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Entdecken Sie das älteste Kloster des Waldviertels! Bei einem Rundgang werden der romanisch-gotische Kreuzgang mit Brunnenhaus und Kapitelsaal sowie die ältesten Räume des Klosters im Untergeschoß und die Gärten gezeigt. Sehenswert sind auch die Stiftskirche und die Barockbibliothek.

Stift Zwettl (lateinisch Abbatia B. M. V. de Clara Valle in Austria)
ist eine Zisterzienserabtei im Waldviertel in Niederösterreich. Es
besteht ohne Unterbrechung seit seiner Gründung im Jahr 1138 und ist
damit das drittälteste Zisterzienserkloster weltweit. Das Kloster mit
der Stiftskirche liegt unweit der gleichnamigen Stadt Zwettl. Der
Klosterbau wurde in einer Flussschleife des Kamps errichtet.

Das Kloster, 1138 vom Kuenringer Hadmar I. als erste Tochtergründung
von Stift Heiligenkreuz aus gestiftet, gehörte der Filiation der
Primarabtei des Klosters Morimond an. König Konrad III. bestätigte in
einer Urkunde vom Oktober 1139 die von Hadmar gestiftete
Grundherrschaft und gewährte dem Kloster Schutz und Freiheit von jeder
Vogtei. 1159 wurde die Stiftskirche geweiht.

Pforte im Prälatenhof

Kampgarten

Es steht das Kreuz
Seit dem Opfertod Christi steht das Kreuz als Zeichen des christlichen
Bekenntnisses und der christlichen Religion. Wir tragen es als Zeugnis
unseres Glaubens, dass Christus in die Welt gekommen ist, um uns durch
seinen Tod am Kreuz zu erlösen. Wir setzen das Kreuz an den Wegrand,
hängen es in die Kirchen, tragen es auf der Brust und bekreuzigen uns;
das Kreuz begleitet uns auf dem ganzen Lebensweg. Als Grabkreuz führt
es uns über den Tod hinaus und bezeugt unsere Hoffnung, dass wir nach
dem Tod in die ewige Herrlichkeit eingehen.

Dormitorium

Necessarium - Romanische Latrinenanlage aus dem 12. Jahrhundert

Die Stiftung des Kreuzgangs im Zisterzienserkloster Zwettl geht nach
dem Zwettler Stifterbuch auf Hademar II. von Kuenring (gest. 1217)
zurück. Die Erbauung erfolgte nach der gleichen Quelle unter Abt
Marquard, der dem Kloster von 1204 bis 1227 vorstand. Die vierflügelige
Anlage wurde anstelle eines Vorgängerbaues aus dem 12. Jahrhundert
zwischen die bestehenden Baulichkeiten um den Klosterhof (Klosterkirche
im Norden, Kapitelhaus im Osten, unteres Dormitorium im Süden und
Konversentrakt mit Pforte im Westen) eingebaut. Die Rücksichtnahme auf
die bestehenden Klostergebäude ergab trotz des Rechteckgrundrisses der
Anlage Schwierigkeiten bei der Einteilung der Gewölbejoche und führte
dazu, dass sowohl die von West nach Ost verlaufenden Gänge als auch die
von Nord nach Süd führenden eine ungleiche Jochzahl aufweisen: Der
Nordflügel und der Ostflügel besitzen jeweils sieben, der Westgang acht
Gewölbejoche.

„Was verlangt also das Euch überlieferte Erbe von Euch? Nun, Ihr
wisst das sehr wohl: dass Ihr eine enge und beharrliche Verbindung
mit Gott unterhaltet; dass Ihr das Evangelium in die Herzen
säet; dass Ihr nach der Schlichtheit der Benediktus-Regel lebt.
Dies gelte von der Beobachtung der heiligen
Gesetzesvorschriften, von der Forderung der Schönheit der
Liturgie, vom Streben nach der wahren Armut Jesu Christi, von der
Handarbeit für den eigenen Lebensunterhalt und die
Wohltätigkeit an den Armen.“ (Papst Paul VI.).

Die Zisterzienser sind im 11. Jahrhundert aus einer Reformbewegung der Benediktiner hervorgegangen.

1138 legte Hadmar I. von Kuenring mit seiner Stiftung den Grund
für die Ansiedlung der Zisterzienser im Nordwald. Mönche aus
Stift Heiligenkreuz errichten am Kamp die ersten
Klostergebäude und beginnen das klösterliche Leben. Mit
großem Geschick errichteten sie die mittelalterlichen
Gebäude des Stifts und schufen mit der Kultivierung des Landes
die wirtschaftliche Basis. 1159 konnte die erste Klosterkirche
geweiht werden

Das Leben in einem mittelalterlichen Kloster lässt sich beim
Rundgang durch Kreuzgang, Kapitelsaal, Dormitorium und
Necessarium nachvollziehen. Nicht nur die Klostermauern
vermitteln Lebenswirklichkeiten aus dem 12. Jahrhundert, auch
die typisch „zisterziensische“ Lage des Klosters am Fluss und
inmitten der Natur ist durch die Wegführung zu erleben.

Man legte auf das in der Ordensregel geforderte Gleichgewicht
zwischen Gebet, geistlicher Lesung und Handarbeit Wert. Die
starke Verankerung von Land- und Forstwirtschaft – im
Waldviertel auch der Fischzucht – liegt hier begründet. Im Lauf
der Jahrhunderte entwickelten sich die Zisterzienser in
Österreich zu einem Priesterorden.
Heute wirken die Zwettler Mönche in erster Linie als Seelsorger
und nehmen den Bildungsauftrag im Schulunterricht und in der
Erwachsenenbildung wahr.

Die romanische Kirche wurde im 14. Jh., einer Zeit kultureller
Blüte, durch einen gotischen Kirchenbau ersetzt. Im Zuge der
politischen Verhältnisse (Kriege und Reformation) des 15.
und 16. Jh. kam es zum Niedergang des Klosters. Ab Mitte des 16.
Jh. setzte jedoch eine Periode der Erneuerung ein, das Kloster
gelangte unter der Regierung tüchtiger Äbte, die die
religiösen und wirtschaftlichen Verhältnisse ordneten, zu
neuer Blüte. Vor allem die Barockzeit ist es, in der die
Stiftsgebäude unter Abt Melchior Zaunagg vollkommen
umgestaltet werden. Die Kirche wird fertiggestellt und im
Innern kostbar ausgestattet. Mit dem Kirchturm erhält das Stift
sein unverkennbares Wahrzeichen. Joseph Munggenast und Paul
Troger gestalten den barocken Bibliothekssaal.

Gegen Ende des 18. Jh. erfolgt unter politischem Druck eine
weitgehende Veränderung des klösterlichen Leben, die Mönche
wenden sich vermehrt der Seelsorge in den anvertrauten 15
Pfarren zu. Das 19. Jh. war auch in Zwettl eine Zeit der Erneuerung
des klösterlichen Lebens, neben der Seelsorge versuchte man
sich auch mit der Gründung eines Gymnasium, was allerdings
scheiterte.

Im 20. Jh. übersteht das Stift die beiden Weltkriege und die
NS-Zeit unbeschadet. Mit der Gründung des Bildungshauses in den
1920er-Jahren und der HLUW Yspertal als „Projekt für die Zukunft“
entstehen neue Arbeitsfelder in der Seelsorge. Umfangreiche
Renovierungsarbeiten die mit der Kirchenrenovierung 2013
ihren Abschluss finden lassen das Stift in neuem Glanz erstrahlen.


Unterkirche

1427 wurde das Stift in der Schlacht bei Zwettl durch Hussiten unter
Andreas Prokop großteils zerstört. Nach und nach erholte sich das
Kloster und die umgebende Grundherrschaft erbuntertäniger Bauern; etwa
1490 wurde die prächtige gotische Stiftskirche fertiggestellt. 1544
wurde die erste Orgel von Jakob Künigswerth installiert.


Im 18. Jahrhundert erfuhr die Klosteranlage eine weitreichende
Barockisierung; einige Arbeiten des Bildhauers Mathias Sturmberger
blieben erhalten. Vor allem wurde die barocke Westturmfassade von
Joseph Munggenast nach Plänen von Matthias Steinl errichtet. Der Turm
ist mit 82 Metern Höhe der zweithöchste Turm Niederösterreichs.

Der in Terrassen angelegte Grünraum zeigt unterschiedliche
Konzepte: ein Garten nach Hildegard von Bingen, ein
Schutzengelgarten, ein Kräutergarten und der Naschgarten. Die
„grüne“ Tour führt vom Lindenhof zum Prälatengarten, der früher
nur dem Abt und seinen Gästen vorbehalten war. Heute steht er
allen offen und lädt mit seiner Bepflanzung nach barockem
Vorbild zum Sinneserlebnis ein. In dieser Oase können sich
unsere BesucherInnen auf Liegestühlen niederlassen und den
einmaligen Blick auf den granitgrauen Zwettler Stiftsturm
bestaunen. Der Abschluss der Garten- und Höfetour ist im
Abteihof mit mediterranem Flair.

Von besonderer kunsthistorischer Bedeutung ist der spätromanische bzw.
frühgotische Kreuzgang, der den Kreuzgangsinnenhof einschließt. Dieser
Kreuzganghof versinnbildlicht – wie alle klösterlichen Kreuzganggärten
– das Paradies. Weitere Gärten sind der nach Art der italienischen
Palastarchitektur erbaute Abteihof und der Garten der Prälatur, ein
neobarocker Ziergarten nach englischem Vorbild. Bedeutsam sind weiters
das frühgotische Brunnenhaus und der romanische Kapitelsaal mit
beeindruckender Einsäulenarchitektur.

Brunnenhaus

Die Neugestaltung der Schatzkammer erfolgte im Jubiläumsjahr 2013.
Abtstab, Südeuropa, um 1250
Elfenbein mit Fassungsesten - barock ergänzt mit gefassten Glassteinen und Figurengruppe

Ciborium, Österreich (?), 1. Hälfte 14. Jahrhundert, Kupfer, getrieben und graviert, vergoldet
Messkelch in gotisierender Form mit Patene, Süddeutsch, datiert „1626", Kupfer, getrieben und graviert, vergoldet

Reliquienkreuz, sogenanntes „Zwettler Kreuz", Salzburg, um 1220/30
Silber, teilweise vergoldet, getrieben, graviert und punziert;
Filigran- und Halbedelsteinschmuck (10.-12. Jahrhundert) – Glassteine
und Kartuschen um 1653, Christusfigur nach Vorbild 1771 ergänzt.

Kaselkreuz, Österreichisch, um 1500
Gold- und Silberstickerei, Nadelmalerei in Seide auf Leinen

Liber fundatorum et benefactorum Zwettlensis monasterii, sogenannte „Bärenhaut"
Werkstätte der „Klosterneuburger Bibel", Zwettl zwischen 1310/11 und 1320
195 Blätter mit Deckfarbenmalereien bzw. Vorzeichnungen; Originaleinband mit Messingbeschlägen
Das Stifterbuch des Klosters Zwettl, genannt Bärenhaut, lateinisch
Liber fundatorum zwetlensis monasterii, ist eine Handschrift, die zu
Beginn des 14. Jahrhunderts im Kloster Zwettl entstand. Neben diversen
literarischen und historischen Texten in lateinischer und
mittelhochdeutscher Sprache enthält sie hauptsächlich Abschriften von
Urkunden, die das Kloster Zwettl betreffen, sowie ein Urbar des
Klosters. Sie ist eine der wichtigsten Quellen für die Geschichte
Niederösterreichs im 13. und 14. Jahrhundert. Die Handschrift wird im
Stift Zwettl aufbewahrt (Signatur: Hs. 2/1).
Der prächtige Kuenringer-Stammbaum
ist die bekannteste Miniatur der „Bärenhaut“. In vier horizontalen
Streifen befinden sich 11 Medaillons auf Goldgrund mit roten und blauen
Rahmen.
Im obersten Streifen
befinden sich zwei große Rundmedaillons. Das linke zeigt Azzo, den
Stammvater der Kuenringer, gemeinsam mit drei Knappen. Das rechte zeigt
die beiden Babenberger Erzbischof Poppo von Trier und Markgraf Leopold
von Österreich (gemeint ist vermutlich Leopold II.), fälschlicherweise
als Brüder bezeichnet: Poppo archepiscopus Treverensis. Leopoldus
marchio Austrie. Duo fratres. Poppo weist auf ein Spruchband, das
kopfüber die Inschrift enthält: Ich enphfilich dier Atzen den lieben
Oheim mein. Der schol dier enphfolhen sein.
Der zweite Streifen enthält drei Medaillons mit Porträts der drei Söhne Azzos, Anshalm, Nizzo und Albero.
In den vier Medaillons im dritten Streifen
befinden sich links Hadmar I., der Sohn Nizzos, und seine Gattin
Gertrud. Gemeinsam halten sie ein Modell der Klosterkirche Zwettl.
Hadmar wird als frommer Stifter bezeichnet: pius fundator monasterii
zwetlensis. Die beiden rechten Medaillons zeigen einen weiteren Sohn
Nizzos, den Zwettler Pfarrer Pilgrim, und Alberos Sohn Albero III.
Der vierte Streifen
enthält links zwei Wappenschilde: Das erste ist von Schwarz und Gold
geteilt und von Sahsen beschriftet, das rechte von dem Achkswald,
freischwebende Axt über Dreibergen. Rechts befinden sich zwei
Medaillons mit Porträts der Kinder Albero III., Hadmar II. und Gisela
von Sonnberg.

Relief „Martyrium der hl. Agathe", Donauschule, um 1530/50, Holz farbig gefasst (Fassung stark erneuert)

Reliquienkreuz, sogenanntes „Agnes-Kreuz", Wien (?), um 1330/50
Silber, Grubenschmelz und Kupfer vergoldet - Vorderseite und Holzsockel im 17. Jahrhundert ergänzt

Madonna mit Kind, Frankreich, vor 1258 (?)
Elfenbein, partiell farbig gefasst - neuzeitlich auf schwarzem Holzsockel mit Relieffragmenten montiert

Die in einem zweifachen Schwung hochaufragende dreigeschoßige
Turmfassade der Stiftskirche von Zwettl stellt eine der bedeutendsten
Fassadenlösungen des österreichischen Hochbarock dar. Nach einem
Entwurf und Modell Mathias Steinls wurde sie von 1722 bis 1728 in etwas
abgeänderter Form von Josef Munggenast ausgeführt.
Ins Auge fallen dabei sofort die unverputzt gelassenen Granitquader und
der sich optisch stark davon abhebende weiß gefasste Figurenschmuck.
Die Skulpturen wurden von einem Zwettler Laienbruder geschaffen. Der
dreiachsige Fassadenspiegel entspricht der architektonischen Aufteilung
des dahinter liegenden gotischen Hallenraumes und wird durch
schräggestellte korinthische Pilaster gegliedert. Zwei leicht
zurückgenommene, schmälere Wandfelder flankieren den leicht
vorschwingenden Mittelteil der Fassade. Über dem dreiteiligen Gebälk
mit ausladendem Gesims und Attikazone sitzt der ebenfalls dreiteilige
und von Voluten flankierte Giebelaufsatz. Die Fassade, noch mehr jedoch
das Modell, weist starke Ähnlichkeiten mit der von Mathias Steinl in
den Jahren 1693 bis 1699 ausgeführten Turmfassade der Pfarrkirche von
Laxenburg auf.

In „Granit pur“ zeigt sich die hochgotische Stiftskirche von
außen. In ihrem Inneren dominieren der mächtige Hochaltar,
16 Seitenaltäre, das Chorgestühl mit kunstvollen
Holzeinlegearbeiten und die bekannte Egedacher-Orgel in
ihrer barocken Pracht. Der romanisch- gotische Kreuzgang ist
der einzig vollständig erhaltene außerhalb Frankreichs.


In den Jahren 1728 bis 1731 konzipierte Johann Ignaz Egedacher aus
Passau die berühmte Orgel, die zu den größten Orgelprojekten in Wien
und Niederösterreich zählt.

Die heutige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt ist eine dreischiffige
gotische Hallenkirche mit Umgangschor und Kapellenkranz. Dieses
Hauptwerk der österreichischen Hochgotik stammt aus dem 14.
Jahrhundert. Es wird das kathedrale Grundrissschema der französischen
Zisterzienserarchitektur aus dem 12. Jahrhundert hier erstmals mit
einem Hallenaufriss verbunden. Die barocke Fassade der Kirche ist ein
Hauptwerk Matthias Steinls. Die Umrisse der 1159 geweihten romanischen
Stiftskirche konnten in den 1970er Jahren teilweise ergraben werden. Ab
dem Jahr 1341 gibt es verschiedene Stiftungen für den Neubau des
Chores, Ludwig von Öttingen legte 1343 den Grundstein. Vermutlich
aufgrund der damals grassierenden Pest konnten die Bauarbeiten erst
nach 1360 abgeschlossen werden.

Nachdem in den folgenden Jahrhunderten keine tiefgreifenden
Umgestaltungen vorgenommen worden waren, erfolgte unter Abt Melchior
Zaunagg ab 1722 der hochbarocke Umbau der Stiftskirche und die
bemerkenswerte einheitliche barocke Ausstattung. Im Chor befindet sich
eine außergewöhnlich reiche, den gesamten Chorraum bis zu den östlichen
Langhausjochen in ein Gesamtkonzept einbindende hochbarocke
Einrichtung, deren Prunkstück zweifellos der Hochaltar ist. Die
Ausstattung erfolgte unter Beteiligung von Mathias Steinl, Josef
Munggenast, Josef Mathias Götz, Jakob Schletterer, Martino Altomonte,
Paul Troger, u.a. Für den Hochaltar schuf Mathias Steinl 1726 ein
Modell, das in einer Variation von Josef Munggenast ab 1731
verwirklicht wurde. Der Altar aus rotem und grauem Marmor mit weiß
gefassten Skulpturen nimmt die gesamte Höhe des Chores ein und schirmt
diesen gegen den Umgang ab. Das reiche zwischen den Vierungspfeilern
eingestellte Chorgestühl von 1728 ist ein Werk Zwettler Laienbrüder.

Die Chororgel wurde 1726–1727 Johann Dejobe (auch Johann de Moyse
genannt) erbaut. 1982 wurde sie von Gerhard Hradetzky vollständig
erneuert und weist jetzt 20 Register auf zwei Manualen und Pedal auf,
wobei das sog. Echowerk und das vierstimmige Pedal in einem
aufgelassenen Beichtstuhl untergebracht sind.

1728–1731 baute Johann Ignaz Egedacher die große und kostspielige
Orgel. Aufgrund der beengten Verhältnisse auf der Westempore brachte
Egedacher die Register des Pedals in einem zweiteiligen Gehäuse neben
dem Fenster unter und integrierte die anderen Werke links und rechts
vom Spieltisch in die Emporenbrüstung. Die Klangkonzeption der ersten
beiden Manualwerke und des Pedals spiegelt die klassische
süddeutsch-österreichische Orgelbaukunst wider. Hingegen wird durch das
Brustwerk der Klangreichtum der Orgel durch einige galante Register
erweitert, aufgeteilt in Bass/Diskant.

Unter Abt Melchior Zaunagg (1706-1747) wurde die Stiftskirche Zwettl
entsprechend den Ansprüchen barocker Repräsentation umgestaltet, wobei
man das Langhaus bewussst in gotischem Stil nach Westen fortsetzte und
den gotischen Umgangschor für eine szenisch angeordnete Abfolge von
Altären nützte. Die lange Entstehungsgeschichte des Hochaltares ist gut
dokumentiert. 1722 lieferte Matthias Steinl nicht nur den grundlegenden
Entwurf für die Einturmfassade, sondern auch die erste Idee für den
Hochaltar, die sich in einer Federzeichnung erhalten hat.
Nach dem Tod Steinls zeigt eine Bleistiftzeichnung des Goldschmiedes
Johann Känischbauer von 1729 die Weiterentwicklung des Konzepts.
Anstelle des Altarbilds ist ein plastisches Szenarium getreten, das
sich nun in einer apsidial gerundeten Viersäulenarchitektur mit
Pfeilerrücklagen, vergitterten Interkolumnien und zeitgemäßer Wiener
Bandlwerkornamentik abspielt. Die gestikulierenden Apostelgruppen
beziehen sich nicht nur auf die im Altarauszug erscheinende plastische
Gruppe der Himmelfahrt und Krönung Mariens, sondern auch auf das
mystische Geschehen rund um den Tabernakel, der als Rauchopferaltar
gestaltet ist und auf dem sich die Epiphanie des Göttlichen vollzieht:
"sub lege" als Auge Gottes, darüber "sub gratia" im Kruzifix des
grünenden Eichenbaumes der Gründungslegende.
Mit der Ausführung wurde 1731 Josef Matthias Götz aus Passau
beauftragt. Götz führte noch zwei Prophetenfiguren ein. Am ausgeführten
Altar lösen sich Moses und Johannes der Täufer von der
Tabernakelgruppe. Auf eigenen Konsolen an den gotischen
Presbyteriumspfeilern angebracht, vermitteln sie durch ihre verehrende
und hinweisende Gestik zum Mysterium des "Theatrum sacrum".

Stift Zwettl,Stiftskirche Mariae Himmelfahrt, Hochaltar, ab 1731
errichtet, unter der Beteiligung von Mathias Steinl, Josef Munggenast
und Josef Maria Götz





Gotische Madonna am Bernardialtar
Der Altar entspricht dem Patrozinium der Privatkapelle des damaligen
Abtes von Zwettl, die dem hl. Bernhard geweiht war. Jörg Breu d.Ä.
malte ihn während seines Aufenthaltes in Österreich, als er in einer
Werkstattt in Krems arbeitete (ca. 1500-1502). Im Altarschrein thront
in der Mitte Maria mit dem Kind, zu ihrer Seite stehen die Heiligen
Bernhard und Benedikt. Die Malereien zum Leben des hl. Bernhard von
Clairvaux, dem Gründer des Zisterzienserordens, stehen im ins
Karikaturhafte gesteigerten Ausdruck der Figuren den Werken des zu
dieser Zeit in Wien arbeitenden Lucas Cranach d.Ä. nahe. Diese
Expressivität wiederholt sich in den bewegten Umrissen der Landschaft,
die vom dekorativen Hintergrund zum Bedeutungsträger avanciert. Diese
Beobachtungen sind Teil der Charakteristika der so genannten
Donauschule.
















Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: