Basilika Mariazell

Mariazellerbahn: Ötscherbär & Himmelstreppe, Mai 2023

Die römisch-katholische Basilika Mariazell mit dem Patrozinium Mariä Geburt im steirischen Mariazell ist der bedeutendste Wallfahrtsort in Österreich, einer der wichtigsten Europas und der einzige mit dem Titel eines Nationalheiligtums im deutschsprachigen Raum. In dem im 12. Jahrhundert gegründeten Gnadenort wird ein hölzernes Mariengnadenbild verehrt.

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Die Mariazellerbahn, auch abgekürzt mit MzB, ist eine elektrifizierte Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 760 Millimeter (bosnische Spurweite) in Österreich. Die Gebirgsbahn verbindet die niederösterreichische Landeshauptstadt St. Pölten mit dem steirischen Wallfahrtsort Mariazell. Eigentümer und Betreiber sind seit Dezember 2010 die NÖVOG, die sie seit 2019 unter der Dachmarke Niederösterreich Bahnen betreibt. Die Mariazellerbahn ist Teil des Verkehrsverbundes Ost-Region. Die Mariazellerbahn ist mit ihren 85 km die längste Schmalspurbahn Österreichs. Die Strecke verläuft von der Landeshauptstadt St. Pölten durch das malerische Dirndltal, vorbei am Naturpark Ötscher-Tormäuer bis zum Wallfahrtsort Mariazell.

Der Fahrbetrieb auf der Stammstrecke wurde bis 27. Oktober 2013 noch hauptsächlich von den fast einhundert Jahre alten Elektrolokomotiven der Reihe 1099 zusammen mit den praktisch gleich alten Reisezugwagen bewältigt. Die 1099 war somit die älteste elektrische Lokomotive der Welt, die bis dahin noch im täglichen Einsatz auf jener Strecke stand, für die sie ursprünglich gebaut wurde. Ab 2013 wurden sie durch die Elektrotriebwagen der zweiten Generation ersetzt, nur die Loks 7, 10, 11, 13 und 14 verblieben bei der NÖVOG. Um eine passende Garnitur für den gleichnamigen Markenzug der Mariazellerbahn zu haben, wurden 2007 elf Personenwagen, zwei Fahrradtransportwagen und drei Elektrolokomotiven der Baureihe 1099 in das Ötscherbär-Design umlackiert.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die Basilika Mariazell ist das einzige Nationalheiligtum im deutschen Sprachraum und dominiert das Ortsbild. Sie beherbergt die Gnadenmutter, eine Marienstatue aus Lindenholz, die seit dem 12. Jahrhundert ein wichtiger Bezugspunkt für Pilger aus aller Welt ist. Ein Blickfang sind auch die historischen Häuser rund um den Hauptplatz. Im Sommer laden zahlreiche Gastgärten zum Verweilen ein. Bei einem Stadtspaziergang erfährt man mehr über die Geschichte des berühmten Wallfahrtsortes.

Das Bauwerk entstand im 14. Jahrhundert als gotische Kirche mit einem Spitzbogenportal und dem heutigen Mittelturm (Höhe 90 Meter) und wurde im 17. Jahrhundert erweitert und barockisiert: Neben dem gotischen Turm wurde links und rechts je ein barocker Turm errichtet; das Langhaus wurde verlängert und verbreitert und im Norden und Süden mit je sechs Seitenkapellen versehen. Bis heute gehört der Wallfahrtsort zum steirischen Stift St. Lambrecht.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Im Tympanon über dem Hauptportal befnden sich zwei Reliefs, die zu den besten Arbeiten der spätgotischen Bauplastik in Österreich zählen. Im Bogenfeld ist eine eindrucksvolle Kreuzigungsszene zu sehen, gefertigt im frühen 15. Jh., darunter ein um 1435-40 entstandenes Relief, auf dem wichtige Ereignisse aus der Wallfahrtsgeschichte gezeigt werden: Links der thronenden Schutzmantelmadonna, die Hilfe suchenden Pilgern Schutz gewährt, knien Abt Heinrich Moyker, in dessen Zeit das Relief geschaffen wurde, daneben Markgraf Heinrich von Mähren und seine Frau, die vom hl. Wenzel nach Mariazell gewiesen werden. Der im Schutz des Mantels kniende König ist Herzog Albrecht V., König von Böhmen, dahinter seine Gemahlin Elisabeth. Vermutlich waren sie die Votanten der Relieftafel.

Außerhalb des Mantels kniet König Ludwig I. von Ungarn, welcher der Gnadenmutter das „Schatzkammerbild" überreicht, rechts davon die legendäre „Türkenschlacht", ganz rechts eine Teufelsaustreibung an einer Frau, die ihr neugeborenes Kind geköpft haben soll. Die drei Wappenschilde in der Reliefmitte zeigen die Allianzwappen Albrechts V. von Österreich und dessen Gemahlin Elisabeth, sowie das auf König Ludwig I. von Ungarn Bezug nehmende ungarische Doppelkreuz.

Die überlebensgroßen barocken Bleistatuen von Balthasar Moll seitlich des Hauptportals erinnern an die beiden Stifter, Markgraf Heinrich von Mähren und König Ludwig I. von Ungarn. Sie wurden anlässlich der 600-Jahr-Feier 1757 geschaffen.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Das überlieferte Gründungsjahr von Mariazell 1157 lässt sich historisch nicht eindeutig belegen, aber eine päpstliche Urkunde weist in diese Zeit. Die erste schriftliche Erwähnung unter dem Namen „Cella" im Jahr 1243 deutet bereits auf ein größeres Gotteshaus hin. Eine selbstständige Pfarre ist ab 1269 urkundlich dokumentiert. Im Jahre 1330 bezeugt eine Ablassurkunde des Salzburger Erzbischofs Friedrich III. Mariazell als viel besuchten Gnadenort. Die wachsende Anziehungskraft bedingte die Vergrößerung der bestehenden romanischen Kirche zu einem großen dreischiffigen gotischen Gotteshaus. Bereits sehr früh sind auch schon zahlreiche Gewerbetreibende in Mariazell nachweisbar, darunter die ersten Krämer entlang der Kirchhofmauer.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgestaltete Gnadenkapelle steht noch heute an der Stelle der ursprünglichen „Zelle" im Zentrum der Basilika. Der heutige trapezförmige Grundriss stammt von 1690, ältere Teile aus dem 14. Jahrhundert wurden in diesen Bau integriert. Das Steinrelief über dem Eingang, aus der Zeit um 1369, soll die Porträtbüsten König Ludwigs I. von Ungarn und seiner Gemahlin Elisabeth als Stifter der gotischen Kapelle darstellen.

Im Jahre 1756 stifteten Kaiser Franz I. und Kaiserin Maria Theresia anlässlich des 600-jährigen Bestehens der Wallfahrtskirche 1757 das wertvolle, von den Wiener Goldschmieden Joseph Würth und Joseph Moser gefertigte Silbergitter. Bewegte Statuen des heiligen Josef sowie der Eltern Mariens - Joachim und Anna - bekrönen die Gnadenkapelle. Die Figuren sind Werke von Lorenzo Mattielli aus dem Jahr 1734.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Der heutige Aufsatz des Gnadenaltares wurde 1726 von Abt Kilian Werlein von St. Lambrecht in Auftrag gegeben. Der Entwurf stammt von Joseph Emanuel Fischer von Erlach, dem Sohn von Johann Bernhard Fischers von Erlach. Die Silberschmiedearbeiten wurden von Philipp Jakob Drentwett in Augsburg ausgeführt.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die Geschichte der Wallfahrt nach Mariazell ist eng mit der Baugeschichte des Gotteshauses verbunden. Auffallend ist, dass alle Erweiterungsphasen auf den Standort des Gnadenaltars Rücksicht nahmen, sodass sich die Mariazeller Gnadenstatue vermutlich noch heute an ihrer ursprünglichen Stelle befindet.

Nach der ersten hölzernen „Zelle" wurde, laut Tympanoninschrift am Hauptportal, im Jahre 1200 mit dem Bau einer romanischen Kirche begonnen. Stiftschronist Johannes Menestarfer berichtet, dass der Markgraf von Mähren und seine Gattin, von einer Krankheit geheilt, aus Dankbarkeit die Mittel zur Erbauung dieser Kirche nach Zell sandten.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Ab 1340 stellten Päpste, Kardinäle und Bischöfe Ablassurkunden aus, die die Wallfahrt nach Mariazell förderten. Der wachsende Zustrom der Pilger erforderte die Vergrößerung der romanischen Kirche, vermutlich vorerst durch den Anbau eines gotischen Chores, danach durch den Neubau eines dreischiffigen Langhauses.

Die Kirche hatte im Osten, im Anschluss an die gotische Vierung, eine polygonale Chorkapelle, welche vermutlich König Ludwig I. (1342-1382) von Ungarn gespendet hat. Das steile Satteldach des Langhauses ist an der dem Chor zugewandten Seite von einem kleinen Dachreiter bekrönt. Ein hoher gotischer Mittelturm sowie viergeschossige Treppentürmchen befanden sich am westlichen Ende des Langhauses.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die Muttergottes auf der Frauensäule wird ebenfalls als Gnadenbild verehrt. Die spätgotische Holzstatue von 1520/30 steht auf einer 1682 errichteten fünf Meter hohen Marmorsäule im barocken Erweiterungsbau hinter der Gnadenkapelle. Am Sockel der Frauensäule wurden von alters her Kerzenopfer und Votivgaben aus Wachs dargebracht. Hier fanden auch Bußandachten und Bußübungen, die Palmweihe, die Fußwaschung und das fastenzeitliche Rosenkranzgebet statt.

Die überlebensgroße Marienfgur mit dem Kind auf dem rechten Arm ist als Himmelskönigin dargestellt. In der linken Hand trägt Maria ein Zepter, während das Kind die Sphaira hält und seine rechte Hand segnend erhoben hat. Maria und das Christuskind sind mit Metallkronen, eine Stiftung von Baron Nemet, vor einem 1709 gefertigten Strahlenkranz dargestellt. Nicht ganz klar ist, wo die Marienstatue vor dem Erweiterungsbau der Kirche aufgestellt war.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die Gründung von Mariazell wird auf den Benediktinermönch Magnus zurück geführt, der von seinem Mutterkloster St. Lambrecht im Jahre 1157 als Seelsorger für die Hirten in die Umgebung des heutigen Ortes Mariazell ausgesandt wurde. Hier angekommen soll er die mitgebrachte Marienstatue auf einen Baumstumpf gestellt haben und darüber eine einfache Holzkapelle errichtet sowie für sich selbst eine cella als Unterkunft gebaut haben. Maria in der Zelle gab also diesem Ort seinen Namen.  Schon bald - so wird berichtet - kam es hier zu Gebetserhörungen und Mariazell wurde zum Ziel zahlreicher hilfesuchender Menschen.

Am Beginn der Geschichte von Mariazell steht eine einfache Marienstatue aus Lindenholz um die eine Zelle gebaut wurde. In 850 Jahren wurde daraus ein bedeutendes Zentrum des Glaubens und ein kunsthistorisch unvergleichlicher Raum des Gebetes und des Gottesdienstes. Die Mariazeller Gnadenstatue ist 48 cm hoch und aus Lindenholz geschnitzt. Die frühgotische thronende Marienfigur hält an ihrer rechten Seite das auf ihrem Schoß sitzende Jesuskind. Das Kind hält einen Apfel, mit der linken Hand greift es nach einer Frucht, die ihm Maria reicht. Die beiden Früchte sind Symbole für die Erlösung vom Sündenfall. Seit dem 16. Jahrhundert war es üblich, Gnadenbilder mit kostbaren gestickten Gewändern zu schmücken. Nur an zwei Tagen ist die Gnadenstatue ohne sogenanntes Liebfrauenkleid zu sehen nämlich am Gründungstag von Mariazell, dem 21. Dezember und am Tag des Patroziniums der Basilika, zu Maria Geburt am 8. September. Über 1,5 Millionen Gläubige pilgern pro Jahr aus nah und fern zur Mariazeller Gnadenstatue, die auch unter den Namen Magna Mater Austriae,  „Große Mutter Österreichs",  sowie als Magna Domina Hungarorum, „Großherrin der Ungarn" und Mater Gentium Slavorum, „Mutter der slawischen Völker" angerufen wird.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Der kostbare Hochaltar bildet den östlichen Abschluss der Kirche. Im Jahre 1692 beauftragte Abt Franz von Kaltenhausen den berühmten Baukünstler Johann Bernhard Fischer von Erlach mit dem Entwurf dieses imposanten Werkes. Geweiht wurde der Altar 1704.

Der Mariazeller Hochaltar zählt zu den Initialwerken hochbarocker Inszenierungskunst. Er ist nicht nur für unser Empfinden eine beeindruckende künstlerische Darstellung der göttlichen Dreifaltigkeit, sondern wurde bereits unmittelbar nach seiner Entstehung bewundert und Fischer selbst nannte ihn nicht ohne Stolz „..... ein Werk dergleichen wenig zu sehen sein...".

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Im Kuppelraum wurde eine neue Chororgel die sog. Mariazeller Orgel, von dem schweizer Orgelbauer Hermann Mathis im Jahre 2000 mit 29 Registern auf 2 Manualen und Pedal erbaut. Das Architektenteam Wolfgang Feyferlik / Susi Fritzer entwarf einen plastisch betonten Hauptprospekt mit der weichen Linienführung horizontaler, farbig lasierter Schalbretter aus Fichtenholz. Dem Hauptprospekt wurde die schlichte Grundgeometrie des 12m hoch aufragenden, schlanken Körpers mit der Verkleidung in Form eines Strichcode-Musters aus schmalen Eichenleisten gegenübergestellt.

Gefasst werden der Längsquader und der gefaltete Querkörper in ihrer doch sehr unterschiedlichen Gestaltung durch die Nordwand des Kuppelraumes. Das Klangkonzept dieser Orgel ist inspiriert vom österreichischen Orgeltypus des ausgehenden 18. Jahrhunderts, der in seiner Farbigkeit und dynamischen Breite von der stillen Andacht bis zum brausenden Jubel die Messen begleiten kann. Chororgel und Hauptorgel können nicht nur selbstständig mechanisch gespielt werden, sondern auch gemeinsam von einem Zentralspieltisch aus, was mittels einer integrierten Doppeltraktur in beiden Orgeln ermöglicht wird.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Über der aus einem Block geschaffenen Altarmensa schwebt der Tabernakel als silberne Weltkugel, umwunden von einer Schlange als Sinnbild der Sünde. Darüber erhebt sich eine überlebensgroße Gnadenstuhlszene. Die Figuren von Gottvater und Christus entstanden nach Modellen von Lorenzo Mattielli und wurden vom Wiener Goldschmied Johann Kanischbauer aus Silber getrieben. Maria, Johannes sowie die adorierenden Engel entstammen nicht mehr der Entstehungszeit des Altares, da sie 1806 einer Silberablieferung zur Finanzierung der Franzosenkriege zum Opfer fielen und durch versilberte Holzstatuen ersetzt wurden. Die gesamte Szene wird von einem monumentalen Triumphbogen eingefasst. Darüber erhebt sich die himmlische Engelsglorie mit der Heilig-Geist-Taube.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Nach der spätmittelalterlichen Blütezeit erlitt das Wallfahrtswesen während der Reformation einen starken Rückgang. Für die katholischen Landesfürsten und Betreiber der Gegenreformation wurde aber gerade Mariazell als Heiligtum der Gottesmutter zum Symbol ihrer religiösen Ideale. Der Zustrom der Wallfahrer nahm daher im 17. Jahrhundert durch den wieder erstarkten Katholizismus rasch zu. Dies machte einen gänzlichen Um- und Neubau der alten Kirche notwendig, der mit Unterstützung Kaiser Ferdinands III. realisiert wurde.

Der barocke Erweiterungsbau entstand ab 1644 nach Plänen des St. Lambrechter Stiftsbaumeisters Domenico Sciassia und dauerte insgesamt fast 40 Jahre. Zu Beginn wurde das dreischiffge Langhaus barockisiert. Die gotischen Pfeiler wurden ummantelt und die Gewölbe mit barockem Stuck und Deckenmalerei versehen. Anschließend wurden Seitenkapellen mit darüber liegenden Emporen angefügt. Zuletzt wurde der gotische Chor abgebrochen und durch eine barocke Raumfolge erweitert, deren Höhepunkt die längsovale Hochkuppel ist. Wandgliederungen, Deckengemälde und Stuckaturen lassen alle Bauteile auf den ersten Blick wie aus einem Guss erscheinen und verschleifen die Grenzen zwischen erneuertem Altbau und barocker Erweiterung. Baumeister Sciassia ist es gelungen, einen großzügigen und architektonisch beispielgebenden Raum zu schaffen, der bis heute den vielfältigen Anforderungen der zahlreichen Wallfahrergruppen entspricht.

Diese zur Zeit der Errichtung größte Kuppel nördlich der Alpen (10 x 15 x 50m) entstand nachdem Baumeister Sciassia mit seinem Auftraggeber Abt Kaltenhausen nach Rom gereist war, um dort die neuesten Kirchenbauten zu studieren und zeichnerisch zu erfassen. Ein weiteres Vorbild für die den Ostteil der Kirche dominierende Ovalkuppel dürfte die auf den Berechnungen Keplers basierende Kuppel des Grazer Mausoleums gewesen sein. Wie in der Barockzeit beliebt, sind unter der Kuppel in Dreieckkartuschen die Allegorien der vier damals bekannten Weltteile in Form von weiblichen Figuren dargestellt: hier Amerika mit einem Papagei und Europa mit einem Rind. Im Hintergrund jedes Bildes ist die Mariazeller Gnadenmutter und der Schriftzug „Salve Maria Cellensis" zu sehen. Darunter befnden sich die Stuckfguren des Markgrafen Heinrich von Mähren und seiner Gattin. Die Fresken im Zentrum zeigen das an Gicht erkrankte Paar im Bett liegend. Rechts schräg gegenüber ist im Presbyterium in Freskotechnik die Ankunft von Mönch Magnus mit der Gnadenstatue in Mariazell dargestellt.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Im 15. Jahrhundert war der Wallfahrtsort bereits international so bekannt und beliebt, dass sich Könige und Kaiser veranlasst sahen, zum Schutz der Wallfahrer Geleitbriefe auszustellen. Pilger aus dem Gebiet des heutigen Bayern, Böhmen, Frankreich, Oberitalien, Kroatien, Polen, Deutschland und der Schweiz, vor allem aber aus Österreich und Ungarn, suchten die Hilfe der Mariazeller Gnadenmutter.

Mariazell ist seit dieser Zeit der zentrale Wallfahrtsort der Donauländer. Seit dem Fall des Eisernen Vorhanges 1989 ist es auch den Pilgern aus den östlichen und südöstlichen Staaten Europas wieder ungehindert möglich, Mariazell aufzusuchen. Zunehmend kommen aber auch Gruppen aus anderen Erdteilen. Pro Jahr besuchen etwa 1,5 bis 2 Millionen Pilger den Gnadenort, der damit zu den größten Wallfahrtszentren Mitteleuropas zählt. Fußwallfahrten aus Österreich und den Nachbarländern nehmen dabei stark zu. Immer mehr Gläubige kommen aber auch per Fahrrad, mit dem Motorrad oder sogar zu Pferd hierher.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Geschenke und Drucke aus neuerer Zeit können die Pilger bereits fertig an einem der Devotionalienstände erwerben. Durch die Widmung an die Gnadenmutter, das Anbringen einer persönlichen Inschrift oder das versteckte Einschieben eines Briefes werden diese Gegenstände zu Votivgaben und gehören somit zum Schatz von Mariazell.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die neue Orgel im Barocktrakt wurde im September 2000 geweiht. Sie stammt aus der Werkstätte des Schweizer Orgelbauers Hermann Mathis, die Schauseite wurde von den Grazer Architekten Wolfgang Feyferlik und Susi Fritzer gestaltet. Erst durch diese Orgel ist es möglich geworden, den Hochaltarraum für große Messen ausreichend zu beschallen. Von einem Generalspieltisch aus können alle vier Orgeln angesteuert und somit die gesamte Basilika mit festlichem Klang erfüllt werden. Dies ist besonders wichtig bei großen Wallfahrten, an denen mehrere tausend Pilger teilnehmen.

Die Neukonzeption des Liturgiebezirkes erfolgte durch Feyferlik/Fritzer, die Gestaltung des aus einem Stück gezogenen Altars aus Anröchter Dolomit ist ein Werk des deutschen Bildhauers Ulrich Rückriem.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die Basilika Mariazell bewahrt derzeit etwa 2500 Votivbilder und somit die größte und bedeutendste derartige Sammlung in Österreich. Votivgemälde dokumentieren eindrucksvoll die individuellen Beweggründe der Pilger für ihre Wallfahrt. Während der Blüte in der Barockzeit, also zwischen 1600 und 1780. wurden tausende Bilder nach Mariazell gebracht. Da sie jedoch keinen hohen materiellen Wert darstellten, wurden sie in der Vergangenheit nicht restauriert, sondern es wurden verschmutzte oder beschädigte Bilder weggegeben. So stammt der überwiegende Teil der Mariazeller Votivgemälde aus der Zeit nach dem Josephinismus und dem großen Brand von Mariazell im Jahre 1827. Auf Ihrem Weg durch die Emporen sehen Sie diese Bilder in chronologischer Reihenfolge und nach Themenschwerpunkten geordnet.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

An der gegenüber liegenden Wand unter der Kuppel stellen theatralisch inszenierte Stuckfguren den ungarischen Herrscher König Ludwig I. und seine Gattin Elisabeth dar. Die umgebenden Fresken schildern Szenen aus der Ludwigslegende.

Der Überlieferung nach betete König Ludwig in der Nacht vor einer entscheidenden Schlacht im Kriegszelt vor seinem kostbaren Madonnenbild. Am nächsten Morgen erwachte er mit dem Bild auf seiner Brust, kämpfte im Namen Mariens gegen das zahlenmäßig überlegene, feindliche Heer und blieb siegreich. Als Dank dafür pilgerte er nach Mariazell, opferte das wundertätige Gemälde und lies eine Kapelle erbauen. Unterhalb der Kuppel in den Kartuschen sind zwei personifzierte Erdteile erkennbar: Afrika mit einem Kamel und Asien mit einem Elefanten.
Über dem südlichen Sakristeieingang und der Stiege erkennbar sind seit Jahrhunderten einige der größten und ältesten Votivbilder der Basilika positioniert: so das von Fürst Paul Esterházy im Jahr 1689 gestiftete Gemälde und jenes der Stadtbewohner von Pressburg aus dem Jahr 1852.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Pilgerkapelle

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die Beziehung der Habsburger zum Wallfahrtsort Mariazell beginnt im 14. Jh. als Albrecht II. 1342 einen Altar stiftete und dem Ort das Marktrecht verlieh. Um 1438 stiftete Albrecht V. vermutlich das Tympanonrelief. Karl II. und seine Gattin Maria von Bayern suchten 1572 die Wallfahrtskirche Mariazell auf und begründeten damit eine Familientradition. Im Zuge der Rekatholisierung entwickelte sich Mariazell dann zum Nationalheiligtum des Hauses Habsburg, welches die barocke Erweiterung mit hohen Summen unterstützte. Eine besondere Verehrerin der „Magna Mater Austriae" war Kaiserin Maria Theresia, die wiederholt in Mariazell den Schutz Mariens sowohl für ihre Familie als auch für ihr Reich erbat.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Der steirische Maler Markus Weiß schuf ab 1622 die großformatigen Gemälde über den Emporendurchgängen. Sie stellen die Entstehung und Entwicklung des Wallfahrtsortes Mariazell dar sowie eine Reihe von wunderbaren Begebenheiten von der Zeit der Gründung bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts. Solche Mirakelzyklen wurden in allen Wallfahrtsorten in Auftrag gegeben, um den Ruf des Ortes zu mehren und die zahlreichen Gebetserhörungen öffentlich darzustellen.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die Muttergottes auf der Frauensäule wird ebenfalls als Gnadenbild verehrt. Die bemerkenswerte Statue mit einer Höhe von fast zwei Metern entstand um 1520 und steht seit der Vollendung des barocken Kirchenbaues auf einer fünf Meter hohen Marmorsäule. Der Strahlenkranz wurde erst 1709 hinzugefügt. Die Madonna ist als gekrönte Himmelskönigin dargestellt und trägt auf dem rechten Arm das segnende Jesuskind. In der Linken hält sie ein Zepter. Früher war diese Marienstatue, die auch den Namen „Pilgermadonna" trägt, das Zentrum vielfältiger Bußrituale, heute werden bei ihr Andachtsgegenstände gesegnet.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Unter ihrem Sohn Kaiser Josef II. folgten schwere Zeiten für den Gnadenort. Besonderen Unwillen in der Bevölkerung bewirkte das Verbot von Wallfahrten zwischen 1786 und 1792. Ein schwerer Schlag war auch die Aufhebung des Mutterklosters St. Lambrecht in den Jahren 1786 bis 1802, eines von insgesamt 40 aufgehobenen Klöstern in der Steiermark, deren Besitz versteigert und für Neuordnungen im kirchlichen Bereich verwendet wurde. Ein Teil der Reformen Josefs II. wurde zwar nach seinem Tod wieder aufgehoben, die Folgen für Mariazell waren dennoch schwerwiegend. Im Unterschied zu den meisten anderen Klöstern hat das Stift St. Lambrecht den zu Mariazell gehörigen Grundstücks- und Kirchenbesitz nie wieder zurückerhalten. Bis heute ist Mariazell daher auf die Gaben der Pilger angewiesen.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Das Prager Jesulein (tschechisch Pražské Jezulátko), auch Prager Jesuskind genannt, ist weltweit eines der bekanntesten Gnadenbilder Jesu. Es gilt als wundertätig und befindet sich in der Kirche Maria vom Siege (Kostel Panny Marie Vítězné) im Karmelitenkloster in Prag. Die 47 cm große bekleidete Figur stellt das Jesuskind im Alter von etwa drei Jahren dar. Es trägt eine Krone und hat die rechte Hand zum Segensgestus erhoben, während es in der linken den Reichsapfel als Symbol der Weltherrschaft hält. Die Holzfigur eines unbekannten Künstlers im Stil der Renaissance stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist mit einer farbigen Wachsschicht überzogen. Sein Gesichtsausdruck und die lockigen Haare weisen auf die Herkunft aus Spanien und den von dort eingeführten Jesuskind-Kult hin, der aus der Mystik der spanischen Karmeliten hervorging.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die Hauptorgel hat ihre eigene aufregende Geschichte: Umbauten, Neubauten, Vergrößerungen bis zum Einbau eines Fernwerkes hinter dem Hochaltar kennzeichnen die Orgelgeschichte seit 1509. Das Orgelwerk wurde in den Jahren 1740, 1912 und 1929 umgebaut und 2003 erneuert. Dazu kam die großzügige Spende der Stadt Wien, so dass die Schweizer Orgelbaufirma Mathis unter Verwendung des barocken Orgelgehäuses und der Prospektpfeifen der Orgel des Johann Gottfried Sonnholz aus dem Jahr 1739, ein neues Orgelwerk mit 54 Registern auf drei Manualen und Pedal schaffen konnte. Auch das 1868 abgetragene Rückpositiv wurde rekonstruiert und schmückt nun wieder in der ursprünglich vorgesehenen Konzeption die prächtige Orgelempore.

Nach dem Entwurf des Architekten Wolfgang Feyferlik und Susi Fritzer kamen die größten Pfeifen direkt hinter der Orgel frei auf einem geschweiften Architrav zu stehen. Die Pfeifen des Prinzipals 16' befinden sich auf beiden Seiten der außergewöhnlichen, 11,5 m langen Windlade. Der Westempore zugewandte Teil der Orgel sollte nicht bloß eine Rückseite sein, denn schließlich ist er ebenso funktioneller Teil des Instruments als auch ein großes raumbestimmendes Element der Westempore; deshalb wurde dieser Orgelteil architektonisch besonders gestaltet. Holzpfeifen (Fichte) mit unterschiedlichen Längen und Querschnitten stehen auf einem geschwungenen Eichenbalken, der über dem Zugang zum kirchenschiffseitigen Teil der Westempore zu schweben scheint.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die Basilika Mariazell bewahrt derzeit etwa 2500 Votivbilder und somit die größte und bedeutendste derartige Sammlung in Österreich. Votivgemälde dokumentieren eindrucksvoll die individuellen Beweggründe der Pilger für ihre Wallfahrt. Während der Blüte in der Barockzeit, also zwischen 1600 und 1780, wurden tausende Bilder nach Mariazell gebracht. Da sie jedoch keinen hohen materiellen Wert darstellten, wurden sie in der Vergangenheit nicht restauriert, sondern es wurden verschmutzte oder beschädigte Bilder weggegeben. So stammt der überwiegende Teil der Mariazeller Votivgemälde aus der Zeit nach dem Josephinismus und dem großen Brand von Mariazellim Jahre 1827. Auf Ihrem Weg durch die Emporen sehen Sie diese Bilder in chronologischer Reihenfolge und nach Themenschwerpunkten geordnet.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Der steirische Maler Markus Weiss schuf ab 1622 die großformatigen Gemälde über den Emporendurchgängen. Sie stellen die Entstehung und Entwicklung des Wallfahrtsortes Mariazell sowie eine Reihe von wunderbaren Begebenheiten aus der Zeit der Gründung bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts dar. Solche Mirakelzyklen wurden in allen bedeutenden Wallfahrtsorten in Auftrag gegeben, um die zahlreichen Gebetserhörungen öffentlich darzustellen und den Ruf des Ortes zu mehren. Unter diesen Gemälden erkennbar ist auch die siegreiche Schlacht König Ludwigs I. von Ungarn gegen die Türken" und seine Dankwallfahrt nach Mariazell.

Aber auch die zahlreichen kleinformatigen Deckenfresken auf beiden Emporen erzählen Mirakelgeschichten, in denen die Fürsprache der Gottesmutter Maria den Menschen geholfen hat. Im ersten Joch ist die Muttergottes als Beschützerin einer in Gefahr geratenen Wallfahrergruppe und die Datierung 1640 zu erkennen, dem gegenüber die Heilung eines Mannes mit Schussverletzungen; an der Deckenmitte wird eine an Händen und Füßen gelähmte Frau wieder gesund; rechts davon bleibt ein vom Pferd abgeworfener Mann unversehrt.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die ältesten Votivbilder von Mariazell stammen aus der Barockzeit. Die noch älteren gotischen Tafelbilder, der kleine Mariazeller Wunderaltar von 1512 und der große Mariazeller Wunderaltar von 1520, befinden sich im Landesmuseum Joanneum in Graz. Das älteste hier erhaltene Bild stammt aus 1633. Jakob Schirich von Eberstorff stiftete es aus Dank für die Heilung seiner an den Fraisen erkrankten Tochter.

Grundsätzlich war die Barockzeit die Blütezeit vieler Wallfahrtsbräuche, wie auch dem, des Stiftens von Votivbildern und Votivgaben und man kann davon ausgehen, dass in dieser Zeit unzählige Votivtafeln nach Mariazell gebracht wurden. Dass heute bedauerlicherweise nur mehr knapp 20 Votivbilder des 17. und 18. Jhs. erhalten sind, ist vor allem den Verboten Kaiser Josephs II. (1780-1790) zuzuschreiben. Zwischen 1797 und 1809 beeinträchtigten dann die ..Franzosenkriege" das Wallfahrtswesen und in der Nacht des 1. November 1827 fiel schließlich fast der gesamte Ort Mariazell den Flammen zum Opfer, wobei auch die Basilika schwer beschädigt wurde.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die mächtige Kanzel aus rotem und schwarzem Marmor wurde 1689-1691 vom Türnitzer Bildhauer Andreas Grabmayr gefertigt. Am Kanzelkorb befnden sich die Statuen der vier Evangelisten, über dem Aufgangsportal die Figur des hl. Paulus.
Die Basilika besitzt seit der barocken Erweiterung an der Nord- und Südsseite je sechs Seitenkapellen. Diese Kapellen wurden zwischen 1650 und 1680 vermutlich nach Entwürfen des Baumeisters Sciassia mit einheitlichen Altären aus rotem Marmor ausgestattet, als Steinbildhauer ist Carlo Gianollo bekannt. Die Kapellennischen werden zum Langhaus hin durch bemerkenswerte, kunstvoll gearbeitete Schmiedeeisengitter abgeschlossen. Sie sind um 1675 entstanden und stammen wohl von Blasius Lackner, der auch in St. Lambrecht tätig war.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Kollektive Verlöbnisse von ganzen Städten beziehen sich meist auf Epidemien, wie die Pest, auf kriegerische Auseinandersetzungen oder auf Naturereignisse, wie zum Beispiel das Erdbeben in Györ im Jahre 1763. Zu den größten Gefahren für die Kommunen gehörten aber Brände. Der große Brand von Eisenerz im Jahr 1807 beispielsweise war Anlass für eine noch heute praktizierte Gemeindewallfahrt nach Mariazell.

Diese Gemälde stellen ein wichtiges stadthistorisches Quellenmaterial dar, handelt es sich doch oft um die ältesten genauen und zeitlich exakt datierbaren stadttopografischen Darstellungen. Waren die Maler der kleinformatigen, von einzelnen Votanten gestifteten Votivbilder auch oft wenig bedeutende Künstler, so konnten es sich die Stadtgemeinden leisten, bei bekannten und anerkannten Künstlern Werke in Auftrag zu geben. So beauftragte beispielsweise die Stadt Eisenerz den bekannten Künstler der Biedermeierzeit und Kammermaler des Erzherzogs Johann, Johann Tendler, und die Gemeinde Mariazell den verschiedentlich in der Basilika beschäftigten Michael Stattin.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die häufgsten Darstellungen auf Votivbildern schildern die Heilung von Krankheiten. Die Anzahl der Gemälde mit der Bitte um Gesundheit übertrifft naturgemäß alle anderen Anliegen bei weitem. Votivgemälde sind meist nach einem dreiteiligen Schema aufgebaut: Der Bildteil stellt in diesem Fall die Krankheitsszene dar. Die gesellschaftliche Stellung der Spender ist an der Kleidung und an der Ausstattung der Räume sehr gut ablesbar. Darunter befndet sich eine Inschrift mit der namentlichen Nennung des Überbringers, also des Votanten, und dem Dank an Maria für die Erhörung der Bitten. Über der Szene schwebt eine Abbildung der Gottesmutter. Hier muss es sich jedoch nicht immer um die Mariazeller Gnadenstatue handeln. Es sind manchmal auch andere Mariengnadenbilder bzw. Heilige abgebildet.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die Schilderung von Unfällen ist das zweithäufgste Thema von Votivgemälden. Es begegnen uns teilweise dramatische Darstellungen von Verkehrsunfällen aller Art, etwa Kutschenunfälle wegen gebrochener Wagenräder. Die große Bedeutung der Flussschifffahrt im 19. Jahrhundert spiegelt sich in Bildern von Schiffsunglücken wider. Kinder in gefährlichen Situationen nehmen einen weiteren wichtigen Platz unter den Unfalldarstellungen ein. Die detailreichen Darstellungen geben guten Einblick in technische Entwicklungen auf dem Sektor des Personenverkehrs, in verschiedene Handwerkstechniken und Gefahren in Zusammenhang mit dem Ausüben unterschiedlicher Berufe.

Technisch ist der Großteil der Mariazeller Votivbilder, im Unterschied zu süddeutschen und italienischen Wallfahrtsorten, auf Leinwand gemalt. Die zweitgrößte Gruppe machen die auf Eisenblech, teilweise verzinktem Blech, gemalten Bilder aus, wobei diese Technik vor allem bei den kleinformatigen Bildern des 19. Jhs. anzutreffen ist und durch die naheliegenden Walzwerke bedingt ist. Die teurere Technik Öl auf Kupfer kommt, außer bei einigen wenigen Schatzkammerstücken, nicht vor.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Im Gegensatz zu vielen anderen Wallfahrtsorten Europas, die ihre Entstehung einem besonderen Ereignis verdanken, tritt Mariazell erst allmählich als Gnadenstätte in Erscheinung. Die mit dem Gnadenort verbundenen Legenden spielten dabei eine wichtige Rolle. In dem um 1622 vom Abt des Stiftes St. Lambrecht beauftragten Mirakelzyklus des Malers Markus Weiss werden diese Legenden in umfassender und detailgenauer Darstellung abgebildet. Der Bilderzyklus befand sich vorerst im Kirchenraum an den Säulen des gotischen Längsschiffes, seit der barocken Erweiterung auf den Emporen.

Der hier abgebildete Markgraf Heinrich von Mähren und seine Gemahlin waren die ersten bekannten Pilger, welche entsprechend den Berichten zu der abgelegenen Mönchszelle pilgerten. Der Überlieferung entsprechend litten sie an schwerer, von den Ärzten als unheilbar bezeichneten Gicht. Im Traum erschien ihnen der hl. Wenzel, der die Heilung durch Gottes Hilfe zusagte und eine Wallfahrt nach Mariazell empfahl. Auf dem Weg dahin soll Markgraf Heinrich durch den Heiligen selbst geführt worden sein. So schwer verifzierbar diese Legende im Detail auch ist, sie belegt, dass im Laufe des 13. Jhs. der Ruf Mariazells die lokalen Grenzen zu sprengen begann.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Gegenüber, oberhalb der Ladislaus-Kapelle und dem Seiteneingang sehen Sie großformatige Stuckplastiken mit allegorischer Darstellungen der christlichen Tugenden: „Der Glaube" mit Kelch und Kreuz; „Die Hoffnung" mit Anker; „Die Gerechtigkeit" mit verbundenen Augen und Waage, sowie „Die Wahrheit" mit Spiegel und Schlange.

An der Wand daneben befnden sich in Nischen über den Durchgängen die aus Holz gefertigten monumentalen Kirchenväter: der hl. Augustinus mit einem kleinem Kind der hl. Ambrosius mit einem Bienenkorb und über den Emporen der Hl. Gregor mit einer Taube. Im Zentrum des stuckierten Vierungsgewölbes sind in Freskotechnik die Himmelfahrt Mariens umgeben von musizierenden Engeln und seitlich in kreuzförmigen Kartuschen die zwölf Aposteln dargestellt.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die Zusammenstellung von verschiedenen plastischen Gegenständen zu Kastenbildern zeigt die Votivanliegen sehr direkt. Die Menschen stellten Kränze, Schleier, Haarteile, Trockenblumen, ein Stück eines Knochens, einen eingetretenen Nagel und ähnliches in Form einer Collage in einem individuell gestalteten Bildkasten aus.
Besonders beliebt war um 1900 die Opferung von Brautschleiern, verbunden mit der Bitte um eine glückliche Ehe. Häufg stifteten dankbare Frauen aus bäuerlicher Herkunft sogar ihren Haarzopf, also ihren kostbarsten und persönlichsten Schmuck. Dies in einer Zeit, als man sich ein Leben lang das Haar wachsen ließ und vor allem in ländlichen Gesellschaften langes Haar bei Frauen eine festgesetzte Norm darstellte.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Gegenüber, oberhalb der Benedikt-Kapelle sind großformatige Stuckplastiken mit allegorischen Darstellungen der christlichen Tugenden zu sehen: „die Mäßigung" mit zwei Krügen, ..die Tapferkeit" in der Ausrüstung eines Kriegers neben einer Säule,..die Liebe" ein Kind stillend und „die Sanftmut" mit dem Schaf.

Über den Emporen stehen die monumentalen Holzskulpturen der Kirchenväter: der hl. Hieronymus mit dem Löwen und rechts in einer Nische der hl. Augustinus mit dem Kind. Im Zentrum des stuckierten Vierungsgewölbes ist in Freskotechnik die Himmelfahrt Mariens umgeben von musizierenden Engeln und den Aposteln dargestellt.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die Form des Schatzkammeraltars im Zentrum der Kapelle erinnert an das Kriegszelt König Ludwigs von Ungarn, wie es auch auf dem Gemälde über der Eingangstüre zu sehen ist. Das silberne Antependium war ursprünglich eine Gabe von Kaiserin Maria Theresia aus dem Jahre 1769. Es zeigte den Stammbaum des Hauses Habsburg-Lothringen mit Porträtmedaillons. Im Zuge einer staatlich verordneten Silberablieferung zur Finanzierung der Franzosenkriege wurde das Antependium 1794 eingeschmolzen. 9 Jahre später vom Wiener Goldschmied Joseph Würth im Auftrag von Königin Maria Carolina von Neapel-Sizilien, einer Tochter Maria Theresias, nach dem alten Vorbild erneuert. Dem Stammbaum wurden die Medaillons der königlich-neapolitanischen Dynastie hinzugefügt. Ganz aus Silber gefertigt waren ursprünglich auch der Tabernakel und der Baldachin über dem Schatzkammerbild.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Das Schatzkammerbild ist eines der kostbarsten Kunstobjekte und gleichzeitig neben der Gnadenstatue das zweite Gnadenbild von Mariazell. Es ist mit Eitempera auf Holz gemalt und zeigt Maria mit dem Jesuskind. König Ludwig der Erste von Ungarn stiftete es aus Dankbarkeit für den Sieg in einer entscheidenden Schlacht.

Das Bild wurde 1360 von Andrea Vanni aus Siena geschaffen. Der aus Silber und Email gefertigte Rahmen stammt von einem Goldschmied aus Neapel. Die Wappen nehmen Bezug auf Ludwig als König von Polen und Ungarn. Die Bildtafel selbst ist mit vier dunkelblau emaillierten Silberblechen mit den goldenen heraldischen Lilien von Anjou verkleidet. Väterlicherseits entstammte König Ludwig der neapolitanischen Linie des Hauses Anjou. Die dreireihige Perlenkette wurde von Luise Gräfin Batthyani an ihrem Hochzeitstag im Jahr 1861 gestiftet. Das Gnadenbild ist hinter Glas mit einem spätbarocken Strahlenkranz mit Engeln montiert, der 1764 zum 400-jährigen Jubiläum der Ludwigsschlacht angefertigt wurde.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Über der Sakristei und der Sakramentskapelle befnden sich die beiden Schatzkammern der Wallfahrtskirche. Hier sind die wertvollsten Votivgaben, welche der Gottesmutter im Laufe der Jahrhunderte von den Gläubigen dargebracht wurden, aufbewahrt. Zum „Schatz" werden diese Opfergaben jedoch nicht durch ihre materielle, künstlerische oder historische Bedeutung, vielmehr sind sie „Glaubensschatz", öffentlich gezeigte Gottesverehrung und Dankbarkeit der Menschen.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die heutige Sammlung besteht aus ca. 3200 plastischen Votivgaben. Diese stellen dennoch nur einen Bruchteil dessen dar, was im Laufe der Jahrhunderte gespendet wurde, denn auf staatliche Anordnung mussten immer wieder wertvolle Stücke eingeschmolzen werden. Selbstverständlich bleiben die Gaben heute unangetastet. Sie werden hier sorgfältig verwahrt, nach Möglichkeit den Besuchern gezeigt und dürfen nicht veräußert werden.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Enkolpion, Geschenk von Erzbischof Michael Staikos, Metropolit von Austria 1998

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Anlässlich des 400-Jahr-Jubiläums des Schatzkammerbildes im Jahr 1764 wurde beim Aufgang zur Schatzkammer an der Nordseite des Kuppelraums ein hölzerner Triumphbogen errichtet. Dieser wurde später in etwas veränderter Form hier am Eingang der Nordschatzkammer aufgestellt und ist dadurch noch erhalten. Über den Schöpfer des Entwurfs sind keine Angaben überliefert, aber stilistische Untersuchungen verweisen auf den Künstler Theodor Vallery.

Über dem Eingangsbogen ist das Wappen des Stiftes St. Lambrecht erkennbar, am Giebel das Wappen Ungarns, mit zwei auf Türken stehenden Kriegern als Wappenhalter. Darüber im Hintergrund sind, als Hinweis auf die Ludwigslegende, gegen Türken kämpfende Soldaten in ungarischer Uniform dargestellt, einer von ihnen trägt eine Fahne mit dem Schatzkammerbild. Die Inschrift, die als Chronogramm die Jahreszahl 1864 zeigt, wurde zum 500-Jahr-Jubiläum angebracht.

Die Stuckaturen der Schatzkammer von 1666 stammen von Giovanni Rocco Bertoletti. Die aus der selben Zeit stammenden Deckenfresken schuf Giovanni Battista Colomba. Sie zeigen Szenen aus dem Leben Mariens.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die beiden großen Reliquienschreine gehören zu den bemerkenswertesten Exponaten der Mariazeller Schatzkammer. Im Jahre 1650 machte Papst Innozenz X. die Gebeine der römischen Katakombenheiligen Cyrillus und Eleutherius dem damaligen Abt von St. Lambrecht, Benedikt Pierin, zum Geschenk. Um den Wert dieser besonderen Gabe zu unterstreichen, wurde jeder einzelne Knochen mit feinster Seide umhüllt und anschließend mit, bereits in der Mariazeller Schatzkammer befindlichem, Schmuck gefasst. Es handelt sich um Renaissance-Emailschmuck, wie er zu jener Zeit auf kostbare Gewänder aufgenäht getragen wurde. Insgesamt sind durch diese Zweitverwendung eine Viertelmillion Süßwasserperlen aus österreichischen Flüssen und mehr als tausend kunstvolle Schmuckstücke erhalten geblieben. Die Schreine selbst stammen aus der Barockzeit.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

In der Basilika werden neben der Gnadenstatue auch noch andere Marienbilder verehrt: das wichtigste unter ihnen ist das von König Ludwig I. von Ungarn geschenkte „Schatzkammerbild", welches sich während des 15. Jahrhunderts zum zweiten Gnadenbild von Mariazell entwickelte. Es befindet sich auf einem eigenen Altar in der Nordschatzkammer.

Seit 1358 ist eine Verbindung von König Ludwig I. von Ungarn (1342-1382) mit dem Gnadenort belegt. Er hat wahrscheinlich die gotische Chorkapelle von Mariazell nach dem Vorbild des Aachener Chores erbauen lassen. Von der großzügigen, durch seinen Biographen bezeugten Ausstattung dieser Kapelle, hat sich in Mariazell aber nur das Schatzkammerbild erhalten. Die Stiftung kann als eine diplomatische Geste gegenüber den Habsburgern gedeutet werden, mit denen Ludwig zeitweise durch Bündnisse und verwandtschaftliche Beziehungen verbunden war. Der mit den Herrscherwappen geschmückte Rahmen und der mit Anjou-Lilien verzierte Emaillebeschlag des Schatzkammerbildes weisen darauf hin, dass dieses Bild der Machtrepräsentation des Königs diente, um seine Stellung im Reich zu dokumentieren. Der König schenkte mehrmals Mariendarstellungen als Bildreliquien, Kopien der vom Evanglisten Lukas „gemalten" Bilder.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die Legenden und die Fülle der wunderbaren Gebetserhörungen in Mariazell wurden hier, wie auch an anderen Wallfahrtsorten, in Form von Bilderserien, so genannten „Mirakelzyklen" dargestellt. Zur Förderung des Rufes als Gnadenort wurden diese Serien ab dem 16. Jahrhundert in gedruckter Form verbreitet. Hier zu sehen ist die Reproduktion eines Holzschnittzyklus aus dem Jahr 1520.

Dargestellt sind die wichtigsten auf das Gebet zur Gnadenmutter zurückführbaren ..Wunderheilungen" sowie Errettungen aus großer Gefahr bis zu dieser Zeit. Durch die Vielfalt der Sorgen und Nöte einfacher Bürger, des Klerus und des Adels ist ein tiefer Einblick in das Leben und die Vorstellungswelt der Zeit vor 500 Jahren möglich. In den Wunderdarstellungen dominiert fast ausnahmslos das irrationale Geschehen, das von Menschen nicht nachvollzogen werden kann. Ursache und Wirkung werden in verkürzter Form dargestellt. Viele mögliche psychologische Momente und Situationen werden geschildert: zunächst fast immer Angst, Entsetzen, vielleicht unbestimmte Erwartung, dann aber schließlich - nach Eintreten des Wunders - Überraschung und Freude.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die Mariazeller Gnadenstatue ist 48 cm hoch und aus Lindenholz geschnitzt. Die frühgotische, thronende Marienfgur hält an ihrer rechten Seite das auf ihrem Schoß sitzende Christuskind. Das Kind hält in der rechten Hand einen Apfel, mit der linken greift es nach einer Frucht (Feige?), die ihm Maria reicht. Die Früchte symbolisieren die Erlösung vom Sündenfall.

Seit dem 16. Jahrhundert war es üblich, Gnadenbilder mit kostbaren gestickten Gewändern zu schmücken. Nur an zwei Tagen im Jahr ist die Gnadenstatue ohne so genanntes Liebfrauenkleid zu sehen, nämlich am Gründungstag von Mariazell, dem 21. Dezember, und am Tag des Patroziniums der Basilika, zu Maria Geburt, am 8. September. Über 1,5 Millionen Gläubige pilgern derzeit pro Jahr zur Mariazeller Gnadenstatue, die auch unter den Namen Magna Mater Austriae „Große Mutter Österreichs", Magna Domina Hungarorum „Große Herrin der Ungarn" und Mater Gentium Slavorum „Mutter der slawischen Völker" angerufen wird.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Die „Mahlerische Reise von Wien nach Mariazell" stellt die wichtigsten Stationen der mehrtägigen Fußwallfahrt entlang der „via sacra" von Wien nach Mariazell dar. Bis heute folgen die Pilger diesem Weg. Dieser aus 40 Aquarellen bestehende Bilderzyklus des Wiener Malers Eduard Gurk entstand im Anschluss an eine Wallfahrt von König Ferdinand V. von Ungarn im Jahr 1833.

Es handelt sich um eine historisch sehr wertvolle, äußerst detailgetreue und exakte Darstellungen der Landschaft, der Gebäude und der Pilger auf der Strecke von der „Spinnerin am Kreuz" am Rande Wiens bis zur Ankunft in Mariazell. Die Basilika, die Kirchenausstattung aber auch die Schatzkammer zu Beginn des 19. Jahrhunderts sind darauf in allen Einzelheiten zu erkennen. Die Originalaquarelle befnden sich im Niederösterreichischen Landesmuseum in St. Pölten.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Im Jahre 1752 wurden auf den seitlichen Emporen in Höhe des Gnadenaltars zwei gleich gestaltete Seitenorgeln errichtet. Mit diesen beiden Seitenorgeln war nun gemeinsam mit dem Rückpositiv der Hauptorgel jenes Spiel an drei Orgeln möglich, wie es vor allem für das 18. Jahrhundert überliefert ist. Dafür gab es einige Kompositionen, wie z. B. jene Pastorella eines unbekannten Meisters, welche am Dreikönigstag gespielt werden konnte.

Das neue Orgelkonzept von 2003 sah die Wiedererrichtung von klanglich eigenständigen Werken in den Seitenorgeln vor. Die nördliche Seitenorgel bekam ein völlig neues Werk der Vorarlberger Orgelbaufirma Pflüger aus Feldkirch, die südliche Orgel wurde mit dem restaurierten Pfeifenwerk des 18. Jahrhunderts bestückt. Beide Seitenorgeln wurden in die restaurierten Gehäuse von 1752 eingebaut.

Die nördliche Seitenorgel mit 9 Registern auf 1 Manuale und Pedal ist eine Stiftung der Freunde des Raiffeisen-Generalanwaltes Dr. Christian Konrad und trägt nun den Namen Konrad-Orgel.
Die südliche Seitenorgel mit 6 Registern auf 1 Manuale mit dem alten Pfeifenwerk wurde von der Österreichischen Nationalbank gestiftet und trägt den Namen Marien-Orgel.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

In der Südschatzkammer sind die von Königen und Fürsten gestifteten, besonders kostbaren und wertvollen Gaben zu sehen. Die wertvollsten unter ihnen stammen aus dem eng mit Mariazell verbundenen Hause Habsburg, wie eine Ewiglichtampel von Ferdinand III. aus dem Jahr 1652, das Kokosnussziborium und Altarleuchter aus Bergkristall als Votivgabe von Kaiser Leopold I., die Leuchtergarnitur von Karl VI. und eine Ampel der Kaiserin Maria Theresia.

Die südliche Schatzkammer ist Maria als Himmelskönigin gewidmet. Die Stuckaturen (nach 1665) stammen von Giovanni Rocco Bertoletti. Zur selben Zeit schuf Giovanni Battista Colomba die Deckenfresken. Es begegnen uns Szenen aus dem Leben Mariens: die Verkündigung an Anna, die Geburt Mariens, die Verkündigung an Maria, die Geburt Christi, die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Darstellung im Tempel und die Flucht nach Ägypten. Die Schubladen der geschnitzten barocken Kästen bergen wertvolle Messgewänder, die teilweise auch heute noch in liturgischer Verwendung sind.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Marienkleider, auch Liebfrauenkleider genannt, dienen ebenso wie die Kronen seit um 1500 dem Schmuck der Gnadenstatue. Die Kleider wurden meist von adeligen Damen gestiftet und in einigen Fällen auch von ihren Stifterinnen eigenhändig aus kostbarem Material angefertigt, oft sogar unter Verwendung des eigenen Brautkleides. Der heutige Bestand stammt überwiegend aus dem 19. und 20. Jahrhundert, da unter Kaiser Joseph II. ab 1786 ein Bekleidungsverbot für die Gnadenstatue verfügt und der Verkauf von mehr als 50 Kleidern und der Kronen erzwungen wurde. Erst 1797 erreichte Hofrat Franz von Zwerenz von Kaiser Franz II. die Erlaubnis, die Statue wieder einzukleiden und mit Kronen zu schmücken.
   
150 Liebfrauenkleider und die dazugehörigen Baldachine werden in der Mariazeller Schatzkammer aufbewahrt. Sie werden in regelmäßigen Abständen - den Farben des liturgischen Jahres entsprechend - vom Mesner ausgewechselt.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Der Brauch der Bekrönung von Marienstatuen reicht bis in das Mittelalter zurück, als Könige und Königinnen an großen Festen neu gekrönt wurden. Neben den Liebfrauenkleidern sind Kronen und Schmuck Ausdruck der Verehrung und ein Zeichen der besonderen Stellung der Gottesmutter als Königin des Himmels. Im Zuge der Einschränkungen der Wallfahrt unter Joseph II. wurde 1786 die Krönung des Gnadenbildes untersagt und die 17 vorhandenen barocken Kronen eingeschmolzen. Die heute in der Schatzkammer aufbewahrten, aus Gold oder Silber gefertigten und mit Edelsteinen und Perlen geschmückten Krönchen entstammen dem 19. und 20. Jahrhundert.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Büste der Kaiserin Elisabeth (geb. 24. Dezember 1837 in München, ermordet am 10. September 1898 in Genf). Sie pilgerte oftmals nach Mariazell und brachte Gaben in die Schatzkammer. Die Büste wurde 1903 von der Wiener Männerwallfahrt gewidmet und 1902 als Denkmalentwurf vom Wiener Bildhauer Robert Weigl geschaffen.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Zugang und Rückseite der Hauptorgel

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Ursprünglich entwarf der bedeutende Baumeister Domenico Sciassia eine barocke Dreiturmfassade, welche eine völlige Umgestaltung des gotischen Mittelturmes vorsah. Aus Rücksicht auf die Bedeutung Mariazells für die Ungarn, deren König Ludwig I. der Überlieferung zufolge den gotischen Turm errichten ließ, wurde dieser Plan jedoch verworfen. Es entstand die charakteristische Dreiturmfassade der Mariazeller Basilika, aus heutiger Sicht ein unverwechselbares Wahrzeichen.

Domenico Sciassia starb 1679, nach 40 Jahre Wirken für das Stift St. Lambrecht und vier Jahre vor der Vollendung seines Werkes in Mariazell. Seine Gruft befndet sich im südlichen Seitenschiff der Basilika. Mit einer Gesamtlänge von 84 Metern und einer Breite von 30 Metern ist die Basilika Mariazell die größte Kirche der Steiermark und somit der Diözese Graz-Seckau.

 Basilika Mariazell, Mai 2023

Der Wallfahrtsort Mariazell war im 19. Jahrhundert einer der am stärksten besuchten Fremdenverkehrsorte Österreich-Ungarns. Überlegungen zur Errichtung einer Bahn von St. Pölten nach Mariazell gab es daher schon seit Eröffnung der Westbahn im Jahr 1858. Mehrere Varianten als Verlängerung einer der normalspurigen Strecken im niederösterreichischen Alpenvorland wurden in den folgenden Jahrzehnten ins Auge gefasst. Wegen des schwierigen Terrains sollte die Bahn als Schmalspurbahn zur Ausführung gelangen. Die Spurweite von 760 Millimetern war, wie bei allen Schmalspurbahnprojekten in der Donaumonarchie von der Militärverwaltung vorgegeben, da bei Bedarf Fahrzeuge zum Kriegsdienst auf den Bahnen in Bosnien-Herzegowina eingezogen werden sollten.

Für die Erneuerung der Mariazellerbahn wurden durch das Land Niederösterreich ab Dezember 2012 neun neue Gelenktriebwagen (NÖVOG ET1–ET9) angeschafft, die unter dem Namen Himmelstreppe bekannt wurden.

 Basilika Mariazell, Mai 2023



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: