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Kefermarkt ist eine Marktgemeinde in Oberösterreich mit etwa 2200 Einwohnern. Der
Ort ist berühmt für Schloss Weinberg, ein wehrartiger Schlossbau, der
im 16. und 17. Jahrhundert (Spätrenaissance) entstand und besonders die
1476 eingeweihte katholische Pfarrkirche Kefermarkt hl. Wolfgang mit
dem Kefermarkter Flügelaltar.
Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Freistadt auf 516 m Höhe im
Mühlviertel. Die Gesamtfläche beträgt 27,84 km². 28% der Fläche sind
bewaldet und 64% der Fläche landwirtschaftlich genutzt.
Pranger (Schandpfahl)
Dieser wurde um ca. 1479. wahrscheinlich aus Anlaß
der Markterhebung, als Zeichen der Gerichtsbarkeit errichtet. Bis etwa
1738 in Verwendung unter Kaiser Josef II. abgetragen und an der
Gutauer-Straße nächst dem Friedhof, aufgestellt 1980 wurde der Pranger
nach historischem Vorbild restauriert und hier, am vermuteten frűheren
Standplatz aufgestellt.
PFARRKIRCHE KEFERMARKT
Die Kirche wurde als Wallfahrtskirche zum Heiligen Wolfgang um 1470
errichtet. Auftraggeber war Freiherr Christoph von Zelking, Besitzer
der Herrschaft Weinberg. Das Gotteshaus wurde 1476 von Bischof Albert
Schönhofer von Passau geweiht (Jahreszahl im Fronbogen). Der Hochaltar
wurde ebenfalls von Christoph von Zelking gestiftet und zwischen 1490
und 1497 von einem bis heute unbekannten Meister (Meister von
Kefermarkt) geschaffen. Seine heutige Form erhielt der Flügelaltar im
17. Jahrhundert, als die ebenfalls gotischen Seitenaltäre geschliffen
und gegen barocke Altäre getauscht wurden. Das Bild am Marienaltar
stammt von Martino Altomonte, am Sebastianaltar von Quellinus (Schüler
von Peter Paul Rubens).
Im 19. Jahrhundert waren Schäden durch den Holzwurm so enorm, dass das
Kunstwerk 1852 - 1855 unter der Leitung Adalbert Stifters von den
Bildhauern Johann und Josef Rint restauriert wurde. Dabei wurde der
Altar gänzlich abgelaugt und schadhafte Teile erneuert. Aus dieser Zeit
stammen auch die Predella und der Tabernakel. Der Holzwurm wurde 1929
mit Giftgas endgültig vernichtet. Seit über 500 Jahren birgt die
Pfarrkirche Kefermarkt neben ihren barocken Kunstschätzen den
spätgotischen Flügelaltar, der Weltberühmtheit erlangt hat. Bis heute
ist sie ein Ort, wo Menschen ihren Glauben feiern.
Der Flügelaltar der Pfarrkirche von Kefermarkt zählt zu den Hauptwerken
der Gotik im deutschsprachigen Raum. Er wurde von Christoph von Zelking
in Auftrag gegeben und zwischen 1490 bis 1497 geschnitzt. Mit einer
Höhe von über 13 Metern ist das Werk einer der größten erhaltenen
Schnitzaltäre der deutschen Spätgotik. Adalbert Stifter leitete in den
Jahren 1852 bis 1855 in seiner Funktion als Landeskonservator die erste
Restaurierung des Altars. Zu erwähnen sind auch die barocken Juwele der
gotischen Pfarrkirche. Die Orgel wurde im Jahr 1778 als zwei-manualiges
Werk erbaut. Mit 16 Registern, 903 Pfeifen und dem originalen
Spieltisch zählt sie zu den besterhaltenen Barockorgeln Österreichs.
Die prächtigen Gemälde der Seitenaltäre, die Kanzel und der Taufstein
wurden ebenfalls in der Barockzeit errichtet. Auch beachtenswert sind
die Fresken im hinteren Bereich der Pfarrkirche.
Die bemerkenswerte spätgotische Hallenkirche hat eine hohe Qualität in
der Ausformung der Architektur und der Details. Das Langhaus als hohe
dreischiffige fünfjochige Staffelhalle hat Netzrippengewölbe über
oktogonalen Pfeilern und Konsolen. Das Mittelschiff ist breiter als die
Seitenschiffe. In den Seitenschiffen wirken die jochweise stark
gebusten Gewölbe der Verschleifung der Netzrippenformation entgegen. In
den Außenwänden befinden sich hohe dreibahnige Maßwerkfenster, im
Westjoch zwei niedrige übereinander. Am spitzbogigen Triumphbogen ist
die Inschrift „14 Dedicatum 76“ aufgemalt, die sich auf das Weihejahr
1476 bezieht. Der zweijochige Chor mit einem Fünfachtelschluss hat ein
geometrisierendes Netzrippengewölbe über polygonalen gekehlten
Wanddiensten. Die Maßwerke der Chorfenster wurden 1795 bei einer
Renovierung (1788 bis 1798) entfernt.
TAUFSTEIN
Ein gotischer Wasserbehälter als achtseitige Becherform gestaltet mit
barockem Aufbau ist symptomatisch für das Gesamtkonzept der
Kircheneinrichtung. An der Spitze eine Darstellung der Taufe Jesu im
Jordan. Seit einiger Zeit wird das Taufbecken wieder in die Zeremonie
der Taufe eingebunden. Bei geöffneten Flügeltüren ist die Taufschale
sichtbar. Der Aufbau wurde erst vor einigen Jahren restauriert, deshalb
leuchtet die Vergoldung besonders schön.
DIE KANZEL
Eine steinerne gotische Treppe führt zu Korb und Schalldeckel, der auf
der Unterseite wieder den Namen Jesu trägt und ein weiterer Hinweis auf
die Jesuiten ist. Auf kleinen Postamenten (=Sockeln) stehen
Kirchenväter, die von der Predella des barockisierten Hochaltares
stammen. Als Hüter des Glaubens stellt man während der Barockzeit
wieder Kirchenväter auf; man besinnt sich wieder auf sie. Ein Kreuz und
ein aufgeschlagenes Buch, das von Wolkengebilden umrahmt ist, schließen
die Kanzel mit den Worten: 'Selig, die das Wort Gottes hören und es
bewahren', nach oben ab. Man beachte den Gegensatz zwischen den beiden
Päpsten im rechten Bild. Petrus aus dem Hochaltar wird barhaupt und
barfuß präsentiert, während Gregor der Große eine Tiara trägt.
Unter dem Fronbogen befand sich eine Kommunionbank, ein „Speisgitter”,
das gleichzeitig mit der Errichtung des Volksaltares nach dem 2.
Vatikanischen Konzil entfernt wurde. Unterseite des Schalldeckels: Das
Monogramm Jesu, Zeichen der Jesuiten Knauf aus vergoldeten Blättern
SEBASTIANSALTAR
Anstelle der Kapelle über der Sakristei aufgestellt. Auf der
Männerseite steht traditionell eine männliche Heiligenfigur. Der
Altaraufbau ist wie auch beim Marienaltar noch nach dem Konzept eines
Flügelaltares gestaltet. Das war im süddeutschen Raum üblich. Auf dem
Altartisch, der hier aus Granit besteht, ist eine Predella. Der
Tabernakel stammt vom barockisierten Hochaltar. Oft wird hier der Raum
für eine Reliquie bereitgestellt, in unserem Fall liegt hier eine
geschnitzte Figur der Hl. Rosalia. Wie die anderen Figuren auf diesem
Altar wurde sie als Helferin gegen die Pest angefleht. Die Auswahl der
Heiligen auf diesem Altar wurde mit Sicherheit von den Jesuiten
vorgeschlagen, da das Aufstellen von Pestsäulen und Altären mit
Pestheiligen auch als Sieg über den Protestantismus angesehen wurde.
Seitlich vom Hauptgemälde stehen als Schreinwächter die Hll. Leopold
und Eustachius. Markgraf Leopold, der Klostergründer, erhielt wohl als
Tribut an den Zeitgeist seine Position. Er war für seine Verdienste um
die Erschließung des Landes und die Evangelisierung 1683 Landespatron
von Niederösterreich geworden. Sowohl Eustachius mit dem Hirschgeweih,
wie auch die Hll. Dionysius, mit dem Haupt in der Hand (Er war in Paris
auf dem Montmarte enthauptet worden) - und Erasmus, der durch Ausdärmen
gefoltert worden war, flehte man während der Pestzeit als Nothelfer an.
Besonders schön sind bei den beiden Seitenaltären auch die gedrehten
und vergoldeten Säulen und Viertelsäulen gestaltet. Oben gibt es einen
dem früheren Gesprenge ähnlichen Aufbau. Auf dem zentralen Gemälde
(1671) ist das Martyrium des Hl. Sebastian dargestellt. Sebastian ist
an einen Baum gebunden, er blickt zu Engeln auf. Die Gestalten scheinen
in Bewegung zu sein, sie sind nicht statisch. Wesentliche Elemente der
Barockmalerei, Inszenierung und Pathos, findet man bei diesem Altarbild
meisterhaft verwirklicht. Es gibt viel Bewegung, Licht, bzw. Hell und
Dunkel. Um das Martyrium des Heiligen ranken sich Legenden. Angeblich
überlebte er, wurde von einer Frau gesund gepflegt, später aber durch
Enthaupten hingerichtet. Die Soldaten im Vordergrund stammen aus einer
nordafrikanischen Eliteeinheit und sind möglicherweise bestochen
worden. Die Position der Pfeile im Körper des Märtyrers bekräftigt
diese Theorie. Sie fügten sicher große Schmerzen zu, waren aber nicht
todbringend. Eine andere Legende besagt, dass die Soldaten Respekt vor
dem Mann hatten und ihn nicht töten wollten, weil er als Hauptmann
höherrangig und ihr Vorgesetzter war. Einer der Schergen trägt einen
Turban als Kopfbedeckung. Das wird als Hinweis auf die Angst der
Menschen vor den Einfällen aus Südosteuropa gedeutet. Etwa gleichzeitig
mit der Errichtung des Altares belagerten die Türken Wien.
Der Künstler, von dem dieses vortreffliche Gemälde stammt, Erasmus
Quellinus, ein Flame aus Antwerpen im heutigen Belgien, war ein Schüler
von Peter Paul Rubens und wandte die gleiche Maltechnik an wie sein
Meister. Die Maler waren in großen Werkstätten organisiert, und 1678
wurde Quellinus Stadtmaler von Antwerpen, was natürlich ein geregeltes
Einkommen garantierte. Oft hatten Maler, Schnitzer u.ä. durch ihre
Arbeit lediglich ein Auskommen. Die künstlerische Qualität des Gemäldes
wird, wie auch beim Marienaltar, von Sachverständigen als sehr hoch
eingeschätzt und zeigt, dass die Familie Thürheim die Kirche exquisit
ausgestalten wollte. Üblicherweise findet man in Kirchen im ländlichen
Raum solche Kunstschätze nicht. Die Zeichnung ist sehr korrekt, auch
das für die Zeit typische Verständnis für Hell - Dunkel wusste der
Künstler perfekt einzusetzen.
Das kleine Gemälde im oberen Abschnitt zeigt Rochus mit einem Hündchen,
das ihm Brot bringt. Wie Sebastian ist auch er ein Pestheiliger. Obwohl
Rochus nicht heiliggesprochen wurde, zählt er zu den populärsten
Heiligen der Barockzeit. Zuoberst steht eine Figur des Hl. Leonhard,
dem Nothelfer schlechthin, auch wenn er nicht direkt zu den 14
Nothelfern gezählt wird. Als Viehpatron wird er zum »Bauernherrgott«,
zum Helfer in allen Situationen des bäuerlichen Lebens. Die
Gefangenenkette wird zur Viehkette, zu seinen Füßen erscheinen
andernorts Pferd und Rind.
MARIENALTAR
Auf der Frauenseite war vor der Barockisierung der Kirche ein gotischer
geschnitzter Marienaltar, der das Grundthema des Hochaltares, nämlich
die Erzählung aus dem Leben Mariens, abschließt. Das Altarbild (1728-
um ca. 60 Jahre jünger als der Altar) wird von gedrehten Säulen, die
mit Granatäpfeln und Weinranken geschmückt sind, seitlich umrahmt. Die
Säulen schließen mit schönen Kapitälen ab, über denen Engelsköpfe
sitzen. Über den Köpfen der Seitenfiguren sind muschelartige Gebilde
angebracht, die die Baldachine der Gotik ersetzen.
Sehr dramatisch ist das Ereignis der leiblichen Aufnahme Mariens in den
Himmel dargestellt. Es ist ein Grundzug der Barockmalerei, dass ein
dramatischer Höhepunkt eingefangen und festgehalten wird. Aus einem
Sarkophag hat sich Maria erhoben. Die Apostel, allen voran Petrus mit
dem Schlüssel, sind meisterhaft gruppiert. Einige blicken in die
Grabstätte, andere auf die Wolken, über die Maria zu entschweben
scheint. Erwartet wird sie von der Dreifaltigkeit im darüberliegenden
Gemälde, das auch von M. Altomonte stammt. Gläubige, die das Geschehen
beobachten, sind als kleine Figuren rechts im Hintergrund zu sehen.
Gestaltung und Größe dieser Figuren sind ein Beispiel für
Bedeutungsperspektive in der Barockmalerei. Höher gestellte Personen
werden größer dargestellt als Untergebene. Das immer noch sehr
farbenfrische Kunstwerk stammt von Martino Altomonte aus der
Malerdynastie der Hohenberg.
Martino Altomonte, eigentlich Martin Hohenberg (* 8. Mai 1657 in
Neapel; * 14. September 1745 im Heiligenkreuzerhof, Wien) war ein
Barockmaler. Er gilt gemeinsam mit Johann Michael Rottmayr (1654-1730)
als Begründer der selbstständigen Barockmalerei im heutigen
österreichischen Raum. Er wurde in Neapel als Sohn des Bäckers Michael
Hohenberg geboren. Ab 1672 hielt er sich zu Ausbildungszwecken in Rom
auf, wo er sich mit der „neoklassischen“ Malerei von Annibale Carracci
und Guido Reni beschäftigte. Römische und neapolitanische Elemente
wurden von ihm in origineller Weise synthetisiert. 1684 wurde er von
König Johann III. Sobieski als Hofmaler nach Warschau berufen. Bei
dieser Gelegenheit italienisierte er seinen Namen, da Italiener zu
dieser Zeit als Künstler bevorzugt wurden. Das Gemälde zeigt neben der
Signatur des Malers auch das Wort „fecit“ und man kann deshalb davon
ausgehen, dass er es zur Gänze allein gemacht/gemalt hat. Es war
üblich, dass große Künstler nur Gesichter und Hände malten und
Hilfskräfte den Rest von großen Flächen ausmalen mussten. Es ist in der
Tat außergewöhnlich, in einer Landkirche einen echten Altomonte in
dieser Qualität zu finden. Die Wappen der Familien Thürheim und Salburg
weisen auf die (jeweiligen) Stifter der Kunstwerke.
Links vom zentralen Gemälde steht eine Skulptur, die Johannes den
Täufer zeigt. Attribute Fellumhang, Kreuzstab und Lamm. Als naher
Verwandter von Jesus nimmt er einen sehr wichtigen Platz ein. Rechts
steht der Hl. Josef mit Jesus und einer Lilie. Auch die Figuren über
den Säulen runden das „Familienbild“ ab: rechts oben: Hl. Joachim, der
Vater Mariens, links der Hl. Zacharias, der Vater von Johannes. Die mit
Silber und Gold gefasste Kleidung des Hl. Josef und die Haltung seines
Kopfes lassen ihn als typische Barockfigur erscheinen. Silber wurde
ähnlich wie Blattgold aufgetragen, aber wesentlich dicker. Anstelle des
gotischen Baldachins wird die Skulptur nach oben von einer
muschelförmigen Verzierung abgeschlossen. Ganz oben steht eine Skulptur
der Hl. Elisabeth von Thüringen mit dem Attribut des Rosenkorbes.
Vielleicht hat man sie stellvertretend für Elisabeth, die Mutter des
Johannes, ausgewählt.
PIETA
Die schmerzhafte Mutter Gottes, als farbig gefasste Holzplastik,
sitzend mit der quer auf ihrem Schoß liegenden Leiche ihres Sohnes. In
ihrer Brust steckt das Schwert des Schmerzes. Die Pieta (italienisch:
‚Frömmigkeit, Mitleid‘, dt. auch Vesperbild) ist in der bildenden Kunst
die Darstellung Marias als Mater Dolorosa mit dem Leichnam des vom
Kreuz abgenommenen Jesus Christus, ähnlich der 13. Station des
Kreuzweges. Die Plastik könnte viel älter sein als die barocke
Einrichtung der Kirche. 1504 wurde ein Altar zu Ehren der Schmerzen
Mariens geweiht. Es gibt Vermutungen, dass die Plastik von diesem Altar
stammt. Das Motiv ist in der Bildhauerkunst seit dem frühen 14.
Jahrhundert gebräuchlich und wird von der älteren Forschung in
Verbindung mit der Entstehung des Andachtsbildes gebracht. Der
frömmigkeitsgeschichtliche Ursprung ist in der verstärkten Hinwendung
zum erlösenden Leiden Christi am Kreuz und des Mitleidens seiner Mutter
zu sehen. Die Pietä zählt zu den erfolgreichsten Bildfindungen des
Mittelalters. Das große Vorbild war Michelangelos Pieta, die er als
Mittzwanziger für den Petersdom geschaffen hatte.
Der über die Bundesgrenzen hinaus bekannte spätgotische Flügelaltar in
der Pfarrkirche Kefermarkt
kann tagsüber jederzeit besichtigt werden.
Persönliche Führungen können gerne mit dem Pfarramt oder dem
Gemeindeamt vereinbart werden. Der Altar hat eine Höhe von 13,5 Metern
und ist 6,3 Meter breit. Die Figuren sind aus Lindenholz, jede aus
einem Stück geschnitzt. Der Altar war einst bemalt und hat in seiner
über 500-jährigen Geschichte schon vieles erlebt. Früher wurden die
Seitenflügel des Altares nur zu großen kirchlichen Anlässen geöffnet,
seit der Barockzeit sind die Flügel nun fixiert. Der Altar überlebte
auch die lutherische Zeit ohne Schäden. Doch der Zahn der Zeit nagte
schwer an ihm und so ist es dem Verdienst des damaligen
Schulinspektors, Adalbert Stifter, zu verdanken, dass es dieses
Kulturjuwel noch gibt. Er hat die Wichtigkeit dieses Bauwerks erkannt
und in den Jahren 1852 bis 1855 die Generalrenovierung in Auftrag
gegeben.
Spätgotischer Flügelaltar, 1490 bis 1497, unbekannter Meister aus Lindenholz geschnitzt, Höhe 13,50 m, Breite 6,30 m
GESPRENGE - Der hochstrebende Teil des Altares beherbergt folgende Figuren: von oben nach unten
Hl. Helena
Prophet, Hl. Agnes, Kirchenlehrer
Hl. Katharina, Madonna Apokalyptika, Hl. Barbara
HAUPTFIGUREN IM SCHREIN
Hl. Petrus wurde als erster Bischof von Rom verehrt
Hl. Wolfgang Bischof von Regensburg, Patron der Kirche von Kefermarkt
Hl.Christophorus Namenspatron des Stifters von Kirche und Altar, Christoph von Zelking
Hl. Stephanus außen links im Schrein
Hl. Laurentius außen rechts im Schrein
SCHREINWÄCHTER
Hl. Georg links und Hl. Florian rechts neben dem Altar
VIER FLÜGELBILDER
Szenen aus dem Leben Mariens: Mariä Verkündigung, Christi Geburt, Anbetung der Könige, Mariens Tod
PRIVATORATORIUM
Das Oratorium, ein Betraum für
die Familie Thürheim, befindet sich an der Stelle einer früheren
Sebastianskapelle und wird wohl der Anlass für die Umgestaltung des
gesamten Kirchenraumes gewesen sein. Dafür ist der Sebastiansaltar auf
der Epistelseite errichtet worden. Es ist höher oben als die Kanzel,
womit auch die Hierarchie unterstrichen wird. Eigentlich ist dieser
Betraum ein Indikator für das soziale Gefüge der Zeit. Der Adel stand
zweifelsohne über dem Klerus. An Feiertagen besuchte die Familie den
Gottesdienst und nahm, abgesondert vom einfachen Volk, an Zeremonien
teil. Wahrscheinlich bot der Betraum auch Schutz, waren adelige
Familien doch nicht immer beliebt, weil an sie Zehent entrichtet, bzw.
für sie Robot geleistet werden musste. Auch die Gerichtsbarkeit oblag
ihnen. Das Gehäuse des Oratoriums ragt in den Altarraum und ist mit
Schiebefenstern ausgestattet, die man nach oben öffnen kann.
Verschnörkelte Ziffern geben das Jahr 1668 an. Den oberen Abschluss
bildet vergoldetes Schnitzwerk.
Als Epistelseite oder Männerseite bezeichnet man die rechte Seite des
Hochaltars (bei Blick auf den Altar). Auch bezeichnet man
umgangssprachlich die rechte (bei geosteten Kirchen südliche) Seite
einer Kirche als Epistelseite. Oft steht auf der Seite rechts vom Altar
eine Statue oder ein Seitenaltar eines männlichen Heiligen, etwa von
Josef oder dem Kirchenpatron. Eine Marienstatue oder ein Marienaltar
befindet sich dagegen immer auf der Evangelienseite/Frauenseite.
Die Künstler der Barockzeit wollten in Rätseln sprechen. Sie
verwendeten dazu Allegorien. Die Betrachter der damaligen Zeit waren
besser mit den Symbolen vertraut als wir das sind. Auf der Vorderseite
sieht man Bildtafeln mit Allegorien der göttlichen Tugenden:
Glaube - die Frauengestalt trägt ein Kruzifix. Es ist das Symbol des Mittlers zwischen den Menschen
und Gott, Jesus und seinem Sühnetod am Kreuz. Als solches steht es auch als Symbol für den christlichen Glauben allgemein.
Hoffnung - streckt die Hand zum Himmel empor. Das Symbol des Ankers befindet sich vor tosendem
Wasser im Hintergrund.
Liebe - erscheint als Mutter, an die sich Kinder schmiegen
KREUZWEG
Von einer „Guttäterin“ 1746 gespendet. Eine Abfolge von sehr schönen
und detailgetreu gemalten Darstellungen der Leidensgeschichte. Wie
früher bei El Greco (1541 -1614) erscheinen die Körperteile gelängt,
was vermutlich damit zu tun hat, dass man direkt unter dem Bild steht,
wenn man es betrachtet. In Kirchen der Umgebung findet man Nachahmungen
dieser wunderschönen Bilder, allerdings meist jüngeren Datums und mit
nüchterner Farb- und Linienführung, wie sie im Stil der Nazarener
üblich waren.
DIE ORGEL
Vom Freistädter Orgelbaumeister Franz Lorenz Richter (1722-1785) wurde
im Jahr 1778 die Orgel, ein zweimanualiges Werk, erbaut. Mit 16
Registern, 903 Pfeifen und dem originalen Spieltisch zählt sie zu den
besterhaltenen Barockorgeln Österreichs. Im Jahr 2000 wurde sie
aufwändig restauriert.
Im 13. Jahrhundert gehörte das Gebiet um Weinberg noch zur Herrschaft
Freistadt. Die wenigen Häuser unter der Burg wurden Dorf unter dem
Weinberge genannt. Spätere Urkunden nennen das Dorf Cheuverndorf
(Kefferndorf). Otto II. von Zelking wurde 1282 nach dem Sieg Rudolfs
von Habsburg, durch seinen Sohn dem Landesfürsten Albrecht zum Pfleger
(Verwalter) der Burg Freistadt erwählt (Burghauptmann). In diese Zeit
fällt der Ausbruch der Herrschaft Weinberg aus der Verwaltung von
Freistadt. Es ist mit Recht anzunehmen, dass Weinberg als Teillehen an
die Familien Zelking, Piber und Wildungsmauer vergeben wurde. Diese
Geschlechter waren untereinander verschwägert und die Wildungsmauer
verkauften im 14. Jh. ihre Teillehen an die Zelking. Weinberg blieb
über 300 Jahre im Besitz der Herren von Zelking. 1470 begann Christoph
von Zelking die Kirche im Dorf auf einer Wiese zu bauen, die 1476
geweiht wurde. Am 17. September 1479 erhielt das Dorf durch Kaiser
Friedrich III. das Marktrecht und durfte sich Kefermarkt nennen. Bei
der Übernahme der Herrschaft Weinberg durch Veit von Zelking 1526 hatte
Kefermarkt 15 Häuser und 2 Mühlen. 1626 waren es 27 Häuser. Die Zelking
nahmen, wie 90% im Mühlviertel, Luthers evangelische Religion an. In
der Gegenreformation durch Kaiser Ferdinand II. mussten alle
Gutsbesitzer verkaufen, so auch die Zelking auf Weinberg. Der
katholische Pfleger von Ebelsberg, Hans Christoph von Thürheim, kaufte
die Herrschaft Weinberg 1629 um 210.000 Gulden und 1200 Reichsthaler:
1961 starb mit Ludwig Goswin von Thürheim die Familie aus und Weinberg
wurde von Adoptivsöhnen verwaltet.
Das Schloss Weinberg ist ein wehrartiger Schlossbau, der im 16. und 17.
Jahrhundert (Spätrenaissance) entstand. Zu Kriegsende 1945 ging die
wertvolle Schlosseinrichtung verloren. Heute beherbergt das Schloss ein
Landesbildungszentrum. Zahllose Seminare, Weiterbildung für Musiker,
Kurse für Künstler und Handwerker, sowie die Prager Fotoschule sind
dort etabliert. Internationale Sitzungen, Konferenzen und Feiern, der
Weinberger Advent und der Ostermarkt bereichern das Leben in Kefermarkt.
Die Marktgemeinde Kefermarkt hieß ursprünglich „Dorf am Weinperg",
später dann „Chefferndorf" und seit 1479 „Kefermarkt". Die Siedlung ist
seit jeher eng mit Schloss Weinberg verbunden. Schloss Weinberg steht
beherrschend auf einem der typischen Mühlviertler Höhenrücken. Es ist
eine der mächtigsten Burgen in Oberösterreich. Die Anlage wird -
wenngleich wesentlich älter - erst 1305 urkundlich erwähnt. Die
Adelsgeschlechter der Zelking und Thürheim bestimmten wesentlich das
Erscheinungsbild von Weinberg. Ein Zelking war es, der den
weltberühmten gotischen Flügelaltar in der nahen Kirche in Kefermarkt
stiftete, und unter den Thürheimern erhielt das Schloss seine heutige
Gestalt, geprägt vom Baustil der Spätrenaissance und des frühen Barock.
Schloss Weinberg war zu Beginn der achtziger Jahre praktisch dem
Verfall preisgegeben. 1986 pachtete das Land Oberösterreich das Schloss
und nach gründlicher Renovierung und Restaurierung wird das
Renaissanceschloss seit dem Jahr 1989 als Landesbildungszentrum
geführt, in dem die Gäste in angenehmer Atmosphäre, umgeben von einer
herrlichen, beruhigenden Landschaft, Erfahrungen austauschen, Eindrücke
sammeln und sich vom Lärm und Stress des Alltags erholen können.
Die erste Befestigungsanlage, die zur Zeit der Rodung und Urbarmachung
des Landes im 10. und 11. Jh. angelegt wurde, wird auf dem Felssporn
von Historikern und Archäologen zwar angenommen, kann bisher aber
urkundlich nicht nachgewiesen werden. Die Renaissancefassade des
heutigen Hauptgebäudes umschließt den ältesten romanischen und
gotischen Baukern. Dieser war zweigeschoßig und nahezu rechteckig. Im
Zentrum der ehemaligen Burg befanden sich der Innenhof, heute „Grüner
Hof" genannt, und der mittelalterliche Bergfried. In ihm verbindet eine
einläufige Wendeltreppe mit Massivspindel aus Granit die beiden älteren
Geschoße, die gotische Bauelemente aufweisen.
Die Verteidigungsanlagen mussten im 14. Jh. wegen der neuen
Schusswaffen erweitert werden. So wurden Zwinger, Verteidigungs- und
Halbschalentürme errichtet. Im 16. Jh. wurde die Barbakane, eine
halbkreisförmige Befestigungsanlage, ausgebaut.
Der Zugang zum Schloss war nur über zwei Zugbrücken möglich, deren
Kettenschlitze noch sichtbar sind. Im eisenbeschlagenen Haupttor findet
sich ein so genanntes Mannstor mit
Geheimverschluss. Die Einstiche im Eisenblech sind der Überlieferung
nach auf aufständische Bauern des 17. Jh. zurückzuführen.
Der äußere Hof ist heute ein schmaler Ring um das Hauptschloss.
Ursprünglich war er bedeutend weitläufiger. Mit rund 2.200 m² sollte er
zur Zeit der so genannten Türkeneinfälle im 16. Jh. mehreren tausend
Menschen Schutz bieten. Im Laufe des 17. und 18. Jh. wurden entlang der
Mauer Wohn- und Arbeitsräume, Gesindehaus und Ställe errichtet. Im
westlichen Trakt, der seit dem 16. Jh. als Brauerei diente, sind zwei
bodennahe Eingussnischen für Gerste und Wasser sichtbar. Im westlichen
Rundturm, dem ehemaligen Bergfried, sieht man ein kleines Luftloch.
Dahinter liegt die Gefängniszelle in der Straffällige verwahrt wurden.
Auf der nördlichen Außenseite sieht man die barocke Schlosskapelle. Sie
wurde um 1635 in einen Halbschalenturm eingebaut. Ein Schwibbogen
verbindet sie mit dem Hauptgebäude.
Die Zisterne mit einer
Graniteinfassung aus dem Jahre 1589 zeigt den technischen Stand der
Hebevorrichtungen der Renaissance mithilfe eines Kammradzuges. Der
Schacht mit einer Tiefe von ca. 40 m wurde aus dem Dachwasser der
Zisterne des „Grünen Hofes" gespeist. Der Schacht ist heute trocken.
Aufgrund der exponierten Lage auf dem Granitfelsen war das Sammeln von
Regenwasser unumgänglich.
Das Ziel des umfangreichen Renaissanceumbaus um 1600 war es, dem
Gebäude eine neue repräsentative Erscheinung nach außen hin zu geben:
Putzbänder trennen die Geschoße optisch voneinander, Eckquader bilden
einen Abschluss der Gebäudeseiten. Auch die einheitliche Fensterordnung
wurde geschaffen und der Schlossturm mit der Hauptstiege nach
italienischem Vorbild angelegt. Das Treppenhaus ist großzügig
dimensioniert und im Gegensatz zu mittelalterlichen Wendeltreppen
rechteckig. So entstand eine viergeschoßige Anlage, deren
mittelalterliche Bausubstanz mit den Niveauunterschieden, Treppen und
Zwischengeschoßen nach wie vor sichtbar ist. Die neu errichteten oberen
Geschoße bieten ausreichend Platz für Repräsentationsräume.
Kurzhistorie zum Schloss Weinberg
Im Mühlviertler Kernland erhebt sich in der Marktgemeinde Kefermarkt
(ca. 34 km von Linz entfernt) weithin sichtbar das mächtige
Renaissanceschloss Weinberg. Es zählt zu den bedeutendsten seiner Art
in OÖ. und beherbergte durch die Jahrhunderte wichtige
Adelsgeschlechter, die oft maßgeblichen Einfluss auf die
Landesgeschichte nahmen.
Nach einer ersten urkundlichen Erwähnung einer Feste um 1274 mit einem
Wulfingus" de Weinperge", geht die heutige Vierflügelanlage im Kern auf
eine spätgotische Wehranlage aus dem Ende des 15. Jahrhunderts zurück.
Im Jahr 1369 wird Weinberg erstmals als Lehen der Zelkinger mit der
Stammburg Zelking bei Melk bezeugt. Christoph von Zelking (+1491), ein bedeutender Vertreter der oö. Linie,
ließ in dem kleinen Ort Keferndorf am Fuße des Burghügels einen
stattlichen Kirchenbau errichten und war auch Auftraggeber für den
berühmten Kefermarkter Altar. Unter ihm erhielt der Ort auch bereits
1479 das Marktrecht vom kaiserlichen Lehensherrn. Er verwirklichte den planvollen Ausbau der spätmittelalterlichen
Höhenburg zum "festen Schloss" heutiger Form mit mächtigen Außenwerken
und Rundtürmen an der talwärts gewandten Schauseite.
Veit von Zelking (+1559) wurde zu einem Vorstreiter des Protestantismus
im Land, mit Hans Wilhelm von Zelking (1561-1627) hielt die Renaissance
Einzug in eine neuzeitliche Adelsresidenz. Noch aus dieser Zeit stammen
z. B. der Ziehbrunnen aus 1589, der monumentale Mittelturm mit
Zwiebelhaube und die Aufstockung des 3. Obergeschosses mit den
Prunkräumen (Ahnensaal, Fabelzimmer, Rittersaal, Kaisersaal und
Turmzimmer) im Haupthaus. Im Jahr 1629 verkaufte er seine oö. Herrschaften an die schwäbische
katholische Adelsfamilie der Thürheim, die Weinberg als Familiensitz
wählte und auf kaiserliche Weisung die Rekatholisierung einzuleiten
hatte. Unter Christoph Wilhelm von Thürheim (1661-1738), ab 1713 von Kaiser
Karl VI. zum Landeshauptmann ob der Enns ernannt, erhielt Schloss
Weinberg die künstlerisch wertvolle Ausstattung der Barockzeit mit der
Schlosskapelle im Nordostturm.
Nach wechselvollem Schicksal ab dem 20. Jahrhundert bis hin zu
russischer Besatzung 1945/46 wurden die schon baufälligen historischen
Gebäude von Mitgliedern des Vereines Schloss Weinberg 1983-1985 in
Eigeninitiative gerettet, anschließend pachtete das Land OÖ. den
Komplex von den derzeitigen Besitzern auf 99 Jahre und ließ eine
aufwändige, historisch getreue Restaurierung durchführen. Zu deren
Abschluss fand 1988 die OÖ. Landesausstellung in Schloss Weinberg
statt, seit 1989 beherbergt es ein Bildungszentrum des Landes OÖ. mit
dem Schwerpunkt der Erwachsenenbildung sowie weitere Institutionen aus
dem Kunst- und Musikbereich.
Kaiserin Amalia, Gemahlin von Joseph I.
FEINDBILDER IN SCHMIEDEKUNST - Das so genannte Türkengitter,
datiert mit 1622, ist eine aufwendige Schmiedearbeit eines unbekannten
Meisters. Namensgebend sind die bemalten Blechschnittköpfe. Sie stellen
turbantragende, aufgespießte Köpfe mit grotesken Gesichtszügen dar.
Dieses Motiv ist Ausdruck der damals drohenden Gefahr und der Angst vor
den Osmanen. Über mehrere Jahrhunderte war die Herrschaft der
Habsburger durch die Ausdehnung des osmanischen Herrschaftsgebietes
bedroht. Das Motiv des Türkengitters beschwört symbolhaft die eigene
Vormachtstellung.
Das Gitter wurde in der Zeit der Renaissance entworfen, dennoch prägt
eines der typischen Formelemente der Gotik, der Vierpass, das
Erscheinungsbild. Ursprünglich hatte das gesamte Gitter eine farbige
Fassung. Die Blätter waren dunkelgrün, die Blattadern gold-gelb. Diese
Bemalung bleibt aus konservatorischen Gründen von der schwarzen
Farbschicht geschützt. Die Blechschnittköpfe jedoch wurden im Gegensatz
zum restlichen Gitter nie übermalt.
Nach dem 1. Weltkrieg befand sich der Gutsbetrieb wegen der Inflation
in einer wirtschaftlich schwierigen Lage. In einem Teil des Schlosses
wurde ein Beherbergungsbetrieb eingerichtet. Gleichzeitig wurde die
Landwirtschaft durch die Spezialisierung auf Saatgut intensiviert. 1945
war Schloss Weinberg Quartier für die russische Besatzung. 1946 kehrte
die Familie Thürheim auf das Schloss zurück. Nahezu der gesamte
bewegliche Besitz der Familie - der landwirtschaftliche Fuhrpark, Vieh,
Mobiliar und museale Objekte - war beinahe vollständig abtransportiert
worden. Nur wenige Kunstschätze und Erbstücke blieben erhalten. Hans
Ludwig von Gablenz-Thürheim gelang es, den land- und
forstwirtschaftlichen Betrieb wieder aufzubauen. Um das Schloss zu
erhalten, wurde der Verein Schloss Weinberg gegründet, der sich
tatkräftig für die Sanierung des Schlosses einsetzte. Das Land
Oberösterreich pachtete das Schloss auf die Dauer von 99 Jahren und
veranlasste eine Generalsanierung. 1988 fand im Schloss die
oberösterreichische Landesausstellung mit dem Thema „Das Mühlviertel -
Natur, Kultur, Leben" statt.
Am Kachelofen findet man die Jahreszahl 1591. Großteils sind die
Kacheln jedoch Mitte des 19. Jh. nachgeformt worden. Auf den Kacheln
sind die „Neun guten Helden", drei aus der heidnischen Antike, drei des
Alten Testaments sowie drei des Christentums dargestellt.
DAS WELTBILD DES FRÜHEN 17. JAHRHUNDERTS
Die in Österreich einzigartige Stuckdecke
mit siebzehn tief eingeschnittenen Kassetten ist mit 1604 datiert. Das
Bildprogramm spiegelt die Werte und Tugenden der
christlich-humanistischen Adelswelt wider. Charakteristisch dafür ist,
dass heidnische und antike Mythologie mit Motiven des Christentums
kombiniert wurden.
Die Stuckelemente wurden über starken Armierungen aus Eisendraht und
Blech gebildet und an der massiven Holzdecke fixiert. Die Figuren sind
extrem stark hinterschnitten und teilweise völlig freiplastisch. Das
stilistische Kennzeichen der Decke ist die außergewöhnliche
Hervorhebung und Überzeichnung der Motive: Gleichmäßig wird Detail
neben Detail dargestellt.
Aktäon beobachtet Diana beim Baden, als Strafe wird er von Göttin Diana
in einen Hirsch verwandelt, seine eigenen Jagdhunde zerfleischen ihn.
SCHNECKENREITER UND MEERJUNGFRAUEN
So wie alle Prunkräume des dritten Obergeschoßes wurde auch das
Fabelzimmer zu Beginn des 17. Jh. geschaffen. In Oberösterreich
besitzen nur die Schlösser Scharnstein und Walchen vergleichbare
Deckengestaltungen. Namensgebend ist die Bemalung, mit der die gesamte
Riemlingsdecke, eine massive Holzdecke, überzogen ist. Der Stil dieser
Groteskenmalerei wirkt fein und flott gesetzt. Elemente der
italienischen Renaissance, wie das florale Rankwerk, wurden in
abgewandelter Form umgesetzt. Besonders auffallend sind die skurrilen
Figuren und Mischwesen, die zwischen den ornamentalen Frucht- und
Pflanzengebilden zu entdecken sind.
Neben der Deckenbemalung und der Intarsientür ist der Kachelofen die
dritte Besonderheit des Fabelzimmers. Er wurde 1622 unter Hans Wilhelm
von Zelking aufgestellt und ist damit der älteste erhaltene Kachelofen
des Schlosses. Die Kacheln, mit brauner Eisenglasur überzogen, zeigen
ein Relief der Allegorien der Gerechtigkeit, des Friedens und des Zorns.
Wer entdeckt das berittene Schwein?
Aufwendige Intarsien an der Tür, 1622
DAS PASSENDE AMBIENTE FÜR GÄSTE
Hier, im mit 183 m² größten Saal des Schlosses, wurden politische
Beratungen abgehalten, aber auch prachtvolle, ausgelassene Feste
gefeiert. Hans Wilhelm von Zelking ließ den Saal mit einer weiten
Stichkappentonne im Zuge der großen Erweiterung um 1600 errichten. Wie
in vielen Bereichen des Schlosses sind auch hier sowohl Stilelemente
der Renaissance als auch des Barock zu finden. Der Stuckdekor
entspricht der Frührenaissance, die Ölgemälde hingegen dem barocken
Bildverständnis. Ein Scheinkamin schließt den Raum an der Ostwand ab.
Die sechs Ölgemälde an der Decke stammen vermutlich vom Sarleinsbacher
Barockmaler Johann Philipp Ruckerbauer. Neben den Wappen des Christoph
Leopold von Thürheim und seiner beiden Frauen zeigen sie den Sonnengott
Helios auf seinem Himmelswagen, den Triumph eines Kriegshelden, eine
Vierergruppe mit Venus, Bacchus, Ceres und Flora sowie den Raub der
Proserpina durch Pluto, den Gott der Unterwelt.
SUSANNA MIT DEN BEIDEN ALTEN
Die Geschichte von Susanna im Bade wird im Alten Testament (Buch
Daniel, Kapitel 13,1-64) geschildert. Der reiche Babylonier Jojakim war
mit der schönen Susanna verheiratet. Zwei seiner Freunde verliebten
sich in sie. Die beiden lauerten Susanna heimlich auf, als sie ein Bad
nehmen wollte und bedrängten sie mit ihnen zu schlafen, ansonsten
würden sie Susanne des Ehebruchs mit einem anderen beschuldigen.
Susanna blieb standhaft und schrie um Hilfe. Die beiden Alten riefen
ebenfalls lautstark und erklärten, sie beim Ehebruch überrascht zu
haben. Beim Prozess fragte der Richter die beiden Alten, unter welchem
Baum Susanna ihren Mann betrogen haben soll. Der eine meinte, unter
einer Zeder, der andere sagte, es sei eine Eiche gewesen. Da erkannte
der Richter die beiden Lügner und Susanna wurde frei gesprochen, die
beiden Alten hingegen wurden getötet.
Susanna im Bade: Sinnbild für gerechtes Urteil
DALILA BERAUBT SAMSON SEINER ÜBERMENSCHLICHEN KRÄFTE
Samson gilt als Symbolfigur übermenschlicher Kraft. Das Alte Testament
(Buch der Richter, Kapitel 13-16) berichtet von ihm: Dalila wurde von
seinen Feinden, den Philistern, dazu gedrängt, ihm das Geheimnis seiner
gewaltigen Kraft zu entlocken. Sie erfuhr, dass Samsons Kraft von
seinem noch nie geschnittenen Haar komme. Während er schlief, schnitt
ihm Dalila sein Haar ab. Die Philister konnten Samson überwältigen und
stachen ihm die Augen aus. Als seine Haare nachwuchsen, rächte sich
Samson an ihnen, indem er eine große Halle zum Einsturz brachte. Dabei
starben dreitausend Philister und auch er verlor sein Leben.
Samson und Dalila: moralisch-sittliches Lehrbild
DIE FAMILIE ZELKING IN FORTUNAS HÄNDEN
Die prunkvollen und festlichen Stuckarbeiten im Stile der Renaissance
zeugen vom Selbstbewusstsein der Herrscherfamilie und vom neuen
humanistischen Menschenbild. An der Decke ist vier Mal Fortuna, die
Göttin des Glücks, dargestellt. Sie balanciert, um ihre Flüchtigkeit
vor Augen zu führen, auf einer Kugel. In ihren ausgebreiteten Armen
hält sie die Wappen der 16 Vorfahren von Hans Wilhelm von Zelking, der
den Raum zwischen 1610 und 1617 errichten ließ. Im Zentrum der Decke
befindet sich das Symbol der Römischen Kaiserlichen Majestät. Neben dem
Portal zum Rittersaal stehen zwei lebensgroße Wächter in antiker und
zeitgenössischer Bekleidung. Auf der Kaminhaube sind Venus und Amor
dargestellt.
Die Medaillons in den Stichkappen zeigen antike Gottheiten als die vier personifizierten Tageszeiten:
Morgen: Aurora, Göttin der Morgenröte
Mittag: Phoebus Apoll mit Lorbeer- und Strahlenkranz
Abend: Diana mit der Mondsichel
Nacht: Somnus, schlafend, mit Traumschwaden und Tieren
Doppeladler mit Bindenschild und Goldenem Vlies, dem Hausorden der Habsburger
ARZNEIEN AUS DER NATUR
Im Turmzimmer befand sich einst die barocke Schlossapotheke, die Gräfin
Maria Franziska von Thürheim um 1700 einrichtete. Die Apotheke ist
heute im Schlossmuseum in Linz zu sehen. Sie zeugt vom zunehmenden
Interesse an den Naturwissenschaften und den Wirkstoffen der Natur.
Zudem zeigt sich darin der humanistische Anspruch der Grundherrin, im
Fall von Krankheiten, Unfällen oder Seuchen für die Untertanen Sorge zu
tragen.
VOM WEHRTURM ZUM ANDACHTSRAUM
Hans Christoph von Thürheim starb 1634, kurz nach dem Erwerb des
Schlosses, und ließ seine Frau Anna Martha mit ihren sieben
minderjährigen Kindern und hohen Ratenzahlungen zurück. Der
Schlossherrin war ein eigener Andachtsraum ein Bedürfnis, da die
Kefermarkter Kirche im Besitz der Jesuiten war. So entstand 1635 die
Schlosskapelle. Erst Ende des 17. Jh. wurde sie im barocken Stil
ausgestaltet.
Für die Kapelle, wie auch für den Gartenpavillon und den Eiskeller,
wurde ein ehemaliger Wehrturm umfunktioniert. Mit der Gestaltung der
Stuckdecke beauftragte man Bartolomeo Carlone, der einer bekannten
lombardischen Kunsthandwerkerdynastie angehörte. Typisch für seine
Arbeiten sind die naturalistisch modellierten Frucht- und Blumengehänge
sowie die fleischigen Akanthusranken.
Allegorische Darstellung Sommer & Frühling-Freifrau Zelking, PIANO-ORCHESTRION
Mit den gotischen Altären in Waldburg und St. Michael bildet Kefermarkt
geographisch ein gleichseitiges Dreieck von jeweils 10 km, das
sogenannte „Auge Gottes". Das herrliche Ambiente und ein besonderes
Flair im Schloss Weinberg veranlasst auch viele Verliebte, hier den
Bund der Ehe zu schließen. Vor etwa 170 Jahren führte der erste
Schienenstrang am Kontinent, die Pferdeeisenbahn „Linz-Budweis", durch
das Gemeindegebiet (1832-1864). Noch heute findet man Teilstücke der
damaligen Trasse und diese können bei einer Wanderung auf dem 42 km
langen „Pferdeeisenbahn-Wanderweg" besichtigt werden. Heute ist die
Gemeinde von der Bahnlinie „Linz-Summerau-Budweis-Prag" erschlossen.
Mehr als ein Viertel des Gemeindegebietes ist mit Wäldern bedeckt. Etwa
40 Kilometer markierte Wanderwege stehen zur Verfügung. Zum
Verweilen laden mehrere Gasthöfe mit gutbürgerlicher Küche ein.
Ergänzet wird das Angebot durch private Zimmervermietung und "Urlaub am
Bauernhof".
Mit dem Bau der Summerauer Bahn erhielt Kefermarkt einen
Eisenbahnanschluss und ist seit 20. Dezember 1873 mit der
Landeshauptstadt Linz verbunden. Seit 1918 gehört Kefermarkt zum
Bundesland Oberösterreich. Während des Deutschen Reiches hieß das Land
Gau Oberdonau. Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 war das Mühlviertel
unter sowjetischer Besatzung. Die Gutsverwaltung Weinberg ist heute im
Besitz der Familie Wentzel, das Schloss ist seit 1987 vom Land
Oberösterreich gepachtet, wurde renoviert und ist als
Landesbildungszentrum in Verwendung.
RENAISSANCEGARTEN - Der Schlosspark wurde zu Beginn des 17. Jh. von
Hans Wilhelm von Zelking angelegt. Er diente für Reiterspiele, wie z.
B. das Ringelstechen, sowie zum Flanieren. Auf einigen Stichen sind die
typischen Elemente dieser Renaissance-Gartenanlage mit regelmäßigen,
geometrischen Blumenbeeten, symmetrisch geschnittenen Hecken sowie
einem Gartenpavillon und einem Fischteich gut erkennbar. Im 19. Jh.
wurde die Gartenanlage zu einem englischen Landschaftspark umgestaltet.
FALKNERHAUS - Der Gartenpavillon, gestaltet um 1600, wurde in einen
spätmittelalterlichen Wehrturm eingebaut. Er weist zahlreiche Elemente
der Renaissance-Gartenkunst auf und erinnert in der Gestaltung an eine
künstliche Gartengrotte. Der Innenraum ist mit gebrochenen bunten
Granitsteinen ausgestaltet. Seinen Namen erhielt der Gartenpavillon von
den Falken, die dort untergebracht waren.
MAIERHOF - Er scheint 1564 erstmals urkundlich auf und sollte zur
Haltung von Vieh und zur Aufbereitung von Getreide dienen. Zudem
befanden sich darin Werkstätten mit den notwendigen Geräten. Heute ist
im Maierhof die Schlossbrauerei Weinberg untergebracht.
Der Turm an der Südseite des Hochschlosses ist die markanteste
Veränderung beim Umbau der mittelalterlichen Wehrburg zum
Renaissanceschloss um 1600 durch Hans Wilhelm von Zelking. Der heutige
Zwiebelhelm wurde nach dem Brand im Jahre 1882 errichtet. Seine Form
entspricht dem Stil des Neorokoko: schwungvoll und verspielt. Der Turm
hatte keine Wehrfunktion, wie dies bei mittelalterlichen Burganlagen
der Fall war, sondern war zu einem von rundherum sichtbaren,
neuzeitlichen Herrschaftszeichen geworden. Er versinnbildlichte in
erster Linie die Macht der Herrscherfamilie. Zudem war der Blick in die
Landschaft Ausdruck eines neuen Naturgefühls und Zeichen
herrschaftlicher Aneignung des Landes. Der mächtige Baukörper erreicht
bis zum Turmknauf eine Höhe von rund 45 m. Von der Balustrade aus, sie
verläuft in 28 m Höhe, blickt man auf die Kefermarkter Pfarrkirche mit
dem gotischen Flügelaltar, dem kunsthistorisch eindrucksvollsten
Vermächtnis von Christoph II. von Zelking.
Schloss Weinberg zählt mit seinem weithin sichtbaren Mittelturm und der
Ringmauer zu den beeindruckendsten Renaissanceschlössern
Oberösterreichs. Hinter diesen Mauern verbirgt sich eine im Kern
erhalten gebliebene gotische Burg mit Grundmauern aus dem 12. Jh. Um
1600 wurde die mittelalterliche Burg zu einem Schloss im Stile der
Renaissance ausgebaut. Prunkvoll ausgestattete Repräsentationsräume -
der Rittersaal, der Ahnensaal und der Kaisersaal - wurden errichtet.
Die früheste urkundliche Erwähnung von Weinberg stammt aus dem 13. Jh.
Dies war eine Zeit, in der das Mühlviertel durch umfangreiche
Rodungsarbeiten urbar gemacht, größere Siedlungen angelegt und
Handelswege ausgebaut wurden. Ab Mitte des 14. Jh. lenkte das
Adelsgeschlecht der Zelkinger bis 1629 die Geschicke der
Grundherrschaft Weinberg. Die Markterhebung Kefermarkts, der Bau der
Pfarrkirche mit dem berühmten Flügelaltar sowie der umfangreiche Um-
und Ausbau der spätgotischen Burganlage zum repräsentativen Schloss
fallen in diese Zeit. Aufgrund der Ausweisung des protestantischen
Adels, zu denen auch die Zelkinger gehörten, kam Schloss Weinberg in
den Besitz der Familie von Thürheim. Sie veranlasste die barocken
Umbauarbeiten, u. a. die Errichtung der Schlosskapelle. Nach der
Auflösung der Grundherrschaft im Jahr 1848 blieben die Thürheim und
deren Nachkommen im Besitz des Schlosses, die es zur öffentlichen
Nutzung an das Land-Oberösterreich verpachteten.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: