Retz

Weinviertel in Niederösterreich, Jänner 2023

Retz ist eine Stadtgemeinde mit knapp 4300 Einwohnern im Bezirk Hollabrunn im Bundesland Niederösterreich in Österreich. Die Weinstadt befindet sich nahe der tschechischen Grenze, zwölf Kilometer entfernt von Znaim.

Bekannt ist der Ort u.a. für Wein, die Kellerkatzen, den Reblaus-Express, eine der beiden letzten Windmühlen Österreichs und dreimal so lange Kellergänge, wie die Stadt Straßenwege hat.

 Retz, Jänner 2023

Das Kriegerdenkmal 1809 geht auf eine Initiative des Veteranenvereins im niederösterreichischen Retz zurück. 1906 entstand die Idee, an Stelle des so genannten Franzosenkreuzes aus dem Jahr 1809 ein neues Denkmal zu errichten. Nach der verlorenen Schlacht bei Wagram zog sich die österreichische Armee nach Norden zurück. Gefechte bei Hollabrunn, Schöngrabern, Grund, Guntersdorf und Jetzelsdorf sowie die Schlacht bei Znaim forderte eine große Zahl von Verwundete auf beiden Seiten. Laut den Sterbematriken des Apostolischen Feldvikariats verstarben in Retz allein 1736 Soldaten der österreichischen Armee.

Die Gesamthöhe des Denkmals beträgt 4,8 Meter, die Figur samt Fahne ist 3,48 Meter hoch. Eine gegossene Figur stellt einen trauernden stehenden Soldaten in der 1809 üblichen Adjustierung dar, der mit gesenktem Kopf und einer Fahne in der Hand auf einem aus Salzburger Nummulitenkalkquadern gefertigten Sockel steht. Im rechten Fuß der Figur befinden sich eine Denkschrift sowie die Festordnung. Das Denkmal trägt zwei Inschriften:
 „Dem Andenken der hier ruhenden 2.300 Kriegsopfer vom Jahre 1809“ und  „1909 fecit Hans Knespel, Guß von Selzer, Wien. X.“ Der Entwurf stammt von Johann Knespel, einem gebürtigen Retzer.

 Retz, Jänner 2023

Die Stadtbefestigung Retz umfasst die Altstadt in der Stadtgemeinde Retz im Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich. Die erhaltenen Stadtmauern und Türme stehen seit 1923 unter Denkmalschutz.

An der Nord-Ost-Ecke der Stadt ist ein mächtiger Halbturm, heute auf Privatgrund, großteils erhalten geblieben. Das Bollwerk mit einem Durchmesser von 12,5 Meter entstand nach den leidvollen Erfahrungen im Ungarnkrieg 1486 bei der Belagerung durch König Matthias Corvinus und diente dann zum Aufstellen der Kanonen zur weiteren Sicherung der Stadt. Der heutige Stadtwall war einst der Schutz der Stadt gegen Osten hin. Das Schüttmaterial stammt vom Aushub des Stadtgrabens und der gigantischen Retzer Kelleranlagen. Nach Einebnung des Walls und Auffüllung des Grabens 1832 wurde die Stadtwallpromenade angelegt und mit 650 Bäumen bepflanzt.

 Retz, Jänner 2023

Das Schloss Gatterburg steht im Südosten des historischen Stadtkerns der Stadtgemeinde Retz. In der Südostecke der Stadtbefestigung befand sich anfangs ein Meierhof, welcher im Ende des 15. Jahrhunderts mit dem Burggraf und Stadthauptmann Nikolaus Bethlen zur gotischen Stadtburg ausgebaut wurde. 1630 erwarben die Grafen Hoyos die Herrschaft und erbauten ab 1660 das heutige Schloss. 1709 kaufte der kaiserliche Hof- und Kriegsrat Konstantin Josef von Gatterburg die Herrschaft. Er barockisierte 1712 den Bau. Neben Retz gehörten ihm auch die Herrschaften Zwölfaxing und Pellendorf. 1717 wurde die Familie in den Grafenstand als Grafen von Gatterburg, Freiherren auf Retz erhoben. Heute ist das Gut im Besitz der Familie Suttner-Gatterburg.

Das Gebäude ist ein Vierkanter mit einem annähernd quadratischen Innenhof. Die südliche Hauptfront hat drei Geschosse.

 Retz, Jänner 2023

Das Rathaus von Retz in Niederösterreich beruht auf einer gotischen Kapelle, deren Umbau aus finanziellen Gründen ins Stocken geriet und später von der Stadtverwaltung als Gebäude, das ein Rathaus und eine Kapelle beheimatete, fertiggestellt wurde.

Gesamthöhe des Turmes: 57,3 m
Mauerhöhe: 33,7 m
Kuppelbau: 23,5 m
Stiegen: 128

 Retz, Jänner 2023

Das stattliche dreigeschoßige Eckhaus an der südlichen Platzfront des Retzer Hauptplatzes wurde 1576 erbaut. Beide Fronten, jene zum Hauptplatz und jene zur Kremser Straße, sind vollständig mit figuralem Sgraffitoschmuck dekoriert. In vier übereinanderliegenden Bildzonen sind den Darstellungsfolgen jeweils in Versform gehaltene Beischriften hinzugefügt. Zu sehen sind Szenen aus der griechischen Mythologie (Fabeln) und dem Alten Testament sowie die zehn Lebensalter und dazwischen ornamentaler, flächenfüllender Dekor.

 Retz, Jänner 2023

Dreifaltigkeitssäule am Hauptplatz

Jakob Barth, Tischlermeister in Retz, der dann auch die Einrichtungen der Rathauskapelle schuf, hatte das Gespür für Kunst. Er schnitzte die Modelle für die Figuren und er dürfte auch den Entwurf für das Monument geschaffen haben. Kriegszeit war. Maria Theresia mußte ihr Österreich erst wieder erkämpfen. Nach dem Tode ihres Vaters Kaiser Karl VI., war Preußen unter König Friedrich II. in Schlesien und Böhmen eingefallen, die Bayern in Oberösterreich und Tirol, Frankreich wollte die Niederlande. 1741 waren Franzosen und Bayern in Linz.  1742 stand König Friedrich von Preußen in Retz. Alles schien verloren! Doch im Februar 1742 war München von österreichischen Truppen besetzt. Und wenn auch Schlesien letzten Endes doch an Preußen fiel, Österreich und Böhmen blieben österreichisch! Mit diesem politischen Hintergrund schuf man in Retz 1744 eine Dreifaltigkeitssäule.

Hier, auf der Dreifaltigkeitssäule mußte man aber auch jenen Heiligen huldigen, die zur Zeit der Befreiung der Heimat bei der Dreifaltigkeit Fürsprache hielten, göttliche Hilfe erflehten. Johannes Nepomuk für Böhmen, der hl. Florian für Österreich und der Stadtheilige Placidus für Retz. Der Erzengel Michael, auf der Säule noch unter der Dreifaltigkeit stehend, mit dem Flammenschwert die Gerechtigkeit symbolisierend, auch er hatte im Himmel seinen Beitrag geleistet. Er trägt ein Kaskett, einen militärischen Lederhelm. Die Ausführung der Steinmetzarbeiten lag in den Händen des Eggenburger Meisters Ferdinand Steinböck und die Statuen schuf der Retzer Bildhauer Philipp Sturm. Jeder Engel ein sprechendes Kunstwerk!

 Retz, Jänner 2023

Verderberhaus in Retz - BAUHERR: HANS FIRENZ, 1583
Verderberhaus im venezianischen Renaissancestil sowie Barock- und Biedermeierbauten.

Es war das Verderber-Haus nie ein Tor, wie die beiden Retzer Stadttore ( Nalber- oder Kremser Tor und Znaimer Tor), die den Territorialbereich der Stadt begrenzten. Alle drei Bauten stehen auf dem mittelalterlichen Handelsweg "Rittsteig", der von Krems kommend nach Znaim führte. Die Durchfahrt durch den Mitteltrakt des VerderberHauses ist durch ihre Abmaße in Breite, Länge und Höhe faszinierend für die Gotik. Der Durchfahrtsbogen (Schwibbogen) ist ein Steingewölbe aus Quadern und nach der Form der Zeit um 1300 einzuordnen. Das ist die Zeit der Stadtgründung.

 Retz, Jänner 2023

Renaissancehaus, 1583 erbaut durch Hanns Firenncz von Görcz. Name der ehemaligen Handelsfamilie Gebrüder Verderber von Gottschee.

Noch vor dem Umbau, bzw. Zusammenbau mehrerer gotischen Häuser in ein Bauwerk im venetianischen Renaissancestil wurde der mittlere Trakt (1437) als "Gewelibhaus" bezeichnet. Thomas Verderber kam aus der ehemaligen deutschen Sprachinsel Gottschee (heute in Slowenien), in der ein mittelhochdeutscher Dialekt gesprochen wurde. Er kam als kleiner Wanderhändler nach Retz. 1821 gründete er in Retz seine Handelsfirma für gemischte Waren, handelte mit Tuch und forcierte vor allem den Weinhandel, selbstverständlich auch nach Wien, vor allem aber in die von hier nördlich gelegenen Länder der k.u.k. Monarchie. Carl Richter, der eine Geschichte des Handelshauses Thomas Verderber verfaßte, schreibt, daß Wein bis nach Galizien geführt wurde.

 Retz, Jänner 2023

Brunnen mit Figur am Hauptplatz

 Retz, Jänner 2023

Brunnen mit Löwen (1796) am Hauptplatz

 Retz, Jänner 2023

Prangerstein am Hauptplatz

"... Wir wollen ... daß in der genannten unser Stadt Retz an gemeinen Markttagen (während) das fendl steckt Kein gast oder ausländer nichts furkauffen soll".
So steht es im Privileg von 1486, das der ungarische König Mathias Corvinus der Stadt (damals schon, seit 1481, landesfürstliche Stadt, also nicht mehr untertänig) gegeben hat. Das heißt, daß die Bürger von Retz an Markttagen das Vorkaufsrecht hatten. Als Zeichen dafür wurde das "fendl" (Fähnchen) gesteckt. Üblich war es, das Fähnchen öffentlich an den Pranger zu stecken. Aus diesem oben zitierten Satz ist zu schließen, daß es vor 500 Jahren hier in Retz, am Marktplatz, einen Pranger gab. Es war erst seit etwa 1400 üblich, einen Pranger (eine Schandsäule) aufzustellen.

Meistens war es ein Holzpfahl, der u.U. auch nur zum einmaligen Gebrauch verwendet wurde, an dem die Straftäter mit Halseisen angekettet und der Öffentlichkeit zum Spott preisgegeben waren. 1561 wurde ein neuer Pranger von der Stadt angeschafft, ein "schönerer". Er wurde aus Zogelsdorfer Sandstein gefertigt, ein Eggenburger Steinmetz leistete die Steinmetzarbeit. Am oberen Säulenkranz des unteren Schaftes steht eingemeisselt: "DEN 6. MAY ANNO 1561." 100 fl. war der Beschaffungspreis, eine unerhört hohe Summe. Auch für diesen Pranger wurden 4 Fähnchen angeschafft, "um die Freyung aufzustecken ".

 Retz, Jänner 2023

Mariensäule, Maria Immaculata (1680)

Die Pestsäule wurde während der schlimmsten Pestzeit in Retz 1680 errichtet. Am unteren Sockel steht folgende Inschrift, die in deutscher Übersetzung lautet: "Ende Juli wurde ich gesetzt unter dem Stadtrichter Wolfgang Kaltendaler". Die hervorgehobenen großen Buchstaben geben, aneinandergereiht wie eine römische Zahl, das Chronogramm MDLLLVVVVVV (1680).

Seit dem Dreißigjährigen Krieg war es modern geworden, der Mutter Gottes ein Denkmal zu errichten. Begonnen hat dieser Brauch, am Hauptplatz eine Votivsäule zu setzen, 1638 in München. Diese fand bald in Wien, Prag, Freising und Eichstätt Nachfolger. Die Pest war, so die damalige Auslegung, eine Geißel Gottes. Diese Strafe mußte doch eine Ursache haben! Man glaubte zwar die Lutherische Reformation schon besiegt, aber es könnten doch noch Unbelehrbare übriggeblieben sein, durch die es zu dieser Strafe Gottes kam. Daher ist diese Säule als Fürbitte Mariens bei der Dreifaltigkeit zu verstehen. Maria im Sternenkranz, sie hat doch den Teufel (Drachen), die Reformation, niedergetreten. Die Dreifaltigkeit möge uns erhören!

 Retz, Jänner 2023

Dominikanerkloster Retz und Katholische Kirche Maria Himmelfahrt

Die Retzer Dominikanerkirche ist die älteste dreischiffige Hallenkirche von Österreich (alle drei Schiffe etwa gleich hoch). Großartig ist die Innenarchitektur: aus den schrägen Flächen der achteckigen Pfeiler wachsen (ohne Kapitelle) Hohlkehlen in die Arkadenbögen und geben durch den Lichteffekt den Arkaden (Scheidbögen) ein wesentlich zarteres Aussehen als sie durch die Stärke der Pfeiler konstruktiv gegeben sind. Diese Hohlkehlprofile sind in dieser Kirche in Österreich zum ersten Mal gegeben. Auch die achteckigen Pfeiler waren damals in Österreich nur in wenigen gotischen Neubauten als Konstruktionselement verwendet worden.

 Retz, Jänner 2023

WESTSEITE: Windmühle Dominikanerkloster, Kalvarienberg, Dominikanerkirche, Hotel Althof

 Retz, Jänner 2023

OSTSEITE: Verderberhaus Stadtbrunnen, Sgraffitohaus, Dreifaltigkeitssäule, Pranger, Mariensäule, ehem. Retzer See

 Retz, Jänner 2023

Das Rathaus und der Rathausturm
Der untere Teil der Turmes trägt noch heute den Charakter der gotischen Zeit; der quadratische Teil hatte drei Stockwerke, deren Fenster noch erhalten sind; das große Erkerfenster im dritten Stock zeigt späteste Gotik. Dennoch können die mächtigen Grundmauern noch frühgotisch sein. Darauf stand wahrscheinlich als viertes Stockwerk ein sechs- oder achteckiger Aufbau, bis zu welchem die steinerne Wendeltreppe führte, die auch noch erhalten ist und bis zur jetzigen Glockenstube reicht. Der Abschluss war dann wohl eine steile Spitze. Schon auf diesem Turme war eine Uhr und ein,,Turner", der auf dem ,,Turn" Wache hielt und auch die Uhr betreute (Kammeramts-R. 1539:,,.... Dem Turner umb Öl zur Uhr gegeben....";,,....dem Turner für das Uhraufziehen....").

Mit dem Aufstreben des Bürgertums entstand auch der Wunsch, diese Macht durch ein eigenes "Rathaus" zum Ausdruck zu bringen. Im Jahr 1568/69 kam es zum Umbau der ursprünglichen gotischen Rathauskapelle. Durch Einziehen eines flachen Gewölbes entstanden oberhalb im Renaissancestil der Ratssaal, Bürgersaal und andere Räumlichkeiten. Der mächtige gotische Turm blieb erhalten und wurde 1572 bis zur Galerie erhöht. Der "Rathausturm", wie der Kapellenturm nun genannt wurde, erhielt auch eine neue Uhr und die vier Uhrtafeln. Die dreiteiligen und doppelten Renaissance-Fenster gehören wohl dem Bau von 1572 an. Die heutige Höhe mit Galerie und Wohnung für den Türmer, sowie die jetzige Kuppel erhielt der Turm erst 1615-18.

 Retz, Jänner 2023

MECHANISCHES TURMUHRWERK - TECHNISCHE BESCHREIBUNG
Bei dem vorhandenen, voll funktionsfähigen, mechanischen Turmuhrwerk handelt es sich um eine Rahmengestelluhr mit einem Gehwerk, ausgestattet mit einer so genannten Stiften- oder Scherenhemmung samt Holzpendel mit einer verstellbaren Metallgusslinse, womit schon eine sehr hohe Ganggenauigkeit erzielt wurde, da diese Pendelart von den hohen Temperaturschwankungen am wenigsten beeinflusst wurde. Das Gehwerk treibt über eine Transmission die Turmuhrzeiger an, wobei auf Höhe der Zifferblätter in der Mitte des Turmes ein Verteilergetriebe montiert ist und die Umsetzung von dem Minutenantrieb auf den Stundenzeiger in den vorhandenen Zeigerwerken gemacht wird. Weiters besitzt diese Turmuhr ein Viertel- und ein Stundenschlagwerk, womit bei jeder viertel Stunde und bei jeder vollen Stunde über einen Mechanismus mit Umlenkung je ein Schlaghammer angehoben wird und bei dem Abfall auf die vorhandenen Schlagglocken schlägt.

Das Turmuhrwerk wurde im Jahr 1869 von den Gebr. Resch in Wien hergestellt. Die Uhr wurde seinerzeit schon "industriell" gefertigt, das heißt, es ist, im Gegensatz zu den geschmiedeten Werken, keine Einzelanfertigung mehr, sondern dieser Typ von Uhren wurde für viele Turmuhren von dieser Größenordung gefertigt. Diese Werke wurden in einer höchsten handwerklichen Qualität erzeugt, was sich in der Funktion und auch im vorhandenen Zustand zeigt. Die Stilllegung des Werkes ist damit begründet, dass diese Werke eine ständige Betreuung brauchen (Aufziehen, Einstellen, Ölen, usw.) und somit sehr kosten- und zeitintensiv wären.

 Retz, Jänner 2023

RATHAUSKAPELLE: Stimmungsvoller sakraler Rokokoraum Gemälde von J.L.Daysinger, Kanzel, Altäre, Stühle und Chorbrüstung vom Retzer Kunsttischler Jakobus Barth.

 Retz, Jänner 2023

Die auf dem Hauptplatz von Retz errichtete gotische Kapelle wurde nach der Eroberung der Stadt durch die Hussiten schwer beschädigt. Eigentliche Eigentümerin der Kapelle war die Pfarre Sankt Stephan, doch diese war wirtschaftlich mit der Wiederherstellung der Pfarrkirche und dem zugehörigen Pfarrhof schwer belastet. Es wurden lediglich die notwendigsten Baumaßnahmen zur Erhaltung gesetzt. 1437 wurde die Kapelle samt ihren drei Altären durch den Passauer Weihbischof Matthias erneut geweiht.

 Retz, Jänner 2023

Zwischen 1515 und 1520 wurde die Kapelle umgebaut und erweitert. Im Jahr 1520 erfolgte die Weihe des Priesterchores und der unterdessen vier Altäre. Der um 1560 immer noch nicht fertiggestellte Neubau der Marienkapelle auf dem Hauptplatz zeigte bereits arge Verfallserscheinungen. 1560 wurde zwischen der Stadt Retz und Leopold Hagen, dem Propst von St. Pölten, ein Vertrag abgeschlossen, nach dem die Kapelle und das zukünftige Rathaus in einem gemeinsamen Gebäude untergebracht werden sollten.

 Retz, Jänner 2023

Während der zwischen 1568 und 1569 durchgeführten Bauarbeiten wurde der hohe gotische Kapellenbau durch ein flaches Gewölbe in zwei Stockwerke geteilt. Der ebenerdig gelegene Raum übte weiterhin die Funktion einer Kapelle aus, während das Obergeschoß mit einem Bürgersaal, einem Ratssaal und weiteren Räumlichkeiten ausgebaut wurde. Die durch das Einziehen der Zwischendecke geteilten gotischen Fenster wurden durch kurze Fenster im Renaissancestil ersetzt. Das hohe gotische Dach wurde durch ein sogenanntes Grabendach ersetzt. Erschlossen wurde das Obergeschoß durch eine Freitreppe. Der bisherige Eingang zur Kapelle an der Westseite wurde zugemauert und durch einen Eingang an der Südseite ersetzt.

 Retz, Jänner 2023

Durch den durchgeführten Umbau der bisherigen Kapelle entstand eine relativ niedere „Rathauskapelle“. Ob die kirchlichen Behörden mit dieser Art der Umgestaltung einverstanden waren, ist nicht bekannt, da sich nach kirchlicher Auffassung oberhalb des Altarraums keine profanen Zwecken dienenden Räume befinden sollten.
Wann die Rathauskapelle wieder geweiht und für Gottesdienste genutzt wurde, ist nicht bekannt.

 Retz, Jänner 2023

Der lange Zeit wenig beachteten Rathauskapelle wurde ab etwa 1718 wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt und verschiedene Stiftungen ermöglichten deren Ausgestaltung. 1740 wurde mit Umbauarbeiten begonnen. Dabei erhielt der vordere Teil der Kapelle ein neues, höheres Gewölbe und Säulen wurden entfernt. Zusätzlich wurde die Kapelle um Teile des anstoßenden Waaghauses vergrößert. Wegen des höheren Deckengewölbes musste auch der Fußboden im Ratssaal angehoben werden, was sich durch die Stufen an der Verbindungstür zum Bürgersaal bemerkbar macht.

 Retz, Jänner 2023

1752 wurden schließlich auch in der Rathauskapelle die Umbauarbeiten fortgesetzt und abgeschlossen. Im selben Jahr wurde auch eine neue Kanzel aus Holz angeschafft (aufgestellt wurde sie 1765). Anschließend schuf der Retzer Tischler Barth auch die neuen Kirchenbänke. Der aus Znaim stammende Maler Daysinger schuf 1756 die Wand- und Deckengemälde sowie das Altarbild des 1760 fertiggestellten neuen Hochaltars. Durch das 1774 erfolgte Anbringen von Holzschnitzereien im Rokokostil wurden die Orgel und die Orgelbühne der übrigen Einrichtung der Kapelle angeglichen.

 Retz, Jänner 2023

Wie viele andere Kapellen auch war die Rathauskapelle durch die Josephinischen Reformen von der Schließung bedroht. Eine kaiserliche Erlaubnis aus dem Jahr 1786 ermöglichte aber weiterhin das Abhalten stiller heiliger Messen.

 Retz, Jänner 2023

Die Ausgestaltung der Marienkapelle stammt von Josef M. Daysinger (Wandmalereien, Altarblatt des Hauptaltars), Jakob Barth (Schnitzarbeiten an der Kanzel und den Kirchenbänken) und Johann Caspar Waitzel (Orgel).

 Retz, Jänner 2023

In diesem Hause konzertierte mit seiner Schülerin ANTONIE RAAB geb. Schinhan der Tonkünstler FRANZ LISZT
Retz, im Nov. 1961, Der Retzer Männergesangsverein, Zum 150. Geburtstag des Meisters

 Retz, Jänner 2023

Nachdem ein Babenberger, Leopold, Mitte des 11. Jh. die slawische Wallburg bei Gars am Kamp (Holzwiese) erobert hatte, überließ der Herzog von Böhmen, Bretislav I., Teile des Nordwaldes bis zur Thaya den Babenbergern. Damals entstanden in diesem Gebiet (Böhmische Mark) deutsche Orte. Einer davon war die Bauernsiedlung Rezze.

Seit etwa Mitte des 12. Jhs. scheinen die mächtigen und einflußreichen Salzburger Grafen von Plain die Herren von Hardegg gewesen zu sein, in deren Herrschaftsbereich auch Rezze lag. Schon im 11. Jh. könnte Retz der Kreuzungspunkt zweier mittelalterlicher Handelswege gewesen sein. Der Thayatalweg, der vom Osten herführte und Drosendorf, Raabs, Neuhaus/Jindrichüv Hradec und Tabor zum Ziel hatte, kreuzte hier (Pfarrgasse/Znaimerstraße) den Rittsteig, der von Krems kommend über das Kamptal und Strassertal nach Norden, nach Znaim führte.

 Retz, Jänner 2023

In der kaiserlosen Zeit (Interregnum), vielleicht auch schon etliche Jahre früher, als Kaiser Friedrich II. vom Papst in den Bann gesetzt war und viele der Fürsten vom Kaiser abgefallen waren, könnten sich die Grafen von Hardegg an dem Kreuzungspunkt Retz selbstherrlich ein Mautrecht angeeignet haben. Mautrecht war, wie Straßenrecht, ein Königsrecht, ein Regal.

Unweit des Kreuzungspunktes, auf erhöhter Stelle (heute Althof) müßte damals eine Burg entstanden sein, deren Bergfried vor kurzem ergraben wurde. Er war freistehend, 8,40 x 8,40 m, dürfte 16 - 20 m hoch gewesen sein und hatte an der Basis eine Mauerstärke von 3 m. Als dann 1251 der König von Böhmen Premysl Otakar II. die Herrschaft in Österreich und der Steiermark übernahm, hat er vermutlich den Grafen von Hardegg mit dem Mautrecht belehnt. Denn aus dem Testament, das die letzten Grafen von Plain, Otto und Konrad 1260 verfaßten, scheint die Maut von Retz als Lehen auf. Dieses Testament wurde erst vor wenigen Jahren in Prag gefunden, und aus dem Testament ersehen wir erst jetzt, wie mächtig dieses hochfreie Geschlecht der Grafen von Plain war, denn sie sahen eine Anzahl von Lehen als Legate für ihre Frauen vor. Beide Brüder waren noch 1260, vor der Schlacht von Groissenbrunn durch Ungarn erschlagen worden.

Stadtamt Retz, Hauptplatz 30, 2070 Retz

 Retz, Jänner 2023

Die Stadtpfarrkirche Retz St. Stephan steht nordöstlich außerhalb der Stadtbefestigung Retz in der Wiedensiedlung in der Stadtgemeinde Retz im Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich. Die dem Patrozinium hl. Stephanus unterstellte römisch-katholische Pfarrkirche gehört zum Dekanat Retz-Pulkautal im Vikariat Unter dem Manhartsberg der Erzdiözese Wien. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

 Retz, Jänner 2023

Der hohe Saalbau über einem kreuzförmigen Grundriss hat eine leicht eingezogene rundbogige Apsis. Beidseits des Chores stehen eigens überdachte hohe Anbauten mit Sakristeien. In der südwestlichen Chorecke gibt es massives Mauerwerk des wohl ehemaligen gotischen Turmes. Die Fassaden zeigen eine schlichte barocke Gliederung durch Putzfelddekor und Ortsteinquaderung. Die Rundbogenfenster haben Putzfaschen. Die Querhausfassaden zeigen zweizonige Volutengiebel mit profiliertem Gebälk. Die leicht vorschwingenden Portalzonen haben eine Pilastergliederung mit gekröpftem Gebälk und Segmentbogentore in einer zart genuteten Rahmung mit darüberliegenden Oculi, durch Keilsteine verbunden.

 Retz, Jänner 2023

Die Orgel mit einem barocken Gehäuse aus 1778 erhielt 1929 durch Franz Capek ein erneuertes Werk. Es gibt einen Kontrabass von Leopold Schwaicher 1804. Eine Glocke nennt Mathias Prininger 1713. Eine Glocke nennt Johann Georg Begl 1721.

 Retz, Jänner 2023

Der Hochaltar als hohes rundbogiges Säulenretabel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zeigt das Hochaltarbild Steinigung des hl. Stephanus des Malers Leopold Kupelwieser 1852.

 Retz, Jänner 2023

Das Kircheninnere zeigt ein Stichkappentonnengewölbe über Gurtbögen auf Doppelpilastern, die gleiche Gliederung besteht in den kreuzgratgewölbten Querarmen, im kreuzgratgewölbten Chorjoch, die rundbogige Apsis hat ein Stichkappengewölbe. Die Vierung hat ein Platzlgewölbe. Die halbjochige Westempore ist mit einem Tonnengewölbe unterwölbt. In den Gewölbezonen gibt es Stuckdekor in Bandlwerkform um 1730 mit Malerei aus 1829 in floralen und ornamentalen Formen, in der Vierung Reliefmedaillons mit den Vier Kirchenvätern und Putten auf Wolkenbänken. Im Turmerdgeschoß mit einem Kreuzgratgewölbe befindet sich ein Westportal aus dem 17. Jahrhundert zum Langhaus, es ist ein Rechteckportal mit genuteter Rahmung und gerader Verdachung und zeigt im Gebälk ein Rosettenfries.

 Retz, Jänner 2023

Die reich dekorierte Kanzel aus 1728 zeigt am Korb Reliefs mit den Evangelisten und trägt am Schalldeckel die Figur hl. Johannes Evangelist. Das barocke Chorgestühl mit reich geschnitztem Dekor mit furnierter Einlegearbeit ist aus 1718, in der Wandverschalung über den Sakristeitüren gibt es zwei Ölbilder der Heiligen Hippolyt und Florian.

 Retz, Jänner 2023

Zwei gleichartige Seitenaltäre um 1760 als hohe rundbogige pilastergerahmte Wandnischen zeigt rechts das Bild Mariä Himmelfahrt aus dem Umkreis von Paul Troger und links das Bild Kreuzigung mit Maria und Johannes von Josef Kessler 1875.

Der Vierungsaltar um 1730 als Säulenädikula zeigt das Altarblatt hl. Augustinus von Martino Altomonte 1730 und im Auszug das Bild hl. Monika, er trägt vergoldete Holzfiguren der Heiligen Johannes Nepomuk und Petrus Fourerius. Die zwei Altäre an den Stirnseiten der Querhäuser sind Säulenädikulen mit Volutengiebeln, der rechte Altar zeigt in der plastischen Bekrönung eine Eherne Schlange, davor steht ein muschelförmiges Taufbecken aus 1728, der linke Altar trägt eine barocke Sandstein-Pietà aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

 Retz, Jänner 2023

In der Apsis befindet sich ein kleines frühneuzeitliches Relief Mannalese aus Speckstein aus dem Ende des 16. Jahrhunderts. Es gibt eine frühbarocke Figur Maria mit Kind auf einer Mondsichel ist aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Die Kreuzwegbilder malte Friedrich Seidl 1866.

 Retz, Jänner 2023

Die Pfarre wurde nach der Mitte des 12. Jahrhunderts als grundherrschaftliche Gründung von Nalb angenommen. 1200/1201 wurde ein Pfarrer genannt. Der anfänglich wohl romanische Kirchenbau mit einem rechteckigen Langhaus mit einer eingezogenen Rundapsis wurde im Hussitensturm 1425 zerstört. Der gotische Kirchenbau aus dem 15. Jahrhundert mit einem Südturm erlitt 1645 einen Brand. Von 1701 bis 1703 erfolgte der Bau des barocken Westturmes. Der Kirchenneubau unter Verwendung der gotischen Langhausmauern erfolgte von 1727 bis 1728. Der Turm geriet im März 1731 in Brand, wurde renoviert und 1733 aufgestockt.

 Retz, Jänner 2023

Reste der frühneuzeitlichen und mittelalterlichen Gliederung der Kirche wurde 1986 freigelegt. An der Apsis gibt es ein spitzbogiges vermauertes Fenster aus dem 13. Jahrhundert, Teile eines Blendspitzbogens mit gekehltem Gewände, in der Langhausnordwand gibt es ein teilweise ergänztes vermauertes Spitzbogenportal aus dem Ende des 14. Jahrhunderts.

 Retz, Jänner 2023

Der Goldjunge am Kreuz ist die Auferstehung und das Leben.

 Retz, Jänner 2023

Johannes Nepomuk im Wahlkampf auf der Verkehrsinsel am Rupert Rockenbauer-Platz

 Retz, Jänner 2023

Das Znaimer Tor (im Volksmund auch Feuerturm genannt) ist heute noch die Nordeinfahrt der Stadt. Es stammt aus dem 13. Jahrhundert und erhielt seine heutige Form in der nachhussitischen Zeit (nach 1425). Das Wasser für das "Bründl", die Wasser-Entnahmestelle für die Bürger, wurde rund 2 km weit zugeleitet. Das Znaimer Tor wurde 2012 umfassend restauriert.

Das gut erkennbare Mautfenster weist auf die Mauterlöse hin neben den Weinhandelsprivilegien waren sie Basis des einstigen Reichtums der Stadt.

 Retz, Jänner 2023

Die Zeiten sind vorbei für Brief-Stempel, Marken und Raucherartikel

 Retz, Jänner 2023

Im aus dem 15. und 17. Jahrhundert stammenden Gebäudekomplex des ehemaligen Bürgerspitals und der St. Johannis-Kapelle ist das Museum Retz - Südmährische Galerie Stiftung Dr. Bornemann und Sammlungen der Stadt Retz untergebracht. Das Museum Retz wurde 1833 gegründet und ist das älteste von Niederösterreich.
Im idyllischen Hof des Bürgerspitals sind die ältesten Weinstöcke des Weinbaugebietes Retz (gepflanzt 1856) zu bestaunen. Die Weinstöcke - Grüner Veltliner und Blauer Portugieser - haben hier die Reblauskatastrophe überstanden und tragen heute noch Trauben.

 Retz, Jänner 2023

Die "Retzer Windmühle" ist eines der markantesten Wahrzeichen dieses Gebietes. Im Jahre 1772 ursprünglich als Holzbau errichtet, wurde die Mühle um 1850 in Stein umgebaut und bis zum Jahre 1926 gewerbsmäßig betrieben.
Heute ist die Windmühle und der dort vorbeiführende "Kreuzweg" eine Attraktion für Touristen. Nach einer Renovierung ist die Mühle seit 2010 wieder in Betrieb.

 Retz, Jänner 2023

Bürgerspitalkreuz, errichtet 1863, Zinkguss von Fa. Mohrenberg-Wien nach Rubens beim Znaimertor. Das Znaimertor im Znaimerturm war gemeinsam mit dem Nalbertor eines der beiden Stadttore der Stadt Retz in Niederösterreich.

Die Stadt Retz wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zu Retz-Altstadt gegründet und planmäßig angelegt. Aus der Zeit um 1300 stammen auch die beiden Stadttore im Znaimerturm und im Nalberturm. Im Zuge des Wiederaufbaus von Retz nach der Eroberung durch die Hussiten 1425 wurden vor den Stadttoren so genannte Torwerke errichtet.

 Retz, Jänner 2023

DOMINIKANERKIRCHE
Frühgotische dreischiffige Hallenkirche - 1295 vollendet. Im Tympanon des Hauptportales befindet sich das Steinrelief "Die Himmelskönigin". Zu Füßen Mariens kniet das Stifterpaar von Retz Berchthold von Rabenswalde und seine Gattin Wilbirgis. Im Inneren der Kirche sind die Orgelempore, die wuchtige Kanzel und die Seitenaltäre aus der Barockzeit, weiters das Bildnis "Johannes Nepomuk" vom Kremser Schmidt, eine Kopie "Die Heilige Nacht" von Coreggio und der Reliquienschrein des Stadtpatrons "Sankt Placidus" zu sehen.

 Retz, Jänner 2023

Die DOMINIKANERKIRCHE
Sie ist die älteste dreischiffige Hallenkirche Österreichs mit erhöhtem Mittelschiff, gestiftet 1279 von Graf Berchtold von Rabenswalde-Hardegg, dem Gründer der Stadt Retz.

In der Zeit um 1737 muß wohl  die Grablegung in der Pfarrkirche hergestellt worden sein. Sie ist ein Meisterwerk in Ausdruckskraft und Vollendung. Die Figuren wurden auch aus Zogelsdorfer Sandstein (Nähe Eggenburg), ebenso wie die Gruppen des Kalvarienberges, gemeißelt, wurden aber hier mit Gipsmarmor überzogen und die Falten mit Ziegelstaub besonders plastisch zur Geltung gebracht. Gestik und Gesichtsausdruck der Maria und der Magdalena zeigen ergreifenden Schmerz, während Johannes in seiner Pose anscheinend die Überzeugung ausdrückt, trotz aller Trauer, fast siegessicher die Kirche zum Erfolg führen zu wollen. Die beiden Männer, die den Leichnam Christi in den Sarg legen, Josef von Arimathäa und Nikodemus, halten das Grabtuch.

 Retz, Jänner 2023

Frühgotische Bauzeit (1280-95)
Portalrelief- Thron Salomons mit Madonna, umgeben von den personifizierten Tugenden, Engeln
und Löwen; links unten: Dominikus, rechts: Graf Berchtold und Gräfin Wilbirgis. Gewölbe der drei Schiffe bis zur Kanzel 6 Säulenbündel links und rechts von der Kommunionbank: unter der roten Marmorplatte Gruft für Berchtold von Hardegg, seine Gemahlin und mehrere Dominikaner. Zerstörung der Kirche durch die Husiten 1425.

Spätgotische Bauzeit (1430-81)
Orgelempore 1450, Vinzenzaltar 1455, Platte (keine Grabplatte) aus rotem Marmor in der rechten Seitenwand neben dem Annaaltar mit Wappengruppe der Eizinger, auf die ein Großteil des Hardegger Grabmer, +1476, Erbes überging; Grabplatte aus rotem Marmor im linken Seitenschiff an der Kirchenwand von Georg Frühgotisches Kreuzgewölbe, durch Husitenbrand beschädigt, wird 1481 durch Sterngewölbe hinter der Kanzel ersetzt, 6 neue Säulenbündel hinter und neben dem Hochaltar; 6 frühgotische Säulchen erhalten Tierkonsolen (1910 nach Mustern vom Stefansdom in Wien erneuert). Ölbergszene an der Außenwand der Kirche (heutiges Aussehen aus der Barockzeit).

 Retz, Jänner 2023

Barocke Innenausstattung
Fenster im linken Seitenschiff 1700, Rosenkranzaltar mit Bild von Franz Zimmermann 1702, Kommuniongitter 1703, Erzengel Michael beim Haupteingang, Chorgestühl 1712. Dominikusaltar (1716) mit dem Reliquienschrein (1776) des Stadtpatrons St. Placidus, Bild des hl. Dominikus von Soriano (1530) und des hl. Petrus Martyr (1709). St. Annabild (1703) über der Corregiokopie der Geburt Christi aus Dresden. Gegenüberliegender Vinzenzalar - über dem kleinen Bild des Dominikanerheiligen das Bild des hl. Nepomuk vom Kremser Schmidt (1718-1801). Kanzel 1736.

 Retz, Jänner 2023

Rokoko
Im rechter. Stenschiff und Chor an den Fenstern zierliches Schnitzwerk vom Retzer Jakobus Barth (18. Jhd), Kreuzaltar 1750-80, Orgel von Ignaz Kasparidas aus Znaim 1760.

Neugotik
Statuen des Kreuzaltars weiß poliert 1836, bunte Glasfenster im Chor 1892-94 nach Plänen von Richard Jordan, Hochaltar 1910 von der Münchener Firma Mayer.

 Retz, Jänner 2023

Der heilige Märtyrer PLACIDUS, Stadtpatron von Retz
Placidus entstammte einer uralten römischen Adelsfamilie, war also von edler Geburt und nicht nur reich an irdischen Schätzen und Besitztümern, sondern mehr noch an edlem Charakter und an hervorragenden Tugenden. Er war ein tapferer Krieger des heidnischen Kaisers Diokletian, eine Zierde des kaiserlichen Hofes und des römischen Adels. Beim Kaiser stand er in hohem Ansehen und war auch beim Volke beliebt. Schließlich stellte Placidus über alle kaiserliche Gunst und über alle weltlichen Ehren die Kreuzesfahne Jesu Christi. Er bekannte sich öffentlich als Christ. Diokletian versuchte anfänglich, ihn vom Christentum abzubringen, indem er ihm ein Leben in höchsten Ehren und Würden verhieß, wenn er wieder den römischen Göttern opfere. Er schilderte ihm mit Wollust die Peinen und Martern und den schimpflichen Tod, wenn er im christlichen Glauben verharren würde.

 Retz, Jänner 2023

Placidus blieb aber standhaft, obwohl er nun erfahren mußte, wie aus dem kaiserlichen Freund ein grausamer Tyrann geworden war. Die lange unmenschliche Kerkerhaft ertrug er in echt christlicher Geduld. Nicht Hunger, nicht Durst, nicht die ausgesuchtesten Martern konnten ihn von Christus und seiner Lehre trennen. Als der Kaiser einsah, daß alle Lockungen und auch alle Drohungen auf Placidus keinen Eindruck machten, sondern ihn noch mehr im christlichen Glauben bestärkten, befahl er den Tod durch das Schwert. Freudig ging er für Christus in den Tod. Seine christlichen Brüder bestatteten den durch das Martyrium geheiligten Leib, das Blut, das er für Christus vergossen hatte, und auch die blutgetränkte Erde in der Callistus-Katakombe zu Rom.

 Retz, Jänner 2023

Als Papst Clemens X. nach 1670 Jahren den Leib des Märtyrers Placidus erheben ließ, weil er ihn der um Kirche und Christentum sehr verdienten römischen Matrone Katharina Constantia Nobili zum Geschenk machte, entdeckte man nach Angaben von Zeugen, daß das Lichtlein, das ihm beigegeben war, noch brannte. Gott wollte dadurch die Heiligkeit seines Blutzeugen bestätigen. Katharina Nobili hatte den hochberühmten Dominikaner P. Raimund Ortz zum Beichtvater. P. Ortz war in Retz in den Dominikanerorden aufgenommen worden und hatte diesem, seinem Mutterkloster, zeitlebens treue Anhänglichkeit bewahrt.

 Retz, Jänner 2023

Obwohl er Assistent des Ordensgenerals war, ferner Provinzial über die ganze deutsche Ordensprovinz und mit vielen hohen geistlichen Würden ausgezeichnet wurde, erbat er sich als letzte Gunst, in Retz sterben zu dürfen. Gott rief ihn im Jahre 1700 zu sich. Katharina Nobili schenkte diesem, ihrem Beichtvater, in Dankbarkeit die Reliquien des hl. Placidus im Jahre 1693. P. Ortz ließ die Gebeine des hl. Märtyrers Placidus nach Retz bringen.

 Retz, Jänner 2023

Als zwei Priester im Jahre 1695 die hl. Reliquien nach Retz brachten, erlosch in Rohrendorf bei Pulkau, durch welchen Ort sie den Weg nahmen, augenblicklich die Pest, welche schon viele Opfer gefordert hatte. Bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges kamen die Rohrendorfer alljährlich zum Danke für die Befreiung von der Pest am Feste des hl. Placidus in feierlicher Prozession nach Retz.

 Retz, Jänner 2023

Für die kostbaren Gebeine des hl. Blutzeugen Placidus war in der Retzer Dominikanerkirche ein eigener Altar errichtet worden, auf dem am 2. Oktober 1695 die hl. Reliquien zur Verehrung erhoben wurden. Die Retzer waren allezeit gebefreudig und trugen mit reichen Spenden zur Renovierung und zur würdigen Fassung der Reliquien durch die Nonnen von St. Laurenz in Wien bei. Weil auch Retz von der Pest befreit worden war, erhoben die Stadtväter den hl. Placidus im Jahre 1713 zum Stadtpatron.

 Retz, Jänner 2023

Die Stadtrichter Eberl und Guggenberger stifteten den schönen Glasschrein, der Buchdrucker Geißler brachte durch Sammlung weitere Mittel zustande und die Clarissinnen von Znaim führten eine Neufassung durch. Seit dieser Zeit haben die Retzer ihren Stadtpatron stets in Ehren gehalten. An seinem Feste findet alljährlich ein Festgottesdienst statt, welcher von der Pfarrgeistlichkeit zelebriert wird. Die Bewohner der Altstadt kommen nicht mehr wie einst in einer Prozession zur Dominikanerkirche, sie nehmen aber an der Verehrung des Heiligen zahlreich teil. Das Fest wird statt am ersten Sonntag im Mai, verschiedener Umstände halber, am zweiten Sonntag nach Pfingsten gefeiert.

 Retz, Jänner 2023

Die Windmühle, das Retzer Wahrzeichen, geht auf die 1772 vom Windmüller Ferdinand Zimer errichtete Mühle zurück. Seit 1833 befindet sie sich im Besitz der Familie Bergmann. 1924 stillgelegt, mahlt sie heute wieder Korn zu Mehl, und in der Backstube wird frisches Brot gebacken.

Die Flügel der Windmühle und weitere technische Bestandteile wurden 2009 bis 2010 in den Niederlanden restauriert. Am 1. Mai 2010 wurde die Mühle wieder in Betrieb genommen.

 Retz, Jänner 2023

Am Retzer Kalvarienberg wurde 1726 die Kreuzigungsgruppe vom Eggenburger Steinmetz Jakob Seer geschaffen. Die Figurengruppen: Ölberg-Szene, Geißelung, Dornenkrönung und Veronika-Szene als auch die „Urlaubs-Marter" bestehen aus Zogelsdorfer Sandstein.

 Retz, Jänner 2023

Kalvarienberg
Feldheiligtümer, Marterln, Kreuze oder Bildstöcke wurden nicht nur aus gegebenem Anlaß gestiftet und errichtet. In alten Zeiten waren sie auch Wegweiser in der freien Natur. Aber sie waren auch zu Lebzeiten der Stifter eine sichtbare Bitte an Gott, sich im Falle des Todes im besonderen Maße der Seele anzunehmen. So stiftete der Retzer Rauchfangkehrer Majonelli einen Kalvarienberg. Er beauftragte in einem Vertrag vom 15.09.1726 den Eggenburger Bildhauer Jakob Seer mit der Herstellung einer Kreuzigungsdarstellung. Über den Vertrag hinaus wurden zur Kreuzigungsgruppe Maria und Johannes geschaffen.

Seit Ende des 15. Jhs. ist im Dominikanerkloster eine besondere Frömmigkeit nachgewiesen. Die sonst ungewöhnlichen fünf Kreuzwegstationen sind Darstellungen der Geheimnisse des Schmerzhaften Rosenkranzes.
Die Ikonographie dieser fünf Stationen: Urlaubsmarter (Abschied Marias von ihrem Sohn), Der Engel am Ölberg, Die Geißelung, Die Dornenkrönung, Veronika mit dem Schweißtuch

 Retz, Jänner 2023

Noch im 15. Jh., als der König von Ungarn und Böhmen, Mathias Corvinus, Kaiser Friedrich III. aus dem heutigen Niederösterreich vertrieb, eroberten 1486 ungarische Truppen Retz. König Mathias erneuerte das bestehende Handelsprivileg.

Der 30-jährige Krieg brachte auch Retz Notstand. Schon 1620, als die kaiserlichen Truppen in Prag (Schlacht am Weißen Berg) die protestantischen Heere geschlagen hatten, kamen die kaiserlichen Truppen bei ihrer Heimkehr nach Wien auch nach Retz und forderten die damals protestantische Stadt auf, sich zu ergeben. Das verweigerten die protestantischen Bürger. Retz wurde beschossen. Einige Häuser gingen in Flammen auf. So auch das spitze Dach des Rathauses. Seither hat das Rathaus ein flaches Dach bzw. Grabendächer.
1645 rückte von Prag her das schwedische Hauptheer unter General Torstenson heran. Retz hatte nur seine Bürgerwehr zur Verteidigung. Mit einer Verstärkung vom kaiserlichen Heer war nicht zu rechnen. Daher kapitulierte Retz kampflos.

Über ein halbes Jahr waren schwedische Truppen in der Stadt. Die Verluste waren verheerend. Nicht nur alles Silber und eine vergoldete gotische Monstranz wurden beschlagnahmt. Die Zahlungen führten zur Verarmung der Bevölkerung. Allein vom Rathauskeller waren ca. 43.000 Liter Wein an die Schweden abgegeben worden. Die Flurschäden waren enorm! Am Abhang des Kalvarienberges wurde als Dank für das Ende der Not ein Schwedenkreuz (1651) aufgerichtet. Im Erbfolgekrieg Maria Theresias war auch der König von Preußen, Friedrich II. in Retz.

In den Napoleonischen Kriegen gab es um Znaim zwei Schlachten und eine bei Schöngrabern. Nach der zweiten Schlacht von Znaim (1809) brachte man viele Verwundete nach Retz, sodaß zu dieser Zeit ein Gräberfeld für 2.300 Tote angelegt wurde (Franzosenkreuz an der Wallstraße).

Blick auf Retz vom Kalvarienberg

 Retz, Jänner 2023

Die Figurengruppen stammen wohl aus der Werkstätte des Jakob Seer. Am Fuße des Marterpfahles der Station Geißelung ist die Jahreszahl 1737 eingetieft.

 Retz, Jänner 2023

WINDMÜHLE, seit 1772 GETREIDEMÜHLE, JETZIGE FORM 1853 VOM MÜLLER J. BERGMANN

Das westliche Weinviertel begeistert mit den vier Weinerlebnistouren, die entlang historischer Weinbauorte und durch malerische Kellergassen führen. Die Schlüsselerlebnisse weisen auf die schönsten Plätze der Weinstraßen-Gemeinden hin.

 Retz, Jänner 2023

Hauptplatz von Retz, im Vordergrund eine steinerne Kuppel auf einen der vielen Luftschächte in die Erlebniskeller.
Belüftungsschächte (Dampflöcher)

 Retz, Jänner 2023

Die Stadt wurde im ausgehenden 13. Jhdt. am Kreuzungspunkt zweier mittelalterlicher Handelswege, im Norden Niederösterreichs, nur drei Kilometer von der Grenze mit Mähren entfernt, gegründet. Die Stadt wurde 1425 durch Hussiten (Taboriten) vollkommen eingeäschert. Die überbrachten Berichte sagen aus, daß die Hussiten die südliche Stadtmauer untergruben und so die Stadt eroberten. Das aber sagt uns, daß es zu diesem Zeitpunkt bereits so ausgedehnte Kelleranlagen unter der Stadt gab, die bis in die Nähe der Stadtbefestigung reichten. Es muß somit damals schon einen weitreichenden Weinhandel gegeben haben.

 Retz, Jänner 2023

Von Kaiser Friedrich III. hat die Stadt 1458 ein Privileg erhalten (Archiv der Stadt Retz), in dem es auszugsweise heißt: "Also was von Salcz Getrayd wein oder anderlay kaufmannschaft ... hin gen Recz ... gefurt wirdet das sollen die kaufmannschaft da niederlegen und verkauffen den Burgern .... oder andern die dann weiterhanndeln und wanndeln mugen nach Ihren notdurften .... " Somit war für die Stadt eine rechtliche Grundlage, eine privilegierte Basis auch für den Weinhandel gegeben.

Die Stadt, sie ist heute noch in der ursprünglichen Größe mit Stadtmauern erhalten, könnte damals etwa 500 bis 800 Einwohner gehabt haben, aber sicher weniger als 100 Bürger (Hausbesitzer). Und die hatten nunmehr das privilegierte Recht mit Wein zu handeln, den Wein zu kaufen und wieder zu verkaufen.

 Retz, Jänner 2023

Aus der Erfahrung wußten die Retzer Bürger, daß gleichbleibende Temperatur im Keller den Wein zu jener Güte reifen ließ, die es gestattete, den Wein in die damalige weite Welt zu führen. Die Stadt Retz steht auf einer frühtertiären Meeresablagerung. Die Mächtigkeit des Sandes (Quarzsand) reicht bis 30 Meter. Die Anschwemmung stammt aus dem "Eggenburger Meer", das in der Frühperiode des Miozän (vor 20 bis 25 Millionen Jahren) sich über das südliche Europa bis zum Schwarzen Meer und zur Kaspischen See erstreckte. Die Ablagerung ist so fest, daß die Keller nur aus der Sandschicht herausgekratzt werden mußten. Der Sand läßt sich mit dem Finger abheben. Die Keller erreichten eine Tiefe bis zu 20 Metern. Viele der Keller wurden, vor allem im 19. und 20. Jahrhundert, mit Ziegeln ausgekleidet, das aber keineswegs aus Gründen der Festigkeit, sondern nur als Renommiergehabe. Man wollte zeigen, wie reich man als Retzer Weinhändler lebte. Viele der Keller unter der Stadt stehen heute noch im Originalzustand, so wie sie vor Jahrhunderten aus dem Sand gegraben wurden.

 Retz, Jänner 2023

SORTENSIEGER DER RETZER WEINWOCHE - Vinothek für das Jahr 2000

 Retz, Jänner 2023

Flaschentor

 Retz, Jänner 2023

Grüner Veltliner: Pfeffrige Würze, fruchtig, meist trocken ausgebaut. Diese typisch österreichische Spezialität ist die häufigst angebaute Sorte, speziell im Weinviertel.
Riesling: Vornehmer Duft, charmantes Bukett mit zarten Anklängen an Pfirsich, Aprikose und Zitrusfrüchte; pikante Säure, rassig und anhaltend.
Weiß-Burgunder: Substanzreicher Weißwein mit feinem, mandelartigem Geschmack, kraftvoll, rassig, feines Duftspiel; international als Pinot blanc bekannte Rebsorte.
Blauer Zweigelt: Österreichische Züchtung: Kreuzung von Blaufränkisch und St. Laurent. Ausgeprägt fruchtiges Bukett nach Kirschfrucht, charmant, samtig, mit der Reife runder und feiner.
Blauer Portugieser: Milder und saftiger Rotwein mit weichem Tannin und angenehmen Veilchenduft; traubig und harmonisch, wenig Gerbstoff.

 Retz, Jänner 2023

Im Zweiten Weltkrieg wollte die deutsche Wehrindustrie in diesen ausgedehnten Kelleranlagen die Produktion von Flugzeugteilen unterbringen. Da die Luftfeuchtigkeit hier ca. 87 % beträgt und bei der über das ganze Jahr gleichbleibenden Temperatur von etwa 8° Celsius geheizt hätte werden müssen, wurde das Projekt der kriegsbedingten Fabrikation fallengelassen. Erhalten blieben aus dieser Zeit Pläne von Kellern. Manches technische Rätsel läßt sich aus diesen Plänen lösen. Es zeigt sich, daß die Keller vielfach untereinander verbunden waren, oder so knapp an den Nachbarkeller herausgestochen worden sind, um im Falle eines Einsturzes einen Ausgang zu finden. Jedes Haus hat, trotz des Kellerverbundes, seinen eigenen Kellerabgang. Die Kellerausdehnungen stimmen mit den oberirdischen Parzellengrenzen nicht überein. Man verlängerte die Keller, wenn Bedarf war. War ein Bürger in der Lage viel Wein zu kaufen, so vergrößerte er seinen Keller der Länge nach, oder er grub in die Tiefe. Dann entstand eben eine 2. oder 3. Etage.

 Retz, Jänner 2023

Es scheint wohl, daß sehr bald Erfahrungen über die Belüftung der Keller vorgelegen waren. Denn die Belüftungsschächte (Dampflöcher) zu den Straßen, Gassen, Höfen und Gärten waren die einzige Orientierungshilfe für den Kellerbau in der Horizontalen, als auch in die Tiefe. Durchwegs sind die Dampflöcher so gesetzt, daß sie vom höchsten Punkt der Kellerröhre zur Oberfläche hinaufgebohrt wurden. Die Dampflöcher waren für den Feuchtigkeitsgehalt der Kellerluft ungemein wichtig.

 Retz, Jänner 2023

Da nur ein Teil der Keller 1943/44 vermessen wurde, sind die gesamten Längsdimensionen unbekannt. Schätzungen sprechen von 16 bis 25 km, die allerdings nicht nur die Keller der ehemals befestigten Stadt, sondern auch die der ehemaligen Gemeinden Altstadt Retz, Ober- und Unternalb einschließen. Nur die Keller der Weinbauern (Hauer) sind heute noch in Betrieb. Die Keller sind im Grundbuch nicht erfaßt, daher sind Eigentumsverhältnisse äußerst schwierig zu klären.

 Retz, Jänner 2023

Maria Theresia, Tochter Kaiser Karl VI., übernahm nach dessen Tod die Regierung in Österreich (1740). Sie hob nach einem Streit zwischen der Stadt und der Altstadt (alte Bauernsiedlung) alle Privilegien durch ein Patent auf. "Es wird verordnet, daß der fraye Handel mit allen gattungen ... Landesprodukten, denen Gütter Besitzern, Weinholden und dem Bauernstande auf das gantze Jahr verstattet, und das disfällige schädliche Privativum des Burges Standes in diesem Land, wo noch einiges besteht, gänzlich aufgehoben werden solle. " Die Politik des Österreichischen Reformabsolutismus setzte ganz auf liberale Marktwirtschaft. Es entstanden Kellergassen in den Dörfern, die gerade für die weitere Umgebung von Retz, dem nördlichen Niederösterreich, so charakteristisch sind. So wurden zum Beispiel zwischen 1750 und 1800 alleine nur in Ober- und Mitterretzbach (3 km nördlich von Retz) 13 neue Keller gebaut und zwischen 1800 und 1840 nochmals 12 Keller. Besonders schöne, ausgedehnte Kellergassen in der Umgebung von Retz gibt es in Haugsdorf, Jetzelsdorf, Mailberg, Pillersdorf und Hadres.

 Retz, Jänner 2023

Der Weinhandel konzentrierte sich in der späteren Folge auf konzessionierte Weinhändler, die nicht nur in der Stadt, sondern auch in den umliegenden Dörfern saßen.

 Retz, Jänner 2023

Der Absatz des Weines bis zum Ersten Weltkrieg war nach dem Norden des Landes orientiert. In Mähren, Böhmen, Sachsen, Schlesien waren die Konsumenten daheim. Bis Galizien wurde regelmäßig Retzer Wein geliefert. Retz war durch Jahrhunderte eine Metropole für den Weinhandel. Die Retzer Kelleranlage ist weltweit wohl eine Einmaligkeit. Es sind nicht nur die Dimensionen die beeindrucken. Vor allem besticht der lose Sand, aus dem die Keller gegraben wurden. Stabilität ist den Sandkellern durch den Grundwasserfluß vom Waldviertel gegeben. Der Tourismusverein veranstaltet regelmäßig Führungen durch die Keller von Retz.

 Retz, Jänner 2023

Stolz lagert hier noch eine Flasche Retzer Rotwein des "Staatsvertragswein" mit rot-weiß-roter Schleife.

Der Speisezettel des abendlichen Festbanketts der österr Regierung im Zeremoniensaal des Schlosses Schönbrunn, an dem wiederum (wie auch schon beim Körner-Empfang) die vier Besatzungs-Aussenminister und insgesamt 63 Personen teilnahmen:
Brandteigkrapfen m Gansleber, Kraftsuppe m Markscheiben, Seezungenfilets in Weissweinsauce und Spargeln, Filet m Champignons, Paradeiser, Erdäpfel, gefülltes Huhn, grüner Satat m harten Eiern, Eiscreme und Mokka.
Und die Weine: Dürnsteiner Katzensprung, Retzer Rotwein, Hochriegl brut.

DÜRNSTEINER KATZENSPRUNG, RETZER ROTWEIN, HOCHRIEGL BRUT
CAROLINES "STRASSBOURG", CONSOMMÉ À LA MOELLE, FILET DE SOLE "ARGENTEUIL", FILET DE BOEUF "GRAND SEIGNEUR", POMMES PONDANTES, POUSSINS FARCIS, SALADA MIMOSA, CREME GLACÉE, CAFÉ NOIR
VIENNE, LE 15 MAI 1955

 Retz, Jänner 2023

Kellerkatzen
Über Generationen hinweg war die Katze Symbolfigur der Weinhauer. So wie Katzen schon immer als sehr reine Tiere galten, muss in der Weinwirtschaft sauber gearbeitet werden, damit aus dem Most richtig guter Wein entsteht. Seinerzeit lebten Katzen auch in den Presshäusern der Weinhauer, um dort die Mäusebevölkerung in Schach zu halten. Während der Weinlese verirrte sich so manche neugierige Katze durch die offene Kellertür in die Kellerröhre, um sich dort auf jenes Fass zu legen, das während der Gärung am wärmsten wurde. In diesem Fass, so sagte man, hätte sich dann der beste Wein entwickelt. Als in den Schüttkästen der Presshäuser schließlich kein Getreide mehr gelagert wurde, mussten sich die Katzen ein neues Revier suchen. Darauf hin ließen sich die Winzer in alter Tradition eine Kellerkatze schnitzen, um sie in nostalgischer Erinnerung auf jenes Fass zu stellen, in dem der jahrgangsbeste Wein gelagert wurde.

 Retz, Jänner 2023

Die Lokalbahn Retz–Drosendorf im Weinviertel verbindet die Städte Drosendorf und Retz an der Nordwestbahn. Nach Einstellung des Personenverkehrs am 9. Juni 2001 wird die Strecke seit 2002 als Nostalgiebahn unter dem Namen Reblaus-Express von der NÖVOG touristisch vermarktet.

Der Reblaus Express ist der Zug für Genießer und Weinliebhaber. Die Schönheit des Wald- und Weinviertels erleben und im unserem Heurigenwaggon regionale Köstlichkeiten, erfrischende Getränke und hervorragende Weine von heimischen Winzern genießen. Die Kombination aus Naturerlebnis, Kulinarik, Weingenuss, Brauchtum und Kultur macht die Fahrt mit dem Reblaus Express zum Erlebnis!

 Retz, Jänner 2023

Die Weinbeergoaß gehört zum Retzer Weinlesefest immer am letzten Wochenende im September.

Den Wein feiern, mit einer bunten Mélange aus traditionellem Brauchtum und zeitlos unterhaltsamem Programm. Eröffnet wird das Retzer Weinlesefest alljährlich am Freitag mit dem Aufziehen des Heurigenbuschens am Hauptplatz – es folgt ein Wochenende in bester Weinviertler Feierlaune, mit Live-Musik, Weinverkostungen, einem Vergnügungspark und vielen weiteren Highlights für alt und jung. Und natürlich mit den beiden berühmten Brunnen – in denen am Weinlesefest das Wasser dem Wein weicht...
Ein einmaliges Festerlebnis am Retzer Hauptplatz, mit Großheurigen und Hauermarkt, festlicher Feldmesse, Frühschoppen, Auftritten unterschiedlichster Musikgruppen, dem berühmten Winzerumzug und einem grandiosen Feuerwerk: Seit bald 70 Jahren lädt die Weinstadt Retz zum Fest der Feste – immer am letzten Wochenende im September.

 Retz, Jänner 2023

Das Weinviertel, altertümlich Viertel unter dem Manhartsberg, ist eine Region im Nordosten von Niederösterreich. Der Name „Weinviertel“ ist seit etwa einem Jahrhundert gebräuchlich: Das Weinviertel ist Österreichs größtes Weinbaugebiet. Es entspricht weitgehend einer der Hauptregionen des Landes (Hauptregion Weinviertel bzw. Europaregion Weinviertel, als Teil der Euregio Weinviertel-Südmähren-Westslowakei).

 Retz, Jänner 2023

Die Nordwestbahn ist eine teils zweigleisige, elektrifizierte Nebenbahn in Österreich und Tschechien, die ursprünglich von der Österreichischen Nordwestbahn-Gesellschaft erbaut und betrieben wurde. Sie verläuft von Wien ausgehend über Retz ins tschechische Znojmo (Znaim).

Der Bahnhof Retz ist ein Trennungsbahnhof mit drei Bahnsteiggleisen. Er ist die nördlichste mit einem Fahrdienstleiter besetzte Station der Nordwestbahn in Österreich.

 Retz, Jänner 2023




Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: