Palais Niederösterreich

Tag des Denkmals, September 2023

Das alte Niederösterreichische Landhaus im ersten Wiener Gemeindebezirk ist eines der geschichtsträchtigsten und traditionsreichsten Gebäude des Landes Niederösterreich. Im Jahr 1513 erwarben die Stände Niederösterreichs, Vorläufer des heutigen Niederösterreichischen Landtags, unweit der Hofburg eine Realität von den Brüdern Liechtenstein, um hier ihre Landtage abhalten zu können. Ab 1835 erfolgte ein umfassender Umbau im klassizistischen Stil. Im Inneren haben sich bedeutende Ausstattungen aus allen Bauphasen erhalten.

 Palais Niederösterreich am Tag des Denkmals, September 2023

Für Kulturinteressierte werden am Tag des Denkmals wieder spezielle Führungen durch die Prunkräume angeboten, bei denen auch die eine oder andere Anekdote erzählt wird. Es besteht die Möglichkeit, die Räumlichkeiten auf eigene Faust zu erkunden.

 Palais Niederösterreich am Tag des Denkmals, September 2023

Landhauskapelle - Ursprünglich Torhalle mit prächtigem spätgotischen Schlingrippengewölbe, errichtet 1514/15; 1845/46 im Zuge des Umbaues des Landhauses von Architekt Ludwig Pichl zur Landhauskapelle umfunktioniert; neues Altarbild entworfen von Ludwig Schnorr von Carolsfeld, ausgeführt vom Glasmaler Carl Geyling.

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Heute wird das Palais Niederösterreich erfolgreich als Veranstaltungszentrum geführt. Unter der Dachmarke „Event Residenzen Niederösterreich“, zu der das Palais Niederösterreich gehört, befinden sich auch das historische Conference Center Laxenburg und die neu renovierte Villa Schönthaler am Semmering.

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Marschallstiege - Die sogenannte „Marschallstiege", die allein das Hauptgeschoss erschließt, wurde als repräsentative Feststiege vor dem Großen Sitzungssaal 1845/1846 nach Plänen von Architekt Ludwig Pichl errichtet. Sie ist nach dem Landmarschall, dem Vorsitzenden des ständischen Landtages, benannt und gilt als das schönste klassizistische Stiegenhaus Wiens. Die Wappenwand an der Stirnseite der Marschallstiege zeigt das historische und heutige Wappen Niederösterreichs sowie die Wappen jener landesfürstlichen Städte und Märkte, die als „Vierter Stand" im Landtag Sitz und Stimme hatten, ergänzt durch die Wappen jener Städte, in denen sich heute Bezirkshauptmannschaften befinden.

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Rittersaal - Renaissance-Sitzungszimmer für den Ritterstand, errichtet 1573/74 von Hans Saphoy; heutige Innenausstattung 1845/47 von Architekt Leopold Ernst; 1725 Aufstellung des prachtvollen barocken „Justitia-Throns"; Verwendung des Saales: als Beratungszimmer des Ritterstandes, für Gerichtssitzungen des „Landmarschallischen Gerichtes", als Sitzungs- und Festsaal.

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Justitia-Thron von 1725

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Herrensaal - Renaissance-Sitzungszimmer für den Herrenstand, errichtet 1572/73 von Hans Saphoy; heutige Innenausstattung 1845/47 von Architekt Leopold Ernst; Holzschnitzarbeiten an Wänden und Türen von Bildhauer Christian Schneider; Verwendung des Saales: als Beratungszimmer des Herrenstandes, für Ausschußsitzungen des Landtages, als Sitzungs- und Festsaal.

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Landtagssaal = Großer Saal - Renaissance-Saal mit mächtigem Muldengewölbe, errichtet 1572 von Hans Saphoy; 1710 barockes Deckenfresko von Antonio Beduzzi, Darstellung der Größe des „Hauses Österreich", der Dynastie der Habsburger; Verwendung vom 16.-20. Jh. als Sitzungssaal des NÖ Landtages, als Festsaal und Konzertsaal.

 Palais Niederösterreich am Tag des Denkmals, September 2023

 Palais Niederösterreich am Tag des Denkmals, September 2023

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Die Säle des Niederösterreichischen Landhauses waren ab dem 16. Jahrhundert nicht nur Schauplatz politischer Beratungen, sondern dienten auch der Abhaltung von höfischen und adeligen Festlichkeiten. Der Große Sitzungssaal spielte im musikalischen Leben Wiens eine wesentliche Rolle und steht mit Händel (Aufführung des Oratoriums „Timotheus"), Schubert (Uraufführung von „Geist der Liebe"), Liszt (1823 Auftritt im Alter von elf Jahren) und Beethoven in Zusammenhang. Schon früh fanden hier musikalische Akademien und symphonische Konzerte statt.

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Prälatensaal - Renaissance-Sitzungszimmer für den Prälatenstand, errichtet 1572 von Hans Saphoy; heutige Innenausstattung 1845/47 von Architekt Leopold Ernst; Die Wappen der vierzehn niederösterreichischen Stifte und Propsteien an der Decke schuf der Maler Karl Taege; Verwendung des Saales: als Beratungszimmer des Prälatenstandes, als Sitzungs- und Festsaal.

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Gotisches Zimmer - Ursprünglich eine Art Vorhalle zwischen der ehemaligen Bürgerstube und dem Prälatensaal, ausgestattet mit prächtigem spätgotischem Sternrippengewölbe, errichtet 1515/1516; Das sogenannte „Leopoldfenster" ist 1885 anlässlich des 400-Jahr-Jubiläums der Heiligsprechung des Markgrafen Leopold III., des niederösterreichischen Landespatrons, entstanden. Das Glasbild wurde von der Glasmalerfirma Carl Geyling ausgeführt.

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ZEITTAFEL ZUR GESCHICHTE DES NIEDERÖSTERREICHISCHEN LANDHAUSES
1513 Die oberen Stände Niederösterreichs erwarben unweit der Hofburg ein Haus von den Brüdern Liechtenstein, um hier ein Gebäude zu errichten, das als fester Amtssitz für die ständische Administration und als Versammlungsort für die ständischen Landtage dienen sollte.
1513-1533 Erste Bauphase, Im spätgotischen Stil unter der Bauleitung der Dombaumeister Anton Pilgram und Jörg Öchsel. Errichtung eines einstöckigen Quertraktes gegen den Minoritenplatz mit einem großen Sitzungssaal und kurzen Flügeln Richtung Herrengasse. Die Torhalle, jetzt Landhauskapelle, die Pförtnerstube und das Gotische Zimmer mit ihren bedeutenden spätgolischen Gewölben sind heute noch in ursprünglicher Form erhalten.
1562-1586 Zweite Bauphase. Im Renaissanceslil unter der künstlerischen Leitung von Dombaumeister Hans Saphoy. Völlige Neugestaltung des Hauptgeschosses mit dem Landtagssaal und den Beratungssälen der Stände sowie Aufstockung des Gebäudes und Vorziehen der Flügel bis zur Herrengasse. Heute noch original erhalten ist die Verordnetenratsstube, der schönste Renaissance-Innenraum Wiens.
1710 Ausgestaltung des Großen Saales (heute Landtagssaal) durch ein parockes Deckenfresko von Antonio Beduzzi, Darstellung der Größe des „Hauses Österreich", der Dynastie der Habsburger.
1837-1848 Dritte Bauphase. Neukassizistischer Umbau des Landhauses unter größtmöglicher Erhaltung der historischen Bausubstanz durch Architekt Ludwig Pichl. Verlegung der Hauptfassade vom Minoritenplatz zur Herrengasse.
1848 Die Revolution von 1848, die auch die Ständische Volksvertretung beseitigte, nahm vom Landhaus ihren Ausgang.
1861 Der erste gewählte Landtag von Niederösterreich, der aufgrund des „Februarpatentes" von 1861 nach einem Zensuswahlrecht Im März desselben Jahres gewählt worden war trat am 6. April 1861 zusammen. Brennpunkte der Tätigkeit des Landtages waren die Schulpolitik, die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse und das Wasserbauwesen, wie die Regulierung der Donau.

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1907 Die Änderung der Landtagswahlordnung 1907 brachte eine Erhöhung der Landtagssilze aut 127 und das Wahlrecht für alle männlichen Staatsbürger über 24 Jahre. Das Frauenwahlrecht wurde erst 1919 eingeführt.
1918 Am 21. Oktober 1918 fand im NÖ Landhaus durch die deutschsprachigen Reichsratsabgeordneten unter Berufung auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker die Konstituerung der „Provisorischer Nationalversammlung des selbständigen Deutsch-Österreichischen Staates" statt, war also hier die Geburtsstunde der 1. Republik.
1920/1921 Mit dem Inkrafttreten der Bundesverfassung vom 10. November 1920 wurde das bisherige Kronland Österreich unter der Enns in Niederösterreich-Land und Wien geteilt sowie der Landtag in zwei Kurien gegliedert. Mit dem Trennungsgesetz vom 29. Dezember 1921 beschluss der „Gemeinsame Landtag" die Teilung in die zwei selbständigen Bundesländer Wien und Niederösterreich, die am 1. Jänner 1922 in Kraft trat. Damit war die lange Geschichte des gemeinsamen Landtages von Wien und Niederösterreich zu Ende.
1945 Die drei Länderkonferenzen im September und Oktober 1945 im NÖ Landhaus führten zur österreichweiten Anerkennung der Regierung Renner und verhinderten so eine Teilung des Landes in Ost- und Westösterreich.
1986 In der Festsitzung vom 10. Juli 1986 beschloss der NÖ Landtag einstimmig die Erhebung St. Pöltens zur Landeshauptstadt von Niederösterreich.
1997 Die NÖ Landesregierung und der NÖ Landtag übersiedelten von Wien in das neu errichtete Regierungsviertel in St. Pölten.
2002-2005 Renovierung des Alten Landhauses durch die Via Dominorum Grundstückverwertungsgesellschaft m.b.H.
2005 Am 8. September 2005 wurde im Alten Landhaus das Veranstaltungszentrum „Palais Niederösterreich" und am 6. Oktober 2005 die Galerie für zeitgenössische Kunst „Kunstraum Niederösterreich" eröffnet.

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Im Zentrum von Wien, da, wo einst die Geschicke des Landes Niederösterreichs gelenkt wurden, befindet sich das Palais Niederösterreich. Über die Prunkstiege erreichen Sie die 4 historischen Prunkräume im Obergeschoss. Im Erdgeschoss befindet sich der herrschaftliche Innenhof, die kleine Kapelle, sowie ein Seminarraum. Insgesamt gibt es viel Raum für stilvolle Events — für bis zu 680 Personen drinnen und 980 Personen draussen. Internationale Kongresse, Galadinner, Seminare, Produktpräsentationen, Pressekonferenzen, Weihnachtsfeiern sowie private Feste finden im Palais Niederösterreich eine prunkvolle Umgebung.

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Die Erbhuldigung für Ferdinand I. (14. Juni 1835) war das letzte Fest im traditionellen Rahmen ständischen Prunks. Die Revolutionsereignisse 1848 nahmen im Niederösterreichischen Landhaus ihren Ausgang: Am 13. März 1848 berieten die Stände hier über drei Adressen, im Hof des Landhauses wurde eine Rede von Lajos Kossuth verlesen, in der er eine parlamentarische Verfassung forderte. In den Hof des Landhauses drängten immer mehr Menschen und der aus Ungarn stammende Adolf Fischhof hielt eine mit stürmischem Beifall aufgenommen Rede. Noch am Vormittag fielen die ersten Schüsse vor dem Landhaus, die zahlreiche Opfer forderten (sog. Märztage). Im Hof befindet sich eine Gedenktafel für Hans Kudlich, der am 13. März 1848 vor dem Niederösterreichischen Landhaus durch einen Bajonettstich verletzt worden war.

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Die von der Konstituierenden Nationalversammlung am 1. Oktober 1920 beschlossene und am 10. November 1920 in Kraft getretene Bundesverfassung definierte Wien als eigenständiges Bundesland, weshalb an diesem Tag vom Wiener Gemeinderat, erstmals als Landtag tätig, die Wiener Stadtverfassung beschlossen wurde. Wien schied damit verfassungsrechtlich aus dem Land Niederösterreich aus.

Das in der Folge zur materiellen Seite der Scheidung verhandelte und am 29. Dezember 1921 erlassene Trennungsgesetz, vom Wiener und vom Niederösterreichischen Landtag gleichlautend beschlossen, ging davon aus, dass das Landhaus nun zur Hälfte Eigentum Wiens sein würde, übertrug es aber zur Gänze dem neuen Land Niederösterreich, so lange Landtag und Landesregierung hier amtieren würden. Würde der Sitz der politischen Vertreter Niederösterreichs anderswohin verlegt, würde das Hälfteeigentum der Stadt Wien am Landhaus aufleben.

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Manuskriptenzimmer

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Verordnetenratsstube

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Verordnetenratsstube (1572) mit kunstvoller Kassettendecke, selbstbewusstem heraldischem Programm und reichgeschnitzter Tür des Hoftischlers Georg Haas (mit Karyatiden, im Aufsatz der von Symbolen weltlichen Tugenden umgebene Kaiseradler)

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1997 wurde der Sitz des niederösterreichischen Landtages in die neue Hauptstadt St. Pölten verlegt. Nach einer aufwendigen Renovierung von 2002 bis 2004 wird das Gebäude, nunmehr als "Palais Niederösterreich" bezeichnet, vom Land Niederösterreich für Konferenzen, Sitzungen und Feierlichkeiten öffentlicher und privater Institutionen genutzt und kann auch für private Zwecke gemietet werden.

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