Kefermarkt

im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

Kefermarkt ist eine Marktgemeinde in Oberösterreich mit etwa 2200 Einwohnern. Der Ort ist berühmt für Schloss Weinberg, ein wehrartiger Schlossbau, der im 16. und 17. Jahrhundert (Spätrenaissance) entstand und besonders die 1476 eingeweihte katholische Pfarrkirche Kefermarkt hl. Wolfgang mit dem Kefermarkter Flügelaltar.

Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Freistadt auf 516 m Höhe im Mühlviertel. Die Gesamtfläche beträgt 27,84 km². 28% der Fläche sind bewaldet und 64% der Fläche landwirtschaftlich genutzt.

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Pranger (Schandpfahl)
Dieser wurde um ca. 1479.     wahrscheinlich aus Anlaß der Markterhebung, als Zeichen der Gerichtsbarkeit errichtet. Bis etwa 1738 in Verwendung unter Kaiser Josef II. abgetragen und an der Gutauer-Straße nächst dem Friedhof, aufgestellt 1980 wurde der Pranger nach historischem Vorbild restauriert und hier, am vermuteten frűheren Standplatz aufgestellt.

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PFARRKIRCHE KEFERMARKT
Die Kirche wurde als Wallfahrtskirche zum Heiligen Wolfgang um 1470 errichtet. Auftraggeber war Freiherr Christoph von Zelking, Besitzer der Herrschaft Weinberg. Das Gotteshaus wurde 1476 von Bischof Albert Schönhofer von Passau geweiht (Jahreszahl im Fronbogen). Der Hochaltar wurde ebenfalls von Christoph von Zelking gestiftet und zwischen 1490 und 1497 von einem bis heute unbekannten Meister (Meister von Kefermarkt) geschaffen. Seine heutige Form erhielt der Flügelaltar im 17. Jahrhundert, als die ebenfalls gotischen Seitenaltäre geschliffen und gegen barocke Altäre getauscht wurden. Das Bild am Marienaltar stammt von Martino Altomonte, am Sebastianaltar von Quellinus (Schüler von Peter Paul Rubens).

Im 19. Jahrhundert waren Schäden durch den Holzwurm so enorm, dass das Kunstwerk 1852 - 1855 unter der Leitung Adalbert Stifters von den Bildhauern Johann und Josef Rint restauriert wurde. Dabei wurde der Altar gänzlich abgelaugt und schadhafte Teile erneuert. Aus dieser Zeit stammen auch die Predella und der Tabernakel. Der Holzwurm wurde 1929 mit Giftgas endgültig vernichtet. Seit über 500 Jahren birgt die Pfarrkirche Kefermarkt neben ihren barocken Kunstschätzen den spätgotischen Flügelaltar, der Weltberühmtheit erlangt hat. Bis heute ist sie ein Ort, wo Menschen ihren Glauben feiern.

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Der Flügelaltar der Pfarrkirche von Kefermarkt zählt zu den Hauptwerken der Gotik im deutschsprachigen Raum. Er wurde von Christoph von Zelking in Auftrag gegeben und zwischen 1490 bis 1497 geschnitzt. Mit einer Höhe von über 13 Metern ist das Werk einer der größten erhaltenen Schnitzaltäre der deutschen Spätgotik. Adalbert Stifter leitete in den Jahren 1852 bis 1855 in seiner Funktion als Landeskonservator die erste Restaurierung des Altars. Zu erwähnen sind auch die barocken Juwele der gotischen Pfarrkirche. Die Orgel wurde im Jahr 1778 als zwei-manualiges Werk erbaut. Mit 16 Registern, 903 Pfeifen und dem originalen Spieltisch zählt sie zu den besterhaltenen Barockorgeln Österreichs. Die prächtigen Gemälde der Seitenaltäre, die Kanzel und der Taufstein wurden ebenfalls in der Barockzeit errichtet. Auch beachtenswert sind die Fresken im hinteren Bereich der Pfarrkirche.

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Die bemerkenswerte spätgotische Hallenkirche hat eine hohe Qualität in der Ausformung der Architektur und der Details. Das Langhaus als hohe dreischiffige fünfjochige Staffelhalle hat Netzrippengewölbe über oktogonalen Pfeilern und Konsolen. Das Mittelschiff ist breiter als die Seitenschiffe. In den Seitenschiffen wirken die jochweise stark gebusten Gewölbe der Verschleifung der Netzrippenformation entgegen. In den Außenwänden befinden sich hohe dreibahnige Maßwerkfenster, im Westjoch zwei niedrige übereinander. Am spitzbogigen Triumphbogen ist die Inschrift „14 Dedicatum 76“ aufgemalt, die sich auf das Weihejahr 1476 bezieht. Der zweijochige Chor mit einem Fünfachtelschluss hat ein geometrisierendes Netzrippengewölbe über polygonalen gekehlten Wanddiensten. Die Maßwerke der Chorfenster wurden 1795 bei einer Renovierung (1788 bis 1798) entfernt.

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TAUFSTEIN
Ein gotischer Wasserbehälter als achtseitige Becherform gestaltet mit barockem Aufbau ist symptomatisch für das Gesamtkonzept der Kircheneinrichtung. An der Spitze eine Darstellung der Taufe Jesu im Jordan. Seit einiger Zeit wird das Taufbecken wieder in die Zeremonie der Taufe eingebunden. Bei geöffneten Flügeltüren ist die Taufschale sichtbar. Der Aufbau wurde erst vor einigen Jahren restauriert, deshalb leuchtet die Vergoldung besonders schön.

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DIE KANZEL
Eine steinerne gotische Treppe führt zu Korb und Schalldeckel, der auf der Unterseite wieder den Namen Jesu trägt und ein weiterer Hinweis auf die Jesuiten ist. Auf kleinen Postamenten (=Sockeln) stehen Kirchenväter, die von der Predella des barockisierten Hochaltares stammen. Als Hüter des Glaubens stellt man während der Barockzeit wieder Kirchenväter auf; man besinnt sich wieder auf sie. Ein Kreuz und ein aufgeschlagenes Buch, das von Wolkengebilden umrahmt ist, schließen die Kanzel mit den Worten: 'Selig, die das Wort Gottes hören und es bewahren', nach oben ab. Man beachte den Gegensatz zwischen den beiden Päpsten im rechten Bild. Petrus aus dem Hochaltar wird barhaupt und barfuß präsentiert, während Gregor der Große eine Tiara trägt.

Unter dem Fronbogen befand sich eine Kommunionbank, ein „Speisgitter”, das gleichzeitig mit der Errichtung des Volksaltares nach dem 2. Vatikanischen Konzil entfernt wurde. Unterseite des Schalldeckels: Das Monogramm Jesu, Zeichen der Jesuiten Knauf aus vergoldeten Blättern

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SEBASTIANSALTAR
Anstelle der Kapelle über der Sakristei aufgestellt. Auf der Männerseite steht traditionell eine männliche Heiligenfigur. Der Altaraufbau ist wie auch beim Marienaltar noch nach dem Konzept eines Flügelaltares gestaltet. Das war im süddeutschen Raum üblich. Auf dem Altartisch, der hier aus Granit besteht, ist eine Predella. Der Tabernakel stammt vom barockisierten Hochaltar. Oft wird hier der Raum für eine Reliquie bereitgestellt, in unserem Fall liegt hier eine geschnitzte Figur der Hl. Rosalia. Wie die anderen Figuren auf diesem Altar wurde sie als Helferin gegen die Pest angefleht. Die Auswahl der Heiligen auf diesem Altar wurde mit Sicherheit von den Jesuiten vorgeschlagen, da das Aufstellen von Pestsäulen und Altären mit Pestheiligen auch als Sieg über den Protestantismus angesehen wurde.

Seitlich vom Hauptgemälde stehen als Schreinwächter die Hll. Leopold und Eustachius. Markgraf Leopold, der Klostergründer, erhielt wohl als Tribut an den Zeitgeist seine Position. Er war für seine Verdienste um die Erschließung des Landes und die Evangelisierung 1683 Landespatron von Niederösterreich geworden. Sowohl Eustachius mit dem Hirschgeweih, wie auch die Hll. Dionysius, mit dem Haupt in der Hand (Er war in Paris auf dem Montmarte enthauptet worden) - und Erasmus, der durch Ausdärmen gefoltert worden war, flehte man während der Pestzeit als Nothelfer an.

Besonders schön sind bei den beiden Seitenaltären auch die gedrehten und vergoldeten Säulen und Viertelsäulen gestaltet. Oben gibt es einen dem früheren Gesprenge ähnlichen Aufbau. Auf dem zentralen Gemälde (1671) ist das Martyrium des Hl. Sebastian dargestellt. Sebastian ist an einen Baum gebunden, er blickt zu Engeln auf. Die Gestalten scheinen in Bewegung zu sein, sie sind nicht statisch. Wesentliche Elemente der Barockmalerei, Inszenierung und Pathos, findet man bei diesem Altarbild meisterhaft verwirklicht. Es gibt viel Bewegung, Licht, bzw. Hell und Dunkel. Um das Martyrium des Heiligen ranken sich Legenden. Angeblich überlebte er, wurde von einer Frau gesund gepflegt, später aber durch Enthaupten hingerichtet. Die Soldaten im Vordergrund stammen aus einer nordafrikanischen Eliteeinheit und sind möglicherweise bestochen worden. Die Position der Pfeile im Körper des Märtyrers bekräftigt diese Theorie. Sie fügten sicher große Schmerzen zu, waren aber nicht todbringend. Eine andere Legende besagt, dass die Soldaten Respekt vor dem Mann hatten und ihn nicht töten wollten, weil er als Hauptmann höherrangig und ihr Vorgesetzter war. Einer der Schergen trägt einen Turban als Kopfbedeckung. Das wird als Hinweis auf die Angst der Menschen vor den Einfällen aus Südosteuropa gedeutet. Etwa gleichzeitig mit der Errichtung des Altares belagerten die Türken Wien.

Der Künstler, von dem dieses vortreffliche Gemälde stammt, Erasmus Quellinus, ein Flame aus Antwerpen im heutigen Belgien, war ein Schüler von Peter Paul Rubens und wandte die gleiche Maltechnik an wie sein Meister. Die Maler waren in großen Werkstätten organisiert, und 1678 wurde Quellinus Stadtmaler von Antwerpen, was natürlich ein geregeltes Einkommen garantierte. Oft hatten Maler, Schnitzer u.ä. durch ihre Arbeit lediglich ein Auskommen. Die künstlerische Qualität des Gemäldes wird, wie auch beim Marienaltar, von Sachverständigen als sehr hoch eingeschätzt und zeigt, dass die Familie Thürheim die Kirche exquisit ausgestalten wollte. Üblicherweise findet man in Kirchen im ländlichen Raum solche Kunstschätze nicht. Die Zeichnung ist sehr korrekt, auch das für die Zeit typische Verständnis für Hell - Dunkel wusste der Künstler perfekt einzusetzen.

Das kleine Gemälde im oberen Abschnitt zeigt Rochus mit einem Hündchen, das ihm Brot bringt. Wie Sebastian ist auch er ein Pestheiliger. Obwohl Rochus nicht heiliggesprochen wurde, zählt er zu den populärsten Heiligen der Barockzeit. Zuoberst steht eine Figur des Hl. Leonhard, dem Nothelfer schlechthin, auch wenn er nicht direkt zu den 14 Nothelfern gezählt wird. Als Viehpatron wird er zum »Bauernherrgott«, zum Helfer in allen Situationen des bäuerlichen Lebens. Die Gefangenenkette wird zur Viehkette, zu seinen Füßen erscheinen andernorts Pferd und Rind.

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MARIENALTAR
Auf der Frauenseite war vor der Barockisierung der Kirche ein gotischer geschnitzter Marienaltar, der das Grundthema des Hochaltares, nämlich die Erzählung aus dem Leben Mariens, abschließt. Das Altarbild (1728- um ca. 60 Jahre jünger als der Altar) wird von gedrehten Säulen, die mit Granatäpfeln und Weinranken geschmückt sind, seitlich umrahmt. Die Säulen schließen mit schönen Kapitälen ab, über denen Engelsköpfe sitzen. Über den Köpfen der Seitenfiguren sind muschelartige Gebilde angebracht, die die Baldachine der Gotik ersetzen.
Sehr dramatisch ist das Ereignis der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel dargestellt. Es ist ein Grundzug der Barockmalerei, dass ein dramatischer Höhepunkt eingefangen und festgehalten wird. Aus einem Sarkophag hat sich Maria erhoben. Die Apostel, allen voran Petrus mit dem Schlüssel, sind meisterhaft gruppiert. Einige blicken in die Grabstätte, andere auf die Wolken, über die Maria zu entschweben scheint. Erwartet wird sie von der Dreifaltigkeit im darüberliegenden Gemälde, das auch von M. Altomonte stammt. Gläubige, die das Geschehen beobachten, sind als kleine Figuren rechts im Hintergrund zu sehen. Gestaltung und Größe dieser Figuren sind ein Beispiel für Bedeutungsperspektive in der Barockmalerei. Höher gestellte Personen werden größer dargestellt als Untergebene. Das immer noch sehr farbenfrische Kunstwerk stammt von Martino Altomonte aus der Malerdynastie der Hohenberg.

Martino Altomonte, eigentlich Martin Hohenberg (* 8. Mai 1657 in Neapel; * 14. September 1745 im Heiligenkreuzerhof, Wien) war ein Barockmaler. Er gilt gemeinsam mit Johann Michael Rottmayr (1654-1730) als Begründer der selbstständigen Barockmalerei im heutigen österreichischen Raum. Er wurde in Neapel als Sohn des Bäckers Michael Hohenberg geboren. Ab 1672 hielt er sich zu Ausbildungszwecken in Rom auf, wo er sich mit der „neoklassischen“ Malerei von Annibale Carracci und Guido Reni beschäftigte. Römische und neapolitanische Elemente wurden von ihm in origineller Weise synthetisiert. 1684 wurde er von König Johann III. Sobieski als Hofmaler nach Warschau berufen. Bei dieser Gelegenheit italienisierte er seinen Namen, da Italiener zu dieser Zeit als Künstler bevorzugt wurden. Das Gemälde zeigt neben der Signatur des Malers auch das Wort „fecit“ und man kann deshalb davon ausgehen, dass er es zur Gänze allein gemacht/gemalt hat. Es war üblich, dass große Künstler nur Gesichter und Hände malten und Hilfskräfte den Rest von großen Flächen ausmalen mussten. Es ist in der Tat außergewöhnlich, in einer Landkirche einen echten Altomonte in dieser Qualität zu finden. Die Wappen der Familien Thürheim und Salburg weisen auf die (jeweiligen) Stifter der Kunstwerke.

Links vom zentralen Gemälde steht eine Skulptur, die Johannes den Täufer zeigt. Attribute Fellumhang, Kreuzstab und Lamm. Als naher Verwandter von Jesus nimmt er einen sehr wichtigen Platz ein. Rechts steht der Hl. Josef mit Jesus und einer Lilie. Auch die Figuren über den Säulen runden das „Familienbild“ ab: rechts oben: Hl. Joachim, der Vater Mariens, links der Hl. Zacharias, der Vater von Johannes. Die mit Silber und Gold gefasste Kleidung des Hl. Josef und die Haltung seines Kopfes lassen ihn als typische Barockfigur erscheinen. Silber wurde ähnlich wie Blattgold aufgetragen, aber wesentlich dicker. Anstelle des gotischen Baldachins wird die Skulptur nach oben von einer muschelförmigen Verzierung abgeschlossen. Ganz oben steht eine Skulptur der Hl. Elisabeth von Thüringen mit dem Attribut des Rosenkorbes. Vielleicht hat man sie stellvertretend für Elisabeth, die Mutter des
Johannes, ausgewählt.

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PIETA
Die schmerzhafte Mutter Gottes, als farbig gefasste Holzplastik, sitzend mit der quer auf ihrem Schoß liegenden Leiche ihres Sohnes. In ihrer Brust steckt das Schwert des Schmerzes. Die Pieta (italienisch: ‚Frömmigkeit, Mitleid‘, dt. auch Vesperbild) ist in der bildenden Kunst die Darstellung Marias als Mater Dolorosa mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus, ähnlich der 13. Station des Kreuzweges. Die Plastik könnte viel älter sein als die barocke Einrichtung der Kirche. 1504 wurde ein Altar zu Ehren der Schmerzen Mariens geweiht. Es gibt Vermutungen, dass die Plastik von diesem Altar stammt. Das Motiv ist in der Bildhauerkunst seit dem frühen 14. Jahrhundert gebräuchlich und wird von der älteren Forschung in Verbindung mit der Entstehung des Andachtsbildes gebracht. Der frömmigkeitsgeschichtliche Ursprung ist in der verstärkten Hinwendung zum erlösenden Leiden Christi am Kreuz und des Mitleidens seiner Mutter zu sehen. Die Pietä zählt zu den erfolgreichsten Bildfindungen des Mittelalters. Das große Vorbild war Michelangelos Pieta, die er als Mittzwanziger für den Petersdom geschaffen hatte.

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Der über die Bundesgrenzen hinaus bekannte spätgotische Flügelaltar in der Pfarrkirche Kefermarkt kann tagsüber jederzeit besichtigt werden. Persönliche Führungen können gerne mit dem Pfarramt oder dem Gemeindeamt vereinbart werden. Der Altar hat eine Höhe von 13,5 Metern und ist 6,3 Meter breit. Die Figuren sind aus Lindenholz, jede aus einem Stück geschnitzt. Der Altar war einst bemalt und hat in seiner über 500-jährigen Geschichte schon vieles erlebt. Früher wurden die Seitenflügel des Altares nur zu großen kirchlichen Anlässen geöffnet, seit der Barockzeit sind die Flügel nun fixiert. Der Altar überlebte auch die lutherische Zeit ohne Schäden. Doch der Zahn der Zeit nagte schwer an ihm und so ist es dem Verdienst des damaligen Schulinspektors, Adalbert Stifter, zu verdanken, dass es dieses Kulturjuwel noch gibt. Er hat die Wichtigkeit dieses Bauwerks erkannt und in den Jahren 1852 bis 1855 die Generalrenovierung in Auftrag gegeben.

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Spätgotischer Flügelaltar, 1490 bis 1497, unbekannter Meister aus Lindenholz geschnitzt, Höhe 13,50 m, Breite 6,30 m

GESPRENGE - Der hochstrebende Teil des Altares beherbergt folgende Figuren: von oben nach unten
Hl. Helena
Prophet, Hl. Agnes, Kirchenlehrer
Hl. Katharina, Madonna Apokalyptika, Hl. Barbara

HAUPTFIGUREN IM SCHREIN
Hl. Petrus wurde als erster Bischof von Rom verehrt
Hl. Wolfgang Bischof  von Regensburg, Patron der Kirche von Kefermarkt
Hl.Christophorus Namenspatron des Stifters von Kirche und Altar, Christoph von Zelking
Hl. Stephanus außen links im Schrein
Hl. Laurentius außen rechts im Schrein

SCHREINWÄCHTER
Hl. Georg links und Hl. Florian rechts neben dem Altar

VIER FLÜGELBILDER
Szenen aus dem Leben Mariens: Mariä Verkündigung, Christi Geburt, Anbetung der Könige, Mariens Tod

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PRIVATORATORIUM
Das Oratorium, ein Betraum für die Familie Thürheim, befindet sich an der Stelle einer früheren Sebastianskapelle und wird wohl der Anlass für die Umgestaltung des gesamten Kirchenraumes gewesen sein. Dafür ist der Sebastiansaltar auf der Epistelseite errichtet worden. Es ist höher oben als die Kanzel, womit auch die Hierarchie unterstrichen wird. Eigentlich ist dieser Betraum ein Indikator für das soziale Gefüge der Zeit. Der Adel stand zweifelsohne über dem Klerus. An Feiertagen besuchte die Familie den Gottesdienst und nahm, abgesondert vom einfachen Volk, an Zeremonien teil. Wahrscheinlich bot der Betraum auch Schutz, waren adelige Familien doch nicht immer beliebt, weil an sie Zehent entrichtet, bzw. für sie Robot geleistet werden musste. Auch die Gerichtsbarkeit oblag ihnen. Das Gehäuse des Oratoriums ragt in den Altarraum und ist mit Schiebefenstern ausgestattet, die man nach oben öffnen kann. Verschnörkelte Ziffern geben das Jahr 1668 an. Den oberen Abschluss bildet vergoldetes Schnitzwerk.

Als Epistelseite oder Männerseite bezeichnet man die rechte Seite des Hochaltars (bei Blick auf den Altar). Auch bezeichnet man umgangssprachlich die rechte (bei geosteten Kirchen südliche) Seite einer Kirche als Epistelseite. Oft steht auf der Seite rechts vom Altar eine Statue oder ein Seitenaltar eines männlichen Heiligen, etwa von
Josef oder dem Kirchenpatron. Eine Marienstatue oder ein Marienaltar befindet sich dagegen immer auf der Evangelienseite/Frauenseite.

Die Künstler der Barockzeit wollten in Rätseln sprechen. Sie verwendeten dazu Allegorien. Die Betrachter der damaligen Zeit waren besser mit den Symbolen vertraut als wir das sind. Auf der Vorderseite sieht man Bildtafeln mit Allegorien der göttlichen Tugenden:
Glaube - die Frauengestalt trägt ein Kruzifix. Es ist das Symbol des Mittlers zwischen den Menschen
und Gott, Jesus und seinem Sühnetod am Kreuz. Als solches steht es auch als Symbol für den christlichen Glauben allgemein.
Hoffnung - streckt die Hand zum Himmel empor. Das Symbol des Ankers befindet sich vor tosendem
Wasser im Hintergrund.
Liebe - erscheint als Mutter, an die sich Kinder schmiegen

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KREUZWEG
Von einer „Guttäterin“ 1746 gespendet. Eine Abfolge von sehr schönen und detailgetreu gemalten Darstellungen der Leidensgeschichte. Wie früher bei El Greco (1541 -1614) erscheinen die Körperteile gelängt, was vermutlich damit zu tun hat, dass man direkt unter dem Bild steht, wenn man es betrachtet. In Kirchen der Umgebung findet man Nachahmungen dieser wunderschönen Bilder, allerdings meist jüngeren Datums und mit nüchterner Farb- und Linienführung, wie sie im Stil der Nazarener üblich waren.

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DIE ORGEL
Vom Freistädter Orgelbaumeister Franz Lorenz Richter (1722-1785) wurde im Jahr 1778 die Orgel, ein zweimanualiges Werk, erbaut. Mit 16 Registern, 903 Pfeifen und dem originalen Spieltisch zählt sie zu den besterhaltenen Barockorgeln Österreichs. Im Jahr 2000 wurde sie aufwändig restauriert.

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Im 13. Jahrhundert gehörte das Gebiet um Weinberg noch zur Herrschaft Freistadt. Die wenigen Häuser unter der Burg wurden Dorf unter dem Weinberge genannt. Spätere Urkunden nennen das Dorf Cheuverndorf (Kefferndorf). Otto II. von Zelking wurde 1282 nach dem Sieg Rudolfs von Habsburg, durch seinen Sohn dem Landesfürsten Albrecht zum Pfleger (Verwalter) der Burg Freistadt erwählt (Burghauptmann). In diese Zeit fällt der Ausbruch der Herrschaft Weinberg aus der Verwaltung von Freistadt. Es ist mit Recht anzunehmen, dass Weinberg als Teillehen an die Familien Zelking, Piber und Wildungsmauer vergeben wurde. Diese Geschlechter waren untereinander verschwägert und die Wildungsmauer verkauften im 14. Jh. ihre Teillehen an die Zelking. Weinberg blieb über 300 Jahre im Besitz der Herren von Zelking. 1470 begann Christoph von Zelking die Kirche im Dorf auf einer Wiese zu bauen, die 1476 geweiht wurde. Am 17. September 1479 erhielt das Dorf durch Kaiser Friedrich III. das Marktrecht und durfte sich Kefermarkt nennen. Bei der Übernahme der Herrschaft Weinberg durch Veit von Zelking 1526 hatte Kefermarkt 15 Häuser und 2 Mühlen. 1626 waren es 27 Häuser. Die Zelking nahmen, wie 90% im Mühlviertel, Luthers evangelische Religion an. In der Gegenreformation durch Kaiser Ferdinand II. mussten alle Gutsbesitzer verkaufen, so auch die Zelking auf Weinberg. Der katholische Pfleger von Ebelsberg, Hans Christoph von Thürheim, kaufte die Herrschaft Weinberg 1629 um 210.000 Gulden und 1200 Reichsthaler: 1961 starb mit Ludwig Goswin von Thürheim die Familie aus und Weinberg wurde von Adoptivsöhnen verwaltet.

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Das Schloss Weinberg ist ein wehrartiger Schlossbau, der im 16. und 17. Jahrhundert (Spätrenaissance) entstand. Zu Kriegsende 1945 ging die wertvolle Schlosseinrichtung verloren. Heute beherbergt das Schloss ein Landesbildungszentrum. Zahllose Seminare, Weiterbildung für Musiker, Kurse für Künstler und Handwerker, sowie die Prager Fotoschule sind dort etabliert. Internationale Sitzungen, Konferenzen und Feiern, der Weinberger Advent und der Ostermarkt bereichern das Leben in Kefermarkt.

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Die Marktgemeinde Kefermarkt hieß ursprünglich „Dorf am Weinperg", später dann „Chefferndorf" und seit 1479 „Kefermarkt". Die Siedlung ist seit jeher eng mit Schloss Weinberg verbunden. Schloss Weinberg steht beherrschend auf einem der typischen Mühlviertler Höhenrücken. Es ist eine der mächtigsten Burgen in Oberösterreich. Die Anlage wird - wenngleich wesentlich älter - erst 1305 urkundlich erwähnt. Die Adelsgeschlechter der Zelking und Thürheim bestimmten wesentlich das Erscheinungsbild von Weinberg. Ein Zelking war es, der den weltberühmten gotischen Flügelaltar in der nahen Kirche in Kefermarkt stiftete, und unter den Thürheimern erhielt das Schloss seine heutige Gestalt, geprägt vom Baustil der Spätrenaissance und des frühen Barock.

Schloss Weinberg war zu Beginn der achtziger Jahre praktisch dem Verfall preisgegeben. 1986 pachtete das Land Oberösterreich das Schloss und nach gründlicher Renovierung und Restaurierung wird das Renaissanceschloss seit dem Jahr 1989 als Landesbildungszentrum geführt, in dem die Gäste in angenehmer Atmosphäre, umgeben von einer herrlichen, beruhigenden Landschaft, Erfahrungen austauschen, Eindrücke sammeln und sich vom Lärm und Stress des Alltags erholen können.

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Die erste Befestigungsanlage, die zur Zeit der Rodung und Urbarmachung des Landes im 10. und 11. Jh. angelegt wurde, wird auf dem Felssporn von Historikern und Archäologen zwar angenommen, kann bisher aber urkundlich nicht nachgewiesen werden. Die Renaissancefassade des heutigen Hauptgebäudes umschließt den ältesten romanischen und gotischen Baukern. Dieser war zweigeschoßig und nahezu rechteckig. Im Zentrum der ehemaligen Burg befanden sich der Innenhof, heute „Grüner Hof" genannt, und der mittelalterliche Bergfried. In ihm verbindet eine einläufige Wendeltreppe mit Massivspindel aus Granit die beiden älteren Geschoße, die gotische Bauelemente aufweisen.

Die Verteidigungsanlagen mussten im 14. Jh. wegen der neuen Schusswaffen erweitert werden. So wurden Zwinger, Verteidigungs- und Halbschalentürme errichtet. Im 16. Jh. wurde die Barbakane, eine halbkreisförmige Befestigungsanlage, ausgebaut.

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Der Zugang zum Schloss war nur über zwei Zugbrücken möglich, deren Kettenschlitze noch sichtbar sind. Im eisenbeschlagenen Haupttor findet sich ein so genanntes Mannstor mit Geheimverschluss. Die Einstiche im Eisenblech sind der Überlieferung nach auf aufständische Bauern des 17. Jh. zurückzuführen.

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Der äußere Hof ist heute ein schmaler Ring um das Hauptschloss. Ursprünglich war er bedeutend weitläufiger. Mit rund 2.200 m² sollte er zur Zeit der so genannten Türkeneinfälle im 16. Jh. mehreren tausend Menschen Schutz bieten. Im Laufe des 17. und 18. Jh. wurden entlang der Mauer Wohn- und Arbeitsräume, Gesindehaus und Ställe errichtet. Im westlichen Trakt, der seit dem 16. Jh. als Brauerei diente, sind zwei bodennahe Eingussnischen für Gerste und Wasser sichtbar. Im westlichen Rundturm, dem ehemaligen Bergfried, sieht man ein kleines Luftloch. Dahinter liegt die Gefängniszelle in der Straffällige verwahrt wurden. Auf der nördlichen Außenseite sieht man die barocke Schlosskapelle. Sie wurde um 1635 in einen Halbschalenturm eingebaut. Ein Schwibbogen verbindet sie mit dem Hauptgebäude.

Die Zisterne mit einer Graniteinfassung aus dem Jahre 1589 zeigt den technischen Stand der Hebevorrichtungen der Renaissance mithilfe eines Kammradzuges. Der Schacht mit einer Tiefe von ca. 40 m wurde aus dem Dachwasser der Zisterne des „Grünen Hofes" gespeist. Der Schacht ist heute trocken. Aufgrund der exponierten Lage auf dem Granitfelsen war das Sammeln von Regenwasser unumgänglich.

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Das Ziel des umfangreichen Renaissanceumbaus um 1600 war es, dem Gebäude eine neue repräsentative Erscheinung nach außen hin zu geben: Putzbänder trennen die Geschoße optisch voneinander, Eckquader bilden einen Abschluss der Gebäudeseiten. Auch die einheitliche Fensterordnung wurde geschaffen und der Schlossturm mit der Hauptstiege nach italienischem Vorbild angelegt. Das Treppenhaus ist großzügig dimensioniert und im Gegensatz zu mittelalterlichen Wendeltreppen rechteckig. So entstand eine viergeschoßige Anlage, deren mittelalterliche Bausubstanz mit den Niveauunterschieden, Treppen und Zwischengeschoßen nach wie vor sichtbar ist. Die neu errichteten oberen Geschoße bieten ausreichend Platz für Repräsentationsräume.

Kurzhistorie zum Schloss Weinberg
Im Mühlviertler Kernland erhebt sich in der Marktgemeinde Kefermarkt (ca. 34 km von Linz entfernt) weithin sichtbar das mächtige Renaissanceschloss Weinberg. Es zählt zu den bedeutendsten seiner Art in OÖ. und beherbergte durch die Jahrhunderte wichtige Adelsgeschlechter, die oft maßgeblichen Einfluss auf die Landesgeschichte nahmen.

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Nach einer ersten urkundlichen Erwähnung einer Feste um 1274 mit einem Wulfingus" de Weinperge", geht die heutige Vierflügelanlage im Kern auf eine spätgotische Wehranlage aus dem Ende des 15. Jahrhunderts zurück. Im Jahr 1369 wird Weinberg erstmals als Lehen der Zelkinger mit der Stammburg Zelking bei Melk bezeugt. Christoph von Zelking (+1491), ein bedeutender Vertreter der oö. Linie, ließ in dem kleinen Ort Keferndorf am Fuße des Burghügels einen stattlichen Kirchenbau errichten und war auch Auftraggeber für den berühmten Kefermarkter Altar. Unter ihm erhielt der Ort auch bereits 1479 das Marktrecht vom kaiserlichen Lehensherrn. Er verwirklichte den planvollen Ausbau der spätmittelalterlichen Höhenburg zum "festen Schloss" heutiger Form mit mächtigen Außenwerken und Rundtürmen an der talwärts gewandten Schauseite.

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Veit von Zelking (+1559) wurde zu einem Vorstreiter des Protestantismus im Land, mit Hans Wilhelm von Zelking (1561-1627) hielt die Renaissance Einzug in eine neuzeitliche Adelsresidenz. Noch aus dieser Zeit stammen z. B. der Ziehbrunnen aus 1589, der monumentale Mittelturm mit Zwiebelhaube und die Aufstockung des 3. Obergeschosses mit den Prunkräumen (Ahnensaal, Fabelzimmer, Rittersaal, Kaisersaal und Turmzimmer) im Haupthaus. Im Jahr 1629 verkaufte er seine oö. Herrschaften an die schwäbische katholische Adelsfamilie der Thürheim, die Weinberg als Familiensitz wählte und auf kaiserliche Weisung die Rekatholisierung einzuleiten hatte. Unter Christoph Wilhelm von Thürheim (1661-1738), ab 1713 von Kaiser Karl VI. zum Landeshauptmann ob der Enns ernannt, erhielt Schloss Weinberg die künstlerisch wertvolle Ausstattung der Barockzeit mit der Schlosskapelle im Nordostturm.

Nach wechselvollem Schicksal ab dem 20. Jahrhundert bis hin zu russischer Besatzung 1945/46 wurden die schon baufälligen historischen Gebäude von Mitgliedern des Vereines Schloss Weinberg 1983-1985 in Eigeninitiative gerettet, anschließend pachtete das Land OÖ. den Komplex von den derzeitigen Besitzern auf 99 Jahre und ließ eine aufwändige, historisch getreue Restaurierung durchführen. Zu deren Abschluss fand 1988 die OÖ. Landesausstellung in Schloss Weinberg statt, seit 1989 beherbergt es ein Bildungszentrum des Landes OÖ. mit dem Schwerpunkt der Erwachsenenbildung sowie weitere Institutionen aus dem Kunst- und Musikbereich.

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Kaiserin Amalia, Gemahlin von Joseph I.

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FEINDBILDER IN SCHMIEDEKUNST - Das so genannte Türkengitter, datiert mit 1622, ist eine aufwendige Schmiedearbeit eines unbekannten Meisters. Namensgebend sind die bemalten Blechschnittköpfe. Sie stellen turbantragende, aufgespießte Köpfe mit grotesken Gesichtszügen dar. Dieses Motiv ist Ausdruck der damals drohenden Gefahr und der Angst vor den Osmanen. Über mehrere Jahrhunderte war die Herrschaft der Habsburger durch die Ausdehnung des osmanischen Herrschaftsgebietes bedroht. Das Motiv des Türkengitters beschwört symbolhaft die eigene Vormachtstellung.

Das Gitter wurde in der Zeit der Renaissance entworfen, dennoch prägt eines der typischen Formelemente der Gotik, der Vierpass, das Erscheinungsbild. Ursprünglich hatte das gesamte Gitter eine farbige Fassung. Die Blätter waren dunkelgrün, die Blattadern gold-gelb. Diese Bemalung bleibt aus konservatorischen Gründen von der schwarzen Farbschicht geschützt. Die Blechschnittköpfe jedoch wurden im Gegensatz zum restlichen Gitter nie übermalt.

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Nach dem 1. Weltkrieg befand sich der Gutsbetrieb wegen der Inflation in einer wirtschaftlich schwierigen Lage. In einem Teil des Schlosses wurde ein Beherbergungsbetrieb eingerichtet. Gleichzeitig wurde die Landwirtschaft durch die Spezialisierung auf Saatgut intensiviert. 1945 war Schloss Weinberg Quartier für die russische Besatzung. 1946 kehrte die Familie Thürheim auf das Schloss zurück. Nahezu der gesamte bewegliche Besitz der Familie - der landwirtschaftliche Fuhrpark, Vieh, Mobiliar und museale Objekte - war beinahe vollständig abtransportiert worden. Nur wenige Kunstschätze und Erbstücke blieben erhalten. Hans Ludwig von Gablenz-Thürheim gelang es, den land- und forstwirtschaftlichen Betrieb wieder aufzubauen. Um das Schloss zu erhalten, wurde der Verein Schloss Weinberg gegründet, der sich tatkräftig für die Sanierung des Schlosses einsetzte. Das Land Oberösterreich pachtete das Schloss auf die Dauer von 99 Jahren und veranlasste eine Generalsanierung. 1988 fand im Schloss die oberösterreichische Landesausstellung mit dem Thema „Das Mühlviertel - Natur, Kultur, Leben" statt.

Am Kachelofen findet man die Jahreszahl 1591. Großteils sind die Kacheln jedoch Mitte des 19. Jh. nachgeformt worden. Auf den Kacheln sind die „Neun guten Helden", drei aus der heidnischen Antike, drei des Alten Testaments sowie drei des Christentums dargestellt.

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DAS WELTBILD DES FRÜHEN 17. JAHRHUNDERTS
Die in Österreich einzigartige Stuckdecke mit siebzehn tief eingeschnittenen Kassetten ist mit 1604 datiert. Das Bildprogramm spiegelt die Werte und Tugenden der christlich-humanistischen Adelswelt wider. Charakteristisch dafür ist, dass heidnische und antike Mythologie mit Motiven des Christentums kombiniert wurden.

Die Stuckelemente wurden über starken Armierungen aus Eisendraht und Blech gebildet und an der massiven Holzdecke fixiert. Die Figuren sind extrem stark hinterschnitten und teilweise völlig freiplastisch. Das stilistische Kennzeichen der Decke ist die außergewöhnliche Hervorhebung und Überzeichnung der Motive: Gleichmäßig wird Detail neben Detail dargestellt.

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

Aktäon beobachtet Diana beim Baden, als Strafe wird er von Göttin Diana in einen Hirsch verwandelt, seine eigenen Jagdhunde zerfleischen ihn.

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

SCHNECKENREITER UND MEERJUNGFRAUEN
So wie alle Prunkräume des dritten Obergeschoßes wurde auch das Fabelzimmer zu Beginn des 17. Jh. geschaffen. In Oberösterreich besitzen nur die Schlösser Scharnstein und Walchen vergleichbare Deckengestaltungen. Namensgebend ist die Bemalung, mit der die gesamte Riemlingsdecke, eine massive Holzdecke, überzogen ist. Der Stil dieser Groteskenmalerei wirkt fein und flott gesetzt. Elemente der italienischen Renaissance, wie das florale Rankwerk, wurden in abgewandelter Form umgesetzt. Besonders auffallend sind die skurrilen Figuren und Mischwesen, die zwischen den ornamentalen Frucht- und Pflanzengebilden zu entdecken sind.

Neben der Deckenbemalung und der Intarsientür ist der Kachelofen die dritte Besonderheit des Fabelzimmers. Er wurde 1622 unter Hans Wilhelm von Zelking aufgestellt und ist damit der älteste erhaltene Kachelofen des Schlosses. Die Kacheln, mit brauner Eisenglasur überzogen, zeigen ein Relief der Allegorien der Gerechtigkeit, des Friedens und des Zorns.

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

Wer entdeckt das berittene Schwein?

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

Aufwendige Intarsien an der Tür, 1622

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

DAS PASSENDE AMBIENTE FÜR GÄSTE
Hier, im mit 183 m² größten Saal des Schlosses, wurden politische Beratungen abgehalten, aber auch prachtvolle, ausgelassene Feste gefeiert. Hans Wilhelm von Zelking ließ den Saal mit einer weiten Stichkappentonne im Zuge der großen Erweiterung um 1600 errichten. Wie in vielen Bereichen des Schlosses sind auch hier sowohl Stilelemente der Renaissance als auch des Barock zu finden. Der Stuckdekor entspricht der Frührenaissance, die Ölgemälde hingegen dem barocken Bildverständnis. Ein Scheinkamin schließt den Raum an der Ostwand ab.

Die sechs Ölgemälde an der Decke stammen vermutlich vom Sarleinsbacher Barockmaler Johann Philipp Ruckerbauer. Neben den Wappen des Christoph Leopold von Thürheim und seiner beiden Frauen zeigen sie den Sonnengott Helios auf seinem Himmelswagen, den Triumph eines Kriegshelden, eine Vierergruppe mit Venus, Bacchus, Ceres und Flora sowie den Raub der Proserpina durch Pluto, den Gott der Unterwelt.

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

SUSANNA MIT DEN BEIDEN ALTEN
Die Geschichte von Susanna im Bade wird im Alten Testament (Buch Daniel, Kapitel 13,1-64) geschildert. Der reiche Babylonier Jojakim war mit der schönen Susanna verheiratet. Zwei seiner Freunde verliebten sich in sie. Die beiden lauerten Susanna heimlich auf, als sie ein Bad nehmen wollte und bedrängten sie mit ihnen zu schlafen, ansonsten würden sie Susanne des Ehebruchs mit einem anderen beschuldigen. Susanna blieb standhaft und schrie um Hilfe. Die beiden Alten riefen ebenfalls lautstark und erklärten, sie beim Ehebruch überrascht zu haben. Beim Prozess fragte der Richter die beiden Alten, unter welchem Baum Susanna ihren Mann betrogen haben soll. Der eine meinte, unter einer Zeder, der andere sagte, es sei eine Eiche gewesen. Da erkannte der Richter die beiden Lügner und Susanna wurde frei gesprochen, die beiden Alten hingegen wurden getötet.

Susanna im Bade: Sinnbild für gerechtes Urteil

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

DALILA BERAUBT SAMSON SEINER ÜBERMENSCHLICHEN KRÄFTE
Samson gilt als Symbolfigur übermenschlicher Kraft. Das Alte Testament (Buch der Richter, Kapitel 13-16) berichtet von ihm: Dalila wurde von seinen Feinden, den Philistern, dazu gedrängt, ihm das Geheimnis seiner gewaltigen Kraft zu entlocken. Sie erfuhr, dass Samsons Kraft von seinem noch nie geschnittenen Haar komme. Während er schlief, schnitt ihm Dalila sein Haar ab. Die Philister konnten Samson überwältigen und stachen ihm die Augen aus. Als seine Haare nachwuchsen, rächte sich Samson an ihnen, indem er eine große Halle zum Einsturz brachte. Dabei starben dreitausend Philister und auch er verlor sein Leben.

Samson und Dalila: moralisch-sittliches Lehrbild

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

DIE FAMILIE ZELKING IN FORTUNAS HÄNDEN
Die prunkvollen und festlichen Stuckarbeiten im Stile der Renaissance zeugen vom Selbstbewusstsein der Herrscherfamilie und vom neuen humanistischen Menschenbild. An der Decke ist vier Mal Fortuna, die Göttin des Glücks, dargestellt. Sie balanciert, um ihre Flüchtigkeit vor Augen zu führen, auf einer Kugel. In ihren ausgebreiteten Armen hält sie die Wappen der 16 Vorfahren von Hans Wilhelm von Zelking, der den Raum zwischen 1610 und 1617 errichten ließ. Im Zentrum der Decke befindet sich das Symbol der Römischen Kaiserlichen Majestät. Neben dem Portal zum Rittersaal stehen zwei lebensgroße Wächter in antiker und zeitgenössischer Bekleidung. Auf der Kaminhaube sind Venus und Amor dargestellt.

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

Die Medaillons in den Stichkappen zeigen antike Gottheiten als die vier personifizierten Tageszeiten:
Morgen: Aurora, Göttin der Morgenröte
Mittag: Phoebus Apoll mit Lorbeer- und Strahlenkranz
Abend: Diana mit der Mondsichel
Nacht: Somnus, schlafend, mit Traumschwaden und Tieren

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

Doppeladler mit Bindenschild und Goldenem Vlies, dem Hausorden der Habsburger

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

ARZNEIEN AUS DER NATUR
Im Turmzimmer befand sich einst die barocke Schlossapotheke, die Gräfin Maria Franziska von Thürheim um 1700 einrichtete. Die Apotheke ist heute im Schlossmuseum in Linz zu sehen. Sie zeugt vom zunehmenden Interesse an den Naturwissenschaften und den Wirkstoffen der Natur. Zudem zeigt sich darin der humanistische Anspruch der Grundherrin, im Fall von Krankheiten, Unfällen oder Seuchen für die Untertanen Sorge zu tragen.

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

VOM WEHRTURM ZUM ANDACHTSRAUM
Hans Christoph von Thürheim starb 1634, kurz nach dem Erwerb des Schlosses, und ließ seine Frau Anna Martha mit ihren sieben minderjährigen Kindern und hohen Ratenzahlungen zurück. Der Schlossherrin war ein eigener Andachtsraum ein Bedürfnis, da die Kefermarkter Kirche im Besitz der Jesuiten war. So entstand 1635 die Schlosskapelle. Erst Ende des 17. Jh. wurde sie im barocken Stil ausgestaltet.

Für die Kapelle, wie auch für den Gartenpavillon und den Eiskeller, wurde ein ehemaliger Wehrturm umfunktioniert. Mit der Gestaltung der Stuckdecke beauftragte man Bartolomeo Carlone, der einer bekannten lombardischen Kunsthandwerkerdynastie angehörte. Typisch für seine Arbeiten sind die naturalistisch modellierten Frucht- und Blumengehänge sowie die fleischigen Akanthusranken.

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

Allegorische Darstellung Sommer & Frühling-Freifrau Zelking, PIANO-ORCHESTRION

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

Mit den gotischen Altären in Waldburg und St. Michael bildet Kefermarkt geographisch ein gleichseitiges Dreieck von jeweils 10 km, das sogenannte „Auge Gottes". Das herrliche Ambiente und ein besonderes Flair im Schloss Weinberg veranlasst auch viele Verliebte, hier den Bund der Ehe zu schließen. Vor etwa 170 Jahren führte der erste Schienenstrang am Kontinent, die Pferdeeisenbahn „Linz-Budweis", durch das Gemeindegebiet (1832-1864). Noch heute findet man Teilstücke der damaligen Trasse und diese können bei einer Wanderung auf dem 42 km langen „Pferdeeisenbahn-Wanderweg" besichtigt werden. Heute ist die Gemeinde von der Bahnlinie „Linz-Summerau-Budweis-Prag" erschlossen. Mehr als ein Viertel des Gemeindegebietes ist mit Wäldern bedeckt. Etwa 40 Kilometer markierte Wanderwege stehen zur Verfügung. Zum Verweilen laden mehrere Gasthöfe mit gutbürgerlicher Küche ein. Ergänzet wird das Angebot durch private Zimmervermietung und "Urlaub am Bauernhof".

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

Mit dem Bau der Summerauer Bahn erhielt Kefermarkt einen Eisenbahnanschluss und ist seit 20. Dezember 1873 mit der Landeshauptstadt Linz verbunden. Seit 1918 gehört Kefermarkt zum Bundesland Oberösterreich. Während des Deutschen Reiches hieß das Land Gau Oberdonau. Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 war das Mühlviertel unter sowjetischer Besatzung. Die Gutsverwaltung Weinberg ist heute im Besitz der Familie Wentzel, das Schloss ist seit 1987 vom Land Oberösterreich gepachtet, wurde renoviert und ist als Landesbildungszentrum in Verwendung.

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

RENAISSANCEGARTEN - Der Schlosspark wurde zu Beginn des 17. Jh. von Hans Wilhelm von Zelking angelegt. Er diente für Reiterspiele, wie z. B. das Ringelstechen, sowie zum Flanieren. Auf einigen Stichen sind die typischen Elemente dieser Renaissance-Gartenanlage mit regelmäßigen, geometrischen Blumenbeeten, symmetrisch geschnittenen Hecken sowie einem Gartenpavillon und einem Fischteich gut erkennbar. Im 19. Jh. wurde die Gartenanlage zu einem englischen Landschaftspark umgestaltet.

FALKNERHAUS - Der Gartenpavillon, gestaltet um 1600, wurde in einen spätmittelalterlichen Wehrturm eingebaut. Er weist zahlreiche Elemente der Renaissance-Gartenkunst auf und erinnert in der Gestaltung an eine künstliche Gartengrotte. Der Innenraum ist mit gebrochenen bunten Granitsteinen ausgestaltet. Seinen Namen erhielt der Gartenpavillon von den Falken, die dort untergebracht waren.

MAIERHOF - Er scheint 1564 erstmals urkundlich auf und sollte zur Haltung von Vieh und zur Aufbereitung von Getreide dienen. Zudem befanden sich darin Werkstätten mit den notwendigen Geräten. Heute ist im Maierhof die Schlossbrauerei Weinberg untergebracht.

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

Der Turm an der Südseite des Hochschlosses ist die markanteste Veränderung beim Umbau der mittelalterlichen Wehrburg zum Renaissanceschloss um 1600 durch Hans Wilhelm von Zelking. Der heutige Zwiebelhelm wurde nach dem Brand im Jahre 1882 errichtet. Seine Form entspricht dem Stil des Neorokoko: schwungvoll und verspielt. Der Turm hatte keine Wehrfunktion, wie dies bei mittelalterlichen Burganlagen der Fall war, sondern war zu einem von rundherum sichtbaren, neuzeitlichen Herrschaftszeichen geworden. Er versinnbildlichte in erster Linie die Macht der Herrscherfamilie. Zudem war der Blick in die Landschaft Ausdruck eines neuen Naturgefühls und Zeichen herrschaftlicher Aneignung des Landes. Der mächtige Baukörper erreicht bis zum Turmknauf eine Höhe von rund 45 m. Von der Balustrade aus, sie verläuft in 28 m Höhe, blickt man auf die Kefermarkter Pfarrkirche mit dem gotischen Flügelaltar, dem kunsthistorisch eindrucksvollsten Vermächtnis von Christoph II. von Zelking.

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

Schloss Weinberg zählt mit seinem weithin sichtbaren Mittelturm und der Ringmauer zu den beeindruckendsten Renaissanceschlössern Oberösterreichs. Hinter diesen Mauern verbirgt sich eine im Kern erhalten gebliebene gotische Burg mit Grundmauern aus dem 12. Jh. Um 1600 wurde die mittelalterliche Burg zu einem Schloss im Stile der Renaissance ausgebaut. Prunkvoll ausgestattete Repräsentationsräume - der Rittersaal, der Ahnensaal und der Kaisersaal - wurden errichtet.

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024

Die früheste urkundliche Erwähnung von Weinberg stammt aus dem 13. Jh. Dies war eine Zeit, in der das Mühlviertel durch umfangreiche Rodungsarbeiten urbar gemacht, größere Siedlungen angelegt und Handelswege ausgebaut wurden. Ab Mitte des 14. Jh. lenkte das Adelsgeschlecht der Zelkinger bis 1629 die Geschicke der Grundherrschaft Weinberg. Die Markterhebung Kefermarkts, der Bau der Pfarrkirche mit dem berühmten Flügelaltar sowie der umfangreiche Um- und Ausbau der spätgotischen Burganlage zum repräsentativen Schloss fallen in diese Zeit. Aufgrund der Ausweisung des protestantischen Adels, zu denen auch die Zelkinger gehörten, kam Schloss Weinberg in den Besitz der Familie von Thürheim. Sie veranlasste die barocken Umbauarbeiten, u. a. die Errichtung der Schlosskapelle. Nach der Auflösung der Grundherrschaft im Jahr 1848 blieben die Thürheim und deren Nachkommen im Besitz des Schlosses, die es zur öffentlichen Nutzung an das Land-Oberösterreich verpachteten.

 Kefermarkt im Mühlviertel OÖ, Oktober 2024



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: