Hermesvilla

im Lainzer Tiergarten Wien, Mai 2023

Die Hermesvilla ist ein Schloss im Lainzer Tiergarten, einem eingefriedeten Jagd- und heute auch Naturschutzgebiet im 13. Bezirk in Wien. Der Name der Villa verweist auf eine Hermes-Statue aus weißem Marmor, die sich im Garten vor der Villa befindet. Kaiser Franz Joseph I. schenkte das Schloss seiner Ehefrau, Kaiserin Elisabeth, als „Schloss der Träume“. Heute wird die Hermesvilla für Ausstellungen des Wien Museums genutzt.

 Hermesvilla im Lainzer Tiergarten Wien, Mai 2023

Vor einer abschließenden Steinbalustrade befindet sich eine Figurengruppe, die aus einer liegenden weiblichen Figur (sowohl als Waldnymphe als auch als Göttin Diana interpretiert), einer Hindin und einem Putto besteht. Der Putto hält eine Vase, aus welcher Wasser in das vorgelagerte, geschwungenen Brunnenbecken fließt.

Brunnen: Waldnymphe mit Hindin und Putto - Vulgo: Dianagruppe (Viktor Tilgner, 1886)

 Hermesvilla im Lainzer Tiergarten Wien, Mai 2023

„Sisis Refugium im Wienerwald"
Die größte Außenstelle des Wien Museums liegt im Lainzer Tiergarten und ist ein Erinnerungsort an die von viel Romantik umgebene Kaiserin Elisabeth von Österreich. Im Sommer 1881 beschloss Kaiser Franz Joseph den Bau dieses Wohnsitzes fernab von der Hofburg und von Schönbrunn, um seiner reisefreudigen Frau einen ruhigen Ort zu schenken, an dem er im Alter gemeinsam mit ihr leben wollte. 1886 war die Hermesvilla fertiggestellt, und im Mai 1887 bewohnte die nun fast 50-jährige Elisabeth erstmals ihren neuen Landsitz, den sie in einem ihrer Gedichte das „Schloss der Träume" nennen sollte. Benannt ist das Haus nach einer Statue des Götterboten Hermes, die vom Berliner Bildhauer Ernst Herter geschaffen wurde und vor dem Haupteingang im Garten steht.

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Zum Bau der „Villa Waldruh“ – so der ursprüngliche Projektname – entschloss sich Kaiser Franz Joseph im Sommer 1881. Er ließ die Anlage 1882–1886 nach den Plänen des Architekten Karl Freiherr von Hasenauer für seine Frau errichten, die dem höfischen Zeremoniell oft fern sein wollte. Damals lag der Lainzer Tiergarten außerhalb Wiens.

Skulptur "Cassius" im Vestibül der Hermes-Villa

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Über die dreiarmige Treppe mit reich gegliedertem Stiegengeländer von Albert Milde und Alois Hanusch gelangt man in den Entreesalon des Obergeschosses, der in die Appartements der Kaiserin führte. Architektonisch spiegelt der Entreesalon das Vestibül im Erdgeschoß.

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Doch nun öffnen sich die Bäume Halbkreisartig rings im Bogen;
Und mit Mondlicht überzogen Strahlt Titanias Schloss der Träume.
Elisabeth über ihre Ankunft in der Hermesvilla, 16. Mai 1887

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Die Fenster weisen von Geylings Erben hergestellte Glasmalereien auf, die Balkontüre enthält Renaissancescheiben in historistischer Umrahmung. Originalbestand sind neben den Holzvertäfelungen der Luster sowie der rotgrüne Kamin aus belgischem Marmor.

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Der Raum präsentiert eine breite Palette internationalen Kunstgewerbes: Japanische Porzellanvasen, „chinesischen“ Bronzevögel, neben einem Alabaster-Aufsatz in Florentiner Arbeit. Ein spanischer Klappschrank (Bargueno) aus dem 17. Jahrhundert mit stilmäßig passenden Sesseln bzw. ein um 1730 in Wien angefertigter Tisch illustrieren den breit gefächerten, romantisierenden Einrichtungsstil des späten 19. Jahrhunderts.

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Uhr - Holländisches Porzellan (vormals im Stiegenhaus)
Zwei Kaminvasen - Holländisches Porzellan mit Metallmontierung

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Einem langjährigen Publikumswunsch folgend präsentiert das WIEN MUSEUM die Hermesvilla und ihre Vergangenheit vor Ort. Die in den Sammlungen des WIEN MUSEUMS erhaltenen Möbel, Gemälde, Plastiken und kunstgewerblichen Gegenstände, die zur originalen Innenausstattung der Hermesvilla gehört haben, kehren wieder an ihren ursprünglichen Bestimmungsort zurück.

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Eine Text- und Bildchronik zur wechselhaften Geschichte der Hermesvilla leitet durch die historischen Räumlichkeiten. Sie stellt durch die Appartements Elisabeths und Kaiser Franz Josephs führend – die Baugeschichte, die Besitzer und Besucher, die Erbübergabe an Ehzg. Marie Valerie, sowie die Übernahme durch den Kriegsgeschädigtenfonds im Jahre 1922 vor. Eine Dokumentation des Verfalls der Hermesvilla in den Nachkriegsjahren, der Rettung durch den „Verein der Freunde der Hermesvilla" 1969, sowie der Etablierung als erfolgreiches Ausstellungshaus der Museen der Stadt Wien schließen den Rundgang ab.

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Um Elisabeth länger in Wien halten zu können, beauftragte Franz Joseph den bekannten Ringstraßenarchitekten Carl von Hasenauer mit dem Bau eines romantischen Schlosses im heutigen Lainzer Tiergarten und machte dieses im Jahr 1886 seiner Frau zum Geschenk. Eine Ausstellung zeigt, wie das Kaiserpaar privat wohnte: Fotos, Pläne, Dokumente, Originalmöbel und vor allem persönliche Gegenstände aus Familienbesitz vermitteln kaiserliches Wohngefühl abseits höfischer Repräsentation.

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Porträt Kaiserin Elisabeth, 1882 (Hermann Nigg), Öl auf Leinwand
Porträt Kaiser Franz Joseph, 1882 (Hermann Nigg), Öl auf Leinwand

  Hermesvilla im Lainzer Tiergarten Wien, Mai 2023  Hermesvilla im Lainzer Tiergarten Wien, Mai 2023

Villa Waldruh. Uebersicht der Gesammt-Anlage.
Carl von Hasenauer, 1881
Feder aquarell., re.u. sign. u. dat.: „Hasenauer invent." 18/12 881

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Kaiser Franz Joseph an Katharina Schratt, 19. Mai 1887, bzw. 30.Mai 1887
Unsere neue Villa im Thiergarten befriedigt uns sehr, sie ist gut und bequem zu bewohnen und die Umgebūng ist jetzt im Frühjahr frisch grün.
Hier wäre es ganz hübsch und das Haus sehr gut zu bewohnen, wenn das Wetter etwas günstiger wäre, allein so ist es meistens recht kalt, der häufige Regen macht den Boden feucht und außerdem bläst meistens ein recht heftiger Wind.

* * *

Einstmals geteilter, nun langgestreckter Raum, der als Garderobe der Kaiserin diente. Von hier aus führte eine Türe in den Salon der Kaiserin sowie in das Turnzimmer. Von der originalen Ausstattung ist nichts mehr vorhanden.

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Elisabeth - Foto nach einem Gemälde von Leopold Horowitz, 1899, Fotografie von J. Löwy
Marie Valerie - Fotografie von K. K. Hof-Atelier „Adèle"
Franz Joseph, 1882 - Forografie von Atelier Victor Angerner

Nachmittags fuhren Papa, Mama und ich nach Lainz, um die „Villa Hermes", die nun fix und fertig ist, anzusehen; sie ist eigentlich ungemütlich schön und modern und sieht uns und was wir bis jetzt gewohnt waren, gar nicht gleich. „Ich werd mich immer fürchten, alles zu verderben", sagte Papa.
Tagebuch der Erzherzogin Marie Valerie, 24. Mai 1886

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 1881: Kaiser Franz Joseph (1830-1916) beschließt die Errichtung eines für seine Gemahlin Elisabeth bestimmten Hauses im „K.K.Tiergarten“. Der Architekt Carl von Hasenauer (1833-1894) erhält den Bauauftrag, als Name ist zunächst „Villa Waldruh" vorgesehen. Hasenauer, der zu dieser Zeit mit der Fertigstellung des Hofburgtheaters sowie der Hofmuseen betraut ist, entwirft vorerst einen repräsentativen mit Laubengängen weit ausladenden Bau, der mitsamt seinen Nebengebäuden einen langgezogenen Hof mit symmetrischen Rasenflächen umschließen soll. Dieser Entwurf wurde nicht realisiert.

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1884: Mit kaiserlichem Handschreiben vom 9. Jänner 1884 erhält Kaiserin Elisabeth (1837-1898) das bis dahin zum Hofärar zählende Jagdhaus im Lainzer Tiergarten „sammt Nebengebäuden" offiziell zum Geschenk.
1885: erfolgt der Auftrag für die Ausführung der Hermes-Statue an den Münchner Bildhauer Ernst Herter; spätestens ab diesem Zeitpunkt wird auch der Name „Villa Hermes" für das Gebäude eingeführt.
24. Mai 1886: Das Kaiserpaar besichtigt, begleitet von der Tochter Marie Valerie (1868-1924), die fertiggestellte Hermesvilla.

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Für ihr tägliches Konditionstraining stand Elisabeth ein Turnzimmer zur Verfügung, ausgestattet mit Schwebebalken, Strebestangen, Ringen und einer Waage. Die Wandmalereien mit sportlichen Themen nach pompejanischen Vorbildern wurden von August Eisenmenger, Hugo Charlemont und Adolf Falkenstein gestaltet.

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Turnzimmer der Kaiserin Elisabeth

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Berühmte Künstler
Carl von Hasenauer, der bevorzugte Architekt des Kaisers, wurde mit dem Bau der Hermesvilla betraut. Ihm zur Seite stand der Bildhauer Viktor Tilgner, der die Loggien und die Brunnen im Garten entwarf und den Speisesaal dekorierte. Hans Makart, damals der bekannteste Maler in Wien, sollte das Schlafzimmer ausgestalten. Da er jedoch 1884 starb, übernahmen Carl Rudolf Huber, Julius Berger, Hugo Charlemont und Pietro Isella die Ausführung seiner Entwürfe. Im Salon Elisabeths, ihrem Aufenthaltsraum, befindet sich das Deckengemälde „Der Frühling", entstanden 1885 als Gemeinschaftsarbeit von Franz Matsch und den Brüdern Gustav und Ernst Klimt.

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Ursprünglich in verschiedenen Blautönen gehaltenes Toilettezimmer der Kaiserin. Von der originalen Ausstattung mit zwei dreiteiligen Garderobekästen, einem Toilettetisch, einer hellblau tapezierten Chaiselongue sowie Sesseln, einem Waschtisch und Frisier-kommode ist nichts erhalten. Ausgestellt sind eine dreiteilige Waschgarnitur aus der originalen Einrichtung der Hermesvilla sowie ein Waschservice aus dem „Achilleion" auf Korfu.

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Hans Makart hatte den Auftrag zur malerischen Ausstattung des Schlafzimmers mit Szenen aus Shakespeares „Sommernachtstraum“, dem Lieblingsstück Kaiserin Elisabeths, erhalten. Als Makart am 3.10.1884 verstarb, setzten die folgenden Künstler dessen Programm fort: Rudolf Carl Huber schuf die großen Wandbilder, Pietro Isella die ornamentale Dekoration, Hugo Charlemont die Blumenfestons. Julius Berger entwarf den Zyklus in den Hohlkehlen, der von Franz Matsch und den Brüdern Gustav und Ernst Klimt umgesetzt wurde.

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Drei hochformatige Gemälde zeigen drei Liebespaare aus Shakespeares Dichtung: Titania mit dem eselsköpfigen Zettel, Hermia und Lysander und Helena und Demetrius. Die Titaniaszene ist allerdings nicht mehr im Original erhalten, sondern in einer zeitgenössischen Rekonstruktion zu sehen.

Das Deckengemälde „Titania vor Oberons Wagen", wahrscheinlich ebenfalls eine Arbeit Hugo Charlemonts, zitiert ein früheres Werk Makarts, den kurz vor Vollendung zerstörten Vorhang für das Wiener Stadttheater (1871/72).

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Schlafzimmer der Kaiserin
Das Mobiliar des Schlafzimmers hat den Überlieferungen nach mehr dem Geschmack Franz Josephs entsprochen als dem Elisabeths; das hochbarocke Prunkbett, in welchem schon Maria Theresia in der Poststation Strengberg bei Amstetten übernachtet hatte, wurde gemeinsam mit dem Sofa und den Gueridons 1885 hierher gebracht. Die meisten übrigen Möbel stammten aus dem 19. Jahrhundert. Zur originalen Einrichtung gehört auch die 1894 aufgestellte Figur der „Melancholie", mit der des 1889 verstorbenen Kronprinzen gedacht werden sollte.

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Madonna mit Kind - Fernand Jacques Francois Lematte, Öl auf Leinwand

„Ein ewiges Geheimnis" (Allegorie auf den Tod Ludwigs II. von Bayern) - Foto nach einer Grisaille von Angelo von Courten, Originalrahmen

„Melancholie" - Holz, bemalt (Diese Frauenfigur sollte an den 1889 verstorbenen Kronprinzen Rudolf erinnern.)

Hinter dem Toilettenzimmer liegt das Schlafzimmer. Im Gegensatz zu anderen Räumen sind im Schlafzimmer der Kaiserin zahlreiche Originalgegenstände erhalten geblieben. So stammte das riesige barocke Prunkbett noch aus der Zeit Maria Theresias und stand einst im Kaiserzimmer der Poststation Strengberg bei Amstetten. Die Wandmalereien nach Motiven aus Shakespeares „Sommernachtstraum“ wurden nach Entwürfen von Hans Makart ausgeführt. Vom Schlafzimmer führt eine Wendeltreppe in das Erdgeschoß und in den Garten. Im Salon findet man das rekonstruierte Deckengemälde „Der Frühling“ von Franz Matsch, Gustav Klimt und Georg Klimt.

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Salon der Kaiserin
Bei der Innenausstattung der Hermesvilla ist der Architekt Carl von Hasenauer in erster Linie den Auffassungen Franz Josephs gefolgt. Elisabeth entschied wohl nur in Detailfragen, nämlich bei der Beschaffung von Gemälden, von Einzelmöbel, von Skulpturen und kunstgewerblichen Gegenständen.

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Paravent mit bemalten Glasfüllungen, Holz, Glas
Vierteiliger Paravent, weiß lackiert, die Wände mit Glasscheiben, bemalt mit Blumengirlanden und Schwalben.

Kleiner Tisch mit bemalter Lederplatte, Buchsbaum-Platte (?) mit japanischer Malerei, Zwei Drachen darstellend

„Cassius", Terrrakottafigur von Arthur Strasser bez.: Strasser/Wien

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Zwei Moderateurlampen
blau bemaltes Porzellan, 2 Bildchen, mit Goldbronze montiert, matte Glaskugeln (am Kaminsims aufgestellt)

Große "japanische" Bodenvase

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Spätestens 1885 fiel die Entscheidung, dem Schloss den Namen „Villa Hermes“ zu geben. Die Kaiserin selbst beauftragte den Berliner Bildhauer Ernst Herter mit der Gestaltung der Skulptur „Hermes der Wächter“, die im Garten aufgestellt werden sollte. 1886 war das Gebäude, inklusive aller Nebengebäude, wie zum Beispiel der Reitschule der Kaiserin, fertiggestellt. Von 1887 bis 1898 hielt sich das Kaiserpaar regelmäßig im späten Frühjahr zumindest einige Tage, meistens aber einige Wochen hier auf. Am 10. September 1898 wurde Elisabeth ermordet. Erbin der Hermesvilla wurde ihre Tochter Marie Valerie, sie verkaufte 1911 die Villa an das Hofärar.

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Die Töchter des Zeus, stehen um eine Opfersäule und sind verbunden in Umarmungen, bekleidet mit hellblauem, gelben und hellpurpur Schamtücher, die Säule mit breiten und feinen Goldrändern, plastischen rosa Rosen mit goldgehöhten Blattranken, umrahmt von goldenen Perlschnüren, Porzellan, farbig und gold staffiert, rechteckiger marmorierter Sockel, Höhe 41 cm, Breite 23 cm, Tiefe 19 cm, Meißen, unterglasurblaue Schwertermarke, Mitte 19. Jh., Modell H 71, 77, Formernr. 96,163, rote Malernr. 36, Modell von Christian Gottfried Jüchtzer 1784 (Ru)
Die Chariten in der griechischen Mythologie die 3 anmutigen segenspenden Töchter des Zeus und der Eurynome, Aglaia=der Glanz, Euphrosine=der Frohsinn, Thalia=die Blüte, entspricht bei den Römern den "Drei Grazien". Die Gruppe entstand nach hellenistischem Vorbild und ist ein Musterbespiel für die klassizistische Auffassung der Menschendarstellung.

"Drei Grazien" Euphrosyne, Aglaia und Thalia

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Chinoiserie-Sessel, um 1890, Ebenholz, Pergament, Metall, Textil
Der Sessel bezieht sich auf die Fernost-Mode und befand sich ursprünglich in Elisabeths Schloss auf Korfu, dem Achilleion. Internationale Trends in Ausstattung und Interieur - in diesem Fall der Exotismus kommen hier im Detail zum Ausdruck.

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Dornauszieher, um 1890, Marmor
Kopie nach dem Original im Palazzo dei Conservatori in Rom (Bronze, 1. Jh. v. Chr.)

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Doppelhocker (Confidente), um 1890, Nussholz mit gedrechselten Stäben, Gobelinstoff (früher mit alter persischer Stickerei)

Kinderhocker mit Delphinendekoration, Nussholz, Stoffbezug erneuert Italien (venezianisch?), Bezug erneuert

Geschnitzter Paravent, Nußholz, Perlmutt (restauriert)

Klappstuhl (Faldistorium), um 1890, Nussholz, mit Ahorn- und Elfenbeinintarsien

Koranständer, Palisander, mit Intarsien aus Perlmutt, Silber und Elfenbein

Zwei Tischchen (im türkischen Stil), Nußholz mit Perlmutt- Bein- und Zinn-Intarsien

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Aphrodite von Knidos, Max Klein, 1887 (?), Carraramarmor, teilweise gefärbt

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Der Lainzer Tiergarten war 1855 aus kaiserlichem Privateigentum in das sogenannte Hofärar, vom Kaiserhaus verwaltetes Staatseigentum, übergegangen. Das Hofärar fiel daher 1918 an die Republik. In der Ständestaatsdiktatur wurde der Tiergarten mit der Hermesvilla ins Eigentum der Stadt Wien übertragen. In der NS-Zeit wurde der Tiergarten 1941 zum Naturschutzgebiet erklärt.

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Der helle Salon (auch Schreibzimmer genannt) zeichnet sich durch ein aus dem Jahr 1885 stammendes Deckengemälde „Der Frühling" aus - eine Gemeinschaftsarbeit von Franz Matsch und den Brüdern Gustav und Ernst Klimt, die allerdings bei der Restaurierung Anfang der 1970er Jahre ebenso wie die in den Kehlungen befindlichen Reliefs und die bemalten Türfüllungen weitgehend erneuert werden musste.

Original sind der 24-flammige Luster und die figural gestalteten Wandleuchten sowie das Mobiliar.

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Vitrine mit Meeresschnecken (Helmschnecken/Casis) mit Szenen aus der griechisch-römischen Sagenwelt)
Reliefschnitt

Meeresschnecken mit der Darstellung tanzender Grazien, Luigi Casalta, Neapel, um 1890

Meeresschnecke mit der Darstellung „Villa Achilleion", Luigi Casalta, Neapel, um 1890

Meeresschnecke mit der Darstellung des „sterbenden Achill", Darstellung von Luigi Casalta, Neapel, um 1890

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Büste Napoleon, Ambrogio Colombo, Marmor

Büste „Araber", Nicolaus Mayer, 1888, Bronze und Marmor

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Im Kirchensaal wurde an Sonn- und Feiertagen für die kaiserliche Familie, für die Dienerschaft bzw. das im Tiergarten beschäftigte Personal die heilige Messe gelesen. Dafür öffnete man eine der beiden abgeschrägten Raumecken, hinter der sich der Altar befand. Das Aussehen des Saales hat sich gegenüber früher erheblich verändert. Es fehlen die bestickten Wandpanneaux und die von Hugo Charlemont gemalten Dekorationen der Supraporten, die Eichenholzvertäfelung musste teilweise ergänzt werden, ebenso die mit echter Vergoldung gehöhte Stuckdecke. Der prachtvolle Luster und der aus blau-weißem Pavonazzo-Marmor gemeißelte Kamin gehören ebenso wie die ausgestellten Möbelstücke zur ursprünglichen Ausstattung dieses Raumes.

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Juni 1898: letzter gemeinsamer Aufenthalt des Kaiserpaares in der Hermesvilla, Abreise nach Bad Ischl am 2. Juli.
10.9.1898: Ermordung Kaiserin Elisabeths; das zweite und letzte Testament Kaiserin Elisabeths vom Sommer 1896 kommt zum Tragen, in welchem als „Vorausvermächtnis" bestimmt worden war, dass Erzherzogin Gisela das „Achilleion", Erzherzogin Marie Valerie die Hermesvilla erhalten solle. Franz Joseph wird darin der lebenslange Fruchtgenuss an beiden Häusern samt zugehörigem Besitz bestätigt.
14.10.1898: Eintragung Marie Valeries ins Grundbuch.

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Sofa, Geschnitztes Nußholz, Goldfassung, gepolstert, geblümter Seidenstoff (erneuert)

Fauteuil, Geschnitztes Nußholz, Goldfassung, gepolstert, geblümter Seidenstoff (erneuert)

Tisch zur Sitzgruppe, Palisander, vergoldete Bronzebeschläge

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Arbeitszimmer Franz Josephs
Am Plafond eine Wandverkleidung aus Stuck, die ebenso wie die Holzlambris und Möbel von der Fa. Bernhard Ludwig 1885 ausgeführt worden sind. Bronzeluster von Alois Hanusch. In den Türbekrönungen befinden sich Bronzemedaillons von Anton Scharff mit Porträts der Erzherzoginnen Gisela und Marie Valerie, Kronprinz Rudolfs und seiner Gattin Stephanie.

Katrin Plavcak: Kaiserin Elisabeth, 2007, Öl/Leinwand
Ursprünglich befand sich an der Stelle oberhalb des Kamins ein Porträt von Georg Raab, das Kaiserin Elisabeth im Reitkostüm zeigte. Da dieses Gemälde seit Jahrzehnten nicht mehr vorhanden ist, behalf man sich mit verschiedenen Kopien, die jedoch alle nicht zufriedenstellend waren.

Im Jahr 2006 beschloss das Wien Museum, die bekannte österreichische Künstlerin Katrin Plavcak mit einer Neuinterpretation zu beauftragen. Plavcak lässt „Sisi" in einer traumartigen Fantasielandschaft erscheinen, begleitet von Tieren, die sie liebte: Hund und Pferd.

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„Tanzendes Ungarpaar", Metallwarenfabrik Arthur Krupp in Berndorf, um 1886, Bronze

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„Tanzendes Steirerpaar", Metallwarenfabrik Arthur Krupp in Berndorf, um 1886

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Schlafzimmer Franz Josephs
Im Schlafzimmer befand sich neben den hier ausgestellten Möbeln auch ein einfaches Messingbett, das für den überlieferten Lebensstil Franz Josephs typisch war.

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Zwei Fauteuils, Nußholz, Gestelle aus Mahagoniholz, Stoffbespannung erneuert

Nachtkasterl, eines von ursprünglich zwei Nachtkästchen Mahagoniholz, politiert, mit Goldbronzestäbchen intarsiert., Platte weißer Marmor (Früher war in jedem der Nachtkästchen jeweils ein Nachttopf aus imitiertem japanischen Porzellan)

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Waschtisch mit Marmorplatte
Waschgarnitur mit Fußwanne, Lavabo und Zahnputzständer mattes Nussholz (?), Platte mit Aufsatz aus rotbraunem Marmor. Drei Teile der Waschgarnitur aus imitiertem japanischem Porzellan

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Bruno Marek und die Rettung der Hermesvilla
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Pläne zum Abriss der Hermesvilla und zu einer Umwidmung des Lainzer Tiergartens. Vorschläge sahen einen Waldfriedhof ebenso vor wie die Anlage von Weingärten oder den Bau einer Liliputbahn. Dass diese Pläne verworfen wurden und das sichere Ende der Hermesvilla abgewendet werden konnte, war vor allem dem Einsatz von Bruno Marek (1900-1991) zu verdanken, damals Direktor der Wiener Messe und passionierter Jäger.

Die endgültige Rettung kam durch eine Privatinitiative durch den 1969 gegründeten „Verein der Freunde der Hermesvilla". Bruno Marek, seit 1965 Wiener Bürgermeister, wurde dessen Obmann. Die Hermesvilla ging nun in städtischen Besitz über, die Instandsetzung konnte endlich beginnen. Marek war bis 1970 Bürgermeister, engagierte sich aber auf Grund seiner Jagdleidenschaft auch danach für den Lainzer Tiergarten.

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1899: zahlreiche Objekte der früheren Achilleion-Einrichtung werden nach München zu Erzherzogin Gisela gebracht.
1902: Marie Valerie lässt die Hermesvilla ihren Bedürfnissen entsprechend adaptieren.
16.2.1903: Übersiedlung der Familie Marie Valeries in die Hermesvilla (das Ehepaar bewohnt die Appartements der Kaiserin, die sieben Kinder bewohnen das Erdgeschoss).
1904: Besuch des britischen Thronfolgers George, Prince of Wales, und seiner Gemahlin Marie
1906: Schloss Wallsee wird bevorzugter Aufenthaltsort der Familie Marie Valeries
1907: letzter Aufenthalt Marie Valeries in der Hermesvilla

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1911: Verkauf der Hermesvilla samt zugehörigem Areal an das Hofärar.
1912: letzte Nachricht über einen Aufenthalt Kaiser Franz Josephs in der Hermesvilla.
21.11.1916: Tod Kaiser Franz Josephs im Alter von 86 Jahren. Mit dem Tod Kaiser Franz Josephs geht die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit an der Hermesvilla verloren.

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1918: Die Schlosshauptmannschaft Schönbrunn übernimmt die Verwaltung der Villa; in den Nebengebäuden wird ein Invalidenspital eingerichtet (aufgelöst Ende 1919).
1919: Alle wertvollen Objekte (über 700 Möbel, Bilder, kunstgewerbliche Gegenstände und Tafelsilber) werden der Verwaltung des Hofmobilien- und Material-Depots übertragen
1922: Der „Kriegsgeschädigtenfonds", der ab 1920 Eigentümer zahlreicher hofärarischer Güter wird, übernimmt die Verwaltung der Hermesvilla und wird 1923 deren Eigentümer

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Putto mit Krokodil, Brunnen vor der Hermesvilla von Viktor Tilgner, 1886
Rundes Brunnenbecken mit Brunnenschale mit der Figurengruppe eines Puttos mit Krokodil

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Hermes - Profanplastiken/Kunst am Bau freistehend vor der Hermesvilla, Lainzer Tiergarten
Ernst Herter, 1888, Überlebensgroße Statue aus Carraramarmor

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Hermes als Namensgeber vor der Südseite der Hermesvilla

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: