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Die Pfarrkirche Berndorf steht in beherrschender Lage umgeben von Repräsentationsbauten am Margaretenplatz in der Stadtgemeinde Berndorf im Bezirk Baden in Niederösterreich. Die dem Patrozinium hl. Margareta unterstellte römisch-katholische Pfarrkirche gehört zum Dekanat Pottenstein im Vikariat unter dem Wienerwald der Erzdiözese Wien.
Die Kirche wurde von 1910 bis 1917 aufgrund einer Stiftung von Arthur
Krupp nach den Plänen des Architekten Ludwig Baumann durch die
Baumeister Wenzel Wegwart († 1911) und Eugen Essenther erbaut. 1917 zur
Pfarrkirche erhoben wurde die ehemalige Pfarrkirche zur Filialkirche
Berndorf Mariä Himmelfahrt.
Die neobarocke Kuppelkirche zeigt eine breit gelagerte vorschwingende
pilastergegliederte Hauptfront mit flankierenden kleinen Türmen mit
Zwiebelhelmen. Über der Attikabalustrade mit Schutzengelstatuengruppen
von Othmar Schimkowitz zeigt sich hoch aufragend die beherrschende
längsovale Kuppel. An der Rückseite des durch ein umlaufendes
Kordongesims und durch stark plastisch geformte Details kräftig
akzentuierten Kirchenbaus befindet sich die Sakristei und die
Taufkapelle und das ehemalige Margaretenmuseum mit Gegenständen zur
Kirchenpatronin Margareta von Schottland im Obergeschoß.
Das Kircheninnere zeigt einen einheitlich hell gefärbelten
überkuppelten Zentralraum über einem längsovalen Grundriss mit
ausschwingender Orgelempore und gleichfalls ausschwingenden
Seitenemporen, die Wände haben eine kräftige Pilastergliederung und ein
breites verkröpftes Gebälk, die Pendentifkuppel als
Eisenbetonkonstruktion zeigt in Stuckreliefs in den Zwickeln die Vier
Evangelisten vom Stuckateur Franz Klug.
Der Innenraum wird von der mächtigen Kuppel überwölbt und durch Nischen
mit balkonartigen Emporen und ein großes Presbyterium gegliedert.
Dieses wird vom Hochaltar unter einem Stuckbaldachin beherrscht. Über
zwei Nischen schieben sich verglaste Balkone als Oratorien in den Raum
vor. Der weitere Schmuck besteht aus wenigen Pilasterkapitellen und den
vier Relieffiguren der Evangelisten, einer Arbeit des akademischen
Bildhauers Franz Klug aus Wien.
Gedämpftes Licht erfüllt den Kirchenraum. Ursprünglich bestand die
gesamte Verglasung auf Wunsch des Stifters aus violettem Kathedralglas.
1945 wurde bei Artilleriebeschuss die Kuppel getroffen, das große
Fenster gegenüber der Volksschule und das Fenster über dem Eingang
wurden zertrümmert. Zunächst wurden die Kriegsschäden mit gewöhnlichem
Fensterglas ausgebessert, 1960 wurde dieses von der Fa. Geyling aus
Wien durch helles Kathedralglas ersetzt. Das leuchtende Rundfenster
über dem Altar, in dem der Heilige Geist in Gestalt der Taube
dargestellt ist, hat den Krieg überdauert. Es ist ein Erzeugnis der
Glasmalerei Geyling.
Gegenüber dem Marienaltar sorgt die eher schlichte Kanzel für Ausgewogenheit. Hergestellt in der Wiener Tischlerei Rogenhofer, entspricht auch sie dem Neobarock der Kirche.
SEITENALTAR „MARIA VOM FRIEDEN“
Auch er stammt von Ernst Hegenbarth. Das Halbrelief stellt die
„Abrüstung“ dar: Die Kriegsgöttin Pallas Athene hat den Helm abgenommen
und das Schwert einem Engel übergeben. Das Jesuskind im Schoß der
Gottesmutter reicht ihr einen Palmzweig als Zeichen des Friedens. Ein
kleiner Engel trägt ein mit Dornen geschmücktes Tränenkrüglein gegen
den Himmel. Der während des Ersten Weltkriegs entstandene Altar wurde
zum Symbol der Friedenssehnsucht der Menschen. Der üppige neobarocke
Holzrahmen und die Engel sind Arbeiten aus St. Ulrich im Grödnertal.
DIE ORGEL - Auch sie entspricht dem Neobarock der Kirche. Sie wurde von
Hermine Krupp, einer Schwester Arthur Krupps, gestiftet. Gebaut wurde
sie 1916 von den Gebrüdern Rieger in Jägerndorf (Oberschlesien, heute
Krnov, Tschechien) und am 3. Juni 1916 kollaudiert. 1974 wurde die
Orgel restauriert, 1997 noch einmal durch die Orgelbaufirma Windtner
aus St. Florian. OBM Franz Windtner beschreibt das Instrument: „Die
Orgel besitzt 25 klingende Register, auf zwei Manuale und Pedal
verteilt. Die Windladen wurden als pneumatische Kegelladen gebaut. Die
Traktur (die Steuerung) der Orgel ist pneumatisch. Das bedeutet, die
Betätigung der einzelnen Pfeifenventile erfolgt mit Luft, die durch
dünne Rohre aus Blei strömt. Das Orgelwerk besitzt 1.626 Pfeifen aus
verschiedenen Materialien, wie Holz, Zinn und Zink. Die längste
Orgelpfeife misst etwa 5 m, die kleinste Pfeife nur wenige Millimeter.
Die Disposition (Zusammenstellung der Register) der Orgel ist
romantisch und bietet eine Vielzahl von Register- und
Klangmöglichkeiten.“ Am 9. November 1997 erfolgte die Orgelweihe
durch Kardinal DDr. Franz König, Alterzbischof von Wien.
GEDÄCHTNISTAFELN in Form mächtiger geöffneter Bücher wurden für die
Opfer des Ersten Weltkriegs 1932 über den Weihwasserbecken angebracht.
WEIHWASSERBECKEN aus Bronze von Ernst Hegenbarth sind eine Nachbildung der marmornen Weihwasserbecken der Peterskirche in Rom.
HOCHALTAR DER HL. MARGARETA
Die überlebensgroße Statue der hl. Margareta mit den idealisierten
Gesichtszügen der Frau Margarete Krupp hält in der linken Hand das
Modell der Margaretenkirche. Die rechte Hand streckt sie schützend über
eine leicht gekleidete Frau, eine Sünderin, der sie den rechten Weg
weist. Dieser Figur gegenüber kniet ein Bettler, der sich Hilfe
erbittet. Man kann in der Heiligen die Helferin in seelischer und
materieller Not sehen.
Die Figurengruppe ruht auf einem Sockel mit ovaler Nische im
Strahlenkranz. Zwei kniende Engelsfiguren nehmen dem Sockel die Härte
und unterstützen den symmetrischen Aufbau. Das Kunstwerk aus Bronze
entstand im Jahr 1915 und wurde nach dem Modell des akademischen
Bildhauers Ernst Hegenbarth in Berndorf gegossen. Der Künstler
gestaltete die Figur bzw. das Gesicht der Heiligen nach einigen
Sitzungen mit Frau Krupp. Der rechts kniende Engel wurde nach der
Tochter des Künstlers modelliert. Rechts und links vom Tabernakel sind
Reliquienschreine eingebaut, die Knochenreliquien der hl. Margareta
enthalten. Sie wurden 1910 auf Vermittlung des spanischen Königs Alfons
XIII. aus der Kapelle des Escorial bei Madrid nach Berndorf gebracht.
TAUFBRUNNEN
Er wurde aus der Taufkapelle hierher versetzt. Taufbecken und Deckel
sind handgetrieben. Der Fuß mit dem Wappen der Familie Krupp und die
Figuren, die den Deckel zieren, wurden aus Bronze gegossen. Die
Taufgruppe — Johannes der Täufer und Jesus — ist signiert: „ABEL 1915“.
Der Entwurf stammt von Ludwig Baumann.
KREUZWEGSTATIONEN
Die Bronzereliefs wurden nach Modellen des italienischen Bildhauers
Domenico Mastroianni gegossen. Die Rahmungen entwarf Adolphe Truffier
(Paris), Am 9. März 1919 wurden die Kreuzwegstationen geweiht
DIE MARGARETENKIRCHE IN ZAHLEN
Länge der Kirche: 40 Meter
Breite der Kirche: 26,70 Meter
Höhe samt Kreuz: 43 Meter
Innerer Abstand der Kuppel zum Kirchenniveau: 28 Meter
Höhe der Fassadentürme: je 28 Meter
Figurengruppen ca 4 Meter hoch
Glockenspiel: 21 Glocken, Gesamtgewicht ca 3300 kg. Die größte Glocke wiegt ca 440 kg.
4 Läuteglocken, die schwerste Glocke wiegt 1227 kg, die weiteren Glocken 608 kg, 392 kg, 265 kg.
Hochaltar aus Bronze: 20 000 kg
Dem Zeitgeschmack entsprechend hat man mystisches Dunkel in den Kirchen
durch Buntverglasung erreichen wollen. Die gesamte Verglasung wurde mit
violettem (Purpur-Königsfarbe) Kathedralglas ausgeführt. Durch
Kriegseinwirkung 1945 musste 1960 eine Neuverglasung erfolgen, wobei
die beiden großen Barockfenster und das Lünettenfenster über dem
Eingang die jetzige helle Kathedralglasfassung erhielten. Das „Heilig
Geist Fenster” stammt von der Fa. GEYLING aus Wien.
KOMMUNIONBÄNKE UND KOMMUNIONGITTER
Die Kommunionbänke bestehen aus rotem Salzburger Marmor, verfertigt von
der Fa. Kiefer in Oberalm. Barock geschwungen, schließen sie mit dem
Kommuniongitter, einer kunstvollen Arbeit aus Bronze, das Presbyterium
ab. Mit einer Holzkonstruktion wurde der Raum davor für den Volksaltar
erweitert.
ALTARTISCH UND AMBO
Der goldverzierte Altartisch (Volksaltar) stammt aus dem alten
Kircheninventar. Zwei ebenso alte Leuchter wurden zu Lesepulten
umgebaut. Ein neobarocker Ambo wurde in den Eingangsbereich der Kirche
versetzt.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: