Zisterzienserstift Zwettl

Zwettl-Niederösterreich, Juni 2023

Entdecken Sie das älteste Kloster des Waldviertels! Bei einem Rundgang werden der romanisch-gotische Kreuzgang mit Brunnenhaus und Kapitelsaal sowie die ältesten Räume des Klosters im Untergeschoß und die Gärten gezeigt. Sehenswert sind auch die Stiftskirche und die Barockbibliothek.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Stift Zwettl (lateinisch Abbatia B. M. V. de Clara Valle in Austria) ist eine Zisterzienserabtei im Waldviertel in Niederösterreich. Es besteht ohne Unterbrechung seit seiner Gründung im Jahr 1138 und ist damit das drittälteste Zisterzienserkloster weltweit. Das Kloster mit der Stiftskirche liegt unweit der gleichnamigen Stadt Zwettl. Der Klosterbau wurde in einer Flussschleife des Kamps errichtet.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Das Kloster, 1138 vom Kuenringer Hadmar I. als erste Tochtergründung von Stift Heiligenkreuz aus gestiftet, gehörte der Filiation der Primarabtei des Klosters Morimond an. König Konrad III. bestätigte in einer Urkunde vom Oktober 1139 die von Hadmar gestiftete Grundherrschaft und gewährte dem Kloster Schutz und Freiheit von jeder Vogtei. 1159 wurde die Stiftskirche geweiht.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Pforte im Prälatenhof

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Kampgarten

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Es steht das Kreuz
Seit dem Opfertod Christi steht das Kreuz als Zeichen des christlichen Bekenntnisses und der christlichen Religion. Wir tragen es als Zeugnis unseres Glaubens, dass Christus in die Welt gekommen ist, um uns durch seinen Tod am Kreuz zu erlösen. Wir setzen das Kreuz an den Wegrand, hängen es in die Kirchen, tragen es auf der Brust und bekreuzigen uns; das Kreuz begleitet uns auf dem ganzen Lebensweg. Als Grabkreuz führt es uns über den Tod hinaus und bezeugt unsere Hoffnung, dass wir nach dem Tod in die ewige Herrlichkeit eingehen.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Dormitorium

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Necessarium - Romanische Latrinenanlage aus dem 12. Jahrhundert

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Die Stiftung des Kreuzgangs im Zisterzienserkloster Zwettl geht nach dem Zwettler Stifterbuch auf Hademar II. von Kuenring (gest. 1217) zurück. Die Erbauung erfolgte nach der gleichen Quelle unter Abt Marquard, der dem Kloster von 1204 bis 1227 vorstand. Die vierflügelige Anlage wurde anstelle eines Vorgängerbaues aus dem 12. Jahrhundert zwischen die bestehenden Baulichkeiten um den Klosterhof (Klosterkirche im Norden, Kapitelhaus im Osten, unteres Dormitorium im Süden und Konversentrakt mit Pforte im Westen) eingebaut. Die Rücksichtnahme auf die bestehenden Klostergebäude ergab trotz des Rechteckgrundrisses der Anlage Schwierigkeiten bei der Einteilung der Gewölbejoche und führte dazu, dass sowohl die von West nach Ost verlaufenden Gänge als auch die von Nord nach Süd führenden eine ungleiche Jochzahl aufweisen: Der Nordflügel und der Ostflügel besitzen jeweils sieben, der Westgang acht Gewölbejoche.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

„Was ver­langt also das Euch über­lie­fer­te Erbe von Euch? Nun, Ihr wisst das sehr wohl: dass Ihr eine enge und be­harr­li­che Ver­bin­dung mit Gott un­ter­hal­tet; dass Ihr das Evan­ge­li­um in die Her­zen säet; dass Ihr nach der Schlicht­heit der Be­ne­dik­tus-Re­gel lebt. Dies gel­te von der Be­ob­ach­tung der hei­li­gen Ge­set­zes­vor­schrif­ten, von der For­de­rung der Schön­heit der Lit­ur­gie, vom Stre­ben nach der wah­ren Ar­mut Jesu Chris­ti, von der Hand­ar­beit für den ei­ge­nen Le­bens­un­ter­halt und die Wohl­tä­tig­keit an den Ar­men.“ (Papst Paul VI.).

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Die Zisterzienser sind im 11. Jahrhundert aus einer Reformbewegung der Benediktiner hervorgegangen.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

1138 leg­te Had­mar I. von Kuen­ring mit sei­ner Stif­tung den Grund für die An­sied­lung der Zis­ter­zi­en­ser im Nord­wald. Mön­che aus Stift Hei­li­gen­kreuz er­rich­ten am Kamp die ers­ten Klos­ter­ge­bäu­de und be­gin­nen das klös­ter­li­che Le­ben. Mit gro­ßem Ge­schick er­rich­te­ten sie die mit­tel­al­ter­li­chen Ge­bäu­de des Stifts und schu­fen mit der Kul­ti­vie­rung des Lan­des die wirt­schaft­li­che Ba­sis. 1159 konn­te die ers­te Klos­ter­kir­che ge­weiht werden

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Das Le­ben in ei­nem mit­tel­al­ter­li­chen Klos­ter lässt sich beim Rund­gang durch Kreuz­gang, Ka­pi­tel­saal, Dor­mi­t­ori­um und Ne­ces­sa­ri­um nach­voll­zie­hen. Nicht nur die Klos­ter­mau­ern ver­mit­teln Le­bens­wirk­lich­kei­ten aus dem 12. Jahr­hun­dert, auch die ty­pisch „zis­ter­zi­en­si­sche“ Lage des Klos­ters am Fluss und in­mit­ten der Na­tur ist durch die Weg­füh­rung zu erleben.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Man leg­te auf das in der Or­dens­re­gel ge­for­der­te Gleich­ge­wicht zwi­schen Ge­bet, geist­li­cher Le­sung und Hand­ar­beit Wert. Die star­ke Ver­an­ke­rung von Land- und Forst­wirt­schaft – im Wald­vier­tel auch der Fisch­zucht – liegt hier be­grün­det. Im Lauf der Jahr­hun­der­te ent­wi­ckel­ten sich die Zis­ter­zi­en­ser in Ös­ter­reich zu ei­nem Pries­ter­or­den.
Heu­te wir­ken die Zwett­ler Mön­che in ers­ter Li­nie als Seel­sor­ger und neh­men den Bil­dungs­auf­trag im Schul­un­ter­richt und in der Er­wach­se­nen­bil­dung wahr.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Die ro­ma­ni­sche Kir­che wur­de im 14. Jh., ei­ner Zeit kul­tu­rel­ler Blü­te, durch ei­nen go­ti­schen Kir­chen­bau er­setzt. Im Zuge der po­li­ti­schen Ver­hält­nis­se (Krie­ge und Re­for­ma­ti­on) des 15. und 16. Jh. kam es zum Nie­der­gang des Klos­ters. Ab Mit­te des 16. Jh. setz­te je­doch eine Pe­ri­ode der Er­neue­rung ein, das Klos­ter ge­lang­te un­ter der Re­gie­rung tüch­ti­ger Äbte, die die re­li­giö­sen und wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se ord­ne­ten, zu neu­er Blü­te. Vor al­lem die Ba­rock­zeit ist es, in der die Stifts­ge­bäu­de un­ter Abt Mel­chi­or Zaun­agg voll­kom­men um­ge­stal­tet wer­den. Die Kir­che wird fer­tig­ge­stellt und im In­nern kost­bar aus­ge­stat­tet. Mit dem Kirch­turm er­hält das Stift sein un­ver­kenn­ba­res Wahr­zei­chen. Jo­seph Mung­gen­ast und Paul Tro­ger ge­stal­ten den ba­ro­cken Bibliothekssaal.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Ge­gen Ende des 18. Jh. er­folgt un­ter po­li­ti­schem Druck eine weit­ge­hen­de Ver­än­de­rung des klös­ter­li­chen Le­ben, die Mön­che wen­den sich ver­mehrt der Seel­sor­ge in den an­ver­trau­ten 15 Pfar­ren zu. Das 19. Jh. war auch in Zwettl eine Zeit der Er­neue­rung des klös­ter­li­chen Le­bens, ne­ben der Seel­sor­ge ver­such­te man sich auch mit der Grün­dung ei­nes Gym­na­si­um, was al­ler­dings scheiterte.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Im 20. Jh. über­steht das Stift die bei­den Welt­krie­ge und die NS-Zeit un­be­scha­det. Mit der Grün­dung des Bil­dungs­hau­ses in den 1920er-Jah­ren und der HLUW Ys­per­tal als „Pro­jekt für die Zu­kunft“ ent­ste­hen neue Ar­beits­fel­der in der Seel­sor­ge. Um­fang­rei­che Re­no­vie­rungs­ar­bei­ten die mit der Kir­chen­re­no­vie­rung 2013 ih­ren Ab­schluss fin­den las­sen das Stift in neu­em Glanz erstrahlen.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Unterkirche

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

1427 wurde das Stift in der Schlacht bei Zwettl durch Hussiten unter Andreas Prokop großteils zerstört. Nach und nach erholte sich das Kloster und die umgebende Grundherrschaft erbuntertäniger Bauern; etwa 1490 wurde die prächtige gotische Stiftskirche fertiggestellt. 1544 wurde die erste Orgel von Jakob Künigswerth installiert.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Im 18. Jahrhundert erfuhr die Klosteranlage eine weitreichende Barockisierung; einige Arbeiten des Bildhauers Mathias Sturmberger blieben erhalten. Vor allem wurde die barocke Westturmfassade von Joseph Munggenast nach Plänen von Matthias Steinl errichtet. Der Turm ist mit 82 Metern Höhe der zweithöchste Turm Niederösterreichs.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Der in Ter­ras­sen an­ge­leg­te Grün­raum zeigt un­ter­schied­li­che Kon­zep­te: ein Gar­ten nach Hil­de­gard von Bin­gen, ein Schutz­en­gel­gar­ten, ein Kräu­ter­gar­ten und der Nasch­gar­ten. Die „grü­ne“ Tour führt vom Lin­den­hof zum Prä­la­ten­gar­ten, der frü­her nur dem Abt und sei­nen Gäs­ten vor­be­hal­ten war. Heu­te steht er al­len of­fen und lädt mit sei­ner Be­pflan­zung nach ba­ro­ckem Vor­bild zum Sin­nes­er­leb­nis ein. In die­ser Oase kön­nen sich un­se­re Be­su­che­rIn­nen auf Lie­ge­stüh­len nie­der­las­sen und den ein­ma­li­gen Blick auf den gra­nit­grau­en Zwett­ler Stift­sturm be­stau­nen. Der Ab­schluss der Gar­ten- und Hö­fe­tour ist im Ab­tei­hof mit me­di­ter­ra­nem Flair.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Von besonderer kunsthistorischer Bedeutung ist der spätromanische bzw. frühgotische Kreuzgang, der den Kreuzgangsinnenhof einschließt. Dieser Kreuzganghof versinnbildlicht – wie alle klösterlichen Kreuzganggärten – das Paradies. Weitere Gärten sind der nach Art der italienischen Palastarchitektur erbaute Abteihof und der Garten der Prälatur, ein neobarocker Ziergarten nach englischem Vorbild. Bedeutsam sind weiters das frühgotische Brunnenhaus und der romanische Kapitelsaal mit beeindruckender Einsäulenarchitektur.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Brunnenhaus

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Die Neugestaltung der Schatzkammer erfolgte im Jubiläumsjahr 2013.

Abtstab, Südeuropa, um 1250
Elfenbein mit Fassungsesten - barock ergänzt mit gefassten Glassteinen und Figurengruppe

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Ciborium, Österreich (?), 1. Hälfte 14. Jahrhundert, Kupfer, getrieben und graviert, vergoldet
Messkelch in gotisierender Form mit Patene, Süddeutsch, datiert „1626", Kupfer, getrieben und graviert, vergoldet

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Reliquienkreuz, sogenanntes „Zwettler Kreuz", Salzburg, um 1220/30
Silber, teilweise vergoldet, getrieben, graviert und punziert; Filigran- und Halbedelsteinschmuck (10.-12. Jahrhundert) – Glassteine und Kartuschen um 1653, Christusfigur nach Vorbild 1771 ergänzt.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Kaselkreuz, Österreichisch, um 1500
Gold- und Silberstickerei, Nadelmalerei in Seide auf Leinen

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Liber fundatorum et benefactorum Zwettlensis monasterii, sogenannte „Bärenhaut"
Werkstätte der „Klosterneuburger Bibel", Zwettl zwischen 1310/11 und 1320
195 Blätter mit Deckfarbenmalereien bzw. Vorzeichnungen; Originaleinband mit Messingbeschlägen

Das Stifterbuch des Klosters Zwettl, genannt Bärenhaut, lateinisch Liber fundatorum zwetlensis monasterii, ist eine Handschrift, die zu Beginn des 14. Jahrhunderts im Kloster Zwettl entstand. Neben diversen literarischen und historischen Texten in lateinischer und mittelhochdeutscher Sprache enthält sie hauptsächlich Abschriften von Urkunden, die das Kloster Zwettl betreffen, sowie ein Urbar des Klosters. Sie ist eine der wichtigsten Quellen für die Geschichte Niederösterreichs im 13. und 14. Jahrhundert. Die Handschrift wird im Stift Zwettl aufbewahrt (Signatur: Hs. 2/1).

Der prächtige Kuenringer-Stammbaum ist die bekannteste Miniatur der „Bärenhaut“. In vier horizontalen Streifen befinden sich 11 Medaillons auf Goldgrund mit roten und blauen Rahmen.
 Im obersten Streifen befinden sich zwei große Rundmedaillons. Das linke zeigt Azzo, den Stammvater der Kuenringer, gemeinsam mit drei Knappen. Das rechte zeigt die beiden Babenberger Erzbischof Poppo von Trier und Markgraf Leopold von Österreich (gemeint ist vermutlich Leopold II.), fälschlicherweise als Brüder bezeichnet: Poppo archepiscopus Treverensis. Leopoldus marchio Austrie. Duo fratres. Poppo weist auf ein Spruchband, das kopfüber die Inschrift enthält: Ich enphfilich dier Atzen den lieben Oheim mein. Der schol dier enphfolhen sein.
 Der zweite Streifen enthält drei Medaillons mit Porträts der drei Söhne Azzos, Anshalm, Nizzo und Albero.
 In den vier Medaillons im dritten Streifen befinden sich links Hadmar I., der Sohn Nizzos, und seine Gattin Gertrud. Gemeinsam halten sie ein Modell der Klosterkirche Zwettl. Hadmar wird als frommer Stifter bezeichnet: pius fundator monasterii zwetlensis. Die beiden rechten Medaillons zeigen einen weiteren Sohn Nizzos, den Zwettler Pfarrer Pilgrim, und Alberos Sohn Albero III.
 Der vierte Streifen enthält links zwei Wappenschilde: Das erste ist von Schwarz und Gold geteilt und von Sahsen beschriftet, das rechte von dem Achkswald, freischwebende Axt über Dreibergen. Rechts befinden sich zwei Medaillons mit Porträts der Kinder Albero III., Hadmar II. und Gisela von Sonnberg.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Relief „Martyrium der hl. Agathe", Donauschule, um 1530/50, Holz farbig gefasst (Fassung stark erneuert)

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Reliquienkreuz, sogenanntes „Agnes-Kreuz", Wien (?), um 1330/50
Silber, Grubenschmelz und Kupfer vergoldet - Vorderseite und Holzsockel im 17. Jahrhundert ergänzt

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Madonna mit Kind, Frankreich, vor 1258 (?)
Elfenbein, partiell farbig gefasst - neuzeitlich auf schwarzem Holzsockel mit Relieffragmenten montiert

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Die in einem zweifachen Schwung hochaufragende dreigeschoßige Turmfassade der Stiftskirche von Zwettl stellt eine der bedeutendsten Fassadenlösungen des österreichischen Hochbarock dar. Nach einem Entwurf und Modell Mathias Steinls wurde sie von 1722 bis 1728 in etwas abgeänderter Form von Josef Munggenast ausgeführt.

Ins Auge fallen dabei sofort die unverputzt gelassenen Granitquader und der sich optisch stark davon abhebende weiß gefasste Figurenschmuck. Die Skulpturen wurden von einem Zwettler Laienbruder geschaffen. Der dreiachsige Fassadenspiegel entspricht der architektonischen Aufteilung des dahinter liegenden gotischen Hallenraumes und wird durch schräggestellte korinthische Pilaster gegliedert. Zwei leicht zurückgenommene, schmälere Wandfelder flankieren den leicht vorschwingenden Mittelteil der Fassade. Über dem dreiteiligen Gebälk mit ausladendem Gesims und Attikazone sitzt der ebenfalls dreiteilige und von Voluten flankierte Giebelaufsatz. Die Fassade, noch mehr jedoch das Modell, weist starke Ähnlichkeiten mit der von Mathias Steinl in den Jahren 1693 bis 1699 ausgeführten Turmfassade der Pfarrkirche von Laxenburg auf.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

In „Gra­nit pur“ zeigt sich die hoch­go­ti­sche Stifts­kir­che von au­ßen. In ih­rem In­ne­ren do­mi­nie­ren der mäch­ti­ge Hoch­al­tar, 16 Sei­ten­al­tä­re, das Chor­ge­stühl mit kunst­vol­len Holz­ein­le­ge­ar­bei­ten und die be­kann­te Ege­dach­er-Or­gel in ih­rer ba­ro­cken Pracht. Der ro­ma­nisch- go­ti­sche Kreuz­gang ist der ein­zig voll­stän­dig er­hal­te­ne au­ßer­halb Frank­reichs.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

In den Jahren 1728 bis 1731 konzipierte Johann Ignaz Egedacher aus Passau die berühmte Orgel, die zu den größten Orgelprojekten in Wien und Niederösterreich zählt.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Die heutige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt ist eine dreischiffige gotische Hallenkirche mit Umgangschor und Kapellenkranz. Dieses Hauptwerk der österreichischen Hochgotik stammt aus dem 14. Jahrhundert. Es wird das kathedrale Grundrissschema der französischen Zisterzienserarchitektur aus dem 12. Jahrhundert hier erstmals mit einem Hallenaufriss verbunden. Die barocke Fassade der Kirche ist ein Hauptwerk Matthias Steinls. Die Umrisse der 1159 geweihten romanischen Stiftskirche konnten in den 1970er Jahren teilweise ergraben werden. Ab dem Jahr 1341 gibt es verschiedene Stiftungen für den Neubau des Chores, Ludwig von Öttingen legte 1343 den Grundstein. Vermutlich aufgrund der damals grassierenden Pest konnten die Bauarbeiten erst nach 1360 abgeschlossen werden.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Nachdem in den folgenden Jahrhunderten keine tiefgreifenden Umgestaltungen vorgenommen worden waren, erfolgte unter Abt Melchior Zaunagg ab 1722 der hochbarocke Umbau der Stiftskirche und die bemerkenswerte einheitliche barocke Ausstattung. Im Chor befindet sich eine außergewöhnlich reiche, den gesamten Chorraum bis zu den östlichen Langhausjochen in ein Gesamtkonzept einbindende hochbarocke Einrichtung, deren Prunkstück zweifellos der Hochaltar ist. Die Ausstattung erfolgte unter Beteiligung von Mathias Steinl, Josef Munggenast, Josef Mathias Götz, Jakob Schletterer, Martino Altomonte, Paul Troger, u.a. Für den Hochaltar schuf Mathias Steinl 1726 ein Modell, das in einer Variation von Josef Munggenast ab 1731 verwirklicht wurde. Der Altar aus rotem und grauem Marmor mit weiß gefassten Skulpturen nimmt die gesamte Höhe des Chores ein und schirmt diesen gegen den Umgang ab. Das reiche zwischen den Vierungspfeilern eingestellte Chorgestühl von 1728 ist ein Werk Zwettler Laienbrüder.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Die Chororgel wurde 1726–1727 Johann Dejobe (auch Johann de Moyse genannt) erbaut. 1982 wurde sie von Gerhard Hradetzky vollständig erneuert und weist jetzt 20 Register auf zwei Manualen und Pedal auf, wobei das sog. Echowerk und das vierstimmige Pedal in einem aufgelassenen Beichtstuhl untergebracht sind.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

1728–1731 baute Johann Ignaz Egedacher die große und kostspielige Orgel. Aufgrund der beengten Verhältnisse auf der Westempore brachte Egedacher die Register des Pedals in einem zweiteiligen Gehäuse neben dem Fenster unter und integrierte die anderen Werke links und rechts vom Spieltisch in die Emporenbrüstung. Die Klangkonzeption der ersten beiden Manualwerke und des Pedals spiegelt die klassische süddeutsch-österreichische Orgelbaukunst wider. Hingegen wird durch das Brustwerk der Klangreichtum der Orgel durch einige galante Register erweitert, aufgeteilt in Bass/Diskant.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Unter Abt Melchior Zaunagg (1706-1747) wurde die Stiftskirche Zwettl entsprechend den Ansprüchen barocker Repräsentation umgestaltet, wobei man das Langhaus bewussst in gotischem Stil nach Westen fortsetzte und den gotischen Umgangschor für eine szenisch angeordnete Abfolge von Altären nützte. Die lange Entstehungsgeschichte des Hochaltares ist gut dokumentiert. 1722 lieferte Matthias Steinl nicht nur den grundlegenden Entwurf für die Einturmfassade, sondern auch die erste Idee für den Hochaltar, die sich in einer Federzeichnung erhalten hat.

Nach dem Tod Steinls zeigt eine Bleistiftzeichnung des Goldschmiedes Johann Känischbauer von 1729 die Weiterentwicklung des Konzepts. Anstelle des Altarbilds ist ein plastisches Szenarium getreten, das sich nun in einer apsidial gerundeten Viersäulenarchitektur mit Pfeilerrücklagen, vergitterten Interkolumnien und zeitgemäßer Wiener Bandlwerkornamentik abspielt. Die gestikulierenden Apostelgruppen beziehen sich nicht nur auf die im Altarauszug erscheinende plastische Gruppe der Himmelfahrt und Krönung Mariens, sondern auch auf das mystische Geschehen rund um den Tabernakel, der als Rauchopferaltar gestaltet ist und auf dem sich die Epiphanie des Göttlichen vollzieht: "sub lege" als Auge Gottes, darüber "sub gratia" im Kruzifix des grünenden Eichenbaumes der Gründungslegende.

Mit der Ausführung wurde 1731 Josef Matthias Götz aus Passau beauftragt. Götz führte noch zwei Prophetenfiguren ein. Am ausgeführten Altar lösen sich Moses und Johannes der Täufer von der Tabernakelgruppe. Auf eigenen Konsolen an den gotischen Presbyteriumspfeilern angebracht, vermitteln sie durch ihre verehrende und hinweisende Gestik zum Mysterium des "Theatrum sacrum".

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Stift Zwettl,Stiftskirche Mariae Himmelfahrt, Hochaltar, ab 1731 errichtet, unter der Beteiligung von Mathias Steinl, Josef Munggenast und Josef Maria Götz

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

Gotische Madonna am Bernardialtar
Der Altar entspricht dem Patrozinium der Privatkapelle des damaligen Abtes von Zwettl, die dem hl. Bernhard geweiht war. Jörg Breu d.Ä. malte ihn während seines Aufenthaltes in Österreich, als er in einer Werkstattt in Krems arbeitete (ca. 1500-1502). Im Altarschrein thront in der Mitte Maria mit dem Kind, zu ihrer Seite stehen die Heiligen Bernhard und Benedikt. Die Malereien zum Leben des hl. Bernhard von Clairvaux, dem Gründer des Zisterzienserordens, stehen im ins Karikaturhafte gesteigerten Ausdruck der Figuren den Werken des zu dieser Zeit in Wien arbeitenden Lucas Cranach d.Ä. nahe. Diese Expressivität wiederholt sich in den bewegten Umrissen der Landschaft, die vom dekorativen Hintergrund zum Bedeutungsträger avanciert. Diese Beobachtungen sind Teil der Charakteristika der so genannten Donauschule.

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023  Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023  Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023

 Zisterzienserstift Zwettl, Juni 2023



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: