Basilika Sonntagberg

Sonntagberg, Mai 2023

Die Basilika Sonntagberg mit besonderer Bedeutung für die Umgebung ist die auf dem 704 Meter hohen Sonntagberg gelegene weithin sichtbare barocke Wallfahrtskirche. Im Jahre 1964 wurde der Kirche von Papst Paul VI. der Titel einer päpstlichen Basilica minor verliehen. Die Schatzkammer in der Basilika Sonntagberg zeigt wertvolle Schätze und Gaben von Pilgern im Museum.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Die Basilika Sonntagberg ist dem öffentlichen Nahverkehr NICHT angeschlossen und macht somit eine ansteigende Wanderung zB von der Bahnhaltestelle Sonntagberg (57 min bei 2,7 km) und retour zur Bahnhaltestelle Rosenau (47 min bei 3,2 km) erforderlich.

Steinernes Kreuz: Das Steinerne Kreuz wurde um 1850 - vermutlich von den Steinbruchbesitzern, die an den Abhängen des Sonntagberges Wetz- und Schleifsteine gebrochen haben - als Andachtsstätte errichtet. Im Jahre 1995 wurde das alte Steinerne Kreuz abgetragen und ein völlig neues errichtet. Nur das Giebelkreuz und das Relief des alten Bildstocks sind noch im Original erhalten.

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Abt Benedikt I von Seitenstetten ließ im Jahre 1440 neben dem sogenannten Zeichenstein, den die christliche Legende mit wundertätigen Kräften in Verbindung bringt, eine Kapelle, die dem Erlöser (Salvator) geweiht war, im gotischen Stile erbauen. Einige Jahre später – um 1448 – erfolgte der Anbau einer Dreifaltigkeitskapelle. 1490 entstand hier eine spätgotische Kirche.

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In den Jahren 1706–1732 wurde von Jakob Prandtauer und Joseph Munggenast das heutige Gotteshaus erbaut. Hochaltar (1755) und Kanzel (1757) stammen von Melchior Hefele, die Altarplastiken (1752–1756) von Jakob Schletterer und die Deckenfresken von Daniel Gran (1738–1743). Die 1774–1776 von Franz Xaver Christoph († 1793) gebaute Orgel ist eine der bedeutendsten spätbarocken Orgeln Österreichs. Die Kirche ist der heiligsten Dreifaltigkeit geweiht, ebenso die an die Errettung vor den Türken erinnernde Türkenbrunnenkapelle.

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Die der Heiligsten Dreifaltigkeit geweihte Wallfahrtsbasilika wurde in den Jahren 1706 bis 1732 von Jakob Prandtauer und Josef Munggenast erbaut, die Fresken stammen von Daniel Gran. Die Kirche auf dem Sonntagberg, das Wahrzeichen des Mostviertels, ist seit Jahrhunderten für Tausende von Gläubigen ein Ort der Besinnung und erfreut Kunstfreunde aus nah und fern. 1964 wurde die Kirche von Papst Paul I. zur Basilika minor erhoben. Ein Kirchenführer liegt im Gotteshaus auf. Führungen sind nach Anmeldung im Pfarrhof möglich.

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Die am nordwestlichen Vierungspfeiler angebrachte, vergoldete Kanzel entstand nach dem Entwurf Melchior Hefeles im Jahre 1757. Der mit Akanthusranken und Girlanden geschmückte Korb zeigt Reliefs mit Darstellungen der Bergpredigt und der Bekehrung des Saulus. Den Schalldeckel besetzen Figuren der drei christlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung. An der Rückwand ist das Wappen des Passauer Fürstbischofs Joseph Dominikus von Lamberg angebracht, der 1.000 Gulden zu dem Werk stiftete.

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Das hier verehrte Gnadenbild aus dem Jahr 1614, der sogenannte Sonntagberger Gnadenstuhl, geht auf mittelalterliche Vorbilder zurück. Eine sehr bekannte Darstellung dieser Art stammt von Albrecht Dürer. Ab dem 17. Jahrhundert war der Sonntagberg eine der bedeutendsten Wallfahrtsstätten Österreichs, was dazu führte, dass die Darstellung des Gnadenstuhles weit verbreitet wurde und vor allem in Niederösterreich zu den häufigsten und bekanntesten Dreifaltigkeitsdarstellungen gehört.

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Die Pfarr- und Wallfahrtskirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit thront weithin sichtbar auf der Kuppe des Sonntagbergs und bietet dem Besucher am Ziel seiner Reise einen einzigartigen Blick über die Hügel des Mostviertels bis ins Donautal und in das Voralpenland. Sie ist umgeben von mehreren mit der Wallfahrt in Zusammenhang stehenden Baulichkeiten, die teilweise schon vor dem barocken Kirchenbau bestanden, wie etwa der 1652-79 erbaute Pfarrhof, der sich im Osten an das Gotteshaus anschließt und über einen Brückengang mit diesem verbunden ist. Der barocke Kirchenbau erhebt sich auf einem über Stiegen zu erreichenden Plateau von 1758 mit Belüftungs- und Entwässerungssystem, das einen Umgang um den gesamten Bau ermöglicht. Dieser zeigt sich als kreuzförmige Basilika mit Doppelturmfassade und gerundetem Chorschluss, über dem sich ein Dachreiter erhebt. Die in einer Flucht mit den Seitenschiffen des Langhauses errichteten Anbauten zu Seiten des Chores beherbergen im Norden die Hl.-Grab-Kapelle und im Süden die Sakristei. Sie binden den ohnehin sehr kompakt gestalteten Baukörper zusammen und geben ihm eine feste Basis. Das nur wenig über das Langhaus hinausreichende Querhaus, dessen in der Mitte erhöhtes Dach auf die Kuppel im Inneren verweist, verstärkt diese Tendenz noch. Die Gliederung des Außenbaus bestimmen zusammen mit dem schwach verkröpften Gebälk die Kolossalpilaster, die auch paarweise erscheinen und die durchwegs abgerundeten Kanten des Bauwerks kennzeichnen. Außerdem markieren sie an Langhaus und Chor die Jochtrennung im Inneren der Kirche.

Bauplastische Zierelemente finden sich lediglich an der Westfassade. Deren konkav einschwingende Portalachse bekrönen Skulpturen des Erzengels und zweiten Kirchenpatrons Michael, der Luzifer niederringt, sowie der Wetterheiligen Johannes und Paulus von 1719. Sie stammen von dem Bildhauer und Schwiegersohn Prandtauers Peter Widerin (1684-1760), der auch die Darstellung des von Engeln flankierten Sonntagberger Gnadenbildes über dem Hauptportal geschaffen hat. Durch das schwere Eisenplattentor im Westen mit Darstellungen einer Türkin und eines Türken gelangt man in den Kirchenraum. Dieser präsentiert sich als kreuzförmige Basilika mit seitlichen Kapellenräumen. Dem vierjochigen Langhaus, dessen westlichstes Joch als Eingangsraum mit darüberliegender Orgelempore gestaltet ist, schließt sich im Osten das Querschiff an. Die Vierung ist mit einer Pendentifkuppel überwölbt, während die Querarme ebenso wie Langhaus und Presbyterium Tonnengewölbe mit Stichkappen aufweisen. Der zweijochige, gering eingezogene Chor schließt in einer flachbogigen Apsis. Hier wie auch im Langhaus übernehmen korinthische Kolossalpilaster die Gliederung der Wand, die durch ein verkröpftes Gesims nach oben hin abgeschlossen ist. Darüber erhebt sich die Wölbzone, die durch weite Fensteröffnungen eine großzügige Belichtung erfährt. Der Grundriss der Sonntagberger Wallfahrtskirche ist eng verwandt mit dem Bauplan der Melker Stiftskirche. Im Aufriss jedoch zeigen sich einige Abweichungen. So verfügt Melk z.B. über Emporen im Langhaus und eine Tambourkuppel. Ein wichtiger Unterschied besteht auch in der Wandgestaltung, die in Melk durch vor- und zurückschwingende Emporenbrüstungen und Gesimse gekennzeichnet wird, während in Sonntagberg die Flächigkeit der Wand raumprägend ist.

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Die beiden grauen Altäre aus Ybbsitzer Marmor in den Querschiff-armen sind als Pendants gestaltet und beziehen die Wand in ihren Aufbau mit ein. Während sich die Sockelzone noch über die ganze Tiefe des Querhauses erstreckt, nimmt das Säulenretabel darüber nur noch die Hälfte der Wandfläche ein. Der Marienaltar auf der Nord-seite zeigt Figuren der Eltern Mariens, Anna und Joachim, von dem Wiener Bildhauer Johann Georg Dorfmeister (1736-86). Sie flan-kieren eine Darstellung der Aufnahme Mariens in den Himmel von Martin Johann Schmidt (1718-1801), dem sog. Kremser Schmidt, aus dem Jahr 1767.

Der in Grafenwörth östlich von Krems geborene Schmidt gilt als der überragende Meister des spätbarocken Altar- und Andachtsbildes in Österreich. Er und seine Werkstatt hinterließen ein außerordentlich umfangreiches Oeuvre an Ölbildern, Zeichnungen und Druckgrafiken. Eine Vielzahl österreichischer Stifte, darunter Göttweig, St. Peter in Salzburg und Seitenstetten, sowie eine noch größere Anzahl österreichischer Pfarrkirchen besitzen Werke aus der Hand des Kremser Schmidt.

Der erst 1837 fertig gestellte Sakramentsaltar gegenüber zeigt ebenfalls ein Werk des Kremser Schmidt: die auf 1773 datierte Darstellung der Taufe Christi. Die beiden Skulpturen der Ordensheiligen Benedikt und Dominikus entstanden 1655 und stammen vom ehemaligen Hochaltar der ebenfalls zu Seitenstetten gehörenden Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Krenstetten.

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Der Sonntagberg gehört mit Mariazell und Maria Taferl zu den bedeutendsten und ehrwürdigsten Wallfahrtsstätten Österreichs. Die Strahl-kraft des Gnadenbildes der Heiligsten Dreifaltigkeit zog Pilger von weither an und führte das Wallfahrtswesen zu einer Blüte, die in der Errichtung des barocken Kirchenbaus durch Jakob Prandtauer ihren Höhepunkt fand. Dessen Ausgestaltung übernahmen bedeutende österreichische Künstler wie Daniel Gran und Melchior Hefele, die auf der Grundlage eines theologischen Programms ein barockes Gesamtkunstwerk erschufen. Künstlerisches Können und benediktinische Gelehrsamkeit vereinten sich so in vollendeter Weise zum Lob der Heiligsten Dreifaltigkeit.

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Die malerische Ausgestaltung der Wallfahrtskirche ist das kirchliche Hauptwerk des Malers und Freskanten Daniel Gran (1694-1757), der sein Werk an der Wölbung des südlichen Querarmes signiert hat. Der in Wien geborene Künstler weilte im Auftrag seines Förderers, des Fürsten von Schwarzenberg, in Italien und nahm dort Einflüsse venezianischer und neapolitanischer Meister auf. Zu seinen Auftraggebern gehörten neben den Schwarzenberg und dem kaiserlichen Hof zahlreiche geistliche Institutionen, u.a. die Stifte Herzogenburg, Lilienfeld und Klosterneuburg. Gran arbeitete von 1738 bis 1743 an der Ausmalung der Wallfahrtskirche Sonntagberg und schuf sämtliche figuralen Fresken. Mit der Darstellung unter der Musikempore schloss er sein Werk im Jahre 1754 ab. Die Umrahmung der Fresken mit Architekturmalerei, die geschickt eine Stuckierung vortäuscht, schufen Antonio Tassi und Kürchmayr 1740, die Dekormalerei an den Wänden 1748 und 1750 Franz Josef Wiedon (1703 - um 1782), der auch in Stift Seitenstetten arbeitete.

Die Fresken thematisieren die Offenbarung des Dreifaltigen Gottes, der in den drei Kreuzarmen der Kirche - Presbyterium und Querhausarme - versinnbildlicht ist. Östlich über dem Altarraum ist das erste Menschenpaar Adam und Eva inmitten der Pflanzen- und Tierwelt des Paradieses dargestellt; sie stützen sich auf einen Felsen, in dem man den Zeichenstein der Sonntagberger Wallfahrt erkennen könnte. Über ihnen schwebt auf einer von Engeln getragenen Wolkenbank der Schöpfergott. Das Unheil des Sündenfalls deutet sich in der Schlange mit Menschenkopf am linken Bildrand an. Im nördlichen Querhausgewölbe sieht man die Menschwerdung Gottes, die Geburt Christi, im südlichen Querhausgewölbe die Herabkunft des Heiligen Geistes auf Maria und die Apostel zu Pfingsten. Als Zeugen des Geschehens fungieren die jeweils an den Gewölbefüßen dargestellten Prophetenpaare.

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Überhöht wird das Thema im Kuppelfresko, das Engel, Apostel und Propheten, Heilige und Märtyrer in Verehrung der Dreifaltigkeit zeigt, symbolisiert durch das Strahlendreieck im Zentrum. In den Kuppelpendentifs wohnen dem Geschehen die vier Evangelisten bei. In der westlichen Bildzone leitet der Erzengel Michael, der die gefallenen Engel aus dem Himmel vertreibt, thematisch zum Langhausfresko über. Dieses zeigt die Allegorie der herrschenden und der streitenden Kirche. Unter den allegorischen Frauenfiguren erkennt man zuoberst die Kirche, Ecclesia, ausgewiesen durch Tiara und Petrusschlüssel sowie Engel, die Kreuz und Glocke tragen. Links darunter schließen sich die christlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung sowie rechts daneben der Alte und der Neue Bund an. Unterhalb sitzen auf Wolkenbänken links die Standhaftigkeit, rechts die Stärke, die den Wahlspruch Kaiser Karls VI. versinnbildlichen: CONSTANTIA ET FORTITUDINE.

In der Mitte triumphiert die streitbare Kirche über ihre Widersacher. Im übertragenen Sinne als „Stützen“ des Geschehens fungieren die seitlich in die Architekturmalerei eingefügten vier abendländischen Kirchenväter. Das chronologisch letzte Fresko aus der Hand Daniel Grans ist der Traum des alttestamentlichen Patriarchen Jakob von der Himmelsleiter unter der Empore, das 1754 entstand. Es stellt den Bezug zur Sonntagberger Wallfahrtslegende her. Verbindendes Element ist der Stein, auf dem Jakob sein Haupt während des Schlafes bettete und den er nach dem Aufwachen zum Altarstein salbte.

Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Das 1774-76 in der Werkstatt des Franz. Xaver Christoph (um 1728-1793) in Wien gefertigte Orgelwerk hat sich seine klangliche Substanz und seinen typischen Klangcharakter über die Zeiten relativ unverändert bewahrt. Es verfügte ursprünglich über 25 Register auf 2 Manualen und war als reines Begleitinstrument für den Gottesdienst gedacht. Um die Orgel auch für Konzerte nutzbar zu machen, hat man 1872 und 1959 zwei zusätzliche Register eingefügt, die jedoch bei einer gründlichen Restaurierung 2000/01 wieder entfernt wurden. Der um die Westfenster gruppierte, sechsteilige Rokokoprospekt mit seitlichen Pfeifentürmen sowie das Brüstungspositiv wurden von den Gebr. Pichler aus Wien mit Schleierbrettern, Vasen und Girlanden reich verziert. Die vergoldeten musizierenden Engel und Putten stammen von dem Bildhauer Kögler.

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Pfarr- und Wallfahrtskirche zu Ehren der Heiligsten Dreifaltigkeit
Patrozinium: Trinitatis (Sonntag nach Pfingsten) und St. Michael (29. September)
Diözese St. Pölten — Bezirk Amstetten

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Der bemerkenswerte, den Kirchenraum beherrschende Hochaltar entstand in den Jahren 1751-57 nach einem Entwurf des aus Tirol stammenden Architekten und Erzgießers Melchior Hefele (1716-94). Ausführender Steinmetz war Gabriel Steinbock aus Wien. Das als Grundlage für den Vertrag mit dem Künstler dienende Holzmodell hat sich erhalten und befindet sich heute in den Sammlungen des Stiftes Seitenstetten. Der Aufbau ist in Form eines frei stehenden Rundtempels mit zwölf Säulen gestaltet, die das Gnadenbild in ihrem Inneren umschließen. Als Altar einer Wallfahrtskirche verfügt er im hinteren Bereich über einen Durchgang für Prozessionen. Den eigentlichen Altartisch aus Marmor zieren die Leidenswerkzeuge und ein Relief, das den Auferstandenen vor den Frauen am offenen Grab zeigt. Über der Mensa erhebt sich der mit Wein- und Blütenranken gezierte Säulentabernakel aus weißem Marmor, der ein Strahlendreieck als Symbol der Dreifaltigkeit birgt und von dem Apokalyptischen Lamm, das auf dem Buch mit den sieben Siegeln ruht, bekrönt wird. Zu dessen Seiten knien zwei Cherubim in innigster Anbetung, die der Hand des Bildhauers und Wiener Akademieprofessors Jakob Christoph Schletterer (1699-1774) entstammen. Schletterer zeichnete auch für die übrige figurale Ausstattung des Altares verantwortlich. Lediglich die vier vergoldeten Bleireliefs der Sockelzone und die Tabernakelverzierungen sind Melchior Hefele selbst zuzurechnen. Die Reliefs zeigen von links nach rechts die Predigt Johannes' des Täufers, die Verkündigung des Herrn, Christus auf dem Ölberg und Johannes, der das Himmlische Jerusalem schaut.

Diesen dem Neuen Testament entstammenden Motiven steht der im Zeichen des Alten Bundes gestaltete Rundtempel gegenüber. Die zwölf kannelierten, rosafarbenen Marmorsäulen symbolisieren die zwölf Stämme Israels, die in einer Kartusche auf dem Gebälk jeweils genannt sind. Die Inschrift in der Mitte schlägt den Bogen zum Fresko Daniel Grans unter der Orgelempore. Sie nennt eine Stelle aus dem ersten Buch Mose (Gen 28,17), die sich unmittelbar an Jakobs Traum von der Himmelsleiter anschließt. Die Säulen tragen den abschließenden Baldachin, auf dessen Voluten Engel mit Sinnbildern der Eigenschaften Gottes sitzen; von links: Weisheit (Davidstern), Unendlichkeit (Blattkranz) und Allmacht (Blitzbündel und Schild). Bekrönt wird der Altar von einer Strahlenscheibe mit den Initialen Jahwes. Das Gehäuse des Altarauszugs umschließt eine silberne Wolkenbank, die das in den Himmel aufsteigende Gebet symbolisiert und vom Gnadenbild im Zentrum des Altars ihren Ausgang nimmt.

Die als Gnadenstuhl angelegte Darstellung der Dreifaltigkeit zeigt Gottvater mit der Tiara auf dem Haupt, der den Gläubigen den gekreuzigten Menschensohn präsentiert. Darunter schwebt der Heilige Geist in Gestalt der Taube. Das 1614 entstandene, auf eine Kupfertafel aufgebrachte Gemälde ruht auf einem Teil des Zeichensteins, der bei der Errichtung des Hochaltars von dem Felsblock abgetrennt wurde. Umgeben ist es von einem reich gezierten silbernen Rahmen, der von Engeln getragen und von einer Strahlenglorie hinterfangen wird. Dieser entstammt der Hand des Goldschmieds Josef Wilhelm Riedl (1714-90), der auch die berühmte Sonntagberger Monstranz geschaffen hat (heute in den Sammlungen des Stiftes Seitenstetten). Die vier vergoldeten Holzskulpturen alttestamentlicher Propheten, die links Mose mit den Gesetzestafeln und Aaron mit dem Rauchfass, rechts Ezechiel mit den Tempelmaßen und Melchisedek beim Opferritual darstellen, stammen wiederum von Jakob Christoph Schletterer. Einen weiteren Zusammenhang mit dem Alten Testament bildet der kunstvoll geschnitzte siebenarmige Leuchter über dem Baldachintabernakel. Er wurde 1967 von der Wiener Kunstschmiedin Traudl Reimers nach Plänen Hefeles angefertigt.

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Pilgerreisen brachten Geld in Umlauf und waren deshalb für die Wirtschaft eine unerlässliche Einnahmequelle. Rund um die Gnadenorte bildeten sich auf die Bedürfnisse der Pilger spezialisierte Angebote aus: Von der Unterkunft und Verpflegung über die seelsorgerische Betreuung am Wallfahrtsort bis hin zu den Andenken und Mitbringseln für zu Hause wurde der Pilger rundum umsorgt. Viele sozial schlechter gestellte Pilger verdienten sich auf der Reise durch Gelegenheitsarbeit ihre Reisekosten. Gesteigerte Pilgerzahlen waren zwar für die Statistik und die Einnahmen des Gnadenortes von Vorteil, benötigten aber auch mehr Betreuungspersonal (Klerus, Personal vor Ort) und ‚eine verbesserte Infrastruktur (Erhaltung von Straßen, Herbergen, Brücken etc.).

Diebe und Wegelagerer betrachteten die bekannten Pilgerrouten als attraktives Jagdrevier, sodass ein zusätzlicher Schutz für die Reisenden nötig war. Vielfach übernahmen Bruderschaften diese Funktion und kontrollierten Wege und Brücken. Sie förderten die Wallfahrt auch maßgeblich, indem sie u. a. die Veranstaltung von Prozessionen, das Ausschmücken von Kirchen und Kapellen, die Förderung von Gottesdiensten und bestimmten Andachten übernahmen. 1651 erfolgte die Gründung der Sonntagberger Dreifaltigkeitsbruderschaft. Vor Ort mussten die Pilger kanalisiert und weitergeleitet werden. Da vor allem im Barock die Gemeinschaftswallfahrt in einer Art Prozession genauen Richtlinien und einem festgelegten Zeremoniell folgte, musste am Wallfahrtsort für einen reibungslosen Ablauf der Prozessionen und Umgänge gesorgt werden. Der Pilger sollte neben der Teilnahme an Gottesdiensten die Möglichkeit zu Einzelgebeten und Beichte finden.

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Die Statue des heiligen Johannes von Nepomuk auf dem Platz vor der Wallfahrtsbasilika und dem Pfarrhof ist eine der zahlreichen Darstellungen des Heiligen in unserer Gegend. Neben den Kreuzes- und Mariendarstellungen ist es Johannes von Nepomuk, der außerhalb des Kirchenraums am häufigsten als Heiligenfigur anzutreffen ist. Er gilt vor allem als Brückenheiliger, wird aber auch sonst gern dargestellt. Hier ist es allerdings nicht die übliche Plastik mit den fünf Sternen im Heiligenschein, sondern der Heilige ist von Engeln umgeben und hält ihnen das Kreuz zur Verehrung hin. Geboren wurde der heilige Johannes von Nepomuk um 1350 in Pomuk in Südböhmen. Den größten Teil seines Lebens war er Priester in Prag, und 1393 wurde er von König Wenzel IV. gefangen genommen, grausam gefoltert und - der Legende nach wegen seiner standhaften Weigerung, das Beichtgeheimnis preiszugeben - von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt.

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Vom Werden einer Schatzkammer...
Die große und zunehmend unüberschaubare Zahl von Votivgaben, die in der Nähe des Gnadenbildes niedergelegt wurden, machte es notwendig, eigene Räume zur Deponierung und zur Aufbewahrung zu schaffen. Dem Stellenwert der Opfergaben entspricht es, dass sie in einem eigens dafür eingerichteten und kunstvoll ausgestatteten Raum präsentiert werden.

Wie „funktioniert" Wallfahrt? Votivgaben als Zeichen der Bitte und des Dankes
Der Wallfahrer trifft dabei vielfach aus einer Notsituation heraus mit dem Heiligen als Fürsprecher vor Gott eine persönliche Abmachung. Die Gründe dafür sind unterschiedlich und vielfältig. Meistens sind die Auslöser Krankheit, Kriege, Unfälle, Viehseuchen, Naturkatastrophen oder Folgen eines Verbrechens. Mit einem Opfer, dessen Größe dem sozialen Stand und der Lebenssituation des Bittstellers angepasst werden kann, bittet der Votant um die Beseitigung oder zumindest Linderung der entsprechenden Not. Um die Bitte zu verdeutlichen, hinterlässt der Wallfahrer als Zeichen seiner Wertschätzung eine Votivgabe am Gnadenort. So sind mit den Schatzkammern Räume der kollektiven sowie der persönlichen Erinnerung entstanden. Sie bewahren Votivgaben auf, die das ganze Spektrum an Votationsanlässen eines Einzelnen oder einer Gruppe repräsentieren.

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Ziborium - Silber getrieben, vergoldet, Franz Carl Glockseissen (Meistermarke FCG), Wiener Beschauzeichen 1751, Wiener Repunzierungszeichen 1806/07 bzw. Freistempel 1809/10
Durchgehend reiche Rocaille-Ornamentik an Fuß, Cuppa und Deckel. Auf dem Fuß Darstellungen aus dem Leben des Hl. Benedikt, auf der Cuppa Fischzug, Predigt Jesu im Tempel, Bergpredigt sowie am Deckel eucharistische Symbole. Die steigende Pilgerzahl ab der 2. H. 18. Jhs. machte für die Vielzahl an Kommunionen ein Gefäß mit dementsprechendem Fassungsvermögen notwendig. Das hier gezeigt Objekt misst eine Höhe von 49 cm und wurde vermutlich für diesen Zweck in Auftrag gegeben.

Kelch - Silber getrieben, vergoldet, Emailmedaillons, Freistempel 1809/10
Sechspässiger Fuß und Cuppa mit reichem Bandlwerk, Engel mit den Leidenswerkzeugen. Die Emailmedaillons auf dem Fuß und der Cuppa stellen die wichtigsten Stationen der Leidensgeschichte Christis dar (Fuß: Abendmahl, Christus am Kreuz, Grablegung; Cuppa: Ölberg, Dornenkrönung, Kreuzweg). Die Ybbsitzer Bürger und Bauern schenkten den Kelch Abt Benedikt anlässlich seines Goldenen Priesterjubiläums 1711.

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Sonntagberger Monstranz - Joseph Wilhelm Riedl (Meistermarke IWR), Wiener Beschauzeichen 1762, Wiener Repunzierungszeichen 1806/07 bzw. Freistempel 1809/10, Silber vergoldet, mit verschiedenen Edelsteinen besetzt, Fassung der Edelsteine von Franz Kick
Anders als bei vielen Goldschmiedearbeiten ist die Entstehungsgeschichte der Sonntagberger Monstranz fast lückenlos gesichert: 1759 beauftragte der Seitenstettener Abt Dominik Gußmann den Wiener Goldschmied Joseph Wilhelm Riedl mit der Fertigung der Monstranz laut vorgelegter Entwurfszeichnung. Der Steinbesatz stammt vom Juwelier und Goldschmied Franz Kick. Die originale Lunula (sichelförmige Halterung für die Hostie) wurde gegen ein mit Rubinen besetztes Exemplar ausgetauscht (Prager Beschauzeichen 1756), das Gräfin Wrbna aus Prag stiftete.

Das reiche Figurenprogramm der Monstranz thematisiert die Verklärung Christi auf dem Berg Tabor in Verbindung mit der Heiligen Dreifaltigkeit. Die Inschrift auf der Rückseite des Fußes weist zusätzlich auf die entsprechenden Stellen in der Bibel hin (Matth. 17, 1-9, 2 Petrus 1, 18), die von der Verklärung erzählen. Vom Fuße der Monstranz blicken die Apostel zum verklärten Licht empor. Rechts neben dem Schaugehäuse steht Elias auf einer Wolkenbank, aus der ein Wagen mit Feuerrädern fährt. Auf der linken Seite schwebt Moses mit den Gesetzestafeln, darüber thront die Heilige Dreifaltigkeit. Durch das Einsetzen der Hostie wird die barocke Komposition vollendet und versinnbildlicht wie sich das christliche Mysterium mit der künstlerischen Ausführung zu einer Einheit verbindet.

Der gut dokumentierte Entstehungsprozess der Sonntagberger Monstranz beinhaltet auch einen Riss (Entwurfszeichnung), der verglichen mit der Ausführung kaum abweicht. Vor allem in der Barockzeit begannen die Künstler für die Auftraggeber Risse anzufertigen, die sich in der Folge zu einer eigenen Kunstgattung entwickelten. Der Autor der Sonntagberger Risszeichnung ist nicht bekannt. Aufgrund stilistischer Vergleiche mit gesicherten Werken von Joseph Wilhelm Riedl ist dessen Urheberschaft eher unwahrscheinlich. Möglicherweise stammen das Figurenprogramm und der Riss der Monstranz von Pater Joseph Schaukegl, da er unmittelbar am Entstehungsprozess beteiligt war. So reiste er auch 1760 nach Wien um mit dem Juwelier Franz Kick den Vertrag für die Fassung der Steine zu fixieren.

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Der Sonntagberg war ab dem 18. Jahrhundert neben Mariazell der wichtigste Wallfahrtsort der Donaumonarchie. Rund 120.000 Wallfahrer kamen aus Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Deutschland und natürlich aus Österreich auf den Berg im Mostviertel. Der Sonntagberger Gnadenstuhl — die Darstellung der Dreifaltigkeit, die Sonntagberger Fraisensteine, die Türkenquelle und die barocke Basilika ließen europäische Tradition und Geschichte entstehen.

Neben den Gnadenbildern und liturgischen Geräten wie der barocken Sonntagberger Monstranz präsentierten die Wallfahrtsorte den Pilgern Reliquien, die sich zum Teil in der Schatzkammer, aber auch in der Basilika befanden. Das Wort Reliquie leitet sich vom lateinischen Wort reliquiae ab und bezeichnet Zurückgelassenes und Übergebliebenes. Unterschieden werden dabei Reliquien erster Klasse (Körper oder Teile davon) und Reliquien zweiter Klasse (Gegenstände, mit denen der Verehrte oder sein Leichnam Kontakt hatte). Reliquien dritter Klasse spielen vor allem für die Wallfahrt eine große Rolle, da es sich hierbei um Gegenstände handelt, die mit einer Reliquie erster Klasse in Berührung gekommen sind und dadurch die Heilkraft des Original übertragen erhalten. Durch das Küssen oder Berühren von Reliquien übermittelt der Bittende seine Sorgen und Anliegen an den Heiligen. Um die immer stärkere Schau- und Berührungsfrömmigkeit der Menschen zu erfüllen, wurden die Reliquien in eigenen Behältnissen in eine äußerst kostbare und kunstfertige Ausstattung eingebettet und mit Perlen, Edelsteinen und teuersten Stoffen verziert.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Entstehung des Gnadenortes und Gnadenbildes
In der sogenannten Ursprungslegende - der überlieferten Entstehungsgeschichte - wird das Werden des heiligen Ortes erläutert. Laut Gründungslegende des Sonntagberges verliert ein Hirte seine Herde. Im Traum sieht er den Platz, an dem sich seine Schafe befinden. Als er erwacht, liegt auf dem Stein neben ihm ein Laib Brot, und er findet seine Herde wieder. Sehr bald nach dieser Begebenheit beginnen die Menschen mit ihren Anliegen zum „Zeichenstein" zu wandern. Über dem Stein wurde bald darauf eine hölzerne Kapelle errichtet. Die Reformation ließ den Vorwurf laut werden, man bete am Sonntagberg ein heidnisches Kultobjekt an. Daraufhin gab Abt Kaspar Plautz 1614 das Gnadenbild mit einer Darstellung der Dreifaltigkeit in Auftrag. Heute ist das Gnadenbild in einem prächtigen Silberrahmen über einem Teil des Steines aufgehängt und wird vom barocken Hochaltar umfangen. Im Rahmen einer Führung ist es möglich, auf die Rückseite des Hochaltares zu gelangen um einen exklusiven Blick auf den Zeichenstein zu werfen.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Die Schatzkammer am Sonntagberg: Seit Jahrhunderten bringen Wallfahrer und Pilger ihre Anliegen, Geschichten und ihren Dank auf den Sonntagberg. Diese Votivgaben werden hinter dem Hochaltar der barocken Basilika in der Schatzkammer verwahrt. Der von außen zugängliche Ausstellungsbereich zeigt in beeindruckender Weise seltene und seltsame Votivgaben der Pilger, wertvolle Priestergewänder sowie spannende Einblicke in die Mirakelbücher der Bibliothek.

Viele Votivtafeln erzählen die Geschichte von Unfällen. Die Bandbreite reicht dabei von Hundebissen bis hin zu Arbeitsunfällen. In den meisten Verkehrsunfällen bis in das 19. Jh. ist ein Pferd involviert. Reitunfälle oder Unfälle mit Gespannen standen an der Tagesordnung. Das schlecht ausgebaute Straßennetz, der Zustand der Straßen und Wege, die Witterungsbedingungen und die Beschaffenheit der Kutschen begünstigten die Unfälle. Auch das Überqueren von Flüssen war äußerst gefährlich, da es nur an den wichtigsten Straßen Brücken gab. Unfälle auf dem Wasser waren meist für alle Beteiligten tödlich, da nur wenige schwimmen konnten. Im Zeitalter der Motorisierung berichten Votivtafeln auch immer wieder von Verkehrsunfällen oder Unfällen mit Landwirtschaftsmaschinen.

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Paramentenraum
Paramente bezeichnen die im Kirchenraum und in der Liturgie verwendeten Textilien. Gemäß der Definition Papst Benedikts XVI. trägt die liturgische Kleidung auch eine Botschaft in sich: Sie verweist auf Grund ihrer hohen symbolischen Bedeutung auf zentrale Inhalte des christlichen Glaubens. Denn nicht die Person, die die Paramente trägt, ist wesentlich, sondern die sakramentale Handlung, die sie stellvertretend für Christus vollzieht. Die Verwendung edler Materialien und das technische Können bei der Herstellung der Paramente entsprechen den hohen Anforderungen der Liturgie. Form und Aussehen änderten sich über die Jahrhunderte hinweg. Die feine und prunkvolle Ausgestaltung der Oberbekleidung erreichte im Barock ihren Höhepunkt. Im Zuge der liturgischen Erneuerung im 20. Jh. fand eine Rückbesinnung auf den ursprünglichen mittelalterlichen Gewandcharakter statt, wodurch viele der wertvollen historischen Paramente ihre liturgische Funktion verloren.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Die Vorschriften bezüglich der Verwendung und der Verarbeitung von Stoffen sowie die Zuordnung der Farben zum liturgischen Jahreskreis entwickelten sich erst langsam. Bis ins 16. Jh. war es mehr Brauch als Gesetz, welche Farben verwendet wurden - vielfach war es die Qualität des Paraments, die den Einsatz bestimmte. Papst Pius V. (1566-1572) nahm 1570 den römischen Farbkanon unter die allgemeinen Rubriken des römischen Missales auf. Damit wurde der römische Farbkanon für die gesamte katholische Kirche verbindlich. Es gab somit die Beschränkung auf die Farben Weiß, Rot, Grün, Violett und Schwarz. Gelb, Grau, Blau und bunt kamen nicht mehr vor.

Kasel mit Zubehör, weiß, 1860-1890
Seitenteile Seidendamast mit Vierpassmotiv, Kreuz und Stab Kreuzstichtechnik in Wolle, gewebte Goldborten, zwei Wappen auf der Rückseite unten, Baumwollfutter, Originalzustand

Kasel, weiß, 1910-1940
Seitenteile Seidensatin, Stäbe Muste-rung in Tamburiertechnik mit groben Seidengarnen, ältere geklöppelte Goldborten, Seidentaftfutter, überarbeitet

Kasel, weiß, 1880-1890
Seitenteile Seidensatin, Stäbe Kreuzstichtechnik in Wolle, gewebte Goldborten, Baumwollfutter, überarbeitet

Kasel mit Zubehör, weiß, um 1870
gesamte Kasel gestickt, Muster in feiner Petit Point Technik mit Seidengarnen, gewebte Goldborten, Baumwollfutter, Originalzustand

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Kardinal Carlo Borromeo (1538-1584) verfasste sein Werk Instructiones fabricae et supellectilis ecclesiasticae, in dem genaue Angaben über Form und Ausschmückung liturgischer Gewänder gemacht wurden.
Diese Angaben wurden schließlich auch überregional verbreitet und verpflichtend, schon bald nach 1600 war es in allen deutschsprachigen Bistümern im Süden eingeführt. In den letzten Jahrzehnten ging vor allem das 2. Vatikanische Konzil auf die liturgische Gewandung ein, außerdem das Messbuch von 1970 und das Zeremoniale für die Bischöfe von 1984.

Kasel mit Zubehör, Ende 18. Jh.
Seidengewebe mit broschierten Blüten, Seitenteile mit Silberfäden im Grund, Kaselstäbe mit Goldfäden im Grund, Seidentaftfutter, Überarbeitet - tlw. neue Goldborten, Velum mit originaler Goldklöppelspitze

Kasel mit Zubehör, Ende 18. Jh.
Seidengewebe mit floraler Musterung und Landschaft, Überarbeitet neue Silberborten und Baumwollfutter, Velum Originalzustand

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Die Schatzkammer als eigens eingerichteter und prachtvoll ausgestatteter Raum sollte den Votivgaben einen würdigen Platz bieten. Ihre direkte Lage neben der Basilika ist bezeichnend für den Stellenwert des Raumes und seine Ausstattung im barocken Gesamtkonzept. Primäre Aufgabe einer Schatzkammerist es nicht, Reichtümer anzuhäufen, sondern das Geweihte zu bewahren und zur Schau zu stellen, um damit dem Betrachter bewusst zu machen, mit welcher Hingabe die Menschen Gott verehrten und wie sehr dieser Gott geholfen hat.

Fiakerkreuz, 1720-1730, Kupferblech versilbert, vergoldet, Steinbesatz
1731 spendeten die Wiener Fiaker dieses Kreuz mit der Darstellung des Sonntagberger Gnadenstuhles. Bei besonders festlichen Prozessionen wird es auch heute noch verwendet.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Bischof im Pontifikalornat
Die Einheit von Kasel, Dalmatika, Pluviale und Zubehör in gleicher Farbe und Ausführung nennt man Ornat (lat. ornatus = Ausrüstung, Ausstattung, Schmuck), früher auch „Kapelle". Vor allem in der Barockzeit sind hier umfangreiche Ensembles entstanden, mit denen große Hochämter mit vielen Beteiligten gefeiert werden konnten.

Mitra, Humerale, Pallium (für den Bischof eine besondere Auszeichnung, sonst nur dem Papst und Erzbischöfen vorbehalten), Pontifikalhandschuhe, Kasel, Manipel, Dalmatika, Tunika, Stola, Albe, Pontifikalschuhe

Die Kasel (lat. casula = kleines Häuschen) geht auf die antike Paenula zurück. Erst nachdem im 10. Jh. der Chormantel als liturgische Kleidung hinzukam, war die Kasel als Gewand ausschließlich für die Messe vorgesehen. Im Schnitt wandelte sich vor allem die Kasel stark die anderen liturgischen Kleidungsstücke blieben im Wesentlichen gleich. Die Kasel war ursprünglich ein Mantel nur mit einem Kopfdurchlass, der den Träger ganz umschloss. Sie umgab ihn wie eine Glockenform, daher wurde sie auch „Glockenkasel" genannt. Nach dem 13. Jh. wurde der Halbkreisschnitt zu einem Viertelkreisschnitt. Ab dann wurde diese Armfreiheit immer mehr vergrößert, bis es im Barock zur sogenannten „Bassgeigenkasel" kam. Dadurch bekam der Priester mehr Bewegungsfreiheit bei den rituellen Handlungen (etwa bei der seit dem Mittelalter praktizierten Elevation der Hostie). Erst im Laufe des 20. Jh.s kehrte die sogenannte „gotische Form" der Glockenkasel zurück.

Die Dalmatika ist das Obergewand des Diakons, kann aber auch dem Bischof als Untergewand unter der Kasel, seit dem 10. Jh. auch unter dem Pluviale, dienen. Ab dem 15. Jh. sind Quastenbehänge als Zierrat entstanden.

Das Pluviale (lat. pluvia Regen), auch Vespermantel oder Chormantel, wird seit dem 10. Jh. außerhalb der Messe in vielen liturgischen Feiern vom Priester getragen (bei Segnungen, Prozessionen, Begräbnissen etc.). Seine Form leitet sich vom antiken Pluviale (Regenmantel) ab. Heute ist das liturgische Pluviale ein beinahe im Halbkreis geschnittener, mantelartiger Umhang, meist durch eine Schnalle vorne geschlossen. Am Rücken ist es als „Überbleibsel" der Kapuze mit einer schildförmigen cappa (Kappe) geschmückt; auch bei der Kasel gab es diesen Besatz bis ins hohe Mittelalter.

Die Stola (lat. für langes Gewand der vornehmen Römerin) ist das Abzeichen für Bischöfe, Priester und Diakone; sie wird um den Hals getragen. Man unterscheidet jene, die unter der Kasel getragen werden von den sogenannten Außenstolen.

Zu den Paramenten gehört noch der Manipel (lat. manus Hand, Arm), der ursprünglich von den Diakonen am linken Unterarm getragen wurde und sich aus dem römischen Etikettetuch entwickelt hat. Er wurde bis zur liturgischen Reform nach dem 2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) verwendet und ist noch vielfach erhalten. Der Manipel besteht aus einer Schlaufe und zwei meist schaufelförmigen Enden.

Das Sakraments- bzw. Segens- oder Schultervelum (lat. velare verhüllen) wird für Prozessionen verwendet. Gleich gestaltet wie die liturgischen Gewänder, gehört es zum Ornat.

Für Privatmessen sowie Messen an gestifteten Altären der Zünfte, Patrizier oder Bruderschaften wurde auch passende textile Ausstattung benötigt. Daher muss es schon im Spätmittelalter eine Fülle von sakralen Textilien gegeben haben. Stilistisch wandelte sich die Kasel nach und nach. Auf den meist aus profanem Umfeld stammenden Grundstoff wurden die Besätze appliziert. Diese waren das Schmuckelement mit theologischem Inhalt. Formal an der Rückseite als Kreuz (lateinisch oder Gabelkreuz) und vorne als Stab. Die Rückseite wurde zur Schauseite.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Glaubensgegenwart im Alltag
Vor allem im ländlichen Bereich bestimmte der kirchliche Jahresablauf das Leben der Menschen bis weit in das 20. Jh. Dazu gehörte auch, dass man das Haus, die Wohnung oder den Hof religiös schmückte. Mit religiösen Symbolen versehene Gebrauchsgegenstände, Verzierungen an Häusern und Möbeln, religiöse Andenken und segenspendende Devotionalien waren ein fester Bestandteil in der häuslichen Umgebung. Religion war immer und überall präsent: ob im Herrgottswinkel über dem Esstisch oder in Form des Rituals, auf einem frischen Laib Brot ein Kreuz zu machen, bevor man es anschnitt. Diese zwei Beispiele zeigen exemplarisch, wie religiöses Denken im Alltag der Menschen verankert war.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Im Ausstellungsraum wird der Besucher auf die Reise geschickt: Der Mensch soll sich selbst erkennen zwischen Himmel und Erde, zwischen dem irdischen und himmlischen Reich. Vielleicht ist ein Ausruhen bei Gott ein Anreiz zur Wallfahrt, den wir in der hektischen Alltagswelt dringender denn je brauchen.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

SONNTAGBERG
48°0′ nördl. Breite 14°46' östl. Länge, 712m über dem Meeresspiegel
Einwohner: 3.824 (Stand: 1. Jän. 2016)
Namensherleitung: vom Wochentag Sonntag (in der kath. Kirche besonders der Verehrung der Hl. Dreifaltigkeit gewidmet)

WALLFAHRER IN ZAHLEN
um 1700: 70-90 Prozessionen jährl., an hohen Feiertagen
3.000-4.000 Wallfahrer
um 1750: 268 Prozessionen jährlich
1752: 8.000 Kommunionen am Dreifaltigkeitssonntag
1757: Wallfahrtshöhepunkt! 132.000 Kommunionen
um 1830: 97.000 Kommunionen jährlich
1857: 38.000 Wallfahrer
1929: 5.000 Pilger feiern den 200. Kirchweihetag
1941: Wallfahrtstiefpunkt: 9 Prozessionen
1988-1991: 370-390 angemeldete Wallfahrergruppen

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Bibliotheken bilden vielfach neben Kirche und Refektorium das Herzstück im klösterlichen Gemeinschaftsleben. In einer Bibliothek verbinden sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Wissens und Erkennens. Eine Bibliothek ist keine museale Vergangenheitsschau, sondern ein Ort, der zu verschiedenen Themen Informationen sammelt und systematisiert. Diesem Motto gemäß sollte die Neuadaptierung des Bibliotheksraumes mit den alten Bücherkästen einen Ausstellungsraum schaffen, in dem Themen rund um die Wallfahrt präsentiert werden. Neben schriftlichen Zeugnissen der Wallfahrtsgeschichte wird auch der große Bereich der wirtschaftlichen Komponente der Wallfahrt beleuchtet.

Die Bibliothek als Zentrum des Wissens, Lesens und Schreibens soll im neu ausgestatteten Ausstellungsraum durch Erhaltung der originalen Bücherkästen das Flair des ehemaligen Bibliotheksraumes vermitteln. Hier werden neben der wirtschaftlichen und finanziellen Seite der Wallfahrt die schriftlichen Zeugnisse der Wallfahrtsgeschichte gezeigt. Einen weiteren wichtigen Bereich für Werbe- und Marketingzwecke stellten die Devotionalien und Andenken dar, die man vom Sonntagberg mit nach Hause brachte.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Die wichtigste Quelle der Wundertätigkeit des Gnadenbildes vor Ort stellt das Mirakelbuch dar. Die darin aufgeführten Mirakel (= Wunder) geben den Büchern ihren Namen. Die Tradition der Mirakelbücher lässt sich wie das gesamte Wallfahrtswesen bis in die vorchristliche Zeit zurückverfolgen. Schon in ägyptischen Tempeln wurden Wundererlebnisse der Betenden schriftlich für die Nachwelt festgehalten. Im Christentum setzte sich diese Tradition fort. Die ältesten Mirakelberichte stammen aus dem 5. Jh. und beinhalten schon das Eintragungsschema, das fortan Gültigkeit besitzt: Namen und Herkunft des Votanten, Ursache des Gelöbnisses, Beschreibung des Wunders und Dank dafür.

In den meisten Büchern findet sich darüber hinaus eine Vorrede, in der die Verehrung des Gnadenbildes gerechtfertigt wird. Weitere Informationen beziehen sich auf die wunderbare Herkunft des Gnadenbildes und auf Wunder, die schon früher an diesem Gnadenort gewirkt wurden. Diesem einführenden Bericht ist oftmals ein Gebetsteil angefügt. Die Hochblüte erlebte das Mirakelbuch im 17. und 18. Jh., wie die erhaltenen Bücher am Sonntagberg zeigen. Während die Mirakelbücher vor allem die gebildeteren und lesekundigen Schichten der Bevölkerung ansprachen, versuchte man durch das Andachtsbild auch die einfachen Leute für die Wallfahrt zu gewinnen.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Das Andachtsbild entstand aus dem mittelalterlichen Brauch heraus, für den rechtlichen Nachweis der Buß- und Sühnewallfahrt ein Pilgerzeichen als Beglaubigung mit nach Hause zu bringen. Bereits im 14. Jh. gibt es Hinweise, dass Nonnen miniaturgemalte kleine Andachtsbilder hergestellt haben. Die Erfindung der Druckgrafik ermöglichte eine neue Dimension der Verbreitung, da eine viel höhere Auflage hergestellt werden konnte. So wurden im 17. und 18. Jh. tausende Andachtsbilder gedruckt. Wegen ihrer weitläufigen Verbreitung erfüllten sie eine wichtige Werbefunktion. Auch wenn das Grundmotiv der Andachtsbilder über die Jahrhunderte gleich blieb, sind Unterschiede im Lauf der Zeit in Material und Technik erkennbar. Im Laufe des 18. Jhs. wurde das Andachtsbild auch als Heilmittel eingesetzt. Dabei übertrug sich die Heilkraft des Gnadenbildes durch Berührung auf das Bildchen. Auf kranke Körperteile gelegt, sollte dieses Linderung verschaffen. Andachtsbilder wurden auch zur Abhaltung von Unglück, Krankheit und Katastrophen an der Haustüre oder im Stall angebracht.

Eine Spezialität dieser Wallfahrt sind die Sonntagberger Fraisensteine (ovale Tafeln aus gebranntem Ton, versehen mit einer reliefartigen Darstellung des Gnadenstuhles), die vor allem im 18. und 19. Jahrhundert ausgegeben wurden und als heilkräftig galten.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Was von der Wallfahrt bleibt... Devotionalien - Andachtsbildchen, Talismane, Andenken, Mitbringsel
Nichts ist naheliegender, als dass die Menschen das Heil und die Bitte um Gebetserhörung, die sie sich am Wallfahrtsort erhofften, auch in materialisierter Form mit nach Hause nahmen. Die Möglichkeiten an „Mitbringseln" waren schier unüberschaubar und reichten von Betpfennigen, Weihemünzen, Rosenkränzen, Wachsstöcken, Gebetbüchern über Bildchen, Kupferstiche bis hin zu den verschiedensten Kreuzen. Wegen der starken Nachfrage entstand eine Andenken- und Devotionalienproduktion, die an den Wallfahrtsorten einen zusätzlichen Wirtschaftszweig schuf.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Matrikelbuch der Sonntagberger Dreifaltigkeitsbruderschaft
Wolf Nicolaus Thurmann, 1685, Miniatur, Tempera auf Pergament Leihgabe Stiftsarchiv Seitenstetten
Bruderschaften, wie die 1651 am Sonntagberg gegründete, erfüllten im Wallfahrtswesen eine wichtige Aufgabe, zu der vor allem die Organisation von Wallfahrten und Prozessionen zählte. Im Matrikelbuch wurden die Mitglieder nach Jahren geordnet angeführt.

Das Doppelblatt, das ursprünglich aus einem älteren Matrikelbuch der Bruderschaft stammt, wurde 1707 im Zuge des Besuches von Kaiserinwitwe Eleonore Magdalene Therese in ein neues Buch eingebunden. Kirchliche und weltliche Vertreter der Christenheit - darunter als prominenteste Personen Papst Innozenz XI. sowie Kaiser Leopold I., der Polenkönig Johann Sobierski und Kurfürst Max Emanuel von Bayern (jeweils mit Ehefrau) - beten den Sonntagberger Gnadenstuhl, der von Heiligen umgeben ist, an.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Sonntagberger Fraisensteine
19./20. Jh., Terrakotta, Leihgabe Stiftsarchiv Seitenstetten
Wie der Name - Fraisenstein - schon verrät, versuchte man damit hauptsächlich die Fraisen (Epilepsie oder Krampfanfälle, die besonders für Kleinkinder sehr gefährlich waren) zu heilen. Da dem Zeichenstein eine besondere Heilkraft zugesagt wurde, begann im 18. Jh. die Produktion der Steine, bei der kleine Teile des Zeichensteines mit Lehm vermischt in Modeln gegossen und mit dem Dreifaltigkeitssymbol versehen wurden. In Wasser eingelegte Steine sollten als Trank genossen gegen Fieberschübe helfen. Aber auch bei zahlreichen anderen Krankheiten erhoffte man sich Heilung, indem man die Steine auf die erkrankten Körperteile legte. Bis ins 19. Jh. war in jeder guten Hausapotheke ein Fraisenstein enthalten.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Breverl - 19./20. Jh., Papier bedruckt und gefaltet
Eine besondere Form des Andachtsbildes waren die sogenannten Breverl: Die kleinen kissenartigen Gegenstände waren mehrmals gefaltet und geklappt. Sie wurden wie ein Amulett um den Hals getragen oder in die Kleidung eingenäht. Erst nach der Segnung konnten sie ihre Wirkung entfalten. Aber nur ein verschlossenes Breverl besaß eine helfende Kraft. Geöffnet und auseinandergefaltet zeigte es meist Kupferstiche mit Heiligendarstellungen oder ein bestimmtes Gnadenbild, das von einer „geistlichen Hausapotheke" in der Form von Miniaturen wie Schluckbildchen, Sebastianspfeilen, Nepomukszungen etc. umgeben war.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Hl. Benedikt von Nursia
Diese Darstellung des Heiligen ist eine Nachbildung der 1735 vollendeten Benediktus-Statue des italienischen Bildhauers Pietro Paolo Campi in Monte Cassino. Der heilige Benedikt ist der Gründer des Benediktinerordens und der Vater des abendländischen Mönchtums. Der Stab weist auf seine Abtwürde hin, das Buch auf die benediktinische Ordensregel ora et labora - bete und arbeite. Der Rabe hat ihn der Legende nach vor dem Genuß eines vergifteten Brotes bewahrt. Geboren wurde der heilige Benedikt um 480 in Nursia, gestorben ist er um 547 in Monte Cassino. Er ist der Patron der Schulkinder und der Lehrer und wird als Fürbitter um eine gute Sterbestunde angerufen. Papst Paul VI. proklamierte ihn 1964 zum Patron Europas - im selben Jahr in dem er die Wallfahrtskirche auf dem Sonntagbe zur Basilika erhob.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Die älteste Kapelle auf dem Sonntagberg wurde im Jahr 1440 errichtet. Sie unterstand dem Stift Seitenstetten. Bald darauf wurde eine zweite Kapelle angebaut. Um 1490 entstand eine größere gotische Kirche. Sie faßte ungefähr 700 Gläubige. Mit der steigenden Bedeutung der Wallfahrt in der Barockzeit wurde dieses Gotteshaus bald zu klein. So errichtete man ab 1706 nach den Plänen des Baumeisters der Melker Stiftskirche, Jakob Prandtauer, eine barocke Kirche. Fertiggebaut wurde sie von Josef Munggenast, eingeweiht am 28. Juli 1729 vom Passauer Fürstbischof Josef Dominik Graf von Lamberg. Die Wallfahrtskirche auf dem Sonntagberg gilt heute als eine der bedeutendsten Schöpfungen der österreichischen Barockkunst.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Sandsteinbögen - Im 18. und 19. Jahrhundert hatte die Sandsteingewinnung auf dem Sonntagberg überregionale Bedeutung. An der Westflanke des Berges befinden sich noch heute Stollen, in welchen in früheren Zeiten Sandstein für Schleif- und Wetzsteine gebrochen worden ist. Um 1900 wurde die Wetzsteinerzeugung auf dem Sonntagberg jedoch völlig eingestellt. Die Ursache war die Erfindung des künstlich erzeugten Carborundums, aus dem man die Wetzsteine preislich und qualitativ günstiger herstellen konnte. Der heimische Sandstein wurde auch schon zum Bau der Wallfahrtskirche ver-wendet. Bei den hier zu sehenden Sandsteinbögen wurden die Sandsteine ohne Mörtel mit großer Geschicklichkeit händisch zu Rundbögen verlegt, die durch ihre gediegene Verarbeitung beeindrucken.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Der Prandtauer-Brunnen wurde zur Erinnerung an den Erbauer der Wallfahrtsbasilika 1994 von der Marktgemeinde Sonntagberg im Rahmen der Dorferneuerung errichtet. Jakob Prandtauer wurde 1660 in Stanz bei Landeck in Tirol geboren, lebte später als Baumeister und Architekt in St. Pölten und gilt als einer der bedeutendsten Kloster - u. Kirchenbaumeister des österreichischen Barock. Sein Hauptwerk ist das Stift Melk, an der Kirche am Sonntagberg arbeitete er von 1706 bis 1718. Fertiggestellt wurde der Bau von dem mit ihm verwandten Josef Munggenast. Jakob Prandtauer starb 1726 in St. Pölten.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Die barocke Basilika am Sonntagberg zählt zu den markanten Wahrzeichen des Mostviertels. Ihre Lage ist außergewöhnlich: Von oben reicht der Blick nahezu übers ganze Mostviertel und weit darüber hinaus. Vom Tal aus bewundern Besucher und Durchreisende die Kirche schon von weitem. Der Sonntagberg ist Wallfahrtsort, Ausflugsziel und Ort mit Geschichte. Schon 1440 wurde hier die erste Kapelle gebaut. Die heutige Basilika minor stammt von den Barockbaumeistern Jakob Prandtauer und Josef Mungenast. Der Sonntagberg ist ein außergewöhnlicher Ort: Dem Himmel näher! Wer die letzten Meter durch das schmale Gässchen zur Basilika empor steigt, erreicht die Pilgerinformation Sonntagberg. Pilger, Besucher und Wallfahrer werden dort herzlich willkommen geheißen und erhalten Auskunft zu Führungen und der Umgebung, können sich bei einer Tasse Kaffee und den bekannten Mohnzelten stärken oder finden ein kleines Andenken für zu Hause.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Die Niederösterreichische Eisenstraße führt durch jene Gebiete im Ybbs- und Erlauftal, die früher durch ein intensives Kleineisengewerbe geprägt waren. Der alte Begriff "Eisenwurzen", zuerst nur für die "Wurzel des Eisens", den steirischen Erzberg, gebräuchlich, ging ab dem 17. Jahrhundert auch auf die angrenzenden Gebiete der Steiermark, Nieder- und Oberösterreichs über. Südlich von hier schließen sich hinter den Ybbstaler Alpen das Innerberger (= Eisenerzer) und das Vordernberger Bergbaurevier an. Im westlich benachbarten Oberösterreich reicht die Eisenwurzen über die Enns bis ins Steyr- und Almtal. Seit dem 15. Jahrhundert genoß diese Region als kaiserliches "Kammergut" die besondere Förderung des Staates. Seine einstige wirtschaftliche Bedeutung drückt sich bis heute in der ersten Strophe unserer Bundeshymne aus.

In Waidhofen lebten schon um 1300 zahlreiche Klingen- und Messerschmiede sowie Schleifer. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert blühte das Eisenhandwerk auf. Die Hammerherren, die "Schwarzen Grafen", erhielten große Bedeutung - sie wirkten neben den Kaufleuten sogar in der Stadtverwaltung mit. Um 1500 bestanden allein in Waidhofen und seinen Vororten etwa 290 Betriebe des Kleineisengewerbes. Das "eiserne Gewerbe" entwickelte sich jedoch nicht nur an Ybbs und Erlauf, sondern vor allem auch an zahlreichen kleinen Bächen in der Eisenstraßen-Region. Während der Gegenreformation wanderten viele Schmiede vor allem in die süddeutschen Reichsstädte ab. Waidhofen konnte die damals verlorene wirtschaftliche Bedeutung nie wieder ganz zurückerlangen. Dafür entstand im 19. Jahrhundert Großindustrie am Fuße des Sonntagberges.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Bergfriedhof - Der nach der Errichtung der Pfarre Sonntagberg (1783) angelegte Friedhof (Benediktion 1785) ist einer der höchstgelegenen Bergfriedhöfe Niederösterreichs. Er hat seinen ursprünglichen Charakter als Friedhof der überwiegend bäuerlichen Bevölkerung weitgehend erhalten und ist mit seinen schlichten Kreuzen und gepflegten Gräbern ein wunderschön gelegener Ort der Beschaulichkeit und Besinnung.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Die Türkenbrunnenkapelle und die Quelle
Der Sonntagberg als großer Kraft- und Wallfahrtsort verfügt auch über besonders segensreiche und kraftspendende Plätze. Neben dem Zeichenstein in der Basilika zählt besonders die Quelle bei der Türkenbrunnenkapelle dazu. Seit jeher holen Menschen von ihr das Wasser, Besonders die Heilung von Augenleiden wird der Quelle zugesprochen. Die barocke Kapelle aus dem Jahr 1745 ist üppig mit Muscheln und Skulpturen ausgestattet und liegt östlich der Basilika idyllisch auf einer Waldlichtung, nur einen kurzen Spaziergang entfernt.

Die nordöstlich der Wallfahrtskirche in einem Waldstück gelegene Brunnenkapelle erinnert an das sagenhafte Rosswunder des Jahres 1529. Hier sollen die Pferde der türkischen Heerschar, die den Sonntagberg erstürmen wollte, ihren Herren den Dienst verweigert und ihre Knie gebeugt haben. Den kurz danach errichteten Bildstock ersetzte man 1677 durch eine Kapelle, an deren Stelle 1745 der heutige Bau entstand. Der gebänderte, mit Pilastern belegte Rechteckbau wird von einer Skulptur des Erzengels Michael von Peter Widerin bekrönt, von dem auch die Madonnenfigur vor der Kapelle stammt. Der als künstliche Grotte ausgestaltete Innenraum birgt eine plastische Darstellung des Sonntagberger Gnadenbildes aus der 1. Hälfte des 18. Jh.s, das von Engeln und den hll. Petrus und Hieronymus flankiert wird. Das Stirnwandfresko von Franz Josef Wiedon aus dem Jahre 1748 schildert das Rosswunder.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Sandsteinbruch - Zur Errichtung des Panoramaweges wurden große Mengen heimischen Sandsteins benötigt. Für dieses Vorhaben wurde dieser Sandsteinbruch geöffnet, wo nun der früher weithin bekannte Sonntagberger Sandstein wieder gewonnen werden kann. Solche Sandsteinbrüche gab es bis um 1900 bei einer Reihe von Höfen am Sonntagberg. Die Gewinnung des Sandsteins und dessen Verarbeitung zu Wetz- und Schleifsteinen war seinerzeit für die Bauern ein willkommener Nebenerwerb. Bei der Grundsteinlegung für das Regierungsviertel in der Landeshauptstadt St. Pölten wurde 1992 als Beitrag des Mostviertels Sonntagberger Sandstein aus diesem Steinbruch verwendet.

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023

Der 714 Meter hohe Sonntagberg dürfte vor 1250 gerodet worden sein. Damals hieß der Höhenrücken noch "Ruznik". Dieser Name geht auf das slawische Wort "ruda" (= Erz) zurück und weist auf das Vorkommen von Sumpfeisen hin. Der Sonntagberg erhebt sich zwischen dem Alpenvorland und den Kalkalpen. Bei gutem Wetter genießt man hier eine prächtige Fernsicht über beide Gebiete, die für die Entwicklung der Eisenstraßen-Region von besonderer Bedeutung waren: Im Süden boten Wald und Wildwasser die nötigen Energiequellen für die Eisenverarbeitung; aus dem fruchtbaren Norden kamen die Lebensmittel zur Versorgung der Bergknappen und Hammerschmiede in der historischen "Eisenwurzen".

 Basilika Sonntagberg, Mai 2023



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: