Drosendorf

im Bezirk Horn, Niederösterreich, Mai 2023

Drosendorf-Zissersdorf ist eine Stadtgemeinde im Bezirk Horn, liegt an der Thaya im nördlichen Waldviertel in Niederösterreich und damit an der Grenze zu Tschechien. Im Juli 1278 widerstand die Stadt 16 Tage lang der Belagerung durch den böhmischen König Ottokar II., der damit wertvolle Zeit verlor, währenddessen sich sein Kontrahent Rudolf I. gut auf die Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen vorbereiten konnte. Drosendorf zählt zu den wenigen österreichischen Städte, die noch von einer vollständig erhaltenen Stadtmauer umgeben sind. Und außerdem ist dort die Endstation vom Reblaus-Express, der Lokalbahn Retz–Drosendorf der NÖVOG.

 Drosendorf, Mai 2023

Die 1,7 km lange Stadtmauer der Stadtbefestigung Drosendorf umfasst die ganze Altstadt von Drosendorf, die sich auf einem Bergstock in einer Thayaschleife befindet. In der Mauer befanden sich zwei Stadttore, das Horner Tor und das Raabser Tor, wovon das Raabser Tor noch erhalten ist. Die Mauer bindet auch die ehemalige Burg, das Schloss Drosendorf, mit ein. Auf der Terrasse der Mauern führt heute ein Themenwanderweg rund um die Stadt.

 Drosendorf, Mai 2023

Links des Horner Tores, dem südlichen Stadttor von Drosendorf, steht an der Stadtmauer auf einem Granitquader der sogenannte Wappenstein von Drosendorf. Der scheibenförmige Stein besteht aus Zogelsdorfer Kalksandstein und zeigt außen noch Ansätze von Kreuzrippen. Aus der erhabenen profilierten Umrahmung des Steins lösen sich nach innen drei profilierte Bögen in Halbkreisform (Maßwerk), die ein Wappenschild umrahmen bzw. halten: ein einfacher Bogen oben, zwei weitere im Winkel von ca. 120 Grad dazu im unteren Drittel des Steins. Diese beiden Bögen sind spiegelgleich angelegt und laufen mit dem oberen Bogenteil in das Wappenschild hinein, um in spitzem Winkel zurück zum Rand und wieder zum Schild zu laufen. Diese Maßwerkteile erinnert ein wenig an die Ziffer 3.

Der Wappenstein war ursprünglich einer der gotischen Schlusssteine der Altstadtkirche von Drosendorf, die Ansatzstellen von acht Kreuzrippen sind heute noch erkennbar. Die Altstadtkirche wurde im 30jährigen Krieg 1620 und 1648 verwüstet und danach im barocken Stil wieder aufgebaut. Der Schlussstein mit dem Stadtwappen wurde zuerst bei der Richtstätte an der Friedhofsmauer eingemauert, wechselte 1959 in das Freilichtmuseum und steht seit den1980er Jahren beim Horner Tor.

Frühe Darstellung des Stadtwappens (gotischer Schlußstein aus der Altstadtkirche)

 Drosendorf, Mai 2023

Oberes Torwartlhaus - Wohnhaus des Torwächters (bis etwa 1840)

 Drosendorf, Mai 2023

Das Bürgerspital wurde 1536 von Johann Mrakes von Noskau für zehn hausarme, fromme Leute, fünf Männer und fünf Frauen, gestiftet. Die Stiftung war reich mit Feldern, Wäldern, einer Mühle und zwei Dörfern ausgestattet und bestand in der vom Stifter bedachten Weise bis in das 20. Jahrhundert. Heute wird das Stiftungsgut von der Gemeinde verwaltet. Der Ertrag der Stiftung wird an das Altersheim in Horn abgegeben, also immer noch zweckgebunden verwendet. Ein Teil des leerstehenden Spitalgebäudes wurde dem um Drosendorf sehr verdienten Heimatforscher Ingenieur Franz Kießling zur Verfügung gestellt. Dieser richtete hier 1925 das nach ihm benannte Drosendorfer Heimatmuseum ein. Gegenwärtig wird das Museum neu eingerichtet.

1981-82 wurde das gesamte Gebäude renoviert. In der Spitalskapelle war eine Galerie untergebracht. In den Jahren 2005 bis 2007 wurden mithilfe der Dorf- und Stadterneuerung Seminarräume eingerichtet. Auch Hochzeiten, Ausstellungen und andere Veranstaltungen können hier abgehalten werden. Eine schwarze Kuchel wurde zugänglich gemacht. Weiters wurde die Infrastruktur im ganzen Gebäude erneuert, das Dach neu gedeckt und der Hof gepflastert. Damals wurde der barocke Hochaltar aus der Kapelle in die Wallfahrtskirche Maria Schnee gebracht. Diese Kirche steht an der Straße nach Zissersdorf in einem kleinen Wald und gehört auch zur Spitalsstiftung.

 Drosendorf, Mai 2023

Stefan von Maisau konnte 1278  die Stadt gegen das Heer des Böhmenkönigs Ottokar II. Přemysl 16 Tage lang verteidigen. So konnte Rudolf von Habsburg sein Heer bei Dürmkrut sammeln und formieren. Ottokar verlor die Schlacht und auch das Leben. Die Habsburger regierten fortan mehr als 600 Jahre in Österreich. Drosendorf bekam für diese Hilfe verschiedene Privilegien, zum Beispiel das Recht, den Doppeladler im Wappen zu führen.

Barbara von Nikomedien ist eine populäre christliche Heilige. Der Überlieferung zufolge war sie eine christliche Jungfrau, Märtyrerin des 3. Jahrhunderts. Sie wurde demnach von ihrem Vater Dioscuros enthauptet, weil sie sich weigerte, ihren christlichen Glauben und ihre jungfräuliche Hingabe an Gott aufzugeben. Die heilige Barbara zählt zu den Vierzehn Nothelfern und ist Schutzpatronin der Artillerie und der Bergleute.

 Drosendorf, Mai 2023

Etwa in der Mitte der Bürgerspitalgasse, direkt hinter dem Rathaus steht das Bürgerspital mit der Spitalskapelle.
Es wurde 1536 von Johann Mrakesch von Noskau (er war auch Herr von Litschau) für "Zehen Haußarm fromb Leuth" gestiftet. Die Stiftung war reich an Wäldern, Feldern, einer Mühle und zwei Dörfern versehen und bestand in der vom Stifter gedachten Weise bis etwas zur Jahrhundertwende. Ein Teil des nun leerstehenden Gebäudes wurde später dem um Drosendorf sehr verdienten Heimatforscher Ing. Franz Kiesling zur Verfügung gestellt. Dieser richtete hier 1925 das nach ihm benannte Drosendorfer Heimatmuseum ein.

Bürgerspital, gestiftet von Johann Mrakesch v. Noskau im Jahre 1536 für 10 verarmte Bürger. Die Kapelle war der heiligen Dreifaltigkeit geweiht.

 Drosendorf, Mai 2023

Zum Dank dafür, dass Drosendorf von der Pest verschont geblieben ist, wurde 1714 am Hauptplatz die barocke Pestsäule errichtet. Sie zeigt die drei Pestheiligen Rochus, Sebastian sowie den Brückenheiligen Johannes Nepomuk. Auf dem Sockel befindet sich ein Relief der Heiligen Rosalia, ebenfalls eine Pestheilige. Darüber die Madonna und die Dreifaltigkeit. Die Inschrift auf dem Sockel enthält ein sogenanntes Chronogramm, das heißt, die Großbuchstaben ergeben, wenn man sie als römische Ziffern liest, das Jahr der Errichtung 1714.

Dreifaltigkeitssäule - Pestsäule im barocken Stil erbaut durch die Herrschaft und Stadt Drosendorf 1714

 Drosendorf, Mai 2023

Im Rathaus ist heute das Gemeindeamt untergebracht. 1542 wurde es vom Rat dem Besitzer der Hofmühle abgekauft. Das Dach trug einen Glockenturm, mit dessen Geläute die Ratsherren zu den Sitzungen gerufen wurden. Er verbrannte beim großen Brand 1846. 1933 wurde die Fassade von dem akademischen Maler August Hoffmann aus Wien mit Sgraffitomalerei versehen (restauriert 1982 und 2008).

Die Abbildungen zwischen den Fenstern des 1. Stockes zeigen
- Stefan von Maissau (Verteidiger gegen Ottokars Herr 1278)
- Bildnis des Hl. Martin, Schutzpatron der Stadtkirchen
- Ehrentafel für viele ungenannt gebliebene Bürger, die der Stadt im Lauf der Jahrhunderte gedient haben.
- Oswald von Eitzing, 1453, der sich bei der Errichtung der Martinskirche große Verdienste erwarb.

Rechts und links vom Tor sind der Stadtschreiber und der Nachtwächter abgebildet, über dem Tor das Stadtwappen mit dem Doppeladler (1560). In der Einfahrt des Rathauses sind die Modelle der Ruine Kollmitz und des Schlosses Frain (Vranov) zu sehen. Das sind maßgetreue Anfertigungen vom Drosendorfer Spenglermeister Suchy in der 30iger Jahren.

 Drosendorf, Mai 2023

Das "Bergamtshaus" mit den beiden Ecktürmen liegt rechts neben dem Rathaus. Es soll früher dem Besitzer eines Alaunbergwerkes gehört haben. Eine Sage erzählt, dass sich in Notzeiten oder wenn Gefahr droht, in dem Haus eine "weiße Frau" zeigt. Das Haus befindet sich im Privatbesitz. Wo genau dieses Alauenbergwerk war, ist nicht bekannt. Alauenstein war in der Medizin als Blutstiller begehrt und daher wertvoll. 1846 gab es einen großen Stadtbrand in Drosendorf. Damals brannte die gesamte Stadt ab bis auf sieben Häuser, die bereits mit Tonziegeln gedeckt waren. Der fürchterliche Brand war übrigens im Hinterhof dieses Hauses, in dem sich eine Seifensiederei befand, ausgebrochen. Mit dem Haus ist die Sage von der weißen Frau verbunden. Diese Gestalt erscheint in Notzeiten oder wenn Gefahr droht.

Bergamtshaus - Patrizierhaus aus dem Jahre 1576. Es gehörte dem Besitzer eines Alaun-Bergwerkes.

 Drosendorf, Mai 2023

Die Prangersäule, das Wahrzeichen der Gerichtsbarkeit und des Marktrechts. Sie wurde um 1500 erbaut und ist eine der höchsten noch bestehenden Säulen (8,30 m). Der untere Teil zeigt gotische Kielbögen. Der obere Teil mit dem steinernen Mann wurde 1616 neu angefertigt, da die alte Figur von einem großen Sturmwind heruntergeworfen worden war. Der Ritter hielt ein Schwert im Arm. Das war das Zeichen der Blutgerichtsbarkeit. Das heißt, der Stadtrichter hatte das Recht, auch Todesurteile zu verhängen.

Der Arm mit dem Schwert brach später ab, sodass an Markttagen ein Ersatzschwert an einer langen Stange an den Pranger gelehnt wurde. Das Schwert sollte ja als Zeichen der Gerichtsbarkeit sichtbar sein. Im Jahr 2000 wurde der Pranger renoviert. Der Ritter bekam ein neues Schwert, auf das er sich nun stützt. Die an der Säule befestigte Steinkugel ist ca. 40 kg schwer. Das ist ein sogenannter Parkstein. Für kleinere Vergehen musste dieser Stein vom Rathaustor über die damals unbepflanzte Angerwiese zum Pranger getragen werden. Für jedes Mal Absetzen musste Bußgeld bezahlt werden. Mit der Prangersäule sind viele Bräuche verbunden. Man machte Maissteige in der Walburgisnacht, Brautpaare gingen nach der kirchlichen Trauung dreimal um den Pranger herum, als Zeichen der staatlichen Anerkennung der Ehe.

Rolandsäule "Pranger" - Sittenlose Weiber und trunksüchtige Männer wurden hier angeprangert.

 Drosendorf, Mai 2023

Der Stadtbrunnen befindet sich im Stadtpark. Er ist 52,5 Meter tief in den Felsen gebaut. Es stand ein Brunnenhaus darüber und das Wasser wurde mit Hilfe eines Rades heraufgeschöpft. Der Drehbrunnen war bist Mitte der Zwanzigerjahre in Betrieb. Der Brunnenrand wurde 1985 neu aufgemauert. Der über 50 Meter tiefe Brunnen wurde von Bauleuten aus Jamnitz, heute Jemnitze, aus dem Felsgestein gehauen. Unter dem Hauptplatz befindet sich ja Felsen. Der Brunnen war ein Drehbrunnen. Mithilfe eines Rades wurde der Kübel an einer eisernen Kette hinuntergelassen. 1925 wurde das Pumpwerk für den elektrischen Betrieb eingerichtet. Bereits vorher waren die hölzernen Röhren der städtischen Wasserleitung durch Eisenrohre ersetzt worden.

Alter Stadtbrunnen - Dieser Ziehbrunnen ist 52,5 m tief und wurde bis um 1926 benützt.

 Drosendorf, Mai 2023

Die Stadtkirche wurde 1461-1464 im gotischen Stil an Stelle einer hölzernen Kapelle erbaut. Sie ist dem Hl. Martin geweiht. Der Hochaltar und die Kanzel sind barock, ebenso die Seitenaltäre und die Kreuzwegbilder. Der rechte Seitenalter zeigt die Hl. Mutter Anna. Links ist der Hl. Antonius von Padua abgebildet, er hilft, Verlorenes wiederzufinden. Die Statue des Hl. Martin auf dem Hochaltar stammt aus der Zeit um 1900. Die Pfarre Drosendorf wird seit der Gründung des Stiftes Geras im Jahr 1153 von den Prämonstratenser Chorherren aus dem Stift Geras betreut. Die Gebeine der Hl. Valentina stehen in einem barocken Glassarg in einer Fensternische.

Sehenswert ist auch das Heilige Grab in der Stadtkirche - es befindet sich ganz hinten unter der Orgelempore. Dieses Grab wurde aus handgeschliffenen Gablonzer Glassteinen von der in der ganzen Monarchie berühmten Firma Zbitek aus Olmütz/Olomouc in Mähren hergestellt. Seit 1881 steht es in diesem Raum und war früher nur in den Tagen der Karwoche zu besichtigen.

 Drosendorf, Mai 2023

Marktkirche St. Martin in Drosendorf an der Thaya
Nachdem die Altstadtkirche, die schutzlos auf einem kleinen Hügel liegt, durch die Errichtung der befestigten Burg auf dem Plateau jenseits der Thaya immer mehr ihre ursprüngliche Bedeutung verlor, und nachdem sich um die Burg reges Leben aufbaute, wurde es als selbstverständlich empfunden, in der Stadt eigene Gottesdienste zu feiern. So wurde schon bald, vermutlich im 13. Jahrhundert, eine Martinskapelle errichtet, die „ausgestattet" wurde mit Priestern, bestiftet mit einem Altar. Das Alter dieser Kapelle ist unbekannt, die erste Erwähnung einer Stiftung finden wir aber bereits um 1408 beim Barbaraaltar (diesen Altar gibt es nicht mehr). Die Kapelle hatte eine eigene Meßlizenz, aber alle pfarrlichen Agenden (Sakramentenspendung, Beerdigungen und vieles mehr) wurden in der Altstadtkirche vollzogen. Drei bzw. vier Chorherren wurden der Pfarre vom Stift Geras zur seelsorglichen Betreuung zur Verfügung gestellt.

Die Martinskapelle wurde zwischen 1461 und 1464 zu einem spätgotischen Hallenbau erweitert. Feierlich konsekriert wurde diese neue Kirche am 2. Dezember 1464. Ein besonderer Gönner der Martinskirche war Oswald von Eytzing (gestorben 1476), Inhaber der Herrschaft Drosendorf, der testamentarisch eine reiche Stiftung verfügte, die sein Bruder Stephan vollziehen mußte. Sie erstreckte sich auf die Altäre der Lieben Frau, der hl. Barbara und der Zwölf Boten (1413 wird bereits ein Achazienaltar, 1569 ein Georgsaltar erwähnt). Von den früher zahlreichen Altären sind heute nur mehr zwei erhalten: Antoniusaltar und Annaaltar, die beiden Seitenaltäre.

 Drosendorf, Mai 2023

Besonders erwähnenswert ist der Glasschrein (links vorne im Kirchenschiff) mit den kostbaren Reliquien der hl. Märtyrerin Valentina, die 36jährig in Rom starb. Diese Reliquien sind ein Geschenk der Gemahlin des kaiserlich österreichischen Botschafters am päpstlichen Hof. Sie stammen von der römischen Katakombe San Lorenzo di Ciriaca. Die Gräfin wiederum hatte diese Reliquien als Geschenk vom Papst bekommen. Die Echtheit ist beurkundet in Rom am 1. Mai 1702. Die kleine Marmorsteinplatte, die vorne links im Schrein liegt, war ursprünglich am Grab der Heiligen angebracht. Die Inschrift lautet übersetzt: Gebeine der Valentina, welche 36 Jahre lebte und starb am Freitag den 18. März. Der rechts unten in die Tafel eingeritzte Fisch war schon im Urchristentum Symbol und Bezeichnung für Christus und gilt überhaupt als Symbol der Christen. Die „Fischblase", ein Ornament, u. a. im Maßwerk gotischer Kirchenfenster, deutet ebenfalls darauf hin. Der barocke Glassarg wurde zuerst in der Schloßkapelle aufbewahrt. Am 15. Mai 1704 ist er dann, laut Gedenkbuch der Pfarre, feierlich in die Martinskirche übertragen worden.

Heilige Valentina - In einer Nische in der Kirche am Hauptplatz befindet sich in einem barocken Glassarg mit Akanthusdekor (um 1700) die sterblichen Überreste der Heiligen Valentina mit einer Inschrift Tafel aus dem 3. Jahrhundert aus einer römischen Katakombe. Auf der kleinen Steintafel stehen die Sterbedaten der Toten. Sie starb mit 37 Jahren im Jahr 317. Diese Tafel ist der älteste beschriftete Stein in Drosendorf. Diese wurden von Papst Clemens XI. Katharina Eleonora Gräfin Lamberg zum Geschenk gemacht und 1702 nach Drosendorf gebracht, wo sie zunächst in der Schlosskapelle ausgestellt war. 1704 wurde Sie hierher in die Kirche gebracht.

 Drosendorf, Mai 2023

Das Innere ist ein vierjochiger Saalbau mit einfachem Kreuzrippengewölbe und Wappen an den Schlußsteinen (Stadtwappen, Oswald von Eytzing, Bindenschild). Zwischen den nach innen gestellten Strebepfeilern wölben sich breite Arkaden mit verstäbtem Steingewände, darüber liegen die Emporengänge. In den durch die Strebepfeiler entstandenen Nischen befanden sich die zahlreichen Altäre der früheren Zeiten. Den Chor überwölbt ein Kreuzgratgewölbe, an seiner rechten Seite ist ein Oratorium eingebaut.

Die beiden Seitenaltäre kamen um 1783, nach Schließung der Wallfahrtskirche Maria Schnee (im Wald zwischen Zissersdorf und Drosendorf) unter Kaiser Joseph II., dem Sohn Maria Theresias, in die Martinskirche. Die beiden sehr fein geformten, graziös und beschwingt gestalteten Seitenaltäre sind mit qualitätvollen Bildern geschmückt: links der hl. Antonius von Padua mit dem Jesuskind (im Oberbild der hl. Petrus), rechts die hl. Anna, wie sie sich ihrem Kind, der Gottesmutter, in typisch mütterlicher Haltung zuwendet (im Oberbild die hl. Magdalena).

 Drosendorf, Mai 2023

Diese Seitenaltarbilder wurden vermutlich vom berühmten Barockmaler Franz Anton Maulpertsch oder von einem seiner Schüler angefertigt. Dies trifft auch auf die an den Seitenwänden angebrachten Kreuzwegbilder zu, die farblich und kompositorisch sehr dramatisch angelegt sind. Von gleicher Qualität wie der Aufbau der Seitenaltäre ist die Rokokokanzel.

 Drosendorf, Mai 2023

Der monumentale Hochaltar aus marmoriertem Holz erstreckt sich mit Säulen und Pilastern über die ganze Apsiswand. Im erneuerten Mittelteil steht unter dem Baldachin eine um 1900 entstandene Skulptur des hl. Martin. In den Räumen zwischen den Säulen stehen große, bemalte Holzfiguren der hll. Joachim, Joseph, Anna und Johannes des Täufers. Davor, auf dem freistehenden Altartisch, der kuppelartige Tabernakel mit einem Relief des hl. Norbert in der gerundeten Tür. Norbert von Xanten, ca. 1082-1134, ist der Gründer des Prämonstratenserordens, dessen Lebensform die Chorherren des Klosters Geras heute noch zu verwirklichen suchen. Von Norberts Stammkloster Premontré bei Laon in Frankreich kommt der Ordensname.

 Drosendorf, Mai 2023

Hinzuweisen wäre noch auf das Taufbecken aus Sandstein, das Formen der Spätrenaissance aufweist und anfangs des 17. Jahrhunderts entstanden ist, sowie auf die 1896 vom Wiener Orgelbauer Kaufmann aufgestellte Orgel.

 Drosendorf, Mai 2023

Der spätgotische, einschiffige Bau wurde im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts außen und innen barockisiert. Damals wurden die Außenwände des Langhauses mit einer barocken Dekoration überzogen, die jeweils die zum Teil noch mit qualitätvollem gotischem Maßwerk versehenen Fenster mit den darüberliegenden kleineren Rundfenstern zu einer Einheit zusammenfaßt. Nord- und Südportal blieben unverändert gotisch. Am Südportal befindet sich ein spätgotischer Griffring mit barockem Beschlagstern und barocker Klinke. Der Chor mit 5/8-Schluß ist stark einspringend und niedriger, mit Anbauten in den Zwickeln zum Langhaus: im Norden die Sakristei, im Süden ein Stiegenhaus zum Oratorium der Herrschaftsinhaber. Der Turm steht vor der westlichen Giebelfront und ist in diese mit einer Seite integriert.

 Drosendorf, Mai 2023

Vermutlich in den Jahren um 1180/1200 ließen die Grafen von Pernegg auf einem von der Thaya ausgebildeten, felsigen Geländesporn eine befestigte Siedlung anlegen. Dieses so genannte forum Drozendorf wurde mit einer neuen Burg ausgestattet, dürfte aber zunächst nur von Palisaden und Wällen umgeben gewesen sein. Da der letzte Pernegger Erbe ein narre unt ein tore war, kam Drosendorf bereits um 1220 in landesfürstlichen Besitz. In den folgenden Jahrzehnten entstand der erste, von Zinnen bekrönte Mauerring.

Als 1278 der Entscheidungskampf zwischen den Königen Rudolf I. von Habsburg und Premysl Ottokar II. entbrannte, erwartete Stephan von Maissau das Heer König Ottokars in Drosendorf. Ottokar verlor vor den gut verteidigten Mauern wertvolle 16 Tage. Rudolf konnte diese unverhoffte Atempause zu weiteren Vorbereitungen nützen und bald darauf die Schlacht von Dürnkrut für sich entscheiden. Ohne den Drosendorfer Mauerring des 13. Jahrhunderts hätten vielleicht niemals Habsburger in Österreich regiert!

Vor allem dank seiner Hochlage zählte Drosendorf über Jahrhunderte zu den wehrhaftesten Städten des Herzogtums. Zudem kam es wiederholt zu aufwändigen Ausbauten der Befestigungsanlagen, die ab dem 15. Jahrhundert auf den Einsatz von Feuerwaffen ausgerichtet wurden. Damit konnte die Stadt auch ihre letzte große Belagerung während des 30-jährigen Krieges glücklich überstehen. Als 1620 ein feindliches Heer 11 Tage lang vor den Mauern ausharrte, wurde - wie eine Hausinschrift spöttisch bemerkt - nur ein Schwein am Rüssel verletzt.

 Drosendorf, Mai 2023

Das Raabser Tor war das zweite der beiden Stadttore. Hier ist noch der Torbogen erhalten. Links und rechts oberhalb des Torbogens befinden sich die rechteckigen Öffnungen für die Rollen der Zugbrücke, die über den Stadtgraben führte und bei Gefahr aufgezogen werden konnte. Über dem Tor befand sich ein mächtiger Torturm. Er brannte 1846 beim großen Stadtbrand ab und wurde nicht mehr aufgebaut. Innerhalb des Tores befindet sich ein Graffito des akademischen Malers August Hoffmann, der auch die Fassade des Rathauses gestaltete. Der Mann auf dem Bild begrüßt die Hereinkommenden. Neben dem Bild steht ein Hinweis auf die Geschichte des Tores und ein sinnvoller Willkommensgruß.

Jahrhunderte bei Tag und Nacht, das Raabser Tor hielt treue Wacht.
Ließ niemals einen Feind herein, Das heißt fürwahr ehrwürdig sein.
Drum, Wanderer, kommst du vor das Tor, Bleib stehen und denk daran zuvor.
Bist du dem Städtchen Feind, kehr um, Hier ist das Tor, es wehrt dir stumm.
Doch bist du gut ihm, wie wir hoffen. Willkommen, Freund, das Tor steht offen.

Das Haus an der Stadtmauer rechts vom Raabser Tor war das Torwärterhaus (Nr 3). Im Haus links vor dem Raabser Tor war einige Zeit die Schule untergebracht. Vor dem Tor finden Sie Reste des Stadtgrabens. Die Häuser jenseits des Grabens sind direkt in den Mauern der Vorwerke hineingebaut. Das kleine Haus ganz rechts am Weg zur Promenade (Raabser Tor 7) war das Mauthaus.

 Drosendorf, Mai 2023

Elf reizvolle Städte liegen im Schutz historischer Stadtmauern: Drosendorf, Eggenburg, Groß-Enzersdorf, Horn, Hainburg an der Donau, Laa an der Thaya, Marchegg, Retz, Waidhofen an der Thaya, Weitra und Zwettl - die Stadtmauerstädte Niederösterreich. Sie bezaubern mit ihrem historischen Flair und laden ein zu Entdeckungen und kulinarischen Genüssen. In allen Städten können Sie die Stadtmauern entlang von Themenwegen bei einem Spaziergang oder einer Stadtmauernführung erkunden.

Das Vorwerk (um 1550/1620)
Außerhalb der Stadtgräben waren an den beiden Torseiten mächtige Vorwerke angelegt. Angreifer konnten so auf Distanz gehalten werden. Von dem vor dem Raabsertor gelegenen Vorwerk blieb an der Straße die Nordmauer mit dem Ansatz des Torbogens erhalten.

 Drosendorf, Mai 2023

Entlang der Drosendorfer Stadtmauer bringt Sie ein Erlebnisweg in müßige Urlaubsstimmung; lädt zum Nichtstun ein, aber auch zu bewährten Straßenspielen und zeigt einen nostalgischen Rückblick auf die Sommerfrische von Anno dazumal. Ein Spaziergang mit Ausblicken in die Natur des Thayatales und auf ein Bollwerk mittelalterlicher Stadtbefestigung.

Wegecharakteristik: 2 km; nahezu ebener Gehweg; Beleuchtung: Juli und August bis 23.00 Uhr, ansonsten bis 22.00 Uhr

 Drosendorf, Mai 2023

Die Stadtmauer umschließt Drosendorf noch vollkommen. Sie ist 1.750 m lang und mit 12 Türmen, an einigen Stellen noch mit Zinnen, versehen. Umwandern Sie auf den beiden Promenaden, Sommerpromenade und Winterpromenade Drosendorf und genießen Sie den Anblick und Ausblick rund um Drosendorf.

Drosendorf gehört zu den elf reizvollen Städten, die im Schutz historischer Stadtmauern liegen: Drosendorf, Eggenburg, Groß-Enzersdorf, Horn, Hainburg an der Donau, Laa an der Thaya, Marchegg, Retz, Waidhofen an der Thaya, Weitra und Zwettl - die Stadtmauernstädte Niederösterreichs.

 Drosendorf, Mai 2023

Das Schloss Drosendorf wurde an der östlichen Ecke des Stadtgebietes angelegt, um die ungeschützte Seite des Umlaufberges verteidigen zu können. Das Schloss besteht aus vier dreigeschoßigen Flügeln, die einen viereckigen Innenhof bilden. Das Schloss beherbergt auch eine Kapelle, die 1681 barockisiert wurde. Die heutige Form des Schlosses erhielt es nach einem Brand im Jahr 1694, als das gesamte Gebäude abbrannte. Das Schloss Drosendorf ist in Privatbesitz der Familie DI Markus Hoyos, seit März 2022 verpachtet und seither wieder öffentlich zugängig. Der Pächter Baudouin de Troostembergh betreibt eine Frühstückspension.

 Drosendorf, Mai 2023

Die Stadt Drosendorf wurde auf einem Umlaufberg der Thaya erbaut. Der Fluss schützt die Stadt also an drei Seiten. Die ungeschützte Ostseite wurde besonders befestigt. Hier errichtete man eine mittelalterliche Burg, an deren Stelle sich jetzt das Schloss befindet. Die heutige Form erhielt es nach einem Brand 1694, bei dem nach einem Blitzschlag das ganze Gebäude abgebrannt war. Der romanisch-gotische Gebäudekern wurde im Renaissance-Stil ausgebaut. Das Schloss hatte auch einen Turm, der aber schon 1710 abgetragen wurde. Weiters ein Wappenstein mit der Jahreszahl 1548. Es ist der älteste Wappenstein im Hof und das ist das Wappen der Grafen Mrakesch. An der Westseite ist eine Sonnenuhr zu sehen. Am Südtrakt des Schlosses sehen wir das gemalte Wappen der jetzigen Schlossbesitzer, der Grafen Hoyos. Es ist in den Farben Blau-Weiß gehalten und mit goldenen Drachenköpfen versehen. Die Schlosskapelle wurde 1681 in den damals noch tiefen Burggraben gebaut. Sie ist Maria Himmelfahrt geweiht, jedoch derzeit nicht allgemein zugänglich.

Gleich nach der Schlacht auf dem Machfeld 1278 ging die Herrschaft Rosendorf in den Besitz der Habsburger über, wurde aber immer verpachtet, und zwar zuerst an die Herren von Kapellen, die Rudolf in der Schlacht gegen Ottokar entscheidend unterstützt hatten, und an die Herren von Wallsee, dann an die Eizinger. 1534 für 40 Jahre an Johann Mrakesch von Noskau. Er war der Gründer der Bürgerspitalstiftung im Jahr 1536. Ab 1606 folgten die Grafen Mollard, die die Herrschaft als Eigentum erwarben, also keine Pächter mehr waren. Seither ist das Schloss in Privatbesitz. Die nächsten Besitzer waren die Reichskrafen Kurz, die auch Horn besaßen. Durch Heirat gelangte der Besitz an Ferdinand von Sprinzenstein, ab 1704 ebenfalls durch Heirat an die Familie Lamberg. Seit 1822 ist das Schloss im Besitz der Familie Hoyos-Sprinzenstein.

 Drosendorf, Mai 2023

Im geräumigen, rechteckigen Hof befindet sich ein stimmungsvoller Brunnen mit dem Wappen der Grafen Lamberg.

 Drosendorf, Mai 2023

Wappen der Hoyos an der Südfassade des Schlosshofes

 Drosendorf, Mai 2023

Schloß: Alte Wehranlage aus dem 11. Jhdt. Babenberger-Besitz bis 1246. Im Besitz der Habsburger 1278-1606. Die ehemals romanisch-gotische Burganlage wurde im 16. Jhdt. im Renaissancestil ausgebaut und nach einem Brand 1694 teilweise barockisiert. Über dem Tor das Wappen des Reichsgrafen Kurz. Kapelle 1681. 1972-1981 Gesamtrenovierung Dipl. Ing. Hans Graf Hoyos.

 Drosendorf, Mai 2023

Drosendorf zählte über Jahrhunderte zu den wehrhaftesten Städten des Herzogtums. Noch heute sind die ehemaligen Befestigungsanlagen in beeindruckender Vollständigkeit erhalten. Freilich geht das weitläufige Ensemble von Mauern, Türmen, Toren und Gräben auf unterschiedliche Bauzeiten zurück: Die erste Stadtmauer wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet. In den folgenden Jahrzehnten erhielt das Hornertor zwei mächtige frühgotische Türme mit bewohnbaren Obergeschoßen. Vor allem im 14. Jahrhundert wurde die alte Stadtmauer verstärkt bzw. durch eine neue, rund 10 m hohe und bis zu 1,9 m starke Mauer ersetzt, hinter der sich die Drosendorfer wieder sicher fühlen durften. Im 15. Jahrhundert musste auf das Aufkommen der Feuerwaffen reagiert werden, wobej die spätgotische Zwingerbefestigung mit ihren Flankierungstürmen hervorzuheben ist. In der Renaissance wurden weitere Modernisierungen vorgenommen und starke Vorwerke errichtet. Daher konnte sich die Stadtbefestigung auch bei ihrem letzten großen „Test" - der Belagerung von 1620 - bestens bewähren.

 Drosendorf, Mai 2023

THUMERITZBACH-BRÜCKE, INSTANDSETZUNG 1998
ZUL. BELASTUNG: LKW MIT 25 t UND GLEICHLAST 500 kg/m² ODER 1 RFZ 60t IM ALLEINGANG

 Drosendorf, Mai 2023

Wenn man von Zissersdorf nach Geras fährt, quert man im Johannesthal den Thumeritzbach. Auf dem Pfeiler des rechten Brückengeländers steht eine barocke Statue des Hl. Johannes Nepomuk. Der Heilige trägt - wie in üblicher Ausführung - ein Priestergewand und Birret und hält ein Kreuz mit Corpus Christi in seinen Händen. Die Sandsteinplastik wirkt etwas disproportioniert., Oberkörper, Arme und Hände sind im Vergleich zum übrigen Körper zu klein. Die Statue aus Zogelsdorfer Sandstein steht auf einer quaderförmigen Platte, vom ursprünglichen Postament ist nur noch die Abdeckplatte, ebenfalls aus Zogelsdorfer Stein, vorhanden. Der derzeitige Pfeiler, auf dem die Heiligenstatue steht, ist aus Betonguss und zeigt allseitig eingetiefte Kartuschen, auf der Vorderseite ist eine Metalltafel angebracht.

Die Statue des Brückenheiligen wurde an der Querung des Thumeritzbaches 1755 aufgestellt. Zur Renovierung im 20. Jahrhundert gibt es folgende überlieferte Geschichte: In den Kriegswirren des 2. Weltkriegs wurde der Heiligenfigur der Kopf abgeschlagen und später unter der Brücke im Bach gefunden. Als bei einem schrecklichen Verkehrsunfall an der Brücke niemand 'wie durch ein Wunder' zu Schaden kam, wurde von den Betroffenen dies zum Anlass genommen, die Statue als Dank renovieren zu lassen. Mit dem Neubau der Thumeritzbachbrücke 1973 erhielt der Heilige das heutige Postament, im Jahr 2000 wurden die Brücke und auch die Figur saniert.

 Drosendorf, Mai 2023

Altstadtkirche St. Peter und Paul in Drosendorf an der Thaya
Bei der Gründung des Stiftes Geras durch den Grafen Ulrich von Pernegg um 1153 wurde die schon bestehende Pfarre Drosendorf dem Stift einverleibt, es muß also, vermutlich an Stelle der heutigen Peter- und Paulkirche, ein Vorgängerbau vorhanden gewesen sein. Die heutige Pfarrkirche wurde aber viel später, im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, als dreischiffige Anlage mit höherem Mittelschiff und niedrigeren Seitenschiffen unter einem gemeinsamen Dach (Staffelkirche) erbaut. Der Chor mit 5/8-Schluß ist eine Verlängerung des Mittelschiffs in Breite und Höhe nach Osten. Die Chorfenster, die bei der Barockisierung im 18. Jahrhundert verschieden hoch abgekappt wurden, tragen noch Reste des ursprünglich gotischen Gewändes. Vor der Mitte der Westwand, an einer Seite mit ihr verbunden, steht der quadratische Turm. An jeder Langhauswand stehen fünf zweifach gestufte Strebepfeiler mit geschweiften Giebeldächern, an der Westkante jeweils über Eck gestellt, und an der Südwand des Langhauses befindet sich ein reich verstäbtes, spätgotisches Kielbogenportal. In der Ecke zwischen dem Chor und der Südwand des Langhauses steht der rechteckige Sakristeianbau mit einem kleinen Fensterchen, ebenfalls aus der Spätgotik. An der Südseite der Sakristei findet man ein Blechkästchen mit einer Exvoto-Tafel „1816".

 Drosendorf, Mai 2023

Im Inneren sind Mittel- und Seitenschiffe durch auf Pfeilern ruhende Rundbogen miteinander verbunden (17. Jahrhundert). Die Seitenschiffe sind bedeutend schmäler als das Mittelschiff. Der Chor ist um drei Stufen höher, er ist gegenüber dem Mittelschiff durch zwei vorspringende Halbpfeiler und einen darüber liegenden Rundbogen optisch abgeteilt. Gemalte Pilaster flankieren die Fenster des Chores.

 Drosendorf, Mai 2023

In den Gewölben sind eindrucksvolle Fresken vom Trogerschüler Lukas Stipperger zu sehen, entstanden um 1780. Im Langhaus Szenen aus dem Leben der beiden Kirchenpatrone, von Ost nach West: Wunderbarer Fischfang; Petrus vor dem hohen Rat; Paulus vor dem Statthalter. Über der Orgelempore: König David mit der Harfe. Im Chor von Ost nach West: die drei göttlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung, dargestellt durch zwei Frauengestalten und einen Putto; über einem stürzenden Dämon der Triumph der Religion, von Putten umgeben. Die Seitenschiffe sind ornamental und floral bemalt.

 Drosendorf, Mai 2023

Beim Hochaltar mit seinem gemalten Aufbau, neobarockem Tabernakel und der freistehenden Mensa beeindruckt vor allem das zwischen zwei gemalten Pilastern hängende, qualitätvolle, monumentale Bild. Es zeigt die beiden Kirchenpatrone: Paulus vor dem knienden Petrus - darüber die thronende Dreifaltigkeit in Freskomalerei - und könnte eventuell eine Arbeit Paul Trogers oder von einem seiner Schüler sein.

Im Chorraum steht links vom Hauptaltar ein kunstvoll gemeißeltes spätgotisches Sakramentshäuschen (um 1515), das sich vom Boden bis zur Decke erstreckt, mit Astwerk, Fialen und krabbenbesetzten Kielbögen sowie zwei spätgotischen Eisentürchen. Es ist eine Meisterleistung der Steinmetzarbeit. Gegenüber eine ebenfalls spätgotische Sitznische sowie die reich verstäbte Tür zur Sakristei.

 Drosendorf, Mai 2023

 Drosendorf, Mai 2023

Die historisch wertvolle Orgel stammt aus dem Spätbarock und mit ziemlicher Sicherheit aus der Werkstatt des berühmten Orgelbauers Casparides aus Znaim, der sie um das Jahr 1729 hergestellt hat. Es ist eine mechanische, zweimanualige Schleifladenorgel. 1978 wurde sie restauriert.

 Drosendorf, Mai 2023

Die marmorierte Holzkanzel ist mit Bandlwerkdekor aus der Zeit um 1730 geschmückt.

 Drosendorf, Mai 2023

Links und rechts vom Triumphbogen stehen auf Konsolen kunstvoll gearbeitete, überlebensgroße, polychromierte und vergoldete, spätbarocke Statuen der hll. Florian und Johannes Nepomuk.

Auf dem linken der beiden illusionistisch gemalten Seitenaltäre, die anfangs des 19. Jahrhunderts entstanden sind, eine ausdrucksvolle barocke Pietà in einer Rokokovitrine. Das Altarbild mit der Darstellung der Taufe Christi schuf M. Reis 1856.

Drosendorf, Mai 2023

Auf dem rechten Seitenaltar ebenfalls ein Altarbild von M. Reis, das St. Ulrich darstellt.

 Drosendorf, Mai 2023

  Im linken hinteren Seitenschiff steht ein zehneckiger, spätgotischer Taufstein aus rotem Marmor.

 Drosendorf, Mai 2023

Die römisch-katholische Pfarrkirche Drosendorf, auch Altstadtkirche genannt, steht in der Stadtgemeinde Drosendorf-Zissersdorf im Bezirk Horn in Niederösterreich. Die Pfarrkirche Peter und Paul – dem Stift Geras inkorporiert – gehört zum Dekanat Geras in der Diözese St. Pölten.

Die demnach schon früher bestehende Pfarre wurde um 1153 dem Stift Geras inkorporiert. 1517 wird eine Weihe des Chores berichtet. 1597 wurde der Kirchturm erbaut. Im Gegensatz zur bestehenden Kirche war die ursprüngliche Kirche in gotischem Stil errichtet, Reste sind in Form eines gotischen Sakramentshäuschens (um 1515) im Chor links vom Altar und des spätgotischen Südportals erhalten. In den Jahren 1620 und 1645 wurde die Kirche im Dreißigjährigen Krieg verwüstet und danach als dreischiffige Kirche mit höherem Mittelschiff unter gemeinsamem Dach (Pseudobasilika) wiederaufgebaut. Im Zuge der Barockisierung im 18. Jahrhundert wurden die gotischen Fenster des offenbar noch erhaltenen gotischen Chors vermauert oder verschieden hoch abgekappt.

 Drosendorf, Mai 2023

Die Baugeschichte der Stadtbefestigung
Aus der Gründungszeit der befestigten Siedlung haben sich nur die ehemalige romanische Filialkirche - heute ein Wohnhaus - und Teile der Burg erhalten. Die Burg besaß einen im 18. Jahrhundert abgetragenen Turm, der weithin sichtbar den Sitz der Herrschaft markierte. Die Stadt selbst dürfte damals eine Holz-Erde-Befestigung geschützt haben. Die erste Stadtmauer wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet. Sie war an den beiden Torseiten rund 8 m hoch und erreichte Mauerstärken von mehr als 1,5 m. Wo sie durch das zur Thaya abfallende Vorgelände geschützt war, wurde sie schwächer ausgeführt und musste später der gotischen Stadtmauer weichen. Daher findet sie sich heute vor allem an den Torseiten erhalten. Sie zeigt uns hier noch spätromanisch geprägte Mauertechnik.

In den Jahren um 1260/1300 wurde die südliche Stadtansicht in spektakulärer Weise aufgewertet: Das Hornertor erhielt zwei mächtige, den Torweg flankierende Türme mit bewohnbaren Obergeschoßen. Mauertechnik, Detailformen und Steinmetzzeichen verweisen auf die frühgotische Bauzeit. Nicht lange danach entstand auch an der Westseite der Stadt ein hoher Turm. Er befand sich seitlich des Raabsertors und wurde leider im 19. Jahrhundert abgetragen. Als nächste große Unternehmung stand der Ausbau der bereits in die Jahre gekommenen Stadtmauer an. Sie wurde an den Torseiten erhöht bzw. an den Längsseiten verstärkt oder abgetragen und durch eine neue, rund 10 m hohe und bis zu 1,9 m starke Mauer ersetzt, hinter der sich die Drosendorfer wieder sicher fühlen durften. Die Bauarbeiten waren spätestens in den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts abgeschlossen.

1405 war Drosendorf von schweren Kämpfen betroffen, bei denen die Burg mit Steinen und Pfeilen mannhaft verteidigt wurde. Auch die folgenden Hussitenkriege boten reichlich Anlass, weitere Investitionen in die Stadtbefestigung ins Auge zu fassen. So ist etwa der Rundturm an der Südwestecke mit seinen rund 3 m dicken Mauern als frühe Antwort auf die zunehmende Bedeutung von Belagerungsgeschützen zu sehen. Eine gewaltige Bauleistung stellt die starke spätgotische Zwingerbefestigung dar. Sie wurde der Stadtmauer mit Ausnahme der Südwestseite durchgehend vorgelegt. Die zahlreichen Rondelle und anderen Flankierungsbauten des Zwingers sind bereits mit Schießscharten für den Einsatz von Feuerwaffen eingerichtet.

Im 16. und 17. Jahrhundert musste der zerstörenden Wirkung der Geschütze weiter Rechnung getragen werden. Dies zeigen etwa die massiven Verstärkungen des südöstlichen Zwingers. An den beiden durch ebenes Vorgelände gefährdeten Torseiten entstanden starke Vorwerke, die heute großteils verschwunden sind. 1667 wurde südwestlich des Schlosses eine Schießstätte angelegt. Bald danach traten die militärischen Interessen immer mehr in den Hintergrund. Die Zwingerbereiche wurden in Gärten verwandelt und auf den Rondellen des seiner Wehreinrichtungen beraubten Schlosses standen nun statt der Kriegsknechte schmückende Steinvasen.

 Drosendorf, Mai 2023

Die unerschütterliche Standfestigkeit der mittelalterlichen Stadtmauer von Drosendorf bis heute
In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entsteht an der Mündung des Thumeritzbaches in die Thaya ein Dorf. Die Grafen von Pernegg gründen um 1100 dort eine Pfarre. Hiermit beginnt die Besiedlung des Hausberges über dem Kirchenort. Bald entsteht daraus eine neue Burgstadt. Ein Mauerring, 1,5 Meter dick und 8 Meter hoch, wird errichtet. In die Stadt hinein führen zwei Tore. Drosendorf ist nun eine der Festungsstädte an der Grenze zu Böhmen, wie auch Raabs oder Hardegg. 1240 wird Drosendorf zur Stadt erklärt. Ihre große Stunde kommt dann 1278, als die Stadt unter Stephan von Maissau über 16 Tage gegen die Truppen von Böhmenkönig Ottokar II. verteidigt wird. Damit gewinnt König Rudolf von Habsburg Zeit für das Sammeln seines Heeres für seine siegreiche Schlacht gegen Böhmen im Marchfeld. Als Dank dafür wird Drosendorf zur kaiserlichen Stadt erhoben. Da im 15. Jahrhundert die Hussitenkriege aufflammen und die Feuerkraft der Geschütze zunimmt, wird die Stadtmauer auf fast 2 Meter Dicke und 10 Meter Höhe verstärkt. Zusätzlich erhält sie Zwinger mit Schießscharten. Im Dreißigjährigen Krieg ziehen die Schweden an der Festungsstadt vorbei. Vermutlich hat ihnen die Mauer zu viel Respekt abverlangt. Heute steht sie als einzige noch vollkommen geschlossene Stadtmauer Österreichs unter Denkmalschutz. Sie bietet vorzügliche Ausblicke auf die Thayaschleife, und Stadtführungen bieten interessante Einblicke in ihre bewegte Geschichte.

 Drosendorf, Mai 2023

Wandert man vom Horner Tor entlang der Horner Straße zur Schule, kommt man nach dem Kreisverkehr zum Drosendorfer Kriegerdenkmal. Man erreicht den in die Böschung eingelassenen Standplatz über vier Stufen, die Seiten des Platzels sind mit Bruchsteinmauerwerk armiert. Auf einem Sockel, der zur Nischenöffnung hin mit drei Stufen unterbrochen ist, setzt eine Fassade aus Steinquadern an, die Eckpilaster an den Kanten und der Nischenöffnung und dazwischen vertikale stabförmige Verzierungen ausweist. Über diesen befindet sich je ein Lorbeerkranz mit den Jahreszahlen beider Weltkriege. Auf den Pilastern der Nischenöffnung setzt ein gestelzter Bogen an, der auf den Kapitellen in einer kantigen Spirale ausläuft. Darüber wölbt sich ein Scheingiebel in abgesetzter Bogenform mit seitlichen Voluten. Den Nischenbogen begleitet ein verschlungenes Spruchband mit der Inschrift: 'Unseren Helden zur Ehre'.

Das Kriegerdenkmal wurde 1922 errichtet; davor wurde die 1905 dorthin versetzte Pestmarter abgetragen und auf der anderen Straßenseite wieder errichtet. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Tafeln mit den Gefallenen und vermissten dieses Krieges ergänzt. Auf der rechten Seitenwand wurde 1995 über den Marmortafeln eine verzierte Holztafel mit der Inschrift 'Sie haben den Kampf gekämpft den Lauf vollendet und den Glauben bewahrt' von K. Ruscha, 1995, angebracht.

 Drosendorf, Mai 2023

Der Reblaus Express verbindet auf einer Strecke von 40 km die rebenbewachsenen Hügel des Weinviertels mit den stillen Wäldern und Teichen des Waldviertels. Mitunter weitab von Straßen und Siedlungen geht die Reise durch ausgedehnte Wälder und kleinräumige Feldflure, über Hügelland und Flussniederungen. Zehn Bahnstationen (Retz, Hofern, Niederfladnitz, Pleißing-Waschbach, Weitersfeld, Hessendorf Anglerparadies, Langau, Geras-Kottaun, Zissersdorf, Drosendorf) laden zum Verweilen und Entdecken ein.

 Drosendorf, Mai 2023



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: