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Die römisch-katholische Pfarrkirche Mattersburg steht in beherrschender Lage im Süden der Stadtgemeinde Mattersburg im Bezirk Mattersburg im Burgenland. Die auf den heiligen Martin von Tours geweihte Pfarrkirche gehört zum Dekanat Mattersburg in der Diözese Eisenstadt. Die ehemalige Wehrkirche im alten Friedhof ist von einer Wehrmauer mit Schießscharten umgeben und steht unter Denkmalschutz.
Eine Pfarre wurde 1344 genannt. Eine Kirche wurde 1390 urkundlich
genannt. Der Turm zeigt die Jahresangabe 1404. Die Kirche wurde im 14.
und 15. Jahrhundert erbaut. 1659 erfolgte eine Renovierung. 1683 wurde
durch Brand das Dach zerstört. Im 18. Jahrhundert wurden zwei
Seitenschiffe angebaut. 1907 erfolgte nach einem Blitzschlag eine
Renovierung des Turmes. 1928 war eine Renovierung. 1976 wurde die
Kirche innen restauriert und erhielt Anbauten, eine Eingangshalle bei
der Kirchentreppe, eine südliche Kapelle und eine Sakristei.
Das dreischiffige Langhaus hat eine Westfassade mit einem geschweiften
Volutengiebel. Die Nordfront hat drei Strebepfeiler und zwei
Spitzbogenfenster. Der eingezogene spätgotische Chor hat einstufige
Strebepfeiler und unter der Traufe Schlüssellochschießscharten und vier
Spitzbogenfenster mit erneuertem Maßwerk. Im nördlichen Chorwinkel
steht ein viergeschoßiger Turm, die unteren drei Geschoße sind im Kern
mittelalterlich. Er trägt einen steinernen Pyramidenhelm zwischen
Eckpyramiden mit der Inschrift 1907. An der Ostseite des südlichen
Seitenschiffes ist eine barocke Kapelle mit einer halbrunden Apsis
angebaut.
Die dreijochigen Seitenschiffe haben langgestreckte Kreuzgratgewölbe
auf Pilastern. Der spitzbogige hohe Triumphbogen ist abgefast. Der
lange Chor in Mittelschiffbreite mit einem Fünfachtelschluss hat ein
zartgliedriges Netzrippengewölbe auf schildförmigen Konsolen und ein
Kaffgesims. Die Sessionsnischen haben ein Maßwerk aus dem 19.
Jahrhundert.
Der Hochaltar um 1870 als neugotischer Schrein mit Gespreng trägt die Figuren der Heiligen Martin, Georg und Dorothea.
Die Kanzel am nördlichen Chorbogenpfeiler wird im Jahre 1718 als neu
bezeichnet, die Girlande am Schalldeckel kam 1772 hinzu. Der
siebenseitige Korb ist aus der ehemaligen Sakristei im Untergeschoss
des Turmes zugänglich und zeigt zwischen gedrehten Säulchen Statuetten
des Christus Salvator, der vier Evangelisten sowie der Apostelfürsten
Petrus und Paulus. Auf dem Kanzeldeckel führen fünf Voluten zu einem
Podest, auf dem sich eine vergoldete Skulptur der Maria Immaculata
erhebt. Gegenüber der Kanzel ist unter einem neugotischen Baldachin
eine hölzerne Herz-Jesu-Statue aus dem Ende des 19. Jh. angebracht.
Ebenfalls aus dieser Zeit stammen die Figuren des hl. Antonius von
Padua sowie des hl. Josef im 1. Mittelschiffsjoch. Neu hinzugekommenist
in diesem Joch im Zuge der Renovierung ab 1975 die Volksaltarinsel aus
Travertin.
Ebenfalls der neugotischen Ausstattung zuzurechnen sind der Taufstein,
der wie die Mensa des Hochaltars und das Speisgitter auf Marmorsäulchen
ruht, sowie die Sakramentsnische. Eine Inschrift weist sie als Stiftung
der ortsansässigen Apothekerfamilie Gerr aus und datiert sie in das
Jahr 1895. In der Zeit um 1890 entstanden auch die Kreuzwegstationen
aus farbig bemaltem Gips, die Maßwerkrahmen mit krabbenbesetzten
Giebeln aufweisen. Zehn Reliefs befinden sich im Chorraum, die übrigen
zwei Szenen sind im nördlichen Seitenschiff zu sehen.
Der Taufstein und das Sakramentenhäuschen sind neugotisch aus 1895. Zwei Chorstühle zeigen 1774.
Der Beichtstuhl im südlichen Seitenschiff ist aus dem zweiten Viertel
des 18. Jahrhunderts. Zwei hölzerne Engel im Chor sind aus dem 18.
Jahrhundert.
Der heutige Hochaltar wurde im Jahre 1895 aufgestellt, nachdem sein
wohl barocker Vorgänger 1886 abgebrannt war. Die qualitätsvolle
Steinmetzarbeit aus hellem Sandstein im Abschluss des Chorraumes weist
die typischen Stilelemente der Neugotik auf. Hinter einer freistehenden
Mensa, deren Platte von vier Marmorsäulchen mit grünem Schaft getragen
wird, erhebt sich das steinerne Retabel, das mit seiner Bekrönung bis
in den Gewölbebereich hinaufreicht. Dessen Zentrum nimmt die Skulptur
des Kirchen- und Landespatrons Martin ein, flankiert von den hll.
Margaretha und Georg, die beide als Attribut einen Drachen mit sich
führen. Darüber erheben sich filigrane Fialentürmchen, in die
Engelfiguren eingestellt sind.
Das überhöhte Mittelschiff hat zwei Joche mit je zwei Traveen unter
einem spätgotischen Netzrippengewölbe. Im westlichen Mauerwerk des
Mittelschiffes wurde im Kern romanisches Mauerwerk angenommen. Die
Wappenschlusssteine mit erneuerter Bemalung zeigen die Angabe Renoviert
1928. Die Orgelempore über einem Tonnengewölbe auf mächtigen Stützen
ist westlich mit breiten spitzbogigen Arkaden zu den Seitenschiffen
geöffnet. Das mittelschiffige Zwischenjoch vor dem Chor hat drei
querangeordnete Kreuzrippengewölbe und ist vermutlich das ehemalige
Turmjoch eines Vorgängerbaues aus dem 14. Jahrhundert.
An die Barockzeit erinnern im Chorraum die beiden Leuchterengel (s. S.
23) an denseitlichen Wänden, die möglicherweise vom ehemaligen
Hochaltar stammen. Auch das Chorgestühl zu beiden Seiten, das auf das
Jahr 1774 datiert ist, und im Süden vier, im Norden zwei Sitze
aufweist, zeigt sich als barockes Kunstwerk.
Die Pfarrkirche St. Martin in Mattersburg gehört zu den größten und
bedeutendsten Kirchenbauten des Burgenlandes. Sie ist eng verknüpft mit
dem Schicksal der Grafen von Mattersdorf-Forchtenstein, die hier ihren
Stammsitz hatten, bevor sie um 1300 die mächtige Feste Forchtenstein am
Abhang des Rosaliengebirges errichteten. Ihnen hat der Ort zahlreiche
Privilegien und Rechte zu verdanken sowie den Ausbau des Gotteshauses
und dessen Erhebung zur Pfarrkirche.
Der Kirchenbau von St. Martin steht für eine über die Jahrhunderte
lebendig gebliebene Pfarrgemeinde, die ihr Gotteshaus stets liebevoll
erhalten und erneuert hat. Der Außenbau sowie der Innenraum sind von
verschiedenen Stilepochen geprägt, von der Gotik über den Barock und
die Neugotik bis hin zur Moderne des 20. Jh. Die Ausstattung wurde
durch Stiftungen und dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasste
Veränderungen erweitert und trägt heute zu dem harmonischen Raumbild
von St. Martin bei.
Die Pfarre Mattersdorf wird erstmals 1344 erwähnt, als Paul I. von
Mattersdorf-Forchtenstein beim päpstlichen Stuhl um die Erhebung der
Kirche St. Martin in den Rang einer Pfarrkirche nachsuchte. Als Anlass
dafür gibt er die durch ihn kurz zuvor erfolgte Vergrößerung des
Kirchenbaues an. Es muss also bereits ein Vorgängerbau existiert haben,
über dessen Aussehen aber keine Anhaltspunkte überliefert sind.
Im 17. Jh. barockisierte man das nördliche Seitenschiff und errichtete
in den Jahren 1641-1651 den Turm. Kurz darauf, im Jahre 1683, ist ein
Dachbrand überliefert, der wohl in Zusammenhang mit den Türkeneinfällen
stand. Der Anbau des südlichen Seitenschiffes fand im 1. Viertel des
18. Jh. statt. Kurze Zeit später wurde östlich an dieses die 1770
gestiftete Annakapelle angebaut.
Der Seitenaltar am südlichen Triumphbogenpfeiler aus dem dritten
Viertel des 18. Jahrhunderts ist ein Marmoraltar mit Gebälk und zeigt
das Altarbild hl. Antonius mit Christkind und oben Gottvater in Wolken.
Der südliche Seitenaltar entstand laut einer Nachricht im Jahr 1776 „ex
sua relicta substantia“, wurde also u.a. aus vorhandenen Teilen
zusammengesetzt, und ist eine Stiftung des Mattersburger Bürgers Anton
Zink. Der dem Spätbarock zuzurechnende und deshalb schlichter als sein
Pendant im Norden gestaltete Aufbau aus rotem Marmor fungiert als
monumentaler Rahmen für das zentrale Ölgemälde. Es zeigt den hl.
Antonius von Padua, dem in einer Vision das Jesuskind erscheint. Die
Altarbekrönung präsentiert die Halbfigur Gottvaters mit der Weltkugel
in einem mit Wolken und Engelsköpfen besetzten Strahlenkranz.
Der Seitenaltar im linken Seitenschiff mit der Nennung NL 1736 ist ein
Säulenaltar mit Gebälk und Aufsatz und trägt in der mittigen Nische die
Statue Madonna und seitlich zwei Evangelisten und zeigt im Aufsatzbild
einen Ordensheiligen mit einem Engel.
Der nördliche Seitenaltar, der der hl. Maria geweiht ist, ist in einer
Kartusche unter dem Auszugbild auf das Jahr 1736 datiert. Die
beigefügte Signatur ML konnte bisher noch keinem Künstler bzw. Stifter
zugeordnet werden. Der aus rosa-grau und grün marmoriertem Holz
bestehende Aufbau umschließt in der mit einem Baldachin verzierten
Mittelnische eine Madonnenstatue aus der 2. Hälfte des 17. Jh., die von
den Figuren der Evangelisten Johannes Evangelist (re.) und Lukas (?)
flankiert wird. Darüber erhebt sich der mit Voluten und Engeln
geschmückte Auszug, der ein Ölgemälde mit einer Darstellung der Vision
der heiligen Teresa von Avila aus der Zeit um 1736 zeigt.
Kreuzwegstation aus farbig bemaltem Gips im nördlichen Seitenschiff
Am Haupt des südlichen Seitenschiffes ist eine barocke Kapelle aus dem
18. Jahrhundert angebaut. Die Kapelle hat einen ovalen Raum mit einer
Kuppel über einem profilierten Hauptgesims analog der
Johannes-Nepomuk-Kapelle Marz. Die Ausmalung der Pfarrkirche erfolgte
1976 nach aufgefundenen Farbspuren, die spätgotischen Rippen ockergelb
mit schwarzen Fugen.
Der Seitenaltar in der neuen Südkapelle mit Gebälkstücken über
Doppelsäulen ist ein Pestaltar und zeigt das Altarbild hl. Sebastian
mit Carolus Aigen pinxit 1741 und trägt Statuen der Heiligen Franz
Xaver und Joseph und unter einem hohen Aufsatzbaldachin als Sitzfigur
den hl. Johannes von Patmos. Auf der Mensa steht ein Grottenschrein mit
der hl. Rosalia.
Der Sebastiansaltar stand ursprünglich im südlichen Seitenschiff. Erst
im Zuge der Restaurierung 1975 wurde er in den eigens für ihn
errichteten Kapellenraum im mittleren Joch des Südseitenschiffes
versetzt. Bereits 1696 berichtet eine Visitation von einem dem
Pestpatron gewidmeten Altar in der Mattersburger Kirche, der auf der
Epistelseite, also im Süden, aufgestellt war. Eine Steintafel mit dem
Fragment einer Inschrift, die sich heute im Stadtmuseum Mattersburg
befindet, nennt den Hofglaser und Marktrichter Paul Gerstl als Stifter
eines Sebastiansaltars im Jahr 1702. Um das Jahr 1741 ließ Georg de
Schmitt den Altar „elegantissime“ erneuern.
Über dem sarkophagförmigen Altartisch ist in einer Nische die
Liegefigur der Grottenheiligen und Pestpatronin Rosalia zu sehen. Sie
führt ein in das Thema des Altars, das in der Darstellung des hl.
Sebastian, des klassischen Pestpatrons, gipfelt. Da die Gläubigen im
Mittelalter die Pestilenz als von Gott gesandte Plage verstanden, die
dieser in Form von todbringenden Pfeilen auf die Menschheit
herabschickt, bot sich der von seinen Pfeilwunden wieder genesende hl.
Sebastian als Schutzpatron an. Das Ölgemälde entstand 1741 und ist mit
Carolus Aigen signiert. Flankiert wird das Altarblatt von zwei vor
Doppelsäulen stehenden Skulpturen: links ein Heiliger mit Szepter,
rechts der hl. Antonius von Padua. Im Auszug ist die Figur des
Kirchenvaters und Papstes Gregor vor einem Strahlenkranz zu sehen. Der
Engel rechts auf dem Gebälk hält das Attribut Gregors, die Papsttiara,
in Händen. Gregor der Große war Endedes 6. Jh. Papst und soll während
einer Pestepidemie in Rom eine Prozession angeführt haben. In deren
Verlauf hörte er Engel das „Regina coeli“ singen und fügte dem Lied
eine Strophe hinzu. Außerdem erschien ihm über dem antiken Hadriansgrab
der Erzengel Michael, der sein blutiges Schwert in die Scheide steckte,
als Zeichen dafür, dass die Seuche überwunden sei. Fortan nannte man
das Grabmal dieses römischen Kaisers Engelsburg.
Das Nordseitenschiff schmücken auch zwei farbige Glasfenster, die 1928
gestiftet und 1945 z. T. erneuert wurden. Das östliche zeigt Jesus mit
Kindern, das westliche die hl. Elisabeth von Thüringen, die mit ihren
beiden Kindern von der Wartburg flüchtet.
Der Innenraum weist im Grundriss ein fast quadratisches Langhaus mit
drei Schiffen und drei Jochen auf, an das sich im Osten der
zweijochige, in fünf Seiten eines Achtecks schließende Chorraum anfügt.
Dieser übernimmt die Breite des Mittelschiffes und ist wie dieses von
gotischen Netzgewölben abgeschlossen. Eine Ausnahme bildet das
Joch unmittelbar vor dem Chorraum, das drei Kreuzrippengewölbe zeigt.
Es ist außerdem wenigertief als die beiden übrigen Mittelschiffsjoche,
was auch für die direkt anschließenden Seitenschiffsjoche gilt.
Von einer ersten Orgel wird 1663 berichtet. Im Jahre 1713 wird sie mit
12 Registern und als kürzlich repariert erwähnt. Doch bereits 1724
wurde eine neue Orgel von einem Orgelmacher aus Wiener Neustadt
angeschafft. Diese ersetzte man 1807 durch eine neue Orgel, die bis
1927 in Gebrauch war. Die heutige kam 1927/28 in die Kirche und verfügt
über zwei Manuale und 27 Register. Gefertigt hat sie Josef Huber aus
Eisenstadt. Sie ist in ein neugotisches, weiß und golden gefasstes
Gehäuse mit sechsteiligem Prospekt eingefügt, das zu beiden Seiten des
Fensters in der Westfassade aufgestellt ist.
Die bemerkenswerte Kanzel um 1700 zeigt am Korb zwischen gedrehten
Säulchen kleine Figuren Salvator, Peter und Paul und die vier
Evangelisten und auf dem Schalldeckel Maria Immaculata.
Im nördlichen Seitenschiff befindet sich in einer Vitrine eine hölzerne Pietä, die aus der 2. Hälfte des 18. Jh. stammt.
Ab dem Jahre 1975 fanden eine umfassende Restaurierung des Innenraums
sowie einige Umbauten statt. Es wurden u.a. die neue Sakristei an der
Südseite und der Anbau für den Sebastiansaltar errichtet sowie die
beiden Vorhallen im Westen und im Norden. Außerdem vergrößerte man die
westlichen Langhausfenster, übertünchte die historistische
Deckengestaltung und restaurierte sämtliche Altäre. Im Zuge dieser
Arbeiten wurden auch drei Grüfte entdeckt, zwei im südlichen
Seitenschiff, eine im Chorraum. Eine letzte Außenrestaurierung fand
1984 statt, eine Innenrestaurierung 1991.
Die Mariensäule östlich des Nordeingangs ist auf das Jahr 1674 datiert
und weist als Stifter den Hafner Simon Lentz aus. Auf dem Sockel erhebt
sich eine von Weinlaub umrankte Säule, auf deren Kapitell eine Madonna
mit Kind auf der Mondsichel steht.
ie Kirchstiege führt auf die dreiachsige Front des nördlichen
Seitenschiffes zu, die alsEingangs- und Schauseite dem Ort zugewandt
ist. In der Mitte ist ihr eine zweitorige Portalvorhalle vorgebaut, die
sich zwischen die beiden Strebepfeiler einfügt.
Die Kirche St. Martin befindet sich auf einer Anhöhe im Südosten der
Stadt Mattersburg. Sie ist von einer Mauer umgeben, die dem gesamten
Gefüge den Charakter einer Wehrkirchenanlage verleiht. Zu erreichen ist
der Kirchenbau über eine steile, von Bäumen gesäumte Stiege von der
Bahnstraße (früher Kirchengasse) aus. Diese war 1802 ganz neu
aufgeführt und 1827 wiederum erneuert worden. Im Jahre 1903 bekam sie
ihr heutiges Erscheinungsbild mit dem gusseisernen Geländer;
gleichzeitig legte man westlich davon den Serpentinenweg an.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: