Erlauftaler Feuerwehrmuseum

Purgstall an der Erlauf, Juni 2023

Purgstall an der Erlauf im Bezirk Scheibbs liegt im Mostviertel in der niederösterreichischen Eisenwurzen und bezeichnet sich selbst als das Tor zum Ötscherland. Die katholische Pfarrkirche Purgstall hl. Petrus wurde im 14. Jahrhundert errichtet, das Erlauftaler Feuerwehrmuseum im Feuerwehrhaus zeigt die geschichtliche Entwicklung des Feuerwehrwesens in Niederösterreich.

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Der Wehrturm: Um 1380 erwirkten die Walseer von Landesherrn Albrecht III die Erlaubnis, den Markt von Purgstall mit einer Ringmauer umgeben zu dürfen. Um 1850 wurde der erste der 5 Türme bei Abriss der Markttore demoliert. Der letzte verbliebene Wehrturm steht heute beim „Feichsengassl“. Dieser Wehrturm und die Wehrmauer in diesem „Gassl“ neben der Feichsen stehen unter Denkmalschutz. Der Turm wurde mittlerweile renoviert und wird für Veranstaltungen verwendet.

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Im ehemaligen Kriegsgefangenenlager Purgstall von 1915 bis 1918 wurden Personen der damaligen „Feindstaaten“ unter Bewachung gehalten. Unter dem Bewachungspersonal befand sich kurze Zeit auch der Maler Egon Schiele, der einige bekannte Werke im Erlauftal schuf.

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Die Erlaufschlucht in Purgstall ist ein besonderes Naturjuwel innerhalb des Europaschutzgebietes „Niederösterreichische Alpenvorlandflüsse“. Der Fluss hat sich hier im Laufe der Jahrtausende tief (bis 17 m) in dem seit der letzten Eiszeit aufgelandeten Schotter (Konglomerat) eingegraben und gilt bereits seit 1972 aufgrund seiner geologischen und landschaftlichen Besonderheiten als Naturdenkmal. Den Besitzern der Grundstücke, auf denen dieses Naherholungsgebiet (insbesondere der Florian'schen Gutsverwaltung) verläuft, ist es zu danken, dass durch eine sehr naturschonende Betriebsweise diese wunderbaren Struktu-ren erhalten geblieben sind.

Vom Quellgebiet westlich des Erlaufsees bis zur Mündung in die Donau bei Pöchlarn durchfließt die Erlauf ca. 75 Kilometer. Im Ortsgebiet Purgstalls befindet sich ein 6 km langer, einmaliger Flussabschnitt - das Naturdenkmal „Erlaufschlucht", im Volksmund auch „Praterschlucht" genannt. Entsprechend der Bodenverhältnisse siedelten sich auch alpine Pflanzen und Tiere an. Einige fremdländische Pflanzen sind schon zu Beginn des 20. Jhdt. aus dem gräflichen botanischen Schlossgarten ausgewildert und bereichern die Flora.

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Gasthof Hörhan, Zum Goldenen Löwen

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Cafe am Platz, Schulgasse 2, 3251 Purgstall an der Erlauf

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Pfarrkirche Purgstall an der Erlauf
Die Kirche steht in der Ortsmitte von Purgstall. Sie wird im Süden von Pfarrhof und Pfarrheim umgeben, im Westen von der hohen ehemaligen Friedhofsmauer und im Osten vom alten Schulhaus (bis 1908) und von Teilen der Friedhofsmauer. Gegen Nordenbildet der Kirchenplatz mit der Kirchenstraße eine durchgehende Begegnungszone. Durch den großzügigen Freiraum um die Kirche kommt der eindrucksvolle Baukörper auch in unmittelbarer Nähe sehr gut zur Wirkung und verliert kaum etwas von der wuchtigen und beherrschenden Erscheinung, die er nach allen Richtungen hin zeigt. Die Fernwirkung ist vor allem durch das große Giebeldach mit einer Firsthöhe von durchschnittlich 28 Metern und durch den wuchtigen Turm an der Westfassade mit der schwungvollen barocken Zwiebelhaube bestimmt. Der Turm weist eine Höhe von 49,96 Metern auf und ist somit der höchste Kirchenturm des Bezirkes Scheibbs.

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Katholische Pfarrkirche Purgstall hl. Petrus: Der erste Bau wurde im 14. Jahrhundert errichtet, davon sind heute noch der untere Teil des Turmes und das jetzige nördliche Seitenportal erhalten. Am Anfang des 15. Jahrhunderts wurde die heute noch bestehende dreischiffige spätgotische Hallenkirche erbaut. Der Chorschluss dieser spätgotischen Kirche und die arkadenartigen Emporen wurden in den Jahren 1712–1719 neu errichtet. Aus dem Jahre 1711 liegt eine Rechnung für Kirchenrisse vor, die Jakob Prandtauer nach Purgstall liefern ließ. Es darf daher angenommen werden, dass der bekannte Baumeister des Barock an der Kirche mitgeplant hat. 1871, 1980, 1985 und zuletzt 1996 erfolgten Renovierungsarbeiten. Das Innere der Kirche ist im Wesentlichen ein dreischiffiger Raum aus der Spätgotik, dessen Decke von einem Netzrippengewölbe gebildet ist. Die Ausstattung stammt im Unterschied zum spätgotischen Raum aus der Barockzeit.

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Zu den bemerkenswertesten Ausstattungsstücken zählt schließlich die Orgel, die noch das barocke Gehäuse mit einem klassischen fünfteiligen Prospekt und einer Uhr als Bekrönung besitzt. In ihrem Werk wurde sie jedoch mehrfach verändert. Bereits im Jahr 1650 ist der Kauf eines Positivs von Meister Michael in Lahr am Spessart erwähnt. Die barocke Orgel wird auf das Jahr 1730 datiert und war mit 21 Registern ausgestattet. Der ausführende Orgelbaumeister war Gottfried Sonnholz aus Wien. 1792 wurde die Orgel durch den Kremser Orgelbauer Ignaz Gatto d.]. mit 22 neuen Registern ausgestattet, wobei das alte Orgelgehäuse übernommen wurde.

Die letzte Erneuerung und Restaurierung erfolgte schließlich 1980 durch den Orgelbaumeister Gerhard Hradetzky aus Oberbergern. Die Orgel wurde unter Verwendung von elf noch vorhandenen barocken Registern auf den alten Zustand von 20 klingenden Registern rückgeführt. Bei der Kirchenneugestaltung 2019 wurde die Orgel von der Firma Pieringer, Stadt Haag, gereinigt und neu intoniert.

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Ein beherrschendes Ausstattungsstück im vorderen Teil des Kirchenschiffes ist die Kanzel, errichtet um 1760, die am vorletzten Mittelschiffpfeiler auf der linken Seite angebracht ist. Auf dem breit ausladenden Kanzelkorb mit leicht geschwungenem Umriss sind vorne sitzend die vier Evangelisten mit ihren Symbolen dargestellt. Dazwischen sind ovale Reliefs angebracht, von denen das mittlere den zwölfjährigen Jesus im Tempel, das linke die Taufe Christi im Jordan und das rechte die Predigt Johannes des Täufers zeigt. Auf dem Schalldeckel, der die geschwungene Form des Kanzelkorbes aufnimmt, ist Christus als „Guter Hirte“, umgeben von fünf schwebenden Engelsputti, dargestellt. An der Vorderkante sitzen zwei große Engel mit ausgebreiteten Armen. Dazwischen ist eine Inschriftkartusche mit folgendem Zitat aus dem Lukasevangelium angebracht: „Selig, die das Wort Gottes hören und dasselbe beachten. Lk 11,28“ Dem reichen Kanzelschmuck entsprechend, besitzt der Aufgang sogar ein eigenes Portal mit Türblatt.

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Der Hochaltar Malers Karl Frister (1742-1783). Der nimmt in nahezu voller Breite und Höhe den Abschluss des Mittelschiffes ein und ist sowohl durch seine Größe als auch durch seine reiche Goldfassung als zentrales Ausstattungsstück entsprechend hervorgehoben. Die Altarstufen und die Altarmensa bestehen aus rotem Marmor, während der Aufbau selbst aus Holz besteht und eine entsprechende Marmorierung aufweist. Alle Figuren und sämtliche ornamentalen Teile sind vergoldet. Das Altarbild ist dem Kirchenpatron gewidmet undzeigt Petrus, wie er von Christus die Schlüssel des Himmelreiches überreicht bekommt. Das Gemälde ist ein Werk des an der Wiener Akademie tätig gewesenen Künstler greift in diesem Werk auf eine Komposition des Venezianers Giovanni Battista Pittoni zurück. Als Vorlage dürfte entweder das heute nicht mehr erhaltene Altarbild Pittonis selbst gedient haben oder Skizzen, von denen sich unter anderem auch zwei in der Albertina in Wien erhalten haben. Flankiert wird das prächtige Altarbild von den Statuen der Apostel Andreas und Jakobus sowie — auBerhalb der Altarsäulen — von den Statuen des hl. Augustinus auf der linken und des hl. Karl Borromäus auf der rechten Seite.

Über dem Altarbild nehmen die zwei schwebenden Engel mit dem Kirchenmodell und den Schlüsseln nochmals auf den Kirchenpatron Bezug. Am gesprengten Dreiecksgiebel des Aufsatzes sitzt jeweils ein großer Engel. Den Abschluss bildet die Heilig-Geist-Taube in der Glorie. Besonders reich und durch die vollständige Vergoldung auch entsprechend kostbar ist der Tabernakelaufbau gestaltet, der eine tempiettoartige Form mit jeweils drei Säulchen seitlich und als Bekränzung des kuppelförmigen Abschlusses das Lamm auf dem Buch mit den sieben Siegeln zeigt. Seitlich des Tabernakels sind zwei anbetende Engel angeordnet. Auf den Sockeln der seitlichen Tabernakelteile sind als Relief links die Manna-Lese und rechts das Opfer des Hohenpriesters Melchisedech dargestellt. Die Mitte des Tabernakels zeigt das letzte Abendmahl. Der Entwurf zu diesem prachtvollen Hochaltar stammt vom niederösterreichischen Regierungsbaumeister Andreas Zach (1737-1797). Ausgeführt wurde der Altaraufbau von Ignaz Tempes. Die Bildhauerarbeiten stammen von dem in den Kirchenrechnungen genannten Simon Reindl aus Wien. Als Vergolder wird Herr Kirschner aus Wien genannt.

Im Zuge der Renovierung 2019 erhielt auch die historische Ewig-Licht-Lampe wieder ihren Platz im Zentrum vor dem Hochaltar. Die aus der Zeit des barocken Hochaltars stammende Ampel wurde im Zuge einer vorangegangenen Renovierung entfernt. Diese Lampe aus getriebenem, versilbertem Messing mit reichlichen Goldauflagen und einer kunstvoll ausgefertigten Aufhängung wurde von Mag. Pina Klonner restauriert und verweist auf den Platz des Allerheiligsten, den Tabernakel.

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Das Herz Jesu- und das Herz Mariä-Fenster über den beiden Seitenaltären wurden im Jahr 1893 auf Kosten einer Wohltäterin von der Mayer‘schen königlichen Hofkunstanstalt in München bestellt.

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Der Aufbau des linken Seitenaltars entspricht optisch dem rechten Seitenaltar, ist jedoch nicht aus echtem Marmor, sondern aus Holz gebaut und mit einer roten Marmorfassung versehen. Das Altarbild zeigt den Tod der hl. Anna und ist ein Werk des Martin Johann Schmidt, genannt Kremser Schmidt (1718 — 1801). Ihm ist auch das Aufsatzbild der hl. Barbara zuzuschreiben. Die das Altarbild flankierenden Figuren stellen links den hl. Johannes den Evangelisten und rechts den hl. Judas Thaddäus dar. Entsprechend dem rechten Seitenaltar ziert diesen Altar auch ein reich geschnitzter und vergoldeter Aufsatz für die Kanontafeln.

Den rechten Seitenaltar ließ die Verwaltung des Vogel‘schen Benefiziums 1762-65 errichten. Er war für den Benefiziaten zum Lesen der heiligen Messenfür die Stifter des Benefiziums bestimmt. Der Altaraufbau besteht zur Gänze aus Marmor und soll vom Mariazeller Steinmetz Stephan Schittner in der Kartause Gaming gefertigt worden sein. Das Altarbild stellt den Tod des hl. Josef dar und ist das Werk des in Niederösterreich noch anderweitig anzutreffenden Wiener Malers Franz Xaver Wagenschön (1726-1790). Die seitlichen Figuren zeigen links den hl. Ferdinand und rechts den hl. Leopold, Werke des Melker Bildhauers Andreas Stolz. Der hl. Ferdinand dürfte hier in Bezug zum Hauptstifter Johann Ferdinand Vogel stehen. Das Aufsatzbild, das dem Stil nach auch von Wagenschön stammt, zeigt die hl. Katharina in Erinnerung an den Vorgängeraltar, der der hl. Katharina gewidmet war.

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Das Kirchenschiff hat Ausmaße von zirka 36 Meter Länge, das Langhaus ist 18 Meter breit und 11 Meter hoch und im Querschiff beträgt die Breite 21 Meter. Das Innere der Kirche präsentiert sich im Wesentlichen als dreischiffiger, spätgotischer Raum. Die drei Schiffe des Langhauses sind fast gleich hoch und mit verschiedenartigen, zum Teil recht bizarren Netzrippengewölben eingedeckt. Die Gewölberippen sind unter Vermittlung von Konsolen auf die Achteckpfeiler aufgesetzt. Bemerkenswert sind die unterschiedliche‘ Ausführung der Netzrippen im Gewölbe des Nordschiffes (im Vergleich zum Haupt- und Südschiff) sowie die Trennung dieser Schiffe durch einen Schildbogen. Dies deutet darauf hin, dass das nördliche Seitenschiff (aus der Erbauungszeit der Herren von Wallsee um 1418/1450) offenbar in den Neubau des südlichen Hauptund Seitenschiffes (erbaut um 1510 durch die Herren von Auersperg) integriert wurde. Das Rippennetz im nördlichen Seitenschiff trägt im Osten bemalte Wappenschildchen.

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Die Kirche besitzt eine Reihe von Grabdenkmälern, unter denen wohl auf Grund seiner Größe wie auch seines künstlerischen Ranges vor allem das Tumbagrab des Volkhard und der Elisabeth von Auersperg unter der Orgelempore hervorragt. Die Verstorbenen sind als Vollplastiken in Lebensgröße, einander gegenüberliegend, aus weißem Marmor auf dem mächtigen Tumbagrab dargestellt. An derlinken Seite der Frau ist auch noch ein kleines Wickelkind zu sehen. Der Tod des ersten seiner vier Kinder (1587) war für Volkhard von Auersperg der Anlass, noch zu Lebzeiten für sich, seine Frau und seine Kinder dieses Grabmal errichten zu lassen, wie den an der Längsseite der Tumba angebrachten Inschriftentafeln zu entnehmen ist. Bis 1792 stand dieses Grabmonument frei rechts neben dem Hochaltar und kam dort zweifellos mehr zur Wirkung, als es auf dem doch etwas beengten Platz unter der Orgelempore der Fall ist. Diese Art der Grabmalplastik ist in Niederösterreich eher ein Einzelfall. Als Künstler ist der Regensburger Bildhauer Hans Pötzlinger anzusehen, der diesen Auftrag über Vermittlung der Grafen von Ortenburg erhielt.

Tumbagrab des Volkhard und der Elisabeth von Auersperg

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Die Kreuzwegbilder werden in der Literatur durchwegs in das Jahr 1843 datiert. In Wirklichkeit dürften sie jedoch älter sein, wahrscheinlich handelt es sich sogar um die nachweislich 1734 gestifteten Kreuzwegbilder. Laut Bericht der Pfarrchronik wurden 1843 die in der Kirche befindlichen Kreuzwegbilder vom Wiener Maler und Restaurator Johann Beltram in vergrößertem Maßstab mit neuen Rahmen hergestellt. Anlässlich der Innenrestaurierung im Jahr 1970 wurden die Kreuzwegbilder wieder auf die ursprüngliche Größe rückgeführt. Als interessantes Detail zum Kreuzweg sei noch angemerkt, dass der Zyklus 15 Bilder umfasst, wobei die 15. Station die Auffindung des Kreuzes Christi durch die hl. Helena zeigt. Seit der Neugestaltung 2019 werden die Kreuzwegbilder nur in der Fastenzeit unter den Emporen präsentiert, in der Osterzeit befindet sich dort ein Lichtweg und während des Jahres die Apostelkreuze mit Leuchtern.

Die dreiseitig umlaufende Empore aus der Bauzeit um 1418/1450 mit einer Kassettenbrüstung auf Pfeilerarkaden ist westseitig kreuzrippenunterwölbt und im Mittelschiff mit Spitzbogenarkaden geöffnet. Die längsseitigen Emporen aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts sind kreuzgratunterwölbt und rundbogig geöffnet und wurden 1848 um zwei korbbogige Achsen ostwärts erweitert. Die drei Triumphbögen am Übergang vom Langhaus zum Chor sind spätgotisch profiliert. Der hallenartige Chor ist mit einem Kreuzgratgewölbe auf schlanken Quadratpfeilern und Pilastern überwölbt. Die an Chorhaupt angebaute Sakristei hat in beiden Geschoßen ein barockes Kreuzgratgewölbe, eine spätgotische Eisenplattentüre und zwei Lavabonischen mit Muscheldekor.

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Im westlichen Chorjoch an der Nordseite hängt noch ein weiteres, etwas kleineres Gemälde mit der Darstellung der Verkündigung an Maria. Dieses Bild ist ein Werk des in Wien und Niederösterreich mehrfach anzutreffenden venezianischen Wanderkünstlers Andrea Celesti (1637-1712). Hier ist die Herkunft aus der Kartause Gaming wahrscheinlich; denn für die dortige Klosterkirche malte Celesti das Hochaltarbild, das sich heute zusammen mit dem gesamten Hochaltar in der Pfarrkirche von Ybbsitz befindet.

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Im Erlauftaler Feuerwehrmuseum wird die Entwicklung des niederösterreichischen Feuerwehrwesens dargestellt. Sie können Feuerwehr nicht nur sehen, sondern auch erleben – von den pferdegezogenen Wagenspritzen bis hin zu den modernen Einsatzfahrzeugen von heute.

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Einsatzdarstellung um 1900
HAUPTMANN: Helm mit Schuppenband, Dienstgrade: um 1892
STEIGER: Aufgabe des Steigers: Retten und Vorbrechen, Lederhelm, Steigergurt, Steigerbeil und Steigerleine
HORNIST: Aufgabe des Hornisten: Weiterleitung der Befehle mit dem Signalhorn. Helm mit rotem Federbusch und Signalhorn
Angehöriger der PUMPENMANNSCHAFT: Dienstgrade ab 1928
KAISERJUBILÄUMSSPRITZE: Firma Czermack 1908, Leihgabe der FF Gaming
ABPROTZSPRITZE mit VORDERWAGEN: Firma Knaust, Leihgabe der FF Göstling/Y.
HYDROPHOR: Firma Hekele 1887, FF Purgstall

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Das Erlauftaler Feuerwehrmuseum im Feuerwehrhaus in der Pöchlarner Straße 56 zeigt die geschichtliche Entwicklung des Feuerwehrwesens in Niederösterreich. Neben einer umfassenden Ausstellung historischer Feuerwehrgeräte werden jeden ersten Samstag im Monat Feuerwehr-Oldtimerfahrten angeboten. Für Kinder steht eine alte Karrenspritze bereit, mit der sie einen „Löschangriff“ durchführen dürfen.

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Feuerwehr - Motorrad: Puch 250 SGS - 1954, Leihgabe - FF Wang

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Die Benzinmotorspritzen der ersten Jahre waren durchwegs Unikate. Der Unterbau entstand meist in den örtlichen Schmiede- oder Schlosserwerkstätten.

Anhängemotorspritze, Rosenbauer - 1928

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Deutscher Stahlhelm, nach dem 2. Weltkrieg mit Spinne weiterverwendet

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ATEMSCHUTZ
Die größte Gefährdung bei Bränden stellen Atemgifte und Rauchgase dar. Die Feuerwehrmänner versuchten sich seit je her mit feuchten Tüchern oder Mundschwämmen und zu schützen. Dies war nur vorgetäuschter Atemschutz und so gut wie wirkungslos. Erst durch die Einführung von Gasmasken, von Sauerstoffschutzgeräten und des Pressluftatmers, war ein wirkungsvoller Atemschutz gegeben. Diese Geräte ermöglichten ein gezieltes Arbeiten in brennenden und verrauchten Gebäuden.

Gas- oder Atemmasken
Gasmaske für leichtem Atemschutz, S[Schutz]-Maske 1936
Gasmaske mit Kohlendioxid-Filter
Volksgasmaske, Firma Dräger
Mundschwamm
Kreislaufgerät, SSG Dräger/Auer Typ: Heeresatmer, um 1940
Pressluftatmer, um 1955, Leihgabe der FF Gresten-Land
Schlauchgerät, um 1937, Leihgabe der Betriebsfeuerwehr Kienberg

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1938-1945
Handsirene
Uniform Feuerschutzpolizist mit Berliner Axt
Tragkraftspritze TS 8, Magirus, Zweizylindermotor 2-Takt, 30 PS (22,06 kW), 3000 U/min, um 1942
Adaptierte Uniform Technische Hilfspolizeitruppe

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1938-1945
Nach der Angliederung Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 waren die Feuerwehren von einschneidenden Veränderungen betroffen: Auflösung der Feuerwehren als Vereine und Umwandlung in eine technische Hilfspolizeitruppe, basierend auf Freiwillige; Übernahme des Feuerwehrvermögens in das Gemeindeeigentum; Sirenen durften für den normalen Brandeinsatz nicht verwendet werden; 1942 Aufstellung einer Hitlerjugend-Feuerwehrschar; Ab 1943 waren die Feuerwehren laufend bei Einsätzen nach Bombenangriffen eingesetzt.

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Bezirksfunkstelle Florian Purgstall
Die Bezirksfunkstelle Florian Purgstall wurde ab dem Jahr 1960 von Purgstaller Feuerwehrmännern und deren Frauen betreut. Tägliche Proberufe, Einsatz- und Einsatz-Sofortmeldungen wurden von den zwei Funkstationen, „Florian 118" und „Florian 218" rund um die Uhr freiwillig von den Feuerwehrangehörigen betreut. Regelmäßig mussten Proberufe nach Tulln und nach Mariazell durchgeführt werden.

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ALARMIERUNG
Besondere Bedeutung kam von Anbeginn an der Warnung der Bevölkerung und der Verständigung der Einsatzkräfte zu. Kirchenglocken wurden von Signalhörnern und diese später von Sirenen abgelöst. Viele Feuerwehren besaßen elektrische Klingelleitungen. An der Einsatzstelle erfolgte die Nachrichtenübermittlung durch Hörner und Pfeifen (einzelne Kommandos - Ortsrufe). Seit den Siebzigerjahren ist es möglich die Feuerwehrmänner mit Funkmeldeempfänger (Pager) zu verständigen. Heute ist der Digitalfunk wichtigstes Verbindungsmittel der Feuerwehren im Einsatz.

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Alarmierungsanlage von 1889
1883 bestand bereits die Linie von Gresten-Steinakirchen/F.-Purgstall, 1884 Purgstall-Scheibbs-Neubruck und ab 1889 wurde sie bis Ruprechtshofen erweitert.

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Helmabzeichen und Dienstzeichen

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Die Republik Armenien ist ein Binnenstaat in Vorderasien und im Kaukasus mit rund 3 Millionen Einwohnern. Die Gesamtfläche beträgt 29.800 Quadratkilometer. Armenien grenzt im Norden an Georgien, im Osten an Aserbaidschan, im Süden an die aserbaidschanische Exklave Nachitschewan und den Iran und im Westen an die Türkei. Hauptstadt und mit rund einer Million Einwohnern größte Stadt Armeniens ist Jerewan. Weitere wichtige Städte sind Gjumri, Wanadsor und Wagharschapat mit der Kathedrale von Etschmiadsin (UNESCO-Weltkulturerbe). Unter den dokumentierten Kriegsgefangenen der russischen Armee befanden sich 191 Armenier. Diese stammten aus verschiedenen Teilen des Russischen Reiches, vorwiegend aus den Bezirken Erivan, Elisabetpol, Tiflis und Baku. Die 191 Armenier wurden in den Lagern Eger, Reichenberg, Theresienstadt, Bruck-Kiralyhida, Grödig, Wieselburg an der Erlauf, Hart und Spratzern dokumentiert. Von ihnen sind unterschiedliche Listen, Messblätter, ethnographische Aufzeichnungen und Fotografien erhalten, sowie auch acht Gipse. Drei Kriegsgefangenen wurden mit dem Phonographen aufgenommen. Josef Weninger veröffentlichte 1951 den Band „Armenier. Ein Beitrag zur Anthropologie der Kaukasusvölker", in dem er die Ergebnisse der Forschung, sowie Fotografien ausgewählter armenischer Kriegsgefangener anonymisiert präsentierte.

Die Frage nach dem Menschen hinter einer Archivnummer stand im Mittelpunkt eines österreichisch-armenischen Forschungsprojekts unter der Leitung von Univ. Doz. Dr. Dr. h.c. Jasmine Dum-Tragut Bakk.rer.nat., Armenologin an der Universität Salzburg. Eine Spurensuche, die ihren Anfang im Archiv Pöch in Wien nahm, über österreichische, russische und armenische Archive und schlussendlich in die Heimat der Kriegsgefangenen, nach Armenien, führte. Die Ergebnisse der Forschung wurden 2019 in einer Ausstellung am Genozidmuseum in Jerevan (Armenien) präsentiert. Fotos, Pläne und Leihgaben von den Kriegsgefangenenlagern Wieselburg, Mühling und Purgstall bereicherten die Ausstellung in Armenien.

Auf den Lagerfriedhöfen in Wieselburg und Purgstall fanden in den Jahren des Ersten Weltkriegs auch armenische Kriegsgefangene ihre letzte Ruhestätte. Im Lagerfriedhof in Purgstall befinden sich sechs Armenier. Jasmine Dum-Tragut hat die aus dem Sterberegister zur Verfügung stehenden Informationen durch weiteres Archivmaterial ergänzt.

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Anthropologische Forschungen an Kriegsgefangenen
Der Erste Weltkrieg bot Forschern unterschiedlichster Disziplinen die Gelegenheit ihren Forschungsinteressen in den Kriegsgefangenenlagern nachzugehen. Rudolf Pöch (1870-1921) war ein österreichischer Mediziner, Ethnograph, Anthropologe und Forschungsreisender. Nach dem Pöch 1897 in Bombay und 1902 in Afrika gedient hatte, unternahm er ab 1904 Expeditionen nach Neu-Guinea, Indonesien, Australien und in die Kalahari. 1913 wurde er zum Professor für Anthropologie und Völkerkunde ernannt und leitete das Institut für Anthropologie und Ethnographie an der Universität Wien. Im Auftrag der Anthropologischen Gesellschaft Wien und der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften führte er umfangreiche Studien in den Kriegsgefangenenlagern durch. Zwischen 1915 und 1918 dokumentierte Pöch etwa 7.000 Kriegsgefangene. 5.000 Fotografien, Phonogrammaufnahmen, Kurzfilme und etwa 300 Gipsformen wurden hergestellt.

Rudolf Pöch führte auch im Lager Wieselburg anthropologische Untersuchungen an russischen und serbischen Kriegsgefangenen vom 18. bis 24. Dezember 1916 und vom 1. bis 6. Jänner 1917 durch und dokumentierte dabei insgesamt 117 Personen, darunter 104 russische Kriegsgefangene (25 Slawen, 4 Balten, 33 Finno-Ugrier, 23 Turkstämmige, 5 Balkanvölker und 14 Kaukasier). Unter den letzteren befanden sich 12 Armenier, die alle am 3. Jänner 1917 vermessen und befragt wurden.

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Der Erste Weltkrieg
Der wachsende Gegensatz zwischen den europäischen Großmächten gegen Ende des 19. Jahrhunderts führte zur Bildung von militärischen Bündnissystemen: der Dreibund (Mittelmächte) - Deutsches Reich, Österreich-Ungarn und Italien (allerdings mit wechselnden Interessen) stand der Entente Frankreich, Russland, Großbritannien gegenüber. Der Gegensatz Deutsches Reich zu Frankreich war noch durch den Krieg von 1870 bestimmt, der Konflikt mit dem Britischen Königreich vor allem durch die Frage nach der Vormachtstellung zur See. Österreich-Ungarn stritt mit Russland um die Vormachtstellung am Balkan. Der junge Staat Serbien, mit dem mächtigen Russland verbündet, versuchte alle Südslawen in einem Staat zu vereinigen. Dadurch zog er sich die Feindschaft der Donaumonarchie zu, weil vor allem die slawische Bevölkerung des Vielvölkerstaates vehement auf eine, wie auch immer definierte, Loslösung von Wien drängte. Als 1908 Österreich-Ungarn das bereits besetzte, mehrheitlich von Südslawen bewohnte Bosnien annektierte, schien ein Krieg bereits unvermeidlich. Doch erst das Attentat auf das österreichische Thronfolgerpaar Franz Ferdinand und Sophie am 28. Juni 1914 in Sarajewo wurde zum Auslöser des Krieges, wobei die Ausweitung des Konfliktes zu einem Weltkrieg nicht im Interesse Österreichs lag. Die Mitglieder der Bündnissysteme hatten den Weltkonflikt nicht gerade gewollt, aber ihn doch auch keineswegs gescheut.

Kriegsgefangenenlager in der österreichisch-ungarischen Monarchie
Der Erste Weltkrieg führte schon bald nach seinem Ausbruch zu Verhältnissen, wie sie in der Kriegsgeschichte zuvor niemals vorgekommen waren. Dies traf auch auf die ungeheuer große Zahl der Kriegsgefangenen zu. Hat sich schon die bloße Unterbringung dieser Menschenmengen als ein schwer zu lösendes Problem dargestellt, so gesellte sich als besonders erschwerendes Moment die Entstehung verheerender Seuchen hinzu, die bald nach Kriegsbeginn im Kriegsgebiet auftraten und durch Übertragung der Krankheitserreger sich auch in den im ersten Ansturm für die Kriegsgefangenen geschaffenen, notdürftigen Provisorien und Barackenbauten in großem Maße auszubreiten drohten. Die Kriegsgefangenen sollen in großen Lagern zusammen gefasst werden, um sie einerseits einfach zu bewachen und verwalten zu können. Andererseits um die Zivilbevölkerung vor jenen Seuchen, deren Träger die Kriegsgefangenen anfangs waren, dauernd und sicher zu schützen. Es entstanden somit in kürzester Zeit große Barackenstädte, bei deren Bau die modernsten Errungenschaften der Technik und die neuesten Erfahrungen auf dem Gebiet der Hygiene verwertet wurden. Mehr als 80.000 Gefangene und Bewachungssoldaten lebten von 1915 bis 1918 in solchen Lagern in den niederösterreichischen Gemeinden Wieselburg, Mühling und Purgstall.

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Lagerfeuerwehren
Auf feuerpolizeiliche Vorkehrungen wurde auf Grund der vielen Holzbaracken in allen drei Lagern großer Wert gelegt. In den Lagern Wieselburg und Purgstall befanden sich zwei, in der Offiziersstation Mühling eine Feuerspritze. Überdies befand sich im Lager Wieselburg für alle Lager eine Benzinmotorspritze. Im Lager Purgstall standen 43 Hydranten und sechs Wasserbetonreservoirs mit je 25 Kubikmeter Wasserinhalt zur Verfügung. Im März 1918 bestand die Lagerfeuerwehr Purgstall aus 30 Mann eigener Mannschaft sowie 52 kriegsgefangene Russen, die gut ausgebildet waren.

Brände im Lager
In den Lagern fanden verschiedene lokale Brände statt, die aber rasch von den Lagerfeuerwehren gelöscht werden konnten. Der folgenschwerste Brand fand im Kriegsgefangenenlager Wieselburg in der Nacht vom 24. Dezember auf den 25. Dezember 1917 statt, dem das Verwaltungsgebäude im Lager I zum Opfer fiel. Dieser Brand war sehr mysteriös und warf viele Fragen auf.

Brände außerhalb der Lager
Am 2. April 1916 stand ein Teil des Sägewerkes des Herrn Emanuel Angerer in Purgstall in Brand. Weiters brannte ein gefüllter Schuppen mit trockenen Brettern sowie das angebaute Wohngebäude des Sägearbeiters. Die Feuerwehr Purgstall war durch die Kriegslage ziemlich dezimiert und dadurch war die Mithilfe durch die Lagerfeuerwehr von großer Bedeutung.

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Lagerablauf
Die Kriegsgefangenen wurden mit der Eisenbahn in das Erlauftal gebracht und bei ihrem Eintreffen im Lager Wieselburg zuerst im Kontumazlager (Quarantänelager) untergebracht und nach längerer Kontumazierung und Beobachtung in der Zentral-reinigungsanstalt, in welcher binnen 24 Stunden 3.000 Mann gebadet, gereinigt sowie deren Kleider und Wäsche desinfiziert werden konnten, untergebracht. Erst nach gründlicher Reinigung, Desinfizierung und ärztlicher Untersuchung kamen sie in das eigentliche Lager. Die Kriegsgefangenen waren in Baracken mit einem Fassungs-raum von 200 Mann untergebracht und lagen auf Holzpritschen.

Entlausung
Die ankommenden Transporte wurden nach ihrem Einlangen einer ärztlichen Musterung unterzogen, verköstigt und unmittelbar nachher partienweise entlaust. Den Gefangenen wurden die Haare geschnitten und jeder erhielt reine Wäsche. Die Bekleidungsstücke der Kriegsgefangenen wurden inzwischen der Dampfdesinfektion unterzogen. Pelze und Kappen wurden in die Schwefelungskammern gebracht. Wertlose Gegenstände, unbrauchbare Kleider und Wäschestücke wurden im Verbrennungsofen verbrannt. Der gebadete Mann wurde nackt einer neuerlichen ärztlichen Untersuchung unterzogen und im Anschluss mit Schutzpockenlymphe geimpft.

Proteste der Bevölkerung
Nach Dienstschluss verbrachten manche Offiziere einen vergnügten Abend mit Musik in den umliegenden Gasthäusern. Die Bevölkerung reagierte daraufhin mit Protesten in diversen Zeitungen, da ihre Angehörigen im Fronteinsatz waren, während sich die Offiziere zu Hause vergnügten.

Originalgipsabguss von einem russischen Kriegsgefangenen anlässlich anthropologischer Untersuchungen von Dr. Rudolf Pöch

 Erlauftaler Feuerwehrmuseum in Purgstall an der Erlauf, Juni 2023

Im Mai 1916 wurde der Maler Egon Schiele von Wien nach Mühling in die Provianturkanzlei der Station für kriegsgefangene Offiziere versetzt. Am 3. Mai 1916 traf er in Mühling ein. Bis Jänner 1917 lebte Schiele, teilweise mit seiner Gattin Edith und seinem Hund Lord, im Erlauftal. Egon Schiele führte minuziös ein Kriegstagebuch.

Egon Schiele & Egon Schiele (Mitte) mit Kameraden

 Erlauftaler Feuerwehrmuseum in Purgstall an der Erlauf, Juni 2023

Bau von Kriegsgefangenenlagern
In der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie offenbarten sich bald nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges auf allen Gebieten der Kriegsführung Verhältnisse, wie sie in der Kriegsgeschichte niemals zuvor vorgekommen waren, so auch hinsichtlich der ungeheuer großen Zahl von Kriegsgefangenen. Im Verlauf des Ersten Weltkrieges gerieten rund 8 bis 9 Millionen Soldaten in feindliches Gewahrsam, die Mehrheit der Kriegsgefangenen, etwa 5 Millionen bis zum Jahr 1917, allein an der „östlichen" Front. Vertraut man offiziellen Schätzungen, so befanden sich rund 2,9 Millionen Soldaten in Lagern des Russischen Zarenreichs, 2,5 Millionen im Deutschen Reich und rund 1,9 Millionen in Österreich-Ungarn. In Lagern des Russischen Zarenreichs waren ungefähr 160.000 Deutsche und mehr als 2 Millionen österreich-ungarische Heeresangehörige interniert. Umgekehrt befanden sich 1,4 Millionen Soldaten des Russischen Zarenreichs im Deutschen Reich und etwa 1,27 Millionen in Österreich-Ungarn. Von den etwa 1,9 Millionen Kriegsgefangenen in der Habsburgermonarchie stellten daher Angehörige der Zarenarmee weit mehr als die Hälfte, gefolgt von rund 369.000 Italienern, 155.000 Serben und anderen. Ein schwer zu lösendes Problem war, die Entstehung verheerender Seuchen zu verhindern, die bald nach Kriegsbeginn auftraten. In den notdürftigen Provisorien und Barackenbauten für die Kriegsgefangenen konnten sich die Krankheitserreger rasch ausbreiten.

Um die Zivilbevölkerung vor jenen Seuchen zu schützen, entstanden in kürzester Zeit in den einzelnen Militärkommandobereichen große Barackenstädte, bei deren Bau die modernsten Errungenschaften der Technik und die neuesten Erfahrungen auf dem Gebiet der Hygiene angewendet wurden. In Niederösterreich wurden im Jahr 1915 unter anderem Kriegsgefangenenlager im Erlauftal, in den Gemeinden Wieselburg, Mühling und Purgstall, errichtet. Durch die erfolgreich bekämpfte Seuchengefahr und die dadurch erreichte Gesundheit der Kriegsgefangenen konnten diese als Arbeitskräfte in den verschiedenen Betrieben des Hinterlandes wie auch im Bereich der Armee eingesetzt werden. Die Kriegsgefangenenlager leerten sich allmählich wieder, bis auf die Schonungsbedürftigen, Kranken und den Beschäftigten in den Eigenbetrieben der Lager. Die Kriegsgefangenenlager des Erlauftales sind im Hinblick auf ihre grundsätzlichen Strukturen nicht mit jenen des Zweiten Weltkrieges zu vergleichen.

Originalgipsabgüsse von russischen Kriegsgefangenen anlässlich anthropologischer Untersuchungen von Dr. Rudolf Pöch

 Erlauftaler Feuerwehrmuseum in Purgstall an der Erlauf, Juni 2023

Bewachung - Fluchtversuche
Auf die Bewachung der Kriegsgefangenenlager wurde großer Wert gelegt. Jede Wohn-, Werkstätten- und Verpflegsgruppe war eingefriedet. Insgesamt wurden 21 Hochstände und 18 Schilderhäuser für die äußere Bewachung errichtet. Viele Fluchtversuche fanden nur deshalb statt, um an Lebensmitteln zu kommen.

Mitrailleusen-Abteilung
Für den Fall eines Aufruhrs im Lager Purgstall hatten die Wachposten auf den Hochständen anfangs Handgranaten in versperrbaren Holzkästchen zur Verfügung. Später wurden zwei Mitrailleusen stationiert. Mitrailleusen waren geschützähnliche, mehrläufige, mit der Hand zu kurbelnde Maschinenwaffen von Gewehrkaliber, Vorgänger der Maschinengewehre.

Schießstätte
Für die Ausbildung der Wachtruppen im Gebrauch der Feuerwaffen wurde in Mühling eine Schießstätte für die Lager Wieselburg, Mühling und Purgstall errichtet. Die Schießübungen der Wachmannschaften hatten zum Unterschied der Fronttruppen lediglich den Zweck, die Mannschaft an den scharfen Schuss zu gewöhnen, dass diese als Posten oder bei Assistenzen von ihrer Waffe Gebrauch machen konnten. Ein Großteil der Wachmannschaften hatte nämlich noch nie mit einem Gewehr geschossen.

Abhärtung der Wachmannschaft
Aus Reinlichkeitsgründen aber auch zur Abhärtung badete die Mannschaft im Sommer wöchentlich zweimal im Freien, in einem bestimmten Teil der Großen Erlauf. Im Winter und in der kühlen Jahreszeit fand das Baden wöchentlich einmal in einem geschlossenen Raum statt.

 Erlauftaler Feuerwehrmuseum in Purgstall an der Erlauf, Juni 2023

Omnia - Pumpe, Firma Knaust, um 1884

 Erlauftaler Feuerwehrmuseum in Purgstall an der Erlauf, Juni 2023

Einfache, aus Holz gefertigte Handspritzen, auch Stockspritzen genannt, gab es vereinzelt bereits seit dem 14. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert wurden Handdruckspritzen, die man in Eimer oder Bottiche stellte, verwendet. Mit ihnen konnte Wasser gepumpt oder verspritzt werden doch gab es keine Möglichkeit das Wasser mit diesen Geräten anzusaugen. Verbesserte Modelle standen erst ab ca. 1800 zur Verfügung.

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Vor Gründung einer Feuerwehr
Bis zum 19. Jahrhundert war grundsätzlich jeder Einwohner verpflichtet im Brandfall Hilfe zu leisten. Die Josephinische Feuerordnung von 1782 legte bereits die Ausrüstung der einzelnen Gemeinden mit Löschgeräten fest. Löscheimer, Einreißhaken und einfache Stockspritzen waren damals die üblichen Geräte. Dem Nachtwächter kam bezüglich der Entdeckung von Bränden besondere Bedeutung zu.

Nachtwächter mit Hellebarde, Laterne und Stechuhr

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Trinkhorn, 1881, FF-Purgstall/Erlauf
H. Florian, Hinterglasbild aus Sandl/OÖ
Heiliger Florian, Schutzpatron der Feuerwehr

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 Erlauftaler Feuerwehrmuseum in Purgstall an der Erlauf, Juni 2023

Damenballspenden bei Feuerwehrbällen um 1900

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Tanzbüchlein für Damen um 1900

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Löschfahrzeug - Allrad - LFA - Steyr
Für die Deutsche Wehrmacht wurde dieses Fahrzeug der Type 1500 A, Baujahr 1943, Nutzleistung 80 PS, gebaut. 1949 wurde es von der Feuerwehr Leonstein, Bezirk Kirchdorf, OÖ, als Löschfahrzeug mit offenem Aufbau adaptiert. 1977 ging es in den Besitz eines Oldtimersammlers über und 1993 wurde es vom Erlauftaler Feuerwehrmuseum erworben.

Steyr 1500A, 8 Zylinder Motor, luftgekühlt, Baujahr 1943

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Löschfahrzeug- Allrad - LFA - Morris
Dieser Waffentransporter der Type Morris 1 to, Baujahr ca. 1940, Nutzleistung 70 PS, wurde von der britischen Armee verwendet. 1955 erwarb die Feuerwehr Lauterbach, Bezirk Kirchdorf, OÖ, das Fahrzeug ünd adaptierte es als Löschfahrzeug. Bis 1992 stand es in Lauterbach im Einsatz und wurde dann vom Erlauftaler Feuerwehrmuseum angekauft.

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Leichtes Löschfahrzeug - LLF - Opel Blitz
Bei der Feuerwehr Gaming, Bezirk Scheibbs, stand diese Type, Baujahr 1959, Nutzleistung 58 PS, in Verwendung. 1991 wurde es vom Erlauftaler Feuerwehrmuseum angekauft.

Opel Blitz, Leichtes Löschfahrzeug, Baujahr 1959

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Tanklöschfahrzeug 1500 - TLF 1500 - Opel Blitz
Bei der Feuerwehr Krems, Wache Stein, wurde von 1961 bis 1972 dieses Fahrzeug der Type 3.6-36-30, Baujahr 1939, Nutzleistung 75 PS, verwendet. Von 1972 bis 1984 stand es bei der Feuerwehr Purgstall im Dienst. In den Jahren 1991 und 1992 wurde das Fahrzeug in 1300 freiwilligen Arbeitsstunden restauriert und repräsentiert nun ein typisches Wehrmachtsfahrzeug, das in der Nachkriegszeit aufgebaut und mit einer Vorbaupumpe versehen wurde.

Opel Blitz, Tanklöschfahrzeug, Baujahr 1939

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FEUERWEHR PURGSTALL
Am 29. September 1870 wurde die Freiwillige Feuerwehr Purgstall von Dr. Gustav Bergwald gegründet. Anton Nurscher wurde zum ersten Kommandanten gewählt. Die Marktgemeinde Purgstall, die Gutsinhabung und die Pfarre stellten ihre Löschrequisiten zur Verfügung. Noch im selben Jahr wurde das Feuerwehrhaus in der Feichsenstraße erbaut. 1878 errichtete die Feuerwehr einen Steigerturm. Am 6. Juli 1926 erhielt die Feuerwehr ein Rüstfahrzeug der Marke FIAT und eine Motorspritze. 1945 erwarb die Feuerwehr ein weiteres Auto und 1958 einen Tankwagen der Marke OPEL BLITZ. 1971 wurde das erweiterte Feuerwehrhaus sowie das Feuerwehrmuseum eröffnet. Am 5. September 1990 wurde mit dem Neubau des Feuerwehrhauses begonnen. Am 20. September 1992 wurde das Feuerwehrhaus und das darin untergebrachten Erlauftaler Feuerwehrmuseum eröffnet.

 Erlauftaler Feuerwehrmuseum in Purgstall an der Erlauf, Juni 2023



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun:



Erlauftaler Feuerwehrmuseum, Purgstall/Erlauf, Juni 2023: