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Seit 1920 ist die Münchner Residenz als Museum für
die Öffentlichkeit zugänglich und zählt heute zu den bedeutendsten
Schlossmuseen Europas. Bis heute stellt der ausgedehnte Bau das
steingewordene Zeugnis des Selbstverständnisses ihrer Bauherren dar,
der Herrscher aus dem Hause Wittelsbach, die zunächst als Herzöge, seit
dem 17. Jahrhundert als Kurfürsten und von 1806 bis 1918 als Könige in
Bayern regierten.
Die Münchner Residenz ist mit mehr als 40.000 Quadratmetern Grundfläche
das größte Stadtschloss Deutschlands und mit mehr als 150 Schauräumen
eines der bedeutendsten Schlossmuseen Europas.
Die Münchner Residenz ist ein Baudenkmal im Bezirk Altstadt-Lehel der
bayerischen Landeshauptstadt München. Sie war von 1508 bis 1918 Sitz
der Herzöge, Kurfürsten und Könige von Bayern aus dem Haus Wittelsbach.
In vier Jahrhunderten wurde sie von den Architekten Friedrich Sustris,
Joseph Effner, François de Cuvilliés d. Ä. und Leo von Klenze in den
Stilen Renaissance, Barock, Rokoko und Klassizismus von der kleinen
Wehrburg zur monumentalen Vierflügelanlage ausgebaut.
Die über Jahrhunderte beibehaltene Funktion der Residenz als Hauptwohn-
und Regierungssitz der Herrscher lässt sich bis heute an Architektur
und Einrichtung ablesen: Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert entstanden
hier Raumkunstwerke der Renaissance, des Barock und Rokoko, des
Klassizismus und Historismus auf jeweils höchstem künstlerischen wie
materiellen Niveau. In ihnen können die Besucher bis heute die einander
ablösenden Formen fürstlicher Selbstdarstellung in den Epochen von
Humanismus, Gegenreformation und Aufklärung, von Gottesgnadentum und
konstitutioneller Monarchie nachvollziehen und erleben.
Möglich ist dies, weil sich in der Münchner Residenz die kostbare
Einrichtung der Räume – Mobiliar und Gemälde, Bildteppiche, Skulpturen,
Schatzkunst und religiöse Devotionalien – mehrheitlich immer noch an
den Orten befindet, für die sie einst geschaffen wurde. Die Einheit von
künstlerischer und historischer Bedeutung von Raum und Ausstattung
erlangt deshalb hier seltene Anschaulichkeit.
Das Antiquarium, der größte Renaissance-Saal nördlich der Alpen
Das Antiquarium ist der älteste erhaltene Raum der Münchner Residenz.
Mit einer Länge von 66 Metern ist es einer der größten und prächtigsten
Renaissancesäle nördlich der Alpen. Herzog Albrecht V. ließ ihn
zwischen 1568 und 1571 für seine Sammlung antiker Skulpturen errichten.
Von diesen Antiken leitet sich die Bezeichnung "Antiquarium" ab.
Die Nachfolger Albrechts V. – Herzog Wilhelm V. und sein Sohn
Maximilian I. – wandelten den Raum zwischen 1581 und 1600 in einen
Fest- und Bankettsaal um. Im Zuge dieser Umgestaltung erhielt das
Antiquarium seine noch heute reiche Ausmalung mit Grotesken, einem von
antiken Vorbildern inspirierten Dekorationsstil. Die 16 Gemälde aus der
Werkstatt Peter Candids im Scheitel des Gewölbes zeigen Allegorien des
Ruhmes und der Tugenden.
Die Stichkappen und die Fensterlaibungen sind mit 102 Ansichten von
Städten, Märkten, Burgen und Schlössern des damaligen Herzogtums Bayern
geschmückt. Die heute an den Längswänden präsentierten Büsten und
Skulpturen stammen zum Teil noch aus der Antikensammlung Herzog
Albrechts V., die im 17. und 18. Jahrhundert allerdings durch weitere
Werke ergänzt wurde.
Königsbau - Gelbe Treppe
Die Gelbe Treppe wurde als monumentaler Aufgang zum Appartement des
bayerischen Königs im Hauptgeschoss des Königsbaus gestaltet. Der Name
des Prunkraums ist von dem kostbaren Stuckmarmor abgeleitet, der alle
Wände überzieht. Er imitiert gelben Naturstein aus Nordafrika (giallo
antico), den Herrscher der Antike besonders schätzten. Das Relief einer
thronenden Bavaria gegenüber dem Fenster verweist auf das regierte
Land. Die beiden Symbolgestalten, die das Prunkportal zu den Vorzimmern
des Königs rahmen, verkörpern den Wahlspruch des Erbauers König Ludwig
I.: "Gerecht und Beharrlich".
Nach schweren Schäden im Zweiten Weltkrieg wurde der Raum zunächst
provisorisch, von 2017-2021 dann weitgehend in seiner ursprünglichen
Form wiederhergestellt.
Bis 1599 war im Geschoss über dem Antiquarium die herzogliche
Bibliothek untergebracht. Später diente die Raumfolge mehrfach als
Wohnung des Kurprinzen.
Erst Kurfürst Max III. Joseph verblieb auch nach seinem
Regierungsantritt 1745 zusammen mit seiner Gemahlin Maria Anna von
Sachsen in diesen Räumen und ließ sie 1746 durch Johann Baptist
Gunetzrhainer ausbauen und modernisieren. Etwa 15 Jahre später wurde
François Cuvilliés nochmals mit einer Erneuerung der Einrichtung
beauftragt.
Sowohl der Kurfürst als auch die Kurfürstin verfügten über ein eigenes
Appartement. Die Appartements wurden jeweils von den entgegensetzten
Enden her betreten und trafen in der Mitte der Raumflucht aufeinander.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Kurfürstenzimmer zerstört. Aus dem
erhaltenen Kunstgut sowie den Resten der Wandvertäfelungen konnten die
Räume in ihren wesentlichen Zügen wiederhergestellt werden. Viele der
heute hier ausgestellten Kunstobjekte gehören jedoch nicht mehr zur
originalen Ausstattung. Hingegen zählen die drei großformatigen
Ansichten der Stadt München und des Sommerschlosses Nymphenburg, die
der berühmte Venezianer Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, 1761
malte, seit damals zur ursprünglichen Einrichtung der Kurfürstenzimmer.
Eine Medienstation in Raum 22 lädt die Besucher zu einer Reise in die
Entstehungszeit der Gemälde ein!
Kurfürstenzimmer - Gelbes Kabinett
Der kleine Raum gehört zum Appartement der Kurfürstin und war ursprünglich als Teekabinett eingerichtet.
Kurfürstenzimmer - Blaues Kabinett
Das kleine, unmittelbar neben dem Schlafzimmer des Kurfürsten gelegene
Kabinett war der innerste Raum seines Appartements. Nur die
geschnitzten Rahmen über den Türen aus. der Zeit um 1762/63 gehören
noch zur ursprünglichen Ausstattung. Heute wird hier ein Ensemble
erlesener Möbel des 18. Jahrhunderts präsentiert.
Kurfürstenzimmer - Schlafzimmer des Kurfürsten
Der nach Entwurf von François Cuvilliés ab 1760 geschaffene, reich
geschnitzte und stuckierte Dekor des Raums wurde 1944 zerstört. Die
bestickte Seidenbespannung der Rückwand, die zwischen 1784 und 1786 in
München gefertigt wurde, war ursprünglich für das „Bayerische Kabinett"
im Schloss von Koblenz bestimmt.
Die Kurfürstenzimmer liegen über dem Antiquarium. In dieser Raumfolge
war bis 1599 die herzogliche Bibliothek untergebracht. Danach diente
sie als Wohnung des Kurprinzen. Kurfürst Max III. Joseph (reg.
1745-1777) blieb auch nach seinem Regierungsantritt mit seiner Gemahlin
Maria Anna in den Räumen wohnen. Zwischen 1746 und 1748 ließ er das
Appartement von Johann Baptist Gunetzrhainer im Stil des Rokoko neu
gestalten. Eine weitere Umgestaltung erfolgte von 1760 bis 1763 durch
François Cuvilliés.
Die Appartements von Kurfürst und Kurfürstin wurden von den
entgegengesetzten Enden der Raumfolge betreten. Außen lagen jeweils die
Vor- und Audienzzimmer, in der Mitte die Schlafzimmer und privaten
Kabinette.
Die Trierzimmer ließ Herzog Maximilian I. (reg. 1598-1651, seit 1623
als Kurfürst) von 1614 bis 1615 im Hauptgeschoss des östlichen Kaiser-
hoftrakts als Gästeappartements anlegen. Die Bezeichnung Trierzimmer
geht auf Clemens Wenzeslaus von Sachsen, den Kurfürsten und Erzbischof
von Trier (1739-1812) zurück, der häufig in diesen Räumen wohnte.
Zur originalen Ausstattung der Trierzimmer gehören die Deckengemälde
des Hofmalers Pieter de Witte, gen. Peter Candid.
Die Wirkteppiche der
Monats- Folge gab Herzog Maximilian I. in Auftrag. Die ausgestellten
Prunkmöbel dagegen stammen hauptsächlich aus der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts.
Die Trierzimmer im Ostflügel des unter Maximilian I. 1612-1616
errichteten Kaiserhoftrakts sind heute nach Klemens Wenzeslaus von
Sachsen, Kurfürst und Erzbischof von Trier benannt, der hier im 18.
Jahrhundert häufig wohnte. Im 17. Jahrhundert zählte die ausgedehnte
Raumflucht zu den bedeutendsten der Residenz: Hier logierten im Falle
kaiserlichen Besuchs die nächsten Angehörigen der Kaiserfamilie und
ranghohe Mitglieder ihres Hofstaats.
Weilten keine Gäste in der Residenz, dienten die Räume als Ratszimmer.
Diese Funktion spiegelt sich auch in dem ausgefeilten Bildprogramm der
Deckenzonen. Geschaffen wurden die dort angebrachten Gemälde von dem
niederländischen Hofmaler Pieter de Witte, genannt Peter Candid und
seiner Werkstatt.
Trierzimmer - Nördliches Vorzimmer
Dieser Raum war ursprünglich in ein Kabinett und ein Schlafzimmer
aufgeteilt. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde er dem
Erscheinungsbild der übrigen Räume angepasst.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurden die Räume mehrfach verändert, im
Zweiten Weltkrieg schließlich in weiten Teilen zerstört. Nach 1945
gelang es, das Raumbild der Zeit um 1615 in etwas veränderter Form
wieder herzustellen und die erhaltenen Gemälde in die rekonstruierten
Decken einzusetzen. Heute werden in den Trierzimmern kostbare
Wirkteppiche und Prunkmöbel des 17. Jahrhunderts gezeigt.
Trierzimmer - Saal der Entscheidung
Der Raum, der früher als Audienzzimmer diente, ist nach den
Deckenbildern mit den Allegorien der Entscheidung und der Wahl benannt.
Trierzimmer - Saal des Rats
Das mittlere Deckenbild mit der Allegorie des Rats gab nicht nur diesem
Raum, sondern ursprünglich der gesamten Raumfolge die Bezeichnung
"Ratszimmer". Im 17. Jahrhundert diente der Saal als Tafelstube.
Die Kaisertreppe mündet am Vorplatz des gleichfalls unter Maximilian I.
zu Beginn des 17. Jahrhunderts erbauten Kaisersaals, des zu seiner Zeit
größten und bedeutendsten Festraums der Residenz – ein Ort von höchstem
zeremoniellen Rang.
Blick vom Kaisersaal nach Süden in den Kaiserhof
Zwischen 1612 und 1616 ließ Maximilian I. die Trakte um den Kaiserhof
errichten. Der Nordflügel gegenüber dem neuen Hofgarten nahm die
Eingangs- und Empfangsräume sowie die monumentaleKaisertreppe auf. Die
Raumfolge im Westtrakt war Kaiserbesuchen vorbehalten. Seinerzeit war
der Kaiserhof nur bei hochrangigen zeremoniellen Anlässen geöffnet.
Kaisersaal: Thema seines ausgefeilten Bildprogramms ist die auf Vernunft und Tugend
gegründete Herrschaft des Fürsten. So zeigen die von dem
niederländischen Wirker Hans van der Biest geschaffenen Wandteppiche
heldenhafte Figuren der Antike und des Alten Testaments, die dem
Herrscher ein Vorbild sein sollen. Auch der Gemäldezyklus im Fries
darüber zeigt Ereignisse der antiken und biblischen Geschichte, die im
17. Jahrhundert als Beispiele tugendhaften Verhaltens galten. An der
Decke wird der Gedanke fürstlicher Tugend in einem umfangreichen, von
Peter Candid und seiner Werkstatt geschaffenen Bilderzyklus
weitergeführt: Die Figuren der drei Hauptgemälde verkörpern Herrschaft,
Weisheit und Ruhm, die erst die Tugend vollkommen macht. Da die drei
mittleren Deckenbilder im Krieg verbrannten, sind sie heute durch
Reproduktionen ersetzt.
Vierschimmelsaal
Die Bezeichnung des von 1612 bis 1616 erbauten Saals geht auf das
verlorene Mittelbild der Decke zurück, das Apollo auf seinem von vier
Schimmeln gezogenen Sonnenwagen zeigte. Im 17. Jahrhundert diente der
Saal als kaiserliche Tafelstube. Der (1944 zerstörte) Raum wurde von
1980 bis 1985 in vereinfachter Form wiederhergestellt.
Steinzimmer - Zimmer der Elemente
Der Raum ist nach den in den Deckenbildern dargestellten vier Elementen
benannt, aus denen sich die Welt nach damaligem Verständnis
zusammensetzte. Das verlorene Mittelbild zeigte Pan, den Gott der
Wildnis und des Chaos.
Die Steinzimmer liegen im Westflügel des unter Maximilian I. ab 1611
errichteten Kaiserhoftrakts. Im 17. Jahrhundert waren sie die größte
und bedeutendste Raumfolge der Residenz. Ihr heutiger Name geht auf die
reiche Ausstattung mit Marmor, Stuckmarmor und Stuckmarmorintarsie
(sogenannter Scagliola) zurück.
Steinzimmer - Zimmer der Welt
Das verlorene Mittelbild der Decke zeigte den Menschen als Beherrscher der Welt.
Die Steinzimmer dienten als höchstrangiges Gästeappartement, das vom
Kaiser und seiner Gemahlin bewohnt wurde, wenn diese in München Station
machten. Ursprünglich nur zu diesem Anlass wurden die Räume eigens mit
den kostbarsten Wandteppichen der Residenz ausgestattet, die sich bis
in die Gegenwart erhalten haben. Sie bilden heute den bedeutendsten
Schmuck der Steinzimmer. Auf den reich mit Goldfäden durchwirkten
Behängen, die Maximilian I. zwischen 1604 und 1611 von dem Niederländer
Hans van der Biest nach Entwürfen des Hofmalers Peter Candid anfertigen
ließ, sind die Taten des Pfalzgrafen Otto I., des ersten bayerischen
Herzogs aus dem Geschlecht der Wittelsbacher, dargestellt.
Da die Raumflucht im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, musste nach 1945
vieles rekonstruiert werden, um das Raumbild des 17. Jahrhunderts
wieder erstehen lassen zu können. Die heute hier gezeigten barocken
Prunkmöbel stammen aus den fürstlichen Kunstsammlungen.
Steinzimmer - Zimmer der Jahreszeiten
Die Decke des Raums wurde originalgetreu rekonstruiert. Sie zeigt in
der Mitte die Allegorie des Jahres, umgeben von den vier Jahreszeiten
und den Tierkreiszeichen.
Deckengemälde: Allegorie des Jahres, Peter Candid, 1614/16 und Giovanni Trubillio, 1694/98 (rekonstruiert)
Steinzimmer - Zimmer der Ewigkeit
Der Raum ist nach der Allegorie der Ewigkeit benannt, die im verlorenen
Mittelbild der Decke dargestellt war. Die erhaltenen Deckengemälde
zeigen weitere Sinnbilder der Ewigkeit.
Die Hofkapelle ließ Herzog Maximilian I. (reg. 1598- 1651, seit 1623
als Kurfürst) ab 1600 erbauen. Der Chor wurde erst 1630 angefügt. Zur
originalen Ausstattung gehört der (1958 wiederhergestellte) Hochaltar
mit der Darstellung „Maria in der Glorie". Die beiden Seitenaltäre
wurden 1748 im Stil des Rokoko ergänzt. Die Kirche war den Mitgliedern des Hofes vorbehalten. Die Familie des
Herrschers wohnte dem Gottesdienst von den Emporen aus bei, während
sich der Hofstaat unten versammelte.
Die Hofkapelle ist der Unbefleckten Empfängnis Mariens geweiht. Die
Wahl dieses Patroziniums geht wohl auf Maximilian I. selbst zurück, der
die Gottesmutter zur Schutzpatronin seines Hauses und des Landes Bayern
erwählt hatte. Das große Mittelbild des Hauptaltars von Hans Werl
(1600) zeigt Maria in der Glorie unter der Dreifaltigkeit. In der Mitte
des 18. Jahrhunderts schufen zwei bedeutende Meister des süddeutschen
Rokoko – Johann Baptist und Franz Zimmermann – die beiden Nebenaltäre
zuseiten des Chores.
Die 1607 geweihte Reiche Kapelle war der private Andachts- und
Gebetsraum von Herzog Maximilian I. (reg. 1598-1651, seit 1623 als
Kurfürst) und seiner Gemahlin. Hier wurde der „Heiltumsschatz“, die
Sammlung kostbarer Reliquien, aufbewahrt. Die Wände der Kapelle wurden
mit Scagliola, farbigen Stuckmarmorintarsien, vertäfelt. Die um 1632
ergänzten Bildtafeln mit Szenen nach dem Marienleben von Albrecht Dürer
stammen von Wilhelm Fistulator, dem Hauptmeister der Münchner
Hofmarmoratoren.
Altar Gehäuse: Paulus Dietrich, München 1605/10; Silberarbeiten: Hans
Schebel, Augsburg, um 1565/70; Jacob Anthoni, Augsburg, um 1605/06
Tafelreliquiare (anstelle der verbrannten Seitenaltǎre) Augsburg, 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts
Der Altar mit Augsburger Silberreliefs, die Prunkorgel und der
Heiltumskasten an den Seitenwänden sowie die bemalten Glasfenster der
Kuppel gehören zur originalen Ausstattung der (1944 weitgehend
zerstörten und später wiederhergestellten) Kapelle.
Die zahlreichen Innenhöfe sind ein Charakteristikum der Residenz. Die
meisten entstanden im Zuge der fortlaufenden baulichen Erweiterungen
bei der anschließenden Anbindung der neuen an die älteren Trakte.
Die Reichen Zimmer waren das Paradeappartement von Kurfürst Karl
Albrecht (reg. 1726-1745, seit 1742 als Kaiser Karl VII.). Sie dienten
ausschließlich dem diplomatischen und gesellschaftlichen Zeremoniell
des Hofes. In Dimension und Ausstattung sollten sie den Anspruch des
Kurfürsten auf die Kaiserwürde dokumentieren. 1726 begann der
Hofarchitekt Joseph Effner mit dem Bau. Nach dem Residenzbrand von 1729
wurde François Cuvilliés mit dem Wiederaufbau und der prunkvollen
Neuausstattung beauftragt. Zur festlichen Einweihung 1737 war die
Raumfolge vollendet. Heute zählen die Reichen Zimmer zu den
bedeutendsten Raumschöpfungen des süddeutschen Rokoko.
Reiche Zimmer - Zweites Vorzimmer
Das zweite Vorzimmer
diente als Warte- und Durchgangsraum für ranghohe Besucher. Die beiden
Konsoltische vor den ehemals verspiegelten Fensterpfeilern
gehören noch zur ersten unter Joseph Effner von 1726 bis 1729
ausgeführten Ausstattung der Reichen Zimmer.
Reiche Zimmer - Audienzzimmer
In diesem Raum empfing der Kurfürst in öffentlicher Audienz ranghohe Besucher.
Auf der Fensterseite blieb die originale Wandvertäfelung mit den
Allegorien der vier Jahreszeiten nach Entwurf von François Cuvilliés
erhalten. Der (wiederhergestellte) Deckenstuck stammt von Johann
Baptist Zimmermann. Die französische Prunkuhr gehört ebenso zur
originalen Raumausstattung wie die Hocker und die beiden Konsoltische.
Die seit dem 19. Jahrhundert sogenannten „Reichen Zimmer“ stellen einen
glanzvollen Höhepunkt des höfischen Rokoko im deutschsprachigen Raum
dar. Kurfürst Karl Albrecht ließ diese prächtige Raumflucht 1730 bis
1733/37 von dem Architekten François Cuvilliés d. Ä. anlegen und
ausstatten. Als Parade- und Staatsappartement sollten die Reichen
Zimmer seinen Anspruch auf die Kaiserwürde dokumentieren. Cuvilliés
entwarf nicht nur die Disposition der Räume, sondern auch die
Dekoration, also Wandvertäfelungen, Stuckaturen und einen Teil der
Möbel. So entstanden in enger Zusammenarbeit mit den hoch
qualifizierten Hofkünstlern einzigartige Raumkunstwerke, deren
Ausstattung noch mit Pariser Luxusmöbeln und kostbaren Textilien
ergänzt wurde.
Beim Wiederaufbau der 1944 schwer zerstörten Räume wurden die
Stuckaturen, die Wandbespannungen und die Vertäfelungen zu einem großen
Teil nach originalem Vorbild erneuert, sodass die Räume heute
weitgehend wieder entsprechend ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild
erlebbar sind.
Reiche Zimmer - Grüne Galerie
François Cuviliés erbaute die Galerie von 1731 bis 1733 als
Seitenflügel zum Trakt der Reichen Zimmer. Mit Errichtung des
Königsbaus 1826 ging der südliche Querraum verloren. Die Deckenfresken
wurden 1944 zerstört. Die Bildergalerie war Rahmen für höfische Feste und erhielt ihren Namen
nach der (erneuerten) Wandbespannung aus grünem Seidendamast.
Die Grüne Galerie (Raum 58) war Schauplatz glanzvoller Festlichkeiten,
zu denen der Kurfürst regelmäßig einen ausgewählten Kreis des Hofes
einlud. Die Galerie war aber nicht nur Festsaal, sondern auch Bilder-
und Spiegelgalerie. Die über 70 Gemälde, die in drei Reihen
übereinander angeordnet sind und mit den hohen Wandspiegeln wechseln,
entstammten den reichen Wittelsbacher Kunstsammlungen. In ihren
vergoldeten Prunkrahmen vermitteln die Bilder verschiedener Meister und
Epochen zusammen mit der stuckierten und geschnitzten Raumausstattung
einen Gesamteindruck von größter Harmonie.
Viele der Gemälde – darunter Meisterwerke der europäischen Malerei –
gelangten später in andere Sammlungen, vor allem in die Alte
Pinakothek. 2011 konnte die ursprüngliche Bilderhängung mit
Unterstützung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen weitgehend
wiederhergestellt werden. Die Funktion der fürstlichen Galerie als
bedeutender Sammlungsraum sowie als Ort absolutistischer
Herrschaftsrepräsentation kann nun wieder erlebt werden.
Teeservice auf Surtout
Teeservice: Porzellan, Bemalung in Teilen Johann Gregorius Höroldt zugeschrieben Meißen, um 1723/24
Surtout: vergoldetes Silber, Johann Engelbrecht Augsburg, um 1729-1733
Im Audienzzimmer (Raum 57) absolvierten auswärtige Gesandte ihren
offiziellen Empfang bei Hofe. Der zeremoniell festgeschriebene Weg
führte durch die beiden nördlich vorgelagerten Vorzimmer. Die Pracht
ihrer Ausstattung wurde im Audienzgemach nochmals gesteigert. Hier
erwartete der Kurfürst den Gast unter einem roten Samtbaldachin.
Reiche Zimmer - Konferenzzimmer
Im Konferenzzimmer gewährte der Kurfürst Privataudienzen. Die ursprüngliche Möblierung des Raums ist nahezu komplett erhalten.
Während die Wandbespannung aus Genueser Samt in den übrigen Räumen
rekonstruiert wurde, blieben an der Rückwand dieses Raums originale
Teile erhalten. Den (wiederhergestellten) Deckenstuck schuf Johann
Baptist Zimmermann.
Im Konferenzzimmer (Raum 59) wurde ausschließlich Besuchern von
höchstem Rang oder engsten Familienmitgliedern Privataudienz gewährt.
Der Reichtum der Stuckaturen und Schnitzereien ist – dem hohen
zeremoniellen Rang des Raumes entsprechend – gegenüber den übrigen
Empfangszimmern nochmals gesteigert.
Das Paradeschlafzimmer der Reichen Zimmer (Raum 60) mit seiner
prächtigen Ausstattung diente – wie ein historischer Bericht
überliefert – "nur zur Pracht, nicht zu den Bequemlichkeiten der Ruhe".
Es war innerhalb des Appartements ausschließlich als symbolischer
"Schauraum" gedacht, der das Vorbild des französischen Hofzeremoniells
aufgriff, in dem das tägliche Ankleiden und Zubettgehen des Herrschers
öffentlich, d.h. in Anwesenheit der Höflinge ablief. Zum Zeichen des
hohen Ranges dieses zentralen Raumes wurde das Paradeschlafzimmer mit
besonders kostbaren und teuren Lackmöbeln eingerichtet, die Kurfürst
Karl Albrecht eigens bei französischen Kunstschreinern in Paris
bestellte.
Reiche Zimmer - Paradeschlafzimmer
Das Paradeschlafzimmer diente ausschließlich der höfischen
Repräsentation und wurde vom Kurfürsten nicht als privates Schlafgemach
genutzt. Die originale Möblierung mit einem Paradebett und
französischen Lackmöbeln ist erhalten. Den (wieder- hergestellten)
Deckenstuck mit den Allegorien der vier Tageszeiten schuf Johann
Baptist Zimmermann.
Reiche Zimmer - Spiegelkabinett
Nach französischem Vorbild legte der Architekt François Cuvilliés neben
dem Paradeschlafzimmer zwei Kabinette an: ein Spiegel- oder
Porzellankabinett und ein Miniaturenkabinett als Pendant zur großen
Gemäldegalerie am anderen Ende der Raumflucht.
Nach französischem Vorbild ordnete Cuvilliés neben dem
Paradeschlafzimmer zwei Kabinette an. Das erste war als Ruhezimmer und
Schreibkabinett konzipiert, zugleich aber als Spiegel- und
Porzellankabinett ausgestaltet (Raum 61). Die großen Wandspiegel, die
die Wände schmücken zählten im 18. Jahrhundert zu den kostspieligsten
Elementen einer aristokratischen Raumausstattung. Dank der raffinierten
Verspiegelung vervielfältigen sich im Auge des Betrachters die
vergoldeten Wandkonsolen, auf denen Hunderte von kleinen
Porzellanarbeiten ausgestellt sind, ins Unendliche.
Reiche Zimmer - Miniaturenkabinett
Während die Möblierung beider Räume erhalten blieb, sind die um 1731/32
geschaffenen Schnitzereien an den Wänden, die Deckenstuckaturen und die
Spiegel sowie die rot lackierten Wände im Miniaturenkabinett
rekonstruiert.
Mit dem Miniaturenkabinett (Raum 62) endet die Raumfolge der Reichen
Zimmer. Als exklusiver Rückzugsort innerhalb des Appartements ist der
winzige Raum besonders kunstvoll ausgestattet. Die Wandgestaltung
kulminiert in einem höchst aufwändig hergestellten roten Lack als
Hintergrund für die aufs Äußerste verfeinerten, ganz vergoldeten
Schnitzereien Joachim Dietrichs. In diese überaus kostbare
Wandvertäfelung sind 129 Miniaturen niederländischer, französischer und
deutscher Meister des 16. bis 18. Jahrhunderts eingelassen. Im Zweiten
Weltkrieg wurde das Kabinett bis auf die Türflügel und die
Miniaturgemälde zerstört. In langjähriger Arbeit konnte die verlorene
Ausstattung bis 2001 rekonstruiert werden.
Päpstliche Zimmer - Rotes Zimmer und Herzkabinett
An der Stelle des Roten Zimmers befand sich das (1944 zerstörte)
Schlafzimmer von Kurfürstin Henriette Adelaide, der Gemahlin von
Kurfürst Ferdinand Maria (reg. 1651-1679). Das zugehörige Herzkabinett
war der privateste Raum ihres Appartements. Es ist nach den in den
Deckenbildern dargestellten Herzen benannt.
Päpstliche Zimmer - Grünes Zimmer
Dieser 1666/67 als „Grottenzimmer“ eingerichtete (1944 vollständig
zerstörte) Raum diente der Kurfürstin einst als privates Audienz- und
Wohnzimmer.
In diesem Bereich der Residenz befand sich seit Beginn des 17.
Jahrhunderts über vier Generationen das Appartement der Herzogin und
später der Kurfürstin. Die heutige Bezeichnung "Päpstliche Zimmer" geht
erst auf einen Besuch von Papst Pius VI. im Jahr 1782 zurück.
Um 1666/67 ließ Kurfürstin Henriette Adelaide, eine Prinzessin aus dem
Haus Savoyen, das ursprüngliche Appartement im prunkvollen Stil des
Turiner Barock umgestalten. Der westlich angrenzende Raum, der seinem
einst reichen Dekor die Bezeichnung „Goldener Saal“ verdankt, diente
der Kurfürstin als Audienzgemach. Die letzte Bewohnerin des
Appartements war die Habsburgerin Maria Amalia, die Gemahlin des
Kurfürst-Kaisers Karl Albrecht. Zwischen 1730 und 1756 stattete sie die
Räume mit kostbaren Rokoko-Möbeln aus. Von der einstigen Ausstattung
des Appartements sind aufgrund von Umbaumaßnahmen des 19. Jahrhunderts
und der Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs heute vor allem noch
vergoldete Decken mit reichen Schnitzereien sowie zahlreiche
Deckengemälde erhalten. Einen guten Eindruck der ursprünglichen
raffinierten Pracht vermittelt vor allem ein Blick in das unter
Henriette Adelaide kostbar eingerichtete „Herzkabinett“, das dem Kult
des liebenden Herzens gewidmet ist.
Königsbau - Königin-Mutter-Treppe
Das nach Entwürfen des Architekten Leo von Klenze errichtete
Treppenhaus bildet den Hauptzugang zum Appartement von Königin Therese,
der Gemahlin von König Ludwig I. (reg. 1825-1848), im Hauptgeschoss des
Königsbaus. Die Treppe ist nach der Mutter König Ludwigs II. (reg.
1864-1886), Marie von Preußen, benannt, die ab 1848 das Appartement
bewohnte.
Königsbau - Kuppel über der Königin-Mutter-Treppe
Über Klenzes elegant sich nach oben schwingende „Königin-Mutter-Treppe“
gelangt man in die erste Etage. Hier sind die klassizistischen
Appartements des Königspaares rekonstruiert.
Königsbau - Salon de Service der Königin
Der Raum war das dritte Vorzimmer im Appartement von Königin Therese
und diente ebenfalls als Empfangszimmer für Audienzsuchende.
Wandmalerei: Szenen aus Balladen von Gottlieb August Bürger Philipp Foltz, 1834/35
Lüster: Franz Sales Sauter (Entwurf: Leo von Klenze), München, um 1833-35
Schreibtisch: Joseph Pössenbacher, Johann Ernst Mayer (Entwurf: Leo von Klenze), München, 1834/35
Königsbau - Salon de Service der Königin
Blick nach oben zur Decke
Königsbau - Salon de Service der Königin
Blick nach unten zum Boden
Königsbau - Salon de Service der Königin
Uhr mit Reiterfigur Paris, um 1833/35, Werk: Joseph Biergans, München
Die Uhr stellt einen zeitgenössischen Romanhelden dar: den edlen Räuber Rinaldo Rinaldini.
Königsbau - Thronsaal der Königin
Im Thronsaal fanden die offiziellen Audienzen von Königin Therese
statt. Der hohe zeremonielle Rang des Raums wird durch den Sockel aus
künstlichem Lapislazuli und die vergoldeten Wände mit den Initialien
des Königspaars betont. Die Bilder im Fries und an der Decke
illustrierten ursprünglich Szenen aus den Dichtungen von Friedrich
Gottfried Klopstock.
Thronsessel und Baldachin: Melchior Frank, Johann Ernst Mayer (Entwurf: Leo von Klenze), München, 1834/35
Sessel, Sitzgarnitur und Konsoltische: Melchior Frank, Johann Ernst Mayer (Entwurf: Leo von Klenze), München, 1834/35
Lüster: Paris, um 1833/35
Königsbau - Thronsaal der Königin
Uhren: Der verwundete thebanische Feldherr Epameinondas; ein ruhender Krieger in antiker Rüstung (rechts), Paris, um 1833/35
Königsbau - Thronsaal der Königin
Lüster: Paris, um 1833/35
Königsbau - Salon der Königin
Der Raum war der Gesellschaftssalon von Königin Therese. Hier empfing sie ausgewählte Gäste zur Konversation.
Die (wiederhergestellte) Wanddekoration im pompejanischen Stil entwarf Leo von Klenze nach antiken Vorbildern.
Königsbau - Schlafsaal der Königin
Das repräsentative Schlafzimmer von Königin Therese ist traditionell
mit zwei Betten für den König und die Königin eingerichtet. Der
zugehörige Baldachin blieb nicht erhalten. Gewölbeform und
Wandgliederung des Raums orientieren sich an Vorbildern der
italienischen Renaissance. Die Malerei an den Wänden täuscht textile
Draperien vor.
Königsbau - Schreibkabinett der Königin
In diesen Raum konnte sich Königin Therese zum Lesen, Arbeiten und Schreiben zurückziehen.
Wandmalerei: Szenen aus Werken Friedrich Schillers Philipp Foltz, Wilhelm Lindenschmit, 1834/35
Lüster: Christian Block, München, um 1833/35
Schreibsessel und Sitzgarnitur: Joseph Kübler, Anselm Sickinger (Entwurf: Leo von Klenze), München, 1834/35
Klapptisch „Pembroke Table", Rundtisch und kleiner Waschtisch: Entwurf: Leo von Klenze, München, 1834/53
Briefkasten und Papierkorb: Entwurf: Leo von Klenze zugeschrieben, München, 1835/36
Satztischchen in Lyraform: Melchior Frank, München, 1834/35
Königsbau - Bibliothek der Königin
Mit der Bibliothek endet das Appartement von Königin Therese. Die
Wandmalereien, die Szenen aus Dichtungen von Ludwig Tieck
illustrierten, wurden bis auf eine Darstellung im Zweiten Weltkrieg
zerstört.
Königsbau - Schlafzimmer des Königs
Das Schlafzimmer ist der innerste Raum im Appartement von König Ludwig
I. (reg. 1825-1848). Seine Wohnräume wurden offiziell von der
entgegengesetzten Seite über die Vorzimmer und die Repräsentationsräume
betreten. Die bildlichen Darstellungen mit Szenen aus den Werken von
Theokrit sind bis auf geringe Reste zerstört. Die dekorativen Teile der
Wandmalereien im pompejanischen Stil wurden rekonstruiert.
Königsbau - Ankleidezimmer des Königs
Das Ankleidezimmer wurde von König Ludwig I. (reg. 1825-1848) auch zum
Arbeiten und Lesen benutzt. Die rückwärtigen Türen führten zur
Garderobe und in das Badezimmer.
Von den Darstellungen aus den Lustspielen des Aristophanes, die nach
Entwürfen von Ludwig Michael Schwanthaler das kassettierte
Tonnengewölbe und die Wände schmückten, blieben nur einzelne Szenen an
der Fensterseite erhalten.
Königsbau - Arbeitskabinett des Königs/Wohnzimmer
Das Zimmer diente König Ludwig I. (reg. 1825-1848) als Arbeitskabinett
und Bibliothek. Sein Sohn König Maximilian II. (reg. 1848-1864) ließ
den Raum später zu einem Wohnzimmer umgestalten. Davon blieben nur
einzelne Möbel erhalten.
Königsbau - Arbeitskabinett des Königs/Wohnzimmer
Ursprünglich war der Raum mit Darstellungen aus den Tragödien des
Sophokles nach Entwurf von Ludwig Michael Schwanthaler ausgemalt.
Königsbau - Empfangskabinett des Königs/Ministerratszimmer
In diesem Raum fanden die Arbeitssitzungen und Konferenzen von König
Ludwig I. (reg. 1825-1848) mit seinen Ministern statt. Die
pompejanische Wanddekoration wurde rekonstruiert. Die Bilder an Wänden
und Gewölbe mit Darstellungen aus den Werken von Aischylos nach Entwurf
von Ludwig Michael Schwanthaler sind zerstört.
Unmittelbar nach seinem Regierungsantritt 1825 begann König Ludwig I.,
die Residenz durch umfängliche Neubauten zu erweitern. 1826 wurden die
Arbeiten am Königsbau, einem neuen Wohnpalast im Süden des
Residenzareals, durch den Architekten Leo von Klenze in Angriff
genommen. Ludwigs Verehrung für Italien und die Renaissance bestimmte
den Baustil, besonders der Hauptfassade am Max-Joseph-Platz, in der
Klenze Elemente des Palazzo Pitti und des Palazzo Rucellai in Florenz
verarbeitete. 1835 war die neue Königswohnung bezugsfertig.
Die aneinander stoßenden Wohnappartements des Königspaares liegen im
Hauptgeschoss. Neu ist, dass die königlichen Gemächer gleichsam »vor
dem Auge des Volkes« liegen: Bereits zu Lebzeiten Ludwigs I. konnten
die Räume bei Abwesenheit des Monarchen besichtigt werden!
Auch das Bildprogramm der reichen malerischen Ausstattung wurde von
Ludwig bestimmt: Die königliche Raumfolge ist ganz Themen der
klassischen und zwar der griechischen Dichtung gewidmet, während die
Wände in den Räumen der Königin mit Darstellungen aus den Hauptwerken
deutschsprachiger Dichter ausgemalt sind.
Königsbau - Thronsaal des Königs
Im Thronsaal des Königsbaus gewährte König Ludwig I. (reg. 1825-1848) Audienzen für geladene Gäste.
Die großen Staatsakte des Königsreichs fanden im (1944 zerstörten)
Thronsaal des Festsaalbaus der Residenz statt, den Leo von Klenze von
1835 bis 1842 errichtete. Aus diesem offiziellen Thronsaal stammt der
seit 1980 hier im Königsbau aufgestellte Thron.
Die gesamte Innenausstattung der beiden Appartements bis hin zur
Wandgestaltung und zum Mobiliar entwarf der Architekt des Königsbaus,
Leo von Klenze, der bedeutendste Vertreter des Klassizismus in München,
in einheitlichem Stil. Die Möbel wurden in den Jahren 1834/35
ausschließlich von Münchner Tischlern und Bildhauern gefertigt.
Königsbau - Zweites Vorzimmer des Königs/ Zweiter Schlachtensaal
Der Raum diente ursprünglich als zweites Vorzimmer im Appartement König Ludwigs I.
Die heute hier gezeigten Schlachtengemälde stammen aus dem „Schlachtensaal" des (1944 zerstörten) Festsaalbaus der Residenz.
Königsbau - Zweites Vorzimmer des Königs/ Zweiter Schlachtensaal
Anhand eines Rauminventars aus dem Jahr 1835 konnten die 1944 stark
zerstörten Räume bis 1980 wieder so möbliert werden, wie sie im Jahr
der Vollendung des Königsbaus, ausgesehen haben. Damit konnte ein
einzigartiges Ensemble des Spätklassizismus für München wiedergewonnen
werden.
Königsbau - Gelbe Treppe
Jetzt von der anderen Seite.
In den rückwärtigen Bereichen des Königsbaus erwarten die Besucher in
über 20 Ausstellungsräumen Glanzstücke und Meisterwerke aus den reichen
Beständen der ehemaligen Porzellan- und Silberkammern der Wittelsbacher
sowie die kostbare Sammlung von Miniaturen.
Die Sammlungsräume erstrecken sich auf insgesamt vier Etagen hinter den
Nibelungensälen und den königlichen Appartements und sind durch ein
internes Treppenhaus direkt miteinander verbunden. Der Zugang erfolgt
im ersten Obergeschoss über die Königin-Mutter-Treppe und das Vorzimmer
im Appartement der Königin.
Mit rund 4000 noch heute vorhandenen Stücken zählt die Silberkammer in
der Residenz München zu den umfangreichsten noch erhaltenen fürstlichen
Silbersammlungen Europas. Die zum überwiegenden Teil aus Speise- und
Gebrauchssilber bestehende Sammlung legt eindrucksvolles Zeugnis der
aristokratischen Tischkultur über mehrere Jahrhunderte ab. Das
Tafelsilber war immer – ob im Rahmen festlicher Staatsbankette oder
beim intimen Mahl – Teil der herrschaftlichen Repräsentation und
symbolisierte den Status, die Exklusivität und – im wörtlichen Sinne –
den Glanz der Dynastie. Die glänzenden Silber- und Goldschmiedearbeiten
erzählen von Festen, von kostbaren Geschenken und Erwerbungen, die in
Friedenszeiten die Tafeln der Kurfürsten und Könige schmückten.
Zugleich dokumentiert die heutige Zusammensetzung des Bestands aber
auch vergangene Kriegs- und Krisenzeiten, in denen man die
Silberschätze einschmolz, um die Staatskasse mit neu geprägten
Silbergulden zu füllen.
Während des Dreißigjährigen Krieges gingen große Teile des damaligen
Münchner Silberschatzes verloren. Eine große Bereicherung bot dagegen
das Silber aus dem Besitz der Pfälzer Wittelsbacher, die seit 1777 als
Kurfürsten von Pfalz-Bayern in München regierten. Einen weiteren
Zuwachs stellten die umfänglichen Tafelservice aus den 1803
säkularisierten Fürstbistümern Bamberg und Würzburg dar. So berichten
die reichen Bestände der Silberkammer bis heute nicht nur von den
modischen Ansprüchen der Wittelsbacher, sondern auch von den
politischen Begebenheiten der bayerischen Geschichte in der Frühen
Neuzeit.
Die Schausammlung Wittelsbacher Porzellan umfasst wunderbare Zeugnisse
des kunsthandwerklichen Könnens aus den europäischen
Porzellanmanufakturen des 18. und 19. Jahrhunderts: 1708 war es
erstmals gelungen, das „weiße Gold“ außerhalb des asiatischen Raums
herzustellen: Sofort entwickelte sich an Europas Höfen eine begeisterte
Nachfrage nach dem neuen, europäischen Porzellan. Ausgehend von der
Meißner Manufaktur entwickelten sich schnell konkurrierende Betriebe,
die als Prestigeobjekte für die Herrschenden höchst qualitätsvolle
Luxusgüter produzierten. Auch die Wittelsbacher verfügten seit der
Mitte des 18. Jahrhunderts mit Nymphenburg und Frankenthal über gleich
zwei solcher dynastischer „Hausmanufakturen“, deren Spitzenwerke in den
neuen Ausstellungsbereichen nun neu und angemessen zur Geltung kommen.
Aber nicht nur Produkte aus „eigener“ Herstellung, auch zahlreiche
diplomatische Geschenke aus Porzellan erweiterten die Münchner Sammlung
beträchtlich. Im Zuge dessen gelangten unter anderem kostbare
Porzellane aus der Frühzeit der Meißner Manufaktur, aus dem
französischen Sèvres nahe Paris oder aus der Berliner Königlichen
Porzellanmanufaktur an den bayerischen Hof. Im 19. Jahrhundert war es
dann wieder König Ludwig I., von dem wichtige Impulse ausgingen: In
seinem Auftrag fertigte die Nymphenburger Manufaktur künstlerisch wie
technisch beeindruckende Kopien nach Stücken aus den königlichen
Sammlungen an, die bis heute zu den Meisterwerken der europäischen
Porzellanmalerei zählen!
So entstand eine viele hundert Einzelstücke umfassende Sammlung, die
nicht nur auf eindrückliche Weise die Entwicklung der europäischen
Porzellankunst nachzeichnet, sondern zugleich die wechselnden
internationalen Kontakte zwischen den familiär und politisch
verbundenen Höfen Europas dokumentiert.
Am Ort des 1944 untergegangenen Speisesaals des Königsbaus zeugen heute
prächtig eingedeckte Silber- und Porzellantafeln vom Statusdenken der
Wittelsbacher Herrscher, ihrem Willen zur Pracht, zudem vom Wechsel der
modischen Stile und viel Kunstverstand. Die Festtafeln präsentieren
nicht nur beeindruckende Ensembles aus dem Bestand der ehemaligen
kurfürstlich-königlichen Porzellan- und Silberkammern in historischer
Anordnung. Zugleich zeichnen sie vor den Augen der Besucherinnen und
Besucher die ausgefeilte Symbolik nach, die das komplexe fürstliche
Speisezeremoniell bis ins 19. Jahrhundert auszeichnete, und die all dem
materiellen und künstlerischen Aufwand, der im Bereich der höfischen
Tafelkultur betrieben wurde, zugrunde liegt.
Besondere Höhepunkte bilden das prunkvolle Porzellanservice, das der
Berliner Hof 1842 als Hochzeitsgeschenk für den bayerischen Kronprinzen
Maximilian und seine Braut Marie von Preußen nach München sandte, sowie
das umfängliche silbervergoldete Tafelservice König Max I. Joseph.
Dieses herausragende klassizistische Ensemble fertigten die Pariser
Goldschmiede Martin-Guillaume Biennais und Jean-Baptiste-Claude Odiot
ursprünglich 1807-1809 für König Jérôme von Westfalen, den Bruder
Kaiser Napoleons. Kurz darauf wurde es vom bayerischen Hof erworben.
Fazit: Die Residenz ist sensationell, die Räume sehr schon hergerichtet.
Das Museum öffnet um 9 Uhr, ich war um 9:25 Uhr dort. Das war ein guter
Zeitpunkt, denn mehr als 5 andere Besucher habe ich während meines
Aufenthalts nicht gesehen. Und das mag ich auch so. Da kann man sich
aus dem Weg gehen. Als ich um 11:36 das Anwesen wieder verlassen habe,
ging die Warteschlange vor der Kassa bereits bis in den Königsbauhof.
Man bekommt zum Eintrittpreis von EUR 9,- zusätzlich einen Audio-Guide, den man sich zwar um den Hals hängen
kann, jedoch ohne Kopfhörer. Wer gerne zwei Hände frei hat, muss das
Ding lauter drehen und seine Umgebung akustisch beslästigen. Oder wie
ein Depp mit einer Hand das Gerät ständig ans Ohr halten. Beides
unschön! Immerhin hat das Device einen 3,5er Klinkenstecker und ich
natürlich meine Kopfhörer bei mir.
Um die Informationen abzuspielen, muss man einen dreistelligen Code
eintippen, der NICHT mit der Raumnummer ident ist. Dazu braucht man
dann die zweite Hand auch noch. Noch unschöner! Und mühsam. Da
verzichtet man oft gleich darauf.
Dass es auch anders gehen kann, durfte ich in Polen und Belgien
erfahren. Da sind die Audio-Guides raumgesteuert und starten
automatisch den passenden Track beim Eintreten. Und desinfizierte
Kopfhörer gibt es auch dazu. So geht das!
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: