Entwicklung der Grenze und
der Region am „Eisernen Vorhang“. Neben vielen Ausstellungsstücken wird
dabei ein Blick auf das Leben der Menschen im 20. Jahrhundert geworfen,
Umbrüche, aber auch Aufbrüche nachgezeichnet, und auch dem Gedenken an
über 30.000 verstorbene Flüchtlinge in der Zeit des Ersten Weltkrieges
Raum geboten. Historisches Material des Filmarchivs Austria sowie des
ORF, aber auch Ausschnitte aus der Universum-History-Dokumentation über
Gmünd unterstreichen die Bedeutung der Gmünder
In Gmünd und České Velenice lassen sich die großen historischen
Entwicklungen des 20. Jahrhunderts so gut wie in keiner anderen
Kleinstadt Österreichs nachvollziehen. Die wichtigste Zäsur dafür war
die Eröffnung der Franz-Josefs-Bahn, die ab 1871 die Städte Wien und
Prag miteinander verband. Etwas außerhalb der Stadt Gmünd, auf dem
heutigen Stadtgebiet von České Velenice, wurde der größte Bahnhof
zwischen Wien und Prag errichtet. Auch die zentrale
Eisenbahn-Werkstätte für die Wartung und Reparatur der
Schienenfahrzeuge, mit über tausend Mitarbeitern, wurde in Betrieb
genommen. Ein neues regionales Zentrum war geboren: Böhmzeil und Unter
Wielands, das Viertel um diesen neuen Bahnhof. Das einzige, das damals
die Stadt Gmünd und ihren Bahnhof trennte, war eine Wegstrecke von rund
2,5 Kilometern. Dies bewegte die Gmünder Stadtregierung zu einer
Pionierleistung in Mitteleuropa: 1907 wurde die „Elektrische
Oberleitungs-Automobillinie Gmünd" eröffnet. Sie war die erste
O-Bus-Linie in Österreich und zugleich die erste auf dem Gebiet der
heutigen Tschechischen Republik.
Innerhalb von vier Jahrzehnten entwickelte sich Gmünd von einer
Ackerbürgerstadt zur Industriestadt. Das Zentrum dieser Dynamik waren
der Bahnhof und seine Umgebung. Dieser Bahnhof wurde schließlich bei
den Friedensverhandlungen von St. Germain 1919/1920 zu einem Hotspot
der Aufteilung der neuen Nationalstaaten und machte Gmünd und České
Velenice zu Städten an der Grenze. Wegen der verkehrsgünstigen Lage
wurde Gmünd im Ersten Weltkrieg als Standort für ein Flüchtlingslager
ausgewählt. Es sollte eines der größten Flüchtlingslager der
Donaumonarchie werden und im Laufe seines Bestandes über 200.000
Flüchtlinge aus dem Osten und Süden der Monarchie beherbergen.
Hundertausende Flüchtlinge betraten Gmünder Boden über den Bahnhof der
k. k. Staatsbahnen im heutigen České Velenice und machten sich im
Anschluss zu Fuß auf den Weg in das Gmünder Flüchtlingslager. Über
30.000 von ihnen starben aufgrund von Krankheiten, Seuchen und
Mangelerscheinungen und wurden am Friedhof des Lagers bestattet.
Ein kraftvolles Zeichen der Gemeinschaft symbolisiert die Brücke beim
Fußgängergrenzübergang Bleyleben – wo einst die unüberwindbare Grenze
die Städte trennte, ist ein Überqueren und in Verbindung treten heute
mühelos möglich. Auf tschechischer Seite des Fußgängergrenzüberganges
wurde ein Stück des Eisernen Vorhanges als Mahnmal nachgebaut. Die
Fußgängerbrücke ist heute der schnellste und direkteste Weg zwischen
den beiden Städten, bis 1989 war hier das Überqueren der Staatsgrenze
unmöglich.
Im Rahmen der Friedensverhandlungen von St. Germain (1919/20) wird der
Gmünder Bahnhof zu einem Dreh- und Angelpunkt der Aufteilung der neuen
Nationalstaaten. Der Bahnhof und 13 Gemeinden des Gmünder Bezirks
wurden an die Tschechoslowakei angegliedert. Die Stadt Gmünd mit den
verbleibenden Gemeinden wurde Teil von Deutschösterreich. So wurde aus
der einst verbundenen Region die beiden Grenzstädte Gmünd und České
Velenice. Nach dem zweiten Weltkrieg wird mit der Errichtung des
Eisernen Vorhangs begonnen und so werden Gmünd und České Velenice
jahrzehntelang (von 1948 bis 1989) durch die strenge, unüberwindbare
Grenze getrennt.
Als im November 1989 der Eiserne Vorhang fällt, stehen sich die einst
vereinten Regionen Gmünd und České Velenice nach Jahrzehnten der
Trennung wieder gegenüber. Bereits Ende Dezember wird mit dem Abbau des
physischen Grenzzauns begonnen und die Elemente der Trennung
verschwinden nach und nach. Die Europäische Idee der Verbindung lebt in
Gmünd und České Velenice – die Freude über die neuen Möglichkeiten der
Verbindung ist groß. Seither finden laufend und in Vielzahl
grenzüberschreitende Projekte und Veranstaltungen statt.
Die Stadt České Velenice (deutsch Gmünd-Bahnhof, ursprünglich
Unterwielands, 1938–1945: Gmünd III) besitzt einen Bahnhof im
europäischen Standard. Er stammt aus der Zeit der
Österreichisch-Ungarischen Monarchie und war bis zu deren Ende der
Hauptbahnhof von Gmünd an der Kaiser Franz Josephs-Bahn. Der heutige
Bahnhof ist das im Jahr 1909 neu errichtete und in den Jahren 2010–2012
renovierte Bahnhofsgebäude.
Der Bahnhof ist Endpunkt der Bahnstrecke České Velenice–Praha sowie der
Bahnstrecke České Velenice–České Budějovice. Via Gmünd stellt er auch
heute die Verbindung zur österreichischen Franz-Josefs-Bahn her. Die
meisten Regionalexpress-Züge vom Wiener Franz-Josefs-Bahnhof enden
nicht im Bahnhof Gmünd, sondern im Bahnhof von České Velenice. Der
Bahnhof ist Grenzbahnhof und internationaler Anschlussbahnhof.
Luftangriff am 23. März 1945 – der tragischste Tag in der Geschichte der Stadt
In der zweiten Hälfte des Jahres 1944 war mehr als offensichtlich, dass
die völlige Niederlage Nazi-Deutschlands nur eine Frage der Zeit war.
An beiden europäischen Fronten wurden letzte Offensiven vorbereitet,
die das Kriegsende in Europa beschleunigen sollten. Auf dringenden
Wunsch des Militärkommandos der UdSSR, das die Versorgung der
deutsch-sowjetischen Front während der Offensiven auf Budapest und Wien
im Herbst 1944 so weit wie möglich einschränken wollte, wurde „Plan
CLARION“ von alliierten Luftstrategen entwickelt und seit Weihnachten
1944 umgesetzt. Ziel war es, die deutsche Petrochemie- und
Rüstungsindustrie lahmzulegen, sowie
Kommunikationsknotenpunkte in Mitteleuropa. Besonderes Augenmerk sollte
auf das Gebiet Süddeutschlands (Bayern), Österreichs und der ehemaligen
Tschechoslowakei gelegt werden.
In der Zeit von 1944 bis 1945 waren die Eisenbahnstrecken der
Böhmisch-Mährischen Eisenbahn (CMD) sowohl für den Personen- und
Güterverkehr als auch für den Militärtransport, die sogenannten streng
überwachten Züge, vollständig besetzt. Einige Eisenbahnknotenpunkte in
Südböhmen – Č. Budějovice, Č. Velenice, Veseli/Mezimóstí, Tábor und
Protivin – gewannen vor allem aus militärstrategischer Sicht an
Bedeutung, da sie zu bevorzugten Knotenpunkten wurden, an denen das
militärische Kriegspotential der Deutschen lag Das Reich floss in den
Bereich beider Fronten und diente als Rückzugsweg für die evakuierte
Bevölkerung, Verwundete und Wehrmachtseinheiten.
Unter dem Druck des Zusammenbruchs der West- und Ostfront kam es auch
auf den südböhmischen Bahnhöfen zu einer katastrophalen
Kriegssituation, durch die zunehmend Munitionszüge, Militärstaffeln,
Militärgerät, Lazarettzüge und gemischte Züge mit Flüchtlingen
strömten. Die Transporte von KZ-Häftlingen, die in dem daraus
resultierenden Durcheinander von Ort zu Ort transportiert wurden,
bildeten keine Ausnahme. Die Folgen der so beschriebenen Situation
werden sich unmittelbar auch auf České Velenice auswirken.
Der Eiseme Vorhang ist eine Bezeichnung für die undurchdringliche
Grenze zwischen dem West- und dem Ostblock während des Kalten Krieges.
Er befand sich einerseits an der westlichen Grenze der UdSSR, der DDR,
der Tschechoslowakei, Ungam und Jugoslawien andererseits an der
südlichen Grenze von Albanien, Jugoslawien und Bulgarien. Er bestand
vom Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 bis zum Ende des Kalten Krieges
1991. Praktisch seit 1948 begann sich an der tschechischen Westgrenze
der Eiserne Vorhang zu bilden. der jedoch erst 1952 und 1953 als
Reaktion auf die anhaltende Flucht einiger Menschen über die Grenze
wirklich undurchdringlich wurde. In der Deutschen Demokratischen
Republik, wurde wenig später der Elserne Vorhang errichtet. Die letzte
Phase war der Bau der Berliner Mauer, die die Stadt Berlin in zwei
Teile teilte.
Auch in der Tschechoslowakei wurde eine Grenzzone geschaffen, die nur
mit einem Sonderpass betreten werden durfte. Die Grenzzone hatte eine
Breite von 4 bis 10 km und dieser Teil des Landes wurde für normale
Menschen unzugänglich (es handelt sich um 1,5% der Landesfläche). Die
meisten Dörfer in der Grenzzone wurden nach und nach ausgesiedelt, ihre
verlassenen Liegenschaften wurden zwischen 1953 und 1959 schrittweise
zerstört, so dass die leerstehenden Gebäuden den Flüchtlingen nicht als
Versteck dienen konnten. Die Grenzzone wurde von Grenzschutzbeamten
streng bewacht. Es gab eigentlich drei Zäune der erste, der ungefähr
zwei Meter hoch war, bestand aus einem Gewirr von Stacheldrähten. Ein
weiterer 2,5 Meter hoher Zaun war ab 1953 mit Hochspannug von 3000 bis
6000 Volt geladen. Der letzte Zaun diente dem Wildschutz, so dass es
von der Grenze aus nicht in den geladenen Zaun gelangen konnte. Unter
den Zäunen befand sich eine beackerte Zone mit einer Breite von etwa 20
Metern, in der Spuren leicht zu finden waren, und somit auch der Ort,
an dem ein potenzieller Flüchtling den Zaun überwunden hatte.
Dieses Zaunsystem stand nicht direkt an der Grenze, sondern im
ausreichenden Abstand (ca 2 km). Die Grenzschutzbeamten konnten im
Falle eines Zaunübertritts den Eindringling fangen, bevor er die Grenze
erreichte. Darüber hinaus verlief rund um die Grenze ein Asphaltweg,
damit es den Grenzschutzbeamten ermöglicht wird den Ort des Geschehens
zu erreichen. Jenseits der Grenze konnte offiziell nicht mehr
eingegriffen werden, denn es würde sich um eine Verletzung des
Territoriums eines fremden Staates handeln. Inoffiziell fanden hier
jedoch häufig Interventionen statt, da die Grenzschutzbeamten motiviert
waren die Flüchtlinge festzunehmen, da sie dafür mit Urlaub,
Beförderung oder Ordensverleihung belohnt wurden. Im Gegenteil sollte
ihnen eine Festnahme nicht gelingen, konnte dies fatale Folgen auf ihre
zukünftige Karriere haben. Die daraus folgenden internationalen
Probleme führten zum schrittweisen Interventionsverbot außerhalb des
eigenen Staatsgebiets.
Internationale Beschwerden führten 1965 zur Beseitigung der
Hochspannung am Zaun. (Es war eine Folge von Chruschtschow
„Tauwetter".) 1968 kam es zu einer Freigabe der Grenzen. Die so gut wie
offene Grenzen haben die zweite Auswanderungswelle nach dem Einmarsch
der Truppen des Warschauer Paktes am 21. August 1968 ermöglicht.
Ungefähr 74.000 Flüchtlinge verließen in den nächsten drei Jahren die
Tschechoslowakei. Diese Lockerung der Grenze war jedoch kurz - bereits
1970 wurde eine Signallinle noch vor dem System der drei Zäunen
errichtet, welche auf Berührung reagierte und Grenzschutzbeamte noch
früher warnen konnte. Darüber hinaus wuchs das Netz der Bewachungstürme
(insgesamt waren es 314) und die Grenzbarrieren wurden besonders nach
dem Vorfall, als ein LKW-Kranfahrer die Zollschranken in České Velenice
durchbrach und somit nach Österreich gelangte, erheblich verstärkt. Der
Fall des Elsernen Vorhangs, der durch den fortgesetzten Zerfall der
Sowjetunion möglich wurde, wurde durch die Grenzöffnung in Ungarn im
Sommer 1989 eingeleitet (viele Menschen sind in diesem Jahr von ihrem
Urlaub am Plattensee nicht mehr zurückgekehrt). Die Berliner Mauer fiel
am 9. November 1989, der tschechoslowakische Eiserne Vorhang folgte im
Dezember desselben Jahres nach.
České Velenice - Městský Úřad (Stadtverwaltung)
Einer der bedeutendsten historischen Schlossparks Österreichs blieb in
Teilen seiner Struktur und mit seinem vielfältigen Baumbestand um das
Gmünder Schloss erhalten. Das Schloss gelangte 1859 in den Besitz des
Erzherzogs Sigismund von Habsburg-Lothringen (1826 – 1891), der als
kundiger Botaniker und Dendrologe die englische Parkanlage samt zwei
Orchideen-, Gewächshäusern und einem Palmenhaus anlegen ließ.
Schon im 16. und 17. Jahrhundert werden hier diverse Nutzgärten
genannt; der Franziszeische Kataster von 1823 belegt einen regelmäßig
bepflanzten Obstgarten, einen mit einem Wegekreuz geteilten
rechteckigen Garten und weitere Grünflächen. Der Landschaftspark mit
weiten Wiesenflächen und geschwungenen Wegen wurde durch einen Teich
ergänzt. Das einst zum Schloss Gmünd gehörige Palmenhaus dient nach
seiner Revitalisierung als Veranstaltungsort mit besonderem Ambiente.
Der Bruder Sigismunds und Nachfolger als Herrschaftsbesitzer, Erzherzog
Rainer von Österreich (1827–1913), war schließlich maßgeblich daran
beteiligt, dass 1899 Gmünd Sitz der Bezirkshauptmannschaft wurde. Auch
heute wird das Gut Gmünd noch von Vertretern der Familie
Habsburg-Lothringen verwaltet.
Das älteste Gebäude der Stadt ist sicherlich das Schloss. Das Aussehen
wurde seit dem 12. Jahrhundert oftmals durch Um- und Zubauten
verändert. Die Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude, die sich im Vorhof
des Schlosses befanden, entstanden erst im Barock, ebenso wie das
Rundbogenportal mit Wappenkartusche, das die Stadtburg bis heute vom
Stadtplatz abgrenzt.
Im Jahr 1859 erwarb Erzherzog Sigismund von Habsburg-Lothringen den
Besitz. Er ließ einige Veränderungen vornehmen und verlieh dem Schloss
endgültig sein heutiges Aussehen. Auch den Auftrag zur Anlage des
Schlossparks, der sich seit 1985 im Eigentum der Stadtgemeinde Gmünd
befindet und mit allerlei botanischen Raritäten wie Papierbirken,
Blutbuchen und Nordamerikanischen Gurkenmagnolien beeindruckt, gab
Erzherzog Sigismund, der im Mausoleum am Gmünder Friedhof seine letzte
Ruhstätte fand. Im Jahr 1985 verkaufte die Habsburg-Lothringische
Gutsverwaltung das Schloss an eine Wohnbaugenossenschaft, die es
renovierte und in Eigentumswohnungen aufteilte.
Rundbogenportal mit Wappenkartusche
Josef II. "Dem Schätzer der Menschheit 1884"
Bei einem Spaziergang über den Gmünder Stadtplatz begibt man sich
sozusagen auf eine Zeitreise, die bis ins Mittelalter führt. Denn die
Grundzüge des heutigen Stadtplatzes und der Altstadt wurden bereits im
ausgehenden 12. und beginnenden 13. Jahrhundert angelegt, als Hadmar
II. von Kuenring an der Mündung von Lainsitz und Braunau eine planmäßig
befestigte Siedlung errichtete.
Das „Alte Rathaus“ dominiert den Gmünder Stadtplatz, der einen
herrlichen Blick auf die einmaligen Sgraffito-Häuser freigibt und ein
wunderschönes Ambiente zum Bummeln und Verweilen bietet. Markant am
Stadtplatz sind die beiden aus dem 16. Jahrhundert stammenden
Sgraffitohäuser („sgraffere“ - herauskratzen), die durch die
aufwändigen Fassaden und durch die Zinnen besonders auffallen. Die
reiche Diamentierung des älteren Hauses ist einmalig in Österreich. Der
gesamte Stadtplatz ist heute eine denkmalgeschützte Zone.
Altes Rathaus
Wann der erste Gmünder Bürgermeister sein Amt antrat ist nicht
dokumentiert. Die erste namentliche Nennung eines Gmünder
Bürgermeisters datiert aus dem Jahr 1487. Hanns Rast dürfte bereits im
"Alten Rathaus" bzw. der "Alten Schranne" residiert haben. Es wurde im
15./16. Jahrhundert errichtet und war bis ins 18. Jahrhundert auch der
Treffpunkt für die Versammlungen des Stadt-Rates, Sitz des
Stadtrichters und des städtischen Magistrats.
Seine große Anziehungskraft, die er auf Besucher ausübt, verdankt der
Gmünder Stadtplatz wohl nicht zuletzt den beiden Sgraffitohäusern, die
eindrucksvoll an die Kunstfertigkeit vergangener Jahrhunderte erinnern.
Wer an den Häusern Stadtplatz Nr. 31 und Nr. 33 vorbeispaziert, staunt
über die vielfältigen Szenen sowie die klassischen Ornamente, die in
den Fassaden der beiden Bauwerke verewigt wurden.
In der Renaissance zeigten reiche Bürger gern auch ihre humanistisch -
klassische Bildung an den Hausfassaden und schmückten die Häuser mit
Motiven aus der klassischen Antike. In Gmünd dienen am Haus Stadtplatz
33 die Mythen, die Ovid in seinem Werk "Metamorphosen"
("Verwandlungen") behandelt, als Vorbild für die Darstellung. Die
Bilder sind nach einer Buchillustration und Musterbildern des Virgilius
Solisaus Deutschland gefertigt. Als frühest mögliches Datum der
Sgraffiti erscheint 1563. Die reiche Diamentierung des älteren Hauses
(Nr. 31) ist einmalig in Österreich.
Das damals stark verfallene Alte Rathaus hätte 1957 abgerissen werden
und einem Parkplatz weichen sollen. Das Bundesdenkmalamt verhinderte
aber die Umsetzung des Gemeinderatsbeschlusses. Im Jahr 1965 wurde
darin das Stadtmuseum eingerichtet und 1988 im Zuge einer umfassenden
Sanierung auch die beiden hölzernen Zwiebeltürme, die früher für das
Alte Rathaus charakteristisch waren, wieder aufgesetzt. Im Jahre 2008
wurde das Stadtmuseum didaktisch komplett überarbeitet.
Das Gmünder Stadtmuseum befindet sich im "Alten Rathaus" am Stadtplatz,
26. Dieses Haus ist ein kulturhistorisch bedeutendes Bauwerk aus dem
16. Jahrhundert. Es dominiert mit den beiden Holzschindel gedeckten
Zwiebeltürmen den Gmünder Stadtplatz. Die beiden Zwiebeltürme wurden
1905 wegen Baufälligkeit abgetragen. Im Rahmen einer Sanierung des
Gebäudes im Jahre 1988 wurden die Türme wieder neu aufgebaut. Im 1.
Stock, wo früher Ratssitzungen abgehalten wurden, entstand bereits 1965
ein Stadtmuseum, das die Besiedelung des nordwestlichen Waldviertels
und die Geschichte der Stadt, vor allem das Zunftwesen, dokumentierte.
Ein Teil der Ausstellung war der Entstehung des Stadtteiles
Gmünd-Neustadt gewidmet.
Zunftfahne der Huf- und Wagenschmiede
Das Bild auf der Vorderseite zeigt den hl. Eligius, Patron der
Schmiede, mit Esse und Schmiedewerkzeugen. Darunter steht eine Säule,
an die das zu beschlagende Pferd angehängt wurde. Eligius wurde 590
geboren, war zuerst Goldschmied, dann Ratgeber und Münzmeister der
fränkischen Könige. 641 wurde er zum Bischof geweiht und missionierte
bei den Franken. Er starb am 1. Dezember 660. die Rückseite zeigt den
hl. Florian als Patron gegen Feuersnot, der Wasser auf ein Haus gießt.
Fahnenstoff aus rotem Damast, 169 cm lang, 135 cm breit.
Auf beiden Seiten je ein Bild in Öl auf Leinen, 86 cm hoch, 67 cm breit.
Votivbild aus Maria Dreieichen
Das Bild erinnert an einen verheerenden Stadtbrand im Jahr 1763, dem
die ganze Nordseite des Stadtplatzes zum Opfer fiel. Es zeigt Gmünd aus
der Vogelschau, im linken unteren Eck das Schloss, im rechten oberen
die Kirche. Im Bereich der heutigen Nummern 28, 31, 33 brennt ein Haus.
Offenes Feuer und Licht gab es in jedem Haus. Besonders gefährlich
waren die großen Feuerstätten, wie sie z.B. in Badstuben, Schmieden,
Brauhäusern oder Bäckereien betrieben wurden. Gmünd wurde immer wieder
von Feuersbrünsten heimgesucht, etwa 1426/27 während des Einfalles der
Hussiten, 1473, 1763, 1780 (20 Häuser), 1789 (sämtliche „Stadeln"),
1852 (fünf Häuser und der Kirchturm) oder 1884 (18 Scheunen vor der
Stadt). 1874 wurde die Feuerwehr gegründet.
Öl auf Leinen, 114 cm breit, 70 cm hoch in braunem Rahmen mit Goldleiste.
Rechtsdenkmäler der Stadt Gmünd
Richtschwert. Auf der Klinge sind ein zweifüßiger Galgen und das Wort
„Elise" eingehauen. 1604 wurde der Stadtrichter mit dem Blutbann
belehnt und durfte auch Todesurteile aussprechen. Der Richtplatz befand
sich in der Flur „Galgenfeld" östlich der Stadt am linken Ufer der
Braunau.
Länge 107 cm, davon Klinge 87 cm.
Schandgeige aus Holz mit Öffnungen für Kopf und Hände. Bei kleineren
Vergehen wie Zänkereien oder leichten Diebstählen wurden Ehrenstrafen
verhängt. Die verurteilte Person wurde in der Schandgeige durch die
Stadt geführt, an den Pranger gestellt und dem Spott der Mitbürger
preisgegeben.
Länge 71 cm.
Freiungsarm der Stadt Gmünd. Er wurde vor Marktbeginn ausgehängt. Um
Raufhändel und Gewalttätigkeiten fernzuhalten, wurden für Verletzungen
der Marktfreiung strenge Strafen angedroht.
Holz, bunt gefasst, auf originaler Unterlagsplatte. Die Parierstange fehlt.
Länge des Armes 57 cm, Länge der Schwertklinge 55 cm.
Stadtmuseum Gmünd
Das Alte Rathaus, ist ein kulturhistorisch bedeutendes Bauwerk aus dem
16. Jahrhundert, es dominiert mit den beiden Holzschindel gedeckten
Zwiebeltürmen den Gmünder Stadtplatz und beheimatet das Stadtmuseum.
Unter dem Leitgedanken "saxa loquuntur" (Steine sprechen) wurde 1968
das Steinmuseum in Gmünd eröffnet. Dem Besucher wird im Steinmuseum ein
umfassender Überblick über die mehr als zweihundertjährige Geschichte
der Steinbearbeitung im Waldviertel von der Jungsteinzeit bis zur
Gegenwart geboten. Im Steinmuseum stammen die ältesten erhaltenen
Schauobjekte aus der Jugendsteinzeit von 2200 bis 1800 vor Christus.
DIE GRANITBLÖCKE DES WALDVIERTELS
ZU DEN AUFFALLENDSTEN ERSCHEINUNGEN DES WALDVIERTELS GEHÖREN DIE
GROSSEN GRANITBLÖCKE, SIE LIEGEN TEILS EINZELN HERUM, TEILS ZU
GRÖSSEREN GRUPPEN ÜBEREINANDER GETÜRMT UND WURDEN IN DEN LETZTEN
JAHRHUNDERTEN ZU BAUSTEINEN AUFGEARBEITET. EINER DER GRÖSSTEN DIE
"LUTHERISCHE KIRCHE" BEI GMÜND - EIBENSTEIN LIEFERTE 2432 KUBIKMETER
GESTEIN. DIE HÄLFTE DAVON WURDE FÜR DEN BAU DER SALZTORBRÜCKE IN WIEN,
DER REST FÜR DIE PFEILERABDECKPLATTEN DER WIENER STADTBAHN VERWENDET.
DIE GRANITINDUSTRIE DES WALDVIERTELS BESCHRÄNKTE SICH LANGE ZEIT AUF
DAS AUFARBEITEN DIESER BLÖCKE, IM RAUM VON GMÜND BEGANNEN DIE ERSTEN
STEINBRÜCHE ERST UM 1890, IM DUNKLEN DIORIT VON GEBHARTS BEI SCHREMS
ERST 1918. GROSSE BEDEUTUNG FÜR DIE STEINVERARBEITUNG IN GMÜND HATTE
DIE FA. ULLRICH & CO., GEGRÜNDET 1868 UND IN SCHREMS DIE FA. WIDY'S
SÖHNE, GEGRÜNDET 1886.
NIEDERÖSTERREICHISCHE STEINMETZE HABEN NACH DEM 2. WELTKRIEG DAS
STEINHANDWERK IM GEISTE EINER JAHRHUNDERTE ALTEN TRADITION ZU EINER
NEUEN BLÜTE GEBRACHT. DEN MODERNEN BAUMETHODEN FOLGEND WURDEN NEUE WEGE
DER NATURSTEINBEARBEITUNG- UND VERWENDUNG GEFUNDEN.
GLASBLÄSER, Stift Zwettl, ZOGELSDORFERSTEIN
Die Dauerausstellung im Glasmuseum widmet sich dem Glas und der
Glaserzeugung in den Glashütten des niederösterreichisch-böhmischen
Grenzgebietes. Es umfasst die Entstehungsgeschichte der Glashütten,
zeigt Handwerksgeräte und formschönes, kunstvoll bearbeitetes Glas vom
17. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Schleifen
Beim Schleifen wird die Glasoberfläche in einzelne Felder zerlegt, die
unterschiedlich groß und tief sind. Glasschleifer ziehen die zentralen
Linien vor (vorreißen) und schleifen das Glas dann mit rotierenden
Scheiben, die entweder vertikal (Kugler-Arbeit) oder horizontal
(Scheiben-Arbeit) angeordnet sind. Auf der waagrecht angeordneten
Scheibe werden alle Flachschlifftechniken wie Eckenschliff und das
Planschleifen von Böden ausgeführt und gleichmaßige Rundungen
geschliffen. Keilschnitte entstehen an vertikal angeordneten spitz
zulaufenden Scheiben. Hohlschliffarbeiten werden mit Scheiben
ausgeführt, die ein gerundetes Profil aufweisen, ebenso kleinere
Kugeln, also konkave Linsenschliffe, und Oliven.
Linie für Linie schleifen die Glasschleifer zuerst mit Eisenscheiben
(Grobschliff mit Wasser und Sand als Schleifmittel), dann mit
Steinscheiben (Reißen oder Feinschliff genannt, mıt Bimsmehl als
Schleifmittel) und dann mit Pappelholz-, Kork- und Filzscheiben
(Politur) Glas zu Brillantschliff, gemuscheltem Schliff, Schliff mit
scharfer Kante, geschältem und mattem Schliff und vielem mehr.
Atzen
Unter Ätzen versteht man den Angriff der Oberfläche des Glases durch
flusssäurehaltige Lösungen. Die Glasoberfläche erhält ein mattes
Erscheinungsbild Je nach Konzentration und Temperatur der Säure und
durch Hinzufügen von Natriumsalz, Kaliumverbindungen oder anderen
Säuren sind unterschiedliche Wirkungen möglich.
Bei Überfanggläsern oder pulverbeschmolzenen Gläsern wird die
Glassubstanz in mehreren aufeinanderfolgenden Arbeitsgängen durch das
Ätzbad (Flußsäure, Schwefelsäure und Wasser) abgetragen. Die
Dekorteile, die erhalten bleiben sollen, werden jeweils durch eine
Deckschicht aus Asphaltlack, Paraffin, Talg oder Wachs geschützt.
Nadelätzung verwendet man für Signaturen oder die feine Binnenzeichnung
größerer Dekorflächen. Mit der Radiernadel wird der Schutzlack
durchritzt, sodass die Säure die Glasoberfläche, den feinen Linien
folgend, angreifen kann.
Gravur oder Schnitt
Der Graveur „gräbt“ mit einer Diamantnadel oder rotierenden
Kupferrädchen unterschiedlicher Größe, die mit in Öl angeriebenem
Schmirgelpulver versehen werden, Bilder oder Ornamente in die
Glasoberfläche „ein". Der geschnittene Dekor kann matt belassen
(Mattschnitt) oder auspoliert werden (geblänkter Schnitt). Man
unterscheidet Hoch- oder Reliefschnitt (Cameo) und den gebräuchlicheren
Tiefschnitt (Intaglio), bei dem die erhabenen Teile der Darstellung am
tiefsten in die Glasoberfläche eingeschnitten werden müssen.
Bemalen mit Emailfarben
Glasfarbe besteht aus sehr leicht schmelzbarem Glas und färbenden
Metallpräparaten. Glas und Metall werden pulverisiert, mit verdicktem
Terpentinöl angerührt, mit dem Pinsel aufgetragen und bei ca. 600-800
Grad im Muffelofen aufgeschmolzen. Es entsteht eine unlösbare
Verbindung mit dem Trägerglas. Neben dem am häufigsten verwendeten
Opakemail unterscheidet man das lichtdurchlässige Transparentemail und
das plastisch aufliegende Reliefemail. Zum Vergolden verwendete man
Gold mit Borax, ebenfalls in Terpentin- oder Lavendelöl angerührt, mit
Pinsel aufgetragen und eingebrannt, mit Achat oder Blutstein poliert.
Biedermeier: Milchglas
Mit dem Milchglas reagierten die böhmischen Glaserzeuger auf die
Erfindung des Konkurrenzprodukts Porzellan (1710 erste
Porzellanmanufaktur in Meissen, 1717 in Wien). Durch einen Zusatz von
Knochenasche zur Glasfritte verfärbt sich die Glasmasse weiß. Wie beim
Porzellan wurden die Milchglasgefäße mit Blumen, Portraits und oft
volkstümlich-derben Figuren bemalt. Friedrich Egermann (1777-1864)
erfand das mattgeschliffene (agatierte) Milchglas.
Gläser in Zwischengoldtechnik von J. J. Mildner
Johann Joseph Mildner (1765-1808), aus Böhmen gebürtiger Glaskünstler
in Gutenbrunn im südwestlichen Waldviertel, spezialisierte sich auf die
Herstellung von Zwischengold- Medaillongläsern. In die Wandung der
vorwiegend zylindrischen Becher sind medaillonförmige Vertiefungen
geschliffen, in welche ein genau passendes Glasstück eingesetzt wird.
Zwischen den Glasschichten befinden sich in Blattgold oder Blattsilber
radierte und meist mit rotem Lack hinterlegte Monogramme, Genreszenen,
Landschaften, Heiligendarstellungen und Wappen sowie Widmungen und
Gedichte. In der gleichen Technik werden die Bodenmedaillons und die
für Mildner typischen Mund- und Fußreifen hergestellt und dekoriert.
Zusätzlich werden die Gläser mit Schliff, Schnitt oder Diamantriss
versehen.
Biedermeier: Gebeiztes und farbiges Glas
Um 1820 setzte nach der schlichten Formgebung und Farblosigkeit des
Empire ein Boom an Farbgläsern ein. Ähnliche Effekte wie beim
Überfangglas werden erreicht, wenn farbloses
Glas gleichmäßig mit Glasfarbe gestrichen und die Farbe dann im
Brennofen in das Glas eingebrannt wird. Da die Schicht aus
eingebrannter Glasfarbe dünner ist als die Farbschicht bei überfangenem
Glas lassen sich zartere Motive verwirklichen (Schnittdekor). Man
spricht dann aber nicht von Überfangglas sondern von gebeiztem Glas.
Friedrich Egermann (1777-1864) erfand 1820 das silber- gelb- und 1845
das rubingebeizte Glas. Uranglas leuchtet durch den Zusatz von
Uransalzen gelb oder grün.
Biedermeier: Überfanggläser
Um 1820 setzte nach der schlichten Formgebung und Farblosigkeit des Empire ein Boom an Farbgläsern ein.
Beim Überfangen wurde das noch an der Pfeife sitzende, noch wenig
aufgeblasene Hohlglas in gefärbte Glasmasse oder - umgekehrt -
gefärbtes Glas in ungefärbte Glasmasse getaucht und so mit ein oder
zwei Schichten andersfarbigem Glas überzogen. Die Glasveredler
erzeugten durch verschiedenartige Durchkugelungen und Schliffe am
kalten Glas effektvolle Verzierungen.
Das Handwerk vererbte sich vom Vater auf den Sohn und auch die Braut
stammte meist aus einer Glashüttensiedlung. Für die Glasmacher gab es
weder Sonn- noch Feiertag, weil die Schmelze des Glases unregelmäßig
war und man zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Arbeit bereit sein
musste. Wenn die Wälder rund um die Glashütte abgeholzt waren,
wanderten die Glashüttenmeister mit ihren Familien und Arbeitern weiter
und bauten in einem dichten Waldstück eine neue Hütte auf. Zurück
blieben die aufgelassenen Hütten, die manchmal zu einer Siedlung der
Holzhauer wurden, wie Josefsthal, Ludwigsthal, Karlstift, etc. Ab dem
15. Jahrhundert nahm die Anzahl der Glashütten im oberen und westlichen
Waldviertel immer mehr zu. Sie lagen weit verstreut in einem großen
Bogen, beginnend vom Gföhlerwald über den Weinsbergerwald, den
Grenzwald von Karlstift bis nach Litschau.
Modell eines Glasofens um 1760
Das Glasmuseum will nicht nur einen Rückblick auf die Historie, sondern
auch auf die nach wie vor aktive Glaserzeugung und Glasveredelung im
oberen Waldviertel hinweisen. Im Zuge der Neugestaltung wurde im
Glasmuseum eine zeitgemäße Neuaufstellung nach didaktischen
Gesichtspunkten mit gestalterischen und medialen Akzenten und einer
Besucherführung nach Epochen und Stilrichtungen eingerichtet.
Spiegler und Glaser
Spiegler und Glaser in den Städten verarbeiteten die Produkte der Waldglashütten.
Glaser fertigten seit dem 14. Jahrhundert Fensterverglasungen
(Butzenscheiben) aus Scheiben- und Tafelglas, verbunden durch
Bleiruten. Ab dem ausgehenden 17. Jahrhundert konnten gleichmäßig
flache Walzglasscheiben hergestellt und als Fensterglas eingesetzt
werden. Spiegler verkauften im 14. Jahrhundert gewölbte Spiegel, die
aus innen mit Metalllegierungen beschichteten auseinandergeschnittenen
Glaskugeln bestanden. Zum Ende des Mittelalters stellten sie sogenannte
Quecksilberspiegel her. Sie trugen Quecksilber auf dünne, auf Papier
gelagerte, polierte Zinnfolien auf, bedeckten es mit einem weiteren,
glatten Papierblatt und legten darauf eine Glasplatte. Dann entfernten
sie vorsichtig die obere Papierschicht wieder und drückten gleichzeitig
die Glasplatte leicht an. Zinn und Quecksilber verbanden sich zu
Zinnamalgam. Nach 10-20 Stunden Ruhe- und Presszeit und bis zu zwei
Wochen Trocknungszeit war der Spiegel fertig.
Was ist Pressglas?
Ein Posten zähflüssiger Glasmasse wird maschinell in eine Metallform
gefüllt und mit einem Stempel gegen die Innenwand gepresst. Um den
Stempel wieder aus dem Gefäß ziehen zu können, müssen Glasgegenstände
mit Hohlraum immer oben weiter als unten oder zylindrisch sein.
Gepresstes Glas ist an der Pressnaht erkennbar. Durch das billige
industriell erzeugte Pressglas war reich ornamentiertes Glas erstmals
auch für die unteren Einkommensschichten erschwinglich.
Ein Glas entsteht...
Der Schmelzer legte das aus Quarz, einem Flussmittel und einem
Färbemittel bestehende Gemenge in den bis zu 55 Liter oder bis 140 kg
Schmelze fassenden Hafenofen ein, verschloss ihn mit Glutlochstöpseln
und brachte die Masse in zehn bis zwölf Stunden zum Schmelzen
(fritten). Er erkannte die Temperatur im Ofen an Farbe und Zähigkeit
der Schmelze. Die Ofentemperatur der Antike und des Mittelalters betrug
für Natrium-Kalzium-Silikatschmelzen 1100-1200 Grad, für
Kalium-Kalzium-Silikatschmelzen 1300-1400 Grad. Der Schürer
verantwortete die richtige Feuerung. Anschließend teilte und sortierte
der Schmelzer die entstehende Fritte und schmolz sie mindestens 24
Stunden bei hoher Ofentemperatur weiter. Dabei sonderte sich die
sogenannte aus Salzen bestehende Glasgalle ab. Der Schmelzer schöpfte
sie ab oder verbrannte sie durch Einwerfen von Tannenrinde. Erst dann
konnte das Glas geblasen werden.
Vieles ist aus Glas gemacht...
Glas ist in unserem modernen Alltag allgegenwärtig, auch wenn wir uns
dessen nicht immer bewusst sind: Trink- und Marmeladegläser,
Fensterglas, Brillen, Schmuckperlen, Glasfaserkabel, Leuchtmittel,
Glaswolle und vieles mehr.
Der erste Kirchenbau in Gmünd datiert in die Zeit um 1200, als Hadmar
II. von Kuenring eine romanische Ostturmkirche errichten ließ.
Grundpfeiler des Turms und die Südwand im Inneren sind heute noch zu
sehen. Weitere Zeitzeugen des romanischen Kirchengebäudes sind Reste
eines rotgrauen Rundbogenfrieses am Dachboden.
Erste gotische Erweiterungen des Kirchengebäudes betrafen um 1300 die
Taufkapelle an der Südseite des Ostturms, um 1350 die Chorapsis mit
5/8-Schluss und die schlanken Kreuzrippengewölbe. Um 1490 wurde das
Gebäude als gotische, fünfjochige Staffelkirche mit Ostturm wieder
aufgebaut.
Bis in das 19. Jahrhundert blieb ihr Äußeres unverändert. 1852 fiel der
Kirchturm einem Brand in der Kirchengasse zum Opfer. Der neue 45,5
Meter hohe Turm wurde 1852-54 an der Westseite errichtet, der Turmhelm
erhielt 1941 seine heutige Form. 1903/04 fand eine umfassende
Restaurierung und Neugotisierung der Pfarrkirche statt – dabei erhielt
der Innenraum eine künstlerisch hochwertige neogotische Ausstattung von
besonderer Geschlossenheit.
Glasfenster des hl. Einsiedlers Rainer von Pisa (+ um 1160, Gedenktag
17.6.) und der Heiligen Familie über dem Sakristeieingang (versetzt
1982)
Die bis dato letzte Erweiterung des Gebäudes erfolgte durch beidseitige
Anbauten an den hochgotischen Chor mit zwei Rundfenstern und den
Sakristei-Zubauten durch Clemens Holzmeister 1981/82. Clemens
Holzmeister war ein bekannter österreichischer Architekt und erbaute
unter anderem das Regierungsviertel in Ankara oder das Neue
Festspielhaus in Salzburg.
In der Pfarrkirche St. Stephan begegnet man der ältesten Geschichte der
Stadt Gmünd, Geschichte ist hier im wahrsten Sinne des Wortes "zum
Angreifen". Sie ist ein architektonisches Juwel wie es nur wenige in
Österreich gibt, in kaum einer anderen Kirche ist das Nebeneinander der
Baustile so unmittelbar erkennbar wie in Gmünd. Romanik, Gotik, Barock,
Neogotik und zeitgenössische Architektur - das alles findet der
Besucher in der Gmünder Stadtpfarrkirche.
Evangelische Friedenskirche
Im Jahr 1901 wurden in Gmünd erste evangelische Gottesdienste
abgehalten. Die Evangelische „Friedenskirche“ wurde 1910/1911 durch den
Evangelischen Kirchenbauverein errichtet. Erbaut wurde die Kirche von
Architekt Clemens M. Kattner, der auch die Pläne für die evangelischen
Kirchen Innsbruck, St. Veit an der Glan und Spittal an der Drau
erstellte.
1936 wurde schließlich der Pfarramtssitz von Heidenreichstein nach
Gmünd verlegt. Im Jahr 1993 erfolgte eine Kirchenrenovierung und am 27.
Juni 1993 die feierliche Wiedereinweihung der Kirche. Und wie so viele
evangelische Kirchengebäude ist auch dieses leider geschlossen.
Am 3. Juli 1900 feierte man die Eröffnung der „Ersten nö.
Waldviertlerbahn“. Die Schmalspurlinie verband Gmünd mit Litschau,
Alt-Nagelberg und Heidenreichstein. Anlass zum Bahnbau war die
aufstrebende Holz-, Glas- und Textilindustrie in diesen Gebieten. Zwei
Jahre später wurde die Strecke bis Großpertholz in Betrieb genommen und
1903 bis Großgerungs verlängert.
Auf schmalspurigen Gleisen die Landschaft im „hohen Norden“ entdecken:
Die Waldviertelbahn führt in genialer Trassenführung durch bezaubernde
Landstriche des Waldviertels. Das Schmalspurnetz dieser romantischen
Bahn erstreckt sich auf einer Gesamtlänge von 68 Kilometern.
Gmünd liegt an der Franz-Josefs-Bahn mit dem (neuen) Bahnhof Gmünd.
Daneben ist Gmünd Ausgangspunkt der Waldviertler Schmalspurbahnen, auf
denen in den Sommermonaten und an den Adventwochenenden ein
touristischer Verkehr mit Museumsbahncharakter stattfindet und die
einigen Stationen in Gmünd hat.
Der letzte Abschnitt der Elektrifizierung der Franz Josef-Bahn zwischen
Sigmundsherberg und Gmünd fand am 30. September 1995 im Beisein von
Bundesminister Mag. Viktor Klima statt.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: