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Die Ortschaft Petronell und das ehemalige römische
Militär- und Zivillager befinden sich südlich der Donau im
niederösterreichischen Bezirk Bruck an der Leitha. Die Ursprünge der
Siedlung gehen auf ein römisches Militärlager zurück, das der spätere
Kaiser Tiberius im Jahre 6 n. Chr. als Winterlager errichtete.
Carnuntum entwickelte sich im Anschluss zwischen dem 1. und 4.
Jahrhundert n. Chr. zu einer Großstadt an der nördlichen Grenze des
Römischen Reichs.

Die Gräberstraße ist eine mehr
als drei Kilometer lange Nekropole, die entlang der vom Legionslager
Carnuntum ausgehenden und in Richtung Italien führenden Hauptstraße
angelegt worden war. Ihre Trasse zeichnet sich noch heute als leichte
Erhebung in den Äckern ab und ist auch auf Luftbildern als dunkle
Verfärbung deutlich zu erkennen. Die zahlreichen hier gefundenen
Grabinschriften nennen hauptsächlich Soldaten der 15. apollinarischen
Legion. Neben Militärpersonal wurden hier aber auch Zivilisten, die in
den canabae legionis (Lagerstadt) gelebt hatten, bestattet. Diese
frühen Denkmäler führten schon zu Ende des 19. Jhdt. zu Recht zu der
Annahme, dass sie zum ältesten Gräberfeld Carnuntums gehörten (1. Jhdt.
n. Chr.), für das bereits damals der noch heute übliche Begriff
„Gräberstraße" geprägt wurde. Diesen Grabsteinen und ihren Inschriften
verdanken wir wichtige Daten der Verstorbenen, wie zum Beispiel Name,
Alter, Beruf und Herkunft. Der heute vorhandene Bestand ist allerdings
nur ein Bruchteil der ursprünglich hier aufgestellten Denkmäler. Sie
wurden meistens zufällig beim Ackern und nur selten bei systematischen
Grabungen gefunden. Die Gräber an der sogenannten Gräberstraße geben
uns einen Einblick in die von der Mitte des ersten bis in das zweite
Jahrhundert n. Chr. geübten Bestattungsbräuche.
FRIEDHOFSKULTUR IN CARNUNTUM VOR 1800 JAHREN ...
Schon das älteste römische Grundgesetz, das sog. „Zwölf-Tafel-Gesetz"
aus der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr., verbot, die Toten in der
Stadt zu begraben oder zu verbrennen. Diese Vorschrift, die
ursprünglich nur für die Stadt Rom galt, beachteten die Römer überall
im Imperium bis in die Spätantike hinein. Sie bestatteten ihre Toten
daher in ausgedehnten Grabbezirken außerhalb der Siedlungen entlang der
Ausfallsstraßen: Dort begegneten sich die Welt der Toten und die Welt
der Lebenden: Die Vorbeiziehenden sahen die mehr oder weniger
prunkvollen, farbig gefassten Grabbauten am Straßenrand, denn sie
hatten den Wunsch, einen regelmäßigen Kontakt zu den Verstorbenen
aufrechtzuerhalten. Auch wenn die Grabstätten gelegentlich durch einen
Zaun oder Graben eingefasst waren, die den sakralen Bereich begrenzten,
so blieben sie im Prinzip offene Zonen. Da standen hügelartige tumuli
neben Grabtempeln und hoch aufragenden Grabstelen; da lagen
architektonisch gefasste Grabgärten neben breit ausladenden Grabaltären
und abgeschlossenen Grabkammern für Aschenurnen. Die hervorgehobenen
Ruhestätten unmittelbar an den Straßen waren besonders teuer und
weitgehend den begüterten Bewohnern vorbehalten.

DAS RÖMISCHE RUNDGRAB DES FLORUS
Fundort: Carnuntum, canabae legionis, ca. 8 m nördlich des als
Gräberstraße bezeichneten Abschnittes der Bernsteinstraße. Das Grab
wurde im Jahr 1934 in einem Gräberfeld zusammen mit weiteren
Rundgräbern aufgedeckt und von einer jüngeren Grabanlage teilweise
überbaut.
Bei dem Grab handelte es sich um einen Rundbau aus Bruchsteinen und
Mörtel. Der äußere Durchmesser betrug 1,30 m, während die Ummauerung
selbst eine Mauerstärke von 0,45 m aufwies. An der zur Gräberstraße
gerichteten Frontseite fanden sich zwei kleine Vorsprünge. Dazwischen
lag das untere Ende der Grabstele des Florus, die jedoch in zwei Teile
zerbrochen und umgestürzt - mit der Vorderseite nach unten aufgefunden
wurde. Innerhalb der Rundmauer dürfte nie ein befestigter Boden
vorhanden gewesen sein, sondern nur Erde. Die Mauer umschloss keinen
Hohlraum und besaß nie ein Dach. Im Inneren, in der Mitte und auf dem
Niveau der Unterkante des Fundaments stand eine Urne mit Leichenbrand
und einem As des Claudius (41 n. Chr.). Das Grabmal wurde basierend auf
den Aufzeichnungen des Ausgräbers A. Betz als modellhafte
Rekonstruktion wiedererrichtet. Die Urne ist eine originalgetreue
Abformung des ursprünglichen Leichenbrandbehältnisses.

DIE FORSCHUNGEN IM RÖMISCHEN STADTVIERTEL DER RÖMERSTADT CARNUNTUM
Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in der Zivilstadt
von Carnuntum Grabungen durchgeführt. Die verstreut liegenden
Grabungsflächen lieferten jedoch einen schwer verständlichen Einblick
in das römische Stadtgebiet. Zur Klärung der Siedlungsgeschichte
setzten 1938 archäologische Untersuchungen im Stadtviertel am
südöstlichen Stadtrand der Zivilstadt ein. Bereits in den 1950er Jahren
wurde auf dem Grabungsgelände ein Freilichtmuseum errichtet und 1988
erfolgte die Gründung des damaligen Archäologischen Parks Carnuntum.
Bis heute andauernde Grabungen erlauben einen immer detaillierteren
Einblick in die Struktur der Bebauung. Das Areal war vom ausgehenden 1.
bis ins frühe 5. Jahrhundert besiedelt und von mehreren Bauphasen und
Nutzungsänderungen gekennzeichnet.
Aufgrund des natürlichen Gefälles des Geländes zur Donau hin wurde das
Stadtviertel auf zwei Terrassenebenen angelegt. Im Norden befinden sich
eine öffentliche Thermenanlage und der große Gebäudekomplex einer
privaten villa urbana. Auf der oberen südlichen Terrasse, die an der
ca. 9 m hohen Stadtmauer lag, reihen sich lang gezogene rechteckige
Wohngebäude aneinander. Im frühen 4. Jahrhundert n. Chr. erlebte
Carnuntum eine späte Blüte. Bestehende Wohnhäuser wurden renoviert und
erweitert. Die in ihrer Präsentationsweise einzigartigen Teil- und
Vollrekonstruktionen basieren auf den gut erhaltenen archäologischen
Befunden aus dieser Zeit. Um die Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr.
zerstörte ein Erdbeben große Teile der Stadt. Anfang des 5.
Jahrhunderts n. Chr. wurde Carnuntum schließlich verlassen.
Heidentor
Spätantikes Triumphalmonument -Wahrzeichen der Marktgemeinde und der Region.

DIE REKONSTRUKTIONEN IN DER RÖMERSTADT CARNUNTUM
Archäologische Untersuchungen der vergangenen Jahre erbrachten die
wissenschaftlichen Grundlagen für die nach international gültigen
Standards der Denkmalpflege errichteten Rekonstruktionen. Alle Gebäude
sowie auch die Straßenniveaus entsprechen den Gegebenheiten in der
ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. In Verbindung mit den
Ausstattungsdetails und dem Mobiliar wird ein einmaliges Zeitfenster in
diese Epoche eröffnet. Die Rekonstruktionen wurden mithilfe von
experimenteller Archäologie errichtet. Beim Bau konnte teils mit
originalem römischem Steinmaterial und mit nachgebildeten römischen
Werkzeugen in antiker Bau- und Handwerkstechnik gearbeitet werden.
Sämtliche technische Einrichtungen in den Gebäuden sind voll
funktionsfähig. Für Konstruktionen aus Massivholz wurde bewusst kein im
Sägewerk geschnittenes Holz, sondern vorwiegend mit der Hand
bearbeitetes Altholz verarbeitet. Die Ziegel der Fußbodenheizungen
wurden in einem rekonstruierten Brennofen im römischen Stadtviertel
nach aufgefundenen Originalteilen als archäologisches Experiment selbst
hergestellt. Die Reproduktion der Dachziegel erfolgte nach dem Vorbild
der Originalfunde in einem spezialisierten Ziegelwerk. Umfangreiche
Reste der ursprünglichen Wandmalerei erlaubten zudem die teilweise
Rekonstruktion der Dekoration der Wände und Decken in den Häusern. Das
hölzerne Mobiliar, von dem materialbedingt nur wenig erhalten blieb,
wurde nach schriftlichen und bildlichen Quellen sowie erhaltenen
Originalen aus anderen Museen rekonstruiert.

VON DER GRABUNG ZUR REKONSTRUKTION
Am Anfang jeder Rekonstruktion steht die archäologische Grabung. Aus
der Abfolge der Schichten (Stratigraphie), den in den einzelnen
Schichten freigelegten Mauerresten und dem Fundmaterial können die
Bauphasen sowie die Nutzung der einzelnen Räume abgeleitet werden. Mit
Hilfe der Mauerstärken lassen sich durch statische Berechnung Aussagen
zur Gebäudehöhe treffen, sowie ob es sich bei den Mauern um Außenmauern
oder Zwischenwände handelt. Die Lage und Form der Dächer kann
einerseits über Sickerschächte und Entwässerungskanäle im Boden
bestimmt werden, oder sie ergibt sich durch statische und
architektonische Gegebenheiten. Die Anordnung der Fenster wird durch
die Anforderungen, Licht in die Räume zu bringen, abgeleitet. Zeigt der
Grabungsbefund beispielsweise einen angebauten, überdachten Gang,
müssen sich die Fenster des dahinter liegenden Raumes darüber befunden
haben. Form und Maße kennen wir von Mosaik- und Materialdarstellungen
aus der Antike. Sehr aufschlussreich für die Nutzung der Räume sind
Bodenbeläge. Bei einem Lehmboden ist von einem Wirtschaftsraum, wie
etwa einer Küche auszugehen. Ist der Raum mit einer Fußbodenheizung
ausgestattet, handelt es sich dabei um einen Wohnraum. Ziegelmosaiken
am Fußboden weisen auf eine Überdachung des Raumes hin. Allerdings,
sämtliche seriöse Aussagen beschränken sich auf die Rekonstruktion des
Erdgeschosses. Nutzung und Ausstattung der Obergeschoße sind reine
Spekulation und werden aus diesem Grund auch nicht gezeigt.

Die erste Basis für die Römerstadt Carnuntum wurde in den späten
1980er-Jahren gelegt, 1997 erfolgte die eigentliche Gründung als
Kulturinstitution. Sie umfasst ein rund zehn Quadratkilometer großes
Areal in der Umgebung der Ortschaften Petronell und Deutsch-Altenburg
in Niederösterreich, auf dem bislang ca. 0,5 Prozent der Bausubstanz
der einstigen Römersiedlung Carnuntum ausgegraben sind. Sein Zentrum
befindet sich im sogenannten Spaziergarten des Schlosses Petronell. 10
bzw. 20 Gehminuten entfernt liegt das Amphitheater der Zivilstadt und
das Wahrzeichen der Region, das Heidentor. Östlich davon, in
Deutsch-Altenburg, steht nahe dem ehemaligen Legionslager das zweite,
besser erhaltene Amphitheater der Lagerstadt. Es gehört zu den Aufgaben
des Parks, die schon ausgegrabenen, aber teilweise schon wieder
verfallenen antiken Mauerzüge besser zu konservieren (mit Kalkmörtel
anstatt wie bisher mit Zementmörtel) und so der Nachwelt zu erhalten.

HAUS I
Archäologische Grabungen: 2001 bis 2002
Befund: 6 Bauphasen; privates Wohnhaus mit Handelskontor
Teilrekonstruktion in den Jahren 2002 bis 2003: Bauphase V aus dem
frühen 4. Jahrhundert n. Chr.
Daten zur Rekonstruktion: Teilrekonstruierte Fläche 255 m²
Garten: Idealrekonstruktion aufgrund von archäologischen und
archäobotanischen Befunden - primäres Vorbild: Villa von Fishbourne (GB)
Rechtwinkelige Anordnung von 4 Segmenten mit Buchsbaumeinfassung
Zierbeete im nördlichen Bereich mit zentralem Buchsbaum sowie Lilien und Damaszenerrosen.
Nutzbeete im südlichen Bereich mit wildem Wein, Kräutern und Heilkräutern.

4./3. JHDT. v. Chr.: Keltische Stämme wandern im mittleren Donau- und Ostalpenraum ein.
2. JHDT. v. Chr.: Gründung des keltischen Königreichs Noricum im Gebiet des heutigen
Österreichs. Der Stamm der Boier siedelt im Gebiet von Carnuntum. Das
Zentrum ihres Siedlungsgebietes liegt im heutigen Bratislava (SK).
15 v. Chr.: Das keltische Königreich Noricum wird als eines der wenigen Gebiete des Imperiums ohne kriegerische Eroberung integriert.

6 n. Chr.: Der römische
Feldherr Tiberius, Stiefsohn des römischen Kaisers Augustus, errichtet
im Gebiet der keltischen Stadt Carnuntum ein temporäres Militärlager
als Ausgangsbasis für einen Angriff gegen den Markomannenkönig Marbod
nördlich der Donau.
6-9 n. Chr.: Pannonischer Aufstand: Diese als bellum dalmaticum bezeichnete
Erhebung gegen die römische Vorherrschaft beendet nachhaltig den
Vorstoß der Römer nach Germanien. Die nach Norden vorgerückten Truppen
des Tiberius müssen umkehren und einen langwierigen „Guerillakrieg"
führen.
9 n. Chr.: Nach der Niederlage im germanischen Teutoburger Wald verzichtet
Augustus auf weitere Vorstöße über Rhein und Donau und legt die beiden
Flüsse als Reichsgrenze fest.

UM 40/50 n. Chr.: Unter Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) errichtet die legio XV
Apollinaris in Carnuntum ein erstes Legionslager in Holz-Erde-Bauweise.
Carnuntum entsteht und wird zum Zentrum des mittleren Donaulimes.
62 n. Chr.: Die legio XV Apollinaris wird wegen des Jüdischen Krieges in den Orient
abkommandiert. Einige Soldaten, welche nach der Eroberung Jerusalems
nach wenigen Jahren zurückkehren, bringen Münzen aus Palästina mit
nach Carnuntum.

81-96 n. Chr.: Während der Regierungszeit des Kaisers Domitian führen die Römer an der Rhein- und Donaugrenze Krieg gegen Germanen und Daker.
98-117 n. Chr.: Unter der Herrschaft des Kaisers Traian wird die legio XIV Gemina Martia
Victrix von Mogontiacum (Mainz/D) nach Carnuntum verlegt, wo sie bis zum
Ende der Römerherrschaft bleibt. Die bisher stationierte legio XV
Apollinaris wird in den Orient versetzt.
106 n. Chr.: Zweiteilung der Provinz Pannonia in Pannonia Superior (Oberpannonien)
mit der Hauptstadt Carnuntum und Pannonia Inferior (Unterpannonien) mit
der Hauptstadt Aquincum (Budapest/H).

UM 124 n. Chr.: Kaiser Hadrian
reist nach Pannonien und verleiht das Stadtrecht an Carnuntum:
Municipium Aelium Carnuntum. In weiterer Folge Baubeginn großer
kommunaler Projekte (Forum und Therme Zivilstadt sowie Kaisertempel auf
dem Pfaffenberg der Lagerstadt). Carnuntum wird langsam zur Großstadt!
171-173 n. Chr.: Kaiser Marc
Aurel führt persönlich in Pannonien das Kommando im Kriege gegen
Markomannen, Quaden und Sarmaten. In diesen Jahren hält er sich mit dem
Hofstaat in Carnuntum auf und verfasst dort auch das 2. Buch seiner
philosophischen „Selbstbetrachtungen".
11. JUNI 172 n. Chr.: Der Tag des Blitz- und Regenwunders im Quadenland (heute: Weinviertel):
Die bei einer Offensive gegen die Quaden durch eine Dürre in Bedrängnis
geratene römische Armee wird durch ein Gewitter vor dem Verdursten
gerettet. Die Darstellung auf der Marc Aurel-Säule ist eine der
wichtigsten „Zeitzeugen" der damaligen Ereignisse.

HAUS DES LUCIUS
Archäologische Grabungen: 2003 bis 2005
Befund: 6 Bauphasen; privates Wohnhaus; eine Inschrift nennt »Lucius
Maticeius Clemens«, der vermutlich ein Eigentümer des Hauses war.
Rekonstruktion in den Jahren 2005 bis 2006: Bauphase V aus der Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr.
Daten zur Rekonstruktion: Bebaute Fläche 355 m²; Kubatur 1.350 m³; Dachfläche 500 m²; Steinmauerwerk 305 m³

180 n. Chr.: Tod des Kaisers
Marc Aurel. Sein Sohn und Nachfolger Commodus verzichtet auf alle
Erfolge seines Vaters und schließt Frieden mit den germanischen Stämmen.
9. APRIL 193 n. Chr.: Der in Carnuntum residierende Statthalter der Provinz Oberpannonien,
Lucius Septimius Severus, wird von den Truppen der Donauarmee mit
Unterstützung des Rheinheeres zum neuen Kaiser nach dem Tod des
Commodus ausgerufen. Er begründet die Herrscherdynastie der Severer.

200/217 n. Chr.: Unter den
Severern wird Carnuntum zur coloma erhoben und führt von nun an den
Namen Colonia Septimia Aurelia Antoniniana Karnuntum.
259/60 a. Chr.: Aufstand des Usurpators Publius Caius Regalianus und seiner Frau,
Sulpicia Dryantilla, gegen den regulären Kaiser. Regalianus prägt
Münzen mit seinem Porträt in Carnuntum. Er wird nach 2 Monaten von
seinen eigenen Soldaten getötet.
UM 300 n. Chr.: In der Zivilstadt Carnuntum wird im südöstlichen Bereich unmittelbar
neben einer öffentlichen Therme ein reich ausgestattetes Stadtpalais
eines vermögenden Carnuntiner Bürgers errichtet.

11. NOVEMBER 308 n. Chr.: Bei
der das weitere Schicksal des Römischen Reiches bestimmenden
Kaiserkonferenz von Carnuntum beraten Diokletian sowie die beiden
Kaiser Maximian und Galerius über den Fortbestand der gefährdeten
Herrschaftsstruktur der „Tetrarchie".
UM 355 n. Chr.: Ein starkes Erdbeben verursacht in Carnuntum große Zerstörungen. Dies
zeigen Forschungsergebnisse sowohl in der Lagerstadt (Tempelbezirk der
orientalischen Gottheiten) als auch in der Zivilstadt
(Wohnstadtviertel, Tiergarten). Doch die Zerstörungen werden fast
überall repariert.
UM 360 n. Chr.: Das Heidentor wird unter Kaiser Constantius II als Vierpfeiler
Triumphalmonument nach der erfolgreichen Wiederherstellung der
Reichsgrenze an der Peripherie der antiken Stadt errichtet.

364-375 n. Chr.: Kaiser
Valentinian I. kämpft von Carnuntum aus gegen die germanischen Quaden.
Epigraphische Quellen und die Berichte des römischen Schriftstellers
Ammianus Marcellinus bestätigen eine Erneuerung der Befestigungen am
Donaulimes.
430 n. Chr.: Ein Großteil von
Pannonien wird von Rom aufgegeben und der hunnischen Herrschaft
überlassen. Die letzte antike Nennung Carnuntums erfolgt im offiziellen
Amtsschematismus Notitia Dignitatum. In der Tabula Peutingeriana, einer
mittelalterlichen Straßenkarte findet Carnuntum erstmals wieder
Erwähnung.

UNESCO Welterbe Donaulimes - Römerstadt Carnuntum
Der Donaulimes, die befestigte Grenze entlang der Donau in Bayern,
Österreich und der Slowakei wurde im Jahr 2021 nach dem Hadrians- und
Antoninuswall in Großbritannien sowie dem „Obergermanisch-Raetischen
Limes" in Deutschland als dritter Teilabschnitt des Großprojekts
„Frontiers of the Roman Empire" (Grenzen des Römischen Reichs) in die
Liste der UNESCO Welterbestätten aufgenommen. Österreich ist mit 22
Teilkomponenten auf 357,5 Kilometer vertreten. Carnuntum nimmt entlang
des Donaulimes eine herausragende Stellung ein. Im Schutz eines
Legionslagers und eines Hilfstruppenlagers stieg die Hauptstadt der
römischen Provinz Oberpannonien als Sitz des Statthalters zu einer
Weltstadt mit rund 50.000 Einwohnern und einer Fläche von 10 km² auf.


ARCHÄOLOGIE IM 21. JHDT.
Archäologische Denkmäler sind ein wesentlicher Bestandteil des
kulturellen Erbes in Niederösterreich. Die überwiegend im Boden
verborgenen Geschichtsquellen geben Auskunft über Leben und Wirken der
Menschen aus längst vergangenen Zeiten und sind unverzichtbarer
Bestandteil der eigenen kulturellen Identität. Daher steht die
dauerhafte Erhaltung archäologischer Denkmale als einmalige historische
Quellen und Träger unserer Geschichte an oberster Stelle. Eng verbunden
mit der Erhaltung sind die nachhaltige Konservierung und Restaurierung
der jeweiligen Befunde. Das Gebiet der römischen Stadt Carnuntum in den
heutigen Orten Bad Deutsch-Altenburg und Petronell-Carnuntum ist die
größte archäologische Landschaft Mitteleuropas.
Carnuntum erstreckte sich einstmals auf einer Fläche von über 10 km².
Da es nach dem Ende der Antike keine kontinuierliche Weiterbesiedelung
gab, wurde der Großteil der römischen Stadt bis heute nicht überbaut.
Für Archäologie und Denkmalpflege bedeutet dies einen wahren
Glücksfall. Seit rund 150 Jahren wird intensiv an dieser Stätte
geforscht und gegraben. Unersetzliche Zeugnisse unserer römischen
Vergangenheit sind hier zu sehen. Sie kamen bei den jüngsten
Untersuchungen im Bereich des Wohnstadtviertels, der Fläche dieses
Besucherzentrums und des Parkplatzes zum Vorschein und geben einen
fesselnden Einblick in das Leben an diesem Ort vor fast 2000 Jahren.


Weitere Grabungen gestalten sich nicht nur aus finanziellen, sondern
auch aus juristischen Gründen bei der Ablösung des in Privatbesitz
befindlichen Ackerlands schwierig. Man setzt daher seit den
1970er-Jahren auf Qualität und Anschaulichkeit anstatt auf Quantität.
Diese Maßnahmen bzw. begleitende Veranstaltungen tragen wesentlich zum
Verständnis der antiken Kultur und Technologie und zu einer
Revitalisierung der Region bei.

Die noch sichtbaren Reste der römischen Stadt sind zum größten Teil im
Spaziergarten zu sehen. Im Sinne des noch relativ jungen
Forschungszweiges der experimentellen Archäologie wird die antike
Lebenswelt für das Publikum durch Veranstaltungen wie Reiter- oder
Gladiatorenspiele und durch die weltweit bisher einzigartige
Wiederaufbautechnik von antiken Gebäuden und die wissenschaftlich
belegte Gestaltung von Innenräumen und Vorgärten im Freilichtmuseum des
rekonstruierten Römischen Stadtviertels erlebbar gemacht. Im Zeitraum
von 2006 bis 2011 wurde das Gelände für die Niederösterreichische
Landesausstellung völlig neu gestaltet. Dabei wurde auch ein modernes
Informations- und Ausstellungsgebäude mit einem maßstabgetreuen
Flächenmodell der Kastelle und der Stadt errichtet.

DOMUS QUARTA
Archäologische Grabungen: 2008 bis 2011
Befund: 7 Bauphasen; repräsentativ ausgestattetes privates Wohnhaus;
einziges am Originalstandort erhaltenes römisches Fußbodenmosaik in
Carnuntum
Teilrekonstruktion im Jahr 2013: Bauphase V aus dem späten 3./frühen
4. Jahrhundert n. Chr.; Weinrebe vitis vinifera (Urrebe) im Garten (Kooperation mit dem Nationalpark Donau-Auen).
Daten zur Rekonstruktion: Bebaute Fläche 134 m²;
Kubatur 536 m³; Dachfläche 160 m²;
Steinmauerwerk 210 m³

VILLA URBANA
Archäologische Grabungen: 2005 bis 2007
Befund: 7 Bauphasen mit einer Nutzung bis in die frühe Neuzeit; privates Stadtpalais
Rekonstruktion in den Jahren 2007 bis 2008: Bauphase V aus dem frühen 4. Jahrhundert n. Chr.
Daten zur Rekonstruktion: Bebaute Fläche 580 m²; Kubatur 2.320 m³; Dachfläche 485 m²; Steinmauerwerk 810 m³

Die wichtigsten Gebäude eines Stadtteils (insula), bestehend aus
mehreren Straßen, zwei Häusern und einer Badeanstalt, wurden auf den
freigelegten Fundamenten mit Hilfe fachübergreifender
wissenschaftlicher Erkenntnisse und historischer Quellen rekonstruiert
und samt der Inneneinrichtung bis ins Detail teilweise neu aufgebaut,
sodass der Besucher einen nahezu unverfälschten Eindruck vom
Alltagsleben in den ersten fünf Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts n. Chr.
bekommt. Vorrangiges Ziel war das Aufzeigen und die Beschreibung
unterschiedlicher Arbeitsmethoden in virtueller Rekonstruktion sowie
das Studium der Möglichkeiten korrekter Interpretation archäologischer
Befunde. Bis zu 120 Personen wurden für Grabungen, Bauarbeiten, den
Betrieb des Römischen Stadtviertels und die Betreuung der zuletzt
250.000 Besucher pro Jahr eingesetzt. Das Stadtviertel kann auch
virtuell begangen werden.

Als Vorlage für die bisherigen baulichen Rekonstruktionen wurde das
vierte Jahrhundert, die sogenannte Bauperiode fünf, gewählt.
Fertiggestellt wurden dabei insgesamt vier Gebäudekomplexe:
das Haus des Tuchhändlers Lucius,
das Patrizierhaus Villa Urbana (2007 bis 2008),
die benachbarte kleine Therme (2009 bis 2011),
Domus Quarta (Speisezimmer 2013 teilrekonstruiert).

Die Rekonstruktionen sind keine fiktiven Kulissen oder museale Objekte,
sondern bewohnbare Häuser. Alle Grundrisse und Ausstattungsdetails
sowie die Straßenniveaus des Stadtviertels sind einer einzigen
Zeitepoche zuzuordnen. Der Aufbau der rekonstruierten Gebäude erfolgte
nicht mit moderner Bautechnik, sondern mit nachgebauten römischen
Kellen, Meißeln und Hämmern. Für den Mörtel verwendete man wie zur
Römerzeit Flusssand und Kalk, für die Dachkonstruktionen wurden
möglichst alte, noch mit der Axt behauene Balken aus Abbruchhäusern und
Scheunen der Umgebung verwendet.

Diese experimentelle Archäologie ist zwar kostenintensiv, liefert aber
wertvolle Aufschlüsse über antike Handwerkstechniken, Bauzeiten und
Baukosten. Auch die für die Römer typischen Fußbodenheizungen (Hypocaustum) wurden nachgebaut, die Therme wird von April bis November beheizt.




THERME
Archäologische Grabungen: 2005 bis 2008
Befund: 3 Bauphasen; öffentliche Badeanlage
Rekonstruktion in den Jahren 2009 bis 2011: Bauzustand der Therme im frühen 4. Jahrhundert n. Chr.
Daten zur Rekonstruktion:
Bebaute Fläche 1.450 m²; Kubatur 6.810 m³; Dachfläche 1.800 m²; Steinmauerwerk 1.350 m³


Römisches Stadtviertel: Standort der Römerstadt Carnuntum, ein im
südwestlichen Teil der ehemaligen römischen Zivilstadt gelegenes
Viertel, das mit den Mitteln der experimentellen Archäologie weltweit
einzigartig am Originalstandort rekonstruiert wurde. In den voll
funktionsfähigen Häusern – Große römische Therme, Villa urbana
(römisches Stadtpalais), Haus des Lucius, Haus des Ölhändlers – finden
die Besucher die römischen Häuser exakt wie von 1.700 Jahren vor. Das
römische Stadtviertel war 2011 Schauplatz der Niederösterreichischen
Landesausstellung.













Gedenkmedaille: Die Tetrarchen des West und des Oströmischen Reiches
KAISERTREFFEN-MONUMENT: EIN MONUMENT FÜR EINEN WENDEPUNKT DER WELTGESCHICHTE
Am 11.11.308 n.Chr. wurden Galerius, Maximinus, Licinius und Konstantin
bei der Kaiserkonferenz in Carnuntum zu jenen vier Herrschern
(Tetrarchen), die den Lauf der Welt veränderten: 311 erließ Galerius
das „Toleranzedikt von Nikomedia", das erstmals das Christentum
tolerierte. Dieses wurde 313 durch Konstantin und Licinius mit der
„Vereinbarung von Mailand" um die Freiheit der Glaubensentscheidung für
alle Religionen erweitert.
Art Carnuntum-Gründer Piero Bordin entwarf dieses begehbare Monument in
Form eines alten Fundamentes, dessen Mittelpunkt ein Zeichen der
Begegnung des Ost- und Weströmischen Reiches mit den Namen der
Tetrarchen bildet.

Amphitheater Zivilstadt

Das Amphitheater Petronell lag am südlichen Stadtrand der Zivilstadt
einige hundert Meter von der heute nicht mehr sichtbaren römischen
Stadtmauer entfernt. Es wurde in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts
nach Christus errichtet und in den darauf folgenden Jahrhunderten
mehrmals umgebaut. Das Amphitheater war über zwei Tore im Norden und
Süden zu betreten, wobei sich der Haupteingang im Norden befand.
Ursprünglich waren beide Zugänge durch massive Holztore verschließbar.
Um die oval angelegte Arena in der einst die Gladiatoren- oder
Tierkämpfe stattfanden - stiegen stufenweise die Sitzreihen an, die
Platz für 12.000 Besucher boten.

Das Amphitheater der Zivilstadt lag außerhalb der antiken Stadtmauern
und wurde Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet. Die Arena war
beiderseits der Tore von 25 Meter breiten Tribünen umgeben, die etwa
13.000 Besuchern Platz boten. Das Amphitheater der Zivilstadt liegt
neben dem Römischen Stadtviertel in 10 Minuten Gehweite.

GESCHICHTE DES DENKMALS
Den jüngsten Erkenntnissen zufolge wurde das Heidentor
vermutlich in der Regierungszeit des Kaisers Constantius II. (351-361
n. Chr.) errichtet. Eine erste Beschreibung des Monuments verfasste der
Humanist Wolfgang Lazius im Jahr 1551, der es als Stadttor
interpretierte. Etwa 100 Jahre später erscheint erstmals der Name
„heydnisch Thor", von dem sich der heutige Name ableitet. Seit Mitte
des 17. Jahrhunderts entstanden zahlreiche bildliche Darstellungen des
wohl bekanntesten römischen Denkmals in Österreich. Nach ersten
Sicherungsmaßnahmen Mitte des 19. Jahrhunderts wurden 1891 Grabungen
durchgeführt. Weitere Restaurierungen und kleinere Grabungen folgten
Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts. Von 1998 bis 2001 wurde das
Heidentor nochmals umfassend archäologisch und baugeschichtlich
untersucht und nach international gültigen Standards der Denkmalpflege
konserviert.

BAUTYPUS UND FUNKTION
Das Heidentor ist ein so genannter Quadrifrons, ein Monument mit
doppelten Durchgängen auf vier Pfeilern. Vergleichbar sind der Janus
Quadrifrons in Rom sowie der Bogen von Malborghetto nördlich von Rom,
errichtet von Konstantin (Vater von Constantius II) vermutlich
anlässlich seines Sieges in der Schlacht an der Milvischen Brücke. Eine
Besonderheit des Heidentors ist der mächtige Figurensockel im Zentrum,
der einen ungehinderten Durchgang verwehrt. Auf dem ca. 4,3 m hohen
Sockel befand sich wahrscheinlich eine überlebensgroße Kaiserstaue.
Dies legt eine Deutung als Triumphalmonument nahe. Dafür spricht auch
eine Bemerkung des antiken Historikers Ammianus Marcellinus, der die
Errichtung mehrerer Triumphibögen in Gallien und Pannonien durch
Constantius II erwähnt. Der Kaiser hielt sich während seiner Feldzüge
gegen die Quaden und Sarmaten von 357 bis 359 n. Chr. in Pannonien auf.

LAGE UND UMFELD
Das Heidentor liegt etwa 900 m südlich der Zivilstadt von Carnuntum.
Die Einbindung des Heidentors in das antike Siedlungsbild bleibt nach
wie vor ungewiss. Es ist fraglich, ob das Monument am Schnittpunkt sich
kreuzender Straßen wie bei vergleichbaren Anlagen angelegt wurde.
Einzelne Straßenzüge lassen sich allerdings in unmittelbarer Nähe des
Bauwerks feststellen. Mit Hilfe von geophysikalischen Methoden wurden
in der Umgebung des Heidentors auch die Reste von temporären römischen
Militärlagern identifiziert. Diese Zeltlager waren durch einen
Spitzgraben mit dahinterliegendem Erdwall und aufgepflanzten
Schanzpfählen befestigt. Die zeitliche Einordnung kann allerdings nur
durch weitere archäologische Grabungen geklärt werden. Vermutlich wurde
das Gebiet als militärische Aufmarschzone zur Grenzsicherung, als auch
zur Truppenkonzentration im Zuge größerer Feldzüge genutzt.

AUSSEHEN UND REKONSTRUKTION
Das Heidentor hatte die Proportionen eines Würfels mit einer
Seitenlänge und Höhe von ca. 14,5 m. Die Reste der östlichen Pfeiler
wurden zur Sicherung mit Kiesschüttungen überdeckt, deren Einfassungen
Größe und Lage der ursprünglichen Pfeiler zeigen. Das heutige Aussehen
der westlichen Pfeiler ist durch die Restaurierungen des frühen 20.
Jahrhunderts geprägt. Der Bau besteht im Kern aus römischem Gussmörtel
und Bruchsteinen und an der Außenschale aus großen Werksteinen und
Ziegelmauerwerk. Die Fassaden werden durch horizontale Gesimse beim
Ansatz des Gewölbes und oberhalb der Bögen gegliedert. Eine niedrige
Wandzone über den Bögen wird von einem kräftigen Gesims abgeschlossen.
Darüber folgt die Attikazone, die nach den erhaltenen Funden durch
kleine Säulen auf Marmorkonsolen gegliedert und mit Skulpturen aus
Marmor geschmückt war. Im Mittelbereich der Attika war vermutlich ein
Inschriftenfeld.
ANTIKES RECYCLING - NOT AM STEIN
Für die Errichtung des Heidentors wurde auch älteres Ziegel- und
Steinmaterial („Spolien") wiederverwendet. Die mehrfache Verwertung von
Werksteinen kommt in Carnuntum häufig vor und wurde im Laufe des 4.
Jahrhunderts n. Chr. durch den Bedarf an kostengünstig zu gewinnendem
Baumaterial im großen Maßstab durchgeführt. Die Spolien des Heidentors
waren unter der Verkleidung ursprünglich nicht sichtbar und bezeugen
die finanziellen Nöte des Errichters. Mehrere Götteraltäre wurden im
Zuge der verschiedenen Renovierungen aus dem Mauerverband entfernt. Die
Kopien eines Weihealtars für luppiter Optimus Maximus wie auch eines
weiteren für Diana Augusta sind heute im Umfeld der Ruine aufgestellt.
Ihre Wiederverwendung im Heidentor zeugt von den tiefgreifenden
religiösen Veränderungen in der Zeit der Spätantike und vom Aufschwung
des Christentums, das sich spätestens ab dem beginnenden 4. Jahrhundert
n. Chr. auch in Carnuntum ausgebreitet hatte.

Dreifaltigkeitssäule: Die 1688 von Otto Ehrenreich I. Graf von
Abensperg und Traun gestiftete Dreifaltigkeitssäule steht auf dem
Hauptplatz. Die Gesamtkomposition stammt vom Bildhauer Giovanni
Giuliani. Zuoberst thront die Hl. Dreifaltigkeit, auf dem Unterbau
befinden sich die Statuen der Unbefleckten Empfängnis, des hl.
Borromäus, des hl. Nepomuk u. des hl. Ulrich.

Zierbrunnen - Anlässlich der Neugestaltung des Kirchenplatzes mit
Wildtruthahn, einst Jagdwild in den Donau-Auen ausgesetzt. Errichtet
1962.

Pfarrkirche – Hl. Petronilla
Romanische Saalkirche aus dem 13. Jh. Nach den Türkeneinfällen Wiederaufbau im 17. Jh.

Heinrich IV. deutscher Kaiser aus dem Geschlechte der Salier, schenkte
hier Seiner Mutter Agnes ein größeres Grundstück, zu dem auch der
hiesige Ort gehörte. Als Agnes 1077 in Rom starb, wurde sie dort neben
den Gebeinen der hl. Petronilla, der die Kirche geweiht war,
beigesetzt. Zum Gedenken an die Kaiserinwitwe Agnes wurde hier eine
Kirche zur hl. Petronilla um 1072 erbaut. 1078 wurde diese Pfarre
errichtet, bei der Bischof Allmann von Passau, ein Kaplan der Kaiserin,
mitgewirkt haben soll.
Zu den ältesten Teilen der Kirche gehören Altarraum und Turm. Letzterer
zeigt einen romanischen Unterbau mit barockem Oberbau und Zwiebellurm.
Das dreijochige Hauptschiff weist in seinem Bau auf mehrere Bauzeiten.
Das Seitenschiff ist ein Zubau aus der Mitte des 15. Jahrhdts. Während
des Türkeneinfalls 1529 erlitt die Kirche großen Schaden und wurde 1683
gänzlich eingeäschert. Nach 1700 wurde sie unter dem Geschlecht der
Grafen Abensperg-Traun neu errichtet, das heute noch das Patronat
innehat.

Die Pfarrkirche Petronell-Carnuntum steht im Nordosten des Ortes in der
Marktgemeinde Petronell-Carnuntum im Bezirk Bruck an der Leitha in
Niederösterreich. Die dem Patrozinium hl. Petronilla unterstellte
römisch-katholische Pfarrkirche gehört zum Dekanat Hainburg im Vikariat
Unter dem Wienerwald der Erzdiözese Wien.

Der Standort der ersten Pfarrkirche ist nicht geklärt. Kaiserin Agnes –
gestorben 1077 und bestattet in der St. Petronill-Rotunde in Rom –
stiftete Reliquien der hl. Petronilla. 1108/1121 als Eigenkirche der
Vohburger genannt wurde sie Mutterkirche von Filialen. 1108 wurde dem
Stift Göttweig der Zehent bestätigt und 1396 die Kirche inkorporiert.
In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Pfarre der Herrschaft
überlassen. Die romanische Saalkirche mit Chor und Turm um 1210 erhielt
im Ende des 14. Jahrhunderts eine angebaute gotische Seitenkapelle. Die
zweijochige niedrige Seitenkapelle hat ein gotisches Kreuzrippengewölbe
aus dem Ende des 14. Jahrhunderts auf fragmentierten
Engelskopfkapitellen bzw. Anläufen und reliefierte
Scheibenschlusssteine mit Pelikan und Lamm Gottes.

Das Kircheninnere zeigt ein Langhaus mit romanischen Mauerwerk,
ursprünglich mit Flachdecke, im Ende des 17. Jahrhunderts mit einem
barocken Stichkappentonnengewölbe auf tiefen Wandpfeilern versehen, das
Langhaus ist mit zwei Flachbogen zur Seitenkapelle geöffnet. Die
dreiachsige konkav einschwingende platzlunterwölbte barocke Westempore
steht auf abgefasten Pfeilern.

Katholische Pfarrkirche Petronell-Carnuntum, hl. Petronilla: Romanische
Saalkirche, erbaut 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Seitenschiff, die so
genannte Floriani-Kapelle Mitte des 15. Jahrhunderts. 1717 Errichtung
des Hochaltars durch Franz Anton Graf von Abensperg und Traun. Orgel
aus dem Jahre 1842 vom Wiener Orgelbauer Josef Loyp in einem
klassizistischen Gehäuse. Das Hauptaltarbild zeigt die hl. Petronilla,
die von Petrus geheilt wird.

Heiliger Florian von Lorch, 3. Jahrhundert, gestorben 304 im heutigen Enns
Als römischer Soldat ein Christ zu sein, war im 3. Jahrhundert, vor
allem in der Regierungszeit des Kaisers Diokletian, sehr gefährlich.
Florian, ein pensionierter Amtsvorsteher des Statthalters der römischen
Provinz Ufer-Noricum, setzte sich bei seinem früheren Vorgesetzten für
40 überführte Christen ein und machte damit deutlich, dass auch er ein
Christ war. Er wurde zum Tod verurteilt und mit einem Stein um den Hals
in die Enns gestürzt. Die 40 anderen starben im Kerker. Über Florians
Grab wurde schon früh eine Kapelle erbaut. Später entstand über der
vermuteten Grabstelle das Stift St. Florian. Erst im 15. Jahrhundert
setzte sich die Legende durch, dass er als Jugendlicher mit seinem
Gebet ein brennendes Haus gerettet haben soll. Daher wird er als
Heiliger der Feuerwehr besonders verehrt.
Patron der Feuerwehr, der Weinbauern und Bierbrauer, bei Dürre, gegen Brandwunden, gegen Feuer- und Wassergefahr
Dargestellt mit diesen Attributen: als römischer Soldat, mit Lanze, oft ein Haus löschend, mit Wasserkübel oder Mühlstein
Gedenktag: 4. Mai
Seitenkapelle rechts mit St. Florian

Heilige Anna, der Tradition nach im 1. Jahrhundert in Israel
In der Bibel kommen die Eltern von Maria - Anna und Joachim - nicht
vor. Dafür aber in einer Schrift aus dem 2. Jahrhundert, die nicht in
die Sammlung der biblischen Bücher Eingang gefunden hat (das sogenannte
Protoevangelium des Jakobus). Anna und Joachim sollen nach dem Vorbild
von Hanna und ihrem Sohn Samuel lange kinderlos geblieben sein, bis
ihnen Maria geboren wurde. Die Legenden über Anna verbreiteten sich und
Anna wurde schon früh besonders verehrt. Kirchen und Kapellen wurden
Anna geweiht, sie bekam mehr und mehr den Charakter einer starken Frau
zugeschrieben und wurde angebetet, wenn Frauen keine Kinder bekommen
konnten.
Patronin der Mütter und der Ehe, gegen Gewitter, der Arbeiterinnen, für Kindersegen und glückliche Geburt,...
Dargestellt mit diesen Attributen: oft mit der jungen Maria, die sie
das Alte Testament lesen lehrt, auch mit Maria und Jesuskind
Gedenktag: 26. Juli
Heilige Barbara, der Tradition nach im 3. Jahrhundert in Nikomedia (heutige Türkei)
Möglicherweise war Barbara eine Märtyrerin unter Kaiser Galerian, aber
viel wahrscheinlicher ist, dass sie gar nicht gelebt hat. Dennoch ist
sie eine der beliebtesten katholischen Heiligen. Vermutlich, weil sie
symbolisch für das Schicksal vieler verfolgter Christinnen und Christen
dieser Zeit steht. Die bekannteste Legende erzählt, dass ihr Vater sie
in einen Turm sperren ließ. Als er hörte, dass sie Christin war, wollte
er sie am liebsten gleich selbst erschlagen. Sie wurde vor den
Statthalter gebracht, gefoltert und sollte enthauptet werden. Als ihr
Vater das Schwert zückte, um das Urteil selbst zu vollstrecken, wurde
er jedoch von einem Blitz getroffen und starb. Diese Legende erklärt
die Attribute, mit denen Barbara oft dargestellt wird, und warum sie
auch eine Schutzpatronin gegen Gewitter ist.
Patronin der Bergleute, der Maurer, der Feuerwehrleute, der
Sprengmeister, der Gefangenen und Sterbenden, gegen Gewitter u.v.a.m.
Dargestellt mit diesen Attributen: Turm, Kelch und Hostie, Schwert, Fackel
Gedenktag: 4. Dezember
***
Seitenkapelle links mit S. Blasius, S. Anna und S. Barbara

Heilige Petronilla von Rom, 1. Jahrhundert in Rom
Petronilla ist eine der frühen christlichen Märtyrerinnen. Von ihr weiß
man so gut wie nichts mehr. Es gibt Legenden, in denen sie als Tochter
des Petrus bezeichnet wird. Andere wiederum widerlegen das und weisen
daraufhin, dass Petrus ihr „geistlicher" Vater war, der sie zur
Keuschheit ermutigt hat. Sie wollte lieber sterben als ihr
Keuschheitsgelübde zu brechen.
Patronin von Rom, gegen Fieber, der Pilger und Reisenden
Dargestellt mit diesen Attributen: auch mit Schlüssel
Gedenktag: 31. Mai
Heiliger Sebastian, 3. Jahrhundert, Italien
Das Grab von Sebastian in den Katakomben von Rom wurde schon früh
verehrt. Die Legenden rund um Sebastian haben wenig historischen Wert.
Wahrscheinlich fassen sie die Schicksale von verschiedenen römischen
Märtyrern zusammen. Sebastian soll heimlich Christ gewesen sein. Als
Soldat von Kaiser Diokletian hat er sich um inhaftierte Christen
gekümmert, bis man herausfand, dass auch er ein Christ war. Der Legende
nach sollte er von Bogenschützen erschossen werden. Schwer verletzt
überlebte er diese Tortur, wurde aber später zu Tode gepeitscht. Seine
Reliquien sollen im 7. Jahrhundert eine Pestepidemie in Pavia beendet
haben. Aus diesem Grund ist Sebastian ein wichtiger Heiliger gegen die
Pest. Man dachte im Mittelalter, dass Dämonen diese Krankheit durch
unsichtbare Pfeile verursachen. Die Darstellung des spärlich
bekleideten Sebastian am Pfahl wurde ein beliebtes Motiv in der Kunst,
weil man so, ohne zu viel Anstoß zu erregen, einen nackten Körper
darstellen konnte.
Patron gegen Pest und Seuchen, gegen AIDS, Patron der Bogen- und Armbrustschützen
Dargestellt mit diesen Attributen: Pfeile, die in seinem Körper stecken, an einen Pfahl gebunden
Gedenktag: 20. Jänner
Heiliger Rochus von Montpellier, 1349 (in Frankreich)-1379 (in Italien)
Rochus stammt aus einer wohlhabenden Familie und studierte Medizin. Als
seine Eltern starben, verschenkte er sein ganzes Vermögen und trat den
Franziskanern bei. Er kümmerte sich in Italien um Pestkranke, die er
der Legende nach auf wundersame Weise heilen konnte. Nachdem er selbst
an der Pest erkrankt und wieder genesen war, wollte er zurück nach
Frankreich gehen. Auf der Rückreise wurde er jedoch im Krieg zwischen
dem Herzog von Mailand und den Anhängern des Papstes für einen Spion
gehalten und ins Gefängnis geworfen, wo er schließlich nach 5 Jahren
starb.
Patron gegen Pest und Seuchen, Patron der Kranken, der Krankenhäuser,...
Dargestellt mit diesen Attributen: mit Pilgerstab, Pestbeule am Oberschenkel, oft auch mit Hund mit Brot im Maul
Gedenktag: 16. August
***
Der Hochaltar als frühbarockes Säulenretabel aus 1717 zeigt das
Altarblatt hl. Petronilla aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
flankiert von den Konsolstatuen der Heiligen Sebastian und Rochus aus
der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, am Gebälk sind adorierende
Engelstatuetten, der Tabernakel aus der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts zeigt sich in Rokokoformen.

Marienstatue - Steinstatue Maria mit dem Kind vom Regelsbrunner Bildhauer Kubesch.
Friedhofsmauer - Die mit Schießscharten versehene Mauer diente Anfang des 18. Jh. als Schutz vor den Kuruzzen.

Schloss Petronell - Urkundlich
erstmals im 11. Jahrhundert erwähnt. Barocker Ausbau ab 1660 unter
Ernst III., Graf von Abensperg und Traun, durch die Baumeister Domenico
Carlone und Carlo Canevale.
Nördlich der Römerstadt Carnuntum, im Bereich der ehemaligen
Zivilstadt, auf einer Terrasse über der Donau, liegt das Schloss
Petronell. Urkundlich bereits im 11. Jh. erwähnt, wurde hier ein
mittelalterlicher Bau über römischen Ruinen errichtet, der im Laufe der
Zeit immer wieder um- und ausgebaut wurde. Ab 1660 erfolgte ein
repräsentativer, barocker Ausbau unter Ernst III. Graf von Abensperg
und Traun. Heute befindet sich das Schloss in Privatbesitz und kann
nicht besichtigt werden.

Schloss Petronell nach den Besitzern auch Schloss Traun genannt: Das
ehemals im 14. Jahrhundert auf den Überresten der Stadt Carnuntum als
Verteidigungsanlage erbaute Burgschloss wurde zwischen 1660 und 1667
durch den Baumeister Domenico Carlone (um 1615–1679) im Auftrag des
Grafen Ernst von Abensperg und Traun im Stil des Frühbarock errichtet.

Annakapelle – Hl. Anna: Barocker kreuzförmiger Bau, 1744 errichtet. Heute Aufbahrungshalle. Und geschlossen.

Katholische Kapelle Annakapelle
Ein hoher Zentralbau über einem kreuzförmigen Grundriss, der 1744 errichtet wurde.

Rundkapelle Hl. Johannes der Täufer
Die Rundkirche Petronell steht auf einem Hügel südlich der Hauptstraße
im Westen der Ortschaft Petronell in der Marktgemeinde
Petronell-Carnuntum im Bezirk Bruck an der Leitha in Niederösterreich.
Sie ist eine der ältesten und wertvollsten Rundbauten Österreichs und
eines der bedeutendsten romanischen Bauwerke des Landes. Stifter waren
die damaligen Grundherren, die Liechtensteiner, heutiger Eigentümer ist
die Familie Abensperg und Traun. Seit 1725 ist die Rundkapelle die
Gruftkirche der Petroneller Linie des Hauses Abensperg und Traun. Die
Rundkapelle, auch Johanneskapelle genannt, ist einer der ältesten und
wertvollsten romanischen Bauten Österreichs. Er stammt aus der ersten
Hälfte des 12. Jahrhunderts und ist als Quaderbau ausgeführt.
Die Kirche besteht aus einem höheren Rundbau mit einem geschwungenen
Kegeldach und einer östlichen niedrigeren Apsis mit einem
halbkreisförmigen Schluss. Sie ist in romanischem Steinquaderwerk
errichtet. In den meterdicken Außenmauern verbirgt sich ein Gang, der
zur Verteidigung gegen die häufigen Überfälle diente. Die Außenfassade
ist durch zarte Halbsäulenpilaster mit Kapitellen gegliedert. Die
Pilaster stehen mit ihrer Basis in einem durchlaufenden, profilierten
Sockel und enden in dem Rundbogenfries unter der Traufe. In die Kirche
kommt man über ein romanisches Stufentor mit je vier Halbsäulen mit
Würfelkapitellen. Das Kegeldach stammt aus der Zeit um 1700. Türken und
Franzosen beschädigten die Kapelle schwer und trotz mehrerer
Renovierungen verschlechterte sich ihr Zustand und die Risse im
Mauerwerk erweiterten sich bedrohlich. Erst in den 50er Jahren konnte
dieses wertvolle Kulturdenkmal restauriert werden.

Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: