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Mit über 1,2 Millionen Objekten besitzt das HGM eine Sammlung, die es zu einem der bedeutendsten militärhistorischen Museen weltweit macht – genauer zu einem Museum, das mehr als vier Jahrhunderte der Österreichischen Streitkräfte thematisiert und damit zugleich die Geschichte der Habsburgermonarchie sowie Österreichs zeigt.
Der Museumsbau selbst liegt direkt im Herzen des Arsenals, einem architektonischen Meisterwerk aus 31 Backsteinbauten. Innerhalb dieses Ensembles, welches aus über 177 Millionen Ziegeln errichtet wurde, bekommt das HGM seine einzigartige Aura. Neben seiner bewegten Geschichte, ist es auch das älteste Museumsgebäude Wiens, denn das Arsenal wurde ab der Mitte des 19. Jahrhunderts als großer Militärkomplex errichtet.
Heute präsentiert sich das Museum modern und zeitgemäß – auch durch seinen Leitspruch „Kriege gehören ins Museum“. Das HGM zeigt fast ausschließlich Originale, also Objekte, die einen unvergleichlichen historischen Wert haben. Mit ihnen wird im HGM ein wichtiger Teil der Geschichte der Habsburgermonarchie seit dem 30-jährigen Krieg bis 1918 sowie Österreichs Schicksal bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erzählt.
Die Feldherrenhalle
- Das Vestibül des Gebäudes
bringt besonders deutlich die ursprüngliche Intention des Museumsbaues
zum Ausdruck, eine „Ehrenhalle der Armee“ zu schaffen, wie es Kaiser
Franz Joseph I. (1830 – 1916) am 28. Februar 1863 in seiner
Entschließung formuliert hatte. Dieser Zielsetzung entsprechend sollten
prominent platzierte Statuen an die „berühmtesten, immerwährender
Nacheiferung würdigen Kriegsfürsten und Feldherren Österreichs“
erinnern, angefangen mit dem 994 n. Chr. verstorbenen Babenberger
Marktgrafen Leopold I. bis hin zu den kaiserlichen Feldherren der
bürgerlichen und nationalen Revolutionen von 1848. Sämtliche der mit
einer Statue gewürdigten Offiziere, die ab der Mitte des 18.
Jahrhunderts als Heerführer gewirkt hatten, waren Träger des im Jahre
1757 gestifteten Militär-Maria Theresien-Ordens.
Die Verteilung der Statuen im Raum orientiert sich
grundsätzlich an chronologischen Gesichtspunkten und soll so eine
Traditionslinie „ruhmreicher Feldherren“ vermitteln, auf deren
Schultern gleichsam die Macht- stellung des Habsburgerreiches entstehen
habe können. Allerdings wird teilweise vom chronologischen Prinzip
abgegangen und nach inhaltlichen Gesichtspunkten, Reputation oder
sozialem Status differenziert. 56 der insgesamt 60 Statuen sind im
Vestibül untergebracht und begründen damit dessen Bezeichnung als
„Feldherrenhalle“. Von diesen sind wiederum jeweils vier Statuen um
einen der zwölf Pfeiler gruppiert und je zwei Statuen befinden sich
links und rechts der Ausgänge des Raumes.
Nach der Auftragsvergabe 1864 wurden die Skulpturen
von insgesamt 31 verschiedenen Bildhauern zwischen 1865 und 1877
geschaffen. Die Ausführung erfolgte einheitlich in Carrara-Marmor,
jeweils mit einer Höhe von 186 cm. Bemerkenswerterweise erfolgte
lediglich für die Hälfte der Statuen eine Finanzierung aus öffentlichen
Mitteln. Die Herstellung der übrigen hingegen wurde von privaten
Förderern getragen, wobei es sich vielfach um Nachfahren der
dargestellten Persönlichkeiten handelte.
Franz Joseph I.
(* 18. August 1830 im Schloss Schönbrunn, seit 1892 in Wien; † 21.
November 1916 ebenda), auch Erzherzog Franz Joseph Karl von Österreich
aus dem Haus Habsburg-Lothringen, war vom 2. Dezember 1848 bis zu
seinem Tod Kaiser von Österreich. Mit einer Regierungszeit von nahezu
68 Jahren übertraf er jeden anderen Regenten seiner Dynastie.
Gleichzeitig war er Apostolischer König von Ungarn und König von Böhmen.
Der Große Titel des Kaisers von Österreich war die offizielle Aufzählung der Kronen, Titel und Würden, die die vier Kaiser von Österreich von der Begründung des Kaisertums 1804 bis zum Ende der Monarchie 1918 trugen. Er geht auf Franz I. zurück, der ihn in der Kaiserproklamation vom 11. August 1804 festlegte.
Der Große Titel Franz Josephs I. lautete seit dem 29. Jänner 1869 wie folgt:
Seine
Kaiserliche und Königliche Apostolische Majestät
N.N.
von Gottes Gnaden Kaiser von
Österreich,
König von Ungarn und Böhmen,
von Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien;
König von Jerusalem etc.;
Erzherzog von Österreich;
Großherzog von Toskana und
Krakau;
Herzog von Lothringen, von
Salzburg, Steyer, Kärnten, Krain und der Bukowina;
Großfürst von Siebenbürgen,
Markgraf von Mähren;
Herzog von Ober- und
Niederschlesien, von Modena, Parma, Piacenza und Guastalla, von
Auschwitz und Zator, von Teschen, Friaul, Ragusa und Zara;
Gefürsteter Graf von Habsburg
und Tirol, von Kyburg, Görz und Gradisca;
Fürst von Trient und Brixen;
Markgraf von Ober- und
Niederlausitz und in Istrien;
Graf von Hohenems, Feldkirch,
Bregenz, Sonnenberg etc.;
Herr von Triest, von Cattaro
und auf der Windischen Mark;
Großwojwode der Woiwodschaft
Serbien
etc., etc.
Die Ruhmeshalle bildet den architektonischen
Mittelpunkt des Museumsgebäudes und besteht aus insgesamt drei durch
Säulengänge verbundene Säle, wobei der mittlere Hauptsaal von einer
eindrucksvollen, rund 26,5 m hohen Kuppel überwölbt wird.
Die ornamentale Ausgestaltung dieser Räumlichkeiten
geht auf Entwürfe des dänischen Museumsarchitekten Theophil Hansen
(1813 – 1891) zurück. Die Umsetzung der Marmorarbeiten an der Wand
sowie der als Einlegearbeit ausgeführten Wappen erfolgte durch den
Stuckateur Hieronymus Moosbrugger (1808 – 1858). Das Fußbodenmosaik,
welches aufgrund von Kriegsschäden leider nur in Resten der Fensterwand
im Originalzustand vorhanden ist, stammt von der Wiener Marmorierfirma
Odorico.
Prägend für das Erscheinungsbild der Ruhmeshalle ist
sicherlich die außerordentlich reich gestaltete Ausschmückung selbst.
Insgesamt 45 Deckenfresken zieren die Kuppel, das Kuppelfries, die
Pendentifs sowie Wand- und Gurtbögen. Sie stammen aus der Hand des
Historien- und Genremalers Carl (von) Blaas (1815 – 1894) und wurden in
den Jahren 1858 bis 1871 gemalt. Die Fresken zeigen, neben vier
allegorischen Figurendarstellungen im Kuppelfries, Szenen aus den von
der kaiserlichen Armee siegreich geschlagenen Schlachten sowie
bedeutende Episoden der Militärgeschichte. Dabei spannt sich der
historische Bogen von der legendenumrankten Erstürmung Melks durch
Leopold I., den ersten Markgrafen aus der Dynastie der Babenberger,
über die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, die Kriege gegen die
Osmanen, die Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen, die Ära Maria
Theresias und die Napoleonischen Kriege bis hin zur Schlacht von Novara
am 24. März 1849 gegen Sardinien-Piemont.
Vom Dreißigjährigen
Krieg bis Prinz Eugen - Die ersten Abschnitte des Museums sind
dem Europa des
16. und 17. Jahrhunderts gewidmet. Der Kampf um Macht, Territorien und
Einfluss führte immer wieder zu kriegerischen Konflikten, in denen das
Heilige Römische Reich, dessen politisches Zentrum sich nun endgültig
in die Habsburgermonarchie verschoben hatte, eine wichtige Rolle
spielte. Der Konflikt zwischen dem Kaiser und den Reichsfürsten und
Ständen wie auch die Konkurrenz der Großmächte fand schließlich im
Dreißigjährigen Krieg einen vorläufigen Höhepunkt. Mit den
Veränderungen im Gefüge der europäischen Mächte ging eine solche des
Militärwesens Hand in Hand. Die mittelalterlichen Ritterheere gehörten
der Vergangenheit an. Stattdessen beherrschten die Söldner die
Schlachtfelder. Doch die Aufbringung der für diese Heere benötigten
Geldmittel wurde zunehmend ein Problem, vor allem, da es nicht nur
darum ging, relativ große Heere von bis zu 100.000 Soldaten
aufzustellen, sondern diesen auch modernere und teurere Waffen zu geben.
Das Werden einer Großmacht im 17. Jahrhundert - Der Siegeszug der Feuerwaffen war nicht mehr aufzuhalten. Die kaiserlichen Heere, die bis zum Dreißigjährigen Krieg uneinheitlich ausgerüstet und jeweils nur für Feldzugsdauer angeworben worden waren, wurden in ein dauernd besoldetes „stehendes“ Heer überführt. Die Finanzierung dieser Truppenmassen erfolgte wegen der chronischen Geldnot des Kaisers zum Teil durch sogenannte Kriegsunternehmer wie Albrecht von Wallenstein (1583 – 1634), Herzog von Friedland und Sagan. Er war auch einer der bedeutendsten Feldherren seiner Zeit. Wallenstein trug wie kein anderer dazu bei, in dem zeitweilig als Glaubenskrieg verstandenen Dreißigjährigen Krieg die kaiserlichen Truppen siegreich zu führen. Ihm gelang es, nachdem er zeitweilig seiner Ämter enthoben gewesen und Schweden in den Krieg eingetreten war, eine neuerliche militärische Wende herbeizuführen. In der Schlacht bei Lützen 1632 konnten sich die von ihm geführten kaiserlichen Truppen erstmalig in gänzlich offener Feldschlacht gegen ein von Gustav II. Adolf befehligtes Heer behaupten, wobei der schwedische König fiel. Der Krieg zog sich allerdings noch über 16 Jahre hin und endete erst mit dem Frieden von Münster und Osnabrück 1648.
Während des Dreißigjährigen Krieges blieb es an der Ostgrenze der Habsburgermonarchie relativ ruhig. Die Osmanen, die im 16. Jahrhundert immer wieder nach dem Westen und Norden vorgedrungen waren und 1529 Wien ein erstes Mal belagert hatten, griffen in die Kämpfe in Mitteleuropa vorerst nicht ein. Doch Ostmittel- und Südosteuropa gehörten nach wie vor zum Osmanischen Reich, und die Sorge vor neuerlichen Vorstößen blieb bestehen. Erst in den 1660er Jahren drangen die völlig anders als die mitteleuropäischen Heere organisierten und teilweise anders bewaffneten Osmanen wieder nach dem Westen vor und wurden am 1. August 1664 bei St. Gotthard an der Raab (Mogersdorf) von einem europäischen Heer unter dem kaiserlichen Feldmarschall Raimund Fürst Montecuccoli (1609 – 1680) geschlagen.
Zwanzig Jahre später trat das osmanische Vordringen in seine entscheidende Phase, als ein osmanisches Heer unter dem Großwesir Kara Mustapha (1634 oder 1635 – 1683) im Juli 1683 bis nach Wien zog. Die Entsatzschlacht vor Wien, in der kaiserliche, polnische und Reichstruppen unter dem Oberbefehl des polnischen Königs Johann III. Sobieski (1629 – 1696) am 12. September 1683 über das türkische Belagerungsheer siegten, brachte die Wende und den Anfang der Zurückdrängung der Osmanen. Die Befreiung der etwa 150 Jahre von den Osmanen besetzten Hauptstadt Ungarns, Ofen, 1686 und die Einnahme Belgrads 1688 waren die unmittelbaren Folgen. Dabei taten sich nicht nur Herzog Karl V. von Lothringen (1643 – 1690) und Markgraf Ludwig von Baden-Baden (1655 – 1707) („Türkenlouis“) als kaiserliche Feldherren hervor, sondern immer mehr auch Prinz Eugen von Savoyen (1663 – 1736). Letzterer siegte, nachdem er Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen geworden war, 1697 bei Zenta an der Theiß. Mit dem Frieden von Karlowitz 1699 endete die osmanische Herrschaft im östlichen Mitteleuropa. Ungarn und Siebenbürgen wurden mit der Habsburgermonarchie verbunden.
Österreich war zur Großmacht geworden.
Parallel zur Herausforderung durch das Osmanische Reich war das Habsburgerreich auch mit einer unter König Ludwig XIV. (1638 – 1715) expansionistisch geprägten französischen Außenpolitik konfrontiert. Dies hatte seit den 1670er Jahren mit dem Französisch-Holländischen Krieg (1672 – 1678), dem Reunions-Krieg (1683/84) und dem Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 – 1697) bereits zu drei europaweiten Konflikten geführt und gipfelte schließlich im Spanischen Erbfolgekrieg (1701 – 1714). In ihm befehligte Prinz Eugen die kaiserlichen Truppen in Süddeutschland, Italien und in den Niederlanden. In der Folge zog er in einen weiteren Krieg gegen die Osmanen, der mit den Siegen von Peterwardein (1716) und Belgrad (1717) seine Höhepunkte und mit dem Frieden von Passarowitz (1718) seinen Abschluss fand. Die Habsburgermonarchie festigte damit nicht zuletzt auf der Basis der militärischen Erfolge Prinz Eugens immer deutlicher ihre Stellung als europäische Großmacht.
Kaum zur Großmacht geworden, schien aber die Existenz des Habsburgerreiches auch schon wieder auf dem Spiel zu stehen. Zunächst dominierte noch die Erinnerung an die Siege über die Osmanen, vor allem die Einnahme Belgrads. Doch schon ein im Zeichen des Bündnisses mit dem erstarkenden Russland 1737 bis 1739 geführter weiterer „Türkenkrieg“ brachte Kaiser Karl VI. den Verlust der meisten Gebietserwerbungen von 1718. Vergeblich versuchte der Kaiser, durch die Pragmatische Sanktion seiner Tochter Maria Theresia (1717 – 1780) das Erbe des habsburgischen Länderkomplexes zu sichern. Nach dem Tod ihres Vaters musste die mit Franz Stephan von Lothringen (1708 – 1765) verheiratete Maria Theresia im sogenannten Österreichischen Erbfolgekrieg (1740 – 1748) ihre Länder gegen fast alle Nachbarn verteidigen. An der Spitze ihrer Gegner stand König Friedrich II. von Preußen (1712 – 1786), dem sie schließlich Schlesien abtreten musste.
Die von Maria Theresia in der Folge eingeleiteten Reformen hatten zum Ziel, nicht nur einen notwendigen Modernisierungsschub zu bewirken, sondern auch die Rückgewinnung der verlorenen Gebiete zu erreichen. Die besondere Fürsorge galt dabei der Armee. Die Monarchin hatte das Glück, nicht nur gute Feldherren wie Khevenhüller (1683 – 1744), Daun (1705 – 1766) und Laudon (1717 – 1790), sondern auch organisatorische Talente wie Lacy (1725 – 1801) zu haben, denen schließlich im Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) zumindest die Behauptung der Großmachtstellung der Habsburgermonarchie gelang. Die Rückeroberung Schlesiens schlug jedoch fehl.
In den vier Jahrzehnten der Regierung Maria Theresias (1740 – 1780) wandelte sich das Erscheinungsbild der kaiserlichen Armee dadurch, dass die Uniformierung und Vereinheitlichung vorangetrieben wurden. Die Gründung der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt (1751) sollte das Ausbildungsniveau der Offiziere anheben. Die Errichtung von Invalidenhäusern verbesserte die Situation der einfachen Soldaten, die bei Verwundungen oder im Alter bisher mit einem besonders harten Schicksal konfrontiert gewesen waren. Neben der meist nur vorgeblich auf Freiwilligkeit beruhenden „Werbung“ wurde mit der Konskription in einigen Teilen der Monarchie, vor allem in den österreichischen Erblanden, eine Vorstufe der allgemeinen Wehrpflicht eingeführt. Fast bedeutsamer war noch, dass es gelang, das Ansehen der Soldaten im Allgemeinen und der Offiziere im Besonderen zu heben. Für ihre Leistungen konnten diese nun in den Adelsstand erhoben werden. Ein besonders prestigereicher Weg zur sogenannten „Nobilitierung“ führte über den Militär-Maria Theresien-Orden, der nach der für das Habsburgerreich siegreichen Schlacht von Kolin (1757) gestiftet worden war. Er wurde für herausragende, aus Eigeninitiative unternommene Taten verliehen, die, wie es hieß, „auch ohne Tadel unterlassen hätten werden können“.
Der Sohn Maria Theresias, Joseph II. (1741 – 1790),
führte sowohl als Mitregent (1765 – 1780) als auch als Alleinherrscher
(1780 – 1790) das Reformwerk weiter. Er ging dabei weit über seine
Mutter hinaus und war bestrebt, die Habsburgermonarchie im Geist des
„aufgeklärten Absolutismus“ zu modernisieren. Die starken
Zentralisierungstendenzen, übermäßige Regulierung und die
Herausforderung traditioneller Eliten führten in seinen letzten
Regierungsjahren jedoch zu vermehrtem Widerstand gegen seine Politik.
Ruhmeshalle
Die an den Wänden der Ruhmeshalle angebrachten,
insgesamt 43 Tafeln aus rotem Marmor erinnern primär an die zwischen
dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1618) und dem Ende des Ersten
Weltkrieges (1918) gefallenen Offiziere (ab dem Obersten-Rang) des
kaiserlichen Heeres. Neben den bereits im Jahre 1890 angebrachten
Tafeln wurden weitere sechs Tafeln während der Zwischenkriegszeit im
Gedenken an die im Weltkrieg gefallenen Offiziere der k. u. k. Armee
montiert.
Saal der Revolutionen - Am Ende der Regierungszeit Josephs II. war das Habsburgerreich gemeinsam mit Russland neuerlich in einen teuren, jedoch wenig erfolgreichen Krieg gegen das Osmanische Reich verwickelt. Währenddessen vollzogen sich in Frankreich Umbrüche von welthistorischer Tragweite.
Am 14. Juli 1789 stürmten in Paris aufgebrachte
Volksmassen die Bastille, das Staatsgefängnis, Symbol der verhassten
Herrschaft König Ludwigs XVI. Im April 1792 erfolgte die
Kriegserklärung Frankreichs an das Habsburgerreich. Dieses schloss sich
mit Preußen und Großbritannien zur Ersten Koalition zusammen. Der
nachfolgende Krieg dauerte bis 1797 und endete mit der Niederlage der
Verbündeten. Die Habsburgermonarchie musste die Österreichischen
Niederlande und die Lombardei abtreten, erhielt dafür jedoch Venetien
zugesprochen. Als französischer General war in diesem Krieg Napoleon
Bonaparte (1769 – 1821) immer stärker hervorgetreten, während sich auf
kaiserlicher Seite Erzherzog Carl (1771 – 1847), ein Bruder von Kaiser
Franz II./I., als besonders fähiger Heerführer erwies, der eine Reihe
von Siegen, darunter jenen bei Würzburg (1796), erringen konnte.
1799 kam es zum Zweiten Koalitionskrieg, den vor allem das Habsburgerreich und Russland gegen Frankreich führten. Nach wechselhaften Kämpfen in Italien und in der Schweiz legte Erzherzog Carl das Kommando nieder. Unter seinem Bruder Erzherzog Johann (1782 – 1859) verlor ein österreichisch-bayerisches Heer am 3. Dezember 1800 die entscheidende Schlacht von Hohenlinden. Der Friede von Lunéville beendete diesen Krieg. Da Napoleon, der sich 1804 zum Kaiser der Franzosen krönte, aber auf eine Vorherrschaft Frankreichs in Europa hinzuarbeiten schien, erklärten ihm Österreich und Russland 1805 abermals den Krieg. Dieser endete mit der verlorenen Schlacht von Austerlitz und dem Frieden von Pressburg. Österreich musste Tirol an das mit Frankreich verbündete Bayern abtreten. 1806 legte Kaiser Franz II. die römisch-deutsche Kaiserkrone nieder und regierte nur noch als Franz I. von Österreich.
Im Jahr 1809 hoffte die Habsburgermonarchie, in einem
neuen Krieg die französische Hegemonie durch Entfachung einer
„nationalen Erhebung“ in den deutschsprachigen Gebieten brechen zu
können. Dies schlug sich auch in der Aufstellung einer „Landwehr“
nieder, mit der eine Annäherung an die „Volksbewaffnung“ nach
französischem Vorbild versucht wurde. In dem von April bis Juli
dauernden Feldzug siegte Erzherzog Carl zwar in der Schlacht bei Aspern
(21./22. Mai 1809) und fügte Napoleon damit dessen erste persönliche
Niederlage zu, verlor aber die kriegsentscheidende Schlacht von
Deutsch-Wagram (5./6. Juli 1809). Im Frieden von Schönbrunn hatte
Österreich abermals schwere territoriale Verluste hinzunehmen. Um einen
Ausgleich mit Frankreich bemüht, sah es sich 1812 gezwungen, am
verlustreichen Feldzug Napoleons gegen Russland teilzunehmen. Erst 1813
schloss sich die Habsburgermonarchie wieder einer gegen Napoleon
gerichteten Koalition von Russen, Preußen, Schweden und Briten an. Die
Entscheidung fiel zwischen dem 16. und dem 19. Oktober 1813 in der
„Völkerschlacht“ von Leipzig. Ende März 1814 zogen die Alliierten in
Paris ein. Napoleon dankte ab.
Der zwischen November 1814 und Juni 1815 stattfindende Wiener Kongress diente der Neuordnung Europas. Der Restaurationsversuch Napoleons, der mit seiner Niederlage in der Schlacht von Waterloo und der Exilierung des Kaisers der Franzosen endete, war lediglich ein Intermezzo. Am 20. November 1815 wurde der 2. Pariser Friede unterzeichnet. Schon wenige Jahre nach dem Wiener Kongress bereiteten aber vielen europäischen Staaten revolutionäre Bewegungen Sorgen. Ausgelöst wurden sie von gewaltigen sozialen und nationalen Problemen. Jahrzehnte hindurch fungierte Österreich dabei als eine Art „europäischer Polizist“. Dabei unterdrückte es auch im Inneren des eigenen Reiches liberale Strömungen.
Was sich als österreichisches Biedermeier präsentiert, in dem auch der am Kaiserhof unter Obhut seines Großvaters stehende Sohn Napoleons I., der Herzog von Reichstadt (1811 – 1832), aufwuchs, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als eine sehr gewaltsame Periode. Österreich beteiligte sich an militärischen Interventionen zur Niederschlagung revolutionärer Bewegungen. Nach dem Tod von Kaiser Franz I. 1835 verschärften sich die Probleme unter der Regierung seines wenig begabten Sohnes Kaiser Ferdinands I. (1793 – 1875).
Am 13. März 1848 brach auch im Kaisertum Österreich
die Revolution aus. In Prag
wurde die revolutionäre Bewegung blutig
niedergeschlagen. In Wien gelang es den Aufständischen, die in der
Stadt befindlichen k. k. Truppen zum Abziehen zu veranlassen. Erst im
Oktober konnte die Kaiserstadt unter Aufbietung großer militärischer
Mittel von Feldmarschall Alfred Fürst Windisch-Graetz und dem Banus von
Kroatien, Feldmarschallleutnant Joseph Graf Jelačić von Bužim,
zurückerobert werden. In Ungarn und Italien sollte die Zukunft der
habsburgischen Herrschaft hingegen noch länger ungewiss bleiben.
Franz-Joseph-Saal - Die Niederlage Österreichs im Jahre 1866 hatte für die Habsburgermonarchie weitreichende Folgen. Sie verlor ihren Einfluss auf die Politik der deutschen Staaten und in Italien und führte eine Strukturreform durch, die als „Ausgleich“ bezeichnet wurde. Mit ihm wurde das Verhältnis der Länder der ungarischen Krone zum übrigen Reich neu geregelt. Die Habsburgermonarchie zerfiel nun in zwei Reichsteile, nämlich die „im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder“ (Cisleithanien) und die Länder der ungarischen Krone (Transleithanien). Von 1867 an galten nur mehr drei Bereiche als gemeinsame Reichsangelegenheit, nämlich die Außen-, die Finanz und die Militärpolitik. Obwohl damit eine gesamtstaatliche Armee erhalten blieb, hatte der Ausgleich auch für das Heer weitreichende Folgen.
Die Friedensperiode von 1867 bis 1914 wurde aus österreichisch-ungarischer Sicht nur von einem größeren militärischen Ereignis unterbrochen, dem sogenannten Okkupationsfeldzug von 1878. Damals besetzten österreichisch-ungarische Truppen auf Basis der Beschlüsse des Berliner Kongresses unter dem Kommando von Feldzeugmeister Joseph Freiherrn Philippović von Philippsberg (1818 – 1889) die osmanischen Provinzen Bosnien und Herzegowina. Diese Okkupation wurde 1908 in eine Annexion umgewandelt. Damit verschärften sich allerdings die Spannungen zwischen Österreich-Ungarn, Serbien und Russland zu einer Zeit, als die Entwicklung der Balkanhalbinsel allgemein von großer Instabilität, Grenzverschiebungen und einer Verdrängung des Osmanischen Reiches geprägt war. Immer mehr drohten die Krisen am Balkan zu einer Bedrohung für den Frieden in Europa zu werden. Österreich-Ungarn stützte sich dabei außenpolitisch vor allem auf den seit 1879 mit dem Deutschen Reich bestehenden „Zweibund“, der 1882 um Italien zum „Dreibund“ erweitert worden war.
Nach einigen Jahrzehnten zeigte sich auch, dass der
Ausgleich von 1867 keine befriedigende Lösung für das Habsburgerreich
gebracht hatte und dass den Forderungen der insgesamt elf größeren
Nationalitäten nur dann entsprochen werden konnte, wenn es zu einem
abermaligen und radikalen Umbau der Struktur des Reiches kam. Die
Hoffnung, dass dies gelingen könnte, verband sich zunächst mit der
Person des Kronprinzen Rudolf und nach dessen Tod mit dem neuen
Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand (1863 – 1914). Dieser hatte von
Kaiser Franz Joseph zwar keine politischen, wohl aber militärische
Aufgaben übertragen bekommen und sollte im Kriegsfall auch den
Oberbefehl ausüben. Allerdings trachtete gerade Franz Ferdinand,
Österreich-Ungarn aus Kriegen herauszuhalten, nicht zuletzt, um eine
Reichsreform durchführen zu können. Aufgrund gegensätzlicher Interessen
und vielfältiger innenpolitischer Blockaden kam es in den letzten
Jahren der Regentschaft Kaiser Franz Josephs jedoch zu keiner
umfassenden Reform mehr, weshalb es trotz kleinerer Anpassungen nicht
gelang, die nationalitätenpolitischen Spannungen zu überwinden. Die
Zahl jener, die nicht mehr an eine Reformierbarkeit dieses Staates
glaubten und daher für dessen Auflösung eintraten, wuchs.
Als der Thronfolger Franz Ferdinand am Sonntag, dem 28. Juni 1914, zusammen mit seiner Gemahlin, Herzogin Sophie von Hohenberg (1868 – 1914), von einem bosnisch-serbischen Nationalisten ermordet wurde, meinten die politischen Entscheidungsträger, zu einem vermeintlich „lokalen Krieg“ gegen Serbien bereit sein zu müssen, um den Fortbestand des Habsburgerreiches zu sichern. Die außenpolitischen Entscheidungsträger Österreich-Ungarns betrachteten das Attentat auf den Thronfolger als Teil einer seit Jahren währenden, von Serbien ausgehenden Politik, die auf die Abtrennung Bosniens und Herzegowinas und möglicher weiterer südslawischer Gebiete von der Habsburgermonarchie zielte, und machten dafür zumindest indirekt die serbische Regierung verantwortlich.
Ein Ultimatum mit äußerst harten Bedingungen sollte sicherstellen, dass diese Bedrohung ausgeschaltet würde – nötigenfalls auch mit militärischen Mitteln. Gestützt auf Beistandsversicherungen Russlands wies Serbien einzelne der Forderungen des Ultimatums zurück. Der beabsichtigte „lokale Krieg am Balkan“, der mit der österreichisch-ungarischen Kriegserklärung am 28. Juli 1914 ausgelöst wurde, eskalierte aufgrund des tiefgehenden gegenseitigen Misstrauens, des polarisierten Bündnissystems und der militärischen Erfordernisse der Mobilisierungsplanungen innerhalb einer Woche zum europäischen und dann zum Weltkrieg. Damit standen Österreich-Ungarn, das Deutsche Reich und (ab Oktober 1914) das Osmanische Reich als „Mittelmächte“ auf der einen Seite den „Entente“-Staaten Russland, Frankreich und Großbritannien sowie Serbien und Belgien auf der anderen Seite gegenüber.
1915 erklärte Italien, das auf die Annexion der
italienischsprachigen Gebiete und Teile der Adriaküste der
Donaumonarchie abzielte, dem Habsburgerreich den Krieg, obwohl es noch
bis April 1915 im Dreibund mit diesem verbündet gewesen war. Durch die
Eröffnung dieser neuen Front im Südwesten, die vom Raum Görz bis hin
zum Hochgebirge Südtirols reichte, war Österreich-Ungarn erneut in eine
schwierige Situation geraten.
Im Mai 1916 scheiterte Österreich-Ungarn mit seinem Versuch, durch eine Offensive aus Südtirol Italien zu besiegen. Am Isonzo konnte den von 1915 bis Ende 1916 insgesamt neun italienischen Offensiven nur mit Mühe Stand gehalten werden; im Osten führten die russische Brussilow-Offensive und der Kriegseintritt Rumäniens auf Seiten der Entente neuerlich zu einer existenziellen Krise für die k. u. k. Armee. Doch noch im selben Jahr gelang es deutschen, österreichisch-ungarischen, bulgarischen und osmanischen Truppen überraschend schnell, einen Großteil Rumäniens zu besetzen und die Front gegenüber Russland zu stabilisieren. 1917 begann sich die russische Armee aufgrund der innenpolitischen Entwicklung immer mehr aufzulösen, und mit der Oktoberrevolution wurde eine Entwicklung angestoßen, die zu Friedensschlüssen der Mittelmächten mit (Sowjet-)Russland und in weiterer Folge auch Rumänien führte. An der Südwestfront brachte eine gemeinsame deutsch-österreichisch-ungarische Offensive Italien in der 12. Isonzoschlacht an den Rand des militärischen Zusammenbruches. Da es dem deutschen Heer gleichfalls gelungen war, die mit großer Intensität geführten gegnerischen Angriffsoperationen an der Westfront abzuwehren, schien die militärische Situation für die Mittelmächte zu Beginn des Jahres 1918 äußerst vielversprechend zu sein.
Doch die militärische Lage verstellte den Blick auf die im Deutschen Reich, vor allem aber in Österreich- Ungarn immer chaotischer werdenden inneren Verhältnisse. Die Ernährungskrise erreichte 1918 katastrophale Ausmaße. Österreich-Ungarn, das bereits im Frieden mit großen Nationalitätenproblemen zu kämpfen gehabt hatte, war immer mehr vom Zerfall bedroht. Nach dem Tod Kaiser Franz Josephs im November 1916 bemühte sich sein Nachfolger, Kaiser Karl I. (1887 – 1922), wohl intensiv um einen Friedensschluss, blieb aber erfolglos. 1918 kam es zu Streiks und Meutereien. Schließlich begann sich im Laufe des Jahres 1918 auch der schon 1917 durch den deutschen U-Bootkrieg ausgelöste Kriegseintritt der USA militärisch auszuwirken. Bis August 1918 trafen 1,3 Millionen US-amerikanische Soldaten in Europa ein. Im Frühjahr 1918 scheiterten sowohl die letzten deutschen Großoffensiven in Frankreich als auch jene der k. u. k. Armee am Piave und damit auch der letzte Versuch, doch noch eine militärische Entscheidung zugunsten der Mittelmächte zu erzwingen.
Im Herbst 1918 begann die Auflösung der
Habsburgermonarchie, und auch der Zerfall der Armee war unaufhaltsam.
Am 3. November 1918 unterzeichnete Österreich-Ungarn in der Villa
Giusti bei Padua einen Waffenstillstand. Zu diesem Zeitpunkt waren auf
dem Gebiet der Habsburgermonarchie bereits nationale Nachfolgestaaten
gebildet worden. Europa war anders geworden.
Republik und Diktatur – Österreich 1918 bis 1945
Noch bevor der Waffenstillstand den Krieg beendete, hatte sich auch für die deutschsprachigen Bewohner der Habsburgermonarchie ein Nationalrat formiert, der am 30. Oktober 1918 für das deutschsprachige Gebiet eine erste Staatsregierung berief. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass die anderen Nachfolgestaaten einen neuerlichen Zusammenschluss in einem Staatenbund ablehnten, wurde am 12. November 1918 nicht nur der zunächst „Deutschösterreich“ genannte Staat zur Republik erklärt, sondern gleichzeitig auch der Wille bekundet, Deutschland beitreten zu wollen. Dieser Anschluss Österreichs an Deutschland wurde von den Alliierten im Friedensvertrag von St. Germain jedoch verboten. Eine Zeitlang musste auch um die Grenzen des neuen Staates gekämpft werden, wobei die Südgrenze Kärntens und die Angliederung des Burgenlandes besonders strittig waren. Außerordentlich schwierig war auch die Schaffung einer soliden wirtschaftlichen Grundlage.
Da sich die politischen Kräfte in Österreich
misstrauisch gegenüberstanden und Gewalt die politische Kultur immer
mehr zu prägen begann, entstanden mehrere rivalisierende
paramilitärische Verbände, von denen die dem bürgerlichen Lager
zugerechneten Heimwehrverbände, der Republikanische Schutzbund der
Sozialdemokratischen Partei, die Frontkämpfervereinigung und später die
Ostmärkischen Sturmscharen sowie der Freiheitsbund die bedeutendsten
waren. Schließlich kamen noch die paramilitärischen Formationen der
Nationalsozialisten hinzu. Die Wehrverbände übertrafen zeitweilig die
Kräfte des Bundesheeres um ein Vielfaches. Als im burgenländischen
Schattendorf ein Aufeinandertreffen von Sozialdemokraten und
Frontkämpfervereinigung eskalierte – zwei Tote waren zu beklagen – und
die Täter freigesprochen wurden, kam es zu Demonstrationen. Der
Polizeieinsatz forderte 84 Tote, der Justizpalast wurde in Brand
gesetzt. Von 1927 an herrschten dann bürgerkriegsähnliche Zustände. Die
österreichische Regierung wurde immer autoritärer, und 1933 nutzte
Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (1892 – 1934) eine
Geschäftsordnungskrise im Parlament, um dieses auszuschalten und ein
autoritäres Regime („Austrofaschismus“)
zu errichten, unter dem auch
die Verfassung aufgehoben wurde. Zum offenen Bürgerkrieg kam es im
Februar 1934 mit einem Aufstand des Schutzbundes und im Juli 1934 mit
der Ermordung von Bundeskanzler Dollfuß durch Nationalsozialisten sowie
ausgedehnten Kampfhandlungen in Wien und einigen Bundesländern.
International lehnte sich Österreich zunächst eng an das faschistische
Italien an, war nach dessen Annäherung an NS-Deutschland aber zunehmend
isoliert. Als klar wurde, dass Adolf Hitler (1889 – 1945) trotz
weitreichender österreichischer Zugeständnisse im Berchtesgadener
Abkommen (12. Februar 1938) weiter an einer Annexion Österreichs
festhielt, setzte Bundeskanzler Kurt Schuschnigg (1897 – 1977) für den
13. März 1938 eine Volksbefragung über die Unabhängigkeit Österreichs
an. Hitler reagierte darauf mit dem Befehl zum militärischen Einmarsch
in Österreich und dem gewaltsamen Anschluss
des Landes an das Deutsche
Reich.
Die nationalsozialistische Diktatur führte in
Österreich nicht nur zu einem Elitenwechsel, zwangsweiser Emigration
und Verfolgung, sondern machte das Land auch in kürzester Zeit
kriegsbereit. Rund 1,2 Millionen aus Österreich stammende Soldaten
gehörten im Verlauf des vom Deutschen Reich mit dem Angriff auf Polen
am 1. September 1939 ausgelösten Zweiten
Weltkrieges der Wehrmacht oder
Waffen-SS an und fanden sich an allen Fronten, wobei von der
verlustreichen Schlacht um Stalingrad besonders viele Österreicher
betroffen waren. Während des gesamten Krieges fielen rund 250.000
österreichische Soldaten oder blieben dauernd vermisst. Österreicher
kämpften jedoch auch in den alliierten Armeen gegen das NS-Regime.
Während des gesamten Zeitraumes nationalsozialistischer Herrschaft in Österreich wurden beinahe 100.000 Österreicherinnen und Österreicher aufgrund der NS-Verfolgung und etwa 24.000 österreichische Zivilistinnen und Zivilisten aufgrund des Luftkrieges und der Kampfhandlungen auf österreichischem Boden getötet. Bereits Mitte April 1945 und damit vor Kriegsende war es Karl Renner (1870 – 1950) jedoch gelungen, eine neue österreichische Regierung zu bilden, die am 27. April 1945 die Unabhängigkeit des Landes proklamierte und damit die Zweite Republik begründet.
Die Patrouillenfahrzeuge der Wiener Interalliierten
Kommandantur waren während der Besetzung Österreichs mit Fähnchen der
Besatzungsmächte gekennzeichnet. Damit sollte weithin sichtbar gemacht
werden, dass es sich nicht um das Fahrzeug einer einzelnen
Besatzungsmacht, sondern um ein solches der Alliierten Kommission für
Österreich handelte. Nach der Befreiung und Besetzung Österreichs im
Frühjahr 1945 dauerte es noch bis Anfang Juli, ehe die von Amerikanern,
Briten, Franzosen und Sowjets ausgehandelten Verträge über die Teilung
und Besetzung Österreichs Geltung erlangten.
Am 11. September 1945 nahm in Wien, das seinerseits viergeteilt war,
die Alliierte Kommission ihre Arbeit auf. Sie war bis zum Abschluss des
österreichischen Staatsvertrages 1955 die oberste Autorität. Während
aber in den einzelnen Besatzungszonen jede Besatzungsmacht für sich
Maßnahmen zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung traf, erledigte
das in Wien zusätzlich die Interalliierte Militärpatrouille der „Vier
im Jeep“ und machte damit die funktionierende Zusammenarbeit der
Alliierten deutlich.
Mit dem damaligen Bundespräsidenten Karl Renner
ließ sich das Abbild eines Mannes schaffen, der für die Geschichte der
österreichischen 1. und 2. Republik wie kein anderer Bedeutung
erlangte. Der 1870 in Unter-Tannowitz in der Nähe von Nikolsburg (heute
Mikulov, Tschechien) geborene Renner hatte von 1918 bis 1920 die
Funktion des Staatskanzlers inne und leitete auch die österreichische
Delegation bei den Friedensverhandlungen in Saint-Germain.
1931 bis 1933 war er 1. Präsident des Nationalrates. 1938 befürwortete
er zwar den Anschluss, distanzierte sich aber bald vom
Nationalsozialismus. Im April 1945 nahm der damals in Gloggnitz lebende
sozialdemokratische Politiker Kontakt mit der Roten Armee auf und
gewann das Vertrauen der sowjetischen Offiziere. Trotz seines Alters
erschien er auch Stalin als Regierungschef einer provisorischen
österreichischen Regierung geeignet. Renner konnte schließlich am 27.
April 1945 tatsächlich eine solche österreichische Regierung bilden und
die Unabhängigkeit Österreichs verkünden. Nach den ersten freien Wahlen
in der Zweiten Republik wurde Renner im Dezember 1945 Bundespräsident.
Er starb zu Sylvester 1950.
Gustinus Ambrosi, der am 24. Februar 1893 in Eisenstadt geboren wurde,
war seit seinem 7ten Lebensjahr taub. Er schuf Zeit seines Lebens mehr
als 2.500 Skulpturen in Form von Kolossalplastiken, Gruppen und
Porträtbüsten. Der nicht nur als Bildhauer, sondern auch als Dichter
kreativ tätig gewesene Künstler schied am 1. Juli 1975 durch Selbstmord
aus dem Leben.
* * *
Mit der Besetzung Venedigs infolge des Friedens von
Campo Formio (1797) erhielt Österreich eine maßgebliche Kriegsmarine.
Ihr Haupthafen war während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Venedig, doch dann wurden Pola und Cattaro zu großen Kriegshäfen
ausgebaut und dienten bis zum Ende der Monarchie als Flottenbasen. An
Bedeutung gewann die Marine für die Außen-und Sicherheitspolitik der
Habsburgermonarchie erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im
Zusammenhang mit dem Entstehen eines italienischen Nationalstaates. Die
Beteiligung der Marine am Deutsch-Dänischen Krieg und am Krieg von 1866
machte ihr Potenzial deutlich und der Seesieg Wilhelm von Tegetthoffs
bei Lissa (1866) über die italienische Flotte hob ihr Ansehen. Neben
den großartigen Galionsfiguren und Schiffsmodellen sowie den einzigen
erhalten gebliebenen Ballon-Abwurfbomben (System Uchatius), die 1849
bei der Belagerung Venedigs zum Einsatz gekommen waren, finden sich zu
diesem Abschnitt der Marinegeschichte Erinnerungsstücke an die meisten
Flottenkommandanten und Darstellungen der österreichischen
Flottenpräsenz.
Während des Ersten Weltkrieges war die k. u. k.
Kriegsmarine vor allem mit dem Schutz der dalmatinischen Küste
beschäftigt. Ihr Operationsgebiet blieb aufgrund der durch die
Alliierten bei Otranto errichteten Blockade auf die Adria beschränkt.
Getragen wurde die Seekriegführung in der Adria aber nicht so sehr von
den stark gepanzerten Schlachtschiffen, sondern vor allem von den
kleineren Einheiten – Zerstörern, Torpedo- und U-Booten. Sie hielten
zusammen mit den Seefliegern die Küstengewässer und Versorgungswege
über die Adria feindfrei. Auf die im Krieg beträchtlich gestiegene
Bedeutung der U-Boote, die auch als einzige jenseits der Straße von
Otranto operierten, verweist in der Ausstellung unter anderem der Turm
des in der nördlichen Adria gesunkenen österreichisch-ungarischen
Unterseebootes U 20, der 1962 gehoben wurde. Gleichsam symbolisiert
dieses Exponat aber auch das Ende der k. u. k. Kriegsmarine. Mit dem
Zerfall Österreich-Ungarns im Herbst 1918 wurden die Schiffe der
ehemaligen k. u. k. Kriegsmarine auf die Nachfolge- und Siegerstaaten
aufgeteilt, womit die Geschichte der österreichischen Seemacht ihren
Abschluss fand.
Öffnungszeiten: Täglich von 9 bis 17 Uhr
Eintrittspreis 2020: € 7,00