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Retz ist eine Stadtgemeinde mit knapp 4300 Einwohnern
im Bezirk Hollabrunn im Bundesland Niederösterreich in Österreich. Die
Weinstadt befindet sich nahe der tschechischen Grenze, zwölf Kilometer
entfernt von Znaim.
Bekannt ist der Ort u.a. für Wein, die Kellerkatzen, den
Reblaus-Express, eine der beiden letzten Windmühlen Österreichs und
dreimal so lange Kellergänge, wie die Stadt Straßenwege hat.
Das Kriegerdenkmal 1809 geht auf eine Initiative des Veteranenvereins
im niederösterreichischen Retz zurück. 1906 entstand die Idee, an
Stelle des so genannten Franzosenkreuzes aus dem Jahr 1809 ein neues
Denkmal zu errichten. Nach der verlorenen Schlacht bei Wagram zog sich
die österreichische Armee nach Norden zurück. Gefechte bei Hollabrunn,
Schöngrabern, Grund, Guntersdorf und Jetzelsdorf sowie die Schlacht bei
Znaim forderte eine große Zahl von Verwundete auf beiden Seiten. Laut
den Sterbematriken des Apostolischen Feldvikariats verstarben in Retz
allein 1736 Soldaten der österreichischen Armee.
Die Gesamthöhe des Denkmals beträgt 4,8 Meter, die Figur samt Fahne ist
3,48 Meter hoch. Eine gegossene Figur stellt einen trauernden stehenden
Soldaten in der 1809 üblichen Adjustierung dar, der mit gesenktem Kopf
und einer Fahne in der Hand auf einem aus Salzburger
Nummulitenkalkquadern gefertigten Sockel steht. Im rechten Fuß der
Figur befinden sich eine Denkschrift sowie die Festordnung. Das Denkmal
trägt zwei Inschriften:
„Dem Andenken der hier ruhenden 2.300 Kriegsopfer vom Jahre 1809“
und „1909 fecit Hans Knespel, Guß von Selzer, Wien. X.“ Der
Entwurf stammt von Johann Knespel, einem gebürtigen Retzer.
Die Stadtbefestigung Retz umfasst die Altstadt in der Stadtgemeinde
Retz im Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich. Die erhaltenen
Stadtmauern und Türme stehen seit 1923 unter Denkmalschutz.
An der Nord-Ost-Ecke der Stadt ist ein mächtiger Halbturm, heute auf
Privatgrund, großteils erhalten geblieben. Das Bollwerk mit einem
Durchmesser von 12,5 Meter entstand nach den leidvollen Erfahrungen im
Ungarnkrieg 1486 bei der Belagerung durch König Matthias Corvinus und
diente dann zum Aufstellen der Kanonen zur weiteren Sicherung der
Stadt. Der heutige Stadtwall war einst der Schutz der Stadt gegen Osten
hin. Das Schüttmaterial stammt vom Aushub des Stadtgrabens und der
gigantischen Retzer Kelleranlagen. Nach Einebnung des Walls und
Auffüllung des Grabens 1832 wurde die Stadtwallpromenade angelegt und
mit 650 Bäumen bepflanzt.
Das Schloss Gatterburg steht im Südosten des historischen Stadtkerns
der Stadtgemeinde Retz. In der Südostecke der Stadtbefestigung befand
sich anfangs ein Meierhof, welcher im Ende des 15. Jahrhunderts mit dem
Burggraf und Stadthauptmann Nikolaus Bethlen zur gotischen Stadtburg
ausgebaut wurde. 1630 erwarben die Grafen Hoyos die Herrschaft und
erbauten ab 1660 das heutige Schloss. 1709 kaufte der kaiserliche Hof-
und Kriegsrat Konstantin Josef von Gatterburg die Herrschaft. Er
barockisierte 1712 den Bau. Neben Retz gehörten ihm auch die
Herrschaften Zwölfaxing und Pellendorf. 1717 wurde die Familie in den
Grafenstand als Grafen von Gatterburg, Freiherren auf Retz erhoben.
Heute ist das Gut im Besitz der Familie Suttner-Gatterburg.
Das Gebäude ist ein Vierkanter mit einem annähernd quadratischen Innenhof. Die südliche Hauptfront hat drei Geschosse.
Das Rathaus von Retz in Niederösterreich beruht auf einer gotischen
Kapelle, deren Umbau aus finanziellen Gründen ins Stocken geriet und
später von der Stadtverwaltung als Gebäude, das ein Rathaus und eine
Kapelle beheimatete, fertiggestellt wurde.
Gesamthöhe des Turmes: 57,3 m
Mauerhöhe: 33,7 m
Kuppelbau: 23,5 m
Stiegen: 128
Das stattliche dreigeschoßige Eckhaus an der südlichen Platzfront des
Retzer Hauptplatzes wurde 1576 erbaut. Beide Fronten, jene zum
Hauptplatz und jene zur Kremser Straße, sind vollständig mit figuralem
Sgraffitoschmuck dekoriert. In vier übereinanderliegenden Bildzonen
sind den Darstellungsfolgen jeweils in Versform gehaltene Beischriften
hinzugefügt. Zu sehen sind Szenen aus der griechischen Mythologie
(Fabeln) und dem Alten Testament sowie die zehn Lebensalter und
dazwischen ornamentaler, flächenfüllender Dekor.
Dreifaltigkeitssäule am Hauptplatz
Jakob Barth, Tischlermeister in Retz, der dann auch die Einrichtungen
der Rathauskapelle schuf, hatte das Gespür für Kunst. Er schnitzte die
Modelle für die Figuren und er dürfte auch den Entwurf für das Monument
geschaffen haben. Kriegszeit war. Maria Theresia mußte ihr Österreich
erst wieder erkämpfen. Nach dem Tode ihres Vaters Kaiser Karl VI., war
Preußen unter König Friedrich II. in Schlesien und Böhmen eingefallen,
die Bayern in Oberösterreich und Tirol, Frankreich wollte die
Niederlande. 1741 waren Franzosen und Bayern in Linz. 1742 stand
König Friedrich von Preußen in Retz. Alles schien verloren! Doch im
Februar 1742 war München von österreichischen Truppen besetzt. Und wenn
auch Schlesien letzten Endes doch an Preußen fiel, Österreich und
Böhmen blieben österreichisch! Mit diesem politischen Hintergrund schuf
man in Retz 1744 eine Dreifaltigkeitssäule.
Hier, auf der Dreifaltigkeitssäule mußte man aber auch jenen Heiligen
huldigen, die zur Zeit der Befreiung der Heimat bei der Dreifaltigkeit
Fürsprache hielten, göttliche Hilfe erflehten. Johannes Nepomuk für
Böhmen, der hl. Florian für Österreich und der Stadtheilige Placidus
für Retz. Der Erzengel Michael, auf der Säule noch unter der
Dreifaltigkeit stehend, mit dem Flammenschwert die Gerechtigkeit
symbolisierend, auch er hatte im Himmel seinen Beitrag geleistet. Er
trägt ein Kaskett, einen militärischen Lederhelm. Die Ausführung der
Steinmetzarbeiten lag in den Händen des Eggenburger Meisters Ferdinand
Steinböck und die Statuen schuf der Retzer Bildhauer Philipp Sturm.
Jeder Engel ein sprechendes Kunstwerk!
Verderberhaus in Retz - BAUHERR: HANS FIRENZ, 1583
Verderberhaus im venezianischen Renaissancestil sowie Barock- und Biedermeierbauten.
Es war das Verderber-Haus nie ein Tor, wie die beiden Retzer Stadttore
( Nalber- oder Kremser Tor und Znaimer Tor), die den Territorialbereich
der Stadt begrenzten. Alle drei Bauten stehen auf dem mittelalterlichen
Handelsweg "Rittsteig", der von Krems kommend nach Znaim führte. Die
Durchfahrt durch den Mitteltrakt des VerderberHauses ist durch ihre
Abmaße in Breite, Länge und Höhe faszinierend für die Gotik. Der
Durchfahrtsbogen (Schwibbogen) ist ein Steingewölbe aus Quadern und
nach der Form der Zeit um 1300 einzuordnen. Das ist die Zeit der
Stadtgründung.
Renaissancehaus, 1583 erbaut durch Hanns Firenncz von Görcz. Name der
ehemaligen Handelsfamilie Gebrüder Verderber von Gottschee.
Noch vor dem Umbau, bzw. Zusammenbau mehrerer gotischen Häuser in ein
Bauwerk im venetianischen Renaissancestil wurde der mittlere Trakt
(1437) als "Gewelibhaus" bezeichnet. Thomas Verderber kam aus der
ehemaligen deutschen Sprachinsel Gottschee (heute in Slowenien), in der
ein mittelhochdeutscher Dialekt gesprochen wurde. Er kam als kleiner
Wanderhändler nach Retz. 1821 gründete er in Retz seine Handelsfirma
für gemischte Waren, handelte mit Tuch und forcierte vor allem den
Weinhandel, selbstverständlich auch nach Wien, vor allem aber in die
von hier nördlich gelegenen Länder der k.u.k. Monarchie. Carl Richter,
der eine Geschichte des Handelshauses Thomas Verderber verfaßte,
schreibt, daß Wein bis nach Galizien geführt wurde.
Brunnen mit Figur am Hauptplatz
Brunnen mit Löwen (1796) am Hauptplatz
Prangerstein am Hauptplatz
"... Wir wollen ... daß in der genannten unser Stadt Retz an gemeinen
Markttagen (während) das fendl steckt Kein gast oder ausländer nichts
furkauffen soll".
So steht es im Privileg von 1486, das der ungarische König Mathias
Corvinus der Stadt (damals schon, seit 1481, landesfürstliche Stadt,
also nicht mehr untertänig) gegeben hat. Das heißt, daß die Bürger von
Retz an Markttagen das Vorkaufsrecht hatten. Als Zeichen dafür wurde
das "fendl" (Fähnchen) gesteckt. Üblich war es, das Fähnchen öffentlich
an den Pranger zu stecken. Aus diesem oben zitierten Satz ist zu
schließen, daß es vor 500 Jahren hier in Retz, am Marktplatz, einen
Pranger gab. Es war erst seit etwa 1400 üblich, einen Pranger (eine
Schandsäule) aufzustellen.
Meistens war es ein Holzpfahl, der u.U. auch nur zum einmaligen
Gebrauch verwendet wurde, an dem die Straftäter mit Halseisen
angekettet und der Öffentlichkeit zum Spott preisgegeben waren. 1561
wurde ein neuer Pranger von der Stadt angeschafft, ein "schönerer". Er
wurde aus Zogelsdorfer Sandstein gefertigt, ein Eggenburger Steinmetz
leistete die Steinmetzarbeit. Am oberen Säulenkranz des unteren
Schaftes steht eingemeisselt: "DEN 6. MAY ANNO 1561." 100 fl. war der
Beschaffungspreis, eine unerhört hohe Summe. Auch für diesen Pranger
wurden 4 Fähnchen angeschafft, "um die Freyung aufzustecken ".
Mariensäule, Maria Immaculata (1680)
Die Pestsäule wurde während der schlimmsten Pestzeit in Retz 1680
errichtet. Am unteren Sockel steht folgende Inschrift, die in deutscher
Übersetzung lautet: "Ende Juli wurde ich gesetzt unter dem Stadtrichter
Wolfgang Kaltendaler". Die hervorgehobenen großen Buchstaben geben,
aneinandergereiht wie eine römische Zahl, das Chronogramm MDLLLVVVVVV
(1680).
Seit dem Dreißigjährigen Krieg war es modern geworden, der Mutter
Gottes ein Denkmal zu errichten. Begonnen hat dieser Brauch, am
Hauptplatz eine Votivsäule zu setzen, 1638 in München. Diese fand bald
in Wien, Prag, Freising und Eichstätt Nachfolger. Die Pest war, so die
damalige Auslegung, eine Geißel Gottes. Diese Strafe mußte doch eine
Ursache haben! Man glaubte zwar die Lutherische Reformation schon
besiegt, aber es könnten doch noch Unbelehrbare übriggeblieben sein,
durch die es zu dieser Strafe Gottes kam. Daher ist diese Säule als
Fürbitte Mariens bei der Dreifaltigkeit zu verstehen. Maria im
Sternenkranz, sie hat doch den Teufel (Drachen), die Reformation,
niedergetreten. Die Dreifaltigkeit möge uns erhören!
Dominikanerkloster Retz und Katholische Kirche Maria Himmelfahrt
Die Retzer Dominikanerkirche ist die älteste dreischiffige Hallenkirche
von Österreich (alle drei Schiffe etwa gleich hoch). Großartig ist die
Innenarchitektur: aus den schrägen Flächen der achteckigen Pfeiler
wachsen (ohne Kapitelle) Hohlkehlen in die Arkadenbögen und geben durch
den Lichteffekt den Arkaden (Scheidbögen) ein wesentlich zarteres
Aussehen als sie durch die Stärke der Pfeiler konstruktiv gegeben sind.
Diese Hohlkehlprofile sind in dieser Kirche in Österreich zum ersten
Mal gegeben. Auch die achteckigen Pfeiler waren damals in Österreich
nur in wenigen gotischen Neubauten als Konstruktionselement verwendet
worden.
WESTSEITE: Windmühle Dominikanerkloster, Kalvarienberg, Dominikanerkirche, Hotel Althof
OSTSEITE: Verderberhaus Stadtbrunnen, Sgraffitohaus, Dreifaltigkeitssäule, Pranger, Mariensäule, ehem. Retzer See
Das Rathaus und der Rathausturm
Der untere Teil der Turmes trägt noch heute den Charakter der gotischen
Zeit; der quadratische Teil hatte drei Stockwerke, deren Fenster noch
erhalten sind; das große Erkerfenster im dritten Stock zeigt späteste
Gotik. Dennoch können die mächtigen Grundmauern noch frühgotisch sein.
Darauf stand wahrscheinlich als viertes Stockwerk ein sechs- oder
achteckiger Aufbau, bis zu welchem die steinerne Wendeltreppe führte,
die auch noch erhalten ist und bis zur jetzigen Glockenstube reicht.
Der Abschluss war dann wohl eine steile Spitze. Schon auf diesem Turme
war eine Uhr und ein,,Turner", der auf dem ,,Turn" Wache hielt und auch
die Uhr betreute (Kammeramts-R. 1539:,,.... Dem Turner umb Öl zur Uhr
gegeben....";,,....dem Turner für das Uhraufziehen....").
Mit dem Aufstreben des Bürgertums entstand auch der Wunsch, diese Macht
durch ein eigenes "Rathaus" zum Ausdruck zu bringen. Im Jahr 1568/69
kam es zum Umbau der ursprünglichen gotischen Rathauskapelle. Durch
Einziehen eines flachen Gewölbes entstanden oberhalb im Renaissancestil
der Ratssaal, Bürgersaal und andere Räumlichkeiten. Der mächtige
gotische Turm blieb erhalten und wurde 1572 bis zur Galerie erhöht. Der
"Rathausturm", wie der Kapellenturm nun genannt wurde, erhielt auch
eine neue Uhr und die vier Uhrtafeln. Die dreiteiligen und doppelten
Renaissance-Fenster gehören wohl dem Bau von 1572 an. Die heutige Höhe
mit Galerie und Wohnung für den Türmer, sowie die jetzige Kuppel
erhielt der Turm erst 1615-18.
MECHANISCHES TURMUHRWERK - TECHNISCHE BESCHREIBUNG
Bei dem vorhandenen, voll funktionsfähigen, mechanischen Turmuhrwerk
handelt es sich um eine Rahmengestelluhr mit einem Gehwerk,
ausgestattet mit einer so genannten Stiften- oder Scherenhemmung samt
Holzpendel mit einer verstellbaren Metallgusslinse, womit schon eine
sehr hohe Ganggenauigkeit erzielt wurde, da diese Pendelart von den
hohen Temperaturschwankungen am wenigsten beeinflusst wurde. Das
Gehwerk treibt über eine Transmission die Turmuhrzeiger an, wobei auf
Höhe der Zifferblätter in der Mitte des Turmes ein Verteilergetriebe
montiert ist und die Umsetzung von dem Minutenantrieb auf den
Stundenzeiger in den vorhandenen Zeigerwerken gemacht wird. Weiters
besitzt diese Turmuhr ein Viertel- und ein Stundenschlagwerk, womit bei
jeder viertel Stunde und bei jeder vollen Stunde über einen Mechanismus
mit Umlenkung je ein Schlaghammer angehoben wird und bei dem Abfall auf
die vorhandenen Schlagglocken schlägt.
Das Turmuhrwerk wurde im Jahr 1869 von den Gebr. Resch in Wien
hergestellt. Die Uhr wurde seinerzeit schon "industriell" gefertigt,
das heißt, es ist, im Gegensatz zu den geschmiedeten Werken, keine
Einzelanfertigung mehr, sondern dieser Typ von Uhren wurde für viele
Turmuhren von dieser Größenordung gefertigt. Diese Werke wurden in
einer höchsten handwerklichen Qualität erzeugt, was sich in der
Funktion und auch im vorhandenen Zustand zeigt. Die Stilllegung des
Werkes ist damit begründet, dass diese Werke eine ständige Betreuung
brauchen (Aufziehen, Einstellen, Ölen, usw.) und somit sehr kosten- und
zeitintensiv wären.
RATHAUSKAPELLE: Stimmungsvoller sakraler Rokokoraum Gemälde von
J.L.Daysinger, Kanzel, Altäre, Stühle und Chorbrüstung vom Retzer
Kunsttischler Jakobus Barth.
Die auf dem Hauptplatz von Retz errichtete gotische Kapelle wurde nach
der Eroberung der Stadt durch die Hussiten schwer beschädigt.
Eigentliche Eigentümerin der Kapelle war die Pfarre Sankt Stephan, doch
diese war wirtschaftlich mit der Wiederherstellung der Pfarrkirche und
dem zugehörigen Pfarrhof schwer belastet. Es wurden lediglich die
notwendigsten Baumaßnahmen zur Erhaltung gesetzt. 1437 wurde die
Kapelle samt ihren drei Altären durch den Passauer Weihbischof Matthias
erneut geweiht.
Zwischen 1515 und 1520 wurde die Kapelle umgebaut und erweitert. Im
Jahr 1520 erfolgte die Weihe des Priesterchores und der unterdessen
vier Altäre. Der um 1560 immer noch nicht fertiggestellte Neubau der
Marienkapelle auf dem Hauptplatz zeigte bereits arge
Verfallserscheinungen. 1560 wurde zwischen der Stadt Retz und Leopold
Hagen, dem Propst von St. Pölten, ein Vertrag abgeschlossen, nach dem
die Kapelle und das zukünftige Rathaus in einem gemeinsamen Gebäude
untergebracht werden sollten.
Während der zwischen 1568 und 1569 durchgeführten Bauarbeiten wurde der
hohe gotische Kapellenbau durch ein flaches Gewölbe in zwei Stockwerke
geteilt. Der ebenerdig gelegene Raum übte weiterhin die Funktion einer
Kapelle aus, während das Obergeschoß mit einem Bürgersaal, einem
Ratssaal und weiteren Räumlichkeiten ausgebaut wurde. Die durch das
Einziehen der Zwischendecke geteilten gotischen Fenster wurden durch
kurze Fenster im Renaissancestil ersetzt. Das hohe gotische Dach wurde
durch ein sogenanntes Grabendach ersetzt. Erschlossen wurde das
Obergeschoß durch eine Freitreppe. Der bisherige Eingang zur Kapelle an
der Westseite wurde zugemauert und durch einen Eingang an der Südseite
ersetzt.
Durch den durchgeführten Umbau der bisherigen Kapelle entstand eine
relativ niedere „Rathauskapelle“. Ob die kirchlichen Behörden mit
dieser Art der Umgestaltung einverstanden waren, ist nicht bekannt, da
sich nach kirchlicher Auffassung oberhalb des Altarraums keine profanen
Zwecken dienenden Räume befinden sollten.
Wann die Rathauskapelle wieder geweiht und für Gottesdienste genutzt wurde, ist nicht bekannt.
Der lange Zeit wenig beachteten Rathauskapelle wurde ab etwa 1718
wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt und verschiedene Stiftungen
ermöglichten deren Ausgestaltung. 1740 wurde mit Umbauarbeiten
begonnen. Dabei erhielt der vordere Teil der Kapelle ein neues, höheres
Gewölbe und Säulen wurden entfernt. Zusätzlich wurde die Kapelle um
Teile des anstoßenden Waaghauses vergrößert. Wegen des höheren
Deckengewölbes musste auch der Fußboden im Ratssaal angehoben werden,
was sich durch die Stufen an der Verbindungstür zum Bürgersaal
bemerkbar macht.
1752 wurden schließlich auch in der Rathauskapelle die Umbauarbeiten fortgesetzt und abgeschlossen. Im selben Jahr wurde auch eine neue Kanzel aus Holz angeschafft (aufgestellt wurde sie 1765). Anschließend schuf der Retzer Tischler Barth auch die neuen Kirchenbänke. Der aus Znaim stammende Maler Daysinger schuf 1756 die Wand- und Deckengemälde sowie das Altarbild des 1760 fertiggestellten neuen Hochaltars. Durch das 1774 erfolgte Anbringen von Holzschnitzereien im Rokokostil wurden die Orgel und die Orgelbühne der übrigen Einrichtung der Kapelle angeglichen.
Wie viele andere Kapellen auch war die Rathauskapelle durch die
Josephinischen Reformen von der Schließung bedroht. Eine kaiserliche
Erlaubnis aus dem Jahr 1786 ermöglichte aber weiterhin das Abhalten
stiller heiliger Messen.
Die Ausgestaltung der Marienkapelle stammt von Josef M. Daysinger
(Wandmalereien, Altarblatt des Hauptaltars), Jakob Barth
(Schnitzarbeiten an der Kanzel und den Kirchenbänken) und Johann Caspar
Waitzel (Orgel).
In diesem Hause konzertierte mit seiner Schülerin ANTONIE RAAB geb. Schinhan der Tonkünstler FRANZ LISZT
Retz, im Nov. 1961, Der Retzer Männergesangsverein, Zum 150. Geburtstag des Meisters
Nachdem ein Babenberger, Leopold, Mitte des 11. Jh. die slawische
Wallburg bei Gars am Kamp (Holzwiese) erobert hatte, überließ der
Herzog von Böhmen, Bretislav I., Teile des Nordwaldes bis zur Thaya den
Babenbergern. Damals entstanden in diesem Gebiet (Böhmische Mark)
deutsche Orte. Einer davon war die Bauernsiedlung Rezze.
Seit etwa Mitte des 12. Jhs. scheinen die mächtigen und einflußreichen
Salzburger Grafen von Plain die Herren von Hardegg gewesen zu sein, in
deren Herrschaftsbereich auch Rezze lag. Schon im 11. Jh. könnte Retz
der Kreuzungspunkt zweier mittelalterlicher Handelswege gewesen sein.
Der Thayatalweg, der vom Osten herführte und Drosendorf, Raabs,
Neuhaus/Jindrichüv Hradec und Tabor zum Ziel hatte, kreuzte hier
(Pfarrgasse/Znaimerstraße) den Rittsteig, der von Krems kommend über
das Kamptal und Strassertal nach Norden, nach Znaim führte.
In der kaiserlosen Zeit (Interregnum), vielleicht auch schon etliche
Jahre früher, als Kaiser Friedrich II. vom Papst in den Bann gesetzt
war und viele der Fürsten vom Kaiser abgefallen waren, könnten sich die
Grafen von Hardegg an dem Kreuzungspunkt Retz selbstherrlich ein
Mautrecht angeeignet haben. Mautrecht war, wie Straßenrecht, ein
Königsrecht, ein Regal.
Unweit des Kreuzungspunktes, auf erhöhter Stelle (heute Althof) müßte
damals eine Burg entstanden sein, deren Bergfried vor kurzem ergraben
wurde. Er war freistehend, 8,40 x 8,40 m, dürfte 16 - 20 m hoch gewesen
sein und hatte an der Basis eine Mauerstärke von 3 m. Als dann 1251 der
König von Böhmen Premysl Otakar II. die Herrschaft in Österreich und
der Steiermark übernahm, hat er vermutlich den Grafen von Hardegg mit
dem Mautrecht belehnt. Denn aus dem Testament, das die letzten Grafen
von Plain, Otto und Konrad 1260 verfaßten, scheint die Maut von Retz
als Lehen auf. Dieses Testament wurde erst vor wenigen Jahren in Prag
gefunden, und aus dem Testament ersehen wir erst jetzt, wie mächtig
dieses hochfreie Geschlecht der Grafen von Plain war, denn sie sahen
eine Anzahl von Lehen als Legate für ihre Frauen vor. Beide Brüder
waren noch 1260, vor der Schlacht von Groissenbrunn durch Ungarn
erschlagen worden.
Stadtamt Retz, Hauptplatz 30, 2070 Retz
Die Stadtpfarrkirche Retz St. Stephan steht nordöstlich außerhalb der
Stadtbefestigung Retz in der Wiedensiedlung in der Stadtgemeinde Retz
im Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich. Die dem Patrozinium hl.
Stephanus unterstellte römisch-katholische Pfarrkirche gehört zum
Dekanat Retz-Pulkautal im Vikariat Unter dem Manhartsberg der
Erzdiözese Wien. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.
Der hohe Saalbau über einem kreuzförmigen Grundriss hat eine leicht
eingezogene rundbogige Apsis. Beidseits des Chores stehen eigens
überdachte hohe Anbauten mit Sakristeien. In der südwestlichen Chorecke
gibt es massives Mauerwerk des wohl ehemaligen gotischen Turmes. Die
Fassaden zeigen eine schlichte barocke Gliederung durch Putzfelddekor
und Ortsteinquaderung. Die Rundbogenfenster haben Putzfaschen. Die
Querhausfassaden zeigen zweizonige Volutengiebel mit profiliertem
Gebälk. Die leicht vorschwingenden Portalzonen haben eine
Pilastergliederung mit gekröpftem Gebälk und Segmentbogentore in einer
zart genuteten Rahmung mit darüberliegenden Oculi, durch Keilsteine
verbunden.
Die Orgel mit einem barocken Gehäuse aus 1778 erhielt 1929 durch Franz
Capek ein erneuertes Werk. Es gibt einen Kontrabass von Leopold
Schwaicher 1804. Eine Glocke nennt Mathias Prininger 1713. Eine Glocke
nennt Johann Georg Begl 1721.
Der Hochaltar als hohes rundbogiges Säulenretabel aus der Mitte des 19.
Jahrhunderts zeigt das Hochaltarbild Steinigung des hl. Stephanus des
Malers Leopold Kupelwieser 1852.
Das Kircheninnere zeigt ein Stichkappentonnengewölbe über Gurtbögen auf
Doppelpilastern, die gleiche Gliederung besteht in den
kreuzgratgewölbten Querarmen, im kreuzgratgewölbten Chorjoch, die
rundbogige Apsis hat ein Stichkappengewölbe. Die Vierung hat ein
Platzlgewölbe. Die halbjochige Westempore ist mit einem Tonnengewölbe
unterwölbt. In den Gewölbezonen gibt es Stuckdekor in Bandlwerkform um
1730 mit Malerei aus 1829 in floralen und ornamentalen Formen, in der
Vierung Reliefmedaillons mit den Vier Kirchenvätern und Putten auf
Wolkenbänken. Im Turmerdgeschoß mit einem Kreuzgratgewölbe befindet
sich ein Westportal aus dem 17. Jahrhundert zum Langhaus, es ist ein
Rechteckportal mit genuteter Rahmung und gerader Verdachung und zeigt
im Gebälk ein Rosettenfries.
Die reich dekorierte Kanzel aus 1728 zeigt am Korb Reliefs mit den
Evangelisten und trägt am Schalldeckel die Figur hl. Johannes
Evangelist. Das barocke Chorgestühl mit reich geschnitztem Dekor mit
furnierter Einlegearbeit ist aus 1718, in der Wandverschalung über den
Sakristeitüren gibt es zwei Ölbilder der Heiligen Hippolyt und Florian.
Zwei gleichartige Seitenaltäre um 1760 als hohe rundbogige
pilastergerahmte Wandnischen zeigt rechts das Bild Mariä Himmelfahrt
aus dem Umkreis von Paul Troger und links das Bild Kreuzigung mit Maria
und Johannes von Josef Kessler 1875.
Der Vierungsaltar um 1730 als Säulenädikula zeigt das Altarblatt hl.
Augustinus von Martino Altomonte 1730 und im Auszug das Bild hl.
Monika, er trägt vergoldete Holzfiguren der Heiligen Johannes Nepomuk
und Petrus Fourerius. Die zwei Altäre an den Stirnseiten der Querhäuser
sind Säulenädikulen mit Volutengiebeln, der rechte Altar zeigt in der
plastischen Bekrönung eine Eherne Schlange, davor steht ein
muschelförmiges Taufbecken aus 1728, der linke Altar trägt eine barocke
Sandstein-Pietà aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
In der Apsis befindet sich ein kleines frühneuzeitliches Relief
Mannalese aus Speckstein aus dem Ende des 16. Jahrhunderts. Es gibt
eine frühbarocke Figur Maria mit Kind auf einer Mondsichel ist aus dem
Ende des 17. Jahrhunderts. Die Kreuzwegbilder malte Friedrich Seidl
1866.
Die Pfarre wurde nach der Mitte des 12. Jahrhunderts als
grundherrschaftliche Gründung von Nalb angenommen. 1200/1201 wurde ein
Pfarrer genannt. Der anfänglich wohl romanische Kirchenbau mit einem
rechteckigen Langhaus mit einer eingezogenen Rundapsis wurde im
Hussitensturm 1425 zerstört. Der gotische Kirchenbau aus dem 15.
Jahrhundert mit einem Südturm erlitt 1645 einen Brand. Von 1701 bis
1703 erfolgte der Bau des barocken Westturmes. Der Kirchenneubau unter
Verwendung der gotischen Langhausmauern erfolgte von 1727 bis 1728. Der
Turm geriet im März 1731 in Brand, wurde renoviert und 1733 aufgestockt.
Reste der frühneuzeitlichen und mittelalterlichen Gliederung der Kirche
wurde 1986 freigelegt. An der Apsis gibt es ein spitzbogiges
vermauertes Fenster aus dem 13. Jahrhundert, Teile eines
Blendspitzbogens mit gekehltem Gewände, in der Langhausnordwand gibt es
ein teilweise ergänztes vermauertes Spitzbogenportal aus dem Ende des
14. Jahrhunderts.
Der Goldjunge am Kreuz ist die Auferstehung und das Leben.
Johannes Nepomuk im Wahlkampf auf der Verkehrsinsel am Rupert Rockenbauer-Platz
Das Znaimer Tor (im Volksmund auch Feuerturm genannt) ist heute noch
die Nordeinfahrt der Stadt. Es stammt aus dem 13. Jahrhundert und
erhielt seine heutige Form in der nachhussitischen Zeit (nach 1425).
Das Wasser für das "Bründl", die Wasser-Entnahmestelle für die Bürger,
wurde rund 2 km weit zugeleitet. Das Znaimer Tor wurde 2012 umfassend
restauriert.
Das gut erkennbare Mautfenster weist auf die Mauterlöse hin neben den
Weinhandelsprivilegien waren sie Basis des einstigen Reichtums der
Stadt.
Die Zeiten sind vorbei für Brief-Stempel, Marken und Raucherartikel
Im aus dem 15. und 17. Jahrhundert stammenden Gebäudekomplex des
ehemaligen Bürgerspitals und der St. Johannis-Kapelle ist das Museum
Retz - Südmährische Galerie Stiftung Dr. Bornemann und Sammlungen der
Stadt Retz untergebracht. Das Museum Retz wurde 1833 gegründet und ist
das älteste von Niederösterreich.
Im idyllischen Hof des Bürgerspitals sind die ältesten Weinstöcke des
Weinbaugebietes Retz (gepflanzt 1856) zu bestaunen. Die Weinstöcke -
Grüner Veltliner und Blauer Portugieser - haben hier die
Reblauskatastrophe überstanden und tragen heute noch Trauben.
Die "Retzer Windmühle" ist eines der markantesten Wahrzeichen dieses
Gebietes. Im Jahre 1772 ursprünglich als Holzbau errichtet, wurde die
Mühle um 1850 in Stein umgebaut und bis zum Jahre 1926 gewerbsmäßig
betrieben.
Heute ist die Windmühle und der dort vorbeiführende "Kreuzweg" eine
Attraktion für Touristen. Nach einer Renovierung ist die Mühle seit
2010 wieder in Betrieb.
Bürgerspitalkreuz, errichtet 1863, Zinkguss von Fa. Mohrenberg-Wien
nach Rubens beim Znaimertor. Das Znaimertor im Znaimerturm war
gemeinsam mit dem Nalbertor eines der beiden Stadttore der Stadt Retz
in Niederösterreich.
Die Stadt Retz wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zu Retz-Altstadt
gegründet und planmäßig angelegt. Aus der Zeit um 1300 stammen auch die
beiden Stadttore im Znaimerturm und im Nalberturm. Im Zuge des
Wiederaufbaus von Retz nach der Eroberung durch die Hussiten 1425
wurden vor den Stadttoren so genannte Torwerke errichtet.
DOMINIKANERKIRCHE
Frühgotische dreischiffige Hallenkirche - 1295 vollendet. Im Tympanon
des Hauptportales befindet sich das Steinrelief "Die Himmelskönigin".
Zu Füßen Mariens kniet das Stifterpaar von Retz Berchthold von
Rabenswalde und seine Gattin Wilbirgis. Im Inneren der Kirche sind die
Orgelempore, die wuchtige Kanzel und die Seitenaltäre aus der
Barockzeit, weiters das Bildnis "Johannes Nepomuk" vom Kremser Schmidt,
eine Kopie "Die Heilige Nacht" von Coreggio und der Reliquienschrein
des Stadtpatrons "Sankt Placidus" zu sehen.
Die DOMINIKANERKIRCHE
Sie ist die älteste dreischiffige Hallenkirche Österreichs mit erhöhtem
Mittelschiff, gestiftet 1279 von Graf Berchtold von
Rabenswalde-Hardegg, dem Gründer der Stadt Retz.
In der Zeit um 1737 muß wohl die Grablegung in der Pfarrkirche
hergestellt worden sein. Sie ist ein Meisterwerk in Ausdruckskraft und
Vollendung. Die Figuren wurden auch aus Zogelsdorfer Sandstein (Nähe
Eggenburg), ebenso wie die Gruppen des Kalvarienberges, gemeißelt,
wurden aber hier mit Gipsmarmor überzogen und die Falten mit
Ziegelstaub besonders plastisch zur Geltung gebracht. Gestik und
Gesichtsausdruck der Maria und der Magdalena zeigen ergreifenden
Schmerz, während Johannes in seiner Pose anscheinend die Überzeugung
ausdrückt, trotz aller Trauer, fast siegessicher die Kirche zum Erfolg
führen zu wollen. Die beiden Männer, die den Leichnam Christi in den
Sarg legen, Josef von Arimathäa und Nikodemus, halten das Grabtuch.
Frühgotische Bauzeit (1280-95)
Portalrelief- Thron Salomons mit Madonna, umgeben von den personifizierten Tugenden, Engeln
und Löwen; links unten: Dominikus, rechts: Graf Berchtold und Gräfin
Wilbirgis. Gewölbe der drei Schiffe bis zur Kanzel 6 Säulenbündel links
und rechts von der Kommunionbank: unter der roten Marmorplatte Gruft
für Berchtold von Hardegg, seine Gemahlin und mehrere Dominikaner.
Zerstörung der Kirche durch die Husiten 1425.
Spätgotische Bauzeit (1430-81)
Orgelempore 1450, Vinzenzaltar 1455, Platte (keine Grabplatte) aus
rotem Marmor in der rechten Seitenwand neben dem Annaaltar mit
Wappengruppe der Eizinger, auf die ein Großteil des Hardegger Grabmer,
+1476, Erbes überging; Grabplatte aus rotem Marmor im linken
Seitenschiff an der Kirchenwand von Georg Frühgotisches Kreuzgewölbe,
durch Husitenbrand beschädigt, wird 1481 durch Sterngewölbe hinter der
Kanzel ersetzt, 6 neue Säulenbündel hinter und neben dem Hochaltar; 6
frühgotische Säulchen erhalten Tierkonsolen (1910 nach Mustern vom
Stefansdom in Wien erneuert). Ölbergszene an der Außenwand der Kirche
(heutiges Aussehen aus der Barockzeit).
Barocke Innenausstattung
Fenster im linken Seitenschiff 1700, Rosenkranzaltar mit Bild von Franz
Zimmermann 1702, Kommuniongitter 1703, Erzengel Michael beim
Haupteingang, Chorgestühl 1712. Dominikusaltar (1716) mit dem
Reliquienschrein (1776) des Stadtpatrons St. Placidus, Bild des hl.
Dominikus von Soriano (1530) und des hl. Petrus Martyr (1709). St.
Annabild (1703) über der Corregiokopie der Geburt Christi aus Dresden.
Gegenüberliegender Vinzenzalar - über dem kleinen Bild des
Dominikanerheiligen das Bild des hl. Nepomuk vom Kremser Schmidt
(1718-1801). Kanzel 1736.
Rokoko
Im rechter. Stenschiff und Chor an den Fenstern zierliches Schnitzwerk
vom Retzer Jakobus Barth (18. Jhd), Kreuzaltar 1750-80, Orgel von Ignaz
Kasparidas aus Znaim 1760.
Neugotik
Statuen des Kreuzaltars weiß poliert 1836, bunte Glasfenster im Chor
1892-94 nach Plänen von Richard Jordan, Hochaltar 1910 von der
Münchener Firma Mayer.
Der heilige Märtyrer PLACIDUS, Stadtpatron von Retz
Placidus entstammte einer uralten römischen Adelsfamilie, war also von
edler Geburt und nicht nur reich an irdischen Schätzen und
Besitztümern, sondern mehr noch an edlem Charakter und an
hervorragenden Tugenden. Er war ein tapferer Krieger des heidnischen
Kaisers Diokletian, eine Zierde des kaiserlichen Hofes und des
römischen Adels. Beim Kaiser stand er in hohem Ansehen und war auch
beim Volke beliebt. Schließlich stellte Placidus über alle kaiserliche
Gunst und über alle weltlichen Ehren die Kreuzesfahne Jesu Christi. Er
bekannte sich öffentlich als Christ. Diokletian versuchte anfänglich,
ihn vom Christentum abzubringen, indem er ihm ein Leben in höchsten
Ehren und Würden verhieß, wenn er wieder den römischen Göttern opfere.
Er schilderte ihm mit Wollust die Peinen und Martern und den
schimpflichen Tod, wenn er im christlichen Glauben verharren würde.
Placidus blieb aber standhaft, obwohl er nun erfahren mußte, wie aus
dem kaiserlichen Freund ein grausamer Tyrann geworden war. Die lange
unmenschliche Kerkerhaft ertrug er in echt christlicher Geduld. Nicht
Hunger, nicht Durst, nicht die ausgesuchtesten Martern konnten ihn von
Christus und seiner Lehre trennen. Als der Kaiser einsah, daß alle
Lockungen und auch alle Drohungen auf Placidus keinen Eindruck machten,
sondern ihn noch mehr im christlichen Glauben bestärkten, befahl er den
Tod durch das Schwert. Freudig ging er für Christus in den Tod. Seine
christlichen Brüder bestatteten den durch das Martyrium geheiligten
Leib, das Blut, das er für Christus vergossen hatte, und auch die
blutgetränkte Erde in der Callistus-Katakombe zu Rom.
Als Papst Clemens X. nach 1670 Jahren den Leib des Märtyrers Placidus
erheben ließ, weil er ihn der um Kirche und Christentum sehr verdienten
römischen Matrone Katharina Constantia Nobili zum Geschenk machte,
entdeckte man nach Angaben von Zeugen, daß das Lichtlein, das ihm
beigegeben war, noch brannte. Gott wollte dadurch die Heiligkeit seines
Blutzeugen bestätigen. Katharina Nobili hatte den hochberühmten
Dominikaner P. Raimund Ortz zum Beichtvater. P. Ortz war in Retz in den
Dominikanerorden aufgenommen worden und hatte diesem, seinem
Mutterkloster, zeitlebens treue Anhänglichkeit bewahrt.
Obwohl er
Assistent des Ordensgenerals war, ferner Provinzial über die ganze
deutsche Ordensprovinz und mit vielen hohen geistlichen Würden
ausgezeichnet wurde, erbat er sich als letzte Gunst, in Retz sterben zu
dürfen. Gott rief ihn im Jahre 1700 zu sich. Katharina Nobili schenkte
diesem, ihrem Beichtvater, in Dankbarkeit die Reliquien des hl.
Placidus im Jahre 1693. P. Ortz ließ die Gebeine des hl. Märtyrers
Placidus nach Retz bringen.
Als zwei Priester im Jahre 1695 die hl.
Reliquien nach Retz brachten, erlosch in Rohrendorf bei Pulkau, durch
welchen Ort sie den Weg nahmen, augenblicklich die Pest, welche schon
viele Opfer gefordert hatte. Bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges
kamen die Rohrendorfer alljährlich zum Danke für die Befreiung von der
Pest am Feste des hl. Placidus in feierlicher Prozession nach Retz.
Für
die kostbaren Gebeine des hl. Blutzeugen Placidus war in der Retzer
Dominikanerkirche ein eigener Altar errichtet worden, auf dem am 2.
Oktober 1695 die hl. Reliquien zur Verehrung erhoben wurden. Die Retzer
waren allezeit gebefreudig und trugen mit reichen Spenden zur
Renovierung und zur würdigen Fassung der Reliquien durch die Nonnen von
St. Laurenz in Wien bei. Weil auch Retz von der Pest befreit worden
war, erhoben die Stadtväter den hl. Placidus im Jahre 1713 zum
Stadtpatron.
Die Stadtrichter Eberl und Guggenberger stifteten den
schönen Glasschrein, der Buchdrucker Geißler brachte durch Sammlung
weitere Mittel zustande und die Clarissinnen von Znaim führten eine
Neufassung durch. Seit dieser Zeit haben die Retzer ihren Stadtpatron
stets in Ehren gehalten. An seinem Feste findet alljährlich ein
Festgottesdienst statt, welcher von der Pfarrgeistlichkeit zelebriert
wird. Die Bewohner der Altstadt kommen nicht mehr wie einst in einer
Prozession zur Dominikanerkirche, sie nehmen aber an der Verehrung des
Heiligen zahlreich teil. Das Fest wird statt am ersten Sonntag im Mai,
verschiedener Umstände halber, am zweiten Sonntag nach Pfingsten
gefeiert.
Die Windmühle, das Retzer Wahrzeichen, geht auf die 1772 vom Windmüller
Ferdinand Zimer errichtete Mühle zurück. Seit 1833 befindet sie sich im
Besitz der Familie Bergmann. 1924 stillgelegt, mahlt sie heute wieder
Korn zu Mehl, und in der Backstube wird frisches Brot gebacken.
Die Flügel der Windmühle und weitere technische Bestandteile wurden
2009 bis 2010 in den Niederlanden restauriert. Am 1. Mai 2010 wurde die
Mühle wieder in Betrieb genommen.
Am Retzer Kalvarienberg wurde 1726 die Kreuzigungsgruppe vom
Eggenburger Steinmetz Jakob Seer geschaffen. Die Figurengruppen:
Ölberg-Szene, Geißelung, Dornenkrönung und Veronika-Szene als auch die
„Urlaubs-Marter" bestehen aus Zogelsdorfer Sandstein.
Kalvarienberg
Feldheiligtümer, Marterln, Kreuze oder Bildstöcke wurden nicht nur aus
gegebenem Anlaß gestiftet und errichtet. In alten Zeiten waren sie auch
Wegweiser in der freien Natur. Aber sie waren auch zu Lebzeiten der
Stifter eine sichtbare Bitte an Gott, sich im Falle des Todes im
besonderen Maße der Seele anzunehmen. So stiftete der Retzer
Rauchfangkehrer Majonelli einen Kalvarienberg. Er beauftragte in einem
Vertrag vom 15.09.1726 den Eggenburger Bildhauer Jakob Seer mit der
Herstellung einer Kreuzigungsdarstellung. Über den Vertrag hinaus
wurden zur Kreuzigungsgruppe Maria und Johannes geschaffen.
Seit Ende des 15. Jhs. ist im Dominikanerkloster eine besondere
Frömmigkeit nachgewiesen. Die sonst ungewöhnlichen fünf
Kreuzwegstationen sind Darstellungen der Geheimnisse des Schmerzhaften
Rosenkranzes.
Die Ikonographie dieser fünf Stationen: Urlaubsmarter (Abschied Marias
von ihrem Sohn), Der Engel am Ölberg, Die Geißelung, Die Dornenkrönung,
Veronika mit dem Schweißtuch
Noch im 15. Jh., als der König von Ungarn und Böhmen, Mathias Corvinus,
Kaiser Friedrich III. aus dem heutigen Niederösterreich vertrieb,
eroberten 1486 ungarische Truppen Retz. König Mathias erneuerte das
bestehende Handelsprivileg.
Der 30-jährige Krieg brachte auch Retz Notstand. Schon 1620, als die
kaiserlichen Truppen in Prag (Schlacht am Weißen Berg) die
protestantischen Heere geschlagen hatten, kamen die kaiserlichen
Truppen bei ihrer Heimkehr nach Wien auch nach Retz und forderten die
damals protestantische Stadt auf, sich zu ergeben. Das verweigerten die
protestantischen Bürger. Retz wurde beschossen. Einige Häuser gingen in
Flammen auf. So auch das spitze Dach des Rathauses. Seither hat das
Rathaus ein flaches Dach bzw. Grabendächer.
1645 rückte von Prag her das schwedische Hauptheer unter General
Torstenson heran. Retz hatte nur seine Bürgerwehr zur Verteidigung. Mit
einer Verstärkung vom kaiserlichen Heer war nicht zu rechnen. Daher
kapitulierte Retz kampflos.
Über ein halbes Jahr waren schwedische Truppen in der Stadt. Die
Verluste waren verheerend. Nicht nur alles Silber und eine vergoldete
gotische Monstranz wurden beschlagnahmt. Die Zahlungen führten zur
Verarmung der Bevölkerung. Allein vom Rathauskeller waren ca. 43.000
Liter Wein an die Schweden abgegeben worden. Die Flurschäden waren
enorm! Am Abhang des Kalvarienberges wurde als Dank für das Ende der
Not ein Schwedenkreuz (1651) aufgerichtet. Im Erbfolgekrieg Maria
Theresias war auch der König von Preußen, Friedrich II. in Retz.
In den Napoleonischen Kriegen gab es um Znaim zwei Schlachten und eine
bei Schöngrabern. Nach der zweiten Schlacht von Znaim (1809) brachte
man viele Verwundete nach Retz, sodaß zu dieser Zeit ein Gräberfeld für
2.300 Tote angelegt wurde (Franzosenkreuz an der Wallstraße).
Blick auf Retz vom Kalvarienberg
Die Figurengruppen stammen wohl aus der Werkstätte des Jakob Seer. Am
Fuße des Marterpfahles der Station Geißelung ist die Jahreszahl 1737
eingetieft.
WINDMÜHLE, seit 1772 GETREIDEMÜHLE, JETZIGE FORM 1853 VOM MÜLLER J. BERGMANN
Das westliche Weinviertel begeistert mit den vier Weinerlebnistouren,
die entlang historischer Weinbauorte und durch malerische Kellergassen
führen. Die Schlüsselerlebnisse weisen auf die schönsten Plätze der
Weinstraßen-Gemeinden hin.
Hauptplatz von Retz, im Vordergrund eine steinerne Kuppel auf einen der vielen Luftschächte in die Erlebniskeller.
Belüftungsschächte (Dampflöcher)
Die Stadt wurde im ausgehenden 13. Jhdt. am Kreuzungspunkt zweier
mittelalterlicher Handelswege, im Norden Niederösterreichs, nur drei
Kilometer von der Grenze mit Mähren entfernt, gegründet. Die Stadt
wurde 1425 durch Hussiten (Taboriten) vollkommen eingeäschert. Die
überbrachten Berichte sagen aus, daß die Hussiten die südliche
Stadtmauer untergruben und so die Stadt eroberten. Das aber sagt uns,
daß es zu diesem Zeitpunkt bereits so ausgedehnte Kelleranlagen unter
der Stadt gab, die bis in die Nähe der Stadtbefestigung reichten. Es
muß somit damals schon einen weitreichenden Weinhandel gegeben haben.
Von Kaiser Friedrich III. hat die Stadt 1458 ein Privileg erhalten
(Archiv der Stadt Retz), in dem es auszugsweise heißt: "Also was von
Salcz Getrayd wein oder anderlay kaufmannschaft ... hin gen Recz ...
gefurt wirdet das sollen die kaufmannschaft da niederlegen und
verkauffen den Burgern .... oder andern die dann weiterhanndeln und
wanndeln mugen nach Ihren notdurften .... " Somit war für die Stadt
eine rechtliche Grundlage, eine privilegierte Basis auch für den
Weinhandel gegeben.
Die Stadt, sie ist heute noch in der ursprünglichen Größe mit
Stadtmauern erhalten, könnte damals etwa 500 bis 800 Einwohner gehabt
haben, aber sicher weniger als 100 Bürger (Hausbesitzer). Und die
hatten nunmehr das privilegierte Recht mit Wein zu handeln, den Wein zu
kaufen und wieder zu verkaufen.
Aus der Erfahrung wußten die Retzer Bürger, daß gleichbleibende
Temperatur im Keller den Wein zu jener Güte reifen ließ, die es
gestattete, den Wein in die damalige weite Welt zu führen. Die Stadt
Retz steht auf einer frühtertiären Meeresablagerung. Die Mächtigkeit
des Sandes (Quarzsand) reicht bis 30 Meter. Die Anschwemmung stammt aus
dem "Eggenburger Meer", das in der Frühperiode des Miozän (vor 20 bis
25 Millionen Jahren) sich über das südliche Europa bis zum Schwarzen
Meer und zur Kaspischen See erstreckte. Die Ablagerung ist so fest, daß
die Keller nur aus der Sandschicht herausgekratzt werden mußten. Der
Sand läßt sich mit dem Finger abheben. Die Keller erreichten eine Tiefe
bis zu 20 Metern. Viele der Keller wurden, vor allem im 19. und 20.
Jahrhundert, mit Ziegeln ausgekleidet, das aber keineswegs aus Gründen
der Festigkeit, sondern nur als Renommiergehabe. Man wollte zeigen, wie
reich man als Retzer Weinhändler lebte. Viele der Keller unter der
Stadt stehen heute noch im Originalzustand, so wie sie vor
Jahrhunderten aus dem Sand gegraben wurden.
SORTENSIEGER DER RETZER WEINWOCHE - Vinothek für das Jahr 2000
Flaschentor
Grüner Veltliner: Pfeffrige
Würze, fruchtig, meist trocken ausgebaut. Diese typisch österreichische
Spezialität ist die häufigst angebaute Sorte, speziell im Weinviertel.
Riesling: Vornehmer Duft,
charmantes Bukett mit zarten Anklängen an Pfirsich, Aprikose und
Zitrusfrüchte; pikante Säure, rassig und anhaltend.
Weiß-Burgunder: Substanzreicher
Weißwein mit feinem, mandelartigem Geschmack, kraftvoll, rassig, feines
Duftspiel; international als Pinot blanc bekannte Rebsorte.
Blauer Zweigelt:
Österreichische Züchtung: Kreuzung von Blaufränkisch und St. Laurent.
Ausgeprägt fruchtiges Bukett nach Kirschfrucht, charmant, samtig, mit
der Reife runder und feiner.
Blauer Portugieser: Milder und saftiger Rotwein mit weichem Tannin und angenehmen Veilchenduft; traubig und harmonisch, wenig Gerbstoff.
Im Zweiten Weltkrieg wollte die deutsche Wehrindustrie in diesen
ausgedehnten Kelleranlagen die Produktion von Flugzeugteilen
unterbringen. Da die Luftfeuchtigkeit hier ca. 87 % beträgt und bei der
über das ganze Jahr gleichbleibenden Temperatur von etwa 8° Celsius
geheizt hätte werden müssen, wurde das Projekt der kriegsbedingten
Fabrikation fallengelassen. Erhalten blieben aus dieser Zeit Pläne von
Kellern. Manches technische Rätsel läßt sich aus diesen Plänen lösen.
Es zeigt sich, daß die Keller vielfach untereinander verbunden waren,
oder so knapp an den Nachbarkeller herausgestochen worden sind, um im
Falle eines Einsturzes einen Ausgang zu finden. Jedes Haus hat, trotz
des Kellerverbundes, seinen eigenen Kellerabgang. Die
Kellerausdehnungen stimmen mit den oberirdischen Parzellengrenzen nicht
überein. Man verlängerte die Keller, wenn Bedarf war. War ein Bürger in
der Lage viel Wein zu kaufen, so vergrößerte er seinen Keller der Länge
nach, oder er grub in die Tiefe. Dann entstand eben eine 2. oder 3.
Etage.
Es scheint wohl, daß sehr bald Erfahrungen über die Belüftung der
Keller vorgelegen waren. Denn die Belüftungsschächte (Dampflöcher) zu
den Straßen, Gassen, Höfen und Gärten waren die einzige
Orientierungshilfe für den Kellerbau in der Horizontalen, als auch in
die Tiefe. Durchwegs sind die Dampflöcher so gesetzt, daß sie vom
höchsten Punkt der Kellerröhre zur Oberfläche hinaufgebohrt wurden. Die
Dampflöcher waren für den Feuchtigkeitsgehalt der Kellerluft ungemein
wichtig.
Da nur ein Teil der Keller 1943/44 vermessen wurde, sind die gesamten
Längsdimensionen unbekannt. Schätzungen sprechen von 16 bis 25 km, die
allerdings nicht nur die Keller der ehemals befestigten Stadt, sondern
auch die der ehemaligen Gemeinden Altstadt Retz, Ober- und Unternalb
einschließen. Nur die Keller der Weinbauern (Hauer) sind heute noch in
Betrieb. Die Keller sind im Grundbuch nicht erfaßt, daher sind
Eigentumsverhältnisse äußerst schwierig zu klären.
Maria Theresia, Tochter Kaiser Karl VI., übernahm nach dessen Tod die
Regierung in Österreich (1740). Sie hob nach einem Streit zwischen der
Stadt und der Altstadt (alte Bauernsiedlung) alle Privilegien durch ein
Patent auf. "Es wird verordnet, daß der fraye Handel mit allen
gattungen ... Landesprodukten, denen Gütter Besitzern, Weinholden und
dem Bauernstande auf das gantze Jahr verstattet, und das disfällige
schädliche Privativum des Burges Standes in diesem Land, wo noch
einiges besteht, gänzlich aufgehoben werden solle. " Die Politik des
Österreichischen Reformabsolutismus setzte ganz auf liberale
Marktwirtschaft. Es entstanden Kellergassen in den Dörfern, die gerade
für die weitere Umgebung von Retz, dem nördlichen Niederösterreich, so
charakteristisch sind. So wurden zum Beispiel zwischen 1750 und 1800
alleine nur in Ober- und Mitterretzbach (3 km nördlich von Retz) 13
neue Keller gebaut und zwischen 1800 und 1840 nochmals 12 Keller.
Besonders schöne, ausgedehnte Kellergassen in der Umgebung von Retz
gibt es in Haugsdorf, Jetzelsdorf, Mailberg, Pillersdorf und Hadres.
Der Weinhandel konzentrierte sich in der späteren Folge auf
konzessionierte Weinhändler, die nicht nur in der Stadt, sondern auch
in den umliegenden Dörfern saßen.
Der Absatz des Weines bis zum Ersten Weltkrieg war nach dem Norden des
Landes orientiert. In Mähren, Böhmen, Sachsen, Schlesien waren die
Konsumenten daheim. Bis Galizien wurde regelmäßig Retzer Wein
geliefert. Retz war durch Jahrhunderte eine Metropole für den
Weinhandel. Die Retzer Kelleranlage ist weltweit wohl eine
Einmaligkeit. Es sind nicht nur die Dimensionen die beeindrucken. Vor
allem besticht der lose Sand, aus dem die Keller gegraben wurden.
Stabilität ist den Sandkellern durch den Grundwasserfluß vom
Waldviertel gegeben. Der Tourismusverein veranstaltet regelmäßig
Führungen durch die Keller von Retz.
Stolz lagert hier noch eine Flasche Retzer Rotwein des "Staatsvertragswein" mit rot-weiß-roter Schleife.
Der Speisezettel des abendlichen Festbanketts der österr Regierung im
Zeremoniensaal des Schlosses Schönbrunn, an dem wiederum (wie auch
schon beim Körner-Empfang) die vier Besatzungs-Aussenminister und
insgesamt 63 Personen teilnahmen:
Brandteigkrapfen m Gansleber, Kraftsuppe m Markscheiben,
Seezungenfilets in Weissweinsauce und Spargeln, Filet m Champignons,
Paradeiser, Erdäpfel, gefülltes Huhn, grüner Satat m harten Eiern,
Eiscreme und Mokka.
Und die Weine: Dürnsteiner Katzensprung, Retzer Rotwein, Hochriegl brut.
DÜRNSTEINER KATZENSPRUNG, RETZER ROTWEIN, HOCHRIEGL BRUT
CAROLINES "STRASSBOURG", CONSOMMÉ À LA MOELLE, FILET DE SOLE
"ARGENTEUIL", FILET DE BOEUF "GRAND SEIGNEUR", POMMES PONDANTES,
POUSSINS FARCIS, SALADA MIMOSA, CREME GLACÉE, CAFÉ NOIR
VIENNE, LE 15 MAI 1955
Kellerkatzen
Über Generationen hinweg war die Katze Symbolfigur der Weinhauer. So
wie Katzen schon immer als sehr reine Tiere galten, muss in der
Weinwirtschaft sauber gearbeitet werden, damit aus dem Most richtig
guter Wein entsteht. Seinerzeit lebten Katzen auch in den Presshäusern
der Weinhauer, um dort die Mäusebevölkerung in Schach zu halten.
Während der Weinlese verirrte sich so manche neugierige Katze durch die
offene Kellertür in die Kellerröhre, um sich dort auf jenes Fass zu
legen, das während der Gärung am wärmsten wurde. In diesem Fass, so
sagte man, hätte sich dann der beste Wein entwickelt. Als in den
Schüttkästen der Presshäuser schließlich kein Getreide mehr gelagert
wurde, mussten sich die Katzen ein neues Revier suchen. Darauf hin
ließen sich die Winzer in alter Tradition eine Kellerkatze schnitzen,
um sie in nostalgischer Erinnerung auf jenes Fass zu stellen, in dem
der jahrgangsbeste Wein gelagert wurde.
Die Lokalbahn Retz–Drosendorf im Weinviertel verbindet die Städte
Drosendorf und Retz an der Nordwestbahn. Nach Einstellung des
Personenverkehrs am 9. Juni 2001 wird die Strecke seit 2002 als
Nostalgiebahn unter dem Namen Reblaus-Express von der NÖVOG touristisch
vermarktet.
Der Reblaus Express ist der Zug für Genießer und Weinliebhaber. Die
Schönheit des Wald- und Weinviertels erleben und im unserem
Heurigenwaggon regionale Köstlichkeiten, erfrischende Getränke und
hervorragende Weine von heimischen Winzern genießen. Die Kombination
aus Naturerlebnis, Kulinarik, Weingenuss, Brauchtum und Kultur macht
die Fahrt mit dem Reblaus Express zum Erlebnis!
Die Weinbeergoaß gehört zum Retzer Weinlesefest immer am letzten Wochenende im September.
Den Wein feiern, mit einer bunten Mélange aus traditionellem Brauchtum
und zeitlos unterhaltsamem Programm. Eröffnet wird das Retzer
Weinlesefest alljährlich am Freitag mit dem Aufziehen des
Heurigenbuschens am Hauptplatz – es folgt ein Wochenende in bester
Weinviertler Feierlaune, mit Live-Musik, Weinverkostungen, einem
Vergnügungspark und vielen weiteren Highlights für alt und jung. Und
natürlich mit den beiden berühmten Brunnen – in denen am Weinlesefest
das Wasser dem Wein weicht...
Ein einmaliges Festerlebnis am Retzer Hauptplatz, mit Großheurigen und
Hauermarkt, festlicher Feldmesse, Frühschoppen, Auftritten
unterschiedlichster Musikgruppen, dem berühmten Winzerumzug und einem
grandiosen Feuerwerk: Seit bald 70 Jahren lädt die Weinstadt Retz zum
Fest der Feste – immer am letzten Wochenende im September.
Das Weinviertel, altertümlich Viertel unter dem Manhartsberg, ist eine
Region im Nordosten von Niederösterreich. Der Name „Weinviertel“ ist
seit etwa einem Jahrhundert gebräuchlich: Das Weinviertel ist
Österreichs größtes Weinbaugebiet. Es entspricht weitgehend einer der
Hauptregionen des Landes (Hauptregion Weinviertel bzw. Europaregion
Weinviertel, als Teil der Euregio Weinviertel-Südmähren-Westslowakei).
Die Nordwestbahn ist eine teils zweigleisige, elektrifizierte Nebenbahn
in Österreich und Tschechien, die ursprünglich von der Österreichischen
Nordwestbahn-Gesellschaft erbaut und betrieben wurde. Sie verläuft von
Wien ausgehend über Retz ins tschechische Znojmo (Znaim).
Der Bahnhof Retz ist ein Trennungsbahnhof mit drei Bahnsteiggleisen. Er
ist die nördlichste mit einem Fahrdienstleiter besetzte Station der
Nordwestbahn in Österreich.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: