Brno - das bessere Praha?

Brünn hat eine bewegte Vergangenheit, seltsame Monumente und interessante Geschichten.
Eine Städtereise im August 2018

Brünn (tschechisch: Brno) ist die nach Prag zweitgrößte Stadt Tschechiens. Die Stadt, seit dem 17. Jahrhundert das historische Zentrum Mährens, ist heute Verwaltungssitz der Südmährischen Region. Brünn besitzt mehrere Universitäten, ist ein wichtiger Forschungsstandort und Sitz des Bistums Brünn der römisch-katholischen Kirche Tschechiens.

In Brünn sind alle Organe der höchsten tschechischen Gerichtsbarkeit angesiedelt. Es sind dies das Verfassungsgericht der Tschechischen Republik (Ustavni soud), der Oberste Gerichtshof (Nejvyssi soud), also die höchste Instanz der ordentlichen Gerichtsbarkeit, das Oberste Verwaltungsgericht und die Generalstaatsanwaltschaft. Weiter ist die Stadt Sitz des tschechischen Ombudsmanns und der höchsten Wettbewerbsbehörde.

Am Freiheitsplatz (Namesti Svobody), dem Hauptplatz in der Innenstadt, befindet sich die Brünner Astronomische Uhr (Brnensky orloj). Sie wurde nach dem Entwurf der Künstler Oldrich Rujbr und Petr Kamenik errichtet und im Jahre 2010 enthüllt. Die Form der Brünner Uhr stellt eine Patrone dar. Diese erinnert an die Belagerung Brünns durch schwedische Truppen im Jahre 1645.
Die sechs Meter hohe "Zeit-Maschine", die manchmal auf als Rakete, Phallussymbol oder gigantischer Vibrator missinterpretiert wird, wurde aus südafrikanischem Granit gefertigt.

An der Nordseite des Platzes befindet sich der Brunnen 'Velka fontana' und eine Ruhezone im Stranddesign.

Die Legende besagte, dass der Anführer der Schweden, General Torstenson, unsterblich war. Die einzige Möglichkeit ihn zu töten wäre eine Glaskugel, die um Mitternacht mit einem besonderen magischen Ritual herzustellen sei. Eine große Zahl an Glasmurmeln im Obelisken erinnert heute an diese Legende, die regelmäßig wie ein Glockenspiel klingen.

Man kann die Murmeln auf ihren Weg durch den Obelisken sehen. Sie erscheinen zuerst an einem Punkt hoch oben, der nach dem General Torstenson genannt ist, um dann ihren Weg in den unteren Teil zu finden, der für die Brünner Bürger steht. Genau um 11.00 Uhr - dem Brünner Mittag - erscheinen die Murmeln in einer der vier unteren Höhlen, wo sie herausgenommen und als Souvenir mitgenommen werden können. Und - kaum zu glauben - kann man am Chronometer auch noch die Zeit ablesen.
Dazu bedarf es aber einer eigenen Einschulung.:-]

Das Haus der Herrschaft von Lipe (= Haus der Herren von Lipa) beeindruckt durch die reich verzierte Fassade und den Arkadeninnenhof ließ Ende des 16. Jahrhunderts der Weinhändler Krystof Schwanz aus Retz erbauen. Am Bau beteiligt war auch der italienische Baumeister A. Gabri, ein weiterer Italiener G. Gialdi sorgte für den Skulpturenschmuck. Das Haus beherbergte auch eine weitere wichtige Persönlichkeit: Louis Raduit des Souches, den erfolgreichen Verteidiger Brünns, der das Haus 1646 kaufte und bis zu seinem Tod im Jahre 1683 nutzte. Das Gebäude wurde mehrfach umgebaut und verändert, 2005 wurde es saniert und dient nun als Geschäftsgalerie.

Ein kleiner Tipp am Rande: In der obersten Etage ist eine Bar und darüber noch eine Aussichtsterrasse, die von jedermann und kostenlos bis spät in die Nacht (2 Uhr) betreten werden darf. Eine sehr gute Alternative zum nahen Rathausturm, der kostenpflichtig bis max. 18 Uhr zugänglich ist. Top!

Das Alte Rathaus (Stara radnice) mit seinem markanten Rathausturm ist eines der ältesten und bekanntesten Gebäude in der Altstadt. Berühmt ist es für den Brünner Drachen, der sich im Durchgang zum Innenhof befindet. Aus Platzgründen befindet sich die Verwaltung der Stadt Brünn seit 1935 im neuen Rathaus. Derzeit ist das Alte Rathaus ein Kultur- und Informationszentrum.

Der Kern des heutigen Gebäudes und der 63 Meter hohe Turm entstanden bereits um das Jahr 1240 nachdem Brünn die Stadtrechte erhalten hatte. Das spätgotische Eingangsportal mit dem Brünner Wappen und der Statue der Justitia wurde Anfang des 16. Jahrhunderts von Anton Pilgram geschaffen. Ratssitzungen fanden hier von 1343 bis 1935 statt.

Der Legende nach lebte in der Nähe von Brünn ein Drache, der die Bürger der Stadt in Angst und Schrecken versetzte und die Nutztiere verschlang. Der Rat der Stadt setzte deshalb eine Belohnung für die Tötung des Drachen aus, es gelang aber niemandem, bis ein gewitzter Ritter eine Idee hatte. Er wickelte ungelöschten Kalk in eine Kuhhaut und legte es als Köder für das Monster aus. Anschließend wartete er, bis der Drache den Köder verschlang und etwas trank. Als der Kalk nun gelöscht wurde, platzte der Drache und war somit erlegt.

In Wirklichkeit handelt es sich bei dem 'Brünner Drachen' um ein Krokodil, das der Stadt Brünn vom ungarischen König Matthias II., der sich mit seinem Bruder, dem Kaiser Rudolf II., im Streit um den Thron des Heiligen Römischen Reiches befand, im Jahre 1608 zum Geschenk gemacht wurde. Matthias versuchte durch kleine Aufmerksamkeiten die mährischen Stände und Städte auf seine Seite zu ziehen.

Die Tschechische Krone (Koruna ceska) ist seit dem 8. Februar 1993 (kurz nach der Teilung der Tschechoslowakei und der Gründung Tschechiens am 1. Januar 1993) die Währung Tschechiens. Mit dem Beitritt zur Europäischen Union ist Tschechien die Verpflichtung eingegangen, den Euro zu übernehmen. Diese Verpflichtung ist jedoch an keinen zeitlichen Rahmen gebunden.
So muss man also wie anno dazumal trotz EU sein Geld wechseln (1 EUR = 25 Kronen).
Die Slowakei hat übrigens 2009 den Euro eingeführt.

Die St.-Jakobs-Kirche (Kostel sv. Jakuba) auf dem Jakobs-Platz ist der bedeutendste spätgotische Bau in der Stadt. Die mittelalterliche Stadtkirche ist bis heute Pfarrkirche der katholischen Innenstadtgemeinde.

Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1228. Die Anfang des 13. Jahrhunderts gebaute romanische Kirche, die vor allem Kolonisten aus Deutschland und Flandern zur Feier ihrer Gottesdienste diente, wurde in den Jahren 1510-1511 unter Beteiligung von Anton Pilgram durch einen dreischiffigen Hallenbau ersetzt und im Jahre 1592 als Stadtkirche vollendet.

1750-1766 wurde das Innere der Kirche barockisiert. Zwischen 1871 und 1879 wurde das Innere nach Plänen des Wiener Architekten Heinrich von Ferstel im neugotischen Stil umgestaltet. In den 1960er Jahren erfolgten Veränderungen nach dem Vorschlag von Bohuslav Fuchs. Im Jahre 1995 wurde die Kirche zum Nationalen Kulturdenkmal erklärt.

Dieses Kunstwerk ist hinter der Rückseite des Altars versteckt.

Orgel von Jakob Ryschak aus Troppau, 1692

Der ursprünglich als Obere Markt bezeichnete Marktplatz fungierte bereits im 13. Jahrhundert, als hier auch Geflügelmärkte, Töpfermärkte, Trödelmärkte und andere Märkte abgehalten wurden. Seit dem 15. Jahrhundert ist der Name Kohlmarkt (Zelny trh) geläufig. Der 'Zelnak', wie der abschüssige Platz volkstümlich genannt wird, hat eine rechteckige Form und liegt knapp unterhalb des Hügels Petrov.

Der Name des Platzes ist auch heute begründet, denn die meiste Zeit des Jahres wird er als Marktplatz für Gemüse, Obst und Blumen genutzt. Der obere Teil des Platzes wird von der Dreifaltigkeitssäule aus dem Jahre 1729 beherrscht, die größte Dominante ist der barocke Parnas-Brunnen aus dem Ende des 17. Jahrhunderts.

Blick von der Dreifaltigkeitssäule zum Rathausturm. Er steht in der Straße Radnicka, die den Kohlmarkt (Zelny trh) und den Platz der Freiheit (namesti Svobody) miteinander verbindet. Das Rathausgebäude ist das älteste erhaltene weltliche Bauwerk in der Stadt.

Am Petrov vor der St.-Peter-und-Paul-Kathedrale ist eine Gedenkstätte von Kyrill und Method (Cyril a Metodej) zu sehen. Die Brüder waren byzantinische Gelehrte und Priester und betrieben gemeinsam die christliche Missionierung slawischer Völker im 9. Jahrhundert, weshalb sie als Slawenapostel bezeichnet werden.

Die Festung Spielberg (tschechisch: Spilberk) hat eine wechselvolle Geschichte als mittelalterliche Burg, Festung, Kaserne und Gefängnis hinter sich. Heute befinden sich in ihr Ausstellungen und ein Restaurant. Die Anlage ist ein kultureller Ort und Ausflugsziel der Brünner Bevölkerung. Durch ihre Lage auf einer Anhöhe (282 m ü. NN) bietet sie einen guten Blick über die Stadt.

Die Stadt erfreut ihre Besucher mit den seltsamsten Skulpturen.

Guter Ausblick von Schlosshügel auf die Petrov-Anhöhe mit der Kathedrale St. Peter und Paul.

Die Burg Spielberg wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts angelegt und machte im Laufe der Jahrhunderte einige Wandlungen durch. Anfangs war es die gotische Burg der böhmischen Könige und Sitz des mährischen Markgrafen. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde sie zu einer mächtigen Barockfestung erweitert. Mitte des 18. Jahrhunderts bildete sie mit der damals ebenfalls befestigten Stadt Brünn das bedeutendste Bollwerk in Mähren.

Die 1742 fertiggestellten Kasematten waren ein wichtiger Teil der Festung. Sie sollten Schutz für ein 1200 Mann starkes militärisches Corps bieten. Im Jahr 1783 wurde dort auf Beschluss Kaiser Josephs II., im Zuge der Reform des österreichischen Gefängniswesens ein Gefängnis für die gefährlichsten und schlimmsten Verbrecher eingerichtet. 1785 wurde auch der südliche Teil der Kasematten in ein Gefängnis umgebaut und leopoldinischer Trakt genannt. Unter Franz Joseph I. wurde die Anlage 1855 wiederum ein Militärgefängnis und Kaserne.

Neben einem Rundgang durch den Kerker und die Kasematten befinden sich wechselnde Ausstellungen und Installationen zur Stadt und Geschichte mit zahlreichen Dokumenten in den Räumlichkeiten der Burg. Ein Restaurant und ein Aussichtsturm im inneren Teil der Burganlagen bieten ein schönes Panorama auf Teile Brünns. Im Hof der Burg finden im Sommer regelmäßig Konzerte statt.

Nochmals der Krautmarkt (Zelny trh) mit dem Parnas, diesmal bei mehr Betriebsamkeit.

Und wer auf Details achtet, der übersieht auch die Stolperfallen auf den Kanaldeckeln nicht.
Frösche, Schlange, Krokodile und Eidechsen tummeln sich reglos am Rande des Platzes.

Wieder am Freiheitsplatz (Namesti Svobody) und seinem u(h)rigen Phallus bei der Tram. Einzelne Teile an der Spitze des Objektes drehen sich in Intervallen von 1 Minute, 1 Stunde sowie 12 Stunden; das Uhrwerk ist eine Funkuhr, gesteuert mit einem Funksignal aus Frankfurt am Main. Jeden Tag um 11 Uhr Ortszeit wird aus einer Öffnung eine kleine Kugel ausgelassen.

Das Uhrwerk erinnert an den berühmten Sieg der Brünner an der Front mit dem französischen General Radouit de Souchées, der hier gegen die schwedischen Belagerer im Jahre 1645 kämpfte. Der schwedische Kommandeur Torstenson hatte dann die Geduld verloren und erklärt, falls er die Stadt Brünn bis Samstagmittag nicht eroberte, zöge er mit seiner Armee ab. De Souchées, der davon erfahren hatte, ließ die Mittagsglocken um eine Stunde früher klingeln, und dadurch rettete er die schwache und blutende Stadt vor Plünderung.

Die List ging auf und seitdem gilt in Brünn der Mittag um 11 Uhr.
Leute stehen manchmal schon Stunden vorher an einer der vier Öffnungen, um mit Glück die eine Kugel des Tages zu erwischen.

Gute Beschilderungen und touristenfreundliche Zweisprachigkeit auf Wegweisern zeichnen diese Stadt aus.

Die St.-Peter-und-Paul-Kathedrale (Katedrala sv. Petra a Pavla) ist die Domkirche des Bistums Brünn und befindet sich auf dem Petrov-Hügel im Stadtzentrum. Ihre Silhouette dominiert gemeinsam mit der Festung Spilberk das Stadtbild.

Das Mittagsläuten findet in der Kathedrale nicht um 12 Uhr, sondern bereits eine Stunde früher um 11 Uhr statt. Wie bereits erwähnt, hatten der Legende nach die Schweden versprochen, die Belagerung der Stadt am 15. August zur Mittagszeit abzubrechen. Als die Schlacht im Gange war, entschieden die gewitzten Brünner daher, bereits um 11 Uhr zu läuten, und so zogen die Schweden unverrichteter Dinge ab.

Die erste dem Apostel Petrus geweihte Kirche an dieser Stelle wurde bereits um das Jahr 1180 von Markgraf Konrad Otto im romanischen Stil errichtet. 1296 wurde St. Peter zum Sitz des Kollegiatstifts von Brünn. Im 14. Jahrhundert, während der Herrschaft der Luxemburger, wurde die Kirche in eine dreischiffige gotische Basilika umgebaut. Um das Jahr 1500 wurde das Patrozinium der Kirche auf den Apostel Paulus ausgeweitet und sie wurde in eine Hallenkirche umgewandelt.

1777 wurde St. Peter und Paul zur Bischofskirche des durch Papst Pius VI. neu gegründeten zweiten mährischen Bistums Brünn. Zu diesem Anlass wurde der Innenraum der Kirche im Barockstil neu gestaltet. Aus dieser Zeit stammt unter anderem die monumentale Kanzel.

Von der Innenausstattung des Doms sind die Statue Madonna mit dem Kind aus der Zeit um 1300, spätgotische Pietäten, Barockaltäre und die Kanzel unübersehbar und bemerkenswert.

Die Kathedrale ist auf der 10-Kronen-Münze abgebildet.

Was aussieht, wie ein weiteres Fotomotiv für dumpfe Touris, ist eine simple Werbemaßnahme für die HC Kometa Brno, die siegreiche Eishockey-Mannschaft von Brünn. Die Installation befindet sich am Ende der Ceska beim Freiheitsplatz.

Das 111 m hohe Gebäude 'AZ Tower' in weiß-oranger Farbe mit dreißig Stockwerken, das im Stadtviertel Südliches Zentrum (tsch. Jizni centrum) steht (im sog. Brünner Manhattan) ist das höchste Gebäude in der Tschechischen Republik. Erbaut wurde es in den Jahren 2011 bis 2013 im Stil des sog. Dekonstruktivismus und das zu einem Baukostenpreis von etwa 800 Millionen Kronen.

Der Bau besteht aus zwei Seitenquadern und einem in der Mitte komplett verglasten Teil. Der östliche Quader ist zweimal gebrochen, wodurch eine unverwechselbare Gebäudesilhouette entsteht und zugleich der Buchstabe 'Z' symbolisiert wird, der dem Hochhaus seinen Namen gibt. Der Mantel der beiden Quader besteht aus glasierten Keramikplatten, deren Farbe sich in Richtung nach oben von orange in weiß ändert.

Die gerade Straße 'Husova' am Fuße vom Spilberk Park führt zur sogenannten 'Rote Kirche'. Die protestantische Kirche wurde im norddeutschen neugotischen Baustil erbaut und heißt 'Jan Amos Comenius Kirche' (Ceskobratrsky evangelicky chram Jana Amose Komenskeho).

Detail an der Jakobskirche: Eine Drolerie an der Südseite des Turms.
Was für die einen die Zurschaustellung eines nackten Hinterns ist, lässt andere ein kuschelndes Pärchen erkennen.

Auf der Freifläche des Platzes bei der Tschechischen Straße ist die monumentale Pestsäule situiert. Unter den Werbeschirmen hindurch kann man die Spitze der Morovy (Mariansky) Sloup erkennen.

Auch nachts ist die Husova mit der Roten Kirche am Ende sehenswert.

Der mährische Statthalter Graf Mitrovsky hatte sich im Jahre 1814 um die Gründung des städtischen Denis-Parks verdient gemacht. Aus Dankbarkeit für das Ende des Krieges wurde hier im Jahr 1818 feierlich ein Obelisk aufgestellt. Er hat die Form einer vierseitigen Pyramide und jede Ecke wird von vier vergoldeten Löwen bewacht.

Blick über die Ringstraße Koliste und dem Bahnhof Brno hlavni nadrazi ins Zentrum mit der Kathedrale St. Peter & Paul.

Das Janacek-Theater (Janackovo divadlo) - vor 50 Jahren das größte und technisch bestausgestattete Theatergebäude der Tschechoslowakei - ist ein Opern- und Ballett-Theater mit eigenem Park, der eine Entspannungszone mit einem einzigartigen Lichtbrunnen (Wasservorhang) und weiteren Wasserspielen bietet.

Der größte und zugleich der älteste Platz in Brno, ist der Platz der Freiheit, früher als der Untere Markt genannt. Es entstand im 13. Jahrhundert und hat bis heute seine altertümliche Dreiecksform bewahren, die durch die Trasse der Fernwege bestimmt wurde. Die heutige Bebauung des Platzes ist wesentlich verschieden und stammt insgesamt aus der Zeit des großen Umbaus von Brno an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.

Eine der neuesten Brünner Skulpturen löste heftige Kontroversen aus: Tapferkeit (Odvaha) von Jaroslav Rona.

Das Reiterstandbild zu Ehren von Jost Lucembursky (Jobst von Mähren) ist eine Allegorie der Tapferkeit und wurde 2015 auf dem Mährischen Platz (Moravske namesti) installiert. Die 8 Meter hohe Dominante aus Bronze stellt einen Ritter in Rüstung dar, der auf einem Pferd mit ungewöhnlich langen Beinen sitzt. Dank dieser ist kein Sockel nötig und trotzdem ragt er in ungewohnter Höhe empor. Diese Lösung ermöglicht außerdem einen unmittelbaren Kontakt des Betrachters mit der Statue.

Ronas Konzeption provozierte bereits zum Zeitpunkt der Vorbereitungen zahlreiche Einwände, z. B. aus dem Grund, dass Jobsts Vorzugseigenschaft nicht Tapferkeit, sondern Diplomatie war. Andere kritisieren, dass Pferde keine so langen Beine haben.

Brünn hat jedenfalls eine auffallende Installation gewonnen, vor der häufig eine Schlange von Leuten ansteht, die die Skulptur von unten betrachten wollen. Wenn sich nämlich der Betrachter zwischen die Vorderbeine stellt und nach oben zum Pferdekopf aufschaut, bietet sich ihm ein überraschender Anblick - selbst für phantasiearme Mitmenschen.

Modellguss von Brünn aus früherer Zeit. Am heutigen Freiheitsplatz ist erkennbar eine Kirche gestanden.

'Bar Ktery Neexistuje' ist die 'Bar, die nicht existiert' und sowas wie eine berüchtigte Institution im Trinkerviertel.

Die Villa Tugendhat ist ein von 1929 bis 1930 in Brünn nach Plänen des Architekten Ludwig Mies van der Rohe errichtetes Wohnhaus für das Unternehmer-Ehepaar Fritz und Grete Tugendhat, die Eltern des deutschen Philosophen Ernst Tugendhat und der Kunsthistorikerin Daniela Hammer-Tugendhat.

Die Villa liegt quer zu einem Hang auf dem Schwarzfeld (Cerna pole) im Nordosten von Brünn (Adresse: Cernopolni Nr. 45). Zur Straße hin zeigt sich das Haus als unspektakulärer, eingeschossiger Pavillon, während es sich zur steil abfallenden Gartenseite mit einer riesigen Fensterfront öffnet. Das 2000 m² umfassende Grundstück bietet durch die Hanglage und die talwärtige Ausrichtung des Gebäudes nach Südwesten einen panoramahaften Ausblick auf die Brünner Altstadt.

Das Bauwerk gilt als das berühmteste Bauwerk der Moderne in Brünn. Die Villa wird zu den bedeutendsten Bauten Mies van der Rohes in Europa gezählt und gilt als ein Meilenstein der modernen Architektur.

Als Kulturbanause muss ich aber gestehen, dass mir die niedliche Villa am Nebengrundstück architektonisch deutlich besser gefallen hat als der nüchterne Kasten.

Am 4. Oktober 1939 wurde die Villa Tugendhat für den Bedarf der Gestapo formell beschlagnahmt und 1942 als Besitz des Großdeutschen Reiches eingetragen. Nach der Befreiung der Tschechoslowakei 1945 wurde das Gebäude von der Roten Armee genutzt. Das Wohnzimmer wurde eine Turnhalle, es wurden Turngeräte entlang der Wände montiert. In den 1960er Jahren begann sich ein Teil der Brünner Kulturszene für eine würdigere Nutzung dieses außergewöhnlichen Baudenkmales einzusetzen, insbesondere für seine Öffnung für Besucher.

1992 fand in der Villa Tugendhat das Gipfeltreffen statt, bei dem der Vertrag über die Teilung der Tschechoslowakei unterzeichnet wurde. Durch einen Beschluss des Brünner Stadtrates wurde die Villa dem Museum der Stadt Brünn zur Nutzung übergeben und seit dem 1. Juli 1994 als Denkmal der modernen Architektur in Brünn der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wegen seines außerordentlichen künstlerischen Wertes wurde das Haus Tugendhat im August 1995 zu einem Nationalen Kulturdenkmal erklärt. Anstrengungen, das Haus den rechtmäßigen Eigentümern zurückzuerstatten, wurden nicht unternommen.

Die Villa Tugendhat wurde 2001 in die UNESCO-Welterbeliste als Denkmal moderner Architektur aufgenommen.

In der Sackgasse Basty führen Wassertreppen in den Gouverneursgarten 'Mistodrzitelska zahrada'.

Das Neorenaissance-Pächterhaus wurde zwischen 1901 und 1902 für die V. Gerstbauer-Stiftung errichtet.

Die Statuen der Atlanter 'Dum u ctyr Mamlasu' sind das Werk des Bildhauers Antonin Tomola. Die Gesichter dieser vernarbten Männer drücken unterschiedliche Emotionen aus. Bereits zur Zeit ihrer Entstehung weckte der Atlas (mamlas) große Unruhe und Angst.

Das Haus der Herren von Leipa (Dum pau z Lipe) ist eines der schönsten und gleichzeitig ältesten Renaissance-Bauten in Brünn und befindet sich auf dem Platz der Freiheit. Aktuell wird das Palais kommerziell genutzt, doch ist hier auch das Kultur- und Informationszentrum untergebracht.

Im obersten Stockwerk kann wie erwähnt eine Aussichtsterrasse besucht werden. Der Fernblick ist gut!

Aussichtsplattform 'Vyhlidka Nove sady' am Fuße vom Petrov.

Die Kathedrale von Sankt Peter und Paul gibt auch aus der Ferne mehr her als die Burg Spilberk.
Im Vordergrund drängt sich hier die Maria-Magdalena-Kirche (Kostel svate Mari Magdaleny v Brne) ins Bild.

Auch bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen immer leicht zu erkennen.

Die Perspektive vom Kapuzinerkloster (Kapucisky klaster) ist das typische Postkartenmotiv.

Nochmals der Blick wie in Bild #43, diesmal sogar mit Mond.

Die Dominante des Kohlmarktes ist der Brunnen Parnas, er wurde in den Jahren 1690-1695 nach dem Vorschlag des Wiener Architekten Jan Bernard Fischer von Erlach gebaut. Der Brunnen symbolisiert die Höhle, wo der Held der griechischen Mythen Herkules den besiegten Hund Kerberos fesselt. Außen befinden sich die allegorischen Statuen der drei vorzeitlichen Reiche Babylonien, Griechenland und Persien mit der gekrönten Europa. Das Wasser wurde in den Brunnen durch die älteste städtische Wasserleitung aus dem Fluss Svratka gebracht.

Bei dem Dings mit dem langbeinigen Gaul (Odvaha) ist auch Nachts viel Betrieb. Vorallem junge Frauen amüsieren sich am Anblick des Pferdehalses von unten. Seichte Gemüter...

In der Ceska-Straße ist der Nachthimmel noch immer mit Werbeschirmen geschmückt.

Am Eingangsportal des Alten Rathauses fällt zunächst das schiefe mittlere Türmchen ins Auge. Der Sage nach war der Erbauer des Portals, Anton Pilgram, mit der Bezahlung nicht einverstanden, und nachdem man seiner Forderung nach einer Aufbesserung nicht nachkam, erbaute er das Türmchen schief.

Am Hauptbahnhof Hlavni nadrazi ist auch nachts viel los.
Brünn ist ein wichtiger Eisenbahnknoten. 1839 wurde die Stadt an die Österreichische Nordbahn angeschlossen. Heute liegt die Stadt an einer europäischen Eisenbahnmagistrale. Es verkehren direkte Eurocity-Züge Budapest/Wien - Prag - Berlin - Hamburg. Auf der Strecke Prag - Brünn beträgt die zulässige Höchstgeschwindigkeit für Züge 160 km/h, diese kann aber nur von Eurocity-Zügen erreicht werden. Die Strecke ist Teil des sogenannten "Ersten Eisenbahn-Korridors", eines seit Mitte der 1990er Jahre geplanten Modernisierungsprogramms.

Burg Veveri (Burg Eichhorn) ist eine Burg in Südmähren. Sie liegt 12 km nordwestlich von Brünn (Stadtkern) am Brünner Stausee. Diese Burgbrücke entstand im Jahr 1896, die als eine der ersten Stahlbetonkonstruktionsbauten der ehemaligen Donaumonarchie genannt wird.

Nach einer Überlieferung verirrte der Brünner Fürst Konrad aus dem Geschlecht der Premysliden sich etwa um das Jahr 1059 bei der Jagd während eines Gewitters. Er betete und versprach, eine Kapelle und eine Burg zu bauen, wenn er gesund davonkäme. Daraufhin fand er die Hütte eines armen Köhlers, in der er übernachten konnte. Der Fürst entlohnte den Köhler und ließ an der Stelle seiner Errettung eine Burg sowie eine Kapelle bauen. Während er bei einem Spaziergang unter der Burg überlegte, wie er sie nennen sollte, warf ein Eichhörnchen einen Zapfen auf den Kopf des Fürsten, woraufhin er auf die Idee kam, die Burg Veveri (veverka = Eichhörnchen) zu nennen.

Im Jahre 1875 war dies noch eine verglaste Terrasse.

In ihrer zum guten Teil erhaltenen Form stammt die Burg mit ihren Befestigungen durch Schanzen, Graben und Bastionen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Sie wurde als böhmische Königsburg errichtet. Der Palast hat einen Gratturm. Die frühgotische Burgkapelle Jungfrau Maria steht abseits am Gelände der ehemaligen Vorburg.

Am Anfang der Brücke über der verglasten Terrasse steht das Südtor, 1626 im spätgotischen Stil umgebaut am Weg Richtung Brünn.

Uraltes buntes Buch mit verwaschenen Farben im Innenbereich des angesiedelten Museum. Die Dauerausstellung befindet sich im Herrschaftsgebäude.

1802 kaufte der Textilfabrikant Wilhelm von Mundy die Burg mit der zugehörigen Herrschaft und dem Gut Ritschans auf. Johann von Mundy und seine Frau nahmen ihren Sitz auf der Burg. Ihr Sohn Jaromir von Mundy wurde auf Eichhorn geboren.

Hier ist der Arkadenhof zu sehen, der Anfang des 19. Jahrhundert entstand. Der Burgfried ist der höchte und älteste der 10 heute sichtbaren Türme auf Veveri. Er wurde Mitte des 13. Jahrhunderts als erstes Verteidigungselement in der ältesten Bauphase der Burg errichtet.

Bei uns sind die Toiletten auch heute noch meist beim Eingangsbereich angesiedelt, aber immerhin bekommt man jetzt nicht mehr die Haustüre auf die Knie geknallt.

Dieses pflegeleichte Plumpsklo ist im sogenannten Pulverturm (Wachturm). Der jünste unter den Türmen von Veveri, errichtet in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts, schützte die südöstliche Seite der Burg.

Im Jahr 1896 ging die Burg in den Besitz des englischen Adligen Maurice Arnold de Forest über. Sein Jugendfreund, der spätere britische Premierminister Winston Churchill, besuchte die Burg Veveri insgesamt dreimal. Im Jahr 1908 verbrachten Churchill, damals Handelsminister, und seine Gattin Clementine einen Teil ihrer Hochzeitsreise auf der Burg.

Die Nebenburg ist eine im Mittelalter seitlich an der eigentlichen Burg errichtete Befestigungsanlage, die gleichzeitig als Kaserne für die Burgverteidigungsmannschaft diente und später als Wirtschaftshof genutzt wurde. Dort befindet sich auch die ehemaligen Pferdestallungen und ein sehenswerter Wehrgang mit Wendeltreppenturm.

Die Burg befindet sich seit 1925 im (damals tschechoslowakischen) Staatsbesitz und wird derzeit aufwändig renoviert. Von 1942 bis 1945 diente sie den deutschen Truppen als Wehrmachts- und SS-Lazarett.

Was aussieht, wie die tschechische Version vom slowenischen Bled, ist die Kirche St. Linhart (Kostel sv. Linharta) auf einer Insel im mittleren Stausee der Thaya-Talsperre von Nove Mlyny (Neumühl).

Das zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert errichtete Gotteshaus war die Kirche des überfluteten Marktfleckens Musov. Im Hintergrund trohnt die Burgruine Maidenburg.

Zeit für das FAZIT: Brünn ist eine geschichtsreiche, pulsierende Stadt mit überschaubarem historischen Kern. Wem Prag zu überlaufen ist und trotzdem gerne Party macht, der ist hier genau richtig. Brno muss sich hinter Praha ganz bestimmt nicht verstecken.

Und der fabelhafte FreeWalkingTour-Guide Martin (MyTourBrno, täglich um 11 Uhr bei der Dildo-Uhr!) liefert auch gleich das wichtigste Vokabular an seine Gäste:

Brno je o hodne lepsi nez Praha! - Brünn ist viel besser als Prag!
Ceske holky jsou velmi krasne! - Tschechische Mädchen sind sehr schön!
Pojd'me spolu na pivo. - Lass uns gemeinsam ein Bier trinken gehen.
Jsi ten nejlepsi pruvodce. - Du bist der beste Tourguide.

Also, ein Wochenende zur freien Verfügung? Ab nach Brno!


PS: Tschechische Sonderzeichen, die ich in ASCII nicht darstellen konnte, wurden auf 7bit formiert.



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun:



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