Bad Leonfelden

im Oberen Mühlviertel, Mai 2024

Bad Leonfelden wurde im frühen 13. Jahrhundert als Lobenwelt erstmals urkundlich erwähnt und erhielt vor 1356 Marktrechte. Leonfelden war mit der nach den Hussitenkriegen errichteten Befestigungsanlage eine von vier Grenzbefestigungen gegen die Böhmen im heutigen Mühlviertel. Die Lage an zwei von der Donau nach Böhmen führenden Handelsstraßen brachte den Bürgern Wohlstand, obwohl die Handelstätigkeit von den Freistädtern sowohl militärisch als auch gerichtlich bekämpft wurde. Der Markt wurde 1850 Sitz eines Bezirksgerichts, Zentrum des Gerichtsbezirks Leonfelden und 1903 dem neu gegründeten Bezirk Urfahr angegliedert.

Neben der Bründlkirche ist hier auch das OÖ. Schulmuseum beheimatet.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Wenn man das Alter der Pfarrkirche angeben soll, greift man in der Regel auf jene Jahreszahl zurück, die im Tympanon des Nordportals in römischen Ziffern eingemeißelt ist: 1481. Der in dieser Zeit errichtete Kirchenbau im spätgotischen Stil - er ist mit Sicherheit der Nachfolgebau einer Holzkirche - hatte mit seinem mächtigen Turm, einem offenen Umgang („Luag-ins-Land") und einer Wächterstube auch die Funktion einer Schutz- und Wehrkirche. Auch eine 851 m lange Ringmauer samt Wehrgraben diente diesem Zweck. Mehrfache Einfälle der Hussiten (zwischen 1422 und 1429) und spätere Raubzüge entlassener Söldner, die sich mit Straßenräubern zusammentaten, machten solche Befestigungsmaßnahmen (über-) lebenswichtig.

Nach dem Großbrand von 1776, im Jahre 1781, erhielt die Kirche entsprechend dem Stilempfinden und der Lebensart der Zeit barocke Einrichtungen und einen Zwiebelturm. Der verheerende Großbrand von 1892 setzte diesem friedlichen Zeitabschnitt ein dramatisches Ende: Dachstuhl und Turm waren eingestürzt. Das heutige neugotische Erscheinungsbild stammt aus der Zeit des Wiederaufbaus. Lediglich das Nordportal sowie ein Ölberg-Relief an der Südseite der Kirche sind Relikte aus dem spätgotischen Kirchenbau des 15. Jahrhunderts.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Die römisch-katholische Stadtpfarrkirche Bad Leonfelden der Stadt Bad Leonfelden im Mühlviertel steht am westlichen Ende des Hauptplatzes und ist ein denkmalgeschütztes Bauwerk. Die dem heiligen Apostel Bartholomäus geweihte Hauptkirche der Stadt wurde erstmals 1154 urkundlich erwähnt und 1875 bis 1877 auf die heutige Größe erweitert.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Das Innere ist von den neugotischen Umbauten des 19. Jahrhunderts geprägt. Das dreischiffige Langhaus ist rund 30 Meter lang und 20 Meter breit. Über und unter den seitlichen Emporen befinden sich spitzbogige Arkaden, die Gewölbe im Chor ruhen auf Rundsteinen. Die neugotische Marienkapelle ist mit Seitenschiff und Chor durch eine breite Spitzbogenöffnung verbunden.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Das heutige Gebäude der spätgotischen Stadtpfarrkirche Bad Leonfelden entstand nach dem Marktbrand des Jahres 1892. An gleicher Stelle befand sich 1292 die erste Pfarrkirche, die wie damals üblich, aus Holz gebaut war. 1481 wurde eine spätgotische Steinkirche geschaffen, von der noch das Netzrippengewölbe erhalten ist. Bis 1781 diente der Turm als Teil der Befestigungsanlage des Marktes und zwischen 1875 und 1877 folgte die Erweiterung auf die heutige Größe. Der spitze, neugotische Turm wurde nach dem Brand 1892 errichtet und 1969 erfolgte eine großzügige Renovierung.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Zwischen 1875 und 1877 erfolgte unter Abt Alois Dorfer durch Dombaumeister Otto Schirmer eine Vergrößerung der Kirche durch Aufstockung des südlichen Seitenschiffs Errichtung eines nördlichen Seitenschiffes mit Marien- und Taufkapelle. Die barocke Kircheneinrichtung wurde durch eine neugotische ersetzt, der heutige Hochaltar eingebaut und ein neues Westportal geschaffen.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Der Brand am Palmsonntag, den 10. April 1892, zerstörte das Dach und den Turm, der abgetragen werden musste, weil er auf der Westseite 31 cm und auf der Südseite 27 cm überhing. Im Zuge von Renovierungen wurde die Sakristei aufgestockt und der Turm teilweise von Raimund Jeblinger in neugotischem Stil neu errichtet. 1938 wurde der Innenraum und 1969 die gesamte Kirche renoviert. 1980 erhielt die Kirche eine neue Orgel und 1997 ein neues Turmdach mit Schieferplatten.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

 Bad Leonfelden, Mai 2024

 Bad Leonfelden, Mai 2024

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Denkmal im Schubert-Park
Dem Liederfürsten Franz Schubert gewidmet zu seinem 100. Todestage vom Liederkränzchen Leonfelden 1928

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Die Bründlkirche (Maria Schutz beim Bründl)
Bad Leonfeldens beliebte spätbarocke Wallfahrtskirche (heutiges Aussehen seit 1790) geht auf eine wundersame Heilung zurück, die einem kranken Zimmermann 1686 bei einer Quelle an dieser Stelle widerfahren war.
Der beständig wachsende Zulauf frommer und heilungssuchender Pilger führte zum Bau stets größer werdender Kapellen und schließlich zum heutigen Kirchenbau. Das Wallfahrtswesen erreichte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts seinen Höhepunkt.

Im Jahre 1905 jedoch ließ Pfarrer Bruno Zach die Quelle zumauern, weil ihm das „unwürdige Herumpritscheln" hinter dem Altar anstelle frommer Einkehr" ein Dorn im Auge war. Erst 80 Jahre später wurde das Wasser wieder an die Oberfläche geholt und hilft wie einst allerdings in gesitteter Anwendungsform bei gesundheitlichen und seelischen Anliegen der gläubigen Pilger (vor allem bei Augenleiden). Schon seit Beginn des 18. Jahrhunderts hatte man unterhalb des vor dem Haupteingang der Kirche ein gemauertes Badehaus errichtet, in dem das Wasser für den ganzen Körper angewandt werden konnte. Dies war der Ursprung des modernen Kur- und SPA-Betriebes in Bad Leonfelden.

Bründlwagner - Kurhausstraße 11 (vormals Spielau 5)
Die volkstümliche Bezeichnung „Bründlwagner" hat ihre Berechtigung, denn das Haus verdankt seine Existenz der Bründlquelle. Immerhin galt die Quelle, bei welcher die Bründlkirche errichtet wurde, als so heilkräftig, dass man daneben schon 1662 eine Badehütte aufstellte. 1709 wurde sie durch ein gemauertes Badhaus ersetzt. Ab dem Jahr 1881 wurde aus dem Steinwald Moorwasser zugeleitet und das nunmehrige „Franzensbad" erfreute sich eines regen Zuspruchs. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 beendete abrupt die erfolgreiche Ära. Zwischendurch war auch eine Brauerei eingerichtet. Bis 1960 wurde eine Gastwirtschaft betrieben. Karl Wagner, der 1878 das Badhaus erwarb, richtete darin eine Färberwerkstatt ein, die heute in der vierten Generation betrieben wird. 2015 wurde der Mühlviertler Blaudruck von der UNESCO in die Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Bründlkirche - Kurhausstraße 9a
Von einem kranken Zimmermann wird erzählt, dass er um das Jahr 1686 Linderung seines Leidens von der Quelle erfahren hat, die sich heute hinter dem Hochaltar der Kirche befindet. Bald kamen Leute in größerer Zahl zu der Quelle, um dort Heilung zu finden. Der dankbare Zimmermann höhlte eine Grube aus und fertigte einen Verschlag aus Brettern an, damit man im „Bründlwasser" baden konnte. Schließlich entstand eine eigene Badeanstalt, die später als „Franzensbad" überregionale Bedeutung erlangte.

Bald nach der Entdeckung der Quelle wurde eine steinerne Kreuzsäule, dann eine Kapelle und in den Jahren 1778 bis 1792 die Kirche in ihrer heutigen Gestalt errichtet. Die „Kirche Maria Schutz im Bründl zu Leonfelden", so ihre Bezeichnung im Grundbuch, erfreut sich bis heute bei Wallfahrern großer Beliebtheit und wird gern von Hochzeitspaaren als Stätte ihrer kirchlichen Trauung gewählt.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Das Deckenfresko „Christi Geburt“ ist der malerische Höhepunkt der Kirche.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Grundsätzlich bestimmt der Stil des Spätbarocks die innere Ausgestaltung der Kirche, lediglich an wenigen Stellen finden sich Merkmale anderer Kunstepochen, die sich aber wohltuend in die angenehme Stimmung des Kirchenraumes einfügen. Das noch üppigere Dekor des Rokoko ist vor allem an der Kanzel erkennbar (muschelförmige  Rocaillen). Der Klassizismus mit der Formensprache antiker Tempelbauten ist dort zu erkennen, wo es sich um übernommene Objekte aus der 1787 säkularisierten Bürgerspitalskirche handelt. Von ihr stammen Chorgestühl, zwei Oratoriumsfenster und Teile der Orgel.

Das „Oratorium“, angefügt an der Nordseite des Chores, war ein separierter Logenplatz für Privilegierte (Priester, Ordensleute, Adelige, Wohltäter...), von dem man freie Sicht auf den Altarraum hatte. Die grobmaschige, bemalte Leinenbespannung der Fenster verhinderte andererseits den Einblick nach innen. (Das südliche Oratoriumsfenster dient lediglich der optischen Symmetrie des Chores).

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Auch die Orgel von Leopold Breinbauer (1904) stammt aus der Zeit der Jahrhundertwende. Bemerkenswert sind darin integrierte Bestandteile des Vorgänger-Instruments aus dem Jahre 1766 (Brüstungsgehäuse und Prospektpfeifen).

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Kurz nach der Jahrhundertwende wurde die Kirche auch mit bunten Glasfenstern der Künstler Penner und Schürer ausgestattet. Die figuralen Rundbilder im Inneren der Butzenscheiben stellen im Chorraum die Heiligen Josef und Mathias, im östlichen Langhaus die Heiligen Amalia und Franz von Sales, gegenüber die Heiligen Elisabeth und Maria-Immaculata und schließlich unter der Empore Herz Jesu und Herz-Mariä-Szenen sowie Christus in der Werkstatt Josefs dar.

 Bad Leonfelden, Mai 2024 Bad Leonfelden, Mai 2024

HOCHALTAR von Johann Lanit, 1790

Mittelteil: die mit Prunkgewand bekleidete „Maria-Schutz-Statue“ umgeben von zahlreichen Engeln (Putten), die für sie die Himmelskrone bereithalten, flankiert von den Hl. Joachim und Anna, ihren leiblichen Eltern (Joachim mit Taube als Symbol für Sanftmut und Buch)
darüber: Gottvater mit Weltkugel sowie der Hl. Geist als Taube

Seitenteile: rechts: Hl. Benedikt von Nursia in Umbrien (480 - 547), Gründer des Benediktinerordens. Er wird zum geistigen Vater des europäischen Mönchtums. Seine Ordensregel „Ora et labora!“ beruht auf der Gleichwertigkeit von Meditation und aktivem Schaffen, seit 1964 Patron Europas. Attribut: Kelch mit weichender Giftschlange (Hinweis auf einen Vergiftungsversuch durch Mitbrüder)
links: Hl. Bernhard von Clairvaux in Frankreich (1090-1153), Verbreiter des Zisterzienserordens, der die Regel Benedikts wörtlich und asketisch auslegt Attribut: Bibel, Kreuz mit Passionswerkzeugen
darunter: Opfergangsportale mit Opferstöcken für die Pilger (einst für Naturalien wie Tauben und Hühner gedacht, heute nur mehr für Geldeinwurf ausgelegt) „Opfergang“ zur Altarrückseite mit Votivbildern und der ehemaligen Turmspitze (vergoldeter Blechschnitt aus dem Jahre 1759. Davor wurde an der ursprünglichen Stelle der Quelle eine Steinsäule mit der Jahreszahl 1686 platziert, die an das Jahr der ersten Wunderheilung erinnert.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Schier unzählige Erhörungen persönlicher Anliegen an die Bründlmutter bilden sich noch heute auf der großen Votivwand hinter dem Altar ab - sei es in Form selbst gestalteter Darstellungen der Notsituation, Bilddrucken, gestickten Dankgebeten oder gar mit überflüssig gewordenen Holzkrücken und Brautkränzen bei geglückter Verehelichung.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Das heutige Aussehen der Kirche im Stile des Spätbarocks geht im Wesentlichen auf die großen Erweiterungen der Jahre 1778 bis 1792 zurück. Zwei ungleich große Baukörper bilden das Längsschiff. Der kleinere Chorraum basiert weitgehend auf der vormaligen steinernen Kapelle des Jahres 1761. An den Turm (quadratischer Grundriss mit Pyramidenhelm) schmiegt sich auf zwei Seiten eine niedrige Sakristei. Die Giebelseite im Südwesten bildet die Hauptfassade der Kirche. Sie ist demgemäß aufwändiger
mit mächtigen Lisenen (Halbsäulen) auf hohen Sockeln ausgestattet.

Zusätzlich empfangen hier mehrere Fresken den ankommenden Kirchenbesucher:
» eine Sonnenuhr mit einer biedermeierlichen Ansicht des Marktes nach einem Stich von 6. Grinzenberger aus dem Jahre 1836,
» eine Schutzmantelmadonna
» und darüber das „Auge Gottes“ beide von geschwungenen Rahmen eingefasst

An der südlichen Längsseite fallen ein künstlerisch beachtliches, 7 m hohes Missionskreuz (datiert mit 1854) und ein wappenförmiges Schild über dem Seiteneingang ins Auge. Letzteres enthält jene Worte, die der geheilte Zimmermann um 1691 aus Dankbarkeit auf einer Kreuzsäule vor der Quelle angebracht haben soll.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Johannes Nepomuk wurde um 1350 im westböhmischen Pomuk geboren und war Generalvikar des Erzbischofs von Prag. In den Auseinandersetzungen zwischen König Wenzel und Kirche wurde Johannes gefangengenommen, gefoltert und in der Moldau ertränkt. Einer Legende zufolge soll Johannes der Beichtvater der Königin gewesen sein und sich geweigert haben, dem König preiszugeben, was ihm in der Beichte anvertraut worden war. Er wurde im Jahr 1729 heiliggesprochen und gilt als Schutzpatron von Böhmen und anderen Ländern und Städten, der Beichtväter, Priester, Schiffsleute, Flößer und Müller, des Beichtgeheimnisses, für Verschwiegenheit, gegen Wassergefahren und der Brücken.

Statuen des hl. Johannes Nepomuk stehen in Böhmen, Mähren, Österreich und Süddeutschland auf Plätzen und bei Brücken. Neben der Gottesmutter Maria ist er der einzige Heilige mit einem Sternenkranz. Um das Jahr 1740 errichtete die Markt-Commune an dieser Stelle die Statue. Viele Jahre war sie färbig und von Stufen umgeben. Im Jahr 2015 wurde sie von der Agrargemeinschaft Bad Leonfelden restauriert.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

 Bad Leonfelden, Mai 2024

In diesem ältesten Lebzelterhaus des Landes übte schon 1559 ein Meister der Dynastie KASTNER das ehrsame Handwerk der Lebzelter, Wachszieher und Metsieder aus. Der Familienbetrieb konnte durch 13 Generationen vom Vater an einen Sohn weitergegeben werden. Bereits im 17. Jahrhundert stehen "Leonfeldner Lebzelten" in einer Reihe mit berühmten Lebkuchensorten aus großen europäischen Städten mit Lebkuchentradition. Noch heute bietet die Cafe Konditorei KASTNER Lebkuchen nach uralten Rezepten aus der Familie an.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Lebzelterhaus - Hauptplatz 26 (vormals Leonfelden Nr. 18)
Die Geschichte des Lebzelterhauses ist nahezu identisch mit der Geschichte der Familie Kastner. Seit 1559, als Hannß Georg Castner Besitzer war, wird hier die Lebzelterei ausgeübt. Eng damit verwandt sind die Gewerbe des Wachsziehens und Metsiedens. Im Grundbuch von 1794 sind „die Wax-, Lebzelter, und die Schankgerechtigkeit" als am Haus hafted dokumentiert.

Es gab Zeiten, da florierte das Geschäft und wieder andere, da mussten die Eigentümer um den Weiterbestand des Unternehmens hart kämpfen. Unter der Führung von Franz Kastner (1775-1837) erlangte es bereits überregionale Bedeutung. Die Erzeugnisse wurden auf einer eigenen Plätte donauabwärts befördert. Die Familie Kastner beteiligte sich auch am öffentlichen Leben. Sie stellte drei Bürgermeister und die Gründung des ersten Moorheilbades geht auf die Initiative eines Franz Kastner zurück.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Im Markt Leonfelden gab es über Jahrhunderte zwei Brunnen. Mensch und Vieh wurden auf diese Weise mit Wasser versorgt und bei Bränden stand Löschwasser zur Verfügung. Als man im Jahr 1938 eine Ortswasserleitung errichtete, wurde der „untere Marktbrunnen" abgetragen. Bei einem Wettbewerb für einen neuen Brunnen erhielt das Projekt von Margarete und Frank Geffke den Zuschlag. Es handelt sich um eine bewusst unspektakuläre Konstruktion aus verzinktem Stahl und Lärchenholz, die im Jahr 2013 neben einer der beiden auf dem Platz verbliebenen Linden aufgerichtet wurde. Der Brunnen erhielt bald die Bezeichnung „Scheidegerinne", weil er aussieht wie eine Rinne, aus welcher zu beiden Seiten das Wasser abfließt. Damit besteht auch ein Bezug zur Mitteleuropäischen Wasserscheide, die zwei Kilometer nördlich das Gemeindegebiet durchquert.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Zwirtmayr - Hauptplatz 22 (vormals Leonfelden Nr. 12)
Im Haus befindet sich ein Deckenträger, in den früher ein Ornament mit der Inschrift HG 1565 integriert war. Dieses Ornament wurde auf eine neu angefertigte Ahnentafel aus Holz übertragen. Vermutlich beziehen sich die Buchstaben H G auf Hannes Götzendorfer, dem Sohn des Marktrichters Kristanne Götzendorfer.

Seit dem Jahr 1743 verblieb das Haus im Besitz der Familie Zwirtmayı, davon 215 Jahre in männlicher Erbfolge. Aus dieser weit verzweigten Familie sind einige bedeutende Persönlichkeiten hervorgegangen, darunter der Initiator der „Schulstiftung Leonfelden", Pfarrer Josef Konstantin Zwiertmeir und der bedeutende Bildhauer Michael Rauscher. Der gebürtige Franke Ernst Hettrich kam 1945 als Kriegsversehrter nach Leonfelden, wurde von Frau Keller adoptiert und heiratete nach einem mühsamen Kampf um das Bleiberecht Anna Zwirtmayr. Er begründete eine Existenz als Landmaschinen- und Kraftfahrzeugmechaniker.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Ledererhäusl - Linzer Straße 1 (vormals Leonfelden Nr. 54)
Laut Grundbuch von 1794 sind auf dem Haus die „Gerechtsame Lederer, die Hutmacher- und Schankgerechtigkeit" festgeschrieben, wobei die beiden letzteren Berechtigungen 1850 gelöscht wurden. Der Dachaufbau erinnert an das Ledererhandwerk. 1901 begann hier der Kaufmann Ludwig Eybl mit dem Verkauf von Munitionsgegenständen und dem Frächtergewerbe. Vier Jahre später eröffnete er auch einen Gemischtwarenhandel und übte dieses Gewerbe bis 1949 aus. 1951 erhielt er die „Genehmigung für den Droschkenverkehr mit dem Personenwagen TATRA, Type 75, Po. Kennzeichen 0-12.020".

Die Stadtgemeinde Bad Leonfelden erwarb im Jahr 2007 das denkmalgeschützte Objekt. Im Jahr 2013 diente es als Standort der Landesausstellung „Alte Spuren Neue Wege", die gemeinsam mit der Region Südböhmen veranstaltet wurde. Seit 2014 ist das Gebäude die Heimstätte des im Jahr 1998 wieder errichteten „Uniformierten Privilegierten Bürgerschützenkorps der Stadt Bad Leonfelden".

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Bamberger - Linzer Straße 2 (vormals Leonfelden Nr. 9)
Das „Haus im Markte Leonfelden Nr. 9", so die Bezeichnung im Grundbuch von 1794, ist ein altes Handelshaus. So haften „der Leinwandhandl" und die „Schankgerechtigkeit" als radizierte Gewerbe an der Liegenschaft, die sich von 1821 bis 1901 im Besitz der Leinwandhändlerdynastie Jax befand. Der Beschreibung durch den Heimatforscher Peter Krenn zufolge hatte damals das Gebäude folgendes Aussehen:
Dieses Haus hatte einen gotischen Stirngiebel, den eine Barock-Ziermauer verdeckte und oben als Abschluss einen auf Eisenblech gemalten hl. Florian in Lebensgröße darstellte. Ein Schlussstein über der Haustüre weist die Jahreszahl 1726 auf.

Die Schauseite des Hauses wurde bereits 1941 unter Denkmalschutz gestellt. Michael Bamberger erwarb 1901 das Haus und richtete eine Fleischbank ein, die von der Familie Laus bis 2006 weitergeführt wurde. Der hl. Florian wurde 1996 von Familie Hehenberger im Zuge der Errichtung des Gasthauses „Marktstube" nach alten Ansichten rekonstruiert.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Spitalskirche - Linzer Straße 3 (vormals Leonfelden Nr. 90)
Nach der Gründung des Bürgerspitals im Jahr 1505 ersuchten Richter und Rat des Marktes Leonfelden den Patronatsherren Abt Thoman von Wilhering um die Erlaubnis, beim Spital eine Kirche zu errichten. Die Einweihung des im spätgotischen Stil errichteten Gotteshauses erfolgte um das Jahr 1520. Im Gefolge der Reformation übernahmen lutheranische Prediger die Kirche, 1673 wurde sie wieder nach katholischem Ritus eingeweiht. Kaiser Joseph II. verfügte die Aufhebung der nunmehrigen Josephi-Kirche.

1787 ersteigerte der Markt Leonfelden das Gebäude und richtete darin das Gemeindeamt ein. In der Folge waren in dem Haus die Sparkasse, das „K.K. Aich-Amt", das Standesamt, die Volksschule, der Gemeindekerker, Wohnungen, eine Garage, eine Werkstatt, eine Druckerei und ein Heimatmuseum untergebracht. Seit der Sanierung 1987 ist die Spitalskirche ein würdiger Rahmen für standesamtliche Trauungen und kulturelle
Veranstaltungen.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Bürgerspital - Spitalgasse 1 (vormals Leonfelden Nr. 55)
Am 10. Dezember 1505 bestimmten Richter und Rat des Marktes Leonfelden, die „Behausung des Bürgers Paul Polz für die Verpflegung und Betreuung verarmter und kranker Bürger" einzurichten. Finanziert wurde der Betrieb durch gestiftete Liegenschaften und Zuwendungen von Wohltätern und Marktbürgern. Um 1600 wurde das Spital um den Arkadentrakt erweitert.

1787 verfügte Joseph II. die völlige Auflösung aller bürgerlichen Spitaler. Das Bürgerspital wurde in der Folge aufgehoben und in einen Armenfonds umgewandelt. Bis in die heutige Zeit wohnten in dem Haus vorwiegend sozial schwache Familien. Anlässlich der Landesausstellung 2013 wurde das weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand erhaltene Gebäude von Grund auf renoviert.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Ritter - Linzer Straße 6 (vormals Leonfelden Nr. 7)
Die Besitzer dieses Hauses sind von 1835 bis zum heutigen Tag ihrer Familientradition treu geblieben. Seit ein Georg Ritter, dessen Vorfahren noch Schuhmacher waren, als Besitzer im Grundbuch aufscheint, wurde das Bäckerhandwerk, nunmehr in der sechsten Generation, in ununterbrochener Folge ausgeübt. Josef Ritter erwarb 1975 auch die Berechtigung für das Konditorgewerbe, die unter dem derzeitigen Besitzer auf „Konditoren (Zuckerbäcker) einschließlich der Lebzelter- und der Kanditen-, Gefrorenes- und Schokoladewarenerzeugung" erweitert wurde. 2002 übernahm Erwin Beimrohr die Bäckerei und führte von 1989 bis 2008 das Restaurant „Brotkuchl". Der Fortbestand des Familienunternehmens Ritter scheint durch den Sohn Sebastian gesichert.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Hutmacher Haus - Linzer Straße 5 (vormals Leonfelden Nr. 57)
Seit dem Jahr 1780 scheinen im Grundbuch Angehörige der Familie Wittigschlager, zuletzt Wittibschlager, als Besitzer der Liegenschaft auf, an dem auch die „Hutmacher- und Schankgerechtigkeit" als radizierte Gewerbe dokumentiert sind. Bis 1936 übte Josef Wittigschlager das Hutmachergewerbe aus.

1954 ging das Haus in das Eigentum von Johann Weichselbaumer über, der bereits 1932 seine Tätigkeit als Schlosser und ein Jahr später als Spengler aufgenommen hatte. 1957 kamen der „Einzelhandel mit Propangasgeräten" sowie der „Einzelhandel mit Propangas, soweit dies nicht bei der Destillation mit Erdöl anfällt" dazu. Diese Gewerbe wurden von Sohn Rupert weitergeführt, ehe die Firma in die Passauer Straße übersiedelte. 1981 bis 1986 betrieb hier der Glasermeister Heinrich Bayer eine Zweigstelle.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Sengstschmid - Linzer Straße 12 (vormals Leonfelden Nr. 4)
Im Torbogen findet sich ein verzierter Schlussstein und in der Einfassung des Haustors sind die Initialen JGP (Johann Georg Preining) sowie die Jahreszahl 1803 sichtbar. Johann Georg Preining war Bürgermeister von 1804 bis 1806. Der Heimatforscher Peter Krenn beschreibt das Haus und berichtet über einen weiteren Brandherd, von dem die Feuerkatastrophe von 1892 ihren Ausgang nahm:

Ein Bürgerhaus (Burgrechtbesitz), ist ein Durchhaus mit einem vorderen Wohn- und Geschäftstrakt, einem Hof und einem Hintergebäude für den landwirtschaftlichen Trakt. Um 1847 scheint ein Gastwirt Franz Sengstschmid als Besitzer auf.
Im Jahre 1892, den 10. April, Palmsonntag, brach um 2 Uhr nachmittags in diesem Hause Nr. 4 im Hintertrakte Feuer aus, welches nach Aussage der Bevölkerung durch eine ruchlose Hand gelegt wurde und den ganzen Markt bis auf drei Häuser einäscherte.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Waldhör - Linzer Straße 11 (vormals Leonfelden Nr. 87)
Das Grundbuch führt eine lange Liste von Eigentümern an. Von Beginn an gab es einen Bezug zum Gastgewerbe. In der Ausgabe von 1794 ist bereits das Recht auf den Ausschank von Getränken festgeschrieben. In der Fortführung aus dem Jahr 1880 findet sich die Bezeichnung „Gastwirth Haus". Aber auch andere Gewerbe waren auf diesem Haus heimisch. Josef Preinfalk und Franz Böcksteiner waren als Schlosser tätig. Letzterer handelte auch mit Geschirr.

Der Elektroinstallateur Ing. Karl Waldhör erwarb die Konzession zum „Einzelhandel mit Elektrogeräten, Elektromaterial, Radioapparaten und Schallplatten sowie deren Zubehör". Er verlegte 1972 sein Geschäft in das Haus Linzer Straße 13. Seither wurden hier Handels- und Dienstleistungsgewerbe verschiedener Art betrieben. Derzeit wird auch wieder das Gastgewerbe ausgeübt. Der ehemalige Tiroler Landeshauptmann DDr. Herwig van Staa verbrachte hier mit seiner Mutter einen großen Teil seiner Kindheit.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Schlosserhaus - Linzer Straße 14 (vormals Leonfelden Nr. 3)
Das Recht, das Schlosserhandwerk auszuüben, bestand schon zur Zeit Maria Theresias. Dazu „haftete" an dem Haus die „Schankgerechtigkeit". Außerdem waren hier ein Webermeister und ein Handschuhmacher tätig. Ab 1897 betrieb Jakob Duschill einen Viktualienhandel.

1933 erwarb der Sattlermeister Alois Zwirtmayr das Haus. Das Sattler- und Tapezierergewerbe wurde von seiner Witwe Maria und dann von seinem Sohn Franz weitergeführt. Ein erhalten gebliebenes Maßbuch der Sattlerei enthält detaillierte Arbeitsanleitungen und Skizzen. Aus der weit verzweigten Familie Zwirtmayr sind einige bedeutende Persönlichkeiten hervorgegangen. P. Konstantin Zwiertmeir bedachte die nach ihm benannte Zwiertmeirsche Schulstiftung mit einem namhaften Betrag. Der akademische Bildhauer Michael Rauscher, aus dessen Werkstatt die Sieben-Todsünden-Kanzel in Reichenthal stammt, war ein Onkel von Maria Zwirtmаут.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Gasthaus zum Linzer Tor - Linzer Straße 16 (vormals Leonfelden Nr. 2)
Im Grundbuch von 1794 wird das Haus unter der Bezeichnung „Das Dunkische Wirtzshaus nächst dem unteren Marktthor" geführt. Wenn man das heutige Gebäude betrachtet, kann man sich kaum vorstellen, wie beengt es hier einmal zugegangen ist. Eingepfercht zwischen Ringmauer, Linzer Tor und einem gegenüber der engen Durchfahrtsstraße stehenden Haus gelangte straßenseitig nur durch ein kleines Fenster über der Eingangstür Licht in das Haus.

Im Jahr 1892 nahm ein verheerendes Feuer von hier seinen Ausgang. Beinahe alle Häuser des Marktes Leonfelden wurden ein Raub der Flammen. Vom zerstörten Linzer Tor konnte ein Marienbild gerettet werden, das auf dem neu aufgebauten Haus angebracht wurde. Die Gastwirtschaft wurde bis 1960 betrieben. Unvergesslich geblieben sind der Wirt Andreas Brandtner, dessen Witwe Anna und deren Nachfolgerin Anna Höß.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Promenaden Park
1885 an Stelle eines Holzlagerplatzes von der Marktkommune unter dem Forstwart Johann Ritter errichtet und bepflanzt. 1979 neu gestaltet.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Neumüller-Kapelle am Haus der Familie Neumüller

 Bad Leonfelden, Mai 2024

NEUMÜLLER-KAPELLE (Vormals Bräuhaus-Kapelle beim Fleischer-Türl)
Am alten Wallfahrerweg „Salzstraße" entstand im 18. Jahrhundert eine hölzerne Kapelle mit dem großen hölzernen Christus am Kreuz. 1892 beim großen Marktbrand wurde auch die Kapelle ein Raub der Flammen, der angekohlte „Christus" wurde gerettet und 1893 die Kapelle hier neu aufgebaut. Seit 1939 im Besitz der Familien Neumüller.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Wasserkar beim ehemaligen Fleischertürl
Viehtränke, Wäsche- und Hutschwenme, Trink- und Löschwasserversorgung

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Glaserhaus - Hauptplatz 7 (vormals Leonfelden Nr. 42 (und Nr. 42a/88))
Vermutlich gab es an dieser Stelle zwei Häuser. Ein Balken und die verschiedenen Niveaus deuten darauf hin. Außerdem gibt es ein Hinterhaus, das zuerst die Nummer Leonfelden 42a, dann 88 trug. Trotz äußerst beengter Verhältnisse gingen dort der Briefträger und Schuster Alois Brenner und die Schneiderin Rosina Brenner ihren Gewerben nach. Das winzige Wohnzimmer war gleichzeitig Küche und Nähwerkstatt bzw. Anproberaum, während der Stiegenaufgang und ein kleines Abteil als Schusterwerkstatt dienten.

1886 gehörte das Haus dem Schweinehändler Franz Steibelmüller, ehe es vom langjährigen Bürgermeister Hermann Gärtner übernommen wurde. Dessen Sohn Dr. Hermann Gärtner war bis 1963 Tierarzt. Er hatte schon bald ein Telefon mit Daueranschluss. Wenn es in der Nacht drei Mal klingelte, betraf es den Tierarzt.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Großes List - Hauptplatz 33 (vormals Leonfelden Nr. 25)
Alten Urkundenzufolge dürfte es sich um das älteste Haus in Leonfelden handeln. Gemäß den Angaben des Heimatforschers Felix Manzenreiter könnte „in der Mitte des 12. Jahrhunderts an der Wegkreuzung der Salzstraße mit der aus Osten kommenden Straße schon eine aus Holz gebaute Einkehrstätte für Säumer gestanden sein". Von der alten Bausubstanz sind noch frühgotische Gewölbe und Toreinfassungen, zwei Arkadengänge im Hof und ein Steinbrunnen mit der Jahreszahl 1606 erhalten.

Über viele Jahre war hier ein wichtiger Stützpunkt des Salzhandels. Durch den Sensenhammer Schmied am Stein, der im Haus eine Verkaufsstelle einrichtete, erhielt das Objekt den Namen „Gasthaus zur Goldenen Sense". Mit der Errichtung einer Poststation sowie des Linienverkehrs mit einem Postwagen wurde das Haus zum „Gasthof zur Post". Bis zu 50 Pferde waren damals untergebracht. An diese Zeit erinnert die als Postkutsche gestaltete Schank.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Rathaus - Hauptplatz 1 (vormals Leonfelden Nr. 26)
Vermutlich bestand bereits seit der Gründung des Marktes Leonfelden ein Rathaus. Immerhin war der Marktrichter neben der Verwaltung der Marktgemeinde für alle Angelegenheiten zuständig, die heute in den Aufgabenbereich der Bezirkshauptmannschaft, des Bezirksgerichtes, des Steueramtes und der Polizei fallen. Das heutige Rathaus wurde wahrscheinlich um 1579 erbaut. Nach der Aufhebung der Spitalskirche im Jahr 1783 übersiedelte der Marktrichter dorthin. 1939 wurden die Katastralgemeinden Stiftung, Dietrichschlag, Laimbach und Weigetschlag mit Leonfelden zusammengelegt. Das alte Rathaus war wieder Sitz des Gemeindeamtes. Zwischen 1849 und 1912 war im Rathaus das k.k. Bezirksgericht untergebracht. Das Fresko an der Hausfront, das die Gerechtigkeit darstellt, weist noch darauf hin. Später befand sich im Erdgeschoß das Postamt und im zweiten Stock war die Ordination des Gemeinde- und Kurarztes Dr. Rudolf Schwarz.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

In Leonfelden wird im Jahr 1577 diese frühe Bildungsstätte im Sinne Martin Luthers als „DOMUS DISCIPLINAE" (Haus der Bildung) von den damals protestantischen Bürgern des Marktes errichtet. Sie ist vorerst ausschließlich Knaben auf freiwilliger Basis vorbehalten und religiöse Inhalte prägen den Unterricht. Nach Einführung der Allgemeinen Unterrichtspflicht durch Maria Theresia im Jahr 1774 werden alle Kinder vom Schulmeister und seinen Gehilfen in Lesen, Schreiben und Rechnen unterwiesen - lange Zeit nicht zur Freude der bäuerlichen Welt ringsum. 1785 wird die Schule auf Grund der steigenden Schülerzahlen zur heutigen Größe aufgestockt. Aus einem Vertrag vom 4. September 1849 geht hervor, dass im Rathaus und im daran angebauten Schulstöckl das Bezirksgericht installiert wird. Die Räumlichkeiten der Schule werden zu Kerkerzellen umgestaltet. Die Schule muss vorübergehend in das gegenüberliegende Haus Nr. 35 übersiedeln, ehe sie 1854 in das nunmehr fertiggestellte Volksschulgebäude, die heutige Musikschule, einziehen kann. Seit dem Jahr 1988 ist hier das OÖ. Schulmuseum untergebracht, wo die Besucher die Entwicklung der österreichischen Schulgeschichte der letzten fünfhundert Jahre hautnah und erlebnisorientiert nachempfinden können.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Kaiserin MARIA THERESIA (reg. 1740 – 1780)
führte am 6. Dezember 1774 die Allgemeine Schulpflicht ein, deren Kernstück die „Trivialschule" für alle 6 - 12jährigen war. Durch das Erlernen der 3 „Niederen Künste" - Lesen, Schreiben und Raitten (Rechnen) - sollten sie u. a. befähigt werden, sich Wissen „von außen" (Gesetzestexte, Buchwissen) anzueignen. Diese moderne Auffassung von Bildung für das einfache Volk wurde von diesem allerdings kaum verstanden und nur zögernd und unter Strafandrohung (Kerker, Geldbußen) akzeptiert.

JOSEPH II. (reg. 1780 – 1790)
setzte als überzeugter Anhänger der Aufklärung die von seiner Mutter begonnene Förderung des Schulwesens für das gemeine Volk fort. Insbesondere legte er durch die Gründung des „Schulfonds" die wirtschaftliche Grundlage für Schul(aus) bauten und Lehrerbesoldung. Die Mittel dafür stammten von aufgelösten (säkularisierten) Klöstern und Kirchen (allein im Mühlviertel 53!), aus dem Vermögen verbotener Bruderschaften und der hohen Besteuerung kirchlicher Güter. In diesem Zusammenhang wurde auch die Bürgerspitalskirche Leonfelden am 7. 12. 1786 gesperrt und an die Gemeinde (als einzigem Bieter) um 200 Gulden versteigert.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

DAS GEWICHT DER BILDUNG
Von der analogen Maßeinheit „Kilogramm" zum digitalen „Kilobyte"

Seit der Einführung des Leseunterrichts durch Kaiserin Maria Theresia entnimmt der Schüler sein Wissen mehr als zwei Jahrhunderte lang vorwiegend aus Schulbüchern. Dabei steigert sich deren Anzahl und Umfang kontinuierlich.
Die Bibliothek eines Schülers, die zunächst aus einer Fibel, drei Lesebüchern, einem Katechismus und drei Rechenbüchern bestand, erreicht mit der Einführung der Gratisschulbuchaktion im Jahre 1972 einen ersten Höhepunkt.

Führt der Weg vom Schulbuch zum Bildschirm?
Die Pandemie der Jahre 2020 bis 2022 beendete die Alleinherrschaft des Buches als Träger der Bildung mit einem Schlag: Neue Medien wie Laptop und Mobiltelefon mit geringem Gewicht, hoher Speicherkapazität und handlichen Maßen ermöglichen eine weitgehende Unabhängigkeit des Lernens von Klassenraum („Homelearning") und Stundenplan. Nach der ersten Begeisterung über diese neue Art der Wissensvermittlung erkennt man aber inzwischen auch unangenehme Nebenwirkungen wie die soziale Isolierung der Lernenden, Erschwernisse beim Erwerb der Lesefertigkeit, ja die Gefahr von Haltungsschäden und Augenleiden. Heute sieht man ein „hybrides Lernangebot", in dem das analoge Lehrbuch als Leitmedium durch das digitale Werkzeug sinnvoll bereichert wird, als die erstrebenswerte Arbeitsform der Schule von morgen an.

Lehrmittel waren ab 1800 wesentliche Elemente im Unterricht. Die Tier- und Pflanzenwelt wurde mit Hilfe von Präparaten und Schaukästen vermittelt, technische Errungenschaften wurden anhand von Modellen erklärt. Die Kinder gewannen dadurch einen konkreten Einblick in bekannte und fremde Lebenswelten. Ebenso wurden Wand- und Märchenbilder eingesetzt, um den Unterricht anschaulich zu gestalten.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Die Kerkerzelle
war ursprünglich die „Schwarze Kuchl" der Schulmeisterfamilie. Seit der Einführung der Schulpflicht diente sie auch zum „Absitzen" von Strafen, welche Vätern auferlegt wurden, die ihre Kinder nicht regelmäßig zur Schule schickten. (Ausmaß 5 – 8 Stunden)
Darinnen dargestellt: Unterricht vor der Zeit Maria Theresias

Der Schulmeister ist auf Nebenerwerb angewiesen (hier Flickschuster). Er bewohnt tagsüber mit seiner Familie einen einzigen Raum, Wohn- und Schulstube zugleich, wo er auch sein Geflügel hält. Der Pfarrer als Schulaufsichtsbeamter verweist die klagende Gattin auf den verheißenen himmlischen Lohn.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Die Kärntner Puppenkünstlerin Elli Riehl (1902 – 1977)
hatte bereits in der Schule ihre Leidenschaft zu Spielpuppen entdeckt und durfte 1934 Werke bei der Wiener Frühjahrsmesse zum ersten Mal öffentlich präsentieren. Der dort erzielte Erfolg bewirkte den Schritt vom Hobby zum Beruf. Im Puppenwelt-Museum ihres Heimatdorfes Treffen werden heute über 700 ihrer Werke ausgestellt, womit ihr Ruf als bedeutsame Puppenkünstlerin Österreichs belegt ist.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Schulen und Klassen des 18. und 19. Jahrhunderts
Ursprünglich waren Unterrichtsräume („Lehrstuben") in Schulmeisterwohnungen integriert. Erst mit dem Anwachsen der Schülerzahlen in der Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte die Unterbringung der Schüler in eigenen, großräumigen Klassenzimmern. Bei mehr als 80 Kindern wurde dem Schulmeister ein, bei mehr als 100 noch ein zweiter Schulgehilfe beigestellt.

Die historische Schulklasse aus der Zeit um 1900 gibt einen Einblick in den damaligen Unterrichtsalltag. Es herrschte strenge Disziplin, die „Eselsbank” und Strafen waren weiterhin gang und gäbe. Viele Sprichwörter und Redewendungen leiten sich aus dem einstigen Schulleben ab. Die Schrift unserer Vorfahren war die Kurrentschrift. Die „Tafelkratzer” der 1. Klasse schrieben mit Griffeln auf Schiefertafeln, die „Tintenpatzer“ in der 2. Klasse mit selbstgemachter Tinte und einer Metallfeder

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Am 6. Dezember 1774 führt die „Kaiserin" Maria Theresia als erste Regentin Europas die Unterrichtspflicht verbindlich ein. Die Schulpflicht gilt für Knaben und Mädchen. Dauer der Schulpflicht ist 6 Jahre. Vor allem die vorwiegend bäuerliche Bevölkerung lehnt dieses Gesetz ab. Es heißt, „die Kaiserin nimmt uns die Kinder weg". Die Pflichtgegenstände sind Lesen, Schreiben, Rechnen und christliche Lehre. Für Lehrer wird erstmals eine Ausbildung vorgeschrieben. Die Kinder erhalten nun auch Unterrichtsmaterialien.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Die GARDEROBE
war ein fixer Bestandteil der Klassenausstattung. Soweit die Schüler nicht barfuß kamen, trugen sie Holzbundschuhe (Holzbummerl), deren hölzerne Sohle in der Regel zu Hause selbst erneuert werden konnte.
Dem Vorteil der Wärme stand im Winter die Gefahr des Aufböckelns bzw. Rutschens gegenüber.
Die Schulschürzen der Mädchen sollten die übrige Kleidung vor den Tintenflecken schützen („Tintenpatzer!")
Zur Verzierung der Leinenstoffe wurde meist das Blaudruck-Verfahren angewandt (letzte Blaudruckerei in Bad Leonfelden: Karl Wagner neben Bründlkirche).

Die SCHULTASCHE
abgeleitet vom Tornister der Soldaten, bestand aus Fell, Leder, Stoff, Pappe oder Holz und wies zwei hölzerne Seitenteile auf. An der Größe der „Klappe" erkannte man, ob sie „weiblich" oder „männlich" war. Ihr Inhalt setzte sich lange Zeit aus den berühmten „7 Sachen" zusammen: Lesebuch, Rechenbuch, Schiefertafel, Pennal mit Griffel, Bleistift und Feder, Schreibheft.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Ab 1869 erobert das „Fräulein" die Schule. Mit dem Reichsvolksschulgesetz wurden auch „Weibsbilder" als Lehrpersonen zugelassen. Sie mussten sich mit weniger Lohn und einem Berufsverbot bei Verehelichung abfinden. Ein „Fräulein" galt in der Regel als besonders züchtig und zimperlich und konnte am gesellschaftlichen Leben eines Dorfes nur am Rande teilnehmen.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Vor Einführung der Unterrichtspflicht steht das Schulwesen unter dem Einfluss der katholischen Kirche. Der Schulmeister ist auch Mesner, Organist und Handwerker. Er hat keine Ausbildung. Lesen und Schreiben werden nur in Ansätzen vermittelt, Rechnen kaum. Ein Schulgehilfe oder gelegentlich die Frau des Schulmeisters helfen mit. Die Schulstube ist zugleich die Wohnung des Schulmeisters. Der Unterricht erfolgte in der Klasse vorwiegend als Einzelunterricht. Disziplinschwierigkeiten und Prügelstrafen sind alltäglich.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Das „Bürgerliche Gesetzbuch" (ABGB) wurde nach dem Gesetzesauftrag Maria Theresias nach 58 Jahren Vorbereitungszeit endgültig 1812 in Kraft gesetzt. Von den hier ausgewiesenen 1502 Paragraphen gelten heute noch 1319. Das vorliegende Gesetzeswerk stammt aus dem Jahre 1787 und stellt den 1. Teil des ABAG dar.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Vor Einführung der Unterrichtspflicht war nur Knaben der Schulbesuch gestattet. Getrennte Plumpsklos somit nicht nötig. Sauber gewischt wurde mit Stroh.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

SCHULWANDKARTEN, hier vorwiegend aus der Zeit der Österreich-Ungarischen Monarchie (1867-1918), geben davon Zeugnis, dass einst topographisches Wissen über Länder Vorrang vor dem exemplarischen Erfassen von Klimazonen und Landschaftsformen hatte. Heute geben uns diese Karten auch einen Einblick in die politischen Veränderungen Mitteleuropas innerhalb eines Jahrhunderts. Österreich schrumpfte vom zweitgrößten Staatsgebilde Europas (12 Sprachen!) zur 2. Republik mit nur 1/8 der Fläche und Einwohnerzahl.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Die berühmten 28 Meinhold'schen MÄRCHENBILDER erschienen in den Jahren 1904 bis 1918 in Dresden weisen stets die gleiche Grundstruktur auf: Die in der Bildmitte groß dargestellte Schlüsselszene des Märchens wird durch ornamentartige (Jugendstil-) Rahmen von diversen Einzelszenerien im Randbereich abgegrenzt. Im Unterricht der 1. Klasse bot jeweils ein Märchen den Stoff über 3 bis 4 Wochen. Aus dem Inhalt gewann man sittlich-religiöse Einsichten für das wirkliche Leben: Friedfertigkeit, Uneigennützigkeit, Demut, Gehorsam, Dankbarkeit,...

 Bad Leonfelden, Mai 2024

WANDBILDER FÜR DAS FACH „GESCHICHTE"
Wandbilder sind zwischen 1875 und dem Beginn des Ersten Weltkrieges das Hauptthema dieses Unterrichtsmittels.
Bildmotive wie heroische Siege sollen Nationalstolz und Patriotismus der heranwachsenden Untertanen stärken und sind so nicht immer objektiv. Penible Datierungen von Schlachten stellen überdies eine besondere Erschwernis für die Lernenden dar.

Lange Zeit endet der Lehrplan für Geschichte mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Der Zusammenbruch der Monarchie, das Elend der Zwischenkriegszeit und die Rolle Österreichs während des NS-Regimes bleiben bis in die Mitte der 50er Jahre ein „Tabuthema". Die hier verwendeten Bildbeispiele beweisen, dass vieles aus heutiger Sicht überzogen, ja letztlich „belanglos" war.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

1769: JOSEF II. ALS BAUER
Bei einer Reise durch Mähren begegnete der spätere Kaiser (1780 bis 1790) einem pflügenden Bauern, von dem er sich die Handhabung eines Pfluges zeigen ließ. Das „Ereignis" wurde später als Gemälde verewigt und auf einer Postkarte verbreitet. Es galt als Symbol der „Wertschätzung des Bauernstandes" durch den Kaiser. Der „Heilige Pflug" befindet sich noch heute im Museum von Brünn.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

LATERNA MAGICA - Die „Zauberlaterne"
Sie war die Vorgängerin des Diaprojektors und hatte im frühen 19. Jahrhundert (Biedermeierzeit) ihre Blütezeit.
Besonders beliebt war die mit einer Petroleumlampe erleuchtete Apparatur bei Familienfesten oder auch als Attraktion bei Jahrmärkten. Die Themen, die auf den Glasstreifen dargestellt waren, reichten von deutschen Märchen bis zu exotischen Menschen- und Tierdarstellungen aus fernen Kolonien.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

STEREOSKOP/STEREOFOTOGRAFIE
Beliebtes Anschauungsmittel von der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.
Durch eine doppellinsige Kamera (Linsen im Augenabstand) wird getrennt fotografiert, die Kopien der Bilder werden nebeneinander gesetzt. Im Betrachtungsgerät sieht jedes Auge nur das „seiner" Aufnahmeoptik entsprechende Bild. Das Gehirn vereint beide Bildeindrücke zu einem einzigen mit räumlicher Wirkung.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

RASSENWAHN und ERBGESETZE
Mit fast religiöser Inbrunst beschwor der Nationalismus das Blut als Träger echter Lebenskraft. Reines „Arierblut" galt als Grundlage für den Status des „Herrenmenschen", der dazu berechtigt war, andere Rassen zu beherrschen.
Insbesondere sah Hitler im jüdischen Volk den Sündenbock für die aktuelle schlechte Wirtschaftslage. 6 Millionen von ihnen mussten diese Wahnvorstellung mit dem Tod bezahlen! Ähnlich rigoros ging Hitler mit Erbkrankheiten der Deutschen selbst um (250.000 Morde durch Euthanasie!) Schon die Volksschüler mussten Hitlers Erbgesetze kennen, um später selbst zur „gesunden Arterhaltung des deutschen Volkes" beizutragen.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Das SPIELZEUG der NS-Zeit
Schon die jüngsten Mitglieder der Familie wurden der ideologischen Indoktrination durch den Nationalsozialismus ausgesetzt. Im Mittelpunkt stand meist der heldenhafte Soldat, der mit den faszinierenden technischen Kriegsgeräten auf Du war: als Flugzeugpilot, Panzerführer, Kraftradfahrer ... Mädchen wurden mit den Tugenden der deutschen Mutter konfrontiert: meist blondhaarige Puppen, Kinderwagen, Miniaturküchen ...

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Landesschulrat, Linz, am 12. März 1938.
Nr. 104. Schüler-Gruß an allen Schulen Oberösterreichs.

An die Direktionen und Leitungen aller Schulen und Lehranstalten in Oberösterreich.
Der Vorsitzende des Landesschulrates für Oberösterreich hat angeordnet, daß ab Montag, den 14. März 1938 die Schüler und Schülerinnen aller Volks-, Haupt-, Mittel-, Fach- und Fortbildungsschulen sowie auch aller Privatschulen mit Oeeffentlichkeitsrecht in in Oberösterreich in Wort und Gebärde den deutschen Gruß zu leisten haben. Der Gruß ist: „Heil Hitler!".
Die Direktionen und Leitungen werder beauftragt, die erforderliche Weisung an die Lehrkräfte und an die Schüler(innen) ergehen zu lassen.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

ERZIEHUNG DER NS-ZEIT 1938-1945
Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen am 12. März 1938 änderten sich fast schlagartig Lehr- und Erziehungsauftrag in Österreichs Schulen (Deutsche Schulen der Ostmark). Die Partei verschaffte sich starken Zugriff auf Schule und Freizeitgestaltung der Kinder. Erziehungsziel war der „Gute Soldat", der mit blinder Begeisterung den Anordnungen des Nationalsozialismus folgte. Der Schüler war ab nun ständig von NS-Parolen umgeben. Für ehrgeizige Schüler eröffnete sich eine steile Karriere zum HJ-Jungen oder BDM-Mitglied.

Nationalsozialistische Familienpolitik
Das BDM-Mädchen war für die „völkische Erneuerung" vorgesehen. Als Anerkennung für „arisch reine" Nachkommenschaft verlieh Hitler das Mutterkreuz in Bronze, Silber oder Gold bei vier, sechs oder acht Kindern.

Hakenkreuz
Ein Symbol für die Sonne, das schon von vielen Kulturen verwendet wurde.
War in der NS-Zeit überall präsent, selbst auf Fußmatten, Nachttöpfen, Christbaumkugeln,...

 Bad Leonfelden, Mai 2024

DAS GESTRENGE „FRÄULEIN“
Weibliche Lehrpersonen gibt es erst nach der Übernahme des Bildungswesens durch den Staat (1869). Die geforderte Ehelosigkeit und ein wesentlich geringeres Einkommen als männliche „Schulmeister" („Bedarfsprinzip") machen ihnen das Leben nicht gerade leicht. Dazu kommt, dass ihnen die eingesessenen Schulmänner oft mit großen Vorurteilen begegnen („Verweiblichung ist Verweichlichung!"). Das ändert sich erst, als infolge der Kriegsverpflichtung der männlichen Kollegen im Zweiten Weltkrieg ein akuter Lehrermangel entsteht. Die dadurch erforderliche Öffnung des Berufsstandes für verheiratete Lehrerinnen zu Anfang der 40er Jahre eröffnet ihnen den Weg zur Gleichberechtigung als „Frau Lehrerin".

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Der „FLECK" - einschließlich seiner Sonderformen, dem „Buchstabenfleck und Flickfleck"- war das zentrale Werkstück des seit 1869 eingeführten Unterrichtsfaches „Weibliche Handarbeit". Der Musterfleck, versehen mit Namen und Entstehungsjaht, galt lange Zeit als Visitenkarte für heiratswillige Jungfern. Aus ihm konnte die künftige Schwiegermutter Fleiß, Genauigkeit, Sauberkeit und noch mehr herauslesen. („Ich heirat dich vom Fleck weg.")

 Bad Leonfelden, Mai 2024

STRAF- UND ERZIEHUNGSMITTEL des 18. und 19. Jahrhunderts
Der hölzerne Klassenesel oder die einsitzige Eselsbank am hinteren Klassenrand waren zunächst „renidenten und unbotmäßigen Knäblein" vorbehalten. Später nahm die gesamte letzte Bankreihe diese Außenseiter - zunehmend Schüler, die dem Unterricht geistig nicht folgern konnten - auf. Eselsmützen und Strohkränze dienten ebenfalls der Kennzeichnung fauler und dummer Schüler. Mit Vorrichtungen, die an Folterwerkzeuge erinnern, sollen im 18. Jahrhundert besonders lebhafte Kinder am Platze festgehalten worden sein. Strafen wie Rutenstreiche, Scheitelknien und Verspottet-Werden auf dem Prangeresel waren alltäglich,

 Bad Leonfelden, Mai 2024

DIE LEHRBÜCHEREI Landes-, Bezirks-, Schulbibliothek
war einst eine wichtige Informations- und Fortbildungsquelle für Lehrer, die diese u.a. zur Vorbereitung auf die „Lehrbefähigungsprüfung" nutzten. Die hier präsentierten Bücher entstammen großteils der Bezirkslehrerbibliothek Urfahr/Umgebung. (Standort Gallneukirchen) Sie enthält pädagogische Werke und Sachbücher aus der Zeit zwischen 1880 und 1980 und wird laufend durch Sammelstücke des Museumsvereins aus der Zeit nach 1774 ergänzt.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

GESCHICHTE DER SCHRIFT
Neben der Sprache ist die Schrift die bedeutendste Errungenschaft des Menschen. Die Geschichte der Schrift reicht sehr weit zurück. Die Anfänge bilden „Urbilder", die Menschen schon Jahrtausende vor Christus auf Höhlenwände, Steine oder Tontöpfe gemalt oder geritzt haben („Bilderschrift"). Aus ihnen entwickeln sich im Laufe der Zeit Begriffszeichen (Keilschrift ab 4000 vor Chr., Hieroglyphen um 2500 v. Chr.).

Es dauert weitere 2700 Jahre, bis aus den Bildsymbolen einfachere Zeichen für Laute entstehen (Buchstabenschrift). Das erste Alphabet stammt von den Phöniziern (um 1300 v. Chr.). Mit der Kenntnis der Schrift und der Möglichkeit, wichtige Geschehnisse festzuhalten, beginnt auch das „Historische Zeitalter" - in unseren Breiten um Christi Geburt, in entlegenen Teilen der Welt noch bis heute nicht...

Die SCHULBÜCHER
waren das ideale Transportmittel für nationalsozialistische Propagandaziele und Erfolgsgeschichten des Regimes:
Lesebücher führten die spannenden Abenteuer der Hitlerjugend vor Augen, verniedlichten das Soldatenleben und stellten Hitler als väterliche Kultfigur dar. Rechenbücher beschäftigten sich mit Zahlen des kurzfristigen wirtschaftlichen Aufstiegs auf Grund der boomenden Rüstungsindustrie und neuer Autobahnen (=Transportwege für das Militär).

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Die ENTWICKLUNG des LESEBUCHES
Die ABC- oder Namensbüchlein aus der Zeit Maria Theresias erschienen in bunten Pracht- und einfärbigen Armenausgaben und waren die ersten Fibeln der Trivialschule. Inhaltlich erwiesen sie sich als stark moralisierend und vom kirchlich gottesfürchtigen Geist getragen. In der Aufklärungszeit kamen auch lebenspraktische Inhalte dazu, sodass Lesebücher auch die Funktion von Sachbüchern übernahmen. Bis in die jüngste Zeit unserer Geschichte spiegeln sich in ihnen herrschende Gesellschaftsform und Zeitgeist wider: Kaiserverehrung, Kriegsverherrlichung, konservative, liberale, sozialdemokratische Leitbilder...

BELOHNUNGEN
für herausragende Leistungen oder besonderen Fleiß gab es schon bald nach Einführung der Schulpflicht:
• Brezen für alle tüchtigen Schüler bei den jährlichen Schul- prüfungen vor Eltern und Obrigkeit
• Fleißbüchlein, Medaillen für die Jahrgangsbesten
• Fleißbildchen (teilweise mit eingetragenem Namen) für eifrigen Schulbesuch, gute Sitten oder guten Lernerfolg. Im Unterrichtsfach Religion wurden solche Bildchen noch bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts eingesetzt.

DIE SCHULTÜTE
Sie war in Deutschland schon in der Vorkriegszeit ein beliebtes Einstiegsgeschenk in die schulische Laufbahn eines Kindes, ganz im Sinne der nationalsozialistischen Familienpolitik. Nach der Vereinigung mit Österreich 1938 fand dieser Brauch auch in der nunmehrigen „Ostmark" zahlreiche Anhänger. In der Tüte befanden sich allerlei Süßigkeiten, von Lebzelten über Schokolade, speziellen Brezen bis zu Zuckerstangen. Aber auch altersgemäßes, meist selbstgemachtes Spielzeug wie ein Steckenpferd durfte da nicht fehlen. Nach dem Staatsvertrag von 1955 kehrte die Schultüte, diesmal mit österreichischem Ambiente, wieder zurück und blieb uns bis heute erhalten.

 Bad Leonfelden, Mai 2024

Schon zur Zeit der Römer gab es einen Handelsweg nach Böhmen, um dorthin begehrte Salz zu bringen. Am Kreuzungspunkt mit einem anderen Pfad, der später als Ochsenstraße bekannt wurde, dürfte um 1150 eine Säumerstation bestanden haben. An dieser Stelle wurde wenig später ein Angerdorf namens Lonvelde gegründet. Im Mittelalter war Leonfelden ein florierender Markt mit Maut und Gericht. Nach verheerenden Überfällen durch Hussiten und böhmische Adelige wurde 1470 eine Ringmauer errichtet.

Bad Leonfelden hat auch eine lange Tradition als Kurort. Bei der Bründlquelle entstanden um 1700 eine Kirche und ein Badehaus. Der Lebzelter Franz Kastner und der Färber Karl Wagner erkannten die Heilkraft des Moorwassers und nützten es von 1881 bis 1914 im „Franzensbad“ mit großem Erfolg. Diese Tradition wurde 1962 wiederbelebt. Seither trägt die Stadt den Namen Bad Leonfelden.

 Bad Leonfelden, Mai 2024



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: