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Schloss Trautenfels ist ein Schloss in der Gemeinde
Stainach-Pürgg im Bezirk Liezen in der Steiermark. Es liegt an der Enns
auf einem Felsvorsprung am Fuß des Grimming auf 673 m ü. A. Das Schloss
präsentiert in einer ständigen Schausammlung rund 1000 Exponate zur
Natur- und Kulturgeschichte sowohl des Ennstales als auch des
Ausseerlandes. Zusätzlich sind das Geweihzimmer des Grafen Lamberg, der
prächtige Marmorsaal, die reich verzierten Prunkräume und ein
Aussichtsturm für Besucher geöffnet. Insgesamt verfügt das Museum über
40.000 Einzelstücke sowie eine volkskundliche Fachbibliothek.
Geschichte von Schloss Trautenfels
1261: Erste urkundliche Erwähnung als Burg Neuhaus [Castrum novum (= Neuburg) im Ennstal].
1282: Die Burg Neuhaus gelangt durch Tausch mit der Burg Strechau in
den Besitz des Erzbischofs von Salzburg. In kriegerischen
Auseinandersetzungen mit dem Landesfürsten der Steiermark wird die Burg
Ende des 13. Jahrhunderts zurückerobert, zerstört und in der Folge
wiederaufgebaut.
1460: Wolfgang Praun, ein Hallinger (Salzbergbaugewerke) wird Pfleger
und ist in den urkundlichen Nennungen ausdrücklich als Herr auf Neuhaus
bezeichnet.
1493 bis 1594: Die Burg ist im Besitz der Familie Hoffmann, die zu den
mächtigsten und reichsten Adelsfamilien der Steiermark sowie zu den
einflussreichsten Förderern des protestantischen Glaubens zählt.
Neuhaus entwickelt sich zum Zentrum der Reformation im Ennstal. Die
Burg wird ausgebaut.
1574: Die Familie Hoffmann lässt eine evangelische Kirche errichten,
die bereits 1599 von der Reformationskommission vollständig zerstört
wird. Die freigelegten Grundmauern in Form einer Gedenkstätte erinnern
seit 1992 – 20 Gehminuten in Richtung Grimming – an diese unruhige Zeit.
1594/1600 bis 1652: Die protestantische Familie Praunfalk ist zuerst
Pfandbesitzerin und später Eigentümerin von Neuhaus, ehe sie aus
Glaubensgründen ins Exil nach Nürnberg emigriert.
1664: Graf Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff kauft das Schloss,
lässt es umbauen, neu ausstatten und gibt ihm den Namen Trautenfels.
Die qualitätsvollen Fresken im 1. Stock und in der Schlosskapelle
werden um 1670 von Carpoforo Tencalla geschaffen, die Stuckarbeiten
stammen von Alessandro Sereni. Das Schloss befindet sich bis 1815 im
Besitz der Familie Trauttmansdorff.
1878: Nach zahlreichen Besitzerwechseln kauft Graf Josef Lamberg die
Liegenschaft. Die Mitgift seiner Frau Anna, Tochter des Steyrer
Waffenproduzenten Josef Werndl, und sein eigenes Vermögen ermöglichen
es, das damals ziemlich vernachlässigte Gebäude umfangreich zu
restaurieren und wohnlich auszustatten.
1904: Nach dem Tod des Grafen verwaltet Anna Gräfin Lamberg-Werndl den
Besitz. Während der Zwischenkriegszeit häufen sich wirtschaftliche
Probleme, die Erhaltung des Schlossgebäudes wird immer schwieriger.
1941: Anna Gräfin Lamberg-Werndl verkauft das Schloss mit Unterstützung
ihrer vier erwachsenen Kinder an die Deutsche Reichspost. Das geplante
Schulungszentrum für Führungskräfte bzw. das internationale Zentrum für
Nachrichtentechnik und den europäischen Postverein wird aufgrund der
Kriegsereignisse nicht umgesetzt.
1945: Nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft steht das
Gebäude als deutsches Eigentum unter Verwaltung der englischen
Besatzung. In den ersten Nachkriegsjahren sind zudem vorübergehend bis
zu 300 Flüchtlinge in den Räumen untergebracht. In der Folge wird die
Republik Österreich Eigentümerin des Schlosses.
1950: Das Steirische Jugendherbergswerk zieht im Schloss ein und nutzt
die Räumlichkeiten im Erdgeschoss, im Zwischengeschoss und im zweiten
Obergeschoss.
1951: Das Land Steiermark mietet die Repräsentationsräume im ersten
Stock des Gebäudes und beauftragt Karl Haiding mit dem Aufbau eines
Museums für den Bezirk Liezen. Im Vorfeld von Sonderausstellungen
sammelte er Objekte und Dokumentationen zu den Themen Bienenzucht und
Lebzelterhandwerk, Wald und Holz oder Almwirtschaft in der Steiermark.
Dem Engagement von Karl Haiding verdankt das Museum Trautenfels einen
großen Teil seiner volkskundlichen Sammlungen. Ab 1955 prägte er die
Ausrichtung des Museums – seine Aktivitäten vor 1945 und seine
Verstrickungen in den Nationalsozialismus blieben jedoch lange Zeit
unerwähnt. Dies entfachte zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine Debatte
in den Medien, der sich eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit
Haidings Nachlass und seiner Person anschloss.
Schlossteich Trautenfels
1959: Die Republik Österreich verkauft Schloss Trautenfels samt dem
zugehörigen Areal um einen Anerkennungspreis und „schenkt“ dem
Jugendherbergswerk 750.000 Schilling mit der Auflage, damit die
schadhaften Wehrbasteien zu sanieren. Die Renovierungsarbeiten wurden
in den Jahren 1960 bis 1962 durchgeführt.
1959: Am 9. August wird das Heimatmuseum als Museum für den Bezirk
Liezen und Abteilung des Joanneums (Gründung durch Erzherzog Johann im
Jahre 1811) offiziell eröffnet.
1971: Es erfolgt die Umbenennung in „Landschaftsmuseum Schloss
Trautenfels“, seit 2011 heißt die Museumsabteilung Schloss Trautenfels.
Die Dauerausstellung wird weiter als Landschaftsmuseum bezeichnet.
1982: Trotz hoher Auslastung der Jugendherberge (bis zu 30.000
Nächtigungen im Jahr) häufen sich finanzielle Probleme und dringend
erforderliche Sanierungsmaßnahmen an Dach, Fassade und Ausstattung. Die
Herberge wird geschlossen. Die seit 1969 in einigen Räumen
untergebrachte land- und forstwirtschaftliche Internatsschule
übersiedelt nach Gröbming.
1982: Auf Initiative des damaligen Museumsleiters Volker Hänsel bildet
sich ein „Kuratorium zur Rettung von Schloss Trautenfels“. Im Dezember
1983 konstituiert sich der „Verein Schloss Trautenfels“. Politische
Vertreter der Region sprechen sich für eine Erhaltung von Schloss
Trautenfels als „nationales und internationales kulturelles Zentrum mit
dem Museum für den Bezirk Liezen“ aus.
1983: Die Gemeinde Pürgg-Trautenfels erwirbt mit Unterstützung des
Landes Steiermark das Schloss zum symbolischen Kaufpreis von einem
Schilling. Die Gemeinde verpachtet das Schloss an den Verein Schloss
Trautenfels, dessen Zweck die Renovierung und Erhaltung des Schlosses
sowie die Förderung und Unterstützung des Landschaftsmuseums am
Joanneum ist.
1984–1989: Um das Schloss im wahrsten Sinne des Wortes „vor dem Verfall
zu retten“, werden die dringend notwendigen Renovierungsarbeiten an dem
Dach, der Fassade und den Fenstern über Förderungen und Spenden
finanziert und umgesetzt.
1992: Im Zuge der Renovierungsmaßnahmen im Zwischengeschoss kommen
Farbschichten zum Vorschein. In den Jahren 1997 bis 1999 werden die aus
dem 16. Jahrhundert stammenden Bildfelder freigelegt. Der sogenannte
„Freskenraum“ wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
1994: Die Gemeinde Pürgg-Trautenfels vermietet Schloss Trautenfels an das Land Steiermark – Landesmuseum Joanneum.
1998: Eröffnung des neuen Landschaftsmuseums, das in 13
kaleidoskopartig angeordneten Themenräumen die Kultur- und
Naturgeschichte des steirischen Ennstales und Ausseerlands präsentiert.
2006–2007: Durch die Abholzung des Schlosshügels wird der gesamte
Komplex mit den eindrucksvollen Wehrbasteien und dem Sockelmauerwerk
des Schlosses selbst sichtbar. Eine historisch bedeutende Situation ist
dadurch wiederhergestellt.
2015: Im Zuge der Gemeindestrukturreform erfolgt die Zusammenlegung der
Gemeinden Pürgg-Trautenfels und Stainach zur Gemeinde Stainach-Pürgg,
in deren Besitz sich Schloss Trautenfels heute befindet. Sie vermietet
das Bauwerk an das Universalmuseum Joanneum. Das Joanneum ist für die
Erhaltung und Verwaltung des Gebäudes verantwortlich. Das gesamte
Schloss wird als Museum und für Kulturveranstaltungen genutzt und ist
mitsamt dem Aussichtsturm für Besucherinnen und Besucher zugänglich.
Fantastische Landschaften in einem privaten Gemach für Ferdinand und Margaretha
Im Zuge von Renovierungsmaßnahmen kamen 1992 in dem damals in drei
Kammern unterteilten Raum Farbschichten zutage. Probefreilegungen
zeigten Malereien hoher Qualität. Nachdem die Finanzierung gesichert
war, erfolgte von 1997 bis 1999 die Freilegung der Bildfelder aus dem
16. Jahrhundert. Seit 2001 ist das restaurierte Ensemble der
Öffentlichkeit zugänglich.
Der durch zwei Kreuzgratgewölbe gegliederte Raum öffnet sich auf
Lünettenfelder, die in alle Richtungen zauberhafte Ausblicke in gemalte
Landschaften ermöglichen. Die - freskal abgebundene und daher gut
erhaltene - Scheinarchitektur vermittelt den Eindruck, durch Arkaden
aus einer luftigen Loggia in die umliegende Gegend zu schauen. Ovale
und rechteckige Fenster öffnen sich zum Himmel, der von zahlreichen
Vögeln bevölkert ist. Oben mittig beugt sich ein Putto über die
Balustrade und fixiert die Betrachterinnen und Betrachter. Die luftigen
Malereien zeigen Burgen, Dörfer, Fluss- und Meerlandschaften, Menschen
bei der Arbeit oder beim Ausüben der Jagd. Die detailreichen Szenen
wurden in Secco-Technik ausgeführt, was dem Maler eine erweiterte
Farbpalette ermöglichte. Dieser Vorteil wurde jedoch mit einer
geringeren Haltbarkeit erkauft, daher sind die teils mit teureren
Pigmenten ausgeführten Malereibereiche durch die bewegte Geschichte
(Bauschäden, Übermalungen, Abscherungen, Renovierungen und
Freilegungen) oft nur reduziert erhalten.
Ein Allianzwappen über dem Eingang lässt auf den Auftraggeber und die
Entstehungszeit dieser Raumgestaltung schließen. Es dürfte sich um
Ferdinand Hoffman handeln, der anlässlich seiner Hochzeit mit
Margaretha Harrach im Jahre 1563 die Malereien beauftragt haben könnte.
Die Künstler sind bis jetzt noch unbekannt. Der Vergleich mit einer
Szene im Palazzo Ducale in Mantua (I) lässt allerdings vermuten, dass
die Maler dem norditalienischen Raum zuzuordnen sind.
Das Landschaftsmuseum erzählt in 13 kaleidoskopartig angeordneten
Räumen von der Kultur- und Naturgeschichte des Bezirkes Liezen, dem mit
3.315 km² Fläche größtem Bezirk Österreichs.
Marmorsaal mit Fresken von Carpoforo Tencalla
1670 bis 1672 erhielt das Schloss seine heutige Form und wurde
Trautenfels genannt. Der mächtige Rechteckbau mit (heute überdachten)
Innenhöfen und einem mächtigen Turm beherbergt im ersten Obergeschoss
einen repräsentativen Festsaal mit bedeutender Innendekoration (1670
bis 1673) und Fresken von Carpoforo Tencalla.
Wandbad im Schlafzimmer der Gräfin um 1900
In einem ehemaligen Heizgang ließ Gräfin Anna Lamberg dieses Wandbad
einbauen. Es verfügte bereits über fließendes Kalt- und Warmwasser. Die
Fliesen wurden wahrscheinlich von einer Firma im Elsass erzeugt.
Das Schloss präsentiert in einer ständigen Schausammlung rund 1000
Exponate zur Natur- und Kulturgeschichte sowohl des Ennstales als auch
des Ausseerlandes. Zusätzlich sind das Geweihzimmer des Grafen Lamberg,
der prächtige Marmorsaal, die reich verzierten Prunkräume und ein
Aussichtsturm für Besucher geöffnet. Insgesamt verfügt das Museum über
40.000 Einzelstücke sowie eine volkskundliche Fachbibliothek.
Das Jagdzimmer des Schlossherrn beeindruckt mit seiner kunstvollen
Einrichtung, die mit zahllosen Geweihplättchen in Einlegearbeit
verziert ist. Auch Gebrauchsgegenstände wie Kerzenständer, Geschirr und
sogar eine Dochtschere sind flächendeckend mit feinen Geweihplättchen
ummantelt.
Das frühere Aussehen des Jagdzimmers im Schloss Trautenfels lässt sich
durch historische Fotos dokumentieren. Geweihmöbel sind in Europa seit
dem frühen 19. Jahrhundert bekannt, Leuchter oder andere spezielle
Einrichtungsgegenstände aus Geweihteilen gab es teilweise schon viel
früher. Im 19. Jahrhundert waren Geweihmöbel besonders modern. In
vielen Jagdschlössern oder Jagdzimmern war es üblich, Geweihstangen zur
Herstellung von Sitzmöbeln zu verwenden.
Das Trautenfelser Geweihzimmer beeindruckt mit seiner kunstvollen
bislang einzigartigen Einrichtung, deren Charakteristik durch
künstlerisch hochwertige Einlege- und Mosaikarbeiten geprägt ist. Die
Herkunft bzw. Hersteller dieser kunsthandwerklich außergewöhnlichen
Arbeit sind derzeit noch nicht bekannt. Es besteht die Vermutung, dass
es sich um die Einzelanfertigung einer regionalen Werkstätte handeln
könnte.
Albert Ritzberger (* 1853 Pfaffstätt, † 1915 Linz)
Porträt Gräfin Anna Lamberg-Werndl, 1885
Öl auf Leinwand Schloss Trautenfels, UMJ
Anna Reichsgräfin von Lamberg, geb. von Werndl, * 1861 Steyr, † 1943 Dorf an der Enns
Besitzerin von Schloss Trautenfels von 1905 bis 1941
Geschenk, 1. Juli 2020 / Frau Baronin Notburga von Mersi verheiratete Furlani / Urenkelin von Anna und Josef Lamberg
* * *
August Mansfeld (* 1816 Wien, † 1901 Wien)
Porträt Graf Josef Friedrich Emil von Lamberg, 1880 Öl auf Leinwand
Schloss Trautenfels, UMJ
Josef Reichsgraf von Lamberg, Freiherr auf Ortenegg und Ottenstein, * 1856 Steyr, † 1904 Trautenfels
Besitzer von Schloss Trautenfels von 1878 bis 1904
Geschenk, 1. Juli 2020 / Frau Baronin Notburga von Mersi verheiratete Furlani / Urenkelin von Anna und Josef Lamberg
Von den Bienenhäusern
Wilde Bienenvölker lebten in abgestorbenen Bäumen oder in Felsspalten.
Zur leichteren Gewinnung des Honigs baute der Mensch den Bienen
Behausungen. Im Ennstal waren es hölzerne Stöcke oder Strohkörbe. Oft
schmückten farbenfrohe Malereien die Holzgehäuse.
Georg Remele (gest. 1694) - Mantelteilung des hl. Martin
Linden- und Zirbenholz, polychromiert, Mitte des 17. Jahrhunderts, UMJ, Alte Galerie
Der römische Offizier Martin von Tours zählt zu den populärsten
Heiligen überhaupt. Der Legende nach ist ihm vor den Toren von Amiens
(Nordfrankreich) ein Bettler begegnet, dem der Heilige aus Mitleid die
Hälfte seines Mantels überließ. Im Traum soll ihm später Christus mit
dem halben Mantel erschienen sein. Die immer wieder dargestellte Tat
des Heiligen steht somit für eines der Werke der Barmherzigkeit ("Die
Nackten kleiden") und die tätige Nächstenliebe, wie sie die
Gerichtsrede Jesu fordert: "Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan
habt, das habt ihr mir getan." (Matthäus 35, 40) Die monumentale
Skulptur besitzt noch zu großen Teilen ihre Originalfassung. Auffallend
ist die fast exotische Tracht. Die qualitativen Unterschiede innerhalb
der Skulpturengruppe lassen auf eine Beteiligung der Werkstatt
schließen. Remele hat die Gruppe für den Altar in St. Martin in
Graz-Straßgang geschaffen, der 1740 durch die neue Anlage von Josef
Stammel ersetzt und in die zu Admont gehörige Kirche St. Martin am
Grimming gelangte. 1937 wurde die Gruppe vom Joanneum in Graz erworben.
Der vermutlich aus Schwaben stammende Bildhauer dürfte in der Werkstatt
der Familie Zürn in Überlingen (Bodensee) ausgebildet worden sein,
einer der produktivsten des süddeutschen Frühbarocks. Vielleicht hat
Michael Zürn den Auftrag anlässlich eines Aufenthalts in Graz 1645/46
vermittelt. Remeles Lebenswerk ist eng mit Admont und der
Obersteiermark verbunden: Unter Abt Urban (reg. 1628-1659) war er als
Stiftsbildhauer beschäftigt. Für die neue Kapelle des in Admonter
Besitz übergegangenen Schlosses Strechau, einst Hochburg der
protestantischen Adelsopposition, lieferte er den neuen Altar.
Heiliger Florian
Bad Mitterndorf, Linden- und Zirbenholz, gefasst, um 1740
Die Legende erzählt, dass der römische Beamte Florian um 304 wegen
seines christlichen Glaubens in der Enns bei Lauriacum (Oberösterreich)
ertränkt wurde. Dem Volksglauben nach schützt er das Haus vor Feuer und
Überschwemmungen.
Vom Salzsieden
In großen Sudpfannen wurde die Salzlösung erhitzt. Die Salinenarbeiter
zogen das durch die Verdunstung auskristallisierte Salz an den Rand der
Pfanne. Mit der Pehrschaufel füllten sie das Salz in die Füderln und
verdichteten es durch Stampfen mit dem Possel. Nach drei Stunden konnte
der Salzstock ausgestürzt, getrocknet und gelagert werden.
Vom wahren Glauben
Im 16. Jahrhundert breitete sich in der katholischen Obersteiermark die
Lehre Martin Luthers aus. Über 80 % der Bevölkerung wandten sich dem
neuen Glauben zu. Das bis 1599 blühende protestantische Leben wurde zur
Zeit der Gegenreformation gewaltsam unterdrückt. Trotzdem konnte sich
der evangelische Glaube bis zum Toleranzpatent 1781 im geheimen
behaupten.
Von Arbeit und Brauch schildert die bäuerliche Arbeit im Sommer und die
vielfältigen Bräuche zur Winterzeit. In den Schätzen aus den Bergen
finden Sie neben Erzen, Salz und Mineralien auch historische
Bergmannsgeräte, die von der mühevollen Arbeit unter Tag zeugen. Von
den Behausungen zeigt verschiedene Möglichkeiten des Wohnens und des
übernatürlichen Schutzes, vom Leben auf der Alm widmet sich der im
Bezirk Liezen noch immer bedeutenden Almwirtschaft.
Der Raum Wald und Holz weist auf die Bedeutung des Waldes hin, erzählt
von der Holzknechtarbeit und zeigt die Vielfalt bäuerlicher
Holzgegenstände. Zwischen Berg und Tal beschäftigt sich mit dem
Naturraum Ennstal; Themenschwerpunkt bildet ein Schichtenmodell des
Bezirkes Liezen.
Oberste Plattform im Aussichtsturm
Ausstellung 2022-2023: Heilkunst - Zur Geschichte der Medizin
Die Heilkunst begründet sich auf der Pflege der Gesundheit und der
Heilung von Krankheiten und Verletzungen. Das Ausstellungsprojekt soll
einen Überblick von der antiken Medizin über die Volksmedizin zur
Klostermedizin, von Seuchen im Laufe der Geschichte bis hin zur
modernen Medizintechnik und vor allem zur Zukunft der medizinischen
Versorgung geben. Zugleich zeigt sich dadurch die Abhängigkeit der
Heilkunde, des ärztlichen Handelns und der heutigen Krankenhausmedizin
von politischen, wirtschaftlichen, sozialen und technologischen
Entwicklungen.
Das interdisziplinäre Ausstellungsprojekt beschäftigt sich mit der
medizinischen Versorgung auf der regionalen Ebene der Steiermark, im
Besonderen mit dem Bezirk Liezen im Zeitraum von 1700 bis ins 21.
Jahrhundert.
Die Vierzehn Nothelfer
Im von der Pest bedrohten 13. und 14. Jahrhundert nahm die
Heiligenverehrung zunehmend an Bedeutung zu. Die existenzbedrohende
Seuche, aber auch Krankheiten und Nöte aller Art ließen gläubige
Menschen vermehrt die Heiligen um Hilfe anrufen. Im süddeutschen Raum,
im Umfeld von Regensburg und Bamberg, scheint zum ersten Mal die
Verehrung einer Gruppe von vierzehn Heiligen auf, die sich bald bis in
den Alpenraum verbreitet.
Der Glaube, dass vierzehn Fürsprecher in ihrer Gesamtheit viel
mächtiger waren als ein einzelner führte zur großen Beliebtheit der
Gruppe. Auch im Bezirk Liezen zeugen Altäre oder Bilder von der
häufigen Anrufung der Vierzehn Nothelfer und erinnern an jene Zeiten,
in denen eine Genesung ohne Beistand der Heiligen kaum vorstellbar war.
Die Vierzehn Nothelfer und ihre Anrufungen:
Achatius gegen Todesangst und Zweifel
Georg gegen Seuchen der Haustiere
Christophorus gegen den unvorbereiteten Tod
Aegidius für die Ablegung einer guten Beichte
Cyriacus gegen Anfechtung in der Todesstunde
Pantaleon, Patron der Ärzte
Katharina gegen Leiden der Zunge und schwere Sprache
Barbara, Patronin der Sterbenden
Vitus gegen Epilepsie
Eustachius in allen schwierigen Lebenslagen
Blasius gegen Halsleiden
Margareta, Patronin der Gebärenden
Erasmus gegen Leibschmerzen
Dionysius gegen Kopfschmerzen
Teufelstänzer-Maske
Holz, geschnitzt und bunt bemalt, Sri Lanka, Kandy 1984, Leihgabe: Sammlungen Jontes Leoben
Sie stellt Marusannya, auf Singhalesisch,,Herr der Sanni-Dämonen" dar,
die ihn flankierend als Köpfe begleiten. Die Maske wird bei Krankheits-
und Heilungsritualen und Bannungszeremonien getragen.
Ratten - Überträger der Pest
Die Hausratte Rattus rattus stammt ursprünglich aus Süd- und Ostasien
und verbreitete sich durch die Schifffahrt auf der ganzen Welt. Heute
kommt die Hausratte vorzugsweise in Küstenregionen und den Tropen vor.
Die Hausratte ähnelt in ihrem Aussehen sehr der Wanderratte, ihr
Schwanz ist aber länger als der eigene Körper (bei Wanderratte kürzer),
der Körper zierlicher und kleiner (Wanderratte mit wuchtigerem Körper).
Hausratten haben meistens ein eher graues Fell (Wanderratten eher
bräunlich/rötlich). Sie ernähren sich hauptsächlich von Pflanzen, Samen
und Früchten, nehmen aber auch Fleisch von Jungvögeln, Mäusen oder
Fischen an. Von Natur aus sind Hausratten sowohl tag- als auch
nachtaktiv. In Europa sind die Bestände der Hausratte zusehends durch
die Ausbreitung der größeren Wanderratte bedroht. Die Hausratte gilt
als Überträgerin der Pest, da der Rattenfloh, der den Pesterreger
Yersinia pestis in sich trägt, von ihr auch auf den Menschen wechselt.
Die Wanderratte Rattus norvegicus stammt ursprünglich aus Nordchina und
wurde von dort per Schifffahrt über den gesamten Globus verbreitet,
fühlt sich aber in gemäßigtem Klima besonders wohl. Wanderratten sind
stark an menschlich überprägte Gebiete gebunden (Abwasserkanäle,
Mülldeponien, Lagerhäuser, Ställe). Die Wanderratte überträgt ebenso
wie die Hausratte für Menschen gefährliche Pathogene wie Leptospiren,
Seoul-Virus, murinen Typhus oder Pest.
Beide Rattenarten verursachen teilweise immense wirtschaftliche
Schäden. Alleine die durch Ratten verursachten Ernteverluste beim
traditionellen Reisanbau in Süd- und Südostasien könnten mehr als 180
Millionen Menschen ernähren. In den USA wird der jährliche Schaden
durch Ernteverlust und -kontamination durch Ratten auf 19 Milliarden
Dollar geschätzt.
Die Pest war ursprünglich als endemische Krankheit im Orient und in
Innerasien verbreitet. Auf Schiffen und mit Händlern auf dem Landweg
gelangte der Erreger als blinder Passagier auf den euro- päischen
Kontinent. Längs der Handelsrouten kam der "Schwarze Tod" von
Südosteuropa in die Steier- mark, erstmals massiv 1348/1349, dann 1478
bis 1482, 1680/1681 und zuletzt von 1713 bis 1716. Das Ennstal wurde
vor allem um 1480 und 1680 bis 1681 heimgesucht. Ein letztes größeres
Aufflackern der Pest 1713 bis 1716 betraf vor allem das obere Ennstal,
da die Seuche vom Murtal ausgehend über die Tauern sich in den Raum
zwischen Gröbming und Schladming ausgebreitet hatte.
Der heilige Sebastian gilt als einer der beliebtesten Heiligen bei Not
und Krankheit. Der Offizier der römischen kaiserlichen Garde und
bekennende Christ wurde im 3. Jahrhundert mit Pfeilen gemartert und
später erschlagen. Meist wird er als ein von Pfeilen durchbohrter, an
einen Baum gefesselter Jüngling dargestellt. Bereits in der Ilias von
Homer wird beschrieben, wie der zornige Gott Apoll mit Pfeilen
frevelnde Krieger tötet. Diese Verknüpfung von Pfeil und Tod hat im
Mittelalter im christlichen Denken Eingang gefunden. Auch im
Landplagenbild von 1485 bringt Gottvater mittels Pfeilen Unglück über
das Land. Die Vorstellung, dass Pfeile die Pest und den Tod bringen,
ist auf den heiligen Sebastian übertragen worden, was bis ins 18.
Jahrhundert seine Verehrung stark beförderte.
Der Sebastianikult dürfte Ende des 15. Jahrhunderts im Admonttal Fuß
gefasst haben, eine Wallfahrtskapelle in Weng bei Admont entstand. Als
nach Errichtung dieser Kapelle eine Pestepidemie erlosch, sprach man
einer Wallfahrt nach Weng besondere Wirkung zu. Der Festtag des
heiligen Sebastian am 20. Jänner wurde und wird noch heute mit einer
feierlichen Weinsegnung begangen. Der Pfarrer tauchte früher einen
kleinen Sebastianipfeil in die geöffnete Weinflasche, heute berührt er
mit dem Pfeil die verschlossene Flasche. Die Wirkung bleibt dieselbe,
der Wein kann für Krankheitsfälle aufbewahrt und dann getrunken werden.
Dr. Herbert und Dr.in Anny Greiner
Bereits ab Jahresbeginn 1945 lebte Dr. Greiner mit seiner Familie
aufgrund einer Verfügung der NSV (Nationalsozialistische
Volkswohlfahrt) im obersteirischen St. Gallen. Da es weder in der
Gemeinde St. Gallen noch in Weißenbach/Enns einen Arzt gab, wurde das
Ehepaar gebeten, hier eine Ordination zu eröffnen. Eine Tätigkeit Dr.
Herbert Greiners als praktischer Arzt war jedoch erst nach Erlangen der
österreichischen Staatsbürgerschaft möglich, am 7. Oktober 1948 wurde
der entsprechende Passus im Promotionsprotokoll gestrichen. 1949
erhielt er die Stelle eines Distriktsarztes in St. Gallen. Das Ehepaar
Greiner bot in der gemeinsamen Praxis ein umfangreiches Service von
Hausapotheke, Labor, Physiotherapie, Ultraschall und auch
Röntgenuntersuchungen an. 1978 übernahm Dr. Anny Greiner die
Distriktsarztstelle und war bis 2002 noch für ihre Patient*innen tätig.
Die Praxis von Dr. Greiner in St. Gallen war erstaunlich gut
ausgestattet, sie verfügte sogar über einen Röntgenapparat. Über die
Herkunft ihrer Ausstattung gibt es zwei unterschiedliche
Überlieferungen: Laut Bericht der Familie musste die Familie Greiner
1945 aufgrund der Kriegswirren Marburg verlassen und wurde nach St.
Gallen (Obersteiermark) umquartiert. Aufgrund seiner Position in
Marburg bekam Dr. Greiner einen Eisenbahnwaggon zur Verfügung gestellt,
womit er die für ihn wertvollen medizinischen Geräte, wie z. B. auch
den Röntgenapparat, nach St. Gallen transportieren konnte.
1946 wurde ein Gerichtsverfahren gegen Dr. Greiner wegen § 6 KVG
(Kriegsverbrechergesetz, „Missbräuchliche Bereicherung“) angestrebt. Er
wurde angeklagt, sich widerrechtlich Gegenstände aus dem Sanatorium in
Maribor/Marburg sowie das Privatauto einer Ärztin, Frau Dr. Mila Kovac,
angeeignet zu haben. Die Vorwürfe gegen Dr. Greiner konnten jedoch
nicht bewiesen werden, das Verfahren wurde eingestellt.
Erzherzog Johann von Österreich (1782-1859)
Nach Leopold Kupelwieser (1796-1862), Öl auf Metall, Schloss Trautenfels/UMJ
Die Schlosskapelle
Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff erwarb Schloss Trautenfels im
Jahr 1664 und ließ es in den nachfolgenden Jahren im Stil der
Barockzeit umgestalten. Um 1670 kam es zur Errichtung der
Schlosskapelle. Wie im Schloss wurden auch hier die Fresken von
Carpoforo Tencalla und die Stuckarbeiten von Alessandro Serenio
geschaffen.
Der Altar, ein Ädikula-Altar (lat. „kleines Haus"), ist eine Stiftung
des Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff und in reduzierter Form
erhalten. Zwei mit Weinlaub umrankte Säulen prägen den Altar. Diese
tragen den Giebel mit dem Wappen der Familie Trauttmansdorff, das von
zwei Engeln flankiert ist.
Das ursprünglich nicht für den Altarrahmen vorgesehene Bild mit der
Schutzmantelmadonna der Skapulierbruderschaft wurde in den
1950er-Jahren anstelle eines größeren Madonnen-Gemäldes in den Altar
eingebaut. Die Mensa (dat. 1774) und die seitlichen konsolenförmigen
Kredenztische stammen aus dem 18. Jahrhundert.
Die übrige Ausstattung - das Gestühl, das angrenzende kleine Oratorium,
Fenster und Türen - wurden Anfang des 20. Jahrhunderts im Stil des
Barock "nachempfunden" und neugestaltet. Die Restaurierung des Altares
wurde im Jahr 2019 von der Marktgemeinde Stainach-Pürgg finanziert und
von Thomas Maderebner und Lisa Reischer ausgeführt.
Deckenbilder mit Szenen aus dem Marienleben:
Heilige Familie - Verkündigung - Tempelgang
Johannes - Heimsuchung - Lukas
Johann Jakob und Johann Baptist Raunacher Schutzmantelmadonna, um 1755
Alte Galerie, Universalmuseum Joanneum
Das Altarblatt zeigt Mitglieder der sogenannten Skapulierbruderschaft
in Verehrung der Muttergottes, die schützend ihren Mantel um sie
gebreitet hat. Hier sind es Mitglieder einer religiösen Bruderschaft,
in der (später aufgebrachten) Inschrift beschrieben als "Christliche
Verbindnis Marianischer Brüder und Schwestern der Hochlöblichen
Erzbruderschaft des Hl. Scapulirs für dero abgelebten Seelen im
Fegefeuer", die sich dem Dienst an der Muttergottes, im Besonderen der
hl. Maria vom Berge Karmel, verlobt hatten. Auch sie entstammen
unterschiedlichen, aber nicht mehr allen Ständen, wie in der
ursprünglichen Bildformel. Sie alle tragen das sogenannte „kleine oder
braune Skapulier" um den Hals, zwei Stoffblättchen mit den Bildern von
Jesus und Maria, die mit Bändern verbunden auf der Brust bzw. auf dem
Rücken getragen werden. Maria erscheint im schlichten Ordenshabitat der
Unbeschuhten Karmeliterinnen und trägt das "große Skapulier", einen
offenen Überwurf, der hier mit Goldborten gesäumt ist. Die Mitglieder
der Skapulierbruderschaften fühlten sich der Gottesmutter in besonderer
Weise verbunden und verpflichteten sich zu einem gottgefälligen Leben.
Die Fürsprache Marias sollte die Skapulierträger entweder vor schwerer
Sünde bewahren oder nach dem Tod aus dem Fegefeuer befreien.
Kleine Skapuliere werden bis heute von Gläubigen getragen. Das
Skapulierfest für „Unsere Liebe Frau auf dem Berge Karmel" wird bis
heute am 16. Juli begangen.
Konservatorische Maßnahmen erfolgten im Jahr 2019 in den zentralen
Restaurierungswerkstätten des Universalmuseums Joanneum durch Barbara
Molnár-Lang und Paul-Bernhard Eipper.
Schloss Trautenfels steht als Wahrzeichen des mittleren Ennstales auf
einem Felssporn am Fuße des Grimmings. Als Abteilung des 1811 von
Erzherzog Johann gegründeten Joanneums gehört Schloss Trautenfels zu
den jüngsten Häusern des ältesten und zweitgrößten Museums in
Österreich, das sich seit 2009 Universalmuseum Joanneum nennt. Schloss
Trautenfels steht für die Kultur- und Naturgeschichte des Bezirkes
Liezen und wird wegen der Vielschichtigkeit von Sammlung,
Themenschwerpunkten und Sonderausstellungen auch als „Joanneum im
Kleinen“ bezeichnet.
Schloss Trautenfels, eine Abteilung des Universalmuseums Joanneum
(UMJ), steht als vielschichtiger Kunst- und Kulturstandort für die
Geschichte, Kultur und Natur des Bezirkes Liezen, dessen Sammlung über
40.000 Objekte umfasst. Auseinandersetzungen mit regionsspezifischen
Themen führen zu Kontexten auf nationaler und internationaler Ebene.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: