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Pitten ist eine Marktgemeinde mit knapp 3.000 Einwohnern im Bezirk Neunkirchen in Niederösterreich, liegt im nördlichen Teil der Buckligen Welt und ist namensgebend für Tal (Pittental) und Fluss (Pitten). Pitten war ursprünglich sogar namensgebend für die ganze Region, hieß doch die Bucklige Welt bis ins 19. Jahrhundert hinein „Pittener Waldmark“. Die Bergkirche hl. Georg samt Felsenkapelle ist das weithin sichtbare Wahrzeichen von Pitten.
Das Gebiet der Marktgemeinde Pitten wurde seit viertausend Jahren
bewohnt. Die erste Siedlung breitete sich auf dem durch seine steilen
Abhänge gesicherten und der freien Sicht ausgezeichneten Burgberg aus.
Die Bestattung der verstorbenen Angehörigen erfolgte in Richtung
Sonnenuntergang am linken Ufer der Pitten. Grabfunde aus der Bronzezeit
und Hallstadtzeit, die Freilegung der Reste eines römischen Gutshofes
im Ortsteil Sautern und Funde spätrömischer Münzen sowie Funde aus
awarischen Gräbern zeigen eine fast ununterbrochene Besiedlung.
Die Schenkung des Gutes „ad Putinnu" der Nonne Peretkunda an das Stift
Freising im Jahr 869 beweist die bestehende Kultivierung des
Pittentales in karolingischer Zeit. Auf die Bezeichnung des
Gemeindegebietes „Putinnu", was soviel wie Schilf bedeutet, geht der
Name Pitten der Gemeinde und des Flusses zurück. In alten Urkunden
waren auch die Bezeichnungen, „Putina", „Butinna", und „Pütten" in
Verwendung. Ein anderer Erklärungsversuch führt den Namen Pitten auf
„Butte", ein großes Holzgefäß, zurück. Wenn man vom Norden das
Pittental betritt, erscheint der Burgberg wie eine umgestürzte Butte.
Seit dem Jahr 1563 wird Pitten als Markt bezeichnet. Das Marktwappen
stellt den Hl. Georg dar, der auch Patron der Pfarrkirche ist.
Die Villen in Pitten
Auffallend und einzigartig in der Gemeinde Pitten sind die vielen
Villengebäude, die auch heute noch von den Nachbesitzern aufwendig
gepflegt werden und vor allem bewohnt sind. Kein zweiter Ort in der
Region weist so viele außergewöhnlich luxuriöse Gebäude auf. Schon vor
der aktiven Schaffensperiode des Architekten Endelweber gab es
besonders entlang der Eisenbahn-Einfahrt zum Pittener Bahnhof eine
„Villenzeile" mit Hauptblickrichtung zu den Geleisen der Aspangbahn, um
die ein- und ausfahrenden Zugsgarnituren beobachten zu können. Wien und
Wiener Neustadt waren durch wachsendem Verkehr, Industrie und reger
Bautätigkeit immer weniger erstrebenswerte Wohnorte. Finanziell besser
gestellte Städter flüchteten besonders in den Sommermonaten „aufs
Land". Viele wohnten zur Miete, die Besitzer zogen während der
Vermietung mit ihren Familien in die Mansarden oder Kellerräume. Durch
bessere Verdienstmöglichkeiten im Eisenbergwerk und der Eisenhütte bzw.
in der expandierenden Papierindustrie, steigerten sich auch die
Einkünfte der Grundbesitzer. Durch den steigenden Tourismus wuchs die
örtliche Infrastruktur, was wieder zu einem größeren Angebot für die
Gäste führte. Das wieder förderte die Bautätigkeit im Tourismusort
Pitten.
Villa Kerschbaum, Pitten
„Bei diesem Bau handelt es sich um die ornamentreichste aller Endlweber-Villen [...]"
„Neben den rundum wiederkehrenden Ornamentbändern, die Kirschenzweige
darstellen, besticht die Gestaltung durch den ornamental gestalteten
Fachwerksgiebel. Ein- zelne Lehmfelder sind teilweise geglättet und
bilden eine Art großes Puzzle, welches einen Kirschbaum darstellt. Das
Motiv des Kirschbaums war im Jugendstil ebenso wie das Motiv des
Kastanienblattes ein sehr beliebtes vege- tatives Thema und soll in
diesem Fall Versinnbildlichung des Familiennamen des Bauherrn sein."
Zitat: Christina Moder-Borsic, Aufarbeitung und Erforschung der
Bautätigkeiten von Architekt Ignaz Endlweber im Raum Pitten (NÖ) von
1909 bis 1938, Dipl. Arbeit, TU Wien, 2010
Pitten gilt als Tor zur Buckligen Welt - dem Land der 1000 Hügel.
Eingebettet im auslaufenden Tal des gleichnamigen Flusses, bevor dieser
in die Ebene des Steinfeldes fließt, und sich bald danach mit der
Schwarza zur Leitha paart. Die Landschaftsgegebenheit des Pittener
Schlossberges, der den Ort vom Osten Richtung Westen als Felssporn
beschützt, war schon in der Urgeschichte Anreiz zur Besiedelung. Der
steile Abfall ins Tal bildet eine natürliche Barriere und lässt zu, ein
weites Gebiet zu kontrollieren, sodass Feinde frühzeitig erkannt werden
konnten und somit das Besiedelungsgelände schon in der Urgeschichte
strategisch interessant wurde.
In seinem Blickfeld verlaufen mehrere bedeutende Handelsstraßen, die
gleichzeitig für Eroberungsfeldzüge und Truppenbewegungen von Bedeutung
waren. Diese verbinden das Donautal entlang der Thermenlinie mit dem
Leithakorridor, sowie den pannonischen Raum über die Wiener Neustädter
Pforte mit den inneralpinen Regionen. Dabei stellen sie Verbindungen
über den Wechsel zum Balkan und über den Semmering in Richtung Adria
dar. Durch die handelspolitische Bedeutung entwickelte sich ein lokales
Machtzentrum. In dieser Landschaft entstanden Kulturen, die in der
Ausstellung „Zeitspuren im Land der 1000 Hügel" gezeigt und dem
Besucher 4000 Jahre in der Entwicklung eines Lebensraumes vermittelt
werden.
Neben seiner bedeutenden strategischen Lage wies Pitten schon in
frühesten Zeiten optimale Voraussetzungen für eine sichere Besiedelung
auf. Spuren dieser Siedlungstätigkeiten sind klar zu erkennen, der
Schlossberg wird von einer durchgehenden prähistorischen Wallanlage bis
zu den steilen Abhängen ins Tal eingerahmt. Direkt östlich davon
schließen Hochlagen an, die sich aufgrund ihrer sanften Geländeform
bestens für Ackerbau eigneten. Während die steilen Hanglagen
weitestgehend bewaldet gewesen sein dürften, war der saftige und
fruchtbare Talboden entlang der Pitten immer wieder von Hochwässern
bedroht - eignete sich aber bestens für Viehhaltung und Fischfang. Das
nahe Steinfeld, also das südlichste Wiener Becken, war seinerseits eine
ausgedehnte Grassteppe mit nur vereinzeltem Baumbestand und gewährte
dadurch freien Blick bis zur Thermenlinie.
Der Schlossberg von Pitten ist ein markanter Felssporn, der sich
deutlich über sein Umland erhebt. Durch seine exzellente strategische
Lage mit entsprechendem Fernblick, direkt am Südrand des Wiener Beckens
sowie am unmittelbaren Alpenostrand, lässt sich ein weites Gebiet
kontrollieren. In seinem Blickfeld verlaufen mehrere bedeutende
Handelsstraßen, die gleichzeitig für Eroberungsfeldzüge und
Truppenbewegungen von Bedeutung waren. Diese verbinden das Donautal
entlang der Thermenlinie und des Leithakorridors und den pannonischen
Raum über die Wiener Neustädter Pforte mit den inneralpinen Regionen.
Dabei stellen sie Verbindungen über den Wechsel zum Balkan und über den
Semmering in Richtung Adria dar. Aus diesem Grund war Pitten schon bis
weit in die vorgeschichtliche Zeit von großer strategischer und
handelspolitischer Bedeutung, weshalb sich hier ein lokales
Machtzentrum entwickeln konnte.
Die Bergkirche hl. Georg samt Felsenkapelle ist das weithin sichtbare Wahrzeichen von Pitten.
Repräsentative Frauentracht
In der Bronzezeit wird Reichtum vor allem auch durch die Menge an
Bronzeschmuck gezeigt, den man an sich trägt. Lange prunkvolle
Bronzenadeln hielten das Gewand, man trug Bronzeschmuck um den Hals.
Frauen trugen wahrscheinlich lange Kleider, wie wir das von kleinen
Statuetten aus dem unteren Donauraum kennen. Die Nadeln wurden zum
Feststecken von Umhängen verwendet. Die rekonstruierten Kleidungsstücke
sind in hellem Leinen und blauem Wollstoff gehalten, wie sie etwa aus
dem bronzezeitlichen Salzbergwerk Hallstatt gefunden wurden.
Die reiche Frau aus Grab 26a in Pitten
Besonders jedoch sind die massiven Diademe, die es nur hier in Pitten
gibt. Sie werden immer in Gräbern von Frauen gefunden. Ein derartiges
Diadem ist gut vergleichbar mit anderem repräsentativem Kopfschmuck und
wurde vermutlich nur zu festlichen Anlässen getragen. Die Diademe waren
hochrangigen Personen vorbehalten. Das in sattem dunkelblau gehaltene
Obergewand dieser Frau war zusätzlich mit Bronzeröllchen bestickt. Das
verstärkt den prunkvollen Eindruck.
Eine Zeitreise durch 3.500 Jahre Vergangenheit bietet
Geschichtserlebnis und interessante Einblicke in wechselvolle Zeiten.
Der Weg führt von wertvollen Funden aus der Bronzezeit, dem
Spannungsfeld Geologie und Besiedlung, römischen Spuren über die
Ereignisse im Mittelalter bis hin zur Industriegeschichte mit
Papiererzeugung und Bergbau sowie zur Entwicklung des Tourismus und der
Aspangbahn.
Die Zeit der Römer
Nach dem Ende der Bronzezeit um 800 v. Chr. begann die Eisenzeit
(Hallstattkultur bis ca. 400 v. Chr.) und die Epoche der Kelten (ca.
400 v. Chr. bis zur Besetzung des Ostalpengebietes durch die Römer um
Christi Geburt). Auf dem Pittener Burgberg gab es im 1. Jahrtausend v.
Chr. teils große Siedlungen, die stark befestigt waren.
Mit der friedlichen Besetzung des pannonischen Raumes und der Alpen bis
zur Donau zu Beginn des 1. Jahrhunderts u. Z. änderte sich für die
einheimisch-keltische Bevölkerung wenig. Die Kelten mussten die
Bergfestungen aufgeben. Die Römer mischten sich jedoch in die
Gewohnheiten des täglichen Lebens, des Brauchtums und der Verehrung
ihrer Götter, nicht ein. Die toleranten Römer besetzten bis in die Zeit
um 180/200 nur die militärischen Einrichtungen und jene der Verwaltung.
Die Kelten (meist Angehörige des Stammes der Boier) und emigrierte
Germanen, die vor allem im südlichen Wiener Becken siedelten, wurden
allmählich integriert. Zwischen 170 und 180 fegte der sogenannte
„Markomannenkrieg" über Pannonien und Noricum die Reste der keltischen
Kultur hinweg. Zeugnis dafür sind einige Münzschatzfunde in der
Umgebung von Pitten.
Ab dem 3. Jahrhundert wohnten nun die römischen Bürger in Steinbauten
in kleinen Ansiedlungen oder Gehöften. Diese hatten hauptsächlich die
Aufgabe, die riesigen Kastelle an der Donau mit Lebensmitteln und
Waffen zu versorgen. Veteranen der Legionen siedelten sich im
Hinterland an. In Raum Pitten gab es Siedlungen in Sautern, Bad Erlach,
Schwarzau am Steinfeld, Frohsdorf, Neunkirchen und Wartmannstetten. Die
derzeit eindeutig als „römerzeitlich" nachweisbaren Straßen im Bereich
von Pitten sind die „Blätterstraße" von Bad Fischau nach Neunkirchen,
die Straße entlang von Leitha und Schwarza zwischen Katzelsdorf und
Neunkirchen, und die Hauptverbindung von Süden nach Norden über den
Hartberg/Hochneukirchen nach Lanzenkirchen.
Hügelgrab, 1400 v. Chr.
Der Leichnam wurde am Grund der Grube mit Steinen umkränzt. Darüber kam
eine Abdeckung mit großen Steinen. Gefunden wurden Bronzenadeln und
Stachelscheiben aus Bronze.
Was ist Bronze?
Der älteste, metallische Werkstoff des Menschen - Bronze -, ist eine
Legierung von Metallen mit mindestens 60% Kupfer (Cu). Reines Kupfer
hat die Härte 3 nach Mohs und ist damit zur Verwendung als Werkzeug
oder Waffe zu weich. Der Abbau und die Verhüttung von sogenannten
Fahlerzen, das sind Kupfer-Erze mit Anteilen von Antimon, Arsen, Blei
und anderen Metallen zeigte den Menschen der Bronzezeit, dass die
Beimengung dieser Metalle die Härte des gewonnenen Werkstoffes erhöht
und den Schmelzpunkt herabsetzt. Reines Kupfer schmilzt bei 1.083°C,
Bronze um 900°C. Die Härte der Legierungen erreicht drei Viertel von
Stahl.
Als „echte" Bronzen werden Legierungen von Kupfer mit Zinn (Sn) im
Ausmaß von 6-10% Zinn bezeichnet. Je nach regional vorhandenen Erzen
gibt es auch Antimon(Sb)-, Arsen(As)-, und Blei(Pb)-Bronzen. Spezielle
Bronzen werden auch heute noch z. B. im Glockenguss (10-12% Zinn), für
Schiffspropeller (5-10% Aluminium), Achslager (Phosphorbronzen) und
andere, technische Verwendungen hergestellt.
Kreuzförmige Stachelscheibe, Bronze, Grab 52
Matthias Corvinus (Hunyadi Matyas)
Der Name Corvinus stammt von lat. corvus, „der Rabe" - ein an seinem
Hof arbeitender Gelehrter führte den Ursprung der Familie bis auf das
römische Adelsgeschlecht der Corvini zurück, woraufhin das
Familienwappen mit dem Raben entstand. Matthias war der jüngere der
beiden Söhne von Johann Hunyadi und Erzsébet (Elisabeth) Szilágyi von
Horogszeg. Der Vater zeichnete sich als Kämpfer gegen die Türken aus,
die er in mehreren großen Schlachten besiegte. Nach dem plötzlichen Tod
seines älteren Bruders László (Ladislaus) 1457 wurde Matthias am 24.
Januar 1458 in Nachfolge seines Vaters mit vierzehn Jahren zum König
von Ungarn gewählt. Nach verschiedenen Siegen gegen die Türken
erreichte das ungarische Herrschaftsgebiet unter Matthias Corvinus
seine größte Ausdehnung. Es reichte von der Lausitz bis ins heutige
Bulgarien.
Die Auseinandersetzungen mit Friedrich III. dauerten weiterhin an,
obgleich sie durch verschiedene Waffenstillstände und Friedensverträge
immer wieder unterbrochen wurden. Nachdem es 1482 erneut zum Krieg
zwischen Matthias Corvinus und Friedrich III. gekommen war, besetzten
die ungarischen Truppen weitere große Teile der Habsburgischen
Erblande. Am 1. Juni 1485 zog König Matthias nach einer rund vier
Monate währenden Belagerung als Sieger in Wien ein, wo er bis an sein
Lebensende oft residierte. 1490 starb er unerwartet, woraufhin
Österreich wieder von Friedrich zurückgewonnen werden konnte.
Das Söldnerheer von Matthias Corvinus
Abweichend von der bis dahin gängigen Praxis hielt Matthias Corvinus
neben der üblichen Adelsarmee ein Söldnerheer. Die sogenannte Schwarze
Armee (Fekete Sereg) wurde zwischen 1459 und 1460 rekrutiert, bestand
aus etwa 8.000 bis 10.000 Soldaten und war die Grundlage seiner Macht.
Sie setzte sich hauptsächlich aus nichtungarischen Soldaten zusammen.
Nach dem Tod des Königs hatte die Truppe keinen Sold mehr erhalten und
versuchte, sich an der Landbevölkerung schadlos zu halten.
Matthias Corvinus als Kulturförderer
Kulturhistorisch ist die Herrschaft von Matthias Corvinus vor allem
durch seine Liebe zur italienischen Renaissance bedeutsam. Maßgebend
war dabei die Eheschließung mit seiner zweiten Frau, der
neapolitanischen Prinzessin Beatrix von Aragón am 22. Dezember 1476.
Das Gästebuch zum Pittener Corvinusbecher
1672 gab der letzte männliche Spross der Familie Teufel - Otto
Christoph Teufel - Freiherr von Guntersdorf, das in braunes Leder
gebundene Gästebuch mit Goldprägung dem Becher bei. Rund 350
Namenseintragungen sind im Buch enthalten. Etwa die Hälfte mit
Sprüchen, beziehen sich auf den Becher und die Familie Teufel. Einige
Eintragungen wurden mit Bemerkungen, die Bezug auf die Lebenszeit und
die gesellschaftliche Stellung, sowie Hinweise auf Verwandtschaft zur
Familie der Trinkgäste zeigten, versehen. Otto Christoph Teufel bringt
die Becherinschrift fast wortgetreu im Buch wieder.
Corvinusbecher
Im Jahr 1485 hatte der Ungarnkönig Matthias Corvinus Österreich
erobert. Einzig die Burg Pitten mit ihren tapferen Verteidigern,
angeführt vom Burghauptmann Wolfgang Teufel, hielt seit drei Jahren dem
Kaiser Friederich III die Treue. Als die Vorräte zu Ende gingen, lud
der Burghauptmann Matthias Corvinus zu einem Festmahl mit Hasenbraten,
frischem Brot und Wein. Der König gewährte in Anerkennung des Mutes der
Verteidiger einen ehrenvollen, freien Abzug und schenkte ihrem Anführer
Wolfgang Teufel seinen Trinkbecher. Seit dieser Zeit blieb er im Besitz
seiner Nachkommen.
Lange Zeit hielt man diesen Bericht für eine Sage. Anlässlich der 1100
Jahr Feier der ersten Nennung Pittens ging Heinrich Jeitler
historischen Hinweisen über den Verbleib des Corvinus-Bechers nach.
Tatsächlich gelang es ihm, den Becher bei einem Nachkommen Wolfgang
Teufels in Schleswig Holstein, Deutschland, aufzuspüren. Nach kurzen
Verhandlungen mit einer Delegation Pittens schenkte die Familie nicht
nur den Becher, sondern auch das Gästebuch der Marktgemeinde Pitten.
Dieser Silberbecher mit Vergoldung in der Form einer Eichel mit Füßen,
die Eichenzweige darstellen, wurde von Wolfgang Teufel mit seinem
Wappen - Jagdhorn auf einem Polster - verziert. Zusätzlich erhielt der
Deckel die Inschrift „Wolf Teufel, Hauptmann zu Pitten 1485", während
die Becherwand mit einer Inschrift, die die Sage von dem Hasenbraten
zum Inhalt hat, versehen wurde. In einem Erinnerungsbuch wurden die
Geschichte des Bechers und alle, die aus diesem Becher tranken,
aufgelistet.
Eisenerzbergbau in Pitten
Eisenerzbergbau und Eisenverarbeitung wurden im Raum der Buckligen Welt
und deren Randgebieten seit den Kelten in Schwarzenbach ziemlich
intensiv betrieben. Schurfe sind im Gelände noch immer als Bingen
erkennbar. Während in Pitten noch Reste der technischen Einrichtungen
vorhanden sind, sind sie in anderen Gebieten nur noch archäologisch
nachweisbar. Bis in die Mitte des 18. Jh. war den Schmieden in der
Waldmark vorgeschrieben, welche Geräte und Eisenwaren sie erzeugen
durften. Ein Eisenpass, der jährlich zu erneuern war, verlieh das Recht
mit Eisen zu handeln. Der zunehmende Bedarf an Eisen führte 1781 unter
Kaiser Joseph II. zur Aufhebung der „Eisen-Widmung". Die Folge war die
vermehrte Suche nach Eisenlagerstätten auch außerhalb der Steiermark.
Graf Johann Philipp von Hojos, Besitzer der Herrschaft Frohsdorf und
der Burg Pitten, erlangte 1787 für seine Frau Kristina eine
Schurfbewilligung am Pittenberg. Damit begann nachweislich der Bergbau
in Pitten. Aus weiteren Schurfbriefen geht hervor, dass neben Eisen
auch nach anderen Metallen gesucht wurde. In den Gegenden um Leiding,
Inzenhof und Schleinz wurde auch Braun- und Glanzkohle gewonnen, die
dann bei der Verhüttung des Eisenerzes eingesetzt wurden.
Im Bergwerk Pitten wurde Spateisenstein, Magneteisenstein und
Brauneisenstein abgebaut. Das Pittener Erz war wegen seines hohen
Mangangehaltes sehr geschätzt. Die Bergleute arbeiteten in mehreren
Schichten. Die Dauer einer Schicht wurde durch das Abbrennen einer
Kerze bestimmter Größe ermittelt. 1861 waren 132 Bergleute und im
Eisenwerk 113 Hüttenarbeiter beschäftigt. Der gezielte Abbau der
Erzlagerstätte erfolgte mit der Errichtung des Georgistollen durch Graf
Pergen 1804. Um das Erz unterhalb des Georgistollens abbauen zu können,
wurden Schächte angelegt. Die soziale Versorgung der Berg- und
Hüttenwerksarbeiter war in der Bruderlade geregelt. Sie war eine Art
Versicherung im Krankheitsfall oder bei einem Unfall im Arbeitsbereich.
1873 setzte die Wirtschaftskrise ein und es mussten 100 Arbeiter
entlassen werden. 1885 waren noch 21 Arbeiter beschäftigt. Erst 1927
bis 1930 wurde wieder ein beschränkter Erzabbau betrieben.
Diese restaurierte Lore ist der letzte originale Transportwagen, in dem
Eisenerz aus dem Georgistollen über ein Feldbahngleis zum Hochofen
gefahren wurde.
Die Eisenverhüttung
Graf Hoyos gründete bereits 1787 die Eisenhütte Pitten. Zur Verhüttung
wurden ganze Wälder kahl geschlagen. So konnte nur der eine
Schmelzhütte betreiben, der ausreichend Holz besaß. Die Eisenhütte nahm
1790 den Betrieb auf. Der große Bedarf an Holzkohle führte zu teuren
Zulieferungen aus den Herrschaften Stixenstein und Gutenstein. Beim
Abstich des Floßofens wurde das flüssige Eisen in ein Sandbett
geleitet. Nach der Erstarrung der „Flossen" wurden diese in ungleich
große Stücke zerschlagen und kamen nach ihrem Gewicht in den Handel.
Der große Holzbedarf, aber auch die schuldig gebliebene Bergfron (ein
in Geld fälliger Zehent), brachten den Betrieb in Schwierigkeiten. Graf
Hoyos fand einen Käufer in der k. k. privileg. Canal- und
Bergbaugesellschaft. Diese plante den Wiener Neustädter Kanal, der bis
Ödenburg reichen und das Energieproblem durch Anlieferung von
Mineralkohle lösen sollte. Pitten wurde so zum Experimentierfeld für
die Eisenschmelze mit Koks. Dieses Verfahren hatte sich in England
schon 1770 durchgesetzt. Nach der Weltwirtschaftskrise ruhte das
Eisenwerk bis 1920.
Die Hl. Barbara
Sie ist die Schutzpatronin der Bergleute, Architekten, Bauarbeiter und
Artilleristen. Sie wurde von ihrem Vater wegen ihrer Schönheit in einen
Turm gesperrt. Es gelang ihr aber zu entfliehen. Auf der Flucht tat
sich ein Felsen auf und sie konnte sich vor ihren Verfolgern verbergen.
Von einem Hirten verraten wird sie gefangen genommen und von ihrem
Vater getötet. Die Verbindung zum Bergbau ist der geöffnete Berg, der
Barbara Zuflucht bot. Die Bergleute erbitten mit ihrem Gruß „Glück Auf"
das Öffnen des Berges und die Freigabe der Erze.
Die Entwicklung der Papierindustrie in Pitten
Der Bergbau mit der Verhüttung des geschürften Erzes führte in Pitten
zu einem neuen wirtschaftlichen Potential. Die vorwiegend
landwirtschaftliche Erwerbstätigkeit der Bevölkerung wandelte sich dem
Zug der Zeit gemäß zur Industriealisierung. Die im Tal vorhandene
Wasserkraft lud zur Errichtung von Mahl- und Sägemühlen ein. Schon im
letzten Viertel des 16. Jahrhunderts sind drei Mühlen in Pitten
urkundlich erwähnt Aus einer entwickelte sich die Papierindustrie in
Pitten. Aus der Mahlmühle entstand eine Papiermühle. Hier wurde Papier
„auf gewöhnliche Art" - d. h. handgeschöpftes Papier - produziert.
Unter Heinrich Werdmüller von Elgg entstand die k. k. private
Papiermanufaktur. 1845 wurde die erste Papiermaschine aufgestellt. Die
Produktpallette umfasste Einbinde-, Druck- und Kanzleipapier. Ein
besonderes Produkt war schwarzes Zuckerpapier (für das Abfüllen von
Zucker), das auf der Pariser Weltausstellung vorgestellt wurde.
Der 1821 im Großherzogtum Baden geborene Wilhelm Hamburger besuchte
nach einer Kunstdrechslerhandwerkslehre die polytechnische Schule in
München und brachte es zum Konstrukteur in der Maschinenfabrik
Manhardt. 1845 stellte er seine erste Dampfmaschine eigener
Konstruktion auf. Er kam nach Wien und bewarb sich auf ein Inserat bei
der Werdmüllerschen Papierfabrik als Ingenieur. Er zeichnete
verantwortlich für viele technische Veränderungen und 1859 fand die
Konstituierung der Aktiengesellschaft der k. k. privaten Papierfabrik
statt.
Wilhelm Hamburger wanderte 1853 nach Amerika aus, wo er in Cincinati
als Konstrukteur für Lokomotiven tätig war. Er kehrte jedoch wieder in
die Heimat zurück. Auf der Heimreise kaufte er in Straßburg aus einer
Konkursmasse eine Papiermaschine, die die Pittener Aktiengesellschaft
abkaufte, um Konkurrenten auszuschalten. Sein Freund Egloff starb an
der Cholera. Wilhelm Hamburger nahm dessen Witwe zur Frau.
Er blieb in Pitten und arbeitete unermüdlich an der Vision, zum
bedeutenden Wirtschaftstreibenden von Pitten und Umgebung zu werden.
Überall wo es eine Zugverbindung gab, wuchsen in den Achtzigerjahren
des 19. Jahrhunderts die Touristenangebote an. Durch die neue
Aspangbahn wurden „Ausflügler" und „Sommerfrischler" allmählich auch im
Pittental zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor und die Pflege des
Fremdenverkehrs zu einer neuen, wichtigen Erwerbsquelle. Die meisten
dieser Sommergäste kamen aus der Großstadt Wien. Dort wurden
„Schanigärten" ebenso wie „Gastgärten" immer beliebter, und um diesen
Gästen auch während ihrer Erholung bei jeder Witterung den Aufenthalt
im Freien zu ermöglichen, hatten die Gasthäuser nicht selten die mit
alten Kastanienbäumen beschatteten Gastgärten mit einer überdachten
Veranda in Holz- oder Eisenkonstruktion ergänzt. Auch wurden
Gästezimmere, Küche und Schankstube aufs modernste eingerichtet oder
zumindest erneuert und aufgefrischt. Nun konnten die Besitzer „Reklame"
für ihre herausgeputzten Gästehäuser machen. Es war die Geburtsstunde
der Correspondenz-Karte.
Bereits zu jener Zeit, als noch niemand wusste, was eine „Eisenbahn"
ist, suchte man einen effizienten Weg von Wien nach Süden. Am Ende des
18. Jahrhunderts versuchte man neben Karrenwegen mittels Wasserstraßen
größere Lasten zu transportieren. Es entstand das Projekt des Wiener
Neustädter Kanals. Ursprünglich hatte dieser Triest zum Ziel. 1803
wurde diese Wasserstraße nach sechsjähriger Bauzeit eröffnet. Obwohl
sich ein lebhafter Schiffsverkehr entwickelte, kam man doch in Richtung
Süden nicht über Pöttsching hinaus. So war es nicht verwunderlich, dass
sich die „Kanal AG" 1872 um die Konzession einer Eisenbahnstrecke von
Wien über Pitten nach Novi Mitrowiza, der kürzesten Verbindung zwischen
Wien und Saloniki bewarb. Das Projekt war von den Planern sehr
ernsthaft angelegt, was die bereits gefertigten Eisenbahngrenzsteine
mit den initialen WSB,,Wien)S(aloniki)B(ahn)" bewiesen. Sie lassen sich
heute noch im Verlauf der Aspangbahn finden. Die Südbahngesellschaft
sah allerdings in der projektierten neuen Bahn eine Konkurrenz und
Gefährdung ihres Geschäftserfolges mit dem Triester Hafen. Den Bau der
neuen Bahn konnte die Südbahngesellschaft nicht verhindern. Ein
Peage-Vertrag erlaubte die Mitbenutzung der Südbahnstrecke im Bereich
Sollenau, Wiener Neustadt und Katzelsdorf, da der
Aspangbahngesellschaft nicht erlaubt wurde auf dieser Strecke eigene
Betriebsstationen zu errichten. Ab 1880 wurde der Bau der Aspangbahn
vorangetrieben. Im März 1881 wurde beschlossen, die Eröffnung der 1.
Teilstrecke von Wien bis Pitten in Aussicht zu nehmen, was dann auch am
7. August 1881 erfolgte. Der Pittener Bürgermeister Trampitsch ordnete
einen Dresscode für die Pittener Gemeindevertreter an: „Schwarzer
Anzug" zum Empfang der Ehrengäste. Am 7. August 1881 startete dann der
öffentliche Verkehr der k. k. Eisenbahn Wien Aspang von Wien bis
Pitten. Danach wurde dann mit Hochdruck an der Gesamtfertigstellung der
Strecke bis Aspang gearbeitet. Am 28. Oktober 1881 war die Strecke von
Wien bis Aspang durchgehend befahrbar.
Ignaz Endlweber (1866-1950)
Ignaz Endlweber wurde 1866 als Sohn eines Wagners im böhmischen
Strobnitz (seit 1923: Horní Strobnize) geboren. Nach seiner Ausbildung
als Maurer und Hochbautechniker an der k. k. Staatsgewerbeschule in
Wien arbeitete er als Bauchzeichner in unterschiedlichen
Baumeisterunternehmen in Wien und Brünn. Vermutlich kam er durch seine
berufliche Tätigkeit auch in die Orte um den Schneeberg und die Rax.
Als Endlweber im April 1909 nach Pitten kam, um hier die
Baumeisterkonzession von Georg Gottschall zu übernehmen, konnte er
bereits ein breites Spektrum beruflicher Praxis vorweisen.
Villa Kerschbaum, Pitten
Modell, Maßstab 1:20, Sperrholz, lasergraviert DI Gottfried Ecker, Pitten, 2021-2022
1910 beauftragte der Allgemeinmediziner und Pittener Gemeindearzt Dr.
Konrad Kerschbaum den Architekten Ignaz Endlweber mit der Planung und
Errichtung einer repräsentativen großzügigen Villa mit hauseigener
Praxis.
Der Aufstieg Pittens zum dominierenden Machtzentrum am Ostalpenrand
Pitten war im 10./11. Jahrhundert die östlichste Siedlung
„Karantaniens" (Friaul, Kärnten, Steiermark), die sich erfolgreich
gegen die Angriffe der Magyaren behaupten konnte. 1042 wurde die
südliche Heeresabteilung der Magyaren „bei Pitten" von Markgraf
Gottfried von Wels-Lambach besiegt. Als Dank bekam dieser vom Kaiser
große Teile des Gebietes zum Geschenk (die gesamte Bucklige Welt, das
Gebiet zwischen Schwarza und Pitten, und große Teile der
Oststeiermark). Er begann intensiv mit der Besiedlung und dem
Landesausbau. Im Erbwege und durch Verehelichung der Tochter Mathilde
mit dem Grafen Ekbert I. kam der riesige Besitz als Mitgift an eines
der reichsten und einflussreichsten Geschlechter Bayerns.
Ekbert baute die Burg Pitten massiv aus. Seine ritterliche Mannschaft
war beeindruckend. Ekbert nannte sich nach Formbach am Inn (später auch
nach „Neuenburg" im Inn) und schließlich „Graf von Formbach-Pütten".
Das Pittener Gebiet war jedoch nie eine „Grafschaft", sondern der
nordöstlichste Teil der Steiermark. Der Aufstieg von drei Generationen
„Formbach-Pütten" endete abrupt, als der kinderlose Ekbert III. im Jahr
1158 vor Mailand fiel. Er war mit der Tochter Otakars von Steier
verheiratet, weshalb nun der Besitz an diesen fiel. Die anderen Gebiete
um Herzogenburg, Göttweig und vor allem in Bayern gingen an andere
Verwandte. Pitten als Machtzentrum war ab 1158 Vergangenheit, blieb
jedoch ein wichtiger militärischer Stützpunkt. Die Burg wurde von
„Burggrafen" des steirischen Herzogs und später von solchen der Herzöge
von Babenberg verwaltet. Sie wurde weiter ausgebaut, und war im 15./16.
Jahrhundert eine fast uneinnehmbare Festung.
Die Veste Pitten
Ihre Geschichte verliert sich im Grau der Vorzeit. Es fehlt ein
urkundlicher Nachweis der Gründung und es gibt keinen zuverlässlichen
Hinweis auf das Alter der ersten befestigten Anlage auf der Höhe des
heutigen Pittener Schlossberges. Durch Vermessungen konnte festgestellt
werden, dass der Turm des heutigen Schlosses und der ältere Teil der
Burgkapelle einen mittelalterlichen Baukern enthalten. Offensichtlich
haben fehlende finanzielle Mittel stets eine archäologische
Untersuchung der Grundmauern ausgeschlossen.
Erstmals wird die Burg Pitten 1094 bei der Neubestiftung des Klosters
Formbach urkundlich erwähnt. Hier wird die Lage der Pfarrkirche mit
„sub catello Butino" (unterhalb der Burg) beschrieben. Allerdings wird
nicht von einer neuen Burg, sondern von einer bereits bekannten,
vermutlich schon lange bestandenen, gesprochen. Ein weiterer
beachtenswerter Zeuge der Burg ist eine Erwähnung in der Klage zum
Nibelungenlied. Der Dichter spricht vom tapferen Recken Sintram, der
ein „hus, ein festes Haus, an der Ungarngrenze besessen habe. Die
spätere Bezeichnung „Veste" leitete sich von „hus" ab und deutet
bereits darauf hin, dass die Burg bereits vor den ersten feindlichen
Einfällen der Magyaren bestanden hat. Im 17. Jh zeigt sich die Veste
Pitten als umfangreiche Wehranlage.
Nennung von Pitten in der Klage zum Nibelungenlied
Der unbekannte Dichter, der am Beginn des 13. Jahrhunderts die Klage
zum Nibelungenlied verfasst hat, zeigt, dass damals die Erinnerung an
den einstigen Einsatz und die Stellung Pittens noch nicht erloschen
war. Die Bedeutung, die Jahrhunderte hindurch diesem wichtigen
Stützpunkt in den Kämpfen gegen eindringende Kriegsscharen aus dem
Osten zukam, ist zweifellos groß gewesen.
In der Klage zum Nibelungenlied erscheint unter den klagenden Frauen,
welche die im Kampf in Etzels Burg gefallenen Helden beweinen, auch die
Herzogin Adellint, die Tochter des kühnen Sintram. Von Sintram sagt der
Dichter, dass dieser tapfere Ritter im Ostland ein „hus", ein festes
Haus, an der Ungarngrenze besessen habe, von dem Pitten seinen Namen
herleitet. Dort sei die Herzogin Adellint in ihrer Kindheit
aufgewachsen.
Pestsäule
im 18. Jh. in Erinnerung an die Pest, die Pitten mehrmals heimsuchte, errichtet
das Mosaik stammt vom akad. Maler Prof. Sepp Buchner
Teufelkreuz
benannt nach Wolfgang Teufel, dem Burghauptmann und Verteidiger der Burg Pitten gegen König Mathias Corvinus von Ungarn 1482-1485
der Ungarnkönig schenkte Wolfgang Teufel 1485 den Corvinusbecher in Anerkennung seiner Tapferkeit
Die Burg Pitten hat mittelalterliche Reste sowie einen 140 m tiefen
Brunnen vorzuweisen. Sie wird in der „Klage“ des Nibelungenliedes
genannt und widerstand den zweimaligen Angriffen der Türken. Der
„Pittener Corvinusbecher“, vom Ungarnkönig Matthias Corvinus an den
Verteidiger Ritter Wolf Teufel als Zeichen der Hochachtung geschenkt,
erinnert an eine vierjährige Belagerung durch Corvinus. 1884 wurde die
Burg von Otto Hieser zu einem Jagdschloss umgestaltet.
Seit vier Jahrtausenden wurde der Burgberg be siedelt. Der freie Blick
in die Umgebung und der natürliche Schutz zogen die Menschen an. Die
Archäologen haben Reste von Befestigungen, die den Zugang zu den
Häusern sicherten, aufgedeckt. Eine Erdwallanlage auf der Höhe bot
sicheren Rückzug in bewegten Zeiten. Römische Münzen aus dem 4.
Jahrhundert n. Chr. dokumentieren dies eindrücklich. Im Jahr 993 wird
ein festes „hus" von Pitten erwähnt. Berühmtheit erlangte die Burg
durch Wolfgang Teufel, der die Burg gegen den Ungarnkönig Mathias
Corvinus jahrelang verteidigte. In Anerkennung seines Mutes wurde ihm
der Corvinusbecher geschenkt. Die gotische Lichtersäule, im
Volksmund,Teufelsäule" bezeichnet, erinnert an ihn. In den gefahrvollen
Zeiten der Türkeneinfälle war die Burg, die von den Grafen Hoyos das
heutige Aussehen erhielt, ein sicherer Schutz für die Bevölkerung.
Die Höhle am Berghang, die den Blick in Richtung Sonnenuntergang und zu
den Gräbern der Vorfahren lenkt, war der mystische Kultplatz für die
Siedler. Daraus entstand in christlicher Zeit eine Höhlenkirche, die
immer wieder baulich erweitert wurde. Nachdem eine gotische Kirche für
die wachsende Bevölkerung zu klein wurde, errichtete Pfarrer Depordes
die barocke Pfarrkirche.
Grundsätzlich beides geschlossen:
Pfarrkirche Hl. Georg erbaut 1732, geweiht dem hl. Georg - eine frühere Kirche ist bereits 1094 urkundlich erwähnt
Höhlenkirche auch Karner bezeichnet, war der älteste Sakralbau in Pitten, die Ursprünge reichen bis in das 9. Jh. zürück
Die Pfarrkirche Pitten zum Hl. Georg („Bergkirche“) schmiegt sich auf
halber Höhe des Schlossberges, auf dessen Höhe die Burg thront, eng an
den Felsen. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich hier bereits
um den dritten Sakralbau an ungefähr der gleichen Stelle. Die
Läutestube des Glockenturmes besitzt noch ein gotisches
Netzrippengewölbe. Sonst gehört die Kirche und ihre gesamte Ausstattung
dem Barock an. Im Turm befindet sich ein mittelalterlicher Glockenstuhl
aus Lärchenholz, welcher nach einer Restaurierung seit 2011 vier neue
Glocken trägt. Die große Glocke des früheren Stahlgeläutes aus dem Jahr
1922 hängt seither läutbar in einem Glockenträger vor der Kirche.
Gemeinsam mit den vier neuen Glocken ergibt dies ein 5-stimmiges
Geläute, welches wie früher vom charakteristischen Klang der großen
Glocke geprägt wird. – Im Glockenträger vor der Kirche befindet sich
außerdem ein Glockenspiel, welches im Jahr 1969 zur 1100-Jahr-Feier
Pittens angeschafft wurde.
Der Kirchhof mit dem Glockenträger bietet einen Ausblick auf den
gesamten Ort und ein Panorama von der Burg Seebenstein über den
Wechsel, den Semmering und den Schneeberg bis hin zur Hohen Wand.
Weiters beinhaltet der Kirchhof ein Denkmal für die Krieg führenden
Pittener Toten des Ersten Weltkriegs sowie mehrere vogelhausartige
Fantasiehäuser, die vom Künstlerpaar Pawel und Monika Stawoski
gestaltet wurden. Eine Felsenhöhle hinter der Pfarrkirche war
vermutlich die erste christliche Kultstätte im südlichen
Niederösterreich überhaupt. Während des Mittelalters wurde der Raum
mehrmals mit Wandmalereien geschmückt. Später diente die Höhle als
Einsiedelei und Karner.
Vogelhausartige Fantasiehäuser, die vom Künstlerpaar Pawel und Monika Stawoski gestaltet wurden
Pitten besitzt im Bereich der Bergkirche noch die Zinnen auf der
Wehrmauer. Die Kirche wurde in der Barockzeit unter Verwendung der
alten Südwand und des Turmes erneuert. Südlich des Kirchhofes finden
sich noch Mauerreste einer Sicherung des Kirchhofes an einem Steig zur
Burg: Die Höhle im Felsen hinter der Kirche mit byzantinisch
beeinflussten Fresken (Anbetungsszene) ist eines der ältesten Zeugnisse
christlicher Kultur in der Buckligen Welt. Verbindungsstollen aus der
Höhle zur Burg wären hinter der Vermauerung am Höhlenende denkbar, sind
aber unerforscht.
Große Glocke des alten Geläutes von Böhler aus dem Jahr 1922
Um den Turm zu schonen, hängt diese Glocke seit 2011 auf diesem
Glockenträger und ergibt gemeinsam mit vier neuen Glocken im Turm ein
5-stimmiges Geläute, welches wie früher vom charakteristischen Klang
der großen Glocke geprägt wird.
Glockenspiel des Verschönerungsvereins zum Fest "1100 Jahre Pitten" aus dem Jahr 1969
Spielzeit: täglich um 11 und 18 Uhr
Die Steinbibel von Herbert Prem
Die Grundkonzeption sind die polaren Gegensätze von Hell und Dunkel,
Licht und Schatten, Tod und Leben, Sterben und Auferstehung,
symbolisiert durch Farbe und Form der verwendeten Materialien. Der
rechte Teil zeigt die Abgründe der menschlichen Sklaverei aus Begierden
und Abhängigkeiten. Im Zentrum steht die Befreiung von diesem Joch
durch Jesus und alle liebenden Menschen. Der Geist Gottes beginnt zu
fließen. Der linke Teil zeigt die Befähigung der Menschen zur Liebe, zu
einem Friedensreich, das in den Herzen der Menschen wohnt und mitten in
der Welt Wirklichkeit wird.
Desbordesstiege - Sie erinnert an den Erbauer der Bergkirche Pfarrer Friedrich Desbordes (1727-1739)
Der Schöpfungsweg befindet sich entlang der Desbordesstiege, dem
ursprünglichen Fußweg zur Bergkirche. Er ist liebevoll und mit vielen
Details gestaltet.
DIE HÖLLERSTIEGE
Der als Höllerstiege bezeichnete Waldweg war bis in die 2. Hälfte des
19 JH. einer der Wege, die zur Bergkirche führten. Der Weg endete vor
dem sog. Wächterhaus. Über dieses Haus erreichte man die Bergkirche
(heute Haus Nr. 99, Fam. Stark-Strametz). Nach dem Bau der Kirchengasse
(heute Bergstraße) und der Errichtung von zwei Viaduktbögen Ende des
19. JH. konnte die Bergkirche auch mit Fahrzeugen erreicht werden.
Der Name Höllerstiege geht auf den ehemaligen Besitzer eines
Grundstückes an der Wiener Neustädter Straße zurück, wo der Weg auch
seinen Anfang nimmt. Dieser Weg führt auch heute noch von hier aus
unter den mittelalterlichen Stützmauern der Barocken Bergkirche,
entlang des Nasch- und Skulpturengartens der Familie Stark-Strametz,
hinunter bis zur Wiener Neustädter Straße.
Die Sanierung Georgistollen nach Umweltverschmutzung - Sanierungsprojekt N8 des Landes Niederösterreich
Noch unter der Patronanz der Besatzungsmacht bewilligt die Oberbehörde
einer österreichischen Firma die Einlagerung von Donarit und
Zündkapseln zur Herstellung von Sprengpatronen. Die unsachgemäße
Lagerung im feuchten Stollen wirkt sich auf die Sprengtüchtigkeit und
Verlässlichkeit des Sprengstoffes aus. Das minderwertige Produkt und
die geringe Nachfrage führen den Betrieb in den Konkurs. Der
Sprengstoff bleibt wegen der fehlenden Transportmöglichkeit - die
vorhandenen Geleise wurden enteignet - im Berg und wird durch Aufstau
des Grubenwassers nach Verbrüchen zur Umweltbombe, weil es in das
Grundwasser einsickert.
Trotz zahlreicher kommissioneller Verhandlungen gelingt es erst
2001-2002 nach umfangreichen Sicherungs- maßnahmen und Sanierung des
betroffenen Stollenabschnittes den Sprengsoff zu bergen und der
thermischen Entsorgung zuzuführen. Der Stollen kann nunmehr wieder auf
eine Länge von 250 m befahren werden. Allerdings ist hierzu eine
Genehmigung der Berghauptmannschaft notwendig.
Die Regierung Maria Theresias hob die Beschränkung des Eisenerzabbaus
in Österreich auf. Graf Hoyos begann kurz danach den Abbau des Pittener
Eisenerzvorkommens. Weiters wurde ein Hochofen errichtet. Im Jahr 1861
betrug der Mitarbeiterstand von Bergbau und Hüttenwerk 132 Bergleute
und 113 Hüttenarbeiter. Ein Hauptabrnehmer des Pittener Eisens war die
Lokomotivtabrik Sigl in Wiener Neustadt. Im Gefolge der
Wirtschaftskrise 1873 wurden der Bergbau und das Hüttenwerk immer
weniger rentabel.
Das endgültige Aus kam im Jahr 1897. Die "Ofensau" und das ehemalige
Betriebsgebaude des Hüttenwerkes zeugen vom einstigen Betrieb. Der
Bergbau konnte in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts
wenige Jahre erneut aufgenommen werden. Dabei wurde das Erz in Pitten
in einem Röstofen geröstet, was das Erz leichter macht. Transportkosten
konnten eingespart werden. Ein weiterer Abbau erfolgte kriegsbedingt
während des 2. Weltkrieges bis zum Kriegsende. Im Gefolge wurde das
Bergwerk als Sprengstoffdeponie zweckentfremdet und stellte eine
gefährliche Umweltbelastung dar. Die Beseitigung der Altlast geschah
vor wenigen Jahren.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: