Münster

in Westfalen, September 2024

Die kreisfreie Stadt Münster in Westfalen ist Sitz des nach ihr benannten Regierungsbezirks in Nordrhein-Westfalen. Von 1815 bis 1946 war Münster Hauptstadt der preußischen Provinz Westfalen. Die Stadt an der Münsterschen Aa liegt zwischen dem Ruhrgebiet und Osnabrück im Zentrum des Münsterlandes.

1534 begann die dramatische Episode des Täuferreichs von Münster. Sie gipfelte in der Proklamation des Königreichs Zion im September 1534 durch Jan van Leiden mit sich selbst als König. Dieses Königreich hatte jedoch nur bis zum 24. Juni 1535 Bestand, als Truppen des Bischofs Franz von Waldeck die belagerte Stadt einnahmen. Die gefolterten und hingerichteten Anführer der Täufer wurden anschließend in drei eisernen Körben an der Lambertikirche zur Abschreckung aufgehängt. Die Originale der Körbe aus dem Jahre 1535 hängen dort noch immer.

1648 fand in Münster und Osnabrück ein Ereignis von europäischem Rang statt. Der Westfälische Friede wurde geschlossen, mit dem der Dreißigjährige Krieg und der Achtzigjährige Krieg beendet wurden. Als „Stätte des Westfälischen Friedens“ wurde das Rathaus in Münster neben dem in Osnabrück Mitte 2015 von der Europäischen Kommission mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.

Erbdrostenhof - Private Villa aus den 1750er‑Jahren, entworfen von dem bekannten Barockarchitekten Johann Conrad Schlaun. Der Erbdrostenhof ist ein barockes Adelspalais in Münster, gelegen an der Salzstraße 38. Er wurde nach Plänen von Johann Conrad Schlaun für den münsterschen Erbdrosten Adolf Heidenreich Freiherr Droste zu Vischering von 1753 bis 1757 erbaut. Bemerkenswert ist der dreiflügelige Bau durch seine hoch repräsentative Gestaltung auf sehr beengter Grundfläche.

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Clemenskirche, leider geschlossen

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Die Dominikanerkirche war Teil einer Klosteranlage, von der als Ruine nur noch eine Wand erhalten ist, die an die Sandsteinfassade der Kirche angrenzt. Im Zuge der Säkularisation wurde das Dominikanerkloster 1811 aufgehoben. Die Klosteranlage ging in staatlichen (preußischen) Besitz über, die Kirche wurde ab 1826 für militärische Zwecke genutzt.

Tomitaro Nachi Windspiele vor der Dominikanerkirche

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Das Foucaultsche Pendel in Münster befindet sich in der Dominikanerkirche. Die Installation mit dem Titel „Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel“ wurde von dem Künstler Gerhard Richter geschaffen und 2018 der Stadt Münster übergeben. Sie ist in der profanierten barocken Kirche unter der Vierungskuppel installiert und zeigt die Erdrotation auf eindrucksvolle Weise.

Details zur Installation
 Pendelkugel: 48 kg schwere Messingkugel mit 22 cm Durchmesser
 Seillänge: 28,75 Meter langes Edelstahlseil
 Bodenplatte: 5,6 Meter Durchmesser, aus 380 Millionen Jahre altem Grauwacke-Sedimentgestein
 Magnetfeldantrieb: Sorgt für die kontinuierliche Bewegung des Pendels
 Bewegung: Die Schwingungsebene des Pendels dreht sich innerhalb von etwa 30 Stunden einmal vollständig um 360 Grad, was die Erdrotation sichtbar macht

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St. Lamberti ist eine römisch-katholische Pfarrkirche im Stadtkern von Münster (Westfalen). Sie wurde zwischen 1375 und 1525 als Markt- und Bürgerkirche erbaut und bildet den nördlichen Abschluss des Prinzipalmarktes; örtliche Kaufleute finanzierten den Bau. St. Lamberti ist das bedeutendste sakrale Gebäude der westfälischen Spätgotik. Namensgeber ist der heilige Lambert von Lüttich.

St. Lamberti - Für ihren gotischen Turm mit 3 Eisenkörben über der Uhr berühmte Kirche.

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Eine Besonderheit sind drei am Turm befestigte Eisenkörbe. In ihnen wurden 1536 die Leichname der drei Anführer des Täuferreichs von Münster Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling zur Schau gestellt, nachdem sie auf dem Platz vor der Kirche öffentlich gefoltert und hingerichtet worden waren.

Nach ihrer Verurteilung am 16. Januar 1536 erfolgte zu Füßen der Lambertikirche am 22. Januar des gleichen Jahres die öffentliche Marterung und Hinrichtung der drei verbliebenen Anführer des Täuferreichs von Münster, Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling. Die Leichen wurden am Turm der Kirche in drei eisernen Körben aufgehängt, „daß sie allen unruhigen Geistern zur Warnung und zum Schrecken dienten, daß sie nicht etwas Ähnliches in Zukunft versuchten oder wagten“. Im oberen der im Dreieck angebrachten Körbe befand sich der Leichnam von Jan van Leiden, im linken von Knipperdolling und im rechten von Krechting. Noch 50 Jahre lang sollen Knochenreste in den Körben zu sehen gewesen sein.

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Die Lambertikirche steht am Kreuzungspunkt alter Straßen: Sie markiert das nördliche Ende des Prinzipalmarkts, weiter schließt sich nahtlos der Roggenmarkt an. In direkter Nachbarschaft der Kirche befand sich, inmitten des Roggenmarktes, bis Anfang des 20. Jahrhunderts die Häuseransammlung des Drubbels. Nach Osten liegen der Alte Fischmarkt und die Salzstraße.

St. Lamberti, die »Wurzel Jesse« (Stammbaum Jesu) über dem Südportal
Über dem Hauptportal an der Südseite ist im Hochrelief die »Wurzel Jesse« zu sehen, also jene in der Schrift erwähnte Gruppe leiblicher und symbolisch zu verstehender Vorgänger Jesu Christi.

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Das Innere der Lamberti-Kirche ist überwältigend schön. Die hochragenden Säulen tragen das kunstvoll gestaltete Gewölbe – ein Abbild des Himmels. Da das mittlere Schiff und die beiden Seitenschiffe gleich hoch sind, nennt man den Raum „Gotische Hallenkirche“. Die zahlreichen Fenster lassen am Tag das Licht hereinfluten. Darum wird es dem Besucher „leicht um das Herz“, so dass es ihn – wenn er glaubt – zum Beten drängt. Nicht wenige Menschen suchen die Stille und Weite des Raumes auf, setzen sich oder knien in den Bänken und finden im Getriebe des Alltags hier ihre Ruhe, wenn sie ihr Leben Gott hinhalten und in seiner unsichtbaren Gegenwart verweilen. Sie wissen dann: Gott schaut mich in seiner Liebe voller Sehnsucht an und will mein Innerstes mit sich selbst reich machen.

Am zweiten Pfeiler auf der linken Seite des Kirchenraumes steht die sogenannte „Kanzel“, versehen mit einem Schalldeckel. Hier wurde früher die Predigt gehalten, als es noch keine Mikrophonanlagen gab. Von hier aus hat auch der bekannte Bischof von Galen öffentlich gesprochen, als er während der nationalsozialistischen Zeit die Vernichtung der geistig und körperlich Behinderten unter Hitler verurteilt hat. Sein Bronzebild hängt auf der Außenwand der Kirche zur Südseite hin.

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Die farblich und als Bilder gestalteten 3 Fenster in der Achse des Hochchores zeigen in der Mitte den gekreuzigten Jesus Christus. Unter dem Kreuz stehen Maria und der Evangelist Johannes, der in der Bibel des Neuen Testamentes das kostbare Johannes-Evangelium geschrieben hat. Er hat die Worte Jesu festgehalten: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“. Und: „Wenn ich am Kreuz erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen“. Denn das Kreuz lässt den, der glaubt, erkennen: Gott ist die Liebe. Und in seiner Liebe rettet er uns, obwohl wir Sünder und endliche, sterbliche Menschen sind. – Das linke Fenster erinnert an die Auferstehung Jesu zu Ostern. Das rechte Fenster erinnert an die Himmelfahrt Jesu, der in die unsichtbare Herrlichkeit des himmlischen Vaters heimgekehrt ist und den Menschen – überall auf der Erde – nun noch näher gekommen ist, da er in der Kraft seines Geistes in das menschliche Herz kommen will.

Ebenfalls in der Achse der Kirche steht am Übergang des Hochchores der steinerne Altar. Dorthin werden im Gottesdienst die Gaben von Brot und Wein gebracht, über die der Priester die Worte Jesu aus dem letzten Mahl Jesu mit seinen Jüngern spricht: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“. „Das ist mein Blut zur Vergebung der Sünden“. Wenn die Gläubigen diese Gaben empfangen, kommt Jesus Christus mit seiner ganzen Liebe und Hingabe zu den Gläubigen, um mit ihnen eins zu werden, aber auch, um sie miteinander eins zu machen. So werden sie zur Gemeinschaft der Kirche.

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Die Orgel schwebt leicht wie ein Vogelnest am Ende des Westwerkes im Kirchenraum. Die Klangmöglichkeiten der Orgel sind so reichhaltig, dass diese zu den berühmtesten Instrumenten in der Stadt zählt. Mit ihrer Musik will sie Glanz in den Gottesdienst bringen, da Gott nicht nur mit dem menschlichen Herzen gelobt werden kann, sondern auch mit all den Klängen, die Gott in seine Schöpfung hineingelegt hat. Vor allem unterstützt die Orgel den Gesang der Gemeinde.

Die große Orgel von der Berliner Orgelbaufirma Karl Schuke wurde 1989 ohne Empore und Bodenstütze gleichsam schwebend in den Mittelraum des Turmjochs eingehängt. Der gesamte Orgelkörper ist aus Eiche, wobei die beiden tragenden Arme mit den beiden Emporen verbunden sind. Sie bilden die Brücke zwischen Emporen und der Orgel,
über welche manin das Innere der Orgel gelangt, wo sich der Spieltisch befindet. Die Disposition des 53-Register-Werks, verteilt auf 3 Manuale/Pedal, schuf Prof. Ludwig Doerr, Freiburg/Brsg.

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Auf der dem Altar gegenüberliegenden Seite zum Westwerk hin steht unter der Orgel der Taufbrunnen. Hier werden alle mit Wasser getauft, die zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind, und damit in seine Gemeinschaft und die der Kirche eintreten. Man kann nur einmal getauft werden. Bei der Kindertaufe übernehmen die Eltern und Paten stellvertretend das Taufbekenntnis. (Wenn die Kinder etwa 10 Jahre alt sind, bekennen sie selbst und öffentlich vor der Gemeinde den Glauben.)

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St. Lamberti, Flügelaltar mit Szenen aus dem Leben Mariens, um 1500
Das Landesmuseum hat den um 1500 im Schlesischen Raum entstandenen Flügelaltar an der Stirnwand des nördlichen Seitenschiffes der Kirche als Leihgabe überlassen. Im Mittelfeld ist die Madonna mit dem Kind
dargestellt, welche auf der linken Seite Maria Magdalena, erkennbar an der Salbendose, und auf der rechten Seite die hl. Barbara, erkennbar an dem kleinen Turm, als Begleiterinnen hat. Die Seitentafeln zeigen von links nach rechts in den oberen Feldern die Verkündigung und die Begegnung mit ihrer Base Elisabeth und in den unteren Feldern die Geburt und die Anbetung der Könige. Die Rückseiten der Tafeln sind noch nicht ausgemalt.

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Im vorderen Teil der Kirche gibt es am Ende des rechten Seitenschiffs einen kleinen Raum. Dort brennt in einer Ampel ein rotes Licht. Es hat seinen Platz über dem „Tabernakel“, einem in Gold gefassten kleinen Häuschen, einem Tresor, in dem die Gaben des Brotes aufbewahrt werden, in dem Jesus den Menschen nahe bleiben will. Die Beter kommen an diesen Ort, um in einer „Privataudienz“ ihr Herz Jesus zu schenken, ihre Sorgen zu sagen, aber auch Jesus anzubeten, weil er – so glauben katholische Christen – „wahrer Gott“ ist.

St. Lamberti, Silberexpositorium im Chor, 1782
Aus dem wohlverwahrten Kirchenschatz, dem Gerät, das bei feierlichen Gottesdiensten Verwendung fand und auch
noch findet, sei ein in gotisierenden Formen gearbeitetes, silbervergoldetes Turmziborium mit plastischen Figürchen der Apostel an der Kuppe und einem Doppelkruzifix auf der Spitze (15. Jh.?) erwähnt, eine barocke Sonnenmonstranz Augsburger Herkunft (um 1730) sowie mehrere barocke Messgewänder aus dem 17. und 18. Jh. Das wertvolle klassizistische Silberexpositorium, nach einem Entwurf des münsterischen Baumeisters und
Schlaunnachfolgers Wilhelm Ferdinand Lipper 1782 gearbeitet, eigentlich nur zum Gebet vor dem Altarsakrament auf den alten Hochaltar gestellt, steht heute im Scheitelpunkt des Hochchores.

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Im Jahr 2022 wurde die sogenannte Himmelsleiter der österreichischen Künstlerin Billi Thanner in zwei Teilen über dem Taufstein im Innenraum der Kirche und am Maßwerk des Lambertikirchturms befestigt.

Die Wiener Künstlerin Billi Thanner hat während der Corona-Pandemie am Stephansdom eine Himmelsleiter installiert, die ein Zeichen der Hoffnung und des Lichtes für die Stadt Wien in dieser Zeit war. Danach ist dieses Kunstwerk der Hoffnung auf und in der Lambertikirche in Münster gezeigt worden. Die innere Leiter ist noch heute durch eine großzügige Spende der Kaufmannschaft zu sehen.

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Der Prinzipalmarkt ist ein Straßenzug in Münster. Der Name bedeutet Hauptmarkt, im Unterschied zum Roggenmarkt und Fischmarkt, die im weiteren Verlauf der Straße folgen. Der Prinzipalmarkt dokumentiert mit seinem Grundriss und der Bebauung die geschichtliche und bauliche Entwicklung des wirtschaftlichen und politischen Zentrums von Münster. Als Denkmalbereich hat der Prinzipalmarkt objektübergreifenden Ensembleschutz. Er wird auch als „gute Stube“ Münsters bezeichnet.

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Der Stadthausturm im westfälischen Münster ist der einzige noch erhaltene Teil des ehemaligen Stadthauses. Er befindet sich am südlichen Ende des Prinzipalmarkts. Das Haus und somit auch der Turm wurden in den Jahren von 1902 bis 1907 durch Alfred Hensen im Stil der Neorenaissance entworfen.

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Kirschensäule - Auf dem Harsewinkelplatz wurde 1987 im Rahmen der Skulptur Projekte Münster mit der Kirschensäule von Thomas Schütte eines der bekanntesten Kunstwerke aus Münsters Innenstadt aufgestellt. Die sechs Meter hohe Skulptur besteht aus einer Säule, die aus einem Sockel und Schaft aus Sandstein besteht und von zwei großen, rot lackierten Aluminiumkirschen gekrönt wird. Die Kirschensäule wurde 1987 von der Stadt angekauft und blieb dem Stadtbild damit bis heute erhalten.

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St. Ludgeri - 1180 im Stil der Romanik erbaute Kirche mit 1383 erweiterten gotischen Etagen und Glocke aus dem Jahr 1493.

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Das Mittelschiff von St. Ludgeri besteht aus zwei Jochen, denen auf westlicher Seite ein quadratisches Halbjoch vorgelagert ist. Auf östlicher Seite schließt sich das Vierungsquadrat an, dem außen der Vierungsturm aufgesetzt ist. Die Deckenkonstruktion besteht hier aus einem abgeflachten Kuppelgewölbe. Zu beiden Seiten des Mittelschiffes befinden sich Seitenschiffe. Aufgrund ihrer Höhe erlauben sie keine zusätzlichen Fenster im Mittelschiff (Bautypus der dreischiffigen spätromanischen Hallenkirche westfälischer Prägung).

Dem auf Höhe der Querschiffe angeordneten Vierungsquadrat folgten beim ursprünglichen Bau drei Apsiden. Die mittlere war größer als die beiden äußeren, da sie den Altar und das Chorgestühl aufnehmen musste. Nach dem Stadtbrand von 1383 wurden die Apsiden abgetragen und durch einen großen Chor im Stile der Gotik ersetzt, der zusammen mit dem Chor von St. Lamberti zu den bedeutendsten Werken der Gotik im Münsterland zählt. Neben den Fenstern mit eigenwilliger Farbgebung aus dem Jahre 1961 von Vincenz Pieper lässt die besondere Architektur ihn größer erscheinen, als er eigentlich ist. Während der im Westen eine Breite von 9,64 m aufweist, beträgt sie im Osten 10,15 m und erweckt so den Eindruck, als ob die perspektivische Verengung aufgehoben wird. Dem Chor schließt sich die nach dem Stadtbrand neu geschaffene Apsis an, deren Form aus sieben Kanten eines Zehnecks besteht.

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In den sieben Wänden des Chors befinden sich die Fenster von Vincenz Pieper. In der Gesamtbetrachtung vereinen sie sich zu einem Gesamtbild, in dem die Pfeiler zwischen den einzelnen Fenstern zu verschwinden scheinen. Im mittleren, direkt nach Osten gerichteten Fenster wird der Heilsweg Jesu Christi aufgezeigt, das heißt seine Geburt, sein Leiden und Sterben, seine Auferstehung und Himmelfahrt sowie seine Wiedergeburt. In den beiden sich direkt anschließenden Fenstern sind die Zeugen des Herrn zu sehen.

Im Zentrum der Apsis befindet sich seit 1998 ein gegen Ende des 15. Jahrhunderts in Tirol gefertigter Flügelaltar, in dessen Mitte die Anbetung des Jesuskindes durch die Heiligen drei Könige dargestellt ist. Im linken Flügel sind die heilige Margareta sowie Laurentius abgebildet, im rechten Flügel Katharina von Alexandrien und der Evangelist Johannes. Die Außenseite des Altars zeigt Paulus, Petrus, Urbanus und Bartholomäus.

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Die Orgel befindet sich an der Ostwand des nördlichen Seitenschiffes. Das Instrument steht ebenerdig. Das barocke Orgelgehäuse wurde 1750 von einem anonymen Meister für die Marienkirche in Warendorf erbaut. Es befindet sich erst seit 1966 in der St. Ludgeri-Kirche. Das Orgelwerk wurde 1966 von dem Orgelbauer Matthias Kreienbrink in Osnabrück erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 24 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.

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Auf der Westseite ist ein handgeschnitztes Bildnis des gekreuzigten Jesus Christus angebracht, das 1929 vom Bildhauer Heinrich Bäumer gefertigt und bei einem Bombenangriff 1944 beschädigt wurde. Auf Beschluss der Kirchengemeinde blieb das Werk nach Ende des Zweiten Weltkrieges in dieser beschädigten Form, bei der der Figur beide Arme fehlen. An der Stelle, wo sich zuvor die Arme befanden, ist nun eine Inschrift mit den Worten „ICH HABE KEINE ANDEREN HAENDE ALS DIE EUEREN“ angebracht. Direkt unter dem Kreuz hängen die Medaillons zweier Persönlichkeiten, die in besonderen Beziehungen zur Kirchengemeinde St. Ludgeri stehen. Dabei handelt es sich um Niels Stensen und Edith Stein.

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Marienplatz in Münster, Deutschland

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Für seine Skulptur '100 Arme der Guan-yin' in Münster ließ sich Huang Yong Ping (1954-2019) sowohl von Duchamps ikonischem Werk, dem Flaschentrockner (1914), als auch von der Christusfigur in der Kirche St. Ludgeri, die bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg die Arme verlor, inspirieren. Der sechs Meter hohe Flaschentrockner ist anstelle von Flaschen mit 50 modellierten Armen bestückt, die wiederum auf die buddhistische Göttin Guanyin verweisen.2 Während in den 1000 Händen der Göttin religiöse Gegenstände liegen, versieht Huang Yong Ping seine Hände mit Alltagsgegenständen, die einem europäischen Publikum geläufig sind.

100 Arme der Guanyin, 1997
Stahlgerüst in Form eines Flaschentrockners, 50 modellierte Abgüsse von 3 Armformen, Höhe 6 m

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Historisches Rathaus Münster - Symbolträchtiges Rathaus aus dem 14. Jh., berühmt für seinen aufragenden kunstvollen gotischen Giebel.

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Münsters Rathaus, ein gotischer Bau aus der Mitte des 14. Jahrhunderts mit seinem hohen Giebel, sucht in Deutschland seinesgleichen. Das charakteristische Bogenhaus wurde in den fünfziger Jahren originalgetreu wieder aufgebaut. Als "Stätte des Westfälischen Friedens" wurde das Rathaus am 15. April 2015 mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.

1927, anlässlich des Besuchs des Hansischen Geschäftsvereins, schenkte der 1835 gegründete Verein der Kaufmannschaft dem Rat der Stadt das Modell eines alten Hanseschiffes. Es soll im Rathaus an Münsters 400-jährige Zugehörigkeit zur Hanse erinnern. Das Modell zeigt eine Kraweel (mndt. von portug. = Caravela), im Lübecker Schifferhaus nach dortigem Vorbild angefertigt. Im ausgehenden Mittelalter wurde sie zum bekanntesten Schiffstyp Nordeuropas und löste mit ihren nebeneinander liegenden Planken die Hansekogge ab, die im Klinkerbau überlappende Planken hatte. Die Kraweel, die bereits im alten Ägypten bekannt war, ermöglichte größere Rümpfe für bis zu 400 Tonnen Ladung und sorgte durch die glatte Oberfläche und mit sechs bis acht Segelflächen auch für mehr Wendigkeit und höhere Geschwindigkeiten.

Bürgerhalle mit dem Schiffsmodell und der Replik des Sendschwertes

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Der Friedenssaal war 1648 Schauplatz der Beschwörung des Spanisch-Niederländischen Friedens, der Teil des Westfälischen Friedens war. Anfang 2003 wurde der Saal komplett restauriert.

Die Ratskammer, seit dem 18. Jahrhundert auch als Friedenssaal bekannt, ist ein knapp 10 m × 15 m großer Saal, der rundherum in Holz im Stile der Renaissance getäfelt ist. Der Boden ist als Kontrast zum warmen Holz grau gefliest. Die Vertäfelungen an den Längsseiten des Saals, d. h. die Westwand sowie die östliche Fensterwand, entstanden im Jahre 1577, ersichtlich an einer Füllung an der Eingangstür zum Saal.

Unter der Decke des Saals befindet sich aufgehängt ein massiver Kronleuchter, der von flämischen Kunstschmieden geschaffen wurde. Er ruht auf dem Geweih eines ungeraden Achtenders und ist mit Jagdszenen und Tierdarstellungen verziert. Weitere Verzierungen bestehen aus dem Stadtwappen, einer spätgotischen Madonnenfigur, einer goldenen Krone sowie zwei goldenen Kugeln und einer geschnitzten Rose, aus der die Deckenaufhängung entspringt. Der äußere Ring um die geschnitzte Rose ist mit einer Umschrift aus Goldbuchstaben aus dem „Buch der Weisheit“, Kapitel 1, Vers 1, versehen. Sie lautet „Diligite iustitiam, qui iudicatis terram“ und bedeutet in der Übersetzung „Liebet die Gerechtigkeit, ihr, die ihr über die Erde richtet.“

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1648 fand in Münster und Osnabrück ein Ereignis von europäischem Rang statt. Der Westfälische Friede wurde geschlossen, mit dem der Dreißigjährige Krieg und der Achtzigjährige Krieg beendet wurden. Als „Stätte des Westfälischen Friedens“ wurde das Rathaus in Münster neben dem in Osnabrück Mitte 2015 von der Europäischen Kommission mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.

Die Nordwand wird maßgeblich durch eine große Schrankwand dominiert. Vor der Schrankwand befindet sich ein Richtertisch und die Bürgermeisterbank, auf der die beiden Bürgermeister, also der Stadtsyndikus und der Stadtschreiber saßen. In die Schrankwand sind insgesamt 22 kleine Fächer in zwei Reihen übereinander eingelassen. Diese sind aufgeteilt in zwölf Fächer auf der linken sowie zehn Fächer auf der rechten Seite und mit Abbildungen verziert. Vier von ihnen zeigen biblische Szenen, sechs zeigen Heiligenfiguren als Patrone münsterscher Pfarrkirchen, drei sind mit heraldischen Abbildungen versehen und sieben mit menschlichen Lastern verziert. Zwei weitere lassen sich keiner bestimmten Gruppe zuordnen.

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Der Westfälische Friede (Latein: Pax Westphalica) oder der Westfälische Friedensschluss besteht aus zwei Friedensverträgen, die am 24. Oktober 1648 in Münster und Osnabrück geschlossen wurden und den Dreißigjährigen Krieg beendeten. Zusammen mit dem am 15. Mai desselben Jahres ratifizierten Frieden von Münster, der parallel verhandelt wurde, aber nicht als Teil des Westfälischen Friedens gilt, fand damit der erste große Friedenskongress der Neuzeit seinen Abschluss. Beide Verträge wurden schließlich am selben Tag, dem 24. Oktober 1648, in Münster im Namen von Kaiser Ferdinand III. und König Ludwig XIV. von Frankreich bzw. Königin Christina von Schweden unterzeichnet.

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An der Südwand befindet sich ein mächtiger Kamin. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um das Original aus dem Jahre 1577, da jener zusammen mit dem Rathaus im Oktober 1944 zerstört wurde. Stattdessen befindet sich an dieser Stelle nun der Kamin des Krameramtshauses aus dem Jahre 1621. Dieser zeigt das Gleichnis des Reichen und des armen Lazaraus (Evangelium nach Lukas, Kapitel 16, Verse 19–31). Der Kamin besitzt im oberen Teil einen großen Giebel, der mit der Person der Justitia mit Schwert und Waage verziert wurde.

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Vor dem Kunstmuseum Pablo Picasso Münster befindet sich der Picassoplatz. Zentrales Element und zugleich die Besonderheit des Platzes ist ein überlebensgroßes Konterfei von Pablo Picasso aus Pflastersteinen, das sich ausgehend vom Graphikmuseum quer über die Königstraße und den Platz erstreckt. Für die Pflasterung wurde roter Granit aus Vietnam, Basalt aus der Eifel sowie Betonstein aus Münster selbst verwendet. Sämtliche verwendeten Steine weisen dieselbe Größe von 23,9 × 23,9 cm auf.

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Die Errichtung der Münsteraner Weltzeituhr an der Rothenburg geht auf die Initiative des Uhrmachermeisters Wilhelm Nonhoff zurück. Bei dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wollte er endlich die mehr als zwanzig Jahre alte Idee realisieren, an der Fassade seines Geschäftshauses eine große Außenuhr zu installieren.

Die Hauptuhr ist von insgesamt zehn weiteren Zeitanzeigen umgeben: Ganz oben sieht man die azurblaue Mondscheibe, die sowohl die Stellung des Mondes im Monatslauf als auch einige Sternbilder wiedergibt. In sie eingefügt sind die beiden Erdhalbkugeln. Im Ziffernkranz der Normaluhr befinden sich drei weitere Anzeigen. Links die Monatsscheibe: Sie besteht aus drei Abschnitten, die zunächst die Anzahl der Tage eines Monats, dann ein Monatssymbol entsprechend der Jahreszeit und schließlich den Monatsnamen selbst zeigen. inks und rechts neben der Normaluhr zeigen sechs kleinere Nebenuhren eine Auswahl verschiedener Erdzeiten. Sie werden durch jeweils eine Stadt mit ihren charakteristischen Bauwerken repräsentiert. Über der eigentlichen Weltzeituhr sind zwölf Bronzeglocken aufgehängt. Fünf Mal am Tag – um 12:00, 16:00, 17:00, 18:00 und 19:00 Uhr – ertönen zunächst der Westminsterschlag und dann die jeweiligen Stundenschläge. Danach erklingt jahreszeitlich wechselnd eine volkstümliche Melodie. Das obere Drittel der Fassade wird bestimmt von dem steil emporstrebenden Erkerhaus.

Weltzeituhr mit Glockenspiel an der Rothenburg

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St.-Paulus-Dom - Mittelalterliche, romanische Kathedrale mit bedeutender astronomischer Uhr, die gegen den Uhrzeigersinn läuft - am Domplatz Münster

Die Kathedrale zu Münster geht auf eine Kirchengründung des Heiligen Ludgerus aus dem Jahre 792/93 zurück. Ludgerus hat die Kirche dem Völkerapostel Paulus geweiht. Von dieser Kirche aus wurde den Sachsen das Evangelium verkündet und das kirchliche Leben geordnet; mit der Bischofsweihe des Ludgerus in Köln im Jahre 805 wurde sie Mutterkirche des neuen Bistums Münster. Der spätromanische Kirchenbau ist der dritte an dieser Stelle und wurde im Jahre 1264 geweiht.

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Im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Alte Chor komplett zum Westquerschiff hin geöffnet. Neben dem bereits im 18. Jahrhundert dort befindlichen Taufstein mit dem Taufbecken wurde der barocke Hochaltar vor die neugestaltete, nunmehr geschlossene Westwand des Alten Chores, unterhalb der neuen Rundfenster-Rosette gesetzt.

Blick in den Alten Chor, mit barockem Hochaltar - Barocker Paulusaltar im Westchor

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An das Westwerk mit dem Alten Chor, dem Westquerschiff und den Türmen schließen sich nach Osten das Langhaus, das östliche Querschiff mit Altarinsel unter der Vierung und der Chor an. Mit einer Gesamtlänge von 108,95 m und einer Breite des westlichen Querschiffes von 44,55 m und des östlichen Querschiffes von 43,30 m beeindruckt das monumentale Gotteshaus in seinem hellen Baumberger Sandstein als die größte der westfälischen Kathedralen. Der Paulusdom ist ein spätromanischer Bau. Der vordere Teil der Paradiesvorhalle, der Salvatorgiebel sowie die Fenster des südlichen und nördlichen Seitenschiffes wurden später in der Epoche der Gotik geschaffen.

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Unter der Vierung befindet sich die Altarinsel, die ein wenig westlich in das Langhaus hineinragt. Sie wurde 1956, zusammen mit dem Chor und dem Chorhaupt, wo sich der Bischofssitz befindet, von dem Künstler Emil Stephan (um)gestaltet. Der barocke Hochaltar wurde aus dem Chorhaupt entfernt. Der heutige Hochaltar ist aus Sandstein gefertigt. Er enthält Vitrinen, in denen Apostelstatuen des 14. Jahrhunderts aus dem Reliquienschrein des ehemaligen barocken Hochaltars ausgestellt sind. Die gesamte, an den Chorraum angrenzende Altarinsel ist durch eine hölzerne Chorschranke zum Langhaus und durch die beiden Arme des nördlichen Querhauses abgegrenzt.

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In einem Joch zwischen Hochchor und (südlichem) Chorumgang befindet sich eine astronomische Uhr mit Glockenspiel. Die Uhr aus den Jahren 1540 bis 1542 ist eine der bedeutendsten Monumentaluhren des deutschsprachigen Raums. Sie zählt zur sogenannten „Familie der hansischen Uhren“, von denen ansonsten nur noch die Uhren in Danzig, Rostock, Stralsund und Stendal relativ original erhalten sind (die Uhren von Lübeck und Wismar wurden 1942 bzw. 1945 zerstört). Sie weist mit den Uhren dieser Uhrenfamilie eine Reihe von gemeinsamen Charakteristika auf. Die Uhr ist zudem eine der wenigen noch existierenden, entgegen dem Uhrzeigersinn drehenden öffentlichen Großuhren.

Die Schauseite der Uhr weist, wie im Mittelalter nicht unüblich, eine Dreiteilung auf. Die Dreiteilung in Kalenderteil (unten), Astrolabium mit weiteren Anzeigen (Mitte) und einer großen Schautafel mit Figurenumlauf (oben) versinnbildlicht eine Sicht auf die Vorstellungen des Universums. Die beiden oberen Teile der Uhr sind in ein Bildkonzept eingebunden, das nach den Himmelsrichtungen am Standort der Uhr im Südlichen Chorumgang ausgerichtet ist. Im oberen Teil befindet sich eine Bildtafel im Renaissance-Stil. Im mittleren Bereich der Uhr befindet sich ein Astrolabium mit der „eigentlichen“ Uhr, das die Mondphasen und Planetenstellungen anzeigt.

Im unteren Bereich befindet sich ein Kalendarium, das durch ein spätgotisches Gitter geschützt ist. Es handelt sich dabei um einen ewigen Kalender, der für die Jahre 1540 bis 2071 eingerichtet ist. Durch diesen Zeitraum wird eine 532 Jahre umfassende, sogenannte Dionysische Ära dargestellt, nach deren Ablauf alle Angaben über den 19-jährigen Mond- und 28-jährigen Sonnenzyklus wieder an demselben Monats- und Wochentag eintreffen, wie im ersten Jahr der 532-jährigen Periode (1540).

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Im Nordarm des Ostquerhauses (Stephanus-Chor) befindet sich das Grabmonument für den Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg. Es wurde erst nach dessen Tod am 5. Mai 1706 in den Jahren 1707–1708 errichtet und von dem Bildhauer Johann Mauritz Gröninger gestaltet. Das Grabmonument besteht aus einer rückwärtigen Portikusarchitektur, flankiert durch Figuren der Namenspatrone von Plettenbergs in bischöflichem Ornat mit Mitra und Hirtenstab. Es handelt sich dabei um die Bischofsgestalt des hl. Friedrich auf der linken Seite und die Gestalt des Bischofs Christian. Im Zentrum des Monuments befindet sich ein Sarkophagsockel, auf dem sich die Gestalt des Fürstbischofs befindet. Über der Portikusarchitektur ist das von Putten begleitete Fürstenwappen angebracht. An der Vorderseite des Sarkophages und der Rückwand sind Titel und Würdigung Plettenbergs eingemeißelt.

Der Fürstbischof auf dem Sarkophag ist in halb sitzender, halb liegender Position dargestellt, mit leicht emporgerichtetem Haupt. Zu seinen Füßen steht ein Engel, der ein geöffnetes Buch hält. Ursprünglich waren auf den Seiten des Buches die Worte „Diligite iustitiam, qui iudicatis terram…“ („Liebet die Gerechtigkeit, die Ihr auf Erden richtet“, Weish 1, 1) eingemeißelt. Hinter dem Kardinal steht ein zweiter himmlischer Assistent, der die Insignien des Fürstbischofs hält. Im oberen Bereich der rückwärtigen Marmorwand befindet sich eine große Uhr. Sie wird von einem Spruchband mit den Worten „Consilio et Constantia“ und seitlichen Tuchdraperien umrahmt. Die Uhr selbst wurde von dem Uhrmacher Joachim Münnig geschaffen und von dem Maler Wolff Henrich Schmorck bemalt. Das Monument besteht aus schwarzem und weißem Marmor. Es stand zunächst im Hochchor, rückwändig zur Astronomischen Uhr, mit deren Uhrwerk die Uhr des Grabmonuments verbunden werden sollte. Heute befindet sich das Monument an der Westwand des nördlichen Ostquerhausarmes.

Grabmal des Fürstbischofs Friedrich Christian von Plettenberg

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An der Ostwand des Stephanuschores befindet sich ein Vortragskreuz aus dem späten 14. Jahrhundert. Es wird als „Pestkreuz“ bezeichnet, weil angenommen wird, dass sich die Pestnöte der Zeit um 1350 in der Darstellung des leidvollen Gekreuzigten widerspiegeln. Das hölzerne Kreuz und der vollplastisch gestaltete Körper des Gekreuzigten wurden zusammengehörig geschaffen. Das Antlitz des Gekreuzigten ist vergrämt und zeigt die Züge erlittenen Leids. Seine halbgeöffneten Augen sind geschwollen, seine Wangen eingefallen, seine Lippen leicht geöffnet. Der ausgemergelte Körper hängt aufrecht am Kreuz.

Stephanus-Altar

 Münster in Westfalen, September 2024

Das „Triumphkreuz“ ist ein monumentales Holzkruzifix, das über dem Hauptaltar im Hochchor hängt. Es zeigt den Gekreuzigten als den zum Gericht wiederkehrenden Erlöser, ähnlich dem auferstandenen Christus gekleidet in eine lange, durch rillenförmige Parallelfalten gegliederte, gegürtete Ärmeltunika. Die Christusgestalt ist in hieratischer Symmetrie dargestellt. Kopf, Rumpf, Beine und Füße sind vertikal gerichtet, die Arme waagerecht ausgebreitet. Die offenen Handteller sind an das Kreuz genagelt. Die Füße stehen auf einem Suppedaneum und sind nicht angenagelt.

Die Hauptorgel steht im Ostquerhaus (Johannischor). Das Pfeifenwerk stammt weitgehend aus der Orgel, die 1956 von Hans Klais erbaut und in einer Orgelnische über dem Kapitelsaal (T), seitlich des Stephanschores (nördliches Querschiff) aufgestellt wurde. 1987 hat man das Instrument abgebaut und mit geringfügig geänderter Disposition in einem neuen Gehäuse vor dem Südfenster des östlichen Querschiffs aufgestellt. Die Disposition wurde zuletzt im Jahre 2002 geringfügig geändert.

Blick auf die Orgel im südlichen Ost-Querhaus

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Eine wichtige Persönlichkeit, die die Geschichte des Bistums Münster prägte, war Clemens August Graf von Galen. Er wurde 1933 Bischof von Münster, trat während der Nazizeit ab 1934 für die Freiheit der Kirche ein und klagte in seinen großen Predigten das nationalsozialistische Regime an. Als Anerkennung für seine mutige Haltung wurde er 1946 zum Kardinal ernannt. Er starb wenige Tage nach seiner Ernennung am 22. März 1946 und wurde im Dom zu Münster beigesetzt. Eine Porträtbüste aus dem Jahre 1951 und die Grabkapelle mit Grabplatte erinnern noch heute an ihn. 2005 wurde Bischof Clemens August Kardinal von Galen in Rom selig gesprochen.

Im Inneren des umschlossenen Kreuzganges befindet sich der Friedhof der Domherren. Der Friedhof wird heute noch für Begräbnisse genutzt.

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Die erste Domkirche wurde zur Zeit des Heiligen Liudger um 805 errichtet. Als erster Bischof von Münster verbreitete er das Evangelium und stellte die erste Domkirche unter den Schutz des Apostels Paulus. Die Lebensgeschichte des Apostels ist auf dem ehemaligen Hochaltar, der von dem Bildhauer Gerhard Gröninger und dem Maler Adrian van den Bogart um 1619/22 gestaltet wurde, zu sehen. Im Jahre 1225 wurde der Grundstein für den heutigen, dritten Dom gelegt. Der vorherige Dom wurde größtenteils abgerissen. Nur der Westbau mit den beiden Türmen aus dem Jahre 1190 wurde in den Neubau einbezogen. Schon nach weniger als 40 Jahren Bauzeit wurde am 30. September 1264 der neue Dom eingeweiht.

Marienkapelle mit Gemmenkreuz, 2. Viertel des 13. Jh. und Epitaph des Weihbischofs Johann Bischopinck (+1543), von Johann Brabender, 1537/43

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Nördlich des Doms liegt der Kreuzgang, der durch die Türen der nördlichen Querhausarme erreicht werden kann. Der Kreuzgang entstand in den Jahren 1390–1395. Vom Kreuzgang aus erreicht man die Sakristei, die Marienkapelle, die angebaute Domkammer und den Gartensaal.

Große Zerstörungen richteten 1534/35 die Täufer an. Diese Sekte, die in Münster einen Gottesstaat gründen wollte, rief zu einem „Bildersturm” auf. Einige beschädigte Bildnisse aus Sandstein, wie das der adeligen Dame und die Epitaphien (Grabdenkmäler) im Kreuzgang, erinnern an jene Zeit.

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Nördlich des Doms, auf dem Horsteberg, an der Rückwand der Domkammer, befindet sich seit 2004 eine neue bronzene Kreuzigungsgruppe, die von dem Künstler Bert Gerresheim (Düsseldorf) geschaffen wurde. Anders als bei üblichen Darstellungen des Golgatha-Geschehens finden sich unter dem Kreuz nicht Darstellungen der Gottesmutter Maria und des Johannes, sondern Gestalten der älteren und jüngeren Geschichte. Dargestellt sind insbesondere die selige Anna Katharina Emmerick, die selige Schwester Maria Euthymia und ihnen gegenüber Kardinal von Galen, der in seinen Händen die Predigtaufzeichnungen „Wachrufe in einer politisch gefährlichen Welt“ hält. Am Fuß des Kreuzes befindet sich ein Stein mit dem Ordenssiegel des Karmels, als ein Verweis auf die heilige Edith Stein. Zudem sieht man eine sitzende Figur, die den „König“ des Täuferreichs von Münster Jan van Leiden darstellt, so wie zahlreiche zerbrochene Zeichen und Embleme (u. a. das Hakenkreuz, den Judenstern, das Hammer- und Sichel-Emblem des Weltkommunismus), die auf dunkle Zeiten der Menschheitsgeschichte hinweisen sollen.

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Kiepenkerl-Denkmal am Spiekerhof - Der Kiepenkerl ist die Darstellung eines Kiepenkerls als bronzenes Denkmal in Münster (Westfalen).

Der Verschönerungsverein der Stadt Münster beauftragte Ende des 19. Jahrhunderts den Bildhauer August Schmiemann zur Schaffung eines Kiepenkerl-Denkmals. Für den Betrag von 2960 Mark schuf Schmiemann eine 1,75 m hohe Statue aus Gips mit Galvanoüberzug, die am 16. Oktober 1896 feierlich eingeweiht wurde. Es zeigt einen wandernden Handelsmann im Münsterland mit seiner Rückentrage, der so genannten Kiepe, in typischer Montur mit Leinenkittel, Halstuch, Mütze, Knotenstock und Pfeife.

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Buddenturm - Restaurierter, ca. 30 m hoher Wehrturm aus dem 12. Jh., der einst auch als Gefängnis, Wasser- und Pulverturm diente.

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Büste Annette-von-Droste-Hülshoff
Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) war eine deutsche Schriftstellerin und Komponistin. Unter den deutschsprachigen Dichterinnen und Dichtern des 19. Jahrhunderts ist sie eine der bedeutendsten.

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Nicole Eisenman, Sketch for a Fountain [Skizze für einen Brunnen]

Das Werk der New Yorker Künstlerin Nicole Eisenman war Teil der Skulptur Projekte 2017. Im September 2021 wurde es am alten Standort dauerhaft installiert. Dass aus der provisorischen "Skizze" (sketch) eine dauerhafte Installation wurde, ist dem Verein "Dein Brunnen für Münster" zu verdanken, der über mehrere Jahre Spenden für Anschaffung und Betrieb des Kunstwerks gesammelt hatte. Die fünf nackten Figuren aus Gips und Bronze, die nicht eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen sind und sich zwanglos und entspannt um den Brunnen gruppieren, hatten 2017 viel Publikum angezogen – und es polarisiert.

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Liebfrauen-Überwasserkirche - Restaurierte gotische Kirche aus dem 14. Jahrhundert mit hohem Schiff, Bodenfliesen und einer Orgel.

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Neben dem Paulusdom ist die Liebfrauen-Überwasser Kirche die älteste Kirche der Stadt Münster. Grabungen haben ergeben, dass an diesem Ort schon in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts wahrscheinlich eine kleine Kirche gestanden haben wird, da sich in unmittelbarer Nähe der heutigen Kirche Grabstellen aus dieser Zeit nachweisen lassen.

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Die Überwasserkirche, auch Liebfrauenkirche oder Liebfrauen-Überwasser genannt, ist eine gotische Hallenkirche mit einem 64,5 Meter hohen Turm in der westlichen Innenstadt von Münster in Westfalen. Ihr Name leitet sich von „Über dem Wasser“ ab, da sie westlich des St.-Paulus-Doms auf der gegenüberliegenden Seite der Aa liegt.

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Die jetzige Kirche wurde seit dem Jahr 1340 errichtet, belegt durch eine Inschrift über dem Westportal. Die Bauzeit des Turms zog sich von 1363 bis wahrscheinlich zum Beginn des 15. Jahrhunderts hin.

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Am 20. Juli 1941 hielt der damalige Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, in der Überwasserkirche eine seiner berühmt gewordenen Predigten gegen den Nationalsozialismus. Die Neugestaltung von Buntglasfenstern im Chor und den Ostwänden der Seitenschiffe 1972–1975 übernahm der Glasmaler Valentin Peter Feuerstein.

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Schwester-Laudeberta-Weg an der Münsterschen Aa

Benannt nach Schwester Laudeberta (1887-1971), eine Ordensschwester der Clemensschwestern in Münster. Seit 1910 arbeitete sie als Krankenschwester in der Provinzialheilanstalt Marienthal (heute LWL-Klinik Münster).
In der NS-Zeit waren dort rund 1.000 Menschen mit Krankheiten und Behinderungen untergebracht. Für die Nationalsozialisten galten diese Menschen als „lebensunwert". Hitler selbst ordnete deshalb 1939 ihre Ermordung im Rahmen der „Aktion T 4" an. Das war Massenmord per Giftgas.
Im Juli 1941 erfuhr Schwester Laudeberta die Namen von Patienten, die aus Marienthal in Tötungsanstalten deportiert werden sollten. Sofort sprach sie Angehörige an und legte ihnen nahe, die Patienten nach Hause zu holen. Parallel dazu informierte sie persönlich unter hohem Risiko den münsterschen Bischof Clemens August Graf von Galen. Ins Bischofspalais gelangte sie über den Weg entlang der Aa, der heute ihren Namen trägt.
Für den Bischof war ihr Besuch ein entscheidender Anstoß zu seiner berühmten Predigt vom 3. August 1941, die zum Stopp der Aktion T4 beitrug.

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St. Petri, auch Petrikirche, ist eine katholische Kirche in Münster. Als Kirche des ehemaligen Jesuitenkollegs ist die Petrikirche Keimzelle der Universität Münster. Sie liegt unweit des Doms im Universitäts-Gelände zwischen Fürstenberghaus, juristischer und katholisch-theologischer Fakultät an der Aa und dient heute als Kirche der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde Münster (KSHG) sowie als Schulkirche des Gymnasiums Paulinum. Wegen der guten Akustik gilt die Kirche als bevorzugter Raum für geistliche Konzerte; außerdem wird die Petrikirche als Hochzeitskirche sehr geschätzt.

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Die Petrikirche entstand zwischen 1590 und 1597 als Kirche des Münsterschen Jesuitenkollegs. Sie war die erste Jesuitenkirche der Rheinischen Ordensprovinz. Architekt und Bauleiter war Johann Roßkott. Die Kirche ist der einzige Teil des Kollegs, der heute noch besteht. ...Und leider geschlossen.

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Rudolf Breilmann: Johannes Nepomuk, 1993, Bronze - Münster, Altstadt, Aabrücke Bispinghof

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Geomuseum der Universität Münster, Eintritt kostenfrei
Leider war ich erst 4 Minuten vor Schließung vor Ort. Schade.

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Stadtmuseum Münster - Museum der Geschichte von Münster mit einzigartigen interaktiven Ausstellungen

Die Haager Landkriegsordnungen sahen im Kriegsfall eine Weiterbezahlung des Solds der gefangenen Soldaten ebenso wie eine Entlohnung für deren Arbeitseinsätze in der Landwirtschaft, der Industrie oder in Zechen vor, so dass bankähnliche Einrichtungen (Bankabteilungen) zur Verwaltung dieser enormen Summen notwendig wurden.
1915 führte man auf Erlass des preußischen Kriegsministeriums eigene Geldscheine und Münzen in Form von sogenanntem Lagergeld ein, die außerhalb der Lager keine Gültigkeit besaßen. Auf diese Weise war den Gefangenen eine wichtige Grundlage zur Flucht, nämlich die finanzielle Möglichkeit z. B. Eisenbahnfahrkarten oder Lebensmittel zu erwerben, entzogen.

In den drei münsterischen Lagern gab es daher jeweils eigenes Lagergeid, das an das übliche deutsche Währungssystem angepasst war. Es gab Münzen aus Zink oder Eisen zu 1, 2, 5, 10 und 50 Pfennig sowie Geldscheine zu 1, 2, 5 und 10 sowie im Lager II sogar zu 20 und 50 Mark. Die oft von Verwandten aus der Heimat in der jeweiligen Landeswährung per Post oder Paket zugesendeten Geldmittel wurden umgerechnet und umgetauscht. Bis zu 50 Mark durfte jeder Gefangene an Bargeld je Monat erhalten oder bei Arbeitseinsätzen pro Tag 50 Pfennig verdienen, der Rest wurde einem Konto gutgeschrieben. Dieses Geld sollte nach der Entlassung wieder umgerechnet in die Landeswährung ausgezahlt werden. In den Lagern gab es Kantinen, in denen z. B. Lebensmittel, Tabak, Süßigkeiten, Schreibwaren, Seife und viele andere Dinge erworben werden konnten. Nach der Auflösung der Lager Ende 1918 nahmen viele Gefangene Münzen oder Geldscheine zur Erinnerung an die Lagerzeit mit nach Hause. Die Restbestände des Lagergeldes wurden aber auch an Notgeldhändler und Sammler verkauft, so dass sie heute in vielen Sammlungen vorhanden sind.

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Modell der St. Lamberti-kirche um 1775
Münster, Lambertikirche am Prinzipalmarkt, Modell, M. 1:100; Münster 1998

Die Hauptpfarrkirche der Stadt ist als Marktpfarrkirche gegründet worden. Urkundlich erwähnt wird St. Lamberti erstmals im Jahr 1190, doch muss die Gründung der Pfarrei schon früher, spätestens im 11. Jahrhundert erfolgt sein. Das Modell zeigt den Zustand der bestehenden spätgotischen Hallenkirche mit dem alten, 1881 abgebrochenen Turm und der eng bebauten mittelalterlichen Umgebung.

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Altar- und Messstiftungen
Im Leben einer mittelalterlichen Stadt waren christliche Motive und Intentionen in allen Aspekten des Alltags präsent. Dies galt für das Individuum genauso wie für die städtische Gesellschaft insgesamt. Was das mittelalterliche Weltbild vom heutigen grundlegend unterscheidet, ist die besondere Sorge um die Zeit nach dem Tod, die in verschiedene Formen der Jenseitsvorsorge umgesetzt wurde. Eine herausragende Bedeutung nahmen dabei die Messe und das Gebet ein. Mit Hilfe von Stiftungen verpflichtete der Wohltäter die Lebenden, zu seinem Gedenken über den Tod hinaus zu beten und Messen abzuhalten, um seine Leidenszeit im Fegefeuer zu verkürzen. Das Wort Messe (Lateinisch „missa") dient in der Sprache der christlichen Liturgie seit dem 6. Jahrhundert als Bezeichnung für die Eucharistiefeier. Basierend auf der so genannten Römischen Messe hat sich im Laufe des Mittelalters die Messe als zweiteiliger, in Latein gehaltener Gottesdienst ausgebildet, bestehend aus Wortgottesdienst und Sakramentsteil. Letzterer umfasst die Wandlung, die Opferung (Gabenbereitung) und gegebenenfalls die Gläubigenkommunion. Im Sakramentsteil „wandelt" der Priester Brot und Wein in Leib und Blut Christi.

Viel zahlreicher als die öffentlichen Messen waren im Mittelalter die Privatmessen, die dem Seelenheil der Stifterin oder des Stifters nützen sollten. Um eine Messe halten zu können, waren ein Altar - damit war der Tisch gemeint, auf dem die Messe zelebriert wurde und das Altargerät liturgische Bücher und Gewandung, Kelch usw. - notwendig. Man benötigte einen Priester, der für seine Dienste mit einer Pfründe entlohnt werden musste. Darüber hinaus war im Spätmittelalter die Ausstattung des Altars mit einem Retabel Altaraufsatz üblich geworden, so dass von dem Stifter eines funktionierenden neuen Altars oder sogar einer gesamten Kapelle eine überaus große Summe aufgebracht werden musste. Aber sogar die Stiftung von Seelenmessen und einzelnen liturgischen Geräten konnte sich nur eine Minderheit leisten. Diese umfangreiche Stiftertätigkeit führte zu einer Förderung der Handwerke. Es entstanden großformatige Flügelaltäre; das Goldschmiedehandwerk blühte, und aufwändige Textilien wurden zu liturgischen Gewändern und Altartüchern verarbeitet.

Altarflügel mit Marien- und Passionsszenen
Öl/Tempera auf Eichenholz von Jan Baegert, 1505-1510, (14 von 16 Tafeln) Stadtmuseum Münster
Diese aus dem Clemenshospital in den Besitz der Stadt gelangten beiden Flügel eines großen Altarauf-satzes stammen von dem Maler Jan Baegert aus Wesel. Baegert hat auch für westfälische Auftraggeber gearbeitet. Der Mittelteil des Flügelaltares ist verschollen. Im geschlossenen Zustand sieht man den Marienzyklus, der auf dem ersten Bild „Geburt Mariens" auch die Stifterin - eine Benediktinerin - mit Kerze zeigt.

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Reformation in Münster
1525 kam es vor dem Hintergrund des Bauernkrieges in vielen Städten zu Unruhen. Auch in Münster wurde Kritik an der Geistlichkeit laut. Die ersten evangelischen Prediger, die in dieser Zeit in der Stadt aufgetreten waren, wurden bald wieder vertrieben. Im Jahre 1530 begann Bernhard Rothmann als Kaplan an der Mauritzkirche vor den Toren Münsters, gegen die Missbräuche der päpstlichen Kirche und im Sinne lutherischer Lehren zu predigen. Er fand viele Zuhörer. Im Februar 1532 erzwangen seine Anhänger seine Einsetzung als Prediger an St. Lamberti, der Hauptpfarrkirche der Stadt. Die Bürgerschaft wandte sich mit einer Bittschrift an den Rat: Man habe Bernhard Rothmanns Lehre als richtig erkannt und fordere um des Seelenheils willen Freiheit von der Bevormundung in Glaubensdingen. Die Obrigkeit müsse dafür Sorge tragen, dass in Münster an allen Pfarrkirchen in der neuen Lehre unterwiesen werde. Im Sommer gab der Rat dem Drängen der Bürgerschaft nach.

Ab Oktober versuchte der seit Juni amtierende Bischof Franz von Waldeck, die Rücknahme der Reformation mit wirtschaftlichen Repressalien zu erreichen. Landgraf Philipp von Hessen, einer der politischen Führer der Protestanten im Reich, wurde um Vermittlung gebeten. Den von ihm gesandten Räten gelang ein Kompromiss. Im „Dülmener Vertrag" vom Februar 1533 gestand der Bischof die evangelische Predigt in allen Pfarrkirchen der Stadt zu. Der Dom blieb katholisch. Eine im Zusammenhang des Vertrages geforderte Kirchenordnung für Münster wurde schließlich von dem hessischen Theologen Dietrich Fabricius verfasst, da Rothmann sich unterdessen theologisch von der Kindertaufe distanziert hatte und seine Abendmahlsauffassung nicht mehr der allgemein verbreiteten protestantischen Lehrmeinung entsprach. Der Rat aber wollte für Münster nur reichsrechtlich anerkannte Bestimmungen. Die Kirchenordnung wurde zwar von großen Teilen der Bürgerschaft angenommen, aber nicht gedruckt. Stattdessen gab der Rat eine „Zuchtordnung" heraus, um die Bürger auf ein Leben nach den Geboten Gottes zu verpflichten. Schmähung der Kindertaufe und Verunglimpfung des Abendmahls wurden mit Strafe bedroht. Auf dem Titelblatt dokumentierte die Zuchtordnung" mit dem Stadtwappen und dem protestantischen Motto „VD MIE": Münster ist evangelisch.

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Beginn der Täuferherrschaft
Anfang 1534 begann die Erwachsenentaufe in Münster. Bei der Ratswahl am 23. Februar wurden ausschließlich Täufer und ihnen wohlgesonnene Bürger gewählt und somit ihre Herrschaft besiegelt. Bereits im März begann die Belagerung durch Bischof Franz von Waldeck. Der holländische Täuferführer Jan Matthijs kam mit zahlreichen Anhängern in das in Münster entstehende „Neue Jerusalem", in dem die Wiederkunft Christi - u.a. angekündigt durch Himmelserscheinungen - in naher Zukunft erwartet wurde. Alle Taufunwilligen wurden der Stadt verwiesen, und die Pflichttaufe wurde eingeführt. In den Kirchen und Klöstern kam es zu einem Bildersturm, das Ratsarchiv wurde vernichtet und die Geldwirtschaft abgeschafft. Nach dem Tode Matthijs' setzte Jan van Leiden als neuer Prophet die Ratsverfassung außer Kraft, ernannte einen Rat der zwölf Ältesten und führte die Vielfrauenehe ein. Unter seiner Führung gelang die Abwehr der anstürmenden Truppen des Bischofs.

Das Königreich der Täufer
Anfang September 1534 wurde Jan van Leiden zum König ausgerufen und umgab sich mit einem prunkvollen Hofstaat. In seinem Selbstverständnis war er König der gesamten Welt und bereitete die Herrschaft Christi auf Erden vor. Nach und nach heiratete Jan van Leiden neben der Königin Diewer von Haarlem 15 Nebenfrauen. Der Belagerungsring um die Stadt wurde seit Februar 1535 immer enger, Hunger breitete sich aus. Mit der Eroberung Münsters endete die Täuferherrschaft am 25. Juni 1535. Unter den etwa 650 Toten auf Seiten der Täufer waren zahlreiche Anführer, Bernhard Rothmann hingegen gelang die Flucht. Die wichtigsten Gefangenen, Jan van Leiden, Bernd Knipperdollinck und Bernd Krechtinck, wurden mehrfach verhört und zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung fand am 22. Januar 1536 auf dem Prinzipalmarkt statt. Die Leichname wurden zur ewigen Abschreckung in drei eisernen Körben am Turm der Lambertikirche aufgehängt. Nach der Eroberung enteignete Bischof Franz von Waldeck allen täuferischen Besitz, der Stadt wurden zahlreiche Rechte aberkannt und die Gilden aufgelöst. Im Jahr 1541 erhielt Münster vom Bischof zunächst einige Rechte zurück, die vollständige Restitution aller Stadtrechte, die Zulassung der Gilden und freier Ratswahlen, erfolgte 1553.

Jan van Leiden (1509-1536)
Heliogravüre von Erhard Schmidt, 1982, nach dem Kupferstich von Heinrich Aldegrever, 1536, aus dem Besitz des Stadtmuseums Münster
Staatsrobe, Ringe und Ketten sollen auf den königlichen Rang hinweisen, der Wahlspruch unten auf seine Überlegenheit gegenüber Erb- und Wahlfürsten. Buch und Schriftrolle sind Zeichen des Prophetenamtes. Der Widerspruch zwischen dem Anspruch auf irdische Allmacht und der bevorstehenden Hinrichtung des Königs macht die Unterschrift deutlich: „Ich war es nur kurze Zeit."

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Bernd Knipperdollinck (um 1490-1536)
Heliogravüre von Erhard Schmidt, 1982, nach dem Kupferstich von Heinrich Aldegrever, 1536, aus dem Besitz des Stadtmuseums Münster
Als Pendant zu dem Stich des Königs Jan van Leiden schuf Heinrich Aldegrever 1536 auch das Porträt des Bürgermeisters, „Statthalters" und „Schwertträgers" der Täufer. Die Angabe, dass Knipperdollinck einer der im Mai 1535 ernannten zwölf Herzöge gewesen sein soll, ist historisch falsch. In der rechten oberen Ecke des Blattes erscheint sein Wappen. Es zeigt in einem Lorbeerkranz eine Hand mit einem Schwert, die aus einer Wolke hervorragt.

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Königskette des Jan van Leiden
Halskette mit einem goldenen Abschlag eines Taler der Täufer unter der Königsherrschaft des Jan van Leiden, Gold, 16. Jahrhundert Leihgabe aus Privatbesitz
Bei dieser goldenen Kette soll es sich um jene aus dem Besitz des Königs Jan van Leiden handeln. Da es sich bei dem Anhänger tatsächlich um einen goldenen Abschlag von den Originalstempeln aus der Täuferzeit handelt, ist dies möglich, jedoch nicht einwandfrei zu beweisen. Die Stempel wurden auch nach der Eroberung der Stadt zur Prägung von Andenkenmünzen verwendet.

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Hinrichtung der Anführer der Täufer
Reproduktion einer Federzeichnung aus der Handschrift von G. Berger, Contrafractur der Osnabrügkshen Biscöffe, Osnabrück 1607 Original: Kulturgeschichtliches Museum, Osnabrück
Nach Gefangennahme und Verhören wurden Jan van Leiden, Bernd Knipperdollinck und Bernd Krechtinck am 6. Januar 1536 zum Tode verurteilt. Als Aufrührer wurden ihnen nach dem geltenden Strafrecht mit glühenden Zangen Fleischstücke vom Körper gerissen, bevor sie erdolcht wurden. Das Urteil wurde am 22. Januar 1536 auf dem Prinzipalmarkt öffentlich vollstreckt.

Folterzangen
Eisen, 1. Drittel 16. Jahrhundert Stadtmuseum Münster
Am 22. Januar 1536 wurden die drei Täuferanführer auf dem Prinzipalmarkt mit glühenden Zangen gefoltert und durch einen Dolchstoß getötet. Es dürfte sich bei den ausgestellten Zangen um die Originale handeln, da ihr Überlieferungsweg über die Jahrhunderte hinweg nachvollzogen werden kann. Sie hingen bis etwa 1848 zur Abschreckung und Erinnerung an die Ereignisse 1535/1536 am Rathaus.

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Drei eiserne Körbe
Eisen, Nachbildungen der 1535 entstandenen Originale, angefertigt 1888 Stadtmuseum Münster
Nach der Hinrichtung wurden die Leichen der drei Anführer der Täufer in eisernen Körben festgebunden und zur Abschreckung am Turm der Lambertikirche, auf der Seite zum Prinzipalmarkt hin, aufgehängt. Die Leichen wurden nie bestattet. Noch heute befinden sich dort die Originalkörbe. Die ursprünglich als Ersatz 1888 angefertigten Kopien kaufte der Zoogründer Prof. Dr. Hermann Landois und hängte sie neben seinem Haus im Zoo auf. Nach dem Umzug des Zoos 1977 gelangten die Körbe 1982 als Geschenk an das Stadtmuseum Münster.

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Die Hängung der drei Körbe an der Lambertikirche 1536
Titelseite der Flugschrift „Des Münsterischen Königreichs und Widertauf an und abgang...", Buchdruck, ohne Ort (Augsburg), ohne Jahr (1536) Original: Stadtmuseum Münster
Unmittelbar nach der Hinrichtung der drei Anführer der Täufer entstand diese illustrierte Flugschrift. Der Holzschnitt auf der Titelseite zeigt die alte Hängung der drei Körbe am Turm der Lambertikirche mit den festgebundenen Leichnamen. Der Korb mit dem König Jan van Leiden in der Mitte hängt etwas höher als die seiner beiden Mitstreiter, angeblich auf eigenen Wunsch.

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Die Täufer im Spiegel der Nachwelt
Schon ihre Zeitgenossen hatten großes Interesse an den in Münster wütenden „Wiedertäufern". Reale oder vermeintliche Hinterlassenschaften ihrer Herrschaft waren als Souvenirs begehrt. Von den bei der Eroberung der Stadt 1535 erbeuteten Münzstempeln der täuferischen Taler wurden über Jahrzehnte hinweg immer wieder neue Abschläge produziert. Als die alten Stempel verbraucht waren, wurden neue gefertigt und die geprägten Münzen als Andenken und Sammlerstücke verkauft. Auch das Porträt des Königs der Täufer zierte zahlreiche Erinnerungsmedaillen. Die Bildnisse Jan van Leidens und Bernd Knipperdollincks wurden vielfach nachgestochen und „abgekupfert", ihre Porträts erschienen sogar auf Kacheln und Fliesen. Bücher zur Geschichte der Täufer fanden über die Jahrhunderte in vielen Sprachen reißenden Absatz. Oft waren sie mit erdachten Illustrationen zu den Ereignissen in Münster versehen. Im 19. Jahrhundert entstanden große Historiengemälde, die vielfach als Reproduktionen verbreitet wurden.

Schon seit dem 16. Jahrhundert wurden Romane verfasst, welche die Ereignisse rund um die Täuferherrschaft in Münster thematisierten. Bis in die Gegenwart sind über 80 derartige Bücher erschienen. Es folgten Theaterstücke und Opern und schließlich sogar ein zweiteiliger Fernsehfilm. Die Stadt Münster selbst hatte lange ein zwiespältiges Verhältnis zur Herrschaft der Täufer. Einerseits wollte man nicht an die „unrühmliche" Geschichte erinnert werden, andererseits erkannte man zu Beginn des 20. Jahrhunderts, dass sich die Täuferepisode werbewirksam für den Tourismus vermarkten ließ. In der Wiedertäuferstadt" wurden 1921 offiziell Notgeldscheine mit den Bildnissen der Täufer ausgegeben. Außerdem konnte man Wiedertäuferschokolade" oder „Wiedertäuferschnaps" erwerben. Eine damals neu gegründete Karnevalsgesellschaft nannte sich „Fastnachstkumpanei Die Wiedertäufer am Buddenturm".

Schankgefäße zum Thema Täufer in Münster
Drei Krüge für „Wiederdäuper-Water"
Feinsteinzeug, Stöpsel mit den Köpfen von Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdollinck, Entwurf Hermann Kissenkötter, Münster, 1930, Ausführung ab 1931 für die Brennerei Lördemann, Münster, durch die Kunststeinzeugfabrik Dümler & Breiden, Höhr Leihgabe aus Privatbesitz

Kanne „Wiedertäufer am Buddenturm"
Irdenware, herausgegeben von der Fastnachstkumpanei „Die Wiedertäufer am Buddenturm", Töpferei Schäfer, Telgte, um 2000 Stadtmuseum Münster

Kacheln und Fliesen zum Thema Täufer in Münster
Kachel mit dem Porträt des Jan van Leiden
Blattkachel, Irdenware, glasiert, um 1550/1560 Stadtmuseum Münster

Drei Fliesen
Fayence, mit dem Porträt des Jan van Leiden, dem Wappen des Jan van Leiden und dem Porträt des Bernd Knipperdol-linck, gefertigt 2000 nach Vorbildern aus dem 17. Jahrhundert Stadtmuseum Münster

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Münsteranerin mit „Felken"
Figurine, Nachbildung einer Tracht aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, Ausführung 1998 Stadtmuseum Münster
Diese Tracht einer münsterischen Bürgerin wurde nach einer Zeichnung von Wenzel Hollar aus den Jahren um 1634 rekonstruiert. Charakteristisch ist neben der Samtjacke, dem weiten Rock und dem spitzenbesetzten großen Kragen die „Feileken" genannte ungewöhnliche Haube, die sowohl dem Sonnen- als auch dem Regenschutz dienen konnte. Die Bezeichnung leitet sich als Verkleinerungsform vom dem mittelniederdeutschen Wort „feyle" (auch falie, felie, vele, veile) ab, das einen Mantel oder Schleier bezeichnet und sich als „Kopfmäntelchen" übersetzen lässt.

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Der Maler Johann Bockhorst
Nur wenige Quellen liefern gesicherte Daten über Leben und Werk von Johann Bockhorst. Um 1604 geboren, besuchte er das von Jesuiten geführte Gymnasium Paulinum in Münster. Um 1626 ging er nach Antwerpen - einem Zentrum der europäischen Barockmalerei -, um Maler zu werden. Als Schüler von Jacob Jordaens kam er in engen Kontakt zu Peter Paul Rubens und Anton van Dyck. 1633/1634 wurde er in die Malergilde von Antwerpen aufgenommen. Auch in seiner Heimatstadt Münster unterhielt Johann Bockhorst ein Atelier und fertigte mehrere noch heute erhaltene Altarbilder für münsterische Kirchen an wie etwa das für die Martinikirche. 1668 starb Johann Bockhorst in Antwerpen als bedeutender und geschätzter Maler. Bockhorsts Malweise, Bildkomposition und -inhalte sind stark von Rubens und van Dyck geprägt. Vor wenigen Jahren noch weitgehend unbekannt, gilt Johann Bockhorst heute als ein führender Vertreter der flämischen Barockmalerei.

Apollon als Gott von Delphi
Gemälde von Johann Bockhorst, Öl auf Leinwand, unsigniert und undatiert, um 1660/1668 Stadtmuseum Münster
In der Mitte des Bildes steht die Priesterin Apollons, die Pythia, mit erhobenen Armen. Sie steht vor der Statue des Gottes Apollon, der in seiner Linken die Lyra, in seiner Rechten den Bogen hält. Hinter ihm sitzt ein Greif, mit Flügeln, Vogelkopf und dem Körper eines Hundes. Es sind antike Attribute Apollons. Für das Verständnis des Gemäldes ist wesentlich, dass es durchgehend spiegelbildlich angelegt ist, da es als Vorlage für einen Wandteppich dienen sollte. Am auffälligsten ist die spiegelbildliche Inschrift am Altar.

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Die Messe des Hl. Martinus
Gemälde, Öl auf Leinwand, von Johann Bockhorst, um 1654, unsigniert und undatiert Kirchengemeinde St. Martini, Münster
Der Legende nach gab der Hl. Martinus auf dem Weg in seine Bischofskirche einem Bettler sein Untergewand. Als er danach die Messe zelebrierte, sahen die Anwesenden über seinem Haupt die Erscheinung einer feurigen Kugel, die man als göttliches Zeichen deutete. Diese Legende hat Johann Bockhorst auf dem Altargemälde des früheren Hochaltars von St. Martini in Münster dargestellt. Der Maler hat sich vermutlich in dem Kleriker am rechten Bildrand selbst porträtiert.

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Arithmetica
Gemälde von Johann Bockhorst, Öl auf Leinwand, unsigniert und undatiert, um 1655 Stadtmuseum Münste
Arithmetica ist hervorgehoben durch ihren leuchtend goldgelben Rock und ihr durchscheinendes weißes Schultertuch. Sie betrachtet eine Schiefertafel mit arabischen Ziffern, die sie in ihrer Rechten hält. Neben ihr ist vermutlich Diophantos von Alexandria dargestellt, der im 3. Jahrhundert n. Chr. ein Lehrbuch der Mathematik schrieb, das bis in die Neuzeit maßgeblich war. Er deutet auf die 3, weil Arithmetica zur Dreiergruppe der Sieben Freien Künste, dem Trivium, gehört.

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Grammatica
Gemälde von Johann Bockhorst, Öl auf Leinwand, unsigniert und undatiert, um 1655 Stadtmuseum Münster
Die Greisin Grammatica sitzt auf einem Lehrstuhl. Neben ihr sieht man die Göttin Athena, die hier die Wissenschaft verkörpert. Sie trägt als Attribut ihren Helm, bekrönt vom goldenen Pegasus. Vor den beiden steht ein Knabe, der von dem Blatt das in römischen Großbuchstaben dargestellte ABC liest. In der Darstellung der Henne und ihrer Küken, die sich unter dem Sessel der Grammatica niedergelassen haben, wiederholt sich das Bild von Grammatica und dem Knaben.

 Münster in Westfalen, September 2024

Rhetorica
Gemälde von Johann Bockhorst, Öl auf Leinwand, unsigniert und undatiert, um 1655 Stadtmuseum Münster
Rhetorica in Frauengestalt thront vor einem Säulenporticus, der von einem Kreuzgratgewölbe überwölbt ist. Bei dem Gebäude handelt es sich um eine Laube, etwa eine Gerichtslaube, wie sie auf antiken Foren anzutreffen waren. Rhetorica hat ihren Mund zur Rede geöffnet, ihre Rechte ist im Rednergestus ausgestreckt und geöffnet. In ihrer Linken hält sie das Schwert, Zeichen der Rechtsprechung, bzw. den Caduceus oder Hermesstab, das Zeichen des Gottes Hermes als Musenführer.

 Münster in Westfalen, September 2024

Die Schrecken und der Jammer des Krieges
Die Menschen in den Städten und auf dem Land litten an den Morden, Plünderungen und Übergriffen durch Truppen und Trupps egal welcher Kriegspartei oder Konfession. Die Kontrolle und Disziplinierung der Soldaten wurden durch das System der Eintreibung von Naturalien und Geld in den besetzten Gebieten sowie die Verteilung der Truppenteile auf die Winterquartiere erschwert. Auch wenn Heerführer sich bemühten, die Disziplin der Soldaten aufrechtzuerhalten und Marodeure durch harte Bestrafung abzuschrecken, blieb die Gefährdung von Leben und Besitz der Menschen in den von den Truppen heimgesuchten Gebieten immer bestehen. Das Maß der Verwüstung nahm ab 1635 deutlich zu, als die Kriegsführung jegliche geregelten Bahnen verließ. Die Zahl der Marodeure, die sich ganz von ihrer Truppe absetzten und zu Banden zusammenschlossen, erhöhte sich in den letzten Kriegsjahren immer mehr. Aufgrund ausbleibenden Solds oder geringer Versorgung mit Lebensmitteln, aber auch aus reiner Habgier, Zerstörungswut und Mordlust wurden Dörfer überfallen, Häuser geplündert und gebrandschatzt, Viehherden weggetrieben, Männer mit grausamer Folter zum Verrat von Geldverstecken gezwungen und Frauen vergewaltigt.

Zu den Opfern unmittelbarer Gewalttaten durch Söldner kam noch eine erheblich höhere Zahl von Toten durch Seuchen und Hunger hinzu. Vor allem die Pest und die Verwüstung ganzer Landstriche führten als direkte Auswirkungen des Krieges zu hohen Verlusten innerhalb der Bevölkerung. Man schätzt, dass sich die Bevölkerung in Deutschland durch den Krieg um 1650 etwa um ein Drittel verringert hatte. Bei näherer Betrachtung einzelner Regionen ergibt sich dabei ein recht unterschiedliches Bild: Die am meisten betroffenen Gebiete lagen entlang einer „Zerstörungsdiagonale" von Nordosten nach Südwesten. Münster wurde von Zerstörung und Plünderung vollständig verschont, wodurch es sich als Hauptverhandlungsort des Friedenskongresses empfahl.

30-jähriger Krieg und Friedenskongress
Politische und konfessionelle Auseinandersetzungen überlagerten sich bei Ausbruch des 30-jährigen Krieges im Jahr 1618. Zunächst auf das Reich beschränkt, weitete sich der Krieg schnell aus: Die Erfolge der katholischen Seite unter Führung von Kaiser Ferdinand II. wie etwa bei der Schlacht von Stadtlohn bewirkten nacheinander das Eingreifen Dänemarks (1624), Schwedens (1630) und Frankreichs (1635) zugunsten der Protestanten. Die Heere der Kriegsparteien versorgten sich aus dem besetzten Land nach der Devise, dass der Krieg den Krieg ernähren soll. Zudem kämpften Marodeure, herrenlose Soldaten, auf eigene Rechnung. Dem Krieg folgten Hunger und Seuchen. 1636/1637 begannen erste Verhandlungen zur Beendigung des Krieges. 1643/1644 trat in Münster und Osnabrück der Friedenskongress zusammen. Münster, vom Krieg fast verschont, wurde für die Dauer des Kongresses für neutral erklärt.

 Münster in Westfalen, September 2024

Der Westfälische Frieden
Seit 1643 tagten die Gesandten aus über 150 europäischen Staaten und Territorien des Reiches in Münster. Zu den Friedensverhandlungen erschienen auch bedeutende Porträtmaler wie Anselm van Hulle und Gerard Ter Borch in Münster, die die Diplomaten und wichtige Ereignisse in Gemälden darstellten. Nach fünfjährigen Verhandlungen wurden die Verträge 1648 unterzeichnet. Schweden und Frankreich, an einer Schwächung des Kaisers interessiert, erzwangen die Beschränkung der kaiserlichen und die Ausweitung der landesfürstlichen Gewalt im Reich sowie die rechtliche Gleichstellung der Konfessionen. Die Schweiz und die Niederlande erhielten die Anerkennung ihrer staatlichen Souveränität. 1649/1650 wurde in Nürnberg die Ausführung der Friedensbestimmungen geregelt. Nach der langen Kriegszeit war die Freude über den Frieden groß.

Modell der Stadt Münster 1678
Gips und Holz, 1:1000, Stadtmuseum Münster
Unmittelbar nach der Einnahme Münsters 1661 begann Christoph Bernhard von Galen im Westen der Stadt mit dem Bau einer modernen Zitadelle, der „Paulusburg", mit der er ein deutliches Zeichen für die Beendigung des Selbstständigkeitsstrebens der Stadt setzte. Die Zitadelle sollte einerseits die Herrschaft des Fürstbischofs in der Stadt sichern, andererseits Münster auch für auswärtige Feinde uneinnehmbar machen. Ähnliche Festungen entstanden in Coesfeld ab 1655 und in Vechta ab 1667 gegen die Niederlande, Dänemark und Schweden.

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Doppelbureau
Hochpoliertes Furnier aus verschiedenen Hölzern auf Korpus aus Eichenholz, Kanten und Füße mit Messingdekor, von dem Ebenisten Tillmans, um 1760/1761 (fertiggestellt 1768?), Stadtmuseum Münster
Das kostbar ausgestattete, überaus seltene Möbelstück ist ein Schreibtisch für zwei Personen. Es wurde 1760/1761 für einen rheinischen Prälaten gearbeitet und ist ein Beleg dafür, wie der Bonner Hof des Kurfürsten Clemens August die kunsthandwerkliche Produktion in seinen Landen beflügelte und hohe Qualitätsstandards setzte.

 Münster in Westfalen, September 2024

 Münster in Westfalen, September 2024

 Münster in Westfalen, September 2024

Kamin- oder Tischuhr aus dem Palais auf der Engelenschanze
Holzkorpus, vergoldet, mit 14-Tage-Schlagwerk, Wien, um 1780/1790 Stadtmuseum Münster
Die mit antikischen Säulen, Vasen, Lanzettblattfriesen und Ranken ausgestattete Uhr ist ein schönes Beispiel für frühklassizistische Formensprache. Der Sonnengott Apollo hinter dem Pendel symbolisiert den Tag, der schlafende Putto die Nacht.

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Kaiser Wilhelm II. (1859-1941, reg. 1888-1918)
Gemälde, Öl auf Leinwand, von Th. Klaas, 1905, signiert und datiert, im Originalrahmen, Stadtmuseum Münster
Für das Dienstzimmer des Oberbürgermeisters im neuen Stadthaus stiftete der münsterische Kaufmann und Mäzen Joseph Hötte 1905 dieses Bildnis des Kaisers. Zu dieser Zeit hatte sich das durch den Kulturkampf belastete Verhältnis zwischen dem preußischen Herrscherhaus und den katholischen Bevölkerung entspannt. 1902 gestattete der Kaiser die Gründung einer westfälischen Landesuniversität in Münster.

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Annette von Droste-Hülshoff - Zwischen Fügsamkeit und Selbstverwirklichung
Annette von Droste-Hülshoff wurde am 12. Januar 1797 auf Burg Hülshoff bei Münster geboren. Nach dem Tod des Vaters 1826 lebte sie mit ihrer Mutter und der Schwester Jenny auf Haus Rüschhaus. Erst als 41-Jährige wagte sie es 1838 zum ersten Mal, Gedichte zu veröffentlichen. Das Buch hatte keinen Erfolg. Vor allem von der Familie und in Adelskreisen wurde es abgelehnt. In dieser Zeit begann ihre enge Freundschaft mit dem 17 Jahre jüngeren Levin Schücking, der sie in ihrer Arbeit bestärkte. Als sie im Winter 1841/1842 mit ihm bei ihrer Schwester in Meersburg am Bodensee weilte, entstanden innerhalb kurzer Zeit viele ihrer bekanntesten Gedichte. Schücking kümmerte sich auch um die Veröffentlichung ihrer Werke in dem renommierten Stuttgarter Cotta Verlag. Hier erschien 1842 die Erzählung „Die Judenbuche", die den Erfolg der Dichterin begründete. Der zweite Gedichtband der Droste, 1844 ebenfalls bei Cotta erschienen, fand in der literarischen Welt Beachtung. Die letzten Jahre der Dichterin waren von Krankheit überschattet. Sie starb am 24. Mai 1848 in Meersburg. Die Verpflichtungen, die ihr durch Familie und Gesellschaft auferlegt waren, hat sie immer selbstverständlich auf sich genommen. Ihre schriftstellerische Arbeit betrieb sie daneben beharrlich, auch wenn sie sich die Zeit dafür manchmal erlisten und ertrotzen musste.

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Münster und Preußen
Durch den Wiener Kongress erhielt Preußen 1815 endgültig Münster und große Teile des ehemaligen Fürstbistums zugesprochen. 1816 wurde Münster Hauptstadt der preußischen Provinz Westfalen und damit Sitz zahlreicher Behörden sowie eines Korpskommandos. Da die führenden Posten jedoch von auswärtigen Personen, meist Protestanten, eingenommen wurden, empfand man die preußische Verwaltung als Fremdherrschaft. Das Streben der Kirche, Einfluss und Unabhängigkeit zu behaupten, führte 1837 zum ersten schweren Konflikt zwischen Kirche und Staat. Die münsterischen Bürger stellten sich auf die Seite der Kirche in Opposition zum Staat. 1848 wählten sie den Bischof zum Abgeordneten in der Frankfurter Nationalversammlung. Im „Kulturkampf" des preußischen Staates gegen die katholische Kirche (1871-1884) war Münster eine Hochburg der Zentrumspartei. Erst das Anwachsen der Bevölkerungszahl und die wirtschaftliche Blüte Münsters ab 1890/1900 milderten die Distanz zu Preußen. Bei seinem ersten Besuch in Münster wurde der König von Preußen und Deutsche Kaiser Wilhelm II. 1907 begeistert begrüßt.

Modell der Stadt Münster 1839
Holz und Gips, angefertigt durch die Firma Janka, Ulm, 1984, Maßstab 1:1000, Stadtmuseum Münster
Das Modell zeigt die Stadt Münster im Jahre 1839. Mit gut 18.000 Einwohnern war Münster die größte Stadt der Provinz Westfalen.

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Kunst des 19. Jahrhunderts
Entscheidend für die Entwicklung der Kunst im 19. Jahrhundert waren nicht mehr allein die einzelnen Künstler. Staatliche Lenkung und bürgerliche Initiative nahmen zunehmend Einfluss auf die künstlerische Tätigkeit. Stilprägend waren die Akademien, für die münsterischen Maler vor allem die Düsseldorfer Malerschule. Die Düsseldorfer Akademie besuchten die münsterischen Landschaftsmaler Alexander Michelis (1823-1868), Heinrich Deiters (1840-1916) und Otto Modersohn (1865-1943). Bernhard Pankok (1872-1943) war wie Fritz Grotemeyer (1864-1947) auch Schüler in Berlin. Überregionale Bedeutung erlangten vor allem Otto Modersohn und Bernhard Pankok. Sie hielten am Ende des 19. Jahrhunderts die Landschaft in der Umgebung von Münster in Gemälden fest, die eine Verbindung von Realismus und Impressionismus zeigen. Fritz Grotemeyer hingegen war ein Vertreter der akademischen Historienmalerei. Elisabet Ney (1833-1907) war die einzige Bildhauerin aus Münster, die überregionale Bedeutung erlangte, und darüber hinaus die einzige Frau im Deutschen Reich, die im 19. Jahrhundert eine akademische Ausbildung für sich durchsetzen konnte.

„Die Friedensverhandlungen im Rathaussaale zu Münster 1648"
Fritz Grotemeyer (1864-1947) 1895-1902, Öl auf Leinwand Stadtmuseum Münster
Der aus Münster stammende Maler Fritz Grotemeyer fertigte das Gemälde in den Jahren von 1895 bis 1902 in Berlin an, wo er Meisterschüler des dortigen Akademiedirektors Anton von Werner war. Das bühnenartig aufgebaute Gemälde zeigt einen fiktiven Moment der Verhandlungen zwischen den Gesandten im Friedenssaal. Insgesamt hat Grotemeyer 27 Personen der münsterischen Gesellschaft einschließlich sich selbst in dem Gemälde als Modelle historischer Gesandter wiedergegeben. Als Vorbild diente offensichtlich das Gemälde der Friedensbeschwörung von Gerard ter Borch (1617-1681).

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Das Biedermeier
Als nach 1815 demokratische Ideen und Reformansätze zurückgedrängt wurden, erlosch die Hoffnung des Bürgertums auf politischen Einfluss. Es zog sich in den privaten, häuslichen Bereich zurück, gründete Vereine und wandte sich Schöngeistigem zu. Auf diese Haltung bezieht sich die spöttisch gemeinte Bezeichnung „Biedermeier", die in den 1850er Jahren für die Zeit von 1815 bis 1848 geprägt wurde. Die so genannten „Biedermeier"-Möbel haben einfache und zweckmäßige Formen und einen klaren, häufig rechteckigen Aufbau. Auf viel Zierrat wurde zu Gunsten der natürlichen Holzmaserung verzichtet. Bevorzugt wurden Hölzer wie Nussbaum, Kirsche, Esche, Buche, Rüster und Mahagoni. Die Möbel sind auf den häuslich-geselligen Gebrauch zugeschnitten. Den Mittelpunkt des Zimmers bildeten Tisch, Sofa, leichte Sessel und Stühle. Die Wände des Wohnzimmers waren mit einer Vielzahl von Bildern und Bildchen geschmückt. Familienporträts betonen hier im privaten Bereich das wachsende bürgerliche Selbstbewusstsein. Kleinformatige Stadtansichten und Landschaftsbilder zeigen die Freude am Sammeln ebenso wie das Porzellan in dem meist vorhandenen Vitrinenschrank.

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Kaiser Wilhelm I. zu Pferde (1797-1888)
Tafelaufsatz aus dem Offiziers-Casino des Westfälischen Kürassier-Regiments Nr. 4 (von Driesen) in Münster, Silber, gegossen und ziseliert, J. Wagner & Sohn, Berlin, auf schwarzen Holzsockel, 1892 Stadtmuseum Münster
Der silberne Tafelaufsatz wurde von den ehemaligen Offizieren anläßlich der Feiern zum 175-jährigen Bestehen des Regiments im Jahre 1892 gestiftet. Wilhelm I. wurde 1861 nach dem Tode seines kinderlosen Bruders Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen. Durch die Politik seines Ministerpräsidenten Bismarck gelang es ihm 1867 Oberhaupt des Norddeutschen Bundes und 1871 Deutscher Kaiser zu werden.

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Münster wird Großstadt
Nach 1815 errichtete der preußische Staat nahezu alle wichtigen Regierungs-, Verwaltungs- und Militärbehörden der neu geschaffenen Provinz in Münster und schuf damit die Grundlage für die bis heute bestehende Struktur der Stadt als Verwaltungsmetropole. Bis zur ersten Stadterweiterung von 1875 hatte sich Münster kaum über seine mittelalterlichen Grenzen hinaus ausgedehnt. In den folgenden Jahrzehnten verzeichnete die Stadt einen starken Anstieg der Einwohnerzahl. Im Gegensatz zu den deutschen Wirtschaftszentren war hierfür nicht die zunehmende Industrialisierung verantwortlich, sondern der Ausbau Münsters als regionales Oberzentrum. Nicht zuletzt durch den Bau des Stadthafens in den Jahren 1896-1898 mit Anschluss an den Dortmund-Ems-Kanal kam es im Südosten zur Ansiedlung von größeren Handelsunternehmungen und Industriebetrieben. Die Entwicklung in diesem Gebiet gab dann auch den Anstoß zur zweiten, viel umfangreicheren Stadterweiterung im Jahr 1903. Das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum ging einher mit dem Aufbau umfangreicher kommunaler Dienstleistungen. Im Kriegsjahr 1916 überschritt die Einwohnerzahl die Schwelle von 100.000 Personen. Damit war Münster Großstadt.

Modell der Stadt Münster 1903
Holz und Kunststoff, angefertigt durch Modellbau Mosler, Münster, 1989, Maßstab 1:1000, Stadtmuseum Münster
Das Modell zeigt die über den Promenadenring hinausgewachsene Stadt. Mit ihren zahlreichen zivilen und militärischen Einrichtungen war Münster regionales Oberzentrum. Rund um den Hafen entstand das erste Industriegebiet der Stadt.

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Karussellpferd
Holz, neue Fassung, deutsch, von linksdrehendem Karussell, um 1910, unsigniert und undatiert
Das traditionelle Karussell ist ohne eine Vielzahl von bunten Karussellpferden nicht vorstellbar. Es waren hölzerne Pferde, die in Arbeitsteilung nach vorgegebenen Mustern von Schreinern, Schnitzern und Malern angefertigt wurden.

Münsters Jahrmarkt: der Send - Sendschwert, Karussellpferd, Sendstandorte, Kaspertheater, Schießhalle
Der Send ist der münsterische Jahrmarkt, der heute noch dreimal im Jahr abgehalten wird. Die Bezeichnung „Send" ist abgeleitet von „Synode", der Versammlung von Geistlichen und Laien des Bistums unter Vorsitz des Bischofs (erstmals 889 erwähnt). Seit dem 11. Jahrhundert schloss sich an die Synode ein privilegierter Jahrmarkt, ein Freimarkt, an, auf dem auswärtige Kaufleute ihre Waren anbieten durften. Zeichen der Marktfreiheit und des von einheimischen und auswärtigen Händlern einzuhaltenden Marktfriedens war seit 1578 das am Rathaus ausgesteckte Sendschwert. Eine Kopie dieses Schwertes wird noch heute zu Beginn des Sends am Rathaus angebracht. In der übrigen Zeit wird dieses Symbol in der Bürgerhalle des Rathauses gezeigt. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts war der Send in erster Linie Verkaufsmarkt. Erst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts sind Karussells, Schießhallen, Schaugeschäfte und vieles mehr nachweisbar. Heute bestimmen sie neben den vielfältigen Imbissständen das Bild des münsterischen Sends, der nun weitgehend den Charakter eines Vergnügungsmarktes hat.

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Laden Henke
Der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im Norden der Altstadt entstandene neue Stadtteil, das Kreuzviertel, benötigte eigene Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf. In dem 1907 erbauten Haus Raesfeldstraße 6 wurde im Erdgeschoss ein Ladenlokal errichtet. Mieter war die Lebensmittelhandlung Engelhardt und Henke. Nach Ankauf des Hauses ließ Franz Josef Henke 1911 die Ladeneinrichtung von der Firma Christenhusz entwerfen und ausführen. 1928 wurde der Laden umgebaut und vergrößert. Während des Zweiten Weltkrieges verursachten Bombensplitter leichte Beschädigungen. Abgesehen von diesen geringfügigen Veränderungen blieb der Laden in seinem Originalzustand erhalten. Noch bis 1989 konnte man bei der Firma Henke Lebensmittel, Feinkost und frisch gerösteten Kaffee kaufen. Hier ist die Einrichtung komplett wiederaufgebaut einschließlich der im Laufe der Jahre erworbenen technischen Ausstattung wie Kaffeeröstanlage, Kaffeemühle und Wurstschneidemaschine.

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Die Varusschlacht - Angriff der Germanen im Jahre 9 nach Christi

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Die Nationalsozialistische Gauhauptstadt - „Machtergreifung", Widerstand, „Gleichschaltung", Totalitärer Staat, Kriegsvorbereitung
Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg den Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, Adolf Hitler, zum Reichskanzler. Bei der Kommunalwahl im März 1933 stieg die NSDAP mit 40,2% auch in Münster zur stärksten Partei auf. Wie überall wurden andere Parteien und Verbände „gleichgeschaltet". Der NSDAP gelang es, ihren Einfluss in alle Bereiche des Lebens auszudehnen. Münster - als Hauptstadt des Gaus Westfalen-Nord - sollte der neuen Funktion entprechend durch umfangreiche städtebauliche Maßnahmen repräsentativ gestaltet werden. Wirklich gebaut wurden nur militärische Anlagen, die die Kriegsvorbereitungen Hitlers deutlich belegen. Von 1933 bis 1946 war Clemens August Graf von Galen Bischof von Münster. Schon in seinen Hirtenbriefen 1934 verurteilte er scharf die nationalsozialistische Rassenlehre. Später wandte er sich öffentlich gegen die massenhafte Tötung behinderter Menschen („Euthanasie"). Die demonstrierte Solidarität der Bevölkerung des Bistums schützte ihn vor Verhaftung und Tod.

Das nationalsozialistische Regime reagierte sofort nach der Machtübernahme 1933 mit Terror und Gewalt auf jegliche Form von Widerstand. Einzelpersonen sowie Vertreter von Kirchen, Institutionen und Organisationen, die nicht bereit waren, systemkonform zu handeln, waren vielfältigen Repressionen ausgesetzt und bezahlten ihre Haltung oft mit dem Tod. Die Rassenideologie der Nationalsozialisten führte zu einer systematischen Diskriminierung, Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und den nach Kriegsbeginn 1939 besetzten Gebieten. Von den etwa 700 jüdischen Bürgerinnen und Bürgern, die 1933 in Münster lebten, wurden 274 in Ghettos und Konzentrationslager deportiert, mindestens 300 flohen ins Exil. Auch Sinti und Roma sowie Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen wurden Opfer von Terrormaßnahmen. Menschen, die sich den Verhaltens- und Leistungsnormen der NS-Gesellschaft nicht anpassen wollten oder konnten, gerieten ebenfalls ins Visier des Regimes. Geistig oder körperlich Behinderte waren der Vernichtungsmaschinerie hilflos ausgeliefert. Sie wurden zwangssterilisiert und zum Teil in dazu ausgewählten Anstalten ermordet.

Zum ersten Mal in der Geschichte wurden im Zweiten Weltkrieg die neuen Luftwaffen intensiv und kriegsbestimmend genutzt. Zunächst wurden sie als schnelle Angriffsspitze gegen militärische Ziele, gegen Verkehrsknotenpunkte und gegen feindliche Rüstungsbetriebe eingesetzt. Sehr bald aber verfolgte man sowohl auf deutscher als auch auf der Seite der westlichen Alliierten England und Amerika die bereits vor dem Krieg in Militärkreisen diskutierte Strategie des Luftkrieges gegen die Zivilbevölkerung: Die systematische Bombardierung von historischen Stadtkernen und Wohngebieten sollte die Menschen demoralisieren und dazu bringen, ihre Regierungen unter Druck zu setzen, den Krieg zu beenden. In Münster wurde die historische Altstadt durch über 100 Luftangriffe zu 92% zerstört. Mehr als 1300 Menschen starben.

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Kriegsende und Wiederaufbau
Nach Kriegsende 1945 übte zunächst die britische Militärregierung in Westfalen die Staatsgewalt aus. Sie setzte deutsche kommunale Verwaltungen ein. Bald darauf folgte der politische und wirtschaftliche Neubeginn: die Zulassung politischer Parteien (1945), die Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen (1946), Wahlen für die Stadtvertretung (1946), die Währungsreform (1948). Münsters zerstörte Innenstadt wurde nach historischem Vorbild wieder aufgebaut. Mehr und mehr wurde die politische Verantwortung zurück in deutsche Hände gegeben, so vor allem mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland (1949), in der in den frühen 1950er Jahren ein starker wirtschaftlicher Aufschwung - das so genannte Wirtschaftswunder - einsetzte.

Brezelkäfer - VW Export der Volkswagen AG Wolfsburg, Baujahr 1950
Der VW-Käfer versinnbildlicht wie kein anderes Auto das sogenannte deutsche Wirtschaftswunder mit seinem schnellen und nachhaltigen Wirtschaftswachstum in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Dieser Volkswagen wurde wegen seiner ovalen, senkrecht geteilten Heckscheibe auch als Brezelkäfer bezeichnet. Das ausgestellte Fahrzeug befindet sich weitgehend im Originalzustand.

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Das Café Edwin Müller vom Marienplatz ist ein typisches Ensemble im „New Look" der 1950er Jahre.
Die 1954 von den münsterischen Architekten Kurt Diening und Hans Rohling entworfene Einrichtung des beliebten Cafés mit seinem markanten Schaufenster und der geschwungenen Theke wurde in das Stadtmuseum in weitgehender Rekonstruktion des originalen Zustandes eingebaut. Hierfür waren aufwändige Restaurierungen erforderlich: So wurden etwa die ursprüngliche Farbigkeit der Theke freigelegt und die Bezüge der Sitzmöbel nach alten Vorlagen neu gewebt. Farbe, Glanz und schwungvolle Gestaltung des Cafés kennzeichnen das neue Lebensgefühl der Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach der Armut und dem Schutt der vorhergehenden Jahre sehnte man sich nach Eleganz und modernen Formen. Das Café Müller ist das einzige Beispiel einer Ladeneinrichtung der 1950er Jahre, das sich in Münster erhalten hat.

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Hans Pape: Wandteller mit Münster-Motiven
Porzellan, Manufaktur August Roloff, gemarkt und bezeichnet, um 1930, Stadtmuseum Münster
Hans Pape (1894-1970) schuf Entwürfe für eine Serie von Wandtellern mit Motiven aus Münster und Westfalen für die Porzellanmanufaktur August Roloff in Münster. Sie stehen im Zusammenhang mit den Bemühungen der münsterischen Künstler um qualitätvolle Reiseandenken.

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Prinzipalmarkt mit St. Lamberti

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St. Lamberti

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Historisches Rathaus Münster

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Domplatz Münster mit St.-Paulus-Dom

 Münster in Westfalen, September 2024

Domplatz Münster mit Historisches Rathaus Münster via Michaelisplatz

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Schloss Münster - Dieses historische Herrenhaus, das ursprünglich als Adelssitz gebaut wurde, ist heute ein Universitätsgebäude.

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Der Aasee ist ein Stausee in Münster, Westfalen. Mit seinen anliegenden Wiesen und Wäldern gilt er als innerstädtisches Naherholungsgebiet. Der in südwestlicher Richtung stadtauswärts gelegene See hat eine Fläche von 40,2 Hektar und eine Länge von etwa 2,3 km. Er ist bis zu zwei Meter tief. Der See wird von zahlreichen Grünflächen umgeben und ist damit der größte Naherholungsraum im Stadtgebiet von Münster.

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Ludgeristraße in Münster

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Ein Frühstück im 1648 CAFÉ ermöglich einen tollen Ausblick auf St. Lamberti und St.-Paulus-Dom.

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1534 begann die dramatische Episode des Täuferreichs von Münster. Sie gipfelte in der Proklamation des Königreichs Zion im September 1534 durch Jan van Leiden mit sich selbst als König. Dieses Königreich hatte jedoch nur bis zum 24. Juni 1535 Bestand, als Truppen des Bischofs Franz von Waldeck die belagerte Stadt einnahmen. Die gefolterten und hingerichteten Anführer der Täufer wurden anschließend in drei eisernen Körben an der Lambertikirche zur Abschreckung aufgehängt. Die Originale der Körbe aus dem Jahre 1535 hängen dort noch immer.

St. Lamberti und die drei Körbe im Turm für die Leichen der Wiedertäufer

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St.-Paulus-Dom

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Schloss Münster ist die ehemalige Residenz der Fürstbischöfe in der westfälischen Stadt Münster. Die barocke Dreiflügelanlage wurde 1767 bis 1787 im Auftrag von Maximilian Friedrich von Königsegg nach Entwurf von Johann Conrad Schlaun erbaut. Hervorzuheben waren das Treppenhaus, der Festsaal und die Hofkapelle. Seit 1954 dient es als Sitz der Universität Münster.

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Schloss Münster - Ansicht von der Stadtseite

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Schloss Münster - Ansicht von der Gartenseite

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Botanischer Garten der Universität Münster - Jahrhundertealte botanische Gartenanlage mit alpinem Bereich, Bauerngarten, Arboretum und Gewächshäusern - vor dem Botanicum der Universität Münster.

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Die Tuckesburg liegt auf einem kleinen Hügel (dem „Weyhesche Hügel“) am Rande des alten Zoos in Münster zwischen Promenade, Himmelreichallee und Hüfferstraße. Sie war das 1892 erbaute Wohnhaus von Hermann Landois, in dem er vom 17. März 1892 mit seinem Affen „Lehmann“ bis zu seinem Tod lebte. Er ließ sie direkt neben dem von ihm gegründeten Zoologischen Garten nach seinen Vorstellungen erbauen. Dort nannte er sich „Graf Tucks“.

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Der Weyhesche Hügel, auf dem die heutige Tuckesburg steht, sind wahrscheinlich die Reste einer Motte (Turmhügelburg) aus dem Mittelalter vor den Toren der Stadt. Die Herkunft des Namens „Tuckesburg“ ist unbekannt. Im Jahr 1967 wurde die Tuckesburg an die Stadt Münster verkauft, saniert und seitdem als Wohnhaus genutzt.

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Dreizehner-Denkmal, 1925
Das Denkmal hinterfragt den Krieg nicht. Es ehrt einseitig die Gefallenen des Dreizehner-Regimentes als „Helden" und gedenkt nicht der unschuldigen Kriegsopfer. Der auf sein Schwert gestützte Soldat und der ruhende Löwe stehen für Stärke, Siegeswillen und den Wunsch nach Vergeltung für die 1918 erlittene militärische Niederlage. Die Inschrift „Treue um Treue" verpflichtet auch zukünftige Generationen zu weiterer kriegerischer Stärke und zur Revanche. Das Dreizehner-Denkmal diente ab 1963 der Stadtgesellschaft als Ort offiziellen Gedenkens zum Volkstrauertag. Seit den 1980er Jahren protestierte unter anderem die Friedensbewegung gegen die Ehrung der Gefallenen als Helden durch das kriegsverherrlichende Denkmal. Seit 2016 finden die Veranstaltungen zum Volkstrauertag auf dem Platz des Westfälischen Friedens hinter dem Rathaus statt.

Zur Geschichte: Ehemalige Offiziere des Infanterie-Regiments Herwarth von Bitterfeld Nr. 13 gründeten nach der Auflösung des Regimentes 1919 einen Traditionsverein. Dieser stiftete das Denkmal 1925 im Gedenken an die über zehntausend im Weltkrieg gefallenen Regimentsangehörigen. 1954 weiteten Inschriften das Andenken auf die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Angehörigen des 79. Artillerie-Regiments der Wehrmacht aus. Es stand in der Nachfolge des Infanterie-Regiments Nr. 13. Das 1813 in Preußen gegründete Regiment war seit 1816 in einer Kaserne an der Aegidiistraße stationiert. Zahlreiche Bürger der Stadt und des Umlands dienten in den Einigungskriegen 1864-1871 und im Ersten Weltkrieg bei den „Dreizehnern". Die angegebene Gefallenenzahl ist überhöht. Der Bildhauer Heinrich Bäumer Senior nutzte für das pyramidenförmige Denkmal Symbole für Krieg und Sieg.

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Giant Pool Balls (Claes Oldenburg, 1977)
Material: Installation aus drei Kugeln, bewehrter Beton, Kugeldurchmesser: je 3,5 m
Standort: Aaseeterrassen am nördlichen Ufer des Aasees

Von Claes Oldenburg stammt eines der prägnantesten Zitate zum Thema Kunst im öffentlichen Raum: „Ich bin für eine Kunst, die etwas anderes tut, als im Museum auf ihrem Arsch zu sitzen“, soll er 1961 formuliert haben. Genau das hat er mit seinem Beitrag zu den ersten Skulptur Projekten in Münster 1977 erreicht. Die „Giant Pool Balls“ sind von einem der umstrittensten Werke mittlerweile zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden. Entstanden sind sie in Auseinandersetzung mit der Stadtgeschichte, die durch zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen geprägt ist. Nicht weit entfernt kann noch heute eine historische Kanonenkugel in der Stadtmauer besichtigt werden. Zum anderen gaben die flachen, den Aasee umgebenden Rasenflächen den Anstoß, das Areal als großen Billiardtisch zu interpretieren, auf dem drei Kugeln in der einer realen Partie des Künstlers entsprechenden Konstellation liegen geblieben sind. Obwohl monumental und statisch, geben sie so den Eindruck eines in Bewegung befindlichen Spiels wieder und verführten schon manchen Kritiker zu dem vergeblichen Versuch, die Kugeln in den See zu rollen. So verbleiben sie auf der Aaseewiese als ständiger Hinweis auf die Relativität der eigenen Maßstäbe und als spielerisch elegante Aufforderung zu einem zumindest vorübergehenden Perspektivwechsel.

 Münster in Westfalen, September 2024

'Münster für Frieden' am Aegidiitor

 Münster in Westfalen, September 2024



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun:



Stadtmuseum Münster, September 2024: