Naturpark Sparbach

Biosphärenpark Wienerwald, September 2023

Der Naturpark Sparbach wurde 1962 eröffnet und ist damit der älteste Naturpark in ganz Österreich. Er befindet sich im Gemeindegebiet von Hinterbrühl in Niederösterreich und umfasst einen Teil des südlichen Wienerwaldes. Das Gelände ist im Besitz der Stiftung Fürst Liechtenstein in Sparbach und ist unter Schutz gestellt. Es ist eingezäunt und nur zu den Öffnungszeiten zugänglich, es ist ein Eintritt zu entrichten.

Ein vielfältiges Wanderwegenetz, Burgruine Johannstein, Tiergehege, die Galerie der Wildtiere und der Abenteuerspielplatz lassen kaum Wünsche offen, die frei laufenden Wildschweine bleiben allen Gästen in Erinnerung.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Willkommen bei der Eselbande!
Hubert - Unser „Stammvater", geboren 2005, Papa von Emil, Kennzeichen: weiß mit Flecken
Emil - Geboren im Juli 2011 im Naturpark Sparbach, Namensgeber für unser Kartenspiel „Schwarzer Emil" (im Besucher zentrum erhältlich), Kennzeichen: eine dunkle Erscheinung
Anita - Wurde ausgesetzt und bel uns aufgenommen, Geboren wahrscheinlich 2008, Ist eine sehr gute Mama, ihre Fohlen wurden in den Jahren 2014, 2015, 2016 und 2018 geboren, Kennzeichen: gemütliches Grautier
Rosi - Geboren im Mai 2016 im Naturpark Sparbach, Kennzeichen: die Kleinste in der Runde
Franzl - Geboren im Februar 2018 im Naturpark Sparbach, Kennzeichen: grau mit grauer Schnauze

 Naturpark Sparbach, September 2023

Einst und jetzt - 60 Jahre Naturpark Sparbach
Fürst Johann I. von Liechtenstein erwarb in der Zeit von 1808 bis zu seinem Tode im Jahr 1836 im Gebiet der heutigen Gemeinden Maria Enzersdorf, Mödling und Hinterbrühl große Ländereien und begann, diese im Sinne eines englischen Landschaftsgartens umzugestalten. So entstand ab dem Jahr 1808 in Sparbach ein „Thiergarten", der je nach Quelle in den ersten Jahren seines Bestehens, „300-356 Joch Waldung und Wiesen" umfasste.

1808 - Ankauf des Gutes Sparbach durch Fürst Johann I. von Liechtenstein, Errichtung der Mauer (Jan Josef I. bzw. Fürst Johann I., Regierungszeit 1805-1836)
1812 - Umbau in einen „Thiergarten"
1820 - Der Lenauteich wird angelegt
1900 - Sommerfrische in Sparbach (Fürst Johann II. von Liechtenstein, Regierungszeit 1858-1929)
1945 - Zerstörung des Tiergartens im Zweiten Weltkrieg (Fürst Franz Josef II., Regierungszeit 1938-1989)
1958-1962 - Neugestaltung und Renovierung des Naturparks
29. Juni 1962 - Eröffnung und Ernennung zum Naturpark Sparbach
1965 - Aufbau der Leopoldmühle
1981-1983 - Die Wiener Außenring Autobahn ermöglicht eine gute Erreichbarket
1995 - Gründung des Verbands der Naturparke Österreichs (Fürst Hans Adam II., Regierungszeit seit 1989)
2002 - Jubiläum 40 Jahre Naturpark Sparbach
2004/05 - Neugestaltung des Naturparks
2005 - Ernennung des Wienerwaldes zum Biosphärenpark
2006 - Gründung Verein der Naturparke Niederösterreichs
2012 - Jubiläumsjahr: 50 Jahre Naturpark Sparbach, 50 Jahre Naturparke in Österreich, Naturpark des Jahres
2014 - UNESCO-Auszeichnung für die „Naturpark Highlights"
2018 - Österreichisches Umweltzeichen und „Best of Austria" für den Naturpark-Audioguide
2022 - 60 Jahre Naturpark Sparbach, Ein Fest für die Biodiversität

 Naturpark Sparbach, September 2023

 Naturpark Sparbach, September 2023

Die Besonderheit des Naturparks ist sein dichter Wildbestand, hauptsächlich Muffelwild, Damwild und Wildschweine. Auf der Dianawiese steht die Fürstenföhre, eine mehrere 100 Jahre alte Föhre. Im gesamten Naturpark gibt es weitere Baumriesen, da das Areal nur in geringem Ausmaß forstlich genutzt wurde. Am künstlich angelegten Lenauteich wurden Mandarinenten heimisch.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Die Anlage wurde ursprünglich von Feldmarschall Fürst Johann I. Josef von Liechtenstein als Tiergarten für die Jagd errichtet, wobei einige für die Zeit der Romantik typische Kunstruinen und Zierbauten errichtet wurden, wie die Köhlerhausruine (die als Aussichtswarte dient), die Dianaquelle oder der Dianatempel. Einzig tatsächlich historisches Gebäude im Naturpark ist die mittelalterliche Ruine Johannstein aus dem 12. Jahrhundert.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Im Zuge der Errichtung des Naturparks und der Öffnung der Anlage für die Öffentlichkeit wurden weitere Einrichtungen geschaffen: Ein Besucherzentrum am einzigen Eingang im Ort Sparbach, ein Streichelzoo, ein Naturparkhaus, ein Naturspielplatz und einige Stationen mit Informationstafeln und -objekten.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Im Zuge der Gestaltung des Naturparks Sparbach um 1810 als englischer Land-schaftsgaten wurde auch der Lenauteich angelegt und nach dem österreichischen Dichter Nikolaus Lenau (1802-1850) benannt.
Der Lyriker und Versepiker Nikolaus Lenau wurde 1802 in Csatád/Tschadat oder Schadat im Banat (Königreich Ungarn) geboren und verstarb 1850 in Wien. Sein eigentlicher Name war Nikolaus Franz Niembsch Edler von Strehlenau. Er studierte Jus, Medizin, Philosophie und Landwirtschaft in Wien. 1832 erschien sein erster Band „Gedichte" mit den „Schilfliedern". Eines dieser Gedichte soll am Lenauteich hier in Sparbach entstanden sein. Lenaus Werk ist von Weltschmerz und Melancholie bestimmt, was auch in den „Schilfliedern" zum Ausdruck kommt.

Auf dem Teich, dem regungslosen, Weilt des Mondes holder Glanz,
Flechtend seine bleichen Rosen In des Schilfes grünen Kranz.
Hirsche wandeln dort am Hügel, Blicken in die Nacht empor;
Manchmal regt sich das Geflügel Träumerisch im tiefen Rohr.
Weinend muß mein Blick sich senken; Durch die tiefste Seele geht
Mir ein süßes Deingedenken, Wie ein stilles Nachtgebet!
(Auszug aus den „Schilfliedern" von Nikolaus Lenau)

 Naturpark Sparbach, September 2023

Der Ruinenblick - Ruine Johannstein und Köhlerhausruine
Während die Ruine Johannstein eine „echte" Ruine einer Burg aus dem 12. Jh. darstellt, zählt die Köhlerhausruine zu den Staffagebauwerken aus der Architektur des englischen Landschaftsgartens um 1800.

Arrangierte Naturlandschaften. Die englischen Gärten sind inszenierte Landschaften - „begehbare, dreidimensionale Landschaftsgemälde" -, ausgezeichnet durch aufgeschüttete Hügel, ausgehobene Seen, arrangierte Haine und Wälder, die ihre Künstlichkeit verbergen und deren Aufgabe es ist, der Natur zu ihrem schönsten Ausdruck zu verhelfen. Merkmale der Inszenierung. Kennzeichen sind u. a. die natürlich belassene Bepflanzung, die geschwungene Wegführung und der fließende Übergang in die umgebende Landschaft sowie die Ausrichtung an überraschenden Ausblicken. Abwechslungsreiche, malerische Eindrücke sollen dem Auge der Betrachter*innen Vergnügen bereiten und je nach Anlage unterschiedliche Wirkung auf die Seele ausüben.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Galerie der Wildtiere: Im Zuge der Gestaltung des Landschaftsparks um Mödling durch Fürst Johann I. von Liechtenstein wurde 1812 das Gebiet um Sparbach mit einer Mauer umgeben, eingezäunt und mit Wildschweinen, Muffel- und Damwild zur Bejagung bestückt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Mauer weitgehend zerstört, 1958 jedoch wiederhergestellt und der Wildbestand aufgebaut.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Muffelwild (Ovis gmelini musimon)
Das Muffelwild wurde schon im Mittelalter von den Inseln Korsika und Sardinien eingeführt. Das Wildschaf verfügt über ein sehr gutes Sehvermögen und kann auf einige Hundert Meter eine Person erkennen. Bei Gefahr stößt es einen Pfeifton aus, der durch ein Aufstampfen mit den Vorderläufen unterstützt wird. Als Lock- und Kontaktlaute sind ähnliche Töne wie beim Schaf zu hören.

Widder - bis zu 55 kg, Männliche Tiere tragen schneckenförmige Hörner
Schaf - bis zu 55 kg, Weibliche Tiere tragen keine Hörner
Nachwuchs: Lamm

 Naturpark Sparbach, September 2023

Damwild (Dama dama)
Der gefleckte Damhirsch stammt aus Kleinasien und wird bei uns vor allem als Parkwild gehalten. Seine Eigenarten sind der ständig in Bewegung befindliche Wedel und die emporschnellenden Orientierungssprünge auf der Flucht.

Damhirsch - 90 kg, Männliche Tiere sind größer und tragen ein Geweih mit Schaufeln
Damtier - 50 kg, Weibliche Tiere tragen kein Geweih
Nachwuchs: Damkalb, Hirschkalb, Wildkalb

 Naturpark Sparbach, September 2023

Die Ruine der Burg Johannstein liegt bei Sparbach in Niederösterreich (Österreich) rund acht Kilometer westlich von Mödling auf etwa 450 m ü. A.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Wann die Höhenburg erbaut wurde, ist nicht gesichert. Ihre Bezeichnung erhielt sie erst als Ruine. Seit 1809 gehören ihre Ruine und der Sparbacher Tierpark der Familie Liechtenstein. In den Jahren 1995 bis 2000 erfolgte eine grundlegende Sicherung und Restaurierung des noch vorhandenen Mauerwerks. Heute ist die Ruine fast völlig vom umliegenden Wald umschlossen. Der Zugang ist nur zu den Öffnungszeiten des Tierparks möglich.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Ferdinand Jakob Raimund - Vom Zuckerbäcker zum Theater
Ferdinand Jakob Raimund wurde 1790 in Wien geboren und verstarb 1836 in Pottenstein bei Wien/Triesting. Nach dem frühen Tod seiner Eltern absolvierte er eine Zuckerbäckerlehre, doch dürfte das Theater schon in früher Jugend seine Leidenschaft geweckt haben. Er strebte eine Karriere als Tragödiendichter an, glänzte aber vorrangig in der Komödie.

Dichter, Schauspieler und Theaterdirektor
Mit seinem ersten Stück, „Der Barometermacher auf der Zauberinsel", machte Ferdinand Jakob Raimund sich auch als Dichter einen Namen. Er befasste sich in erster Linie mit der Dramatik. 1828 wurde er Direktor des Leopoldstädter Theaters und feierte mit „Der Alpenkönig und der Menschenfeind" einen großen Erfolg. Er absolvierte Gastspiele in München, Hamburg und Berlin und wurde als Dichter wie auch als Schauspieler geschätzt.

 Naturpark Sparbach, September 2023

„Der Mensch soll vor allem sich selber erkennen, ein Satz, den die ältesten Weisen schon nennen, drum forsche ein jeder im eigenen Sinn: Ich hab mich erkannt heut, ich weiß, wer ich bin."
Aus dem Schlussgesang von „Der Alpenkönig und der Menschenfeind"

 Naturpark Sparbach, September 2023

Die Ruine Johannstein
Die Herrschaft Johannstein. Die Burg Johannstein entstand um 1200, hieß zunächst Sparbach (von Sparwasbach) und war die Nachfolgerin einer in den Talniederungen gelegenen Burg. Um 1400 wurde sie von ihrem damaligen Besitzer Johann Jöchlinger um- und ausgebaut und erhielt ihren heutigen Namen. Nach vielfachem Besitzerwechsel erwarb 1809 Fürst Johann I. von Liechtenstein die Ruine. Er ließ einige Räume und den Zugang zur Ruine im Zuge der Gestaltung des Landschaftsgartens restaurieren.

Im 16. Jh. wurde die Burg - wahrscheinlich im Zuge der Türkenkriege - zerstört. Die insgesamt sieben Türkenkriege zwischen 1500 und 1800 waren Auseinandersetzungen der europäischen Staaten gegen das sich ausdehnende Osmanische Reich. Die Höhepunkte bildeten die beiden Vorstöße der Türken bis Wien 1529 und 1683.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Eine Burg - Lebensraum einst: Die Grundform der ehemaligen Burg ähnelt einem Malteserkreuz, dies lässt die Vermutung zu, dass sie durch diesen Orden wesentlich im Bau geprägt worden war. Ab 1429 wurde die Burg öfter umgebaut und wechselte mehrfach ihren Besitzer.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Das goldene Pech der Schwarzföhre
Die SCHWARZFÖHRE (Pinus nigra - Schwarzkiefer) war und ist noch immer der wichtigste Nutzungsbaum für die Pecherei. Sie ist von allen europäischen Nadelhölzern der mit Abstand harzreichste Baum, und wurde schon von den Römern zur Harzgewinnung verwendet. Was die Schwarzföhre für die Pecherei so besonders macht, ist, dass man bei einem Baum über 40 Jahre arbeiten darf und der Baum trotzdem weiter lebt! Die Schwarzföhre kann ein Alter von bis zu 800 Jahren erreichen. Mit einem Wachstumsalter zwischen 60 bis 120 Jahren, also nach unserem Maßstab als junger Teenager, befindet sich eine Schwarzföhre im günstigsten Alter zur Harzgewinnung.

PECHEREI ist der im südlichen Niederösterreich gebräuchliche Ausdruck für die Harzgewinnung aus Schwarzkiefern.
Die Pecherei diente der Gewinnung von Baumharz, auch „Pech" genannt, daß in vielen Produkten und auch alten Haus- und Heilmittel weiter verarbeitet wurde. Am bekanntesten ist hier wohl die Salbe aus Pech (= Pechbalsam oder Pechsalbe). Denjenigen, der die Pecherei ausübt, bezeichnet man als Pecher. Im Jahr 2011 wurde die Pecherei in Niederösterreich in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen, welches im Rahmen der UNESCO-Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes erstellt wird.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Lebensraum Lenauteich
Der Lenauteich wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Zuge der Gestaltung des Areals als Landschaftspark angelegt. In den Jahren 2010 bis 2012 erfolgte eine großzügige Renaturierung, um den Lebensraum Wasser auch für die Zukunft zu erhalten.

Vor der Verlandung gerettet. Etwa 200 Jahre lang wurde der Teich durch den Eintrag von Sand und Geschiebe sukzessive kleiner, er drohte zu verlanden. Durch die Renaturierung gelang es, den Teich in seiner ursprünglichen Form wiederherzustellen. Ebenso wurde im Zuge der Renaturierung ein Retentionsbereich geschaffen, um in Zukunft die Verlandung hintanzuhalten. Dieser Sand- und Geschiebefang wird in Abständen von 2 bis 4 Jahren ausgebaggert.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Lokaler Materialeinsatz. Als Baumaterialien wurden Wurfsteine aus dem eigenen Betrieb sowie Lärchenholz aus dem Naturpark eingesetzt und so ein wertvoller Beitrag im Sinne der Nachhaltigkeit geleistet. Die Plattform wurde ebenfalls im Zuge der Renaturierung angelegt.

Artenreiche Heimat. Der Lenauteich beherbergt Karpfen, Rotfedern, Hechte, Zander, Grundeln, Elritzen und Forellen. Auf dem Teich tummeln sich Stockenten, ab und zu gesellen sich bunte Mandarinenten, eine eingebürgerte Entenart aus Ostasien, dazu. Manchmal kann man einem Graureiher beim Fischen zuschauen. Der Lenauteich dient Amphibien und Lurchen als Laichgewässer, vom Ufer aus kann man Grasfrösche, Kröten, Unken und auch Molche entdecken.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Schon lange vor der Eröffnung des Naturparks Sparbach 1962 waren das Gebiet um Sparbach und die Liechtenstein´schen Besitzungen Gegenstand umfangreicher Landschaftsgestaltung zur Erbaulichkeit und Erholung der Menschen.

Fürst Johann I. von Liechtenstein erwarb im Jahr 1808 das Gut Johannstein - Sparbach. Um das Sparbacher Schloss, welches 1810 gebaut worden war, entstand ab 1812 ein Tiergarten, der mit Mauern und teilweise Palisaden umgeben wurde. In das umzäunte Gebiet setzte man Damwild, Rehe, Rotwild und Wildschweine ein. Die prachtvoll angelegten Aussichts- und Wildwiesen im Gebiet wurden durch romantische Staffagebauten, wie den Triumphbogen auf der Dianawiese und die Köhlerhausruine ergänzt. Diese im Geiste der Romantik gestaltete Wienerwaldlandschaft zog viele WienerInnen an, darunter Ferdinand Raimund, Georg Ferdinand Waldmüller und Nikolaus Lenau.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Park- und Gartenanlagen reflektieren die Gesinnung einer Epoche - sie sind Spiegel der Gesellschaft, der politischen Situation und der Beziehung des Menschen zur Natur. Als Gegenbewegung zu den barocken Gärten mit ihren strengen Formationen entstand im 18. Jh. in England der Landschaftsgarten. Englische Gärten gelten als inszenierte Landschaften - dreidimensionale begehbare Gemälde, deren Aufgabe es ist, der Natur zu ihrem schönsten Ausdruck zu verhelfen.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Die Kriegs- und Nachkriegszeit hatte die Einrichtungen des Tiergartens schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Mauern waren auf weite Strecken zerstört worden, der Wildstand nahezu vernichtet. Im Jahre 1958 ergriffen die Niederösterreichische Landesregierung und die Fürstliche Lichtenstein'sche Verwaltung die Initiative, auf dem Gebiet des ehemaligen Tiergartens den ersten Naturpark Österreichsn moderner Prägung zu errichten.

Die Mauern wurden soweit wie möglich wieder instand gesetzt und durch Umzäunungen verlängert, wodurch eine Fläche von rund 360 ha umschlossen war. Die verfallenen Ruinen wurden restauriert, die Wege erneuert und die großen Wiesenflächen in Pflege genommen. Die ursprüngliche Widmung als Tiergarten wurde in einen modernen Naturpark umgewandelt, der am 29. Juni 1962 feierlich eröffnet wurde.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Nicht weniger als 1.600 ha umfasste die großzügig gedachte und auch entsprechend kostspielige Planung zur Umgestaltung und Ver­schönerung der Umgebung von Mödling. Zur Anpflanzung von Baum- und Strauchgruppen wurde auf dem steinigen Terrain Erde angeschüttet. Die angepflanzten Gehölze muss­ten aufwendig bewässert werden. Die im Sinne des englischen Land­schaftsgartens neu gestaltete Landschaft in der Hinterbrühl wurde durch schöne, auch in den Felsen gesprengte Wege und Pfade erschlossen.

 Naturpark Sparbach, September 2023

So entstand ab 1812 ein Tiergarten um das umgebaute Sparbacher Schloss, der mit einer Mauer und teilweise Palisaden umgeben wurde. Im umzäunten Gebiet wurden Damwild, Rehe, Hirsche und Wildschweine ausgesetzt. Die prachtvoll angelegten Aussichts- und Wildwiesen wurden durch romantische Tempel-, Triumphbogen- und sonstige Ruinenbauten ergänzt.

Diese im Geiste der Romantik zu einem Englischen Landschaftsgarten umgestaltete Wienerwaldlandschaft zog viele Wiener an, darunter Ferdinand Raimund, Ferdinand G. Waldmüller und auch Nikolaus Lenau.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Wildschwein (Sus scrofa)
Wildschweine erobern die Welt. Wildschweine waren ursprünglich in Eurasien, Japan und Südostasien sowie auch in Nordafrika weit verbreitet. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Wildschweinpopulationen in Mitteleuropa stark ausgedehnt und erobern neue Lebensräume (z. B. Mittelgebirge). In der Landwirtschaft können sie hohe Schäden in Ackerkulturen und auf Wiesen verursachen.

Stadt- und Landbewohner. Wildschweine sind extrem anpassungsfähig. Das zeigt auch die Tatsache, dass sich Wildschweine in stadtnahen Wäldern (z. B.: in der Lobau, Wien) sehr wohlfühlen. Gelegentlich sind sie auch in Siedlungsgebieten anzutreffen. Die hohe Lernfähigkeit, das ausgeprägte Sozialverhalten und der effektive Schutz des Nachwuchses sind Grundlage für ihre Ausbreitung.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Wildschweine sind Allesfresser. Ihre Lieblingsnahrung sind Eicheln und Bucheckern. Besonderes spezialisiert sind sie auf unterirdische Kost. Mit ihren kräftigen Rüsseln mit welchen sie nicht nur sehr gut riechen, sondern auch gut tasten können - graben sie in erster Linie nach tierischem Eiweiß. Engerlinge, Schnecken, Würmer oder Mäuse wie auch Pilze, Knollen und Wurzeln stehen auf ihrem Speiseplan.

Immer der Nase nach. Durch das Graben und Wühlen fördern sie das Aufkommen junger Bäume, zudem vertilgen sie eine Menge Bodenlebewesen, die mitunter schädlich für den Wald sein können.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Körperpflege: Ab in die Suhle. Zur Kühlung an heißen Sommertagen bzw. um lästige Parasiten loszuwerden, suchen Wildschweine Schlammmulden (Suhlen) auf. Nach dem Schlammbad folgt das Reiben (Malen) an ausgewählten Baumstämmen (Malbäumen), das genüsslich vollzogen wird.

Ruhe: Wildschweine bevorzugen ein ausgedehntes, ruhiges Waldgebiet mit vielen Versteckmöglichkeiten. Daher ersuchen wir unsere Gäste, die ausgeschilderten Wildrückzugsgebiete zu beachten.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Lebenszyklus: Frischlinge im Anflug. Nach einer Tragezeit von 108 bis 120 Tagen werden im März und April meist 5 bis 8 Frischlinge geboren (geworfen). In Rotten (bis zu 30 Tiere) streifen Bachen mit ihren Frischlingen durch den Wald, die Keiler sind meist als Einzelgänger unterwegs. Das gute Nahrungsangebot führt dazu, dass Frischlinge bereits in ihrem ersten Jahr paarungsbereit werden können, die Hauptpaarungszeit (Rauschzeit) fällt in die Monate November bis Jänner. Wildschweine können bis zu 20 Jahre alt werden.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Klimawandel: Profiteure des Klimawandels. Wildschweine gehören sicher zu den Profiteuren des Klimawandels. Das häufigere Auftreten von Mastjahren, die Veränderung der Waldgesellschaften mit einem höheren Anteil an Eichen und Buchen, das Vorrücken dieser Baumarten in höhere Lagen sowie wärmeres und trockenes Wetter im Frühjahr, davon profitieren die Wildschweine.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Jägersprache - Als Schwarzwild oder Schwarzkittel werden Wildschweine in der Jägersprache bezeichnet.
Frischling- Wildschwein im 1. Lebensjahr
Überläufer - Wildschwein im 2. Lebensjahr, ein „Teenager"
Bache - weibliches erwachsenes Wildschwein (kann bis zu 150 kg wiegen)
Keiler - männliches erwachsenes Wildschwein (kann bis zu 250 kg wiegen)
Hauer - Eckzähne des Unterkiefers
Haderer - Eckzähne des Oberkiefers
Waffen - Haderer und Hauer zusammen werden so bezeichnet
Rotte - Wildschweinfamilie
Rauschzeit - Paarungszeit
Suhle - Wildschwein-„Badewanne"

 Naturpark Sparbach, September 2023

Die ersten Naturparkbewohner, die zeitig im Frühjahr mit der Pflege des Nachwuchses beschäftigt sind, für viele unserer BesucherInnen die Hauptattraktion im Naturpark, sind die Wildschweine. Diese haben zumeist schon im März Frischlinge geboren. Ab etwa April streifen sie nun als Rotte – bestehend aus Bachen, Frischlingen und Überläufern – durch den Naturpark.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Als das Gebiet des Naturparks Sparbach zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Besitz der Familie Liechtenstein gelangte, waren ausgedehnte Bereiche der Region gerodet. Fürst Johann I. sorgte durch arbeitsintensive Aufforstungen, aber auch durch Gestaltung eines Landschaftsparks im Zeitgeist der Biedermeierzeit im Bereich Sparbach für die heute so vielfältige und abwechslungsreiche Kulturlandschaft, die den Naturpark Sparbach prägt.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Im Spätherbst, etwa ab Mitte Oktober, beginnt bei den Wildschweinen die Paarungszeit – die Rauschzeit. Diese endet um den Jahreswechsel. Zeit für die männlichen Tiere – die Keiler, die Gesellschaft der Damen – die Bachen – zu suchen. Das restliche Jahr über führen Keiler ein Single Dasein oder sind bestenfalls in kleinen Junggesellengrüppchen unterwegs. Ganz im Gegensatz zu den Bachen, die die Großfamilie (Rotte) lieben. Von einer Leitbache geführt tummeln sich hier weitere Bachen mit ihren Frischlingen und auch die sogenannten „Überläufer“ – die Teenager, Jungtiere im zweiten Lebensjahr. Die Tragezeit bei Wildschweinen beträgt 3 Monate, 3 Wochen und 3 Tage, die meisten Frischlinge kommen daher zwischen Februar und April zur Welt. Die guten Lebensbedingungen und das ausreichende Nahrungsangebot lassen Bachen auch außerhalb der klassischen Rauschzeit „rauschig“ werden, Frischlinge im Sommer oder auch Herbst sind die Folge.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Als sehr anpassungsfähige Allesfresser fühlen sich Wildschweine in unseren Breiten sehr wohl. Durch die intensive Bewirtschaftung der Kulturlandschaft im ländlichen Raum wanderten sie mehr und mehr in landwirtschaftlich genutzte Gebiete ein und kamen daher auch vermehrt mit Menschen und deren Landnutzungsweisen in Kontakt, Konflikte blieben nicht aus.

 Naturpark Sparbach, September 2023

Indian Summer – so nennt man die in allen Rot-, Orange-, Gelb-Tönen leuchtende Laubverfärbung im Herbst. Vor allem das Laub der Rotbuche leuchtet nun im Schein der Herbstsonne. Die Herbstfärbung hat ihre Ursache im langsamen Einstellen der Photosynthese. Der Hauptbestandteil der Pflanzenzelle für die Photosynthese ist das Chlorophyll, das sich während der Vegetationszeit die Rot- und Blaukomponenten aus dem Licht herausholt und die Energie des Lichtes zum Aufbau von Zuckermolekülen verwendet. Die Strahlung, die nicht verwertet wird, ergibt ein grünes Mischlicht. Wenn jetzt das Licht schwächer wird, weiß die angepasste Pflanze, dass es Zeit zum Rückzug ist. Also Chlorophyll zerlegen und abtransportieren. Wenn das passiert, wird plötzlich ein ganz anderes Mischlicht vom Blatt zurückgeworfen, weil es kein Chlorophyll mehr gibt, das alles wegsaugt.

Warum es gerade orange und gelb ist, das uns da im Herbst anglüht, liegt an den Sekundanten des Chlorophylls, den sogenannten Carotinen. Kein Saft mehr: Die Braunfarbe des alten Laubes stammt von phenolischen Verbindungen. Sie tritt dann auf, wenn die Blätter abgestorben sind, d. h. nicht mehr an den Saftstrom der Pflanze angeschlossen sind. Für die lokal angepassten Pflanzen gibt es einen sauberen „Katastrophenplan“, der vom Energiegehalt des Sonnenlichtes gesteuert wird: Chlorophyll weg – orange, Carotin weg – gelb, Xanthopyll weg – braun.

 Naturpark Sparbach, September 2023



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: