HGM Wien

Heeregeschichtliches Museum Wien, Juli 2020

Mit über 1,2 Millionen Objekten besitzt das HGM eine Sammlung, die es zu einem der bedeutendsten militärhistorischen Museen weltweit macht – genauer zu einem Museum, das mehr als vier Jahrhunderte der Österreichischen Streitkräfte thematisiert und damit zugleich die Geschichte der Habsburgermonarchie sowie Österreichs zeigt.


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Der Museumsbau selbst liegt direkt im Herzen des Arsenals, einem architektonischen Meisterwerk aus 31 Backsteinbauten. Innerhalb dieses Ensembles, welches aus über 177 Millionen Ziegeln errichtet wurde, bekommt das HGM seine einzigartige Aura. Neben seiner bewegten Geschichte, ist es auch das älteste Museumsgebäude Wiens, denn das Arsenal wurde ab der Mitte des 19. Jahrhunderts als großer Militärkomplex errichtet.

 

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Heute präsentiert sich das Museum modern und zeitgemäß – auch durch seinen Leitspruch „Kriege gehören ins Museum“. Das HGM zeigt fast ausschließlich Originale, also Objekte, die einen unvergleichlichen historischen Wert haben. Mit ihnen wird im HGM ein wichtiger Teil der Geschichte der Habsburgermonarchie seit dem 30-jährigen Krieg bis 1918 sowie Österreichs Schicksal bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erzählt.


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Die Feldherrenhalle - Das Vestibül des Gebäudes bringt besonders deutlich die ursprüngliche Intention des Museumsbaues zum Ausdruck, eine „Ehrenhalle der Armee“ zu schaffen, wie es Kaiser Franz Joseph I. (1830 – 1916) am 28. Februar 1863 in seiner Entschließung formuliert hatte. Dieser Zielsetzung entsprechend sollten prominent platzierte Statuen an die „berühmtesten, immerwährender Nacheiferung würdigen Kriegsfürsten und Feldherren Österreichs“ erinnern, angefangen mit dem 994 n. Chr. verstorbenen Babenberger Marktgrafen Leopold I. bis hin zu den kaiserlichen Feldherren der bürgerlichen und nationalen Revolutionen von 1848. Sämtliche der mit einer Statue gewürdigten Offiziere, die ab der Mitte des 18. Jahrhunderts als Heerführer gewirkt hatten, waren Träger des im Jahre 1757 gestifteten Militär-Maria Theresien-Ordens.


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Die Verteilung der Statuen im Raum orientiert sich grundsätzlich an chronologischen Gesichtspunkten und soll so eine Traditionslinie „ruhmreicher Feldherren“ vermitteln, auf deren Schultern gleichsam die Macht- stellung des Habsburgerreiches entstehen habe können. Allerdings wird teilweise vom chronologischen Prinzip abgegangen und nach inhaltlichen Gesichtspunkten, Reputation oder sozialem Status differenziert. 56 der insgesamt 60 Statuen sind im Vestibül untergebracht und begründen damit dessen Bezeichnung als „Feldherrenhalle“. Von diesen sind wiederum jeweils vier Statuen um einen der zwölf Pfeiler gruppiert und je zwei Statuen befinden sich links und rechts der Ausgänge des Raumes.

Nach der Auftragsvergabe 1864 wurden die Skulpturen von insgesamt 31 verschiedenen Bildhauern zwischen 1865 und 1877 geschaffen. Die Ausführung erfolgte einheitlich in Carrara-Marmor, jeweils mit einer Höhe von 186 cm. Bemerkenswerterweise erfolgte lediglich für die Hälfte der Statuen eine Finanzierung aus öffentlichen Mitteln. Die Herstellung der übrigen hingegen wurde von privaten Förderern getragen, wobei es sich vielfach um Nachfahren der dargestellten Persönlichkeiten handelte.


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Franz Joseph I. (* 18. August 1830 im Schloss Schönbrunn, seit 1892 in Wien; † 21. November 1916 ebenda), auch Erzherzog Franz Joseph Karl von Österreich aus dem Haus Habsburg-Lothringen, war vom 2. Dezember 1848 bis zu seinem Tod Kaiser von Österreich. Mit einer Regierungszeit von nahezu 68 Jahren übertraf er jeden anderen Regenten seiner Dynastie. Gleichzeitig war er Apostolischer König von Ungarn und König von Böhmen.


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Der Große Titel des Kaisers von Österreich war die offizielle Aufzählung der Kronen, Titel und Würden, die die vier Kaiser von Österreich von der Begründung des Kaisertums 1804 bis zum Ende der Monarchie 1918 trugen. Er geht auf Franz I. zurück, der ihn in der Kaiserproklamation vom 11. August 1804 festlegte.

Der Große Titel Franz Josephs I. lautete seit dem 29. Jänner 1869 wie folgt:

 Seine Kaiserliche und Königliche Apostolische Majestät
 N.N.
 von Gottes Gnaden Kaiser von Österreich,
 König von Ungarn und Böhmen, von Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien;
 König von Jerusalem etc.;
 Erzherzog von Österreich;
 Großherzog von Toskana und Krakau;
 Herzog von Lothringen, von Salzburg, Steyer, Kärnten, Krain und der Bukowina;
 Großfürst von Siebenbürgen, Markgraf von Mähren;
 Herzog von Ober- und Niederschlesien, von Modena, Parma, Piacenza und Guastalla, von Auschwitz und Zator, von Teschen, Friaul, Ragusa und Zara;
 Gefürsteter Graf von Habsburg und Tirol, von Kyburg, Görz und Gradisca;
 Fürst von Trient und Brixen;
 Markgraf von Ober- und Niederlausitz und in Istrien;
 Graf von Hohenems, Feldkirch, Bregenz, Sonnenberg etc.;
 Herr von Triest, von Cattaro und auf der Windischen Mark;
 Großwojwode der Woiwodschaft Serbien
 etc., etc.


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Die Ruhmeshalle bildet den architektonischen Mittelpunkt des Museumsgebäudes und besteht aus insgesamt drei durch Säulengänge verbundene Säle, wobei der mittlere Hauptsaal von einer eindrucksvollen, rund 26,5 m hohen Kuppel überwölbt wird​.

 

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Die ornamentale Ausgestaltung dieser Räumlichkeiten geht auf Entwürfe des dänischen Museumsarchitekten Theophil Hansen (1813 – 1891) zurück. Die Umsetzung der Marmorarbeiten an der Wand sowie der als Einlegearbeit ausgeführten Wappen erfolgte durch den Stuckateur Hieronymus Moosbrugger (1808 – 1858). Das Fußbodenmosaik, welches aufgrund von Kriegsschäden leider nur in Resten der Fensterwand im Originalzustand vorhanden ist, stammt von der Wiener Marmorierfirma Odorico.


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Prägend für das Erscheinungsbild der Ruhmeshalle ist sicherlich die außerordentlich reich gestaltete Ausschmückung selbst. Insgesamt 45 Deckenfresken zieren die Kuppel, das Kuppelfries, die Pendentifs sowie Wand- und Gurtbögen. Sie stammen aus der Hand des Historien- und Genremalers Carl (von) Blaas (1815 – 1894) und wurden in den Jahren 1858 bis 1871 gemalt. Die Fresken zeigen, neben vier allegorischen Figurendarstellungen im Kuppelfries, Szenen aus den von der kaiserlichen Armee siegreich geschlagenen Schlachten sowie bedeutende Episoden der Militärgeschichte. Dabei spannt sich der historische Bogen von der legendenumrankten Erstürmung Melks durch Leopold I., den ersten Markgrafen aus der Dynastie der Babenberger, über die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, die Kriege gegen die Osmanen, die Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen, die Ära Maria Theresias und die Napoleonischen Kriege bis hin zur Schlacht von Novara am 24. März 1849 gegen Sardinien-Piemont.


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Vom Dreißigjährigen Krieg bis Prinz Eugen - Die ersten Abschnitte des Museums sind dem Europa des 16. und 17. Jahrhunderts gewidmet. Der Kampf um Macht, Territorien und Einfluss führte immer wieder zu kriegerischen Konflikten, in denen das Heilige Römische Reich, dessen politisches Zentrum sich nun endgültig in die Habsburgermonarchie verschoben hatte, eine wichtige Rolle spielte. Der Konflikt zwischen dem Kaiser und den Reichsfürsten und Ständen wie auch die Konkurrenz der Großmächte fand schließlich im Dreißigjährigen Krieg einen vorläufigen Höhepunkt. Mit den Veränderungen im Gefüge der europäischen Mächte ging eine solche des Militärwesens Hand in Hand. Die mittelalterlichen Ritterheere gehörten der Vergangenheit an. Stattdessen beherrschten die Söldner die Schlachtfelder. Doch die Aufbringung der für diese Heere benötigten Geldmittel wurde zunehmend ein Problem, vor allem, da es nicht nur darum ging, relativ große Heere von bis zu 100.000 Soldaten aufzustellen, sondern diesen auch modernere und teurere Waffen zu geben.


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Das Werden einer Großmacht im 17. Jahrhundert - Der Siegeszug der Feuerwaffen war nicht mehr aufzuhalten. Die kaiserlichen Heere, die bis zum Dreißigjährigen Krieg uneinheitlich ausgerüstet und jeweils nur für Feldzugsdauer angeworben worden waren, wurden in ein dauernd besoldetes „stehendes“ Heer überführt. Die Finanzierung dieser Truppenmassen erfolgte wegen der chronischen Geldnot des Kaisers zum Teil durch sogenannte Kriegsunternehmer wie Albrecht von Wallenstein (1583 – 1634), Herzog von Friedland und Sagan. Er war auch einer der bedeutendsten Feldherren seiner Zeit. Wallenstein trug wie kein anderer dazu bei, in dem zeitweilig als Glaubenskrieg verstandenen Dreißigjährigen Krieg die kaiserlichen Truppen siegreich zu führen. Ihm gelang es, nachdem er zeitweilig seiner Ämter enthoben gewesen und Schweden in den Krieg eingetreten war, eine neuerliche militärische Wende herbeizuführen. In der Schlacht bei Lützen 1632 konnten sich die von ihm geführten kaiserlichen Truppen erstmalig in gänzlich offener Feldschlacht gegen ein von Gustav II. Adolf befehligtes Heer behaupten, wobei der schwedische König fiel. Der Krieg zog sich allerdings noch über 16 Jahre hin und endete erst mit dem Frieden von Münster und Osnabrück 1648.


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Während des Dreißigjährigen Krieges blieb es an der Ostgrenze der Habsburgermonarchie relativ ruhig. Die Osmanen, die im 16. Jahrhundert immer wieder nach dem Westen und Norden vorgedrungen waren und 1529 Wien ein erstes Mal belagert hatten, griffen in die Kämpfe in Mitteleuropa vorerst nicht ein. Doch Ostmittel- und Südosteuropa gehörten nach wie vor zum Osmanischen Reich, und die Sorge vor neuerlichen Vorstößen blieb bestehen. Erst in den 1660er Jahren drangen die völlig anders als die mitteleuropäischen Heere organisierten und teilweise anders bewaffneten Osmanen wieder nach dem Westen vor und wurden am 1. August 1664 bei St. Gotthard an der Raab (Mogersdorf) von einem europäischen Heer unter dem kaiserlichen Feldmarschall Raimund Fürst Montecuccoli (1609 – 1680) geschlagen.


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Zwanzig Jahre später trat das osmanische Vordringen in seine entscheidende Phase, als ein osmanisches Heer unter dem Großwesir Kara Mustapha (1634 oder 1635 – 1683) im Juli 1683 bis nach Wien zog. Die Entsatzschlacht vor Wien, in der kaiserliche, polnische und Reichstruppen unter dem Oberbefehl des polnischen Königs Johann III. Sobieski (1629 – 1696) am 12. September 1683 über das türkische Belagerungsheer siegten, brachte die Wende und den Anfang der Zurückdrängung der Osmanen. Die Befreiung der etwa 150 Jahre von den Osmanen besetzten Hauptstadt Ungarns, Ofen, 1686 und die Einnahme Belgrads 1688 waren die unmittelbaren Folgen. Dabei taten sich nicht nur Herzog Karl V. von Lothringen (1643 – 1690) und Markgraf Ludwig von Baden-Baden (1655 – 1707) („Türkenlouis“) als kaiserliche Feldherren hervor, sondern immer mehr auch Prinz Eugen von Savoyen (1663 – 1736). Letzterer siegte, nachdem er Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen geworden war, 1697 bei Zenta an der Theiß. Mit dem Frieden von Karlowitz 1699 endete die osmanische Herrschaft im östlichen Mitteleuropa. Ungarn und Siebenbürgen wurden mit der Habsburgermonarchie verbunden.

Österreich war zur Großmacht geworden.


Parallel zur Herausforderung durch das Osmanische Reich war das Habsburgerreich auch mit einer unter König Ludwig XIV. (1638 – 1715) expansionistisch geprägten französischen Außenpolitik konfrontiert. Dies hatte seit den 1670er Jahren mit dem Französisch-Holländischen Krieg (1672 – 1678), dem Reunions-Krieg (1683/84) und dem Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 – 1697) bereits zu drei europaweiten Konflikten geführt und gipfelte schließlich im Spanischen Erbfolgekrieg (1701 – 1714). In ihm befehligte Prinz Eugen die kaiserlichen Truppen in Süddeutschland, Italien und in den Niederlanden. In der Folge zog er in einen weiteren Krieg gegen die Osmanen, der mit den Siegen von Peterwardein (1716) und Belgrad (1717) seine Höhepunkte und mit dem Frieden von Passarowitz (1718) seinen Abschluss fand. Die Habsburgermonarchie festigte damit nicht zuletzt auf der Basis der militärischen Erfolge Prinz Eugens immer deutlicher ihre Stellung als europäische Großmacht.


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Kaum zur Großmacht geworden, schien aber die Existenz des Habsburgerreiches auch schon wieder auf dem Spiel zu stehen. Zunächst dominierte noch die Erinnerung an die Siege über die Osmanen, vor allem die Einnahme Belgrads. Doch schon ein im Zeichen des Bündnisses mit dem erstarkenden Russland 1737 bis 1739 geführter weiterer „Türkenkrieg“ brachte Kaiser Karl VI. den Verlust der meisten Gebietserwerbungen von 1718. Vergeblich versuchte der Kaiser, durch die Pragmatische Sanktion seiner Tochter Maria Theresia (1717 – 1780) das Erbe des habsburgischen Länderkomplexes zu sichern. Nach dem Tod ihres Vaters musste die mit Franz Stephan von Lothringen (1708 – 1765) verheiratete Maria Theresia im sogenannten Österreichischen Erbfolgekrieg (1740 – 1748) ihre Länder gegen fast alle Nachbarn verteidigen. An der Spitze ihrer Gegner stand König Friedrich II. von Preußen (1712 – 1786), dem sie schließlich Schlesien abtreten musste.

Die von Maria Theresia in der Folge eingeleiteten Reformen hatten zum Ziel, nicht nur einen notwendigen Modernisierungsschub zu bewirken, sondern auch die Rückgewinnung der verlorenen Gebiete zu erreichen. Die besondere Fürsorge galt dabei der Armee. Die Monarchin hatte das Glück, nicht nur gute Feldherren wie Khevenhüller (1683 – 1744), Daun (1705 – 1766) und Laudon (1717 – 1790), sondern auch organisatorische Talente wie Lacy (1725 – 1801) zu haben, denen schließlich im Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) zumindest die Behauptung der Großmachtstellung der Habsburgermonarchie gelang. Die Rückeroberung Schlesiens schlug jedoch fehl.


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In den vier Jahrzehnten der Regierung Maria Theresias (1740 – 1780) wandelte sich das Erscheinungsbild der kaiserlichen Armee dadurch, dass die Uniformierung und Vereinheitlichung vorangetrieben wurden. Die Gründung der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt (1751) sollte das Ausbildungsniveau der Offiziere anheben. Die Errichtung von Invalidenhäusern verbesserte die Situation der einfachen Soldaten, die bei Verwundungen oder im Alter bisher mit einem besonders harten Schicksal konfrontiert gewesen waren. Neben der meist nur vorgeblich auf Freiwilligkeit beruhenden „Werbung“ wurde mit der Konskription in einigen Teilen der Monarchie, vor allem in den österreichischen Erblanden, eine Vorstufe der allgemeinen Wehrpflicht eingeführt. Fast bedeutsamer war noch, dass es gelang, das Ansehen der Soldaten im Allgemeinen und der Offiziere im Besonderen zu heben. Für ihre Leistungen konnten diese nun in den Adelsstand erhoben werden. Ein besonders prestigereicher Weg zur sogenannten „Nobilitierung“ führte über den Militär-Maria Theresien-Orden, der nach der für das Habsburgerreich siegreichen Schlacht von Kolin (1757) gestiftet worden war. Er wurde für herausragende, aus Eigeninitiative unternommene Taten verliehen, die, wie es hieß, „auch ohne Tadel unterlassen hätten werden können“.

Der Sohn Maria Theresias, Joseph II. (1741 – 1790), führte sowohl als Mitregent (1765 – 1780) als auch als Alleinherrscher (1780 – 1790) das Reformwerk weiter. Er ging dabei weit über seine Mutter hinaus und war bestrebt, die Habsburgermonarchie im Geist des „aufgeklärten Absolutismus“ zu modernisieren. Die starken Zentralisierungstendenzen, übermäßige Regulierung und die Herausforderung traditioneller Eliten führten in seinen letzten Regierungsjahren jedoch zu vermehrtem Widerstand gegen seine Politik.


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Ruhmeshalle


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Die an den Wänden der Ruhmeshalle angebrachten, insgesamt 43 Tafeln aus rotem Marmor erinnern primär an die zwischen dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1618) und dem Ende des Ersten Weltkrieges (1918) gefallenen Offiziere (ab dem Obersten-Rang) des kaiserlichen Heeres. Neben den bereits im Jahre 1890 angebrachten Tafeln wurden weitere sechs Tafeln während der Zwischenkriegszeit im Gedenken an die im Weltkrieg gefallenen Offiziere der k. u. k. Armee montiert.


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Saal der Revolutionen - Am Ende der Regierungszeit Josephs II. war das Habsburgerreich gemeinsam mit Russland neuerlich in einen teuren, jedoch wenig erfolgreichen Krieg gegen das Osmanische Reich verwickelt. Währenddessen vollzogen sich in Frankreich Umbrüche von welthistorischer Tragweite.

Am 14. Juli 1789 stürmten in Paris aufgebrachte Volksmassen die Bastille, das Staatsgefängnis, Symbol der verhassten Herrschaft König Ludwigs XVI. Im April 1792 erfolgte die Kriegserklärung Frankreichs an das Habsburgerreich. Dieses schloss sich mit Preußen und Großbritannien zur Ersten Koalition zusammen. Der nachfolgende Krieg dauerte bis 1797 und endete mit der Niederlage der Verbündeten. Die Habsburgermonarchie musste die Österreichischen Niederlande und die Lombardei abtreten, erhielt dafür jedoch Venetien zugesprochen. Als französischer General war in diesem Krieg Napoleon Bonaparte (1769 – 1821) immer stärker hervorgetreten, während sich auf kaiserlicher Seite Erzherzog Carl (1771 – 1847), ein Bruder von Kaiser Franz II./I., als besonders fähiger Heerführer erwies, der eine Reihe von Siegen, darunter jenen bei Würzburg (1796), erringen konnte.


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1799 kam es zum Zweiten Koalitionskrieg, den vor allem das Habsburgerreich und Russland gegen Frankreich führten. Nach wechselhaften Kämpfen in Italien und in der Schweiz legte Erzherzog Carl das Kommando nieder. Unter seinem Bruder Erzherzog Johann (1782 – 1859) verlor ein österreichisch-bayerisches Heer am 3. Dezember 1800 die entscheidende Schlacht von Hohenlinden. Der Friede von Lunéville beendete diesen Krieg. Da Napoleon, der sich 1804 zum Kaiser der Franzosen krönte, aber auf eine Vorherrschaft Frankreichs in Europa hinzuarbeiten schien, erklärten ihm Österreich und Russland 1805 abermals den Krieg. Dieser endete mit der verlorenen Schlacht von Austerlitz und dem Frieden von Pressburg. Österreich musste Tirol an das mit Frankreich verbündete Bayern abtreten. 1806 legte Kaiser Franz II. die römisch-deutsche Kaiserkrone nieder und regierte nur noch als Franz I. von Österreich.

Im Jahr 1809 hoffte die Habsburgermonarchie, in einem neuen Krieg die französische Hegemonie durch Entfachung einer „nationalen Erhebung“ in den deutschsprachigen Gebieten brechen zu können. Dies schlug sich auch in der Aufstellung einer „Landwehr“ nieder, mit der eine Annäherung an die „Volksbewaffnung“ nach französischem Vorbild versucht wurde. In dem von April bis Juli dauernden Feldzug siegte Erzherzog Carl zwar in der Schlacht bei Aspern (21./22. Mai 1809) und fügte Napoleon damit dessen erste persönliche Niederlage zu, verlor aber die kriegsentscheidende Schlacht von Deutsch-Wagram (5./6. Juli 1809). Im Frieden von Schönbrunn hatte Österreich abermals schwere territoriale Verluste hinzunehmen. Um einen Ausgleich mit Frankreich bemüht, sah es sich 1812 gezwungen, am verlustreichen Feldzug Napoleons gegen Russland teilzunehmen. Erst 1813 schloss sich die Habsburgermonarchie wieder einer gegen Napoleon gerichteten Koalition von Russen, Preußen, Schweden und Briten an. Die Entscheidung fiel zwischen dem 16. und dem 19. Oktober 1813 in der „Völkerschlacht“ von Leipzig. Ende März 1814 zogen die Alliierten in Paris ein. Napoleon dankte ab.


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Der zwischen November 1814 und Juni 1815 stattfindende Wiener Kongress diente der Neuordnung Europas. Der Restaurationsversuch Napoleons, der mit seiner Niederlage in der Schlacht von Waterloo und der Exilierung des Kaisers der Franzosen endete, war lediglich ein Intermezzo. Am 20. November 1815 wurde der 2. Pariser Friede unterzeichnet. Schon wenige Jahre nach dem Wiener Kongress bereiteten aber vielen europäischen Staaten revolutionäre Bewegungen Sorgen. Ausgelöst wurden sie von gewaltigen sozialen und nationalen Problemen. Jahrzehnte hindurch fungierte Österreich dabei als eine Art „europäischer Polizist“. Dabei unterdrückte es auch im Inneren des eigenen Reiches liberale Strömungen.

Was sich als österreichisches Biedermeier präsentiert, in dem auch der am Kaiserhof unter Obhut seines Großvaters stehende Sohn Napoleons I., der Herzog von Reichstadt (1811 – 1832), aufwuchs, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als eine sehr gewaltsame Periode. Österreich beteiligte sich an militärischen Interventionen zur Niederschlagung revolutionärer Bewegungen. Nach dem Tod von Kaiser Franz I. 1835 verschärften sich die Probleme unter der Regierung seines wenig begabten Sohnes Kaiser Ferdinands I. (1793 – 1875).

Am 13. März 1848 brach auch im Kaisertum Österreich die Revolution aus. In Prag wurde die revolutionäre Bewegung blutig niedergeschlagen. In Wien gelang es den Aufständischen, die in der Stadt befindlichen k. k. Truppen zum Abziehen zu veranlassen. Erst im Oktober konnte die Kaiserstadt unter Aufbietung großer militärischer Mittel von Feldmarschall Alfred Fürst Windisch-Graetz und dem Banus von Kroatien, Feldmarschallleutnant Joseph Graf Jelačić von Bužim, zurückerobert werden. In Ungarn und Italien sollte die Zukunft der habsburgischen Herrschaft hingegen noch länger ungewiss bleiben.


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Franz-Joseph-Saal - Die Niederlage Österreichs im Jahre 1866 hatte für die Habsburgermonarchie weitreichende Folgen. Sie verlor ihren Einfluss auf die Politik der deutschen Staaten und in Italien und führte eine Strukturreform durch, die als „Ausgleich“ bezeichnet wurde. Mit ihm wurde das Verhältnis der Länder der ungarischen Krone zum übrigen Reich neu geregelt. Die Habsburgermonarchie zerfiel nun in zwei Reichsteile, nämlich die „im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder“ (Cisleithanien) und die Länder der ungarischen Krone (Transleithanien). Von 1867 an galten nur mehr drei Bereiche als gemeinsame Reichsangelegenheit, nämlich die Außen-, die Finanz und die Militärpolitik. Obwohl damit eine gesamtstaatliche Armee erhalten blieb, hatte der Ausgleich auch für das Heer weitreichende Folgen.

Die Friedensperiode von 1867 bis 1914 wurde aus österreichisch-ungarischer Sicht nur von einem größeren militärischen Ereignis unterbrochen, dem sogenannten Okkupationsfeldzug von 1878. Damals besetzten österreichisch-ungarische Truppen auf Basis der Beschlüsse des Berliner Kongresses unter dem Kommando von Feldzeugmeister Joseph Freiherrn Philippović von Philippsberg (1818 – 1889) die osmanischen Provinzen Bosnien und Herzegowina. Diese Okkupation wurde 1908 in eine Annexion umgewandelt. Damit verschärften sich allerdings die Spannungen zwischen Österreich-Ungarn, Serbien und Russland zu einer Zeit, als die Entwicklung der Balkanhalbinsel allgemein von großer Instabilität, Grenzverschiebungen und einer Verdrängung des Osmanischen Reiches geprägt war. Immer mehr drohten die Krisen am Balkan zu einer Bedrohung für den Frieden in Europa zu werden. Österreich-Ungarn stützte sich dabei außenpolitisch vor allem auf den seit 1879 mit dem Deutschen Reich bestehenden „Zweibund“, der 1882 um Italien zum „Dreibund“ erweitert worden war.

Nach einigen Jahrzehnten zeigte sich auch, dass der Ausgleich von 1867 keine befriedigende Lösung für das Habsburgerreich gebracht hatte und dass den Forderungen der insgesamt elf größeren Nationalitäten nur dann entsprochen werden konnte, wenn es zu einem abermaligen und radikalen Umbau der Struktur des Reiches kam. Die Hoffnung, dass dies gelingen könnte, verband sich zunächst mit der Person des Kronprinzen Rudolf und nach dessen Tod mit dem neuen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand (1863 – 1914). Dieser hatte von Kaiser Franz Joseph zwar keine politischen, wohl aber militärische Aufgaben übertragen bekommen und sollte im Kriegsfall auch den Oberbefehl ausüben. Allerdings trachtete gerade Franz Ferdinand, Österreich-Ungarn aus Kriegen herauszuhalten, nicht zuletzt, um eine Reichsreform durchführen zu können. Aufgrund gegensätzlicher Interessen und vielfältiger innenpolitischer Blockaden kam es in den letzten Jahren der Regentschaft Kaiser Franz Josephs jedoch zu keiner umfassenden Reform mehr, weshalb es trotz kleinerer Anpassungen nicht gelang, die nationalitätenpolitischen Spannungen zu überwinden. Die Zahl jener, die nicht mehr an eine Reformierbarkeit dieses Staates glaubten und daher für dessen Auflösung eintraten, wuchs.



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Als der Thronfolger Franz Ferdinand am Sonntag, dem 28. Juni 1914, zusammen mit seiner Gemahlin, Herzogin Sophie von Hohenberg (1868 – 1914), von einem bosnisch-serbischen Nationalisten ermordet wurde, meinten die politischen Entscheidungsträger, zu einem vermeintlich „lokalen Krieg“ gegen Serbien bereit sein zu müssen, um den Fortbestand des Habsburgerreiches zu sichern. Die außenpolitischen Entscheidungsträger Österreich-Ungarns betrachteten das Attentat auf den Thronfolger als Teil einer seit Jahren währenden, von Serbien ausgehenden Politik, die auf die Abtrennung Bosniens und Herzegowinas und möglicher weiterer südslawischer Gebiete von der Habsburgermonarchie zielte, und machten dafür zumindest indirekt die serbische Regierung verantwortlich.

Ein Ultimatum mit äußerst harten Bedingungen sollte sicherstellen, dass diese Bedrohung ausgeschaltet würde – nötigenfalls auch mit militärischen Mitteln. Gestützt auf Beistandsversicherungen Russlands wies Serbien einzelne der Forderungen des Ultimatums zurück. Der beabsichtigte „lokale Krieg am Balkan“, der mit der österreichisch-ungarischen Kriegserklärung am 28. Juli 1914 ausgelöst wurde, eskalierte aufgrund des tiefgehenden gegenseitigen Misstrauens, des polarisierten Bündnissystems und der militärischen Erfordernisse der Mobilisierungsplanungen innerhalb einer Woche zum europäischen und dann zum Weltkrieg. Damit standen Österreich-Ungarn, das Deutsche Reich und (ab Oktober 1914) das Osmanische Reich als „Mittelmächte“ auf der einen Seite den „Entente“-Staaten Russland, Frankreich und Großbritannien sowie Serbien und Belgien auf der anderen Seite gegenüber.

1915 erklärte Italien, das auf die Annexion der italienischsprachigen Gebiete und Teile der Adriaküste der Donaumonarchie abzielte, dem Habsburgerreich den Krieg, obwohl es noch bis April 1915 im Dreibund mit diesem verbündet gewesen war. Durch die Eröffnung dieser neuen Front im Südwesten, die vom Raum Görz bis hin zum Hochgebirge Südtirols reichte, war Österreich-Ungarn erneut in eine schwierige Situation geraten.


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Im Mai 1916 scheiterte Österreich-Ungarn mit seinem Versuch, durch eine Offensive aus Südtirol Italien zu besiegen. Am Isonzo konnte den von 1915 bis Ende 1916 insgesamt neun italienischen Offensiven nur mit Mühe Stand gehalten werden; im Osten führten die russische Brussilow-Offensive und der Kriegseintritt Rumäniens auf Seiten der Entente neuerlich zu einer existenziellen Krise für die k. u. k. Armee. Doch noch im selben Jahr gelang es deutschen, österreichisch-ungarischen, bulgarischen und osmanischen Truppen überraschend schnell, einen Großteil Rumäniens zu besetzen und die Front gegenüber Russland zu stabilisieren. 1917 begann sich die russische Armee aufgrund der innenpolitischen Entwicklung immer mehr aufzulösen, und mit der Oktoberrevolution wurde eine Entwicklung angestoßen, die zu Friedensschlüssen der Mittelmächten mit (Sowjet-)Russland und in weiterer Folge auch Rumänien führte. An der Südwestfront brachte eine gemeinsame deutsch-österreichisch-ungarische Offensive Italien in der 12. Isonzoschlacht an den Rand des militärischen Zusammenbruches. Da es dem deutschen Heer gleichfalls gelungen war, die mit großer Intensität geführten gegnerischen Angriffsoperationen an der Westfront abzuwehren, schien die militärische Situation für die Mittelmächte zu Beginn des Jahres 1918 äußerst vielversprechend zu sein.

Doch die militärische Lage verstellte den Blick auf die im Deutschen Reich, vor allem aber in Österreich- Ungarn immer chaotischer werdenden inneren Verhältnisse. Die Ernährungskrise erreichte 1918 katastrophale Ausmaße. Österreich-Ungarn, das bereits im Frieden mit großen Nationalitätenproblemen zu kämpfen gehabt hatte, war immer mehr vom Zerfall bedroht. Nach dem Tod Kaiser Franz Josephs im November 1916 bemühte sich sein Nachfolger, Kaiser Karl I. (1887 – 1922), wohl intensiv um einen Friedensschluss, blieb aber erfolglos. 1918 kam es zu Streiks und Meutereien. Schließlich begann sich im Laufe des Jahres 1918 auch der schon 1917 durch den deutschen U-Bootkrieg ausgelöste Kriegseintritt der USA militärisch auszuwirken. Bis August 1918 trafen 1,3 Millionen US-amerikanische Soldaten in Europa ein. Im Frühjahr 1918 scheiterten sowohl die letzten deutschen Großoffensiven in Frankreich als auch jene der k. u. k. Armee am Piave und damit auch der letzte Versuch, doch noch eine militärische Entscheidung zugunsten der Mittelmächte zu erzwingen.

Im Herbst 1918 begann die Auflösung der Habsburgermonarchie, und auch der Zerfall der Armee war unaufhaltsam. Am 3. November 1918 unterzeichnete Österreich-Ungarn in der Villa Giusti bei Padua einen Waffenstillstand. Zu diesem Zeitpunkt waren auf dem Gebiet der Habsburgermonarchie bereits nationale Nachfolgestaaten gebildet worden. Europa war anders geworden.


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Republik und Diktatur – Österreich 1918 bis 1945

Noch bevor der Waffenstillstand den Krieg beendete, hatte sich auch für die deutschsprachigen Bewohner der Habsburgermonarchie ein Nationalrat formiert, der am 30. Oktober 1918 für das deutschsprachige Gebiet eine erste Staatsregierung berief. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass die anderen Nachfolgestaaten einen neuerlichen Zusammenschluss in einem Staatenbund ablehnten, wurde am 12. November 1918 nicht nur der zunächst „Deutschösterreich“ genannte Staat zur Republik erklärt, sondern gleichzeitig auch der Wille bekundet, Deutschland beitreten zu wollen. Dieser Anschluss Österreichs an Deutschland wurde von den Alliierten im Friedensvertrag von St. Germain jedoch verboten. Eine Zeitlang musste auch um die Grenzen des neuen Staates gekämpft werden, wobei die Südgrenze Kärntens und die Angliederung des Burgenlandes besonders strittig waren. Außerordentlich schwierig war auch die Schaffung einer soliden wirtschaftlichen Grundlage.

Da sich die politischen Kräfte in Österreich misstrauisch gegenüberstanden und Gewalt die politische Kultur immer mehr zu prägen begann, entstanden mehrere rivalisierende paramilitärische Verbände, von denen die dem bürgerlichen Lager zugerechneten Heimwehrverbände, der Republikanische Schutzbund der Sozialdemokratischen Partei, die Frontkämpfervereinigung und später die Ostmärkischen Sturmscharen sowie der Freiheitsbund die bedeutendsten waren. Schließlich kamen noch die paramilitärischen Formationen der Nationalsozialisten hinzu. Die Wehrverbände übertrafen zeitweilig die Kräfte des Bundesheeres um ein Vielfaches. Als im burgenländischen Schattendorf ein Aufeinandertreffen von Sozialdemokraten und Frontkämpfervereinigung eskalierte – zwei Tote waren zu beklagen – und die Täter freigesprochen wurden, kam es zu Demonstrationen. Der Polizeieinsatz forderte 84 Tote, der Justizpalast wurde in Brand gesetzt. Von 1927 an herrschten dann bürgerkriegsähnliche Zustände. Die österreichische Regierung wurde immer autoritärer, und 1933 nutzte Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (1892 – 1934) eine Geschäftsordnungskrise im Parlament, um dieses auszuschalten und ein autoritäres Regime („Austrofaschismus“) zu errichten, unter dem auch die Verfassung aufgehoben wurde. Zum offenen Bürgerkrieg kam es im Februar 1934 mit einem Aufstand des Schutzbundes und im Juli 1934 mit der Ermordung von Bundeskanzler Dollfuß durch Nationalsozialisten sowie ausgedehnten Kampfhandlungen in Wien und einigen Bundesländern. International lehnte sich Österreich zunächst eng an das faschistische Italien an, war nach dessen Annäherung an NS-Deutschland aber zunehmend isoliert. Als klar wurde, dass Adolf Hitler (1889 – 1945) trotz weitreichender österreichischer Zugeständnisse im Berchtesgadener Abkommen (12. Februar 1938) weiter an einer Annexion Österreichs festhielt, setzte Bundeskanzler Kurt Schuschnigg (1897 – 1977) für den 13. März 1938 eine Volksbefragung über die Unabhängigkeit Österreichs an. Hitler reagierte darauf mit dem Befehl zum militärischen Einmarsch in Österreich und dem gewaltsamen Anschluss des Landes an das Deutsche Reich.


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Die nationalsozialistische Diktatur führte in Österreich nicht nur zu einem Elitenwechsel, zwangsweiser Emigration und Verfolgung, sondern machte das Land auch in kürzester Zeit kriegsbereit. Rund 1,2 Millionen aus Österreich stammende Soldaten gehörten im Verlauf des vom Deutschen Reich mit dem Angriff auf Polen am 1. September 1939 ausgelösten Zweiten Weltkrieges der Wehrmacht oder Waffen-SS an und fanden sich an allen Fronten, wobei von der verlustreichen Schlacht um Stalingrad besonders viele Österreicher betroffen waren. Während des gesamten Krieges fielen rund 250.000 österreichische Soldaten oder blieben dauernd vermisst. Österreicher kämpften jedoch auch in den alliierten Armeen gegen das NS-Regime.

Während des gesamten Zeitraumes nationalsozialistischer Herrschaft in Österreich wurden beinahe 100.000 Österreicherinnen und Österreicher aufgrund der NS-Verfolgung und etwa 24.000 österreichische Zivilistinnen und Zivilisten aufgrund des Luftkrieges und der Kampfhandlungen auf österreichischem Boden getötet. Bereits Mitte April 1945 und damit vor Kriegsende war es Karl Renner (1870 – 1950) jedoch gelungen, eine neue österreichische Regierung zu bilden, die am 27. April 1945 die Unabhängigkeit des Landes proklamierte und damit die Zweite Republik begründet.

Die Patrouillenfahrzeuge der Wiener Interalliierten Kommandantur waren während der Besetzung Österreichs mit Fähnchen der Besatzungsmächte gekennzeichnet. Damit sollte weithin sichtbar gemacht werden, dass es sich nicht um das Fahrzeug einer einzelnen Besatzungsmacht, sondern um ein solches der Alliierten Kommission für Österreich handelte. Nach der Befreiung und Besetzung Österreichs im Frühjahr 1945 dauerte es noch bis Anfang Juli, ehe die von Amerikanern, Briten, Franzosen und Sowjets ausgehandelten Verträge über die Teilung und Besetzung Österreichs Geltung erlangten.

Am 11. September 1945 nahm in Wien, das seinerseits viergeteilt war, die Alliierte Kommission ihre Arbeit auf. Sie war bis zum Abschluss des österreichischen Staatsvertrages 1955 die oberste Autorität. Während aber in den einzelnen Besatzungszonen jede Besatzungsmacht für sich Maßnahmen zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung traf, erledigte das in Wien zusätzlich die Interalliierte Militärpatrouille der „Vier im Jeep“ und machte damit die funktionierende Zusammenarbeit der Alliierten deutlich.


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Mit dem damaligen Bundespräsidenten Karl Renner ließ sich das Abbild eines Mannes schaffen, der für die Geschichte der österreichischen 1. und 2. Republik wie kein anderer Bedeutung erlangte. Der 1870 in Unter-Tannowitz in der Nähe von Nikolsburg (heute Mikulov, Tschechien) geborene Renner hatte von 1918 bis 1920 die Funktion des Staatskanzlers inne und leitete auch die österreichische Delegation bei den Friedensverhandlungen in Saint-Germain.

1931 bis 1933 war er 1. Präsident des Nationalrates. 1938 befürwortete er zwar den Anschluss, distanzierte sich aber bald vom Nationalsozialismus. Im April 1945 nahm der damals in Gloggnitz lebende sozialdemokratische Politiker Kontakt mit der Roten Armee auf und gewann das Vertrauen der sowjetischen Offiziere. Trotz seines Alters erschien er auch Stalin als Regierungschef einer provisorischen österreichischen Regierung geeignet. Renner konnte schließlich am 27. April 1945 tatsächlich eine solche österreichische Regierung bilden und die Unabhängigkeit Österreichs verkünden. Nach den ersten freien Wahlen in der Zweiten Republik wurde Renner im Dezember 1945 Bundespräsident. Er starb zu Sylvester 1950.

Gustinus Ambrosi, der am 24. Februar 1893 in Eisenstadt geboren wurde, war seit seinem 7ten Lebensjahr taub. Er schuf Zeit seines Lebens mehr als 2.500 Skulpturen in Form von Kolossalplastiken, Gruppen und Porträtbüsten. Der nicht nur als Bildhauer, sondern auch als Dichter kreativ tätig gewesene Künstler schied am 1. Juli 1975 durch Selbstmord aus dem Leben.

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Mit der Besetzung Venedigs infolge des Friedens von Campo Formio (1797) erhielt Österreich eine maßgebliche Kriegsmarine. Ihr Haupthafen war während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Venedig, doch dann wurden Pola und Cattaro zu großen Kriegshäfen ausgebaut und dienten bis zum Ende der Monarchie als Flottenbasen. An Bedeutung gewann die Marine für die Außen-und Sicherheitspolitik der Habsburgermonarchie erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Entstehen eines italienischen Nationalstaates. Die Beteiligung der Marine am Deutsch-Dänischen Krieg und am Krieg von 1866 machte ihr Potenzial deutlich und der Seesieg Wilhelm von Tegetthoffs bei Lissa (1866) über die italienische Flotte hob ihr Ansehen. Neben den großartigen Galionsfiguren und Schiffsmodellen sowie den einzigen erhalten gebliebenen Ballon-Abwurfbomben (System Uchatius), die 1849 bei der Belagerung Venedigs zum Einsatz gekommen waren, finden sich zu diesem Abschnitt der Marinegeschichte Erinnerungsstücke an die meisten Flottenkommandanten und Darstellungen der österreichischen Flottenpräsenz.


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Während des Ersten Weltkrieges war die k. u. k. Kriegsmarine vor allem mit dem Schutz der dalmatinischen Küste beschäftigt. Ihr Operationsgebiet blieb aufgrund der durch die Alliierten bei Otranto errichteten Blockade auf die Adria beschränkt. Getragen wurde die Seekriegführung in der Adria aber nicht so sehr von den stark gepanzerten Schlachtschiffen, sondern vor allem von den kleineren Einheiten – Zerstörern, Torpedo- und U-Booten. Sie hielten zusammen mit den Seefliegern die Küstengewässer und Versorgungswege über die Adria feindfrei. Auf die im Krieg beträchtlich gestiegene Bedeutung der U-Boote, die auch als einzige jenseits der Straße von Otranto operierten, verweist in der Ausstellung unter anderem der Turm des in der nördlichen Adria gesunkenen österreichisch-ungarischen Unterseebootes U 20, der 1962 gehoben wurde. Gleichsam symbolisiert dieses Exponat aber auch das Ende der k. u. k. Kriegsmarine. Mit dem Zerfall Österreich-Ungarns im Herbst 1918 wurden die Schiffe der ehemaligen k. u. k. Kriegsmarine auf die Nachfolge- und Siegerstaaten aufgeteilt, womit die Geschichte der österreichischen Seemacht ihren Abschluss fand.



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Öffnungszeiten: Täglich von 9 bis 17 Uhr
Eintrittspreis 2020: € 7,00