Abhörstation Teufelsberg

NSA Field Station auf dem Teufelsberg in Berlin, September 2015
Ehemalige Anlage der US-amerikanischen und britischen Aufklärungs- und Sicherheitsdienste

Bevor die NSA in großem Maßstab die Daten unbescholtener Bürger sammelte, konzentrierte sie sich auf die ursprüngliche Funktion eines Geheimdienstes: Das Belauschen anderer Staaten. In großem Stil taten dies die amerikanischen und britischen Geheimdienste während des Kalten Krieges von Berlin aus. Bis heute stehen auf dem Berliner Teufelsberg im tiefen Westen der deutschen Hauptstadt die Türme der ehemaligen Abhörstation, mit denen NSA und GCHQ bis weit in die Warschauer-Pakt-Staaten hineinspionieren konnten.

Den Namen bekam der Teufelsberg, der eigentlich aus zwei Bergen besteht, vom nahe gelegenen Teufelssee. An der Stelle des künstlichen Berges befand sich zu Zeiten des Nationalsozialismus der Rohbau der Wehrtechnischen Fakultät, die im Rahmen des nationalsozialistischen Projektes der Welt- und Reichshauptstadt Germania fertiggestellt werden sollte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieser Rohbau gesprengt und das Areal zu einer Schutt-Deponie verwandelt. Insgesamt wurden 25 Millionen m³ Trümmerschutt aufgeschüttet.

Und so kam es, dass der Teufelsberg, der seinen Namen vom nahegelegenen Teufelssee hat und eigentlich aus zwei Bergen besteht, mit 114,7 Metern zu einer der höchsten Erhebungen Berlins wurde - neben den Müggelbergen und den Arkenberge.. Eine Nutzung als Freizeitgelände mit Skihang und Rodelbahn war geplant, wurde aber nicht umgesetzt, da die Amerikaner den Berg als Abhörstation nutzten. Die anfangs mobile Station wurde durch eine feste Installation ersetzt, der Teufelsberg bekam sein bis heute erhaltenes Erkennungsmerkmal: die fünf Radarkuppeln.

Als die NSA die Anlage 1992 aufgab, sei alles technische Gerät fortgeschafft oder vernichtet worden. Noch immer steht im Keller der Schredder, mit dem die US-Geheimdienstler ihre Spionage- und Datenspeichertechnik verschrotteten. Insgesamt 2,2 Milliarden Dollar hatte die Besatzungsmacht in Gebäude und Ausrüstung investiert. Heute nutzt sie diskretere Orte wie die US-Botschaft in Berlin-Mitte, um Internet- und Handy-Kommunikation zu kontrollieren.

Wie schon ansatzweise zu erkennen ist, ist die verlassene Anlage heute ein Paradies für Sprayer und Street Artists.

Von der Abhöranlage mit der markanten weißen Kuppel belauschten die Briten und Amerikaner den Ost-Block bis in 700 Kilometer Entfernung.

Am Teufelsberg lauschten die Alliierten, was der Feind im Ostblock plante. Heute gibt es Touren durch die Ruine der Abhöranlage, die einmal top secret war.

In der ab 1955 errichteten Abhöranlage arbeiteten 1500 Leute in drei Schichten. Es muss ein bisschen wie im Gefängnis gewesen sein. Nur die Kantine hatte Fenster. Die Abhörarbeit ohne Tageslicht und bei stickiger Luft war belastend. Und von wegen Alliierte: Briten und Amerikaner misstrauten sich. «Zeitzeugen vermuten, dass sich die beiden gegenseitig abgehört haben.» Gewiss ist, dass sie die Arbeit doppelt gemacht haben: «Das Komische war, sie haben dasselbe abgehört, aber parallel. Also wurde nie ausgetauscht, was sie abgehört haben. Briten und Amerikaner waren komplett getrennt.»

Perfekte Fremdsprachenkenntnisse waren die Waffe gegen den Feind. Fast der ganze Ost-Block wurde abgehört: vom Zentralkomitee der SED, der DDR-Staatspartei, bis zu sowjetischen Militär-Einrichtungen. Gespräche auf Deutsch, Tschechisch, Polnisch und Russisch wurden akribisch belauscht, aufgeschrieben und übersetzt. In einem dreistufigen Auswertungssystem wurden nur die wichtigsten Informationen weitergeleitet. Die Archive in den USA sollen erst ab 2022 zugänglich sein.

Nach dem Fall der Mauer änderte sich alles. 1992 gaben die Amerikaner die Station auf und nahmen die elektronischen Gerätschaften mit. Die Radaranlagen konnten noch eine Zeit lang für die zivile Luftüberwachung genutzt werden. Vier private Investoren kauften das Gelände - aber ihre Pläne scheiterten. Das Haus verfiel. Die Räume, in denen die Abhörtruppen saßen, sind heute kaum zu betreten. Auch die markanten Radarkuppeln sind baufällig. Die Aussicht aber ist schön: Vom Fernsehturm bis zum Olympiastadion lässt sich Berlin im 360-Grad-Panorama genießen.

Der Blick von oben allein aber bringt kein Geld. Die Investoren wollten Luxuswohnungen und ein Hotel auf einem Teil des 48.000 Quadratmeter großen Geländes errichten, ist bei der Führung zu erfahren. Sie mussten aber wegen der Proteste von Anwohnern und Naturschutzverbänden und der immer höher werdenden Baukosten alle Aktivitäten einstellen. Eine Musterwohnung gibt es noch. Seit 2006 ist das Gelände offiziell kein Baugebiet mehr, sondern Waldgebiet. Weitere Baumaßnahmen sind damit verboten.

Mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Fall der Berliner Mauer wurde die Station von den Amerikanern aufgegeben und die elektronischen Einrichtungen entfernt. Die Radaranlagen konnten aber noch eine Zeit lang als zivile Luftüberwachung für den Flugverkehr genutzt werden. Zwischenzeitlich war die ehemalige Abhörstation an einen privaten Investor verkauft worden. Die Planungen für eine exklusive Wohnanlage, ein Museum und ein Hotel- und Tagungszentrum aber scheiterten.

Einzigartig machen den verlassenen Ort seine ungewöhnliche Architektur und der marode Charme.

Schroff ragen Betontrümmer zum Himmel. In Fetzen flattert die Regen abweisende Tuchbespannung der riesigen Kugeln im Wind.

Der Blick über den Grunewald, über Berlin und bis zur Havel ist einmalig schön. Nach Osten glänzen Fernsehturm und Berliner Dom in der Sonne. Nach Westen ziehen weiße Segelboote durch das glitzernde Wasser. Und ringsum ist nichts als grüner Wald zu sehen. Wer oben auf dem Teufelsberg steht, ahnt kaum, dass dieser Berg aus Schutt besteht und ein Ort von Geschichte ist.

Berliner Fernsehturm beim Alexanderplatz, recht davon der Berliner Dom.
Der weiße Klotz links ist das 'idb International GmbH & Co.KG Investment - Development - Building'.

Olympiastadion und (dahinter) Kraftwerk Reuter West

Einst war der Teufelsberg der technisch fortgeschrittenste Horchposten der NSA, weit vorgeschoben in Feindesland, nicht nur akzeptiert, sondern wohlgelitten als militärische Notwendigkeit.

Der Teufelsberg Berlin rangiert mittlerweile unter den 3 beliebtesten historischen Ausflugszielen der Hauptstadt. Auf dem gesamten Gelände befindet sich Street-Art von zum Teil sehr renommierten auch internationalen Künstlern. So verschönerten 2013 über 200 renommierte Sprayer den Teufelsberg im Rahmen des Jubiläums "30 Jahre Graffiti in Deutschland".

Sprayer und Graffitikünstler konnten vom 9. bis 12. Mai 2013 auf dem Gelände der ehemaligen Spionage- und Abhörstation der US-Armee auf dem Teufelsberg in Berlin ganz legal ihre Ideen sprühen.


Diese Graffitis sind übrigens eine flüchtige Kunst. In einem TV-Bericht von 2013 sind gänzlich andere Werke zu sehen. Ein Teilnehmer war drei Monate vor mir dort und konnte anhand meiner Fotos keine Bilder wiedererkennen. Es gibt also regelmäßig neue Sprays zu sehen, die vorhandenen Kunstwerke werden einfach übermalt.

Meine Zeichenkunst beschränkt sich auf Lichtmalerei. Das Zeichengerät ist die Taschenlampe, die Leinwand die dunkle Luft.

Die Kuppel im großen Turm ist ein gar spezieller Klangraum. Durch den reflektierenden Schall verstärkt sich jedes Geräusch auf das Vielfache. Ein leiser Spiegelschlag der Kamera wird zu einem lautstarken Peitschenknall. Ein Flüstern verstärkt sich zum Megaphon, bei Husten muss man sich fast die Ohren zuhalten.

Und noch eine persönliche Anmerkung zu den 'Freunden', die alle unsere digitalen Spuren mitsniffen, auswerten und somit jeden als potentielle Bedrohung und möglichen Terroristen sieht:

Ob sich eine Nation, die Atomwaffen (Japan), Biowaffen (Korea) und Chemische Waffen (Vietnam) u.a. gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt hat, an mehr Kriegen als jede andere Nation zuvor beteiligt war, im Kalten Krieg die Welt mehrfach an den Rand des nuklearen Abgrunds drängte und selbst heute noch mit tief verwurzeltem Rassismus im eigenen Land hadert, wirklich als moralisch gefestigter Weltpolizisten empfiehlt, darf unterschiedlich beurteilt werden.

Während sich die Kriegs- und Nachkriegsgenerationen für die Vergangenheit schämten und sich die Politik mit Gesten wie in Warschau und Verdun um Aussöhnung bemühte, haben sich die USA noch nie für einen Krieg entschuldigt, Reparationen gezahlt oder sich wenigstens inzwischen dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag für Kriegsverbrecher unterworfen.

Nun sollen die Sprayer zu Wort bzw. Bild kommen: Berlin spricht.

I love Belin

Motörhead, Johnk.Nl 24.8.2014, Teufelsberg

Ziehe doch mal eine Line

ist das Kust, oder kan das Weg?! Kann Weg !!!

Fuck Facebook. Fuck Brad Pitt. Fuck cheap wine. Fuck 7am. Fuck dogshit. Fuck bills.

America, fuck yeah! Fake tits, fuck yeah!

The man who does not read has no advantage over the man who can not read!

Teufelsberg, lilly

Class war

I love me! I love Berlin

No toys

McDonald's fuck yeah!

Alter Swede

My cock is bigger than yours

Nowadays people know the price of everything and the value of nothing

Live isn't perfect but your outfit can be

This is a photo opportunity.
My nipples r fully erect and I am ready 2 go

I like crazy people

Less is more. Hulk smash

The dream is fee ... the hustle is sold separately

Dance like your vagina is on fire

Don't talk about doing it. Do it!

Renegades

Ficke die NSA Cops!

Riot

Dummy

Graffitis gib es noch VIEL mehr, hier soll der Bericht aber zu einem Ende kommen.

Die Führung wurde am 18.09.2015 von go2know organisiert und hat EUR 30,- gekostet. Dabei wird man aufs Gelände gelassen und dann nach kurzer Information zum freien Shooting entlassen. Man kann sich dann nach Belieben alleine und ungestört durch Gänge und Stockwerke bewegen und den Motiven nachjagen.
Die Führung ist also mehr eine Türöffnung und Zutrittserlaubnis.
Natürlich muss vorher ein Revers unterschrieben werden (Teilnehmererklärung zu Risiko und Haftung).

Für Fragen oder partielles Hintergrundwissen ist der Guide immer auffindbar.
Wer alles im Kasten oder keine Lust mehr hat, der geht einfach früher.
Ganz entspannt jedenfalls und dank mehrerer Stunden wirklich reichlich Zeit für Bildexperimente.


Der Rundgang als Video: