Schloss Trautenfels

Das Baujuwel am Fuße des Grimmings, August 2022

Schloss Trautenfels ist ein Schloss in der Gemeinde Stainach-Pürgg im Bezirk Liezen in der Steiermark. Es liegt an der Enns auf einem Felsvorsprung am Fuß des Grimming auf 673 m ü. A. Das Schloss präsentiert in einer ständigen Schausammlung rund 1000 Exponate zur Natur- und Kulturgeschichte sowohl des Ennstales als auch des Ausseerlandes. Zusätzlich sind das Geweihzimmer des Grafen Lamberg, der prächtige Marmorsaal, die reich verzierten Prunkräume und ein Aussichtsturm für Besucher geöffnet. Insgesamt verfügt das Museum über 40.000 Einzelstücke sowie eine volkskundliche Fachbibliothek.

 Schloss Trautenfels, August 2022

Geschichte von Schloss Trautenfels
1261: Erste urkundliche Erwähnung als Burg Neuhaus [Castrum novum (= Neuburg) im Ennstal].
1282: Die Burg Neuhaus gelangt durch Tausch mit der Burg Strechau in den Besitz des Erzbischofs von Salzburg. In kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Landesfürsten der Steiermark wird die Burg Ende des 13. Jahrhunderts zurückerobert, zerstört und in der Folge wiederaufgebaut.
 
1460: Wolfgang Praun, ein Hallinger (Salzbergbaugewerke) wird Pfleger und ist in den urkundlichen Nennungen ausdrücklich als Herr auf Neuhaus bezeichnet.
 
1493 bis 1594: Die Burg ist im Besitz der Familie Hoffmann, die zu den mächtigsten und reichsten Adelsfamilien der Steiermark sowie zu den einflussreichsten Förderern des protestantischen Glaubens zählt. Neuhaus entwickelt sich zum Zentrum der Reformation im Ennstal. Die Burg wird ausgebaut.
 
1574: Die Familie Hoffmann lässt eine evangelische Kirche errichten, die bereits 1599 von der Reformationskommission vollständig zerstört wird. Die freigelegten Grundmauern in Form einer Gedenkstätte erinnern seit 1992 – 20 Gehminuten in Richtung Grimming – an diese unruhige Zeit.

1594/1600 bis 1652: Die protestantische Familie Praunfalk ist zuerst Pfandbesitzerin und später Eigentümerin von Neuhaus, ehe sie aus Glaubensgründen ins Exil nach Nürnberg emigriert.

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1664: Graf Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff kauft das Schloss, lässt es umbauen, neu ausstatten und gibt ihm den Namen Trautenfels. Die qualitätsvollen Fresken im 1. Stock und in der Schlosskapelle werden um 1670 von Carpoforo Tencalla geschaffen, die Stuckarbeiten stammen von Alessandro Sereni. Das Schloss befindet sich bis 1815 im Besitz der Familie Trauttmansdorff.

1878: Nach zahlreichen Besitzerwechseln kauft Graf Josef Lamberg die Liegenschaft. Die Mitgift seiner Frau Anna, Tochter des Steyrer Waffenproduzenten Josef Werndl, und sein eigenes Vermögen ermöglichen es, das damals ziemlich vernachlässigte Gebäude umfangreich zu restaurieren und wohnlich auszustatten.

1904: Nach dem Tod des Grafen verwaltet Anna Gräfin Lamberg-Werndl den Besitz. Während der Zwischenkriegszeit häufen sich wirtschaftliche Probleme, die Erhaltung des Schlossgebäudes wird immer schwieriger.

1941: Anna Gräfin Lamberg-Werndl verkauft das Schloss mit Unterstützung ihrer vier erwachsenen Kinder an die Deutsche Reichspost. Das geplante Schulungszentrum für Führungskräfte bzw. das internationale Zentrum für Nachrichtentechnik und den europäischen Postverein wird aufgrund der Kriegsereignisse nicht umgesetzt.

 Schloss Trautenfels, August 2022

1945: Nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft steht das Gebäude als deutsches Eigentum unter Verwaltung der englischen Besatzung. In den ersten Nachkriegsjahren sind zudem vorübergehend bis zu 300 Flüchtlinge in den Räumen untergebracht. In der Folge wird die Republik Österreich Eigentümerin des Schlosses.
 
1950: Das Steirische Jugendherbergswerk zieht im Schloss ein und nutzt die Räumlichkeiten im Erdgeschoss, im Zwischengeschoss und im zweiten Obergeschoss.

1951: Das Land Steiermark mietet die Repräsentationsräume im ersten Stock des Gebäudes und beauftragt Karl Haiding mit dem Aufbau eines Museums für den Bezirk Liezen. Im Vorfeld von Sonderausstellungen sammelte er Objekte und Dokumentationen zu den Themen Bienenzucht und Lebzelterhandwerk, Wald und Holz oder Almwirtschaft in der Steiermark.
Dem Engagement von Karl Haiding verdankt das Museum Trautenfels einen großen Teil seiner volkskundlichen Sammlungen. Ab 1955 prägte er die Ausrichtung des Museums – seine Aktivitäten vor 1945 und seine Verstrickungen in den Nationalsozialismus blieben jedoch lange Zeit unerwähnt. Dies entfachte zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine Debatte in den Medien, der sich eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Haidings Nachlass und seiner Person anschloss.

 Schloss Trautenfels, August 2022

Schlossteich Trautenfels

 Schloss Trautenfels, August 2022

1959: Die Republik Österreich verkauft Schloss Trautenfels samt dem zugehörigen Areal um einen Anerkennungspreis und „schenkt“ dem Jugendherbergswerk 750.000 Schilling mit der Auflage, damit die schadhaften Wehrbasteien zu sanieren. Die Renovierungsarbeiten wurden in den Jahren 1960 bis 1962 durchgeführt.

1959: Am 9. August wird das Heimatmuseum als Museum für den Bezirk Liezen und Abteilung des Joanneums (Gründung durch Erzherzog Johann im Jahre 1811) offiziell eröffnet.
 
1971: Es erfolgt die Umbenennung in „Landschaftsmuseum Schloss Trautenfels“, seit 2011 heißt die Museumsabteilung Schloss Trautenfels. Die Dauerausstellung wird weiter als Landschaftsmuseum bezeichnet.

1982: Trotz hoher Auslastung der Jugendherberge (bis zu 30.000 Nächtigungen im Jahr) häufen sich finanzielle Probleme und dringend erforderliche Sanierungsmaßnahmen an Dach, Fassade und Ausstattung. Die Herberge wird geschlossen. Die seit 1969 in einigen Räumen untergebrachte land- und forstwirtschaftliche Internatsschule übersiedelt nach Gröbming.

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1982: Auf Initiative des damaligen Museumsleiters Volker Hänsel bildet sich ein „Kuratorium zur Rettung von Schloss Trautenfels“. Im Dezember 1983 konstituiert sich der „Verein Schloss Trautenfels“. Politische Vertreter der Region sprechen sich für eine Erhaltung von Schloss Trautenfels als „nationales und internationales kulturelles Zentrum mit dem Museum für den Bezirk Liezen“ aus.
 
1983: Die Gemeinde Pürgg-Trautenfels erwirbt mit Unterstützung des Landes Steiermark das Schloss zum symbolischen Kaufpreis von einem Schilling. Die Gemeinde verpachtet das Schloss an den Verein Schloss Trautenfels, dessen Zweck die Renovierung und Erhaltung des Schlosses sowie die Förderung und Unterstützung des Landschaftsmuseums am Joanneum ist.
 
1984–1989: Um das Schloss im wahrsten Sinne des Wortes „vor dem Verfall zu retten“, werden die dringend notwendigen Renovierungsarbeiten an dem Dach, der Fassade und den Fenstern über Förderungen und Spenden finanziert und umgesetzt.

1992: Im Zuge der Renovierungsmaßnahmen im Zwischengeschoss kommen Farbschichten zum Vorschein. In den Jahren 1997 bis 1999 werden die aus dem 16. Jahrhundert stammenden Bildfelder freigelegt. Der sogenannte „Freskenraum“ wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

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1994: Die Gemeinde Pürgg-Trautenfels vermietet Schloss Trautenfels an das Land Steiermark – Landesmuseum Joanneum.
 
1998: Eröffnung des neuen Landschaftsmuseums, das in 13 kaleidoskopartig angeordneten Themenräumen die Kultur- und Naturgeschichte des steirischen Ennstales und Ausseerlands präsentiert.

2006–2007: Durch die Abholzung des Schlosshügels wird der gesamte Komplex mit den eindrucksvollen Wehrbasteien und dem Sockelmauerwerk des Schlosses selbst sichtbar. Eine historisch bedeutende Situation ist dadurch wiederhergestellt.

2015: Im Zuge der Gemeindestrukturreform erfolgt die Zusammenlegung der Gemeinden Pürgg-Trautenfels und Stainach zur Gemeinde Stainach-Pürgg, in deren Besitz sich Schloss Trautenfels heute befindet. Sie vermietet das Bauwerk an das Universalmuseum Joanneum. Das Joanneum ist für die Erhaltung und Verwaltung des Gebäudes verantwortlich. Das gesamte Schloss wird als Museum und für Kulturveranstaltungen genutzt und ist mitsamt dem Aussichtsturm für Besucherinnen und Besucher zugänglich.

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Fantastische Landschaften in einem privaten Gemach für Ferdinand und Margaretha

Im Zuge von Renovierungsmaßnahmen kamen 1992 in dem damals in drei Kammern unterteilten Raum Farbschichten zutage. Probefreilegungen zeigten Malereien hoher Qualität. Nachdem die Finanzierung gesichert war, erfolgte von 1997 bis 1999 die Freilegung der Bildfelder aus dem 16. Jahrhundert. Seit 2001 ist das restaurierte Ensemble der Öffentlichkeit zugänglich.

Der durch zwei Kreuzgratgewölbe gegliederte Raum öffnet sich auf Lünettenfelder, die in alle Richtungen zauberhafte Ausblicke in gemalte Landschaften ermöglichen. Die - freskal abgebundene und daher gut erhaltene - Scheinarchitektur vermittelt den Eindruck, durch Arkaden aus einer luftigen Loggia in die umliegende Gegend zu schauen. Ovale und rechteckige Fenster öffnen sich zum Himmel, der von zahlreichen Vögeln bevölkert ist. Oben mittig beugt sich ein Putto über die Balustrade und fixiert die Betrachterinnen und Betrachter. Die luftigen Malereien zeigen Burgen, Dörfer, Fluss- und Meerlandschaften, Menschen bei der Arbeit oder beim Ausüben der Jagd. Die detailreichen Szenen wurden in Secco-Technik ausgeführt, was dem Maler eine erweiterte Farbpalette ermöglichte. Dieser Vorteil wurde jedoch mit einer geringeren Haltbarkeit erkauft, daher sind die teils mit teureren Pigmenten ausgeführten Malereibereiche durch die bewegte Geschichte (Bauschäden, Übermalungen, Abscherungen, Renovierungen und Freilegungen) oft nur reduziert erhalten.

Ein Allianzwappen über dem Eingang lässt auf den Auftraggeber und die Entstehungszeit dieser Raumgestaltung schließen. Es dürfte sich um Ferdinand Hoffman handeln, der anlässlich seiner Hochzeit mit Margaretha Harrach im Jahre 1563 die Malereien beauftragt haben könnte.
Die Künstler sind bis jetzt noch unbekannt. Der Vergleich mit einer Szene im Palazzo Ducale in Mantua (I) lässt allerdings vermuten, dass die Maler dem norditalienischen Raum zuzuordnen sind.

 Schloss Trautenfels, August 2022

Das Landschaftsmuseum erzählt in 13 kaleidoskopartig angeordneten Räumen von der Kultur- und Naturgeschichte des Bezirkes Liezen, dem mit 3.315 km² Fläche größtem Bezirk Österreichs.

 Schloss Trautenfels, August 2022

Marmorsaal mit Fresken von Carpoforo Tencalla

 Schloss Trautenfels, August 2022

1670 bis 1672 erhielt das Schloss seine heutige Form und wurde Trautenfels genannt. Der mächtige Rechteckbau mit (heute überdachten) Innenhöfen und einem mächtigen Turm beherbergt im ersten Obergeschoss einen repräsentativen Festsaal mit bedeutender Innendekoration (1670 bis 1673) und Fresken von Carpoforo Tencalla.

 Schloss Trautenfels, August 2022

Wandbad im Schlafzimmer der Gräfin um 1900
In einem ehemaligen Heizgang ließ Gräfin Anna Lamberg dieses Wandbad einbauen. Es verfügte bereits über fließendes Kalt- und Warmwasser. Die Fliesen wurden wahrscheinlich von einer Firma im Elsass erzeugt.

 Schloss Trautenfels, August 2022 Schloss Trautenfels, August 2022

Das Schloss präsentiert in einer ständigen Schausammlung rund 1000 Exponate zur Natur- und Kulturgeschichte sowohl des Ennstales als auch des Ausseerlandes. Zusätzlich sind das Geweihzimmer des Grafen Lamberg, der prächtige Marmorsaal, die reich verzierten Prunkräume und ein Aussichtsturm für Besucher geöffnet. Insgesamt verfügt das Museum über 40.000 Einzelstücke sowie eine volkskundliche Fachbibliothek.

Das Jagdzimmer des Schlossherrn beeindruckt mit seiner kunstvollen Einrichtung, die mit zahllosen Geweihplättchen in Einlegearbeit verziert ist. Auch Gebrauchsgegenstände wie Kerzenständer, Geschirr und sogar eine Dochtschere sind flächendeckend mit feinen Geweihplättchen ummantelt.

Das frühere Aussehen des Jagdzimmers im Schloss Trautenfels lässt sich durch historische Fotos dokumentieren. Geweihmöbel sind in Europa seit dem frühen 19. Jahrhundert bekannt, Leuchter oder andere spezielle Einrichtungsgegenstände aus Geweihteilen gab es teilweise schon viel früher. Im 19. Jahrhundert waren Geweihmöbel besonders modern. In vielen Jagdschlössern oder Jagdzimmern war es üblich, Geweihstangen zur Herstellung von Sitzmöbeln zu verwenden.

Das Trautenfelser Geweihzimmer beeindruckt mit seiner kunstvollen bislang einzigartigen Einrichtung, deren Charakteristik durch künstlerisch hochwertige Einlege- und Mosaikarbeiten geprägt ist. Die Herkunft bzw. Hersteller dieser kunsthandwerklich außergewöhnlichen Arbeit sind derzeit noch nicht bekannt. Es besteht die Vermutung, dass es sich um die Einzelanfertigung einer regionalen Werkstätte handeln könnte.

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Albert Ritzberger (* 1853 Pfaffstätt, † 1915 Linz)
Porträt Gräfin Anna Lamberg-Werndl, 1885
Öl auf Leinwand Schloss Trautenfels, UMJ

Anna Reichsgräfin von Lamberg, geb. von Werndl, * 1861 Steyr, † 1943 Dorf an der Enns
Besitzerin von Schloss Trautenfels von 1905 bis 1941

Geschenk, 1. Juli 2020 / Frau Baronin Notburga von Mersi verheiratete Furlani / Urenkelin von Anna und Josef Lamberg

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August Mansfeld (* 1816 Wien, † 1901 Wien)
Porträt Graf Josef Friedrich Emil von Lamberg, 1880 Öl auf Leinwand
Schloss Trautenfels, UMJ

Josef Reichsgraf von Lamberg, Freiherr auf Ortenegg und Ottenstein, * 1856 Steyr, † 1904 Trautenfels
Besitzer von Schloss Trautenfels von 1878 bis 1904

Geschenk, 1. Juli 2020 / Frau Baronin Notburga von Mersi verheiratete Furlani / Urenkelin von Anna und Josef Lamberg

 Schloss Trautenfels, August 2022

Von den Bienenhäusern
Wilde Bienenvölker lebten in abgestorbenen Bäumen oder in Felsspalten. Zur leichteren Gewinnung des Honigs baute der Mensch den Bienen Behausungen. Im Ennstal waren es hölzerne Stöcke oder Strohkörbe. Oft schmückten farbenfrohe Malereien die Holzgehäuse.

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Georg Remele (gest. 1694) - Mantelteilung des hl. Martin
Linden- und Zirbenholz, polychromiert, Mitte des 17. Jahrhunderts, UMJ, Alte Galerie

Der römische Offizier Martin von Tours zählt zu den populärsten Heiligen überhaupt. Der Legende nach ist ihm vor den Toren von Amiens (Nordfrankreich) ein Bettler begegnet, dem der Heilige aus Mitleid die Hälfte seines Mantels überließ. Im Traum soll ihm später Christus mit dem halben Mantel erschienen sein. Die immer wieder dargestellte Tat des Heiligen steht somit für eines der Werke der Barmherzigkeit ("Die Nackten kleiden") und die tätige Nächstenliebe, wie sie die Gerichtsrede Jesu fordert: "Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." (Matthäus 35, 40) Die monumentale Skulptur besitzt noch zu großen Teilen ihre Originalfassung. Auffallend ist die fast exotische Tracht. Die qualitativen Unterschiede innerhalb der Skulpturengruppe lassen auf eine Beteiligung der Werkstatt schließen. Remele hat die Gruppe für den Altar in St. Martin in Graz-Straßgang geschaffen, der 1740 durch die neue Anlage von Josef Stammel ersetzt und in die zu Admont gehörige Kirche St. Martin am Grimming gelangte. 1937 wurde die Gruppe vom Joanneum in Graz erworben.

Der vermutlich aus Schwaben stammende Bildhauer dürfte in der Werkstatt der Familie Zürn in Überlingen (Bodensee) ausgebildet worden sein, einer der produktivsten des süddeutschen Frühbarocks. Vielleicht hat Michael Zürn den Auftrag anlässlich eines Aufenthalts in Graz 1645/46 vermittelt. Remeles Lebenswerk ist eng mit Admont und der Obersteiermark verbunden: Unter Abt Urban (reg. 1628-1659) war er als Stiftsbildhauer beschäftigt. Für die neue Kapelle des in Admonter Besitz übergegangenen Schlosses Strechau, einst Hochburg der protestantischen Adelsopposition, lieferte er den neuen Altar.

 Schloss Trautenfels, August 2022

Heiliger Florian
Bad Mitterndorf, Linden- und Zirbenholz, gefasst, um 1740

Die Legende erzählt, dass der römische Beamte Florian um 304 wegen seines christlichen Glaubens in der Enns bei Lauriacum (Oberösterreich) ertränkt wurde. Dem Volksglauben nach schützt er das Haus vor Feuer und Überschwemmungen.

 Schloss Trautenfels, August 2022

Vom Salzsieden
In großen Sudpfannen wurde die Salzlösung erhitzt. Die Salinenarbeiter zogen das durch die Verdunstung auskristallisierte Salz an den Rand der Pfanne. Mit der Pehrschaufel füllten sie das Salz in die Füderln und verdichteten es durch Stampfen mit dem Possel. Nach drei Stunden konnte der Salzstock ausgestürzt, getrocknet und gelagert werden.

 Schloss Trautenfels, August 2022

Vom wahren Glauben
Im 16. Jahrhundert breitete sich in der katholischen Obersteiermark die Lehre Martin Luthers aus. Über 80 % der Bevölkerung wandten sich dem neuen Glauben zu. Das bis 1599 blühende protestantische Leben wurde zur Zeit der Gegenreformation gewaltsam unterdrückt. Trotzdem konnte sich der evangelische Glaube bis zum Toleranzpatent 1781 im geheimen behaupten.

 Schloss Trautenfels, August 2022

Von Arbeit und Brauch schildert die bäuerliche Arbeit im Sommer und die vielfältigen Bräuche zur Winterzeit. In den Schätzen aus den Bergen finden Sie neben Erzen, Salz und Mineralien auch historische Bergmannsgeräte, die von der mühevollen Arbeit unter Tag zeugen. Von den Behausungen zeigt verschiedene Möglichkeiten des Wohnens und des übernatürlichen Schutzes, vom Leben auf der Alm widmet sich der im Bezirk Liezen noch immer bedeutenden Almwirtschaft.

 Schloss Trautenfels, August 2022

Der Raum Wald und Holz weist auf die Bedeutung des Waldes hin, erzählt von der Holzknechtarbeit und zeigt die Vielfalt bäuerlicher Holzgegenstände. Zwischen Berg und Tal beschäftigt sich mit dem Naturraum Ennstal; Themenschwerpunkt bildet ein Schichtenmodell des Bezirkes Liezen.

 Schloss Trautenfels, August 2022

Oberste Plattform im Aussichtsturm

 Schloss Trautenfels, August 2022

Ausstellung 2022-2023: Heilkunst - Zur Geschichte der Medizin

Die Heilkunst begründet sich auf der Pflege der Gesundheit und der Heilung von Krankheiten und Verletzungen. Das Ausstellungsprojekt soll einen Überblick von der antiken Medizin über die Volksmedizin zur Klostermedizin, von Seuchen im Laufe der Geschichte bis hin zur modernen Medizintechnik und vor allem zur Zukunft der medizinischen Versorgung geben. Zugleich zeigt sich dadurch die Abhängigkeit der Heilkunde, des ärztlichen Handelns und der heutigen Krankenhausmedizin von politischen, wirtschaftlichen, sozialen und technologischen Entwicklungen.

Das interdisziplinäre Ausstellungsprojekt beschäftigt sich mit der medizinischen Versorgung auf der regionalen Ebene der Steiermark, im Besonderen mit dem Bezirk Liezen im Zeitraum von 1700 bis ins 21. Jahrhundert.

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Die Vierzehn Nothelfer
Im von der Pest bedrohten 13. und 14. Jahrhundert nahm die Heiligenverehrung zunehmend an Bedeutung zu. Die existenzbedrohende Seuche, aber auch Krankheiten und Nöte aller Art ließen gläubige Menschen vermehrt die Heiligen um Hilfe anrufen. Im süddeutschen Raum, im Umfeld von Regensburg und Bamberg, scheint zum ersten Mal die Verehrung einer Gruppe von vierzehn Heiligen auf, die sich bald bis in den Alpenraum verbreitet.
Der Glaube, dass vierzehn Fürsprecher in ihrer Gesamtheit viel mächtiger waren als ein einzelner führte zur großen Beliebtheit der Gruppe. Auch im Bezirk Liezen zeugen Altäre oder Bilder von der häufigen Anrufung der Vierzehn Nothelfer und erinnern an jene Zeiten, in denen eine Genesung ohne Beistand der Heiligen kaum vorstellbar war.

Die Vierzehn Nothelfer und ihre Anrufungen:
Achatius gegen Todesangst und Zweifel
Georg gegen Seuchen der Haustiere
Christophorus gegen den unvorbereiteten Tod
Aegidius für die Ablegung einer guten Beichte
Cyriacus gegen Anfechtung in der Todesstunde
Pantaleon, Patron der Ärzte
Katharina gegen Leiden der Zunge und schwere Sprache
Barbara, Patronin der Sterbenden
Vitus gegen Epilepsie
Eustachius in allen schwierigen Lebenslagen
Blasius gegen Halsleiden
Margareta, Patronin der Gebärenden
Erasmus gegen Leibschmerzen
Dionysius gegen Kopfschmerzen

 Schloss Trautenfels, August 2022

Teufelstänzer-Maske
Holz, geschnitzt und bunt bemalt, Sri Lanka, Kandy 1984, Leihgabe: Sammlungen Jontes Leoben

Sie stellt Marusannya, auf Singhalesisch,,Herr der Sanni-Dämonen" dar, die ihn flankierend als Köpfe begleiten. Die Maske wird bei Krankheits- und Heilungsritualen und Bannungszeremonien getragen.

 Schloss Trautenfels, August 2022

Ratten - Überträger der Pest
Die Hausratte Rattus rattus stammt ursprünglich aus Süd- und Ostasien und verbreitete sich durch die Schifffahrt auf der ganzen Welt. Heute kommt die Hausratte vorzugsweise in Küstenregionen und den Tropen vor. Die Hausratte ähnelt in ihrem Aussehen sehr der Wanderratte, ihr Schwanz ist aber länger als der eigene Körper (bei Wanderratte kürzer), der Körper zierlicher und kleiner (Wanderratte mit wuchtigerem Körper). Hausratten haben meistens ein eher graues Fell (Wanderratten eher bräunlich/rötlich). Sie ernähren sich hauptsächlich von Pflanzen, Samen und Früchten, nehmen aber auch Fleisch von Jungvögeln, Mäusen oder Fischen an. Von Natur aus sind Hausratten sowohl tag- als auch nachtaktiv. In Europa sind die Bestände der Hausratte zusehends durch die Ausbreitung der größeren Wanderratte bedroht. Die Hausratte gilt als Überträgerin der Pest, da der Rattenfloh, der den Pesterreger Yersinia pestis in sich trägt, von ihr auch auf den Menschen wechselt.

Die Wanderratte Rattus norvegicus stammt ursprünglich aus Nordchina und wurde von dort per Schifffahrt über den gesamten Globus verbreitet, fühlt sich aber in gemäßigtem Klima besonders wohl. Wanderratten sind stark an menschlich überprägte Gebiete gebunden (Abwasserkanäle, Mülldeponien, Lagerhäuser, Ställe). Die Wanderratte überträgt ebenso wie die Hausratte für Menschen gefährliche Pathogene wie Leptospiren, Seoul-Virus, murinen Typhus oder Pest.

Beide Rattenarten verursachen teilweise immense wirtschaftliche Schäden. Alleine die durch Ratten verursachten Ernteverluste beim traditionellen Reisanbau in Süd- und Südostasien könnten mehr als 180 Millionen Menschen ernähren. In den USA wird der jährliche Schaden durch Ernteverlust und -kontamination durch Ratten auf 19 Milliarden Dollar geschätzt.

Die Pest war ursprünglich als endemische Krankheit im Orient und in Innerasien verbreitet. Auf Schiffen und mit Händlern auf dem Landweg gelangte der Erreger als blinder Passagier auf den euro- päischen Kontinent. Längs der Handelsrouten kam der "Schwarze Tod" von Südosteuropa in die Steier- mark, erstmals massiv 1348/1349, dann 1478 bis 1482, 1680/1681 und zuletzt von 1713 bis 1716. Das Ennstal wurde vor allem um 1480 und 1680 bis 1681 heimgesucht. Ein letztes größeres Aufflackern der Pest 1713 bis 1716 betraf vor allem das obere Ennstal, da die Seuche vom Murtal ausgehend über die Tauern sich in den Raum zwischen Gröbming und Schladming ausgebreitet hatte.

 Schloss Trautenfels, August 2022

Der heilige Sebastian gilt als einer der beliebtesten Heiligen bei Not und Krankheit. Der Offizier der römischen kaiserlichen Garde und bekennende Christ wurde im 3. Jahrhundert mit Pfeilen gemartert und später erschlagen. Meist wird er als ein von Pfeilen durchbohrter, an einen Baum gefesselter Jüngling dargestellt. Bereits in der Ilias von Homer wird beschrieben, wie der zornige Gott Apoll mit Pfeilen frevelnde Krieger tötet. Diese Verknüpfung von Pfeil und Tod hat im Mittelalter im christlichen Denken Eingang gefunden. Auch im Landplagenbild von 1485 bringt Gottvater mittels Pfeilen Unglück über das Land. Die Vorstellung, dass Pfeile die Pest und den Tod bringen, ist auf den heiligen Sebastian übertragen worden, was bis ins 18. Jahrhundert seine Verehrung stark beförderte.

Der Sebastianikult dürfte Ende des 15. Jahrhunderts im Admonttal Fuß gefasst haben, eine Wallfahrtskapelle in Weng bei Admont entstand. Als nach Errichtung dieser Kapelle eine Pestepidemie erlosch, sprach man einer Wallfahrt nach Weng besondere Wirkung zu. Der Festtag des heiligen Sebastian am 20. Jänner wurde und wird noch heute mit einer feierlichen Weinsegnung begangen. Der Pfarrer tauchte früher einen kleinen Sebastianipfeil in die geöffnete Weinflasche, heute berührt er mit dem Pfeil die verschlossene Flasche. Die Wirkung bleibt dieselbe, der Wein kann für Krankheitsfälle aufbewahrt und dann getrunken werden.

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Dr. Herbert und Dr.in Anny Greiner
Bereits ab Jahresbeginn 1945 lebte Dr. Greiner mit seiner Familie aufgrund einer Verfügung der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) im obersteirischen St. Gallen. Da es weder in der Gemeinde St. Gallen noch in Weißenbach/Enns einen Arzt gab, wurde das Ehepaar gebeten, hier eine Ordination zu eröffnen. Eine Tätigkeit Dr. Herbert Greiners als praktischer Arzt war jedoch erst nach Erlangen der österreichischen Staatsbürgerschaft möglich, am 7. Oktober 1948 wurde der entsprechende Passus im Promotionsprotokoll gestrichen. 1949 erhielt er die Stelle eines Distriktsarztes in St. Gallen. Das Ehepaar Greiner bot in der gemeinsamen Praxis ein umfangreiches Service von Hausapotheke, Labor, Physiotherapie, Ultraschall und auch Röntgenuntersuchungen an. 1978 übernahm Dr. Anny Greiner die Distriktsarztstelle und war bis 2002 noch für ihre Patient*innen tätig.

Die Praxis von Dr. Greiner in St. Gallen war erstaunlich gut ausgestattet, sie verfügte sogar über einen Röntgenapparat. Über die Herkunft ihrer Ausstattung gibt es zwei unterschiedliche Überlieferungen: Laut Bericht der Familie musste die Familie Greiner 1945 aufgrund der Kriegswirren Marburg verlassen und wurde nach St. Gallen (Obersteiermark) umquartiert. Aufgrund seiner Position in Marburg bekam Dr. Greiner einen Eisenbahnwaggon zur Verfügung gestellt, womit er die für ihn wertvollen medizinischen Geräte, wie z. B. auch den Röntgenapparat, nach St. Gallen transportieren konnte.
1946 wurde ein Gerichtsverfahren gegen Dr. Greiner wegen § 6 KVG (Kriegsverbrechergesetz, „Missbräuchliche Bereicherung“) angestrebt. Er wurde angeklagt, sich widerrechtlich Gegenstände aus dem Sanatorium in Maribor/Marburg sowie das Privatauto einer Ärztin, Frau Dr. Mila Kovac, angeeignet zu haben. Die Vorwürfe gegen Dr. Greiner konnten jedoch nicht bewiesen werden, das Verfahren wurde eingestellt.

 Schloss Trautenfels, August 2022

Erzherzog Johann von Österreich (1782-1859)
Nach Leopold Kupelwieser (1796-1862), Öl auf Metall, Schloss Trautenfels/UMJ

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Die Schlosskapelle
Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff erwarb Schloss Trautenfels im Jahr 1664 und ließ es in den nachfolgenden Jahren im Stil der Barockzeit umgestalten. Um 1670 kam es zur Errichtung der Schlosskapelle. Wie im Schloss wurden auch hier die Fresken von Carpoforo Tencalla und die Stuckarbeiten von Alessandro Serenio geschaffen.

Der Altar, ein Ädikula-Altar (lat. „kleines Haus"), ist eine Stiftung des Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff und in reduzierter Form erhalten. Zwei mit Weinlaub umrankte Säulen prägen den Altar. Diese tragen den Giebel mit dem Wappen der Familie Trauttmansdorff, das von zwei Engeln flankiert ist.
Das ursprünglich nicht für den Altarrahmen vorgesehene Bild mit der Schutzmantelmadonna der Skapulierbruderschaft wurde in den 1950er-Jahren anstelle eines größeren Madonnen-Gemäldes in den Altar eingebaut. Die Mensa (dat. 1774) und die seitlichen konsolenförmigen Kredenztische stammen aus dem 18. Jahrhundert.

Die übrige Ausstattung - das Gestühl, das angrenzende kleine Oratorium, Fenster und Türen - wurden Anfang des 20. Jahrhunderts im Stil des Barock "nachempfunden" und neugestaltet. Die Restaurierung des Altares wurde im Jahr 2019 von der Marktgemeinde Stainach-Pürgg finanziert und von Thomas Maderebner und Lisa Reischer ausgeführt.

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Deckenbilder mit Szenen aus dem Marienleben:
Heilige Familie - Verkündigung - Tempelgang
Johannes - Heimsuchung - Lukas

 Schloss Trautenfels, August 2022

Johann Jakob und Johann Baptist Raunacher Schutzmantelmadonna, um 1755
Alte Galerie, Universalmuseum Joanneum

Das Altarblatt zeigt Mitglieder der sogenannten Skapulierbruderschaft in Verehrung der Muttergottes, die schützend ihren Mantel um sie gebreitet hat. Hier sind es Mitglieder einer religiösen Bruderschaft, in der (später aufgebrachten) Inschrift beschrieben als "Christliche Verbindnis Marianischer Brüder und Schwestern der Hochlöblichen Erzbruderschaft des Hl. Scapulirs für dero abgelebten Seelen im Fegefeuer", die sich dem Dienst an der Muttergottes, im Besonderen der hl. Maria vom Berge Karmel, verlobt hatten. Auch sie entstammen unterschiedlichen, aber nicht mehr allen Ständen, wie in der ursprünglichen Bildformel. Sie alle tragen das sogenannte „kleine oder braune Skapulier" um den Hals, zwei Stoffblättchen mit den Bildern von Jesus und Maria, die mit Bändern verbunden auf der Brust bzw. auf dem Rücken getragen werden. Maria erscheint im schlichten Ordenshabitat der Unbeschuhten Karmeliterinnen und trägt das "große Skapulier", einen offenen Überwurf, der hier mit Goldborten gesäumt ist. Die Mitglieder der Skapulierbruderschaften fühlten sich der Gottesmutter in besonderer Weise verbunden und verpflichteten sich zu einem gottgefälligen Leben. Die Fürsprache Marias sollte die Skapulierträger entweder vor schwerer Sünde bewahren oder nach dem Tod aus dem Fegefeuer befreien.
Kleine Skapuliere werden bis heute von Gläubigen getragen. Das Skapulierfest für „Unsere Liebe Frau auf dem Berge Karmel" wird bis heute am 16. Juli begangen.

Konservatorische Maßnahmen erfolgten im Jahr 2019 in den zentralen Restaurierungswerkstätten des Universalmuseums Joanneum durch Barbara Molnár-Lang und Paul-Bernhard Eipper.

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Schloss Trautenfels steht als Wahrzeichen des mittleren Ennstales auf einem Felssporn am Fuße des Grimmings. Als Abteilung des 1811 von Erzherzog Johann gegründeten Joanneums gehört Schloss Trautenfels zu den jüngsten Häusern des ältesten und zweitgrößten Museums in Österreich, das sich seit 2009 Universalmuseum Joanneum nennt. Schloss Trautenfels steht für die Kultur- und Naturgeschichte des Bezirkes Liezen und wird wegen der Vielschichtigkeit von Sammlung, Themenschwerpunkten und Sonderausstellungen auch als „Joanneum im Kleinen“ bezeichnet.

 Schloss Trautenfels, August 2022

Schloss Trautenfels, eine Abteilung des Universalmuseums Joanneum (UMJ), steht als vielschichtiger Kunst- und Kulturstandort für die Geschichte, Kultur und Natur des Bezirkes Liezen, dessen Sammlung über 40.000 Objekte umfasst. Auseinandersetzungen mit regionsspezifischen Themen führen zu Kontexten auf nationaler und internationaler Ebene.

 Schloss Trautenfels, August 2022




Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: