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Geschichte spüren – Tradition (er)leben. Hoch auf einem Felsen von weitem sichtbar, thront die Rosenburg im romantischen Kamptal. Verbringen Sie einen schönen Tag auf der Rosenburg. Tauchen Sie ein in die Welt der Renaissance und erleben Sie den Zauber des Schlosses, seiner Gärten und die Faszination der Greifvögel des Renaissancefalkenhofs.

Die Rosenburg ist ein Renaissanceschloss im Kamptal im
niederösterreichischen Ort Rosenburg der Gemeinde Rosenburg-Mold. Es
ging aus einer um 1150 errichteten Burg hervor, die im 16. Jahrhundert
durch die Grabner zu Rosenburg zu einem Schloss umgestaltet wurde.
Dieses ist seit 1681 im Besitz der Familie Hoyos-Sprinzenstein. Die
Volksballade Schloss in Österreich bezieht sich wohl auf die Rosenburg.

Die Burg wurde im 12. Jahrhundert im romanischen Stil erbaut, ihre
erste urkundliche Erwähnung datiert ins Jahr 1175. Von der kleinen Burg
des Goczwin von Rosenberg finden sich heute nur noch die Grundmauern
des Bergfrieds. Im 15. Jahrhundert wurde die Rosenburg unter Kaspar von
Rogendorf zu einer größeren gotischen Burg erweitert. Von dieser sind
heute noch die Kapelle sowie Außenmauern erhalten. Während des 15.
Jahrhunderts diente sie immer wieder als Schutz vor den Ungarn.

Standbild des Sebastian II. Grabner zu Rosenburg auf der Rosenburg

1487 gelangten die Gebrüder Jakob und Christoph Grabner aus dem
Geschlecht der Herren von Graben in Besitz der Rosenburg (damals
Rosenberg). Deren Nachfahren nahmen im Laufe des 16. Jahrhunderts den
protestantischen Glauben an und machten die Rosenburg zu einem Zentrum
der Österreichischen Reformationsgeschichte. Hierbei sind Leopold
Grabner zu Rosenburg und dessen Sohn Sebastian II. Grabner zu Rosenburg
zu nennen. Unter den beiden Grabnern, die den protestantischen Ständen
angehörten, wurde die Rosenburg ein Zentrum des Protestantismus in
Niederösterreich. In einer eigens auf der Burg eingerichteten Druckerei
wurde protestantische Literatur gedruckt.

Leopold Grabner holte 1555 Dr. Christoph Reuter aus Bruck in der Pfalz
als Haus- und Schlossprediger. Neben Reuter sind auch andere
Prädikanten in Diensten der Grabner gewesen; einer von ihnen, Gabriel
Dürnbacher, erwähnt 1569 zum ersten Mal die Namensform Rosenburg,
anstatt vormals Rosenberg. Sebastian Grabner ließ in den Jahren 1593
bis 1597 einen Großteil der gotischen Burg abgetragen, und an ihrer
Stelle das heutige Renaissanceschloss mit 13 Türmen erbauen. Das
Schloss erhielt zudem um 1614 einen großen Turnierplatz sowie 46
Arkaden. 1604 verkaufte Grabner die Rosenburg aufgrund hoher Schulden,
die er in den Umbau zum prachtvollen Renaissanceschloss gesteckt hatte,
an seinen Verwandten Hans Jörger zu Tollet.

Im Zuge der Gegenreformation erhielt die Rosenburg im Jahre 1611 mit
Kardinal Franz von Dietrichstein (1570–1636) wieder einen katholischen
Burgherren. Er verkaufte die Anlage 1614 an den ebenfalls katholischen
Vinzenz Muschinger, der die Burg weiter ausbauen ließ. Am 9. Juli 1620
wurde die Rosenburg von evangelischen Truppen des Horner Bundes
gestürmt. Eine Gedenksäule im Schlossgarten erinnert an 300 „Männer,
Frauen und Kinder“, die dabei ums Leben gekommen sein sollen. Aufgrund
dieses historisch allerdings nicht weiter belegbaren Ereignisses wird
die Volksballade Es liegt ein Schloss in Österreich seit dem 17. Jahrhundert mit der Rosenburg in Verbindung gebracht.

Im 17. Jahrhundert wechselten die Besitzer der Rosenburg häufig. 1659
gelangten Burg und Herrschaft in den Besitz von Johann Joachim
Enzmilner, Graf von Windhag (1600–1678), der die Burg weiter ausbauen
ließ. In der von ihm 1673 herausgegebenen zweiten Ausgabe der
Herrschaftstopografie Topographia Windhagiana ließ er durch Clemens
Beutler (um 1623–1682) die Rosenburg in zahlreichen Kupferstichen
darstellen. Nach seinem Tod 1678 gelangten Burg und Herrschaft
vorübergehend in den Besitz von Ferdinand Max von Sprinzenstein.

An die Familie Hoyos-Sprinzenstein, die heute noch Eigentümer ist, kam
die Rosenburg durch die Heirat von Leopold Karl Graf Hoyos (1657–1699)
mit Maria Regina Gräfin Sprinzenstein 1681, der Tochter Ferdinand Max
von Sprinzensteins. Sie brachte die Güter Horn, Rosenburg und Raan mit
der Veste Kamegg und Mold in die Ehe mit.

Die Bibliothek wurde 1593-1597
unter Sebastian Grabner errichtet und als Tanz- und Musiksaal
verwendet. Die mit Wasserfarben gemalten Szenen auf der hölzernen
Kassettendecke zeigen einen Themenquerschnitt durch die „Metamorphosen"
von Ovid ohne eine bestimmte Reihenfolge. Der römische Dichter Ovid
lebte von 43 v. bis 18 n. Chr. Die „Metamorphosen" (Verwandlungen) sind
eines seiner Hauptwerke. Sie umfassen ca. 250 Sagen aus der Welt der
griechischen und römischen Götter, von der Entstehung der Erde bis zur
Zeit Cäsars. Die hoch aufstrebenden, geschnitzten Schränke zu beiden
Seiten der Bibliothek beinhalten 4 000 Bände aus dem 16. bis 19. Jh.
Die Bibliothek wird gerne für Feierlichkeiten aller Art zur Verfügung
gestellt - sie bietet einen stilvollen und historischen Rahmen für
Hochzeiten, Empfänge oder Abendessen im besonderen Ambiente.

Als künstlerische Vorlage dienten die Ovid-Illustrationen des
niederländischen Malers Hendrick Goltzius von 1558 und 1590. Anlässlich
der Wiederherstellung der Rosenburg im 19. Jahrhundert wurde die Decke
zwei Meter gehoben und durch den damals sehr bekannten Maler Johann
Hermann restauriert - dabei wurden auch die Wappen im Zentrum neu
angebracht. Ein Teil der Decke aus dem heute abgetrennten Vorraum war schon früher
in das kaiserliche Schloss Laxenburg gebracht worden, fand dort
allerdings keine Verwendung und ist heute verschollen.



Marmorsaal - Er gehört mit
seinem Marmorboden zu den schönsten Räumen des Schlosses. Das
Tonnengewölbe mit dem Längsfeld („Spiegel") und den Dekorleisten ist
die charakteristische Wölbeform repräsentativer profaner Säle des
ausgehenden 16. Jahrhunderts.

Der Renaissancekamin und die Musikempore (sog. Evangelische
Predigerkanzel) gegenüber verleihen dem Saal besondere Akzente. Der
Marmorsaal wird gerne für Hochzeiten, Empfänge und Feste aller Art
gebucht.

Auf dem Kamin sieht man das Wappen der Familie Hoyos, die seit 1681 im Besitz der Rosenburg sind.

Sitzungssaal - Vor dem
monumental gemauerten Kamin ist ein sogenannter schmiedeeiserner
Feuerhund, wo man zwei bis drei Meter lange Holzstämme hineinlegen
konnte. Diese wurden immer nachgeschoben, um so die Glut zu erhalten.
An der Seite sehen Sie Renaissancestühle und in der Mitte zwei
Renaissance Scherensesseln mit eindrucksvollen Schnitzarbeiten. Die
Gitter im Boden stammen von der Warmluftheizung aus dem 19.
Jahrhundert, die auch heute noch funktioniert.

Die Altane wurde von italienischen Baumeistern im 16. Jhdt. im Stil der
Renaissance erbaut und befindet sich am nördlichen Ende der
Schlossanlage. Ein besonderes Augenmerk ist die Stichkappendecke. Man
hat von hier einen eindrucksvollen Blick über das Horner Becken und das
Kamptal, mit Sicht nach Stift Altenburg und der Wallfahrtskirche Maria
Drei Eichen. Unmittelbar zu Füßen fließt der Kamp, dessen Name aus dem
Keltischen stammt und „krumm, gewunden" bedeutet.

Stift Altenburg

Kamp

Wappen der Familie Hoyos

ERNST KARL D.Ä. GRAF HOYOS-SPRINZENSTEIN, 1830-1903
Sohn des Heinrich von Hoyos und der Felicie geb. Gräfin Zichy-Vasonykeö
Vermählt mit Eleonore geb. Gräfin von Paar
Er schlug zuerst die militärische Laufbahn ein und kämpfte unter
Feldmarschall Radetzky in Oberitalien, bevor er nach dem frühen Tod
seines Vaters die Verwaltung der Familiengüter übernahm. Er zeichnete
sich als großer Bauherr aus, auf ihn gehen die Errichtung des Palais
Hoyos am Ring (heutiges Hotel Bristol) und das Palais Hoyos in der
Hoyosgasse im 4. Wiener Gemeindebezirk zurück. Dank seinem Engagement
wurde auch das bis dahin dem Verfall preisgegebene Schloss Rosenburg
vorbildlich restauriert und wiederhergestellt. Durch die Schenkung der
Stixensteiner Quellen an die Stadt Wien hat er maßgeblich bis zum
heutigen Tage für die gesicherte Wasserversorgung der Hauptstadt
beigetragen. Als Dank erhielt er die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien.
Er war k. und k. Kämmerer, wirklicher Geheimer Rat, erbliches Mitglied
und Vizepräsident des Herrenhauses des österreichischen Reichsrates und
Rittmeister der Landwehr. Kaiser Franz Josef zeichnete ihn durch die
Aufnahme in den Ordens vom Goldenen Vlies aus.

1721 brannte der Meierhof nach einem Blitzschlag ab. 1751 zerstörte ein
vom inneren Burghof ausgehendes Feuer Teile der Burg, darunter auch die
Kapelle. 1752–1755 durchgeführte Reparaturarbeiten, darunter die
Erneuerung der Dachstühle, verlangsamten den Verfall der Burg. Nach
einem weiteren Brand im Jahr 1800 war die Burg jedoch immer mehr vom
Verfall bedroht. Zwischen 1859 und 1875 ließ Ernst Karl von
Hoyos-Sprinzenstein die vom Verfall bedrohte Rosenburg nach den
Darstellungen des Schlosses in der Topographia Windhagiana von 1673
orientierend, umfassend restaurieren und machte sie als eine der ersten
Burgen in Österreich öffentlich zugänglich.

Historisches Bürstenpflaster aus dem 16. Jhdt.

Zwischen 1984 und 1990 wurden im Zusammenhang mit der
Niederösterreichischen Landesausstellung 1990 wiederum umfangreiche
Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt. 1990 fand auf der Rosenburg
die Niederösterreichische Landesausstellung Adel im Wandel. Politik –
Kultur – Konfession 1500–1700 mit 360.000 Besuchern statt. Seit 2010
ist die Rosenburg im Besitz von Markus Hoyos.

1920 gab die Gemeinde Rosenburg eine Notgeld-Serie (10, 20 und 50
Heller) mit der Darstellung der Rosenburg von Westen heraus. Auf dem
8-Groschen-Wert der 1934 von der österreichischen Postverwaltung
herausgegebenen Briefmarken-Dauerserie (Erste Trachtenserie) ist die
Rosenburg abgebildet. Aus Anlass der Niederösterreichischen
Landesausstellung 1990 gab die Postverwaltung eine Postkarte mit einem
5-Schilling-Wertzeichen der Rosenburg heraus. Eine 1999 von der Münze
Österreich geprägte 500-Schilling-Gedenkmünze in Silber zeigt als Motiv
die Rosenburg mit Greifvogel und Rittern.


Heute sind in dem Komplex ein Burgmuseum, eine Schlossgaststätte und die Renaissancefalkenhof Rosenburg untergebracht.

ERNST KARL D.J. GRAF HOYOS-SPRINZENSTEIN, 1856-1940
Sohn des Ernst Karl d.Ä. von Hoyos und Eleonore, geb. Gräfin von Paar
Vermählt mit Maria geb. Gräfin Larisch-Moennich
Er war k. und k. Kämmerer und Oberlieutenant des
Landwehr-Dragoner-Regiments Nr. 3. Seine große Leidenschaft für die
Jagd ließen ihn für seine Zeit einmalige Reisen nach Indien, Afrika und
Nordamerika unternehmen. Er führte umfangreiche Reisetagbücher und
dokumentierte viele seiner Reisen auch fotografisch. Seine Expeditionen
führten ihn in Gegenden, in denen zu dieser Zeit noch kein Weißer einen
Fuß gesetzt hatte.
Folgende Reisen sind von ihm dokumentiert:
1881 Studienreise nach Nordamerika mit National-Ökonom Dr. Rudolf Meyer
1887 Nordamerika (British-Colombia und Wyoming) mit Graf Ferdinand Trauttmansdorff
1888-1889 Indien (Himalaja, Rundreise durch Indien) mit Graf Géza Széchényi
1891-1892 Nördliches Canada
1892 Algier und Tunis
1893 Somaliland (zum Stamm der Aulihan) mit Graf Richard Coudenhove
1896 Südafrika, afrikanische Westküste und zurück nach Europa entlang
der afrikanischen Ostküste via Mozambique, Sansibar, Tangar, Aden,
Suez, und Kairo, teilweise mit Prinz Boris Czetwertynsky
1897 Südafrika bis zum Zambesi mit Graf Géza Széchényi
1900 British-Ostafrika, Kilimandscharo und Athi-Fluß mit Graf Géza Széchényi
1901 Sudan und Weißer Nil mit Bruder Karl und E.N. Buxlon
1906 British-Ostafrika mit Bruder Karl und Graf Cari Podstatzky
1908 Nordamerika mit Bruder Karl und seinen Söhnen
1910 Grönland mit Bruder Karl und Prof. Dr. Ludwig von Lorenz
1911 Mongolei und Thian Shan via Rusland
1914 Indien
Aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges konnte er keine weiteren
Reisen mehr unternehmen. Seine Erlebnisse veröffentlichte er in Form
von Reiseberichten für verschiedene Zeitschriften wie z.B. in den
Mitteilungen der k. und k. Geographischen Gesellschaft Ausgabe Nr. 6
vom Jahr 1894 sowie in den Büchern „Zu den Aulihan. Reise- und
Jagderlebnisse im Somaliland", 1895 und „Mit der Büchse in der
Mongolei", 1930.




Dipl.-Ing. Markus Graf von Hoyos (*1960)
Nach dem Gymnasium in Wien und der Absolvierung des Präsenzdienstes
studierte Markus an der Universität für Bodenkultur in Wien
Forstwirtschaft. Markus ist mit Petra, geb. Groiss, verehelicht. Sie
haben vier Kinder. Heinrich geb. 2003, Ferdinand geb. 2004,
Anna-Caroline geb. 2006 und Marie-Louise geb. 2008.

Messkelch, Silber, vergoldet
Geschenk anlässlich der Goldenen Hochzeit des Grafen Johann Ernst und der Gräfin Therese Hoyos-Sprinzenstein im Jahr 1848.



















































Was ist die Falknerei eigentlich?
Falknerei (auch Beizjagd genannt) bedeutete ursprünglich Jagd mit einem
abgerichteten Greifvogel, wie beispielsweise Falken, Habichte, Sperber
oder Steinadler, auf Flug- oder Haarwild. Der besondere Reiz dabei ist,
dass die Jagd mit einem abgerichteten, aber immer „wild" bleibendem
Vogel ausgeübt wird. Der Falkner fungiert dabei lediglich als Partner
und Assistent des Vogels, die Jagd selbst entspricht dem natürlichen
Verhalten des Vogels: Wie in freier Wildbahn führt nur jeder vierte bis
sechste Flug zur Beute. Bei den übrigen Flügen gelingt es dem
angegriffenen Wild den Greifvogel „auszutricksen" und ihm zu entkommen.
So ist die Falknerei eine der natürlichsten Jagdarten, die sich
naturgegebenen Gegebenheiten bedient und zu faszinierenden
Freundschaften zwischen dem Menschen und einem „wilden" Vogel führen
kann denn bei jedem Flug steht es dem Beizvogel frei, zum Falkner
zurückzukommen oder davonzufliegen.

Der Beizvogel
Die für die Falknerei abgerichteten Greifvögel werden in der
Falknersprache als Beizvögel bezeichnet. Dieser Begriff wird vom Wort
Beizjagd (= Jagd mit einem abgerichteten Greifvogel) abgeleitet. Nicht
alle Greifvogelarten sind für die Beizjagd geeignet.
Man unterscheidet drei Kategorien von Beizvögeln:
Habichte: Vögel des niederen Fluges wendige und schnelle Waldvögel, kurze Flüge
Falken: Vögel des hohen Fluges schnelle Weitstreckenjäger
Adler: große Segelflieger
Weibliche Greifvögel sind größer, kräftiger und daher auch jagdlich
leistungsfähiger als ihre männlichen Artgenossen. Männliche Greifvögel
sind oft bis zu einem Drittel kleiner als die weiblichen Partner und
werden daher als Terzel bezeichnet (lateinisch: tertius = der Dritte).
Im Hinblick auf das Alter der Beizvögel in der Zeit der Erwerbung unterscheidet man:
Nestlinge: noch auf intensive Pflege angewiesene Jungvögel
Ästlinge: fast flügge Jungvögel, die den Horst bereits verlassen haben
Wildfänge: selbstständig jagende Vögel aus der Wildnis im Jugendgefieder
Hagard: bereits im Altersgefieder eigefangene Vögel
Da das Fangen von Greifvögeln für falknerische Zwecke aus der Wildnis
verboten ist, sind für die Falkner von heute nur die ersten zwei
Kategorien von Bedeutung. Nestlinge und Ästlinge gibt es unabhängig
davon, ob es sich um eine Brut in der freien Wildbahn handelt oder sie
aus einer Zucht stammen.

Der Habicht (Accipiter gentilis)
Die Habichte sind die Jagdvögel der „Volksfalknerei". Der Habicht ist
bei allen Völkern zu finden, für welche die Falknerei einen Teil ihres
Kulturgutes darstellt (in Russland, Japan, China, Mandschurei,
Afghanistan, Indien, Kasachstan, Kirgisien und Turkmenien). Bei uns in
Europa gilt der Habicht als Hauptjagdvogel. In der Feudalzeit war es
dem „kleinen Mann" erlaubt, Habichte zu fangen und mit ihm zu jagen.
Die Jagd mit dem Habicht zählt zur niederen Jagd. Der Habicht ist ein
Universaljäger und sehr erfolgreich, deshalb wird er auch
„Küchenmeister" genannt. Der Habicht war für alle Jagdvölker leicht zu
beschaffen und im Gegensatz zu Falken günstig zu erwerben.

Die ersten schriftlichen Zeugnisse der Falknerei im Nahen und Mittleren Osten
Die Wiege der großartigen Kulturtechnik der Falknerei liegt in Asien.
Vor über zweitausend Jahren wanderte sie dann nach Süden in den
türkisch-arabischen Raum, wo die ersten schriftlichen Zeugnisse
entstanden:
350 n. Chr. Der erste indirekte
Hinweis auf Falknerei im Nahen und Mittleren Osten findet sich im
babylonischen Talmud aus der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts n.
Chr.
600 n. Chr. Byzantinische, persische und indische Ärzte verfassen Arbeiten über die Falknerei.
700 n. Chr. Emir Adham ibn Muhriz al Bahili sammelt Fachzeugnisse aus nicht arabischen sowie aus arabischen Sprachen.
724-744 n.Chr. Der oberste
Jägermeister al-Gitrif ibn Qudama a-Gassani am Hof der Kalifen Hischam
und al-Walid in Damaskus führt die schriftlich fixierten Traditionen
der Falknerei zu einem großen Werk zusammen.
850 n. Chr. Der Arzt und
Übersetzer Hunayn ibn Ishaq benützt al-Gitrifs Werk um ein Buch über
die Falknerei für den Kalifen al-Mutawakki zu verfassen. Dieses Buch
dürfte hinter dem als „Moamin" bezeichneten arabischen Traktat stehen,
dessen lateinische Übersetzung Friedrich II von Hohenstaufen während
der Belagerung von Faenza (1240-1241) selbst kontrollierte.


Alte Schlossküche
Die Schlossküche befindet sich im ehemaligen Burggraben sehr abgelegen
von den Esszimmern. Die Wege zwischen Küchen und Esszimmern waren in
der Vergangenheit weit und davon stammt auch das Sprichwort „Es wird
nichts so heiß gegessen wie gekocht" ab. Im Zentrum der Küche befindet
sich ein schöner, funktionstüchtiger Herd mit verschiedenen Koch- und
Backmöglichkeiten.



Die Renaissancefalkenhof Rosenburg hat eine Greifvogelschau mit Flugvorführungen.

Der Falkenkaiser
Der aus europäischer Sichtweise wohl bis heute wichtigste Vertreter in
der Geschichte der Beizjagd ist Kaiser Friedrich II (1194-1250) von
Hohenstaufen. Friedrich selbst betrieb die Falknerei intensiv und
verfasste das bis heute grundlegendste Werk über die Beizjagd, „De arte
venandi cum avibus" (Von der Kunst mit Vögeln zu jagen). In dieser
sechsbändigen Abhandlung vereinigte er den europäischen, arabischen,
persischen, türkischen, sowie indischen Wissenstand der damaligen Zeit.
Daneben berichtet er über Erfahrungen und Experimente. Dieses Werk
brachte dem Verfasser den Ehrentitel „Falkenkaiser" ein und besitzt bis
heute als ,,Bibel" der Falkner Gültigkeit.
„Unsere Absicht aber ist es, in diesem Werk über die Beize die Dinge,
die sind, so wie sie sind, darzustellen und dem den Rang einer Kunst zu
sichern, wovon keiner bisher Wissen besaß und das noch keiner als Kunst
angesehen hat."

Das erste Buch beinhaltet einen ornithologischen Grundriss genauer
Beobachtungen von Vögeln und ihren Verhaltensweisen. Im zweiten Buch
konzentriert er sich auf eine Beschreibung der Beizvögel, deren
Verhaltensweisen sowie die angewandten Zähmungsmethoden. Der dritte
Band befasst sich mit den unterschiedlichen Stufen der Abrichtung, das
Abtragen auf das Federspiel und den „Vorlass" (Freilassung). Dabei
kombiniert er seine eigenen Erfahrungen mit jenen von Kollegen aus dem
Orient. Die Bücher 4-6 befassen sich mit bestimmten Jagdarten auf
verschiedenes Wild, wie beispielsweise die Beizjagd auf Wasservögel mit
Wanderfalken. Wegen der Besonderheit der Wasservögel und des Geländes
wird hier eine andere Taktik und Vorbereitung des Beizvogels als
notwendig erachtet und beschrieben.



Der Falkenzar
Im 17. Jahrhundert unterhielt Zar Alexei Michailowitsch Romanow
(1629-1676) zwei große Falkenhöfe in Kolomenskoje und Semjonovsoje,
heutige Stadtteile von Moskau. Hier herrschte eiserne Disziplin - den
Falknern war der Genuss von Wodka und Glückspiele strengstens
untersagt. Der Zar selbst war ein leidenschaftlicher Praktiker der
Falknerei - angeblich kannte er alle seine mehr als 300 Falken mit
Namen. Innerhalb der zaristischen Falkenhöfe war eine Militärhierarchie
etabliert, die mittels der Farben der Kleidung ausgedrückt wurde. Der
pompösen zaristischen Falknerei hat sein Sohn, Peter der Große ein
abruptes Ende gesetzt. Er löste beide Falkenhöfe auf und ließ die
Falkner zum Militärdienst einberufen.

Erhalten hat sich jedoch noch das von Zar Alexeis mittels Erlass
gegründete Naturreservat, welches auf der Insel Nowaja Semlja
eingerichtet wurde. Es ist das erste Naturreservat der Welt und
existiert heute noch. Jedoch wurden durch das Sowjetregime trotz
riesiger Naturschutzpropaganda auf diesem Gebiet 60-Megatonnen
Wasserstoffbomben gezündet, wodurch tausende Falken und andere streng
geschützte Tiere starben.

Aufschwung im 15. Jahrhundert
Im 15. Jahrhundert beginnt in Frankreich, Deutschland und Österreich
wieder eine große Zeit der Falknerei. Die Beizjagd verband sich mit der
hohen Kunst des Reitens und bildete die Grundlage großartiger höfischer
Ereignisse des Hochadels. Besonders beliebt war die Jagd mit Falken auf
den Reiher, da Reiher viel größer als Falken sind und es dadurch fertig
bringen, einen Falken zu verscheuchen oder gar zu verletzen. So
bedurfte es eines besonders wagemutigen und tapferen Falken, um solch
einen gefährlichen Vogel zu erbeuten.

Bei den großen „Events" der Beizjagd auf den Adelshöfen hatten die
Teilnehmer die Möglichkeit, ihr Können im Umgang mit den Beizvögeln und
ihr großes reiterliches Talent unter Beweis zu stellen: Es war eine
hohe Kunst, mit großer Geschwindigkeit dem Beizvogel zu folgen,
gleichzeitig den Hindernissen am Boden auszuweichen und dabei außerdem
nicht vom Pferd zu fallen.

Teilnehmende Falknerinnen hatten es in dieser Hinsicht besonders
schwer, denn er höfischen Etikette gemäß mussten sie im Damensitz
reiten, dass heißt mit beiden Beinen auf einer Seite. Dies war oft
trotz großer Reitkunst halsbrecherisch und kostete auch einigen
hochadeligen Falknerinnen das Leben. Das bekannteste Beispiel ist Maria
von Burgund, die erste Gemahlin Kaiser Maximilians I. Sie war 25 Jahre
jung und schwanger, als sie an den Folgen eines Sturzes mit dem Pferd
bei der Beizjagd verstarb.


Die Falknerei am Kaiserhof
Ihren absoluten Höhepunkt erlebte die Falknerei in der Barockzeit. Auch
am Kaiserhof in Wien spielte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
die Falknerei eine große Rolle. Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) und
ihre Gemahl, Franz Stephan (1708-1765), liebten besonders die
Reiherbeizen bei Schloss Laxenburg, die stets im Frühjahr stattfanden.
Maria Theresia setzte damit die von ihrem Vater, Kaiser Karl VI
(1685-1740) bereits gepflegte Tradition der Reiherbeizen als
gesellschaftliches „Event" mit großem zeremoniellem Aufwand fort, an
dem auch der weibliche Adel beteiligt war. Doch verglichen mit anderen
Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts, fiel Maria Theresias
Falknerei-Personal mit nur 29 Personen eher klein aus.

Die endgültig letzte kaiserliche Beizjagd fand 1815 zum Anlass des
Wiener Kongresses statt, bei dem Österreich den angereisten Vertretern
der „ganzen Welt" den Glanz und die Tradition des Kaiserhofes vor Augen
führen wollte. Auch bei den Pferderassen hat die hochadelige Falknereipassion ihre
Spuren hinterlassen: An allen Höfen Europas wurden Iberier, d.h.
Spanische Pferde, als Falkenpferde eingesetzt, die auch zu den
Stammvätern der österreichischen Lipizzaner wurden.


Die finanziellen Ausgaben für die Falknerei
In der reichen Falkenszene der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
ragten zwei Persönlichkeiten durch ihre überaus große Falknereipassion
heraus:
Es ist bekannt, dass im Jahr 1748 am Hof des Kurfürsten Clemens August
(1700-1761) für die Falknerei 6.666 Taler, für die Parforcejagd 2.556
Taler, für die Teutsche Jagd (große Jagden mit Netzen und Tüchern) 405
und für die Fasanerie 65 Taler ausgegeben wurden. Diese Summe von 9.696
Talern macht deutlich, welch große Rolle die Jagd am kurfürstlichen Hof
gespielt hat.

Im Alter von elf Jahren fing der Markgraf Carl Wilhelm Friedrich
(1712-1757) seinen ersten Reiher mit einem zur Beizjagd abgerichteten
Falken. In späteren Jahren leistete er sich das größte Falknercorps in
Europa, dass auf seinem Höhepunkt im Jahr 1750 51 Personen umfasste.
Die Kosten für das Falknercorps beliefen sich in den 17 Jahren zwischen
1730 bis 1747 auf 482.855 Gulden und 301½ Kreuzer, davon 1/5 für den
Kauf und Unterhalt der Beizvögel.







Der Niedergang der Falknerei im 19. Jahrhundert
Nach der Hochblüte der Falknerei im 18. Jahrhundert folgte im 19.
Jahrhundert - bis auf wenige Ausnahmen, etwa in England oder den
Niederlanden - der Niedergang der Beizjagd. Dies hatte vornehmlich zwei
Gründe; einen sozialhistorischen und einen technischen.
Zunächst zur Gesellschaftsgeschichte: Wie wir gesehen haben, war die
Falkenbeize, die „Beize im hohen Flug", an den meisten Adelshöfen ein
wichtiger Teil des höfischen Lebens. Als sich im 19. Jahrhundert die
Prachtentfaltung des höfischen Lebens zumindest im Vergleich zum
vorhergehenden Jahrhundert verringerte, wurde dieser Form der „adeligen
Jagdlust" der Boden entzogen.

Ein Übriges bewirkte die technische Entwicklung: Sobald die
Waffentechnik so hoch entwickelt war, dass auf sich bewegendes oder
fliegendes Wild ein sicherer Schuss abgegeben werden konnte, war „Beize
im niederen Flug", mit dem Habicht - der auch „Küchenvogel" genannt
wurde, da man mit ihm bis zu sechs Stück Wild am Tag erbeizen konnte -
nicht mehr nötig. Denn nun konnte man Niederwild ohne große Mühe und
Umstände mit den immer leichter handzuhabenden und immer treffsicherer
werdenden Flinten erlegen.


Die Parforcejagd
Die europäische Barockzeit war die Hochblüte der großen Hofjagden,
Jagdfeste und der Parforcejagden. In dieser Zeit entwickelte sich auch
die große Jagdmusik. Das Jagdhorn war nicht nur Signalhorn, sondern
hielt neben den französischen Parforcemusikstücken auch in Opern und in
der konzertanten Musik Einzug und war ausschließlich in D- und Es-Dur
komponiert.

In dieser Zeit entstanden in Österreich und Böhmen die meisten großen
Jagdmusikstücke, jedoch ausschließlich in Es-Dur. Auch für die
Falknerei wur de Jagdmusik geschrieben, aber in viel bescheidenerem
Umfang. Im 19. Jahrhundert verschwanden dann die großen Hofjagden; und
überhaupt ging die Zeit der Parforcejagd und Falknerei zu Ende. Die
Französische Revolution brachte dann das endgültige Aus der Falknerei.
Erst nach dem ersten Weltkrieg wurde da und dort das Jagdhorn wieder
entdeckt, allerdings nur das kleine Fürst Pless-Horn, gestimmt auf
B-Dur. Dieses gerollte Flügelhorn wurde ursprünglich nicht bei der
großen barocken Jagdmusik eingesetzt. So entstanden die in B-Dur
geschriebenen „Falknerstücke".


Die Falknerei Heute
Seit September 2011 ist die historische Falknerei auf der Liste des
immateriellen UNESCO Kulturerbes verzeichnet. Auch die beiden
österreichischen Organisationen ZÖF und der Falkner Bund leisten
wesentliche Beiträge zum Erhalt der Tradition.

Die moderne Falknerei widmet sich drei Hauptaufgaben:
1. Lehrauftrag: Einen solchen Lehrauftrag betreiben wir hier auf
Schloss Rosenburg, damit die Tradition der Falknerei erhalten bleibt
und an jüngere Generationen weitergegeben wird. Nur Personen, die eine
Jagdprüfung erfolgreich bestanden und eine dazugehörige
Zusatzausbildung zum Falkner absolviert haben, ist die Ausübung der
Falknerei gestattet.
2. Vergrämung: Bei der Vergrämung handelt es sich um einen biologischen
Methode Flughäfen oder landwirtschaftlichen Flächen zu schützen. Dabei
werden geschulte Greifvögel eingesetzt um beispielsweise Krähen oder
andere nicht erwünschte Tiere von den Flächen zu vertreiben. Vergrämung
kann unter anderem aber auch in Großstädten gegen eine Überpopulation
von Tauben eingesetzt werden.
3. Zucht: Für die Falkner ist nicht nur die traditionelle Pflege der
Beizjagd ein wichtiges Anliegen, sondern auch die Protektion von
Greifvögeln innerhalb unserer Gesellschaft. Dazu gehören beispielsweise
der Artenschutz, die Nachzucht und die darauf folgende Auswilderung.













Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: