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Stillfried an der March, die hier die Grenze zur
Slowakei bildet, ist eine Katastralgemeinde der Gemeinde Angern an der
March im östlichen Niederösterreich. Der Ort hat 368 Einwohner. Die
archäologischen Funde im Gebiet von Angern reichen von der Altsteinzeit
bis in die Römerzeit. Daraus ergibt sich ein einmaliges
Siedlungskontinuum von fast 30.000 Jahren mit langjähriger
Forschungstradition. Die römischen Funde stammen von einer
Militärstation aus dem 2. Jahrhundert. An der Bernsteinstraße liegend,
wurde der Ort erstmals im Jahr 1045 in einer Schenkungsurkunde Kaiser
Heinrichs III. an den Spanheimer Markgrafen Siegfried genannt. 1278
versammelten sich bei Stillfried die Streiter Rudolfs I. zur Schlacht
bei Dürnkrut und Jedenspeigen, einem Schlüsselereignis der
österreichischen Geschichte.
Die im Kern romanische Kirche liegt inmitten einer bronzezeitlichen
Wallburg. Schon seit der Altsteinzeit besiedelt, ist Stillfried mit
seinen bedeutenden Funden ein Paradies für Prähistoriker und
Archäologen. Die Lage an der Bernsteinstraße trug zur Bedeutung der
urzeitlichen Siedlung als Handelsplatz bei. Später hatten dann auch die
Römer hier einen Stützpunkt. Wohl im späten 13. Jahrhundert wurde der
Ort an den Fuß der Wallburg verlegt, die Kirche blieb am Berg.
Der Turm der Stillfrieder Kirche stammt aus dem 12./13. Jhd., das
Kirchenschiff aus dem 13./14. Jhd. Das Untergeschoß des Turms wurde in
früheren Jahrhunderten als Karner verwendet. Im Erdgeschoß befand sich
eine Michaelskapelle. Die Fundamente der ursprünglichen Kirche aus dem
11. Jhd. sind vermutlich innerhalb der heutigen Kirche zu suchen. Nach
den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche 1669 in
ihrer jetzigen Gestalt wieder hergestellt. Die spätgotische
Seitenkapelle wurde im 17. Jhd. zweigeteilt. Der westliche Teil wurde
mit barockem Stuck versehen und als Marienkapelle eingerichtet.
Die dem HI. Georg geweihte Pfarrkirche von Stillfried gehört zu den
seltenen sog. Westturmkirchen. Stillfried war seit dem 11. Jhd.
Mutterpfarre eines großen Pfarrbezirks.
Zum Andenken an den Sieg des Kaisers Rudolf von Habsburg am 26. August
1278
Stillfried gehört seit 1874 zu den bedeutendsten Zentren historischer
und archäologischer Forschung. Seit den Jägern der späten Altsteinzeit
um 30 000 v. Chr. leben Menschen an diesem Ort. Ihre
Hinterlassenschaften werden seit Jahrzehnten bei Ausgrabungen der
Universitäten Wien und Heidelberg sowie des Naturhistorischen Museums
Wien zu Tage gefördert.
Die Ergebnisse der Forschungen werden im Museum für Ur- und
Frühgeschichte (gegründet 1914, eines der ältesten Fachmuseen
Österreichs) gezeigt:
* 30 000 Jahre alte Werkzeuge und Schmuck von Jägern der späten
Altsteinzeit
* Funde der ältesten Bauernkulturen aus der Jungsteinzeit Siedlungs-
und Grabfunde aus der Bronze- u. Eisenzeit
* die ältesten kultivierten Weinkerne Österreichs (um 900 v. Chr.)
* Funde aus der Römerzeit, der Frühgeschichte und dem Hoch- und
Spätmittelalter
Die Grenze an der March war vom 16. Jahrhundert, als die Habsburger
Könige von Ungarn wurden, bis 1918 eine Binnengrenze der
Habsburgermonarchie. Seit November 1918 handelt es sich um eine
Staatsgrenze, die in den Jahrzehnten des „Eisernen Vorhangs“ bis 1989
auf tschechoslowakischer Seite stark bewacht war. Auf beiden Seiten der
Grenze wurden die Kontrollen auf Grund des Beitritts der Slowakei zum
Schengen-Raum am 21. Dezember 2007 eingestellt. Seit 1972 gehört der
Ort zur Gemeinde Angern an der March.
Auf einer Zeitreise durch 30.000 Jahre auf 500 m2 warten 30.000 Jahre
alte Elfenbeinperlen, die ältesten kultivierten Weinkerne
Mitteleuropas, der Nachweis des ältesten nicht mehr existierenden
Tierparks Europas und viele archäologische Funde, die alle aus dem Raum
Stillfried stammen. Das Museum wurde 2020 mit dem Österreichischen
Museumsgütesiegel ausgezeichnet.
Sonderschau 2023: Kulturraum an der March – Ein Fluss im Spiegel der
Jahrtausende
Die Bernsteinstraße
Die March ist seit der Altsteinzeit eine wichtige Kommunikationslinie.
Um 30.000 vor heute führt auf ca. 200m Seehöhe ein Weg von den
südmährischen Fundplätzen Pollau und Dolní Věstonice entlang der March
über Stillfried, Ollersdorf und danach entlang des Wagrams und der
Donau in Richtung der Lagerplätze in der Wachau. Um 4000 bis ca. 3500
v. Chr. lag das östliche Weinviertel im Einfluss des Kupferhandels, der
auch die Marchfundstellen erreichte, wie das Kupferbeil und die
Kupferaxt aus Zwerndorf zeigen. Kupfer kam über das Flusssystem der
Donau, deren Teil auch die March war, aus dem Karpatenraum nach
Niederösterreich.
Bernstein kam mit den Glockenbechern um ca. 2500 v, Chr. erstmals nach
Niederösterreich. Schon in der Frühen Bronzezeit war Bernstein ein
Schmuck der Eliten an der March. Er wurde mit Dolchen aus Feuerstein
von Norden hierhergebracht. In der Frühen Bronzezeit gelangten auch
Tassen der südlich von uns bestehenden Wieselburger Kultur in die
nördlicheren Siedlungen an der March, wie Wieselburger Tassen vom
Buhuberg und dem Auhagen zeigen.
In der Späten Bronzezeit sind Tassen vom Typ Stillfried Hostomice
entlang dieses Weges verbreitet. Vom Süden kommen erster Kulturwein und
frühes Eisen nach Stillfried. Es kommt aber auch Bernstein in die
Siedlung am Stillfrieder Kirchenberg. Doch erst unter den Römern wird
diese Handelsroute zwischen der Ostsee und Italien als Bernsteinstraße
bezeichnet. Die germanischen Siedlungen an der March tauschen
Drehscheibenkeramik, Luxusgeschirr, Metallgefäße und andere Gegenstände
gegen Bernstein, Textilien und Frauenhaar. Vor allem
Bernstein wurde von den Römern in großen Mengen importiert.
Kontakte nach Osten
Die March war im Laufe der Geschichte immer wieder Grenzfluss, aber sie
konnte schon vor 30.000 Jahren von den Menschen der Altsteinzeit
überwunden werden. Ein Stück Obsidian aus der Ostslowakei und
Radiolarite aus den Karpaten vom Lagerplatz am Kranawetberg bei Grub
sind ein Beweis dafür. Genetische Untersuchungen an Skeletten deuten
auf Verbindungen zwischen den südmährisch/niederösterreichischen und
den osteuropäischen Fundstellen.
Über das Flusssystem von Donau und March kam es auch zu Kontakten, die
weit in den Osten Europas reichten. Über diesen Weg kamen im 4.
Jahrtausend v. Chr. wohl auch erste Kupfergegenstände in unsere Region.
Unter den Funden der Frühen Bronzezeit aus der Höhensiedlung am
Buhuberg (1600 v. Chr.) zeigen Geweihzylinder und eine Gussform für
Nackenkammäxte weit nach Osten reichende Kontakte. Die von der Slowakei
und Ostungarn bis Siebenbürgen verbreiteten Äxte gelten als Würde- oder
Rangabzeichen von Eliten.
Am Ende der späten Bronzezeit war die mitteldanubische
Urnenfelderkultur in der Marchregion in direktem Kontakt mit östlichen
Kultureinflüssen aus dem Karpatenraum. Das dokumentieren ein geflicktes
Zaumzeug aus einem reichen Männergrab sowie ein Bronzebeil und eine
Trense aus einem Reitergrab des Stillfrieder Gräberfeldes. In der
Hallstatt- und La Tène - Kultur sehen wir auf beiden Seiten der March
eine gleichartige Kulturentwicklung. Erst im Laufe der Frühgeschichte
und im Frühmittelalter wurde die March immer mehr zur Grenze. Eine
Münze des byzantinischen Kaisers Justinian aus Stillfried erinnert an
dessen Bündnis mit den Langobarden gegen die Gepiden (546 n. Chr.).
Gefäße aus einer Grube der Mittleren
Bronzezeit in Zwerndorf
Bei einer Rettungsgrabung des Bundesdenkmalamtes für den Bau einer
OMV-Gasleitung von Baumgarten an der March nach Tallesbrunn wurden 1995
in der Flur Dornparz archäologische Untersuchungen durchgeführt. Neben
zahlreichen Siedlungsobjekten mit Funden der Badener Kultur, der
Bronzezeit und der jüngeren Eisenzeit wurde ein großes Gefäßdepot der
Mittleren Bronzezeit freigelegt. In der rechteckigen Grube befanden
sich 56 Gefäße. Es könnte sich dabei um ein Töpferdepot oder den Inhalt
eines überreich ausgestatteten Haushalts handeln. Die Gefäße sind fast
ohne Beschädigungen erhalten geblieben. Da auch große Holzkohlereste
gefunden wurden, vermuten die Ausgräber, dass sie möglicherweise auf
Regalbrettern standen. Die neun Gefäße der untersten Reihe lagen
dementsprechend in parallelen Reihen in der Grube. (Leihgaben des
Naturhistorischen Museums Wien)
Die March, der westlichste Steppenfluss Europas ist ein Vorposten der
Flora und Fauna südosteuropäischer Flusslandschaften. Die Region
zwischen Zwerndorf und Dürnkrut ist ökologisch sehr vielfältig mit
Sandböden, Aulehmen begleitet von Schwarzerden auf Löss, mit einer
varian- tenreichen Flora. Es gibt Wasser- und Sumpfpflanzen beim Fluss
sowie Steppenflora, Trockenrasen und Waldflora auf den Höhen.
Die March verbindet Nordeuropa mit dem Donauraum, was Handelsrouten wie
die Bernsteinstraße verdeutlichen. Mehrphasig besiedelte Plätze liegen
auf vor Hochwasser geschützten Erhebungen in den Flussniederungen. Auf
den Höhen zwischen Zwerndorf im Süden und Dürnkrut im Norden liegen
befestigte Siedlungen bei der Rochuskapelle in Mannersdorf, am
Kirchenberg in Stillfried und dem Buhuberg nördlich von Grub. Über
Jahrtausende von der Steinzeit bis ins Mittelalter zeigt sich die
Wechselwirkung Fluss, Mensch und Landschaft. Die spätbronzezeitliche
Befestigung von Stillfried war wirtschaftliches wie auch kultisches
Zentrum der Region. Handwerk, Handel, der älteste Zoo sowie der älteste
Kulturwein unterstreichen ihre Bedeutung.
1314 sind in Stillfried ein Jahrmarkt sowie Maut und Zoll über die
March erwähnt. 1355 wurde Stillfried zum ersten Mal als Markt
bezeichnet und 1379 wurde sogar ein Wochenmarkt eingerichtet. Die
landesfürstliche Urkunde nennt die Bewohner unsere Bürger zu
Stillfried". Das Marktrecht brachte auch wirtschaftliche Vorteile, da
die Stillfrieder Bürger ihre Waren frei zum Verkauf anbieten durften.
Auf den Äckern wurde Weizen, Gerste, Hafer und Hülsenfrüchte gebaut. An
Nutztieren gab es Rinder, Schweine, Schafe, Hühner und vereinzelt
Pferde. Die Haustiere waren den Wildtieren noch viel ähnlicher als
heute, was man besonders bei den Schweinen sieht. Die Rinder waren
wesentlich kleiner als heute.
Neben dem Wein- und dem Getreidezehent gab es auch noch andere Abgaben
an den Grundherrn, die im Laufe des Jahres und bei An- und Verkauf von
Eigengründen abgeliefert werden mussten. Ein wesentlicher
Wirtschaftsfaktor war der Weinbau, der für Stillfried schon aus der
Mitte des 12. Jhd. auch urkundlich belegt ist. Zwischen 1142 und 1168
schenkte Reinger von Alrichisdorf (Ollersdorf) für sein Seelenheil dem
Stift Klosterneuburg einen Weingarten im Weinberg des Friedrich von
Perg in Stillfried.
Erste urkundliche Nennung Stillfrieds
Am 15. Juli 1045 schenkt Heinrich III einem Markgrafen Siegfried Land
in der von ihm gegründeten Ungarnmark. Stillfried wird neben der sog.
Ungarnstraße (platea Ungarica) und den Flüssen Donau, Thaya, March und
Sulzbach als einziger Siedlungspunkt nördlich der Donau genannt. Da es
nicht Teil der Schenkung war und offensichtlich in königlicher Hand
verblieb sollte es sich wohl zu einem Zentralort entwickeln, was aber
auf Dauer nicht gelungen ist.
Heinrich III. (* 28. Oktober 1017; + 5. Oktober 1056) aus der Familie
der Salier war von 1039 bis zu seinem Tod 1056 römisch-deutscher König
und seit 1046 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Die mit den
Babenbergern verschwägerten Herren von Perg waren die ersten
Grundbesitzer in Stillfried. Schon zur Zeit der Schlacht zwischen
Rudolf von Habsburg und Ottokar von Böhmen nennen Geschichtsschreiber
die Burg Stillfried als „castrum". Nach der Schlacht ging die
Herrschaft Stillfried an die Habsburger über und blieb bis 1524 in
deren Besitz.
Der Stillfrieder Kuttrolf
Der Kuttrolf, auch Angster genannt, ist eine mit einer seltenen
Saug-Blas-Technik hergestellte Flasche beziehungsweise ein Trinkgefäß.
Seine Besonderheit liegt darin, dass es einen zwiebelförmigen Bauch und
einen aus drei bis fünf Röhren bestehenden geraden oder gedrehten Hals
besitzt, dazu eine meist schalenartig gebildete Ausgussöffnung. Das
Stillfrieder Exemplar eines Kuttrolf-Halses stammt aus der
mittelalterlichen Siedlung am Kirchenberg und wird in das 15.
Jahrhundert datiert.
Die Herstellungstechnik gab es schon im 3. und 4. Jahrhundert.
Mehrröhrige Flaschen sind durchgehend bis ins späte Mittelalter belegt.
Beim typischen Kuttrolf sind die Halsröhren vertikal und 90° tordiert.
Wenn man aus einem solchen Gefäß trinkt bzw. ausgießt, hört man ein
lautes Gurgeln und Glucksen. Der Name Kutt(e) rolf oder Gutterolf
enthält das lateinische guttur, -uris Gurgel oder, -i (Tropf)-Kanne).
Angster ist vom angustus, das eng, schmal, dünn bedeutet, abgeleitet.
Awaren und Slawen
Nach dem Abzug der Langobarden drang das Reitervolk der Awaren nach
Westen vor. Awarische Gräberfelder des 8. Jh. n. Chr. in Mistelbach und
des 9. Jh. in Schönkirchen, lassen die Anwesenheit von Awaren in der
Gegend erkennen.
Die Verstorbenen legte man auf dem Rücken liegend in Holzsärge. Für
wohlhabende und angesehene Personen wurden besonders tiefe Gräber
angelegt. Angesehene Männer trugen reich mit Bronzebeschlägen verzierte
Gürtel, Frauen Ketten aus Glasperlen, Ohrringe und Fingerringe. Häufig
befanden sich auch Spinnwirtel in den Frauengräbern. Außer persönlichen
Schmuck hat man den Toten auch Gefäße mitgegeben.
Zu Beginn des 9. Jh. zerschlug Karl der Große die awarische Macht. Von
Osten kamen zunehmend Slawen in das Gebiet nördlich der Donau. Im Osten
der Wehranlage wurde in einer slawischen Töpferei in großen
Holzbottichen römischer Mörtel für die Magerung des Tons zerkleinert.
An der Südseite befand sich im 10. Jh. ein slawischer Friedhof. Auch in
Mannersdorf auf der Flur "Dammfeld" wurde ein slawisches Körpergrab mit
einem Gefäß freigelegt.
Die Magyaren
Im 10. Jh. fielen die Magyaren - ein Reitervolk - in das Gebiet ein und
drangen bis über die Enns nach Westen vor. Dreiflügelige Pfeilspitzen
im Bereich der urzeitlichen Wehranlage beweisen die
Auseinandersetzungen in dieser Gegend. Auf Kontakte mit den Ungarn
lassen auch ein bronzener Pressblechbeschlag und der Beschlag eines
Kästchens, der aufgrund der Metallanalyse eindeutig ungarischer
Herkunft ist, schließen.
Kleidung
Die römischen Frauen trugen eine langärmelige, bodenlange Stola, die an
der Schulter mit Spangen befestigt war. Darüber legte man einen
Überwurf - die Palla - an, die über den Kopf gezogen wurde oder mit
einer Fibel an der Schulter befestigt sein konnte. Die Frauen waren
zudem noch mit einem Band aus Stoff oder auch einer Metallkette
gegürtet, das sowohl an der Brust als auch am Rücken gekreuzt war. Zum
Schmuck der Frauen gehörten Halsketten, Ohrringe, in das Haar
eingeflochtene Bänder und Ketten sowie Fingerringe. Außerdem waren
Perücken aus blondem Haar, das man aus Germanien importierte, beliebt.
Die Toga des Mannes bestand aus einer weit geschnittenen Stoffbahn, die
bis auf einen Arm den ganzen Körper bedeckte. Sie wurde von einer Fibel
zusammengehalten. Unter der Stola bzw. Toga trug man eine Tunika, weil
der Wollstoff direkt am Körper kratzte. An den Füßen trug man
Lederschuhe unterschiedlichster Machart.
Die germanischen Frauen trugen ein Untergewand und ein ärmelloses
Übergewand, das an der Schulter mit Fibeln oder Nadeln zusammengehalten
war. Der aus einem rechteckigen Tuch bestehende Mantel war bei Männern
und Frauen mit einer Fibel zusammengehalten. Der Mann war mit Hosen und
einem Überhemd bekleidet. Männer und Frauen hatten Gürtel, von denen
meist die Gürtelschnallen erhalten sind. An den Füßen trug man Schuhe
aus Leder. Die Lederbinden der Schuhe reichten bei den Männern oft bis
zum Knie. Die Männer der Sueben schlangen das Haar seitlich zu einem
Knoten zusammen. Die Frauen trugen ein Netz oder ein Tuch über dem
Haar, das sie mit einer Nadel feststeckten.
Römisches Militär
Zahlreiche Militaria und Ziegel mit Legionsstempel lassen zumindest die
zeitweilige Anwesenheit römischen Militärs in der Gegend von Stillfried
vermuten. Quadratische Grabensysteme und Backöfen werden als
Zeltstandplätze kurzfristiger römischer Lager gedeutet. Bei
Rettungsgrabungen anlässlich des Marchdammbaus fand man Spuren
römischer Marschlager. Schuppenpanzer aus Bronze und Eisen, die Reste
eiserner Spangenpanzer, Zierscheiben vom Pferdgeschirr oder Standarten
und Bronzenägel von genagelten Soldatensandalen sind nicht die einzigen
Spuren des römischen Militärs in Stillfried. In einem Ofen befanden
sich über 200 Schleuderkugeln aus Ton. Ihr Gewicht entspricht in etwa
den Steinkugeln für Wurfgeschütze.
Ein römischer Dolch in der Scheide und eine Schwertscheide wurden in
einer Grube in der Nähe der Römerhügel freigelegt. Das Bruchstück eines
römischen Helmes und das Ortband eines Schwertes stammen ebenfalls aus
den Grabungen Felgenhauers. Waren die Rüstungsteile aus dem 2. Jhd. n.
Chr. Beutestücke von den Einfällen der Germanen auf römisches
Reichsgebiet oder Rüstungsreste hier anwesenden Militärs?
Importierter Luxus
Aus dem Bereich der Wallanlage am Stillfrieder Kirchenberg sind
zahlreiche römische Importstücke bekannt. Neben vielen Bruchstücken von
Terra sigillata gibt es auch eine fast vollständig erhaltene Terra
sigillata Schüssel mit einer Löwenjagd am Unterteil. Sie wurde zwischen
145 und 190 n. Chr. in einer gallischen Großtöpferei hergestellt.
Balsamfläschchen, Wein- und Ölamphoren, Glasgefäße, italische
Feinkeramik, Schreibgriffel, Schlüssel, Teile einer Waage und ein
Gemmenring wurden wohl aus dem nahen Carnuntum die March entlang in die
Siedlung am Kirchenberg gebracht. Römische Fibeln des 2. Jhd. und
Münzen des 2. bis 4. Jhd. bezeugen außerdem die römisch-germanischen
Beziehungen. Eine bronzene Löwenpranke, der Fuß eines Bronzegefäßes und
eine nackte männliche Groteskfigur kamen ebenfalls mit den Römern in
unsere Gegend.
Schmuck
Fibeln sind bei den Germanen auf dem Gebiet des heutigen
Niederösterreich eher weniger verbreitet. In Stillfried wurden mehrere
provinzialrömische und germanische Fibeln von 1. bis zum 4. Jhd. aus
Silber, Bronze und Eisen gefunden. Zum Schmuckensemble gehören auch
eine durchbrochene Zierscheibe, ein Bronzebeschlag mit
Würfelaugenmuster, zwei Bronzeringe und ein Gemmenring. Der silberne
Gemmenring fasst eine Gemme aus rotem Stein, in den eine Viktoria
geschnitten ist.
römische Groteskfigur aus Bronze
Germanen und Römer
Mit Marbod - ihrem König von Roms Gnaden - kamen die Markomannen von
der Maingegend nach Böhmen. Auch die Quaden schlossen sich ihnen an und
ließen sich im Marchgebiet nieder. Marbod musste 17 n. Chr. zu den
Römern fliehen, weil er sich einem germanischen Bündnis gegen Rom
widersetzte. Auch sein Nachfolger Katwald musste fliehen. Die
Gefolgschaften beider siedelte man nördlich der Donau zwischen March
und Waag an und unterstellte sie dem Quaden Vannius, bis auch dieser um
50 n. Chr. inneren Machtkämpfen zum Opfer fiel. Mit seinem Neffen
schloss Rom einen neuen Klientelvertrag.
In der zweiten Hälfte des 1. Jhd. verödeten die keltischen Siedlungen.
Das Gebiet zwischen Donau und Thaya wurde durch germanische Siedler
bevölkert. Die ältesten germanischen Funde in Niederösterreich sind
Brandgräber der Quaden am rechten Marchufer bei Mannersdorf a. d. March
aus der Zeit zwischen 20 und 50 n. Chr. Zu Beginn des 2. Jhd. n. Chr.
wuchs die Zahl der germanischen Siedlungen vor allem entlang von March
und Thaya auf leichten Erhöhungen in der Nähe des Flusses rasch an. Die
Quaden versuchten immer wieder ihr Abhängigkeitsverhältnis zu den
Römern abzuschütteln. An der Wende vom 2. zum 3. Jhd. war die
germanische Siedlung bereits dichter. Die frühen germanischen Gefäße
sind mit der Hand geformt, da die Germanen die schnelldrehende
Töpferscheibe nicht kannten. Die Töpfe waren mit Fingernagelkerben,
Schwungbögen, Rillen und Knubben verziert. Die scheibengedrehte
römische Importkeramik ist daher leicht zu erkennen. Die Lanzenspitze
und der Knochenkamm stammen aus einem weiteren germanischen Grab.
Am Ende des 2. Jhd. n. Chr. drangen germanische Stämme wiederholt in
römisches Reichsgebiet ein. Kaiser Mark Aurel gewann schließlich die
Oberhand. Die Markomannen und später auch die Quaden mussten einen
Grenzstreifen von 14 km Breite entlang der Donau räumen und römische
Besatzungstruppen akzeptieren. Man findet entlang der March aus dieser
Zeit auch Spuren römischer Militärlager. Siedlungsfunde der 2. Hälfte
des 3. und der ersten Hälfte des 4. Jhd. sind weniger zahlreich. In der
zweiten Hälfte des 4. Jhd. versuchten die Römer unter Kaiser
Valentinian ein letztes Mal ihre Lager nördlich der Donau zu
befestigen. Gegen Ende des 4. Jhd. brach die römische Verteidigung an
der Donau zusammen.
Stillfried in der Eiszeit
Unsere Gegend wurde vor 30.000 Jahren bis zum Höhepunkt der letzten
Kaltzeit vor 24 000 Jahren immer wieder von altsteinzeitlichen Menschen
aufgesucht. In dieser Zeit war es im Jahresdurchschnitt um 5 Grad
Celsius kälter als heute. Die Böden waren oft mehrere Meter tief
gefroren. Die Fundplätze liegen zum Teil von hohen Lössablagerungen
bedeckt - ein feiner Staub, der von den Gletscherrändern und
Flusstälern vom Wind ausgeblasen wurde - unter der heutigen Oberfläche.
Im Windschatten lagerte sich der Löss ab; die verfestigte Oberfläche
wurde mit neuer Vegetation überdeckt. Die Ablagerungen veränderten die
Landschaft grundlegend. Die Erdoberfläche lag beim Lagerplatz am
Kranawetberg/Grub vor 30.000 Jahren um ca. 2,5 m tiefer als heute,
während sich die Hügelkuppen südlich und nördlich des Kranawetberges
seither höhenmäßig kaum veränderten.
Die Landschaft war eine Grassteppe mit wenigen Büschen und Bäumen an
feuchteren Stellen, vor allem in der Flussniederung. Die March war eine
wichtige Orientierungslinie für Wanderungen nach Norden oder Süden.
Anhöhen oberhalb solcher Flüsse, wie etwa der Kranawetberg in Grub,
wurden häufig als Siedlungsplätze verwendet. Von dort hatte man eine
gute Aussicht für die Beobachtung der Tierherden. Der Fluss
transportierte mit dem Schotter auch Rohmaterial, das man für die
Herstellung von Steinwerkzeugen verwenden konnte. In Ollersdorf,
Ebenthal und Stillfried/Grub gibt es mehrere altsteinzeitliche
Fundplätze.
Das tägliche Brot - Pflanzen Ernten
Essen
Das erste Brot gab es schon vor dem Getreideanbau. Jäger und Sammler
stellten in Shubayqa im Nordosten Jordaniens vor 14.400 Jahren
Fladenbrote aus Wildgetreide wie Gerste, Einkorn und Hafer, aber auch
den Samen der Standsimse her. Diese Brotreste sind den ungesäuerten
Broten der Jungsteinzeit in Europa und der Türkei sehr ähnlich. Das
älteste Brot in Europa aus Gerste oder Gerste gemischt mit Weizen und
Hirse stammt aus Siedlungen
des 5. Jahrtausends v. Chr. in Rumänien. In Brotresten aus Schweizer
Pfahlbausiedlungen des 4. Jahrtausends v. Chr. ist Nacktweizen,
Leinsamen, Hirse und Kobenhirse identifiziert worden. Die meisten
frühen Brotreste stammen aus rituell genützten Feuerstellen, aus
Grabhügeln und Heiligtümern. Bei Ausgrabungen in Twann in der Schweiz
wurde ein intaktes Sauerteigbrot aus Gerste aus der Zeit um 3700 v.
Chr. gefunden.
Die Ägypter stellten schon im 3. Jahrtausend v. Chr. Brot in größerem
Umfang in Bäckereien her, kultivierten als erste Hefe und verwendeten
damit die erste Bäckerhefe. Sie entwickelten auch Backöfen, in denen
eine sehr hohe Hitze erreicht werden konnte. Die im Teig vorhandene
Feuchtigkeit verwandelte sich in Dampf. Das vergrößerte das Volumen und
verzögerte die Krustenbildung. In Athen verwendeten professionelle
Bäcker bereits im 5. Jhd. v. Chr. Mehl aus Gerste, Weizen, Spelzweizen
und Hirse. Die Römer bauten die ersten großen Mühlen und stellten
feines Mehl her. Unter Kaiser Augustus (27 v. Chr. - 14 n. Chr.) gab es
in Rom 300 öffentliche Bäckereien, die Brot aus einfachem Sauerteig bis
zu Kuchen herstellten. Weißbrote waren am teuersten, aber billiges Brot
aus ungesiebtem Mehl wurde kostenlos an die Armen verteilt. Eine
römische Großbäckerei konnte schon vor 2000 Jahren 36 000 kg Brot bro
Tag herstellen.
Römische Soldaten würzten ihre Brote mit Lorbeer, Sellerie, Koriander,
Kümmel, Anis, Lein- oder Mohnsamen. Sie legten unter ihre Fladenbrote
Koriander, Lorbeerblätter oder Sellerie, damit sie nicht mit der Asche
des Lagerfeuers in Berührung kamen und deckten sie mit Gefäßen ab, um
den Backeffekt zu verstärken. Nach dem Untergang des Römischen Reiches
stieg das Weißbrot in den Rang einer Festtags- und Herrenspeise auf. Im
Mittelalter waren Bäcker am Land meist von der Grundherrschaft
abhängig. In den Städten kamen Hausbäcker in die Bürgerhäuser. In den
hochmittelalterlichen Städten gehörte der Bäcker der Bäckerzunft an und
hatte auch einen eigenen Backofen. In Krisenzeiten hatten sie auch eine
Versorgungspflicht.
Altsteinzeit
Vor etwa 30.000 Jahren lebten im Raum Stillfried, Grub und Ollersdorf
altsteinzeitliche Jäger. In einer Graslandschaft mit wenigen Büschen
und Bäumen jagten sie Mammut, Nashorn, Wildpferd, Eisfuchs und
Schneehase. Im eiszeitlichen Löss unterhalb des westlichen Walles der
bronzezeitlichen Burg befand sich der Werkplatz eines Steinschlägers.
Neben zahlreichen Steinspitzen fand man die Geweihstange eines
Rentiers, in der ein halbfertiges Steinstück stak. Bei den Erdarbeiten
für eine Gasleitung am Heidenberg in Ollersdorf wurden mehrere
Feuerstellen mit Steinwerkzeugen und Knochenabfällen freigelegt.
Der reichste Fundplatz wurde am Kranwetberg in Grub entdeckt. Bei den
Ausgrabungen wurden zwei Behausungen mit je einer Feuerstelle und
tausende Steingeräte und Abfälle der Werkzeugherstellung gefunden.
Neben 170 Schmuckresten aus Schnecken und Muscheln wurden bisher 265
Perlen und Anhänger aus Elfenbein ausgegraben. Nach diesem Aufenthalt
wurde der Kranawetberg noch mindestens dreimal als Lagerplatz genutzt.
Das Klima wurde zusehens kälter.
Giganten der Eiszeit
Das Mammut ist das eindrucksvollste Tier der Altsteinzeit und erreichte
eine Schulterhöhe von 2,8 bis fast 4 m. Die Stoßzähne waren bis über 4m
lang. Das Mammutelfenbein wurde für Werkzeuge Waffen und Schmuck
genutzt. In jeder Kieferhälfte befanden sich drei Mahlzähne, deren
Schmelzfalten die Spezialisierung der Mammute als Grasfresser zeigen.
Sie fraßen über 200 kg Gras pro Tag. Schon früh fielen beim Lehmabbau
in den Ziegeleien die großen Knochen von Mammuten auf. Auch aus
Stillfrieder Aufschlüssen gibt es so eine große Zahl an Stoßzähnen,
Kieferresten sowie Knochen von Mammut und anderen eiszeitlichen Tieren.
Im Vordergrund liegen ein Stoßzahn und ein Unterkiefer von Mammut vom
Knochenhaufen des großen Lagerplatzes am Kranawetberg
altsteinzeitlicher Menschen bei Grub, die bei Ausgrabungen des
Naturhistorischen Museums Wien freigelegt wurden.
Das Mammut war ein wichtiges Tier für die Menschen der Eiszeit. Als
großer Pflanzenfresser der eiszeitlichen Grassteppe griff es auch
gestaltend in die Landschaft ein. Ein Mammut fraẞ 200 - 300 kg Gras pro
Tag. Das trockene, kalte Klima war ideal für die Mammuts, weil sie im
Winter unter einer dicken Schneedecke zu wenig Nahrung gefunden hätten.
Gegen die Kälte hatten sie zwar eine dicke Haut, aber ihr Fell war
gegen große Feuchtigkeit kein guter Schutz. Mammutkühe und ihre Jungen
bildeten eigene Gruppen, die getrennt von den männlichen Tieren lebten.
Bei der Jagd versuchte man meist einzelne, vor allem kleinere Tiere von
der Gruppe abzudrängen.
Vor 30.000 Jahren war das Mammut für die Menschen in der Gegend von
Stillfried nicht nur für die Nahrung von Bedeutung, sondern es war auch
ein regelrechtes Rohmateriallager. Aus dem Fell wurden Zeltabdeckungen
und Matten, aus den Sehnen Schnüre und Fäden. Das Mark der Knochen
wurde in mit Fell ausgelegten Grübchen ausgekocht. Die Knochen waren
eine wichtiges Rohmaterial für Geräte, zur Beschwerung der
Zeltabdeckung und in manchen Gegenden auch als Baumaterial für Zelte.
Aus den Gedärmen und der Harnblase konnte man Flüssigkeitsbehälter
machen. Ein besonderes Material war aber das Elfenbein der riesigen
Stoßzähne. Aus Elfenbein wurden Geräte, Waffen, Schmuckstücke und
Figuren geschnitzt. Sogar in Zeiten, wo man nicht mehr so viele Mammute
gejagt hat, wurden besondere Objekte aus Elfenbein hergestellt. Die
Forscher glauben daher, dass diese eindrucksvollen Tiere den Menschen
über die praktische Nutzung hinaus als Mit-Lebewesen in der
eiszeitlichen Landschaft wichtig waren.
Ackerbau und Viehzucht
Vor 12.000 bis 10.000 Jahren wurden im Vorderen Orient, im Gebiet des
Fruchtbaren Halbmondes, Emmer, Einkorn, Gerste, Erbse und Linse
domestiziert. Die ersten Bauern brachten diese Kulturpflanzen, deren
Wildformen in Europa nicht vorkommen, auf ihrer Wanderung aus dem
Vorderen Orient nach Mitteleuropa. Die ersten Haustiere - Schaf und
Ziege - wurden vor ca. 11.000 Jahren in Vorderasien und dem Iran aus
Mufflon und Bezoarziege domestiziert. In Europa gab es keine Wildschaf-
und Wildziegenarten. Aufgrund neuer Untersuchungen wissen wir, dass
auch die ersten Hausschweine und Hausrinder schon als domestizierte
Tiere nach Europa gebracht worden sind.
Gegen Ende der frühen Jungsteinzeit wurde auch schon Mohn als
Kulturpflanzen genutzt, der aus Westeuropa zu uns kam. Das Sammeln von
Wildpflanzen und die Jagd waren in den frühen Bauernkulturen aber noch
immer eine wichtige Ergänzung der Nahrung.
Jungsteinzeit
Bauern aus dem Nahen Osten wanderten mit Kulturpflanzen in mehreren
Etappen in Europa ein. In Mitteleuropa trafen sie auf zahlenmäßig
kleine Gruppen von Jägern und Sammlern. Die älteste Bauernsiedlung in
Österreich wurde um etwa 5700 v. Chr. errichtet. Entlang der Flussnetze
an Stellen mit fruchtbaren Böden breitete sich die Kultur der ersten
Bauern aus. Charakteristisch für das Leben sind nun Sesshaftigkeit,
feste Häuser und Hütten, Vorratswirtschaft, Gefäße aus Ton und
Nahrungsproduktion.
Die fruchtbaren Böden unserer Gegen, das günstige Klima und die
ausreichende Wasserversorgung waren gute Voraussetzungen für den
Ackerbau. Funde der Linearbandkeramik aus dem 6. Jahrtausend sind aus
der Nähe der March bei Grub bekannt. Zur Zeit der Bemaltkeramik, zu
Beginn des 5. Jahrtausends, ist unsere Gegend bereits dichter
besiedelt. Die Gefäßbruchstücke tragen Reste weißer, roter und manchmal
auch gelber Bemalung. Bei Ausgrabungen im Jahr 1991 wurden in der Flur
Unterhaspel Gruben, Pfostengruben und ein Kuppelofen dieser Zeit
untersucht. Bei einer Rettungsgrabung des Naturhistorischen Museums
zwischen Mannersdorf und Angern fand man ebenfalls Gruben und
Hausgrundrisse der Bemaltkeramik.
Um 4000 v. Chr. erreichte unsere Gegend erstes Kupfer aus Südosteuropa,
wie das Kupferbeil von Zwerndorf a. d. March beweist. Pflug, Rad und
Wagen werden erfunden und tragen zur Intensivierung der Landwirtschaft
bei. Zur Zeit der Badener Kultur um 3500 v. Chr. ist der Bereich der
Stillfrieder Wallanlage besiedelt. In der Au zwischen Grub und Dürnkrut
wurden Siedlungsreste der letzten jungsteinzeitlichen Kulturen (2500 v.
Chr.) ausgegraben. Aus diesen entstanden um 2300 v. Chr. unsere
Kulturen der frühen Bronzezeit.
Bernstein entstand vor etwa 50 Millionen Jahren aus dem Baumharz großer
Nadelwälder im Baltikum. Seit der späten Altsteinzeit ist der
durchscheinende und im Sonnenlicht leuchtende Stein den Menschen
aufgefallen. Zu den ältesten aus Bernstein geschnitzten Figuren gehört
das Original dieses Bernsteinpferdes, das ungefähr 13.000 Jahre alt
ist. Das Original dieses Pferdchens wurde im 19. Jh. in Dobigniew in
Polen gefunden. Gegen Ende der Jungsteinzeit vor 4500 Jahren kamen die
ersten Bernsteinstücke bis nach Österreich. In einem Grab bei Laa an
der Thaya wurde zusammen mit einem reich verzierten glockenförmigen
Gefäß ein großer Bernsteinknopf gefunden.
Bronzezeit
Mit der Bronze, einer Legierung von Kupfer und Zinn, stand ein deutlich
härteres Material für die Herstellung von Werkzeugen, Waffen und
Schmuck zur Verfügung. Mit dem Abbau des Erzes, der Verarbeitung des
Metalls und seiner Verbreitung entstand eine arbeitsteilige
Gesellschaft von Bauern, Bergleuten, Hüttenleuten, Schmieden und
Händlern. Voraussetzung dafür war eine Landwirtschaft, die über den
eigenen Bedarf hinaus produzieren konnte. Diese Veränderungen führten
zu sozialen Unterschieden, die an der Ausstattung der Gräber erkennbar
sind. Um 1500 v. Chr. entstand eine Adelsschicht, die in befestigten
Siedlungen wohnte. Durch die ungleiche Verteilung von Besitz entstanden
Konflikte. In der mittleren Bronzezeit wurden erstmals spezielle Waffen
zum Kampf gegen Menschen erzeugt. Durch Fernkontakte kamen Bernstein
und Feuersteindolche entlang der March in das östliche Weinviertel.
Siedlungen und Gräber bestanden in der Stillfrieder Ziegelei, dem
Mannersdorfer Rochusberg und den Marchauen. Die Toten der frühen
Bronzezeit wurden in hockender Stellung in flachen Gräber bestattet. Am
Rochusberg wurde in einer Speichergrube das Grab einer etwa 35 Jahre
alten Frau geborgen. Zur ihrer Tracht gehörten zwei große Ohrringe aus
Bronzedraht und eine Knochennadel. An Beigaben waren vier Gefäße, ein
Feuerstein und ein Schlagstein im Grab. Am Auhagen wurde auch ein 3-4m
tiefer Graben angeschnitten. Am Buhuberg nördlich von Grub bestand am
Ende der frühen Bronzezeit eine befestigte Siedlung. Aus der mittleren
Bronzezeit um 1500 bis 1200 v. Chr. sind Siedlungsfunde aus dem Gebiet
von Stillfried-Grub und flache Gräber aus der Ziegelei vorhanden.
Gräben und Gefäßreste wurden auch innerhalb der Wallanlage von
Stillfried freigelegt.
Mannersdorf Dammfeld
In allen Bereichen westlich der B49 wurden Siedlungsreste der
Urnenfelderkultur Stufe Ha A (1200-1050 v. Chr.). In annähernd
kreisförmig angeordneten Speicher/Abfallgruben im südwestlichen
Grabungsbereich wurden große Mengen zum Teil sekundär gebrannter
Bruchstücke von großen Vorratsgefäßen, aber auch Tassen vom Typ
Baierdorf/Velatice, Bronzemesser und Bronzenadeln, Reibsteine,
Webgewichte und mehrere gebrannte Tonklumpen gefunden. In einer Grube
waren am Boden ein halbes doppelkonisches Gefäß und eine Henkelschale
abgelegt. In einer anderen Grube lagen große Teile von Tierskeletten
über einer Anhäufung von Hüttenlehm und Keramik.
Verkohlte Nahrungsreste aus der
Hallstatt-A Siedlung von Mannersdorf
Fische, Schildkröten und Flussmuscheln waren neben den Haustieren Teil
der Ernährung wie ein Kiefer vom Hecht, ein Panzer einer
Sumpfschildkröte und zahlreiche Schalen von Flussmuscheln zeigen.
Verkohlte Eichel- und Getreidereste geben Einblick in Ackerbau und
Wildpflanzennutzung. In einer flachen Grube wurden im Sommer 2018 in
Brandschicht unter reichlich Hüttenlehm Getreidereste freigelegt. Am
Boden einer anderen Grube befand sich eine große Menge verkohlter
Eicheln.
Gräber in Grub/Alter Mühlgraben und
Zwerndorf
Im mittleren Abschnitt der Urnenfelderkultur gab es Siedlungen an
günstigen Stellen in den Marchauen. Beim Straßenbau zwischen Grub und
Dürnkrut unter anderem Tassen vom Typ Baiersdorf-Velatitz gerettet
werden. Beim Haspelwald, auf der Flur „Am alten Mühlgraben" befand sich
ein Gräberfeld, wo man auch noch im späten Abschnitt der
Urnenfelderkultur Tote bestattet hatte. Die meisten Funde dieses
Gräberfeldes wurden beim Bau des Marchschutzdammes in den 50er Jahren
des 20. Jh. entdeckt. Zu den Funden gehören doppelkonische Gefäße, ein
Rasiermesser und ein Dolch aus Bronze. Eine bronzene Lanzenspitze
wurden neben Siedlungsresten auch Gräber der Stufe Ha A (1200 - 1000 v.
Chr.) freigelegt, darunter ein Großgefäß mit Schöpftasse.
7 Skelette - 850 v. Chr.
Als im Sommer 1976 unweit der Stillfrieder Friedhofsmauer ein Gruppe
von 7 menschlichen Skeletten am Boden einer Speichergrube gefunden
wurden, war dies eine Sensation. Seither gab es viele Untersuchungen
und Interpretationen wobei die neuesten Forschungsergebnisse aus den
Jahren 2017 und 2018 stammen. An der Lage der Toten sieht man, dass sie
nicht nur „entsorgt", sondern bestattet wurden und dass wohl eine
Beziehung zwischen den hier Bestatteten - ein Mann, zwei Frauen und
vier Kinder - bestand. Aufgrund der Beigaben wissen die Archäologen,
dass diese Bestattung am Ende der späten Bronzezeit stattfand.
Anthropologen haben in den 1980er Jahren mit zahlreichen Messungen in
zwei unabhängigen Arbeiten an den Skeletten Familienähnlichkeiten
festgestellt. Der Mann ist danach der Vater aller vier Kinder, bei der
Rolle der Frauen gibt es unterschiedliche Auffassungen:
Interpretation 1: Eine Frau ist die Mutter aller Kinder und die zweite
Frau sei die Schwester des Mannes
Interpretation 2: Eine Frau sei die Mutter der drei älteren Kinder, die
zweite sei die Mutter des kleinesten Kindes
Anhand von Strontium-Analysen konnte festgestellt werden, dass ein Teil
der Bestatteten geologisch betrachtet aus dem Gebiet der Böhmischen
Masse - Waldviertel oder Böhmen - stammt. Wegen der frühen
Restaurierung Ende der 70er Jahre ist es heute schwierig, die
Familienverhältnisse mittels DNA-Untersuchungen zu klären. Ein erster
Schritt ist 2018 mit der Analyse der mitochondrialen DNA gelungen, die
die Abstammung in weiblicher Linie untersuchte. Das Ergebnis war, dass
die ältere der beiden Frauen die Mutter oder zumindest nahe Verwandte
des Kindes ist, das sie auf ihrem Oberschenkel sitzend hält. Alle
anderen Kinder sind in weiblicher Linie weder untereinander verwandt,
noch stammen sie von einer der beiden Frauen ab. Ob der Mann der Vater
der Kinder ist, müsste mit einem anderen Verfahren bestimmt werden.
Bisher liegen noch keine Ergebnisse vor.
Das Gräberfeld auf der Flur
Mannersdorf/Dammfeld
In der Flur Dammfeld in Mannersdorf bestand während der Hallstattkultur
ein Begräbnisplatz. Funde der Ausgrabungen im
Siedlungserweiterungsgebiet im Süden der KG Mannersdorf zwischen 2018
und 2020 lassen vermuten, dass sich dort die Siedlung der Bestatteten
befand. Schon Ende der 1980er Jahre wurde auf der Flur Dammfeld ein
Brandgrab der Hallstattkultur ausgegraben. Es enthielt zwei
Kegelhalsgefäße, wobei in einem eine Schöpftasse lag. Weiters wurden
zwei große Schalen, ein Fußgefäß, eine Schale und zwei Angelhaken aus
Bronze gefunden. Eine rot-schwarz-bemalte Kragenrandschüssel enthielt
den Leichenbrand.
In den 90er Jahren legte Ernst Lauermann im Auftrag des
Niederösterreichischen Landemuseums weitere Gräber frei. Sie lagen um
einen kreisförmigen flachen Graben. Möglicherweise war es der Friedhof
einer bäuerlichen Familie. Das Zentrum war der Kreisgraben, wo sich
vermutlich der Kultbereich befunden hatte. Die Keramik und die
Bestattungssitten zeigen noch Einflüsse der Urnenfelderkultur und der
umliegenden Kulturgruppen am Übergang von der späten Urnenfelderkultur
(Ha B) zur Hallstattkultur (Ha C) um 800 v. Chr.
Mannersdorf - Die großen
Hallstattgruben der Grabung 2018
Besonders herausragende Funde wurden in zwei Gruben - einer fast und
einer größeren Grube mit eher gerundeten Ecken - aus der frühen
Hallstattkultur freigelegt. Bemerkenswert in dem umfangreichen
Keramikmaterial ist vor allem der hohe Anteil an qualitativ
hochwertigen Gefäßen mit Graphitbemalung, die bis auf kleine Fehlstücke
vollständig erhalten waren. Zu den graphitierten Gefäßen gab es auch
Bruchstücke von plastisch verzierten Gefäßen der Kalenderbergkultur -
benannt nach Funden vom Kalenderberg bei Mödling - und von Großgefäßen.
Dazu wurden Fragmente eines Backtellers, Spinnwirtel und
Webgewichtsbruchstücke gefunden. Außerdem wurden Bruchstücke von
Mondidolen gefunden, darunter ein Keramiksteg eines großen Mondidols
mit plastischen Vogelaufsätzen. Von den Nahrungsresten wurden
Fischknochen und zahlreiche Fischschuppen, verkohlte Eichelreste und
ein Kern von Kirsche oder Schlehe - hier steht die genaue Bestimmung
noch aus.
Werkzeuge vom Lagerplatz am
Kranawetberg
Am Kranawetberg in Grub wurden ungefähr 1300 Steinwerkzeuge und 30.000
Abfälle von deren Herstellung ausgegraben. Sie stammen von mindestens
vier Aufenthalten altsteinzeitlicher Menschen haupt- sächlich aus der
Zeit zwischen 30.000 und 27.000 Jahren vor heute. Neben den mehr als
500 Steinspitzen gibt es zahlreiche Geräte zum Zerlegen der Jagdbeute,
dem Bearbeiten der Felle sowie der Knochen und Elfenbein. Die Geräte
vom ältesten der Lagerplätze - Horizont 4 - sind aus grauem
Silexmaterial aus Nordmähren und zum Teil auch den Marchschottern
hergestellt. Nach einem großen Lösssturm kamen Menschen auf den
Kranawetberg, die fast ausschließlich Radiolarite aus den Karpaten
verwendeten (Horizont 3).
Hallstattkultur (Ältere Eisenzeit)
In der Hallstattkultur (750-500 v. Chr.) wird Eisen wird häufiger. Die
Gefäße sind zum Teil sehr reich verziert und variantenreich. Besonders
zahlreich sind hier Gefäße mit flächiger Graphitierung und
Graphitbemalung. Schwarz/Rot bemalte Gefäße und solche mit plastischen
Leisten verziert - Kalenderbergware nach dem Kalenderberg bei Mödling -
kommen ebenfalls vor. Die Häuser werden nun über rechteckigen bis zu 90
cm tiefen Gruben gebaut, was eine Reaktion auf die
Klimaverschlechterung am Beginn der Hallstattkultur sein könnte.
Die Stillfrieder Wallanlage ist nach den Zerstörungen am Ende der
Urnenfelderkultur weiterhin besiedelt. Entlang der Innenseite des
bronzezeitlichen Walles stand eine Reihe von Häusern mit Standspuren
von Webstühlen, zahlreichen Webgewichten und Keramik. In einem Webhaus
weiter im Inneren der Siedlung wurde eine sogenannte Buckelschale, eine
tönerne Nachbildung einer Zungenphiale, eine orientalisches
Metallgefäß, ausgegraben. Weiters befand sich darin auch eine Schale
mit schwarzem Mäandermuster auf rotem Grund. Tassen mit Stierhörnern am
Henkel, Nachahmungen von Metallgefäßen aus Ton, tierkopfähnliche
Aufsätze von Gefäßen und Bruchstücke von tönernen Pokalen zeigen den
Einfallsreichtum der hallstattzeitlichen Töpferei. An der Südseite der
Wallanlage befand sich ein Grubenhaus der Hallstattkultur sogar
außerhalb des alten Befestigungsbereiches. Von einer Fundstelle
nördlich von Grub stammen ein reich verziertes Mondidol der
Kalenderbergkultur und ein mit Graphit überzogenes Mondidolbruchstück
mit Widderkopf und Kreisaugenverzierung.
Käse
Möglicherweise entdeckten schon steinzeitliche Jäger im Magen erlegter
junger Wiederkäuer, die kurz zuvor Milch getrunken hatten, weißliche,
gallertartige Klumpen. Dieser Labtopfen ist eine Urform von Käse. Mit
der sich ausbreitenden Weidewirtschaft in der Mittelsteinzeit im
Vorderen Orient (zwischen 10. und 8. Jahrtausend v. Chr.) standen
erstmals größere Mengen an tierischer Milch zur Verfügung. Milch in
Tierblasen oder tönernen Gefäßen wurde in der Sonne oder nahe dem Feuer
zunächst sauer und gerann bald darauf, womit unter günstigen Umständen
ein lagerbares Lebensmittel entstand. Später entdeckte man die Wirkung
von tierischen und pflanzlichen Gerinnungsmittel (Lab) zur gezielten
Erzeugung von Labkäse.
Forscher entdeckten in Anatolien Gefäße mit Spuren von Milchfett.
Anders als die Siebe sind Gefäße nicht eindeutig mit der
Käseherstellung in Verbindung zu bringen. Ab etwa 5000 v. Chr. war die
Käserei wohl im gesamten Mittelmeerraum bekannt. Der erste Nachweis der
Käseherstellung in Europa gelang anhand von Siebbruchstücken der
Linearbandkeramik (5500 - 4900 v. Chr.) aus Polen. Spektroskopische
Untersuchungen belegen Rückstände von Milchfett und damit deren
Verwendung für die Käseherstellung. Genuntersuchungen zeigten, dass die
frühen Bauern noch überwiegend laktoseintolerant waren. Käse ist
leichter verträglich, da die Laktose im Lauf des Prozesses größtenteils
aus der Milch entfernt wird. Mit den Sieben wurde wohl Molke und
eiweißreicher, klumpiger Bruch getrennt. Nach Abtrennung der
Flüssigkeit blieb eine Art Frischkäse übrig.
Die Griechen schätzten Käse und schrieben ihm aphrodisierende Wirkungen
zu. Sie verwendeten ihn auch als Opfergabe.
Die Römer fügten dem Käsebruch Kräuter und Gewürze bei und kannten
sowohl gesalzene als auch ungesalzene Hart- und Weichkäse. Auch das
Räuchern des Käses war ihnen bekannt. Für das römische Militär war Käse
als haltbares Produkt ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Als die Kelten
im 4. Jahrhundert v. Chr. die Alpen überquerten, kannten sie die in der
Käserei bis heute gebräuchlichen Siebe. Die Germanen übernahmen die
keltischen Traditionen und entwickelten sie weiter. Im Mittelalter
erhielt die Käseproduktion Anregungen aus Klöstern und größeren
landwirtschaftlichen Besitzungen. Als Fleischersatz während der
Fastenzeit war Käse eine willkommene Abwechslung zu Getreide und
Gemüse. Die Aufzeichnungen der Mönche ermöglichen es, einige bis heute
erzeugte Käsesorten bis um das 1100 zurückzuverfolgen.
Bier - doch ein Grundnahrungsmittel?
In ca. 13.000 Jahre alten Steinmörsern von der Rakefet-Höhle im
israelischen Karmelgebirge wurden
alte Bierreste identifiziert. Manchen Forscher nehmen an, dass Bier
schon lange vor Brot erzeugt
wurde. Es wird sogar diskutiert, ob die Herstellung von Bier maßgeblich
zur Seßhaftwerdung beigetragen
hat. Das Mälzen von Getreide wurde wohl sehr früh entdeckt, da die
Vorratslager für Getreide selten wasserdicht waren. Wenn das
eingeweichte Getreide zu keimen beginnt, entwickeln sich Enzyme, die
die Getreidestärke zu Malzzucker spalten.
Befunde und chemische Analysen aus der vor- bis frühneolithischen
Tempelanlage von Göbekli Tepe in Südostanatolien (ca. 11 000 Jahre alt)
lassen auf Rückstände von Mälz- und Brauvorgängen schließen.
Mesopotamische Schriften des 3. Jahrtausends v. Chr. nennen über 20
verschiedene Biersorten. Im Codex Hammurapi (1700 v. Chr.) ist die
älteste Bierschankordnung überliefert. Im alten Ägypten war die
Hieroglyphe für Nahrung lange Zeit ein Zeichen für Brot und Bier. Ob
mit den ersten Bauern aus Vorderasien auch das Bierbrauen nach Europa
kam, ist derzeit nicht nachweisbar. In Mitteleuropa sind bierähnliche
Getränke bereits um 3000 v. Chr. belegt. Im Alltag war Bier weiter
verbreitet als Met, weil Getreide günstiger zu beschaffen war als
Honig. Die Kelten kannten mehrere Biersorten, darunter einfaches
Gerstenbier (Korma) und ein Weizenbier mit Honig (Cervisia) für die
wohlhabendere Bevölkerung. Gefäße mit Bierresten zeigen, dass auch in
provinzialrömischen Städten des Nordens Bier gebraut wurde. Um
Geschmack und Haltbarkeit des Bieres zu verbessern, wurden Eichenrinde
und Kräuter mit Myrte, Gagel oder Johanniskräuter zugesetzt.
Bewusstseinsverändernde Kräuter erhöhten die Alkohol- oder
Rauschwirkung.
Die erste urkundliche Erwähnung des Bieres findet sich in einer
Schenkung an die Abtei St. Gallen vom 6. August 754. Bier war in vielen
Gegenden Europas das wichtigste Volksgetränk. Gagel als Bierzutat wurde
zunehmend durch Hopfen verdrängt. Endgültig setzte sich Hopfenbier erst
im 16. Jahrhundert durch. Aus Weißensee in Thüringen ist ein
Wirtshausgesetz aus 1434 erhalten, in dem es heißt: „...Es sollen auch
nicht in das Bier weder Harz noch keinerlei andere Ungeferck. Dazu soll
man nichts anderes geben als Hopfen, Malz und Wasser..." 1516 wurden
von den bayerischen Herzögen die Inhaltsstoffe auf Gerste, Hopfen und
Wasser festgelegt, dies wir seit dem 20. Jahrhundert als „Bayerisches
Reinheitsgebot" bezeichnet.
Seit 1839 ist Stillfried durch die Kaiser Ferdinands-Nordbahn
erschlossen. Die Entfernung vom Bahnhof Wien Praterstern beträgt 44
Tarif-Kilometer, es besteht in den Verkehrsverbund Ost-Region
eingebundener Regionalverkehr im Stundentakt (Reisezeit 45 Minuten).
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
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STILLFRIED Zentrum der Urzeit, Stillfried, Oktober 2023