Schloss Eggenberg

UNESCO-Weltkulturerbe in Graz, Juni 2022

Schloss Eggenberg: vier Museen an einem Standort
Schloss und Prunkräume, Alte Galerie, Münzkabinett und Archäologiemuseum laden hier zu besonderen Zeitreisen ein. Schlosspark mit Rosenhügel, Planetengarten und Pfauen besänftigen leidlich für das Fotografierverbot in den Prunkräumen.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Balthasar Eggenberger
um 1425: Balthasar Eggenberger wird als Sohn des angesehenen Grazer Bürgers Ulrich Eggenberger geboren
vor 1451: Bereits als junger Mann ist Balthasar erfolgreicher Unternehmer, sein Betätigungsfeld sind Handels- und Geldgeschäfte
1456: Balthasar wird von Kaiser Friedrich III. zum Münzmeister der Prägestätte Graz ernannt und beginnt auf Veranlassung des Kaisers mit der Herstellung minderwertiger Pfennigmünzen
25. 7. 1458: Der Kaiser gibt ihm gegen Entrichtung einer hohen Gebühr die Erlaubnis, neben Pfennigen auch Kreuzer mit niedrigem Silbergehalt zu prägen
1459: Höhepunkt der Schinderlingskrise in den österreichischen Ländern - die rapide Geldentwertung kommt einem Staatsbankrott gleich
1460: Um drohenden Schuldzuweisungen zu entgehen, flieht Balthasar mit einem großen Vermögen nach Venedig
Nach seiner Rückkehr wird er vom Kaiser neuerlich zum Münzmeister der Prägestätte Graz bestellt
1467: Balthasar wird von Matthias Corvinus, dem Todfeind Kaiser Friedrichs III., nach Buda berufen und als Oberkammergraf höchster Beamter der ungarischen Münzbezirke
um 1470: Balthasar ist der bedeutendste und reichste Grazer Bürger seiner Zeit
30.4. 1470: Ein römisches Kardinalskollegium stellt für die Eggenberger Marienkapelle einen Ablassbrief aus
1493: Kaiser Friedrich III. lässt Balthasar aus unbekannten Gründen in das Gefängnis am Grazer Schlossberg werfen; Balthasar stirbt in der Haft, nachdem er dem Kaiser noch 34.000 Goldgulden „leihen" musste
1496: Kaiser Maximilian I., Sohn und Nachfolger Friedrichs III., zahlt den Erben Balthasars diese Schuld zum Teil zurück

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Der Fürst als Architekt
Im Jahr 1625 begann Hans Ulrich von Eggenberg mit dem Bau seiner fürstlichen Residenz. Er ließ sie als Amtssitz errichten, in der er seinen neuen Verpflichtungen als kaiserlicher Statthalter von Innerösterreich nachkommen konnte. Die Planung übertrug er dem aus Lodi bei Mailand stammenden Hofarchitekten Pietro de Pomis. Inspiriert von seinen italienischen und spanischen Reisen nahm Hans Ulrich selbst Einfluss auf die Gestaltung seiner Residenz, erlebte allerdings ihre Fertigstellung nicht mehr.

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Hans Ulrich von Eggenberg
Hans Ulrich von Eggenberg gelang in wenigen Jahrzehnten der Aufstieg zu einem der einflussreichsten Fürsten des Heiligen Römischen Reichs. Seine Devise verlor er dabei nie aus den Augen. Sie lautet "Homines sumus" - "Menschen sind wir, keine Götter" - und bestimmte auch im Zenit der Macht das Denken und Handeln dieses außergewöhnlichen Mannes.

Juni 1568: Hans Ulrich wird als Sohn von Seyfried Eggenberger und der Benigna Galler in Graz geboren
1597: Hans Ulrich tritt als Mundschenk in den Dienst am Grazer Hof Erzherzog Ferdinands
1598: Vermählung mit Sidonia Maria von Thannhausen und Erhebung in den Freiherrenstand
Mitglied einer Hochzeitsgesellschaft, die Erzherzog Ferdinands Schwester Margaretha als Braut König Philipps III. zur Trauung nach Ferrara und weiter in ihre zukünftige Heimat Spanien geleitet
1603: Ernennung zum Mitglied des Erzherzoglichen Rats und zum Präsidenten der Hofkammer
1619: Nach der Wahl Erzherzog Ferdinands zum Kaiser begleitet ihn Hans Ulrich nach Wien und bleibt bis an sein Lebensende dessen engster und loyalster Berater
1621: Ernennung zum Landeshauptmann der Steiermark
23. 12. 1622: Kaiser Ferdinand II. schenkt ihm die in Böhmen gelegene Herrschaft Krumau mit über 300 Ortschaften und ergiebigen Bodenschätzen
1623: Hans Ulrich wird in den Reichsfürstenstand erhoben
1625: Ernennung zum Statthalter der innerösterreichischen Länder Steiermark, Kärnten und Krain
18. 10. 1634: Hans Ulrich stirbt nach jahrelangem und schwerem Gichtleiden in Laibach

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Hans Ulrich von Eggenberg schuf mit seiner neuen Residenz eine politische Utopie: eine symbolische Welt, in der gleichnishaft alles Wissen, alle Elemente und bestimmenden Kräfte des Universums ihren Platz finden sollten. Das Gebäude folgt in seinem Aufbau einer strengen hierarchischen Ordnung, die von der Alltagswelt im unteren zur idealen Welt der Ideen im obersten Geschoss aufsteigt. Im Zentrum überragt der hohe Mittelturm die gesamte Anlage, der mit Brunnengrotte und Kapelle, mit Höhle und Turm, tief in das alchemistische Denken der Zeit führt.

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Die Zeichenhaftigkeit seiner Schöpfung ist dabei wesentlich, das intellektuelle und ästhetische Konzept des Baus sollten Gegenstand der Bewunderung und Ausdruck der Größe seines Bauherrn werden. Wie alle literarischen Idealstaaten liegt auch Eggenberg auf einer „Insel“, durch die symbolische Wasser-Barriere des Grabens von der übrigen Welt getrennt. Das Schloss ist harmonisch in die Welt eingefügt, seine Ecken orientieren sich nach den Windrichtungen, sodass die Sonne, im Osten aufgehend, im Laufe eines Tages das ganze Haus wie eine riesige Sonnenuhr umwandert und so jede Fassade eine Tageszeit lang ihr Licht erhält. Neben den vier Windrichtungen klingen damit auch die vier Tageszeiten an, und die Seiten korrespondieren mit Morgen, Mittag, Abend und Nacht. Auch die Raumdisposition muss als Programm verstanden werden.

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UNESCO Welterbestätte
Schloss Eggenberg ist 2010 in die Liste des Welterbes aufgenommen worden. Die Eintragung in diese Liste bestätigt den außergewöhnlichen, universellen Wert eines Kultur- oder Naturgutes, das zum Wohl der ganzen Menschheit geschützt zu werden verdient.

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Einprägsam - Münzkabinett Schloss Eggenberg
Das Münzkabinett am Landesmuseum Joanneum gehört zu den größten öffentlichen Münzensammlungen Österreichs. Es geht auf Erzherzog Johann zurück, der festlegte, dass im Joanneum die „inländischen Münzen von allen Metallgattungen" gesammelt werden sollen.

Die im Münzkabinett auftretenden Personen sind:
Balthasar Eggenberger
Er ist Münzmeister Kaiser Friedrichs III. und Erbauer des Castrum Eckenperg, des mittelalterlichen Vorgängerbaus von Schloss Eggenberg, in dessen Erdgeschoß Sie sich jetzt befinden.

Hans Ulrich von Eggenberg
Er ist Balthasars Urenkel und Bauherr von Schloss Eggenberg. Als Erster Minister und engster Berater Kaiser Ferdinands II. ist er eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im Heiligen Römischen Reich zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648).

Das Münzkabinett am Landesmuseum Joanneum erzählt die Geschichte dieser außergewöhnlichen Männer.
Darüber hinaus gibt das Münzkabinett einen Überblick über das steirische Münzwesen und den Münzumlauf der Steiermark von der Antike bis in das ausgehende 18. Jahrhundert. Eindrucksvolle Schatzfunde und ausgewählte Einzelstücke illustrieren die Zugehörigkeit der Steiermark zu überregionalen Geldsystemen seit der Zeit der Kelten. Ausgesuchte Stücke der Münzstätte Graz zeigen die Leistungen dieser Prägestätte, in der vom beginnenden 13. Jahrhundert bis zu ihrer Schließung unter Maria Theresia im Jahr 1772 Münzen geprägt wurden.

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Der geldkräftige Kapitalist Balthasar verschafft dem Kaiser, der an notorischem Geldmangel leidet, immer wieder Darlehen. Dafür erhält er im Gegenzug lukrative Ämter und landesfürstliche Einnahmequellen zum Pfand. Balthasars Naheverhältnis zu Kaiser Friedrich III. und sein kometenhafter Aufstieg werden von Konflikten überschattet und finden ein jähes Ende. Der Kaiser lässt ihn ins Gefängnis werfen, wo er auch gestorben ist. Bis heute bleiben der Grund für Balthasars Inhaftierung und die Umstände seines Todes im Jahr 1493 ungeklärt. Er muss jedenfalls in der Haft dem Kaiser noch 34.000 Goldgulden leihen. Diese werden erst von Maximilian I., Kaiser Friedrichs Sohn, an Balthasars Erben zu einem Teil zurückbezahlt.

Tondo Kaiser Friedrichs III., Tiroler Werkstätte, um 1513(?), Bronze gegossen

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Des Heiligen Reichs Münzordnung aus dem Jahr 1559
Kaiser Ferdinand I. erlässt 1559 für das Heilige Römische Reich eine Münzordnung, die in einer novellierten Form fast 150 Jahre lang gültig ist. Die Reichsmünzordnung kennt nur Silber- und Goldgeld. Sie zählt auf, welche Münzsorten zu welchem Gewicht und Feingehalt hergestellt werden dürfen. Damit ist ein großer Fortschritt gegenüber den Verhältnissen im Mittelalter erreicht, als es keine verbindliche Rechtsvorschrift gab, die den Wert des Geldes sicherstellte.

Leitmünze im Reich ist der silberne Taler. Dazu kommen Groschen, Kreuzer und Pfennige. Kupfermünzen sieht die Reichsmünzordnung nicht vor. Die Ausfuhr des Reichsgelds in das Ausland wird verboten. Ausländische Münzsorten werden in den deutschen Ländern nur beschränkt zum Umlauf zugelassen. Das Recht, Münzen zu prägen, ist nicht alleiniges Vorrecht des Kaisers. Wie das Reich selbst ist auch sein Münzwesen stark zersplittert. Neben den kaiserlichen Münzen des Hauses Habsburg zirkulieren als Reichsgeld die Münzen vieler anderer Prägestände. Mächtige Kurfürsten, Herzöge und Bischöfe, aber auch kleine Grafschaften und Reichsstädte stellen Münzgeld her, das im gesamten Reich Gültigkeit hat.

1574 beginnen auch die Stände der Steiermark, denen vom Landesfürsten die Grazer Münzstätte übergeben worden war, mit der Herstellung von Talermünzen. Diese Taler müssen gemäß Reichsmünzordnung eine Feinheit von 14 Lot und 4 Grän aufweisen. Das entspricht einem Silbergehalt von 889 Tausendsteln. 1576 werden in Graz 11.442 Taler geprägt. Dafür werden fast 300 Kilogramm Feinsilber aufgebraucht. Bald liefern die Bergwerke des Reichs zu wenig Silber. Die Preise für das Edelmetall schnellen in die Höhe. Der Sachwert der silbernen Taler übersteigt ihren Nennwert. Die Bevölkerung verwendet den Reichstaler im Zahlungsverkehr nicht mehr. Die Taler werden gehortet, eingeschmolzen oder wandern trotz des Ausfuhrverbots in die Nachbarländer. Für die kleinen Münzsorten hat die Reichsmünzordnung einen zu hohen Feingehalt festgelegt. Ihre Herstellung verursacht mehr Kosten als die Produktion von Großsilbermünzen. Die Münzherren prägen deswegen vor allem Taler und zu wenig Kleingeld. Dies führt zu einem schweren Mangel an kleinen Münzsorten im Zahlungsverkehr.

Die Zeit der ,,Kipper und Wipper" 1620-1623
Unredliche Münzherren kümmern sich nicht um die Reichsmünzordnung. Sie verringern widerrechtlich den Feingehalt ihrer Kleinmünzen und erzielen so beträchtlichen Gewinn. Zur Ausprägung von minderwertigen Kleinmünzen werden überdies illegale „Heckenmünzstätten" eingerichtet. Ihre Tätigkeit kann von offizieller Seite nicht unterbunden werden. Die schlechten Kleinmünzen beherrschen im Reich allmählich den Zahlungsverkehr. Die noch umlaufenden guten Reichstaler werden mit dem schlechten Geld aufgekauft.

Kaiser Ferdinand II., von 1619 bis 1637 Herrscher des Heiligen Römischen Reichs, muss auf diese Entwicklung reagieren. Die gewaltigen Kosten des Dreißigjährigen Krieges zwingen ihn dazu, die Münzprägung als Einnahmequelle zu gebrauchen und den Silbergehalt seiner Münzen drastisch zu reduzieren. 1621 prägt er das minderwertige Geld auch in Graz. Anfang Jänner 1622 verpachtet der Kaiser wohl auf Anraten seines obersten Ministers, Hans Ulrich von Eggenberg, das gesamte Münzwesen in Böhmen, Niederösterreich und Mähren auf ein Jahr an ein Münzkonsortium. Hans Ulrich von Eggenberg ist stiller Teilhaber dieser Vereinigung. Die Pachtgebühr beträgt 6 Millionen Gulden - das Sechsfache dessen, was die böhmischen Münzstätten jährlich einbringen. Das Konsortium stellt gewaltige Mengen an schlechten Münzen her und erwirtschaftet auf Basis einer eigenmächtigen Geldverschlechterung hohe Gewinne.

Es ist die Zeit der Kipper und Wipper. Falschmünzer und betrügerische Geldwechsler treiben ihr Unwesen. Mithilfe von Waagen sortieren sie die noch umlaufenden guten Münzen aus der Masse des schlechten Geldes. Beim Auflegen des schweren Stückes auf die Waagschale,wippt" der Waagbalken und „kippt" auf die Seite, wo die schwere, gute Münze liegt. Die guten Münzen werden eingeschmolzen und in stark kupferhältiges Geld mit niedrigem Silbergehalt umgeprägt. Im Dezember 1623 entschließt sich Ferdinand II., die Kippermünzen einzuziehen. Für 100 Taler Kippermünze werden 13,3 Taler gute Reichsmünze ausbezahlt. Dies bedeutet einen Wertverlust von nahezu 87 Prozent! Das Kippergeld besitzt zwar nur mehr einen Bruchteil seiner Kaufkraft - durch seine radikale Abwertung kann aber die schwere Geldkrise überwunden werden.

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Der Münzmeister als Unternehmer
Als Pächter der Münzstätte Graz ist Balthasar ein selbstständiger Unternehmer, der auf eigenes Risiko arbeitet. Er muss auf folgende Kostenfaktoren achten: Beschaffung des Silbers, Münzerzeugung, Münzvertrieb, Pachtgebühr an den Kaiser

Balthasar schreibt nur dann Gewinne, wenn die Herstellungskosten für eine Münze geringer sind als der Wert, den sie als Zahlungsmittel hat. Je höher der Kaiser die Pachtgebühr ansetzt und je mehr der Silberpreis steigt, desto geringer ist für Balthasar die Gewinnspanne. Um 1459 sieht sich Balthasar veranlasst, den Feingehalt und das Stückgewicht seiner Münzen weiter zu senken.

Wichtige Arbeitsvorgänge bei der Münzherstellung:
1. In Schmelztiegeln aus feuerfestem Ton erfolgt das Feinbrennen des Silbers auf den festgelegten Feingehalt.
2. Viereckige Silberplatten, „Zaine" genannt, werden mit dem Hammer zur gewünschten Münzdicke ausgeklopft.
3. Mit einer starken Stückelungsschere werden aus dem Zain die Münzschrötlinge herausgeschnitten und in eine runde Form gebracht.
4. Der Münzschmied prägt mit dem Hammer zwischen zwei Prägestempeln die Münzen.
5. Ein Münzjunge sammelt in einer Holzschüssel die geprägten Münzen.
6. Fertige Münzen einer bestimmten Anzahl werden mit einer Balkenwaage auf ihr Gesamtgewicht geprüft.

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Schatz von Mürzzuschlag
Am 13. Oktober 1843 fanden böhmische Arbeiter auf dem Terrain des heutigen Bahnhofs von Mürzzuschlag bei Bauarbeiten zur Errichtung der Südbahn einen steinernen Mörser voll mit römischen Münzen. Der Großteil von ihnen gelangte in das Joanneum. Dort wurde der Schatz jedoch nicht als Ensemble verwahrt, sondern in die Generalsammlung der römischen Kaisermünzen eingereiht.

Im Lauf der Zeit ging das Wissen darüber verloren, welche Münzen zum Schatz gehören. Im Jahr 2006 ist es gelungen, mehr als 100 Münzen zu identifizieren, die den Hauptbestand des Silberschatzes von Mürzzuschlag ausmachen. Die Arbeiten stützten sich dabei auf die Auswertung archivalischer Quellen aus dem 19. Jahrhundert, die durch ihre detaillierten Beschreibungen die Auffindung der Münzen in der Generalsammlung und die Rekonstruktion des Schatzes ermöglichten.

Die früheste Münze des Schatzes stammt aus der Zeit des Kaisers Antoninus Pius (138-161 n. Chr.), die spätesten wurden unter Gordianus III. (238-244 n. Chr.) geprägt. Der Münzhort kann als Rücklage gedeutet werden, die als „,Notgroschen" für schlechtere Zeiten angespart wurde und nach 241 n. Chr. unter die Erde kam.

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Schatz von Adriach
Südlich der Burg Rabenstein bei Frohnleiten, nicht weit von der markanten Erhebung des Kugelsteins mit seiner römerzeitlichen Ansiedlung und einem dem Hercules und der Victoria geweihten Heiligtum, fand am 27. Februar 1952 ein Arbeiter beim Abgraben einer Schottergrube in rund 1 m Tiefe ein Tontöpfchen, das fast bis zum Rand mit römischen Münzen gefüllt war. In römischer Zeit verlief hier die wichtigste Straße der Römerstadt Flavia Solva in Richtung Norden - heute ist es der Mur-Radweg, auf dem man zur Fundstelle des Adriacher Münzschatzes gelangt.

Die bestens erhaltenen Denare und Antoniniane stammen aus der Zeit vom Ende des 2. bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. Der Schatz umfasst unter anderem Münzen der Kaiser Septimius Severus, Elagabal und Gordianus III. Die Reihe wird abgeschlossen durch einen Antoninian des Valerian aus dem Jahr 253 n. Chr. Vielleicht stellt der Adriacher Münzschatz die erste große "steiermärkische Sparkasse" eines römischen Ansiedlers dar, der nicht mehr dazu gekommen ist, sie wieder an sich zu nehmen. Die Verbergung des Hortes kann mit der unruhigen Lage um 254 n. Chr. zusammenhängen, als Alemannen die Donaugrenze überrannten und Markomannen die Provinz Pannonien plünderten. Der Anlass für die Verbergung muss aber nicht eine unmittelbare kriegerische Bedrohung gewesen sein. Es kann bereits die Angst vor einem zu erwartenden Angriff ausgereicht haben.

Von den 288 Münzen des Adriacher Schatzes sind 261 ausgestellt. Der Großteil von ihnen wurde in Rom geprägt.
Einige stammen aus den im Osten des Römischen Reiches gelegenen Prägestätten Antiochia, heute Antakija (im Südosten der Türkei an der syrischen Grenze), und Viminacium im heutigen Serbien.

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Gordianus III. (238-244 n. Chr.), Münzmedaillon, Rom, 242 n. Chr., Vorderseite

Die sehr seltene Goldmünze des Kaisers Gordianus III. aus dem Jahr 242 n. Chr. wurde bald nach ihrer Prägung zu einem Schmuckstück umgearbeitet. Ihre in Durchbruchstechnik ausgeführte Fassung ermöglichte eine Verwendung als Anhänger oder Glied einer Kette. Das Porträt zeigt die Jugend des Herrschers, der im Jahr 238 n. Chr. als knapp Dreizehnjähriger den Thron des Imperium Romanum bestieg.

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Das Ehrenzeichen der Republik Österreich
Vor 100 Jahren - am 4. November 1922 - beschloss der Nationalrat das Bundesgesetz über die Schaffung von "Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich". Bei der Gestaltung der Dekorationen entschied man sich in bewusster Abkehr von den Ritter- und Verdienstorden der k. u. k. Monarchie für das charakteristische Krückenkreuz, rot oder weiß emailliert.

Im Ständestaat wurde das Ehrenzeichen von der Bundesregierung im Jahr 1934, unter Beibehaltung des Aussehens und seiner mittlerweile 16 Grade, in den „österreichischen Verdienstorden" mit affiliierten, d. h. angegliederten, Verdienstzeichen und Verdienstmedaillen umgewandelt bzw. umbenannt. Nach dem sogenannten „Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde auch in der „Ostmark" das deutsche Auszeichnungswesen eingeführt und überdies ein Trageverbot für den Verdienstorden erlassen.

Vor 70 Jahren - am 2. April 1952 - knüpfte der Nationalrat mit der erneuten Stiftung einer Bundesauszeichnung an das Jahr 1922 an und stiftete wiederum ein „Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich" mit 15 Graden, aber anders gestalteten Insignien in Form rot-weiß-rot emaillierter Malteserkreuze.

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Die Verleihung und Überreichung der Ehrenzeichen
Nach dem Wortlaut des Bundesgesetzes vom 2. April 1952 über die Schaffung von Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich werden Verdienste um die Republik Österreich durch die Verleihung von Ehrenzeichen gewürdigt. Das im Jahr 1953 erlassene Statut für das Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich präzisiert, dass das Ehrenzeichen an Personen verliehen wird, die für die Republik Österreich hervorragende gemeinnützige Leistungen vollbracht und ausgezeichnete Dienste geleistet haben. In der Praxis wird das Wort "und" des Verordnungstextes als „oder" verstanden.

Jede Person kann Vorschläge für die Verleihung einer Auszeichnung beim sachlich zuständigen Bundesministerium einreichen - ausgenommen für sich selbst oder für nahe Familienangehörige. Der Ministerin*dem Minister obliegt dann die Bewertung der zu ehrenden Verdienste aus den unterschiedlichen politischen, wirtschaftlichen, kulturellen oder humanitären Bereichen. Nach ausdrücklicher Zustimmung der*des zu Ehrenden wird die Auszeichnung beantragt und nach der Prüfung vom Bundespräsidenten verliehen.

Die Ehrenzeichen, Verdienstkreuze und Verdienstmedaillen der Republik Österreich werden mit Entschließung des Bundespräsidenten auf Vorschlag der Bundesregierung verliehen. Die Überreichung der Dekorationen und Urkunden nimmt der Bundespräsident in seltenen Fällen persönlich im Rahmen eines Festaktes vor, meistens delegiert er sie an die Landeshauptleute oder die Mitglieder der Bundesregierung, und diese wiederum oft an Spitzenbeamte der jeweiligen Ministerien.

1 Österreichischer Verdienstorden (1934-1938) Großkreuz I. Klasse; Kleinod am Band mit Bruststern
2 Österreichischer Verdienstorden (1934-1938) Kleindekoration zum Großkreuz I. Klasse; Ritterkreuz I. Klasse mit aufgelegtem Miniaturstern
3 Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2. Republik) Großes goldenes Ehrenzeichen am Bande;
Kleinod am Band mit Bruststern; Dekoration von Handelsminister DDDr. Udo Illig (1897-1989)

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Die Klassen der Orden und Ehrenzeichen sowie ihre Trageweise
Orden und Ehrenzeichen werden meist in mehreren Klassen (Graden) verliehen, abgestimmt auf die zu würdigenden Verdienste, aber auch auf den (protokollarischen) Rang der Ausgezeichneten. Die Dekorationen der verschiedenen Klassen können sich in Aussehen, Größe, Material oder Trageweise unterscheiden. Die internationale Nomenklatur kennt, wie unten dargestellt, fünf Ordensklassen; jede von ihnen hat eine eigene Bezeichnung und Trageweise.

Auf diese Klassen folgen im Rang die Verdienstkreuze (Verdienstzeichen) und danach die Verdienstmedaillen, beide oft in den Stufen Gold, Silber und Bronze. In Österreich werden Großkreuze nur von der Republik verliehen. Die höchsten Dekorationen der Bundesländer sind Großoffiziere. Die Gemeinden verleihen meist nicht tragbare Ehrenmedaillen oder Ehrennadeln mit dem Gemeindewappen, selten Dekorationen, die am Band auf der Brust getragen werden.

Großkreuz
Das Kleinod (die Insignie) wird an einer Schärpe, an einem breiten Schulterband (meist von der rechten Schulter zur linken Hüfte), getragen; der dazugehörige Stern meist auf der linken Brustseite. Die Schärpen für Damen sind etwas schmäler als jene für Herren. An geistliche Würdenträger (wie Kardinäle oder Erzbischöfe) werden Großkreuze an einem Halsband in der Breite der Schärpe überreicht.

Großoffizier oder Großkomtur
Das Kleinod wird von Herren an einem Halsband, das deutlich schmäler als die Schärpe ist, getragen, von Damen an einer größeren Masche; der dazugehörige, in der Regel etwas kleinere Stern gleichfalls meist auf der linken Brustseite.

Kommandeur oder Komtur
Das Kleinod wird von Herren an einem Halsband, von Damen an einer Masche getragen.

Offizier
Das Kleinod wird meist auf der linken Brustseite getragen. Oft unterscheidet sich die Klasse der Offiziere nur durch die auf das Band, das wiederum schmäler als das Halsband ist, aufgelegte Rosette von den Rittern. In Österreich sind die Kleinode Brust-Steckkreuze, die ohne Band an einer Nadel getragen werden.

Ritter oder Dame
Das Kleinod wird am Band meist auf der linken Brustseite getragen. In Österreich werden diese Bänder für Herren zu einem Dreieck gefaltet, für Damen zu einer Masche genäht.


1 Österreichischer Verdienstorden (1934-1938) Komturkreuz I. Klasse mit dem Stern; Kleinod am Halsband mit Bruststern
2 Österreichischer Verdienstorden (1934-1938) Kleindekoration zum Komturkreuz 1. Klasse mit dem Stern; Ritterkreuz I. Klasse mit aufgelegtem Miniaturstern
3 Ehrenzeichen des Landes Steiermark Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern; Kleinod am Halsband mit Bruststern, Dekoration von LHStv. a. D. Prof. Kurt Jungwirth
4 Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2. Republik) Großes goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern; Kleinod am Halsband mit Bruststern, Dekoration von LHStv. a. D. Prof. Kurt Jungwirth

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Burgenland
Das Ehrenzeichen des Burgenlandes wurde im Jahr 1961 geschaffen und weist seit 2020 mit dem Verdienstkreuz und den beiden Verdienstmedaillen neun Stufen auf. Es wird an Personen verliehen, die durch öffentliches oder privates Wirken besondere Leistungen für das allgemeine Wohl erbracht oder das Ansehen und die Entwicklung des Burgenlandes gefördert haben.

Grundtypus des burgenländischen Ehrenzeichens ist ein rot emailliertes Malteserkreuz mit goldenem Rand, dessen Arme durch einen aufstrebenden goldenen Lorbeerkranz verbunden werden und dem mittig das Landeswappen aufgelegt ist. Die Verdienstmedaillen zeigen auf der Vorderseite das zu beiden Seiten von je einem Lorbeerzweig flankierte Landeswappen und auf der Rückseite die Inschrift,,FÜR / VERDIENSTE“.

1961 wurde im Gedenken an die Entstehung des Burgenlands 1918 bis 1921 auch die „Erinnerungsmedaille für Verdienste um den Anschluss des Burgenlands an Österreich" gestiftet. Sie wurde bis 1967 an ca. 1400 Personen verliehen, die den Anschluss gefördert und sich darum verdient gemacht hatten, dass das Burgenland 1921 zum neunten Bundesland Österreichs wurde.


1 Komturkreuz mit dem Stern des Landes Burgenland; Kat.-Nr. 107, Österreichische Gesellschaft für Ordenskunde
2 Großes Ehrenzeichen des Landes Burgenland; Kat.-Nr. 108, Österreichische Gesellschaft für Ordenskunde
3 Verdienstkreuz des Landes Burgenland; Kat.-Nr. 109, Österreichische Gesellschaft für Ordenskunde
4 Goldene Medaille des Landes Burgenland; Kat.-Nr. 110, Österreichische Gesellschaft für Ordenskunde
5 Erinnerungsmedaille für den Anschluss des Burgenlands an Österreich; Kat.-Nr. 111, Österreichische Gesellschaft für Ordenskunde

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Kurze Zeit nach der Erfindung der Münze begannen auch die Falschmünzer mit ihrer Arbeit. Falschmünzer produzieren illegale und strafbare Nachahmungen von Münzen, die als geltende Zahlungsmittel im Umlauf sind. Um durch die Fälschungen Profit zu erzielen, gaben sie den Münzen ein geringeres Gewicht oder sie verwendeten statt des vorgeschriebenen teuren Edelmetalls unedles Metall, das billiger ist.

Mit einem Probierstein aus schwarzem Pyrit wurde der Edelmetallgehalt von Gold- und Silbermünzen geprüft. Die Münze wurde so fest über den Stein gezogen, dass sie auf ihm einen metallischen Strich hinterließ. Die Färbung dieses Strichs wurde mit Strichen verglichen, die von Probiernadeln mit einem bekannten Feingehalt stammten. Aus der Ähnlichkeit der Färbung wurde dann auf den Feingehalt der Münze geschlossen.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Münzen wurden aber auch mit Waagen und Gewichten auf ihre Echtheit überprüft. Falschmünzen oder an ihrem Rand beschnittene Münzen wurden durch ihr geringeres Gewicht überführt. Die älteste Form der Waage ist die Balkenwaage. Der Drehpunkt befindet sich exakt in der Mitte des Waagbalkens. Auf die eine Waagschale wird der Gegenstand gelegt, dessen Gewicht zu bestimmen ist. Auf die andere Waagschale kommt ein entsprechendes, genormtes Gewicht, um das Gleichgewicht zu erreichen.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Schloss Eggenberg in Graz ist die größte und bedeutendste barocke Schlossanlage der Steiermark. Es zählt mit seiner erhaltenen originalen Ausstattung, dem weitläufigen Landschaftsgarten sowie mit den im Schloss untergebrachten Sammlungen des Universalmuseum Joanneum zu den wertvollsten Kulturgütern Österreichs. Als Stammsitz des Adelsgeschlechts Eggenberg zeigt es mit seiner Bau- und Ausstattungsgeschichte den Wandel und das Mäzenatentum des einst mächtigsten Geschlechtes der Steiermark. 2010 wurde das Schloss in einer Erweiterung dem bestehenden UNESCO-Welterbe Stadt Graz–Historisches Zentrum hinzugefügt.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Das Schloss befindet sich im Westen der Landeshauptstadt Graz am Fuß des Bergs Plabutsch. Neben der historischen Gartenanlage und den Prunkräumen des Schlosses bietet Eggenberg auch die Möglichkeit des Besuches folgender Sammlungen: Im Norden des Schlossparkes befinden sich der Planetengarten und das daran anschließende Archäologiemuseum. Die numismatische Sammlung sowie die Alte Galerie sind im Schloss untergebracht.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Gotische Marienkapelle vor 1470
Sie befindet sich im ältesten Teil des Schlosses, der noch aus dem Spätmittelalter stammt. Balthasar Eggenberger, reicher Handelsherr und ebenso erfolgreicher wie skrupelloser Münzmeister Kaiser Friedrichs III., ließ vor 1470 diese Kapelle in sein gerade erworbenes Schloss einbauen. Er ist auch der Stifter des kostbaren Flügelaltars, auf dessen Mitteltafel die Kirchenpatrone - Madonna und die Heiligen Fabian und Sebastian - dargestellt sind. Die offenen Flügel zeigen Bilder der 12 Apostel, die geschlossene Werktagsseite 12 Nothelfer.

Balthasar starb 1493 unter ungeklärten Umständen im Kerker der Grazer Schloßbergfestung, wo er dem Kaiser noch 34.000 Gulden "leihen" musste. Begräbnis und Grablege in der von ihm gestifteten Allerheiligenkirche im Paradeis, nahe dem ehem. Murtor, waren jedoch prächtig und ehrenvoll. Sie ist längst zerstört, nur sein kostbarer Grabstein aus Rotmarmor ist noch erhalten und heute hier (an der linken Wand) aufgestellt. Er zeigt erstmals das Familienwappen mit den drei gekrönten Raben, das Balthasar für sich gewählt hatte.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Die Beletage von Schloss Eggenberg hat ihr ursprüngliches Erscheinungsbild bis heute nahezu unverändert erhalten. Der Zyklus von 24 Prunkräumen mit originaler Ausstattung des 17. und 18. Jahrhunderts gehört zu den bedeutendsten Ensembles historischer Innenräume, die Österreich besitzt.
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 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Hendrik de Clerck (um 1570-1630) - Urteil des Paris,  Öl auf Leinwand

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Jean Boulogne genannt Giambologna (1524 - 1608) - Mars, Bronze

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Der Triumphator
Erzherzog Ferdinand (1578-1637) Regent von Innerösterreich, sieht sich als standhafter Vorkämpfer des katholischen Glaubens. Unter dem Einfluss seiner streitbaren Mutter und jesuitischen Lehrer wird der Kampf gegen die "Ketzerei" zu seiner Lebensaufgabe. Sein biblischer Wahlspruch zeigt, auf welcher Seite er sich sieht: Legitime certantibus - unter den gerecht Streitenden, denen Gott die Krone der Gerechtigkeit verleihen wird.

Der protestantische Gegner wird in diesem Programmbild des Hofmalers zum Inbegriff des Bösen, der keine Nachsicht verdient. Wer ihn bekämpft, kommt dem himmlischen Teufelsbesieger gleich. Daher erscheint Ferdinand in der Pose des Erzengels Michael. Der Unterlegene ist nicht mehr Satan, sondern die „Irrlehre", eine hässliche Alte, die von Zeit und Wahrheit entlarvt wird. Weltliche Motive aus der heidnischen Antike werden herangezogen, um die Rolle des christlichen Triumphators zu veranschaulichen: Minerva, die Göttin der Weisheit, steht dem Sieger zur Seite.

1619 wird Ferdinand zum römischen Kaiser gewählt. Seine Regierung steht ganz im Zeichen der Gegenreformation, die er nun auf Reichsebene durchzusetzen versucht. Ein Dreißigjähriger Krieg ist die Folge, der sein Reich verwüstet zurücklässt.

Giovanni Pietro de Pomis (1569-1633) - Erzherzog Ferdinand als gerechter Streiter, Öl auf Leinwand

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Der Kampf um die Seelen - Im Zeitalter der Glaubensspaltung
Ganz Europa steht um die Mitte des 16. Jahrhunderts im Zeichen der Spaltung in Katholiken und Protestanten. Beide Lager stehen einander unversöhnlich gegenüber. Die protestantische Kritik zielt ab auf den exzessiven Heiligenkult und den Sittenverfall bei vielen Vertretern der Kirche. Sakramentenlehre und Papsttum werden abgelehnt. Darauf reagiert die römische Kirche mit dem Konzil von Trient. Die angefochtenen Lehrinhalte werden dort bekräftigt. Umfassende Reformen folgen. Der Klerus wird diszipliniert, die praktische Seelsorge neu belebt, das Unterrichtswesen erneuert. Die katholische Kirche sieht sich als Kämpferin für die Wahrheit. Eine Elitetruppe im Wortsinne ist der Jesuitenorden, dessen Mitglieder sich als geistliche Soldaten Christi verstehen. In diesem Kampf wird auch die Kunst zur Waffe, ein ideales Instrument der Glaubensverbreitung.

Sehen heißt lernen - Glaubensunterweisung
Teodoro Ghisis Gemälde ist ein gemalter Katechismus. Wie auf einer Schautafel für die Glaubensunterweisung, die Katechese, werden die Inhalte in anschaulicher Form illustriert. Gläubige sollen das Glaubensbekenntnis Satz für Satz nachvollziehen, indem sie Bild für Bild betrachten und entschlüsseln. Getreu dem Schöpfungsbericht benannt das Bekenntnis gleich zu Beginn den einen Gott als Schöpfer der Welt.

Teodoro Ghisi (1536-1601) - Symbolum Apostolorum, dat. 1588, Öl auf Leinwand, Aus der Grazer Burg

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Über Land und Meer - holländische Landschaften
Die bruchlose Verbindung von Land und Meer. der gleitende Übergang von einem Element zum anderen ist ein Hauptthema der holländischen Landschaftsmalerei. Hintergrund ist eine beispiellose Erfolgsgeschichte: Aus einer Randlage heraus gelingt dem Land der Aufstieg zur weltumspannenden See- und Handelsmacht. Dieser Erfolg ist teuer erkauft: Erst nach jahrzehntelangem Krieg gegen Spanien wird die politische und religiöse Unabhängigkeit erreicht. Die Holländer werden nicht nur zu Herren der Meere, auch ihr Land gewinnen sie den Fluten durch Eindeichung ab. Stets ist man sich der Gefahr durch Sturmfluten bewusst. Die Fluss- und Meeresbilder enthalten immer eine Mahnung.

Jan Abrahamsz. Beerstraten (1622-1666) - Hafenansicht, Öl auf Leinwand, Leihgabe Kaiserschild-Stiftung

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Der Traum vom Überfluss
Genoech is meer als veel. Genug ist mehr als viel.
Motto nach Hesiod auf einem gravierten Becher, Holland 1642

Das gesteigerte Interesse an der Natur lässt diese selbst zum Thema der Kunst werden. Naturstudium führt zur Nachahmung, der imitatio. Die detaillierte Wiedergabe von Pflanzen und Tieren soll ein Beweis für das technische Können des Malers sein. Feldfrüchte und Jagdbeute gewinnen greifbare Gegenwart, als seien sie eben erst geerntet oder erlegt worden. Daraus spricht auch eine tiefe Sehnsucht nach Sättigung, nach der Erfüllung eines menschlichen Grundbedürfnisses - keine Selbstverständlichkeit in einer Zeit, die von Mangel geprägt ist. Die Fülle der Natur wird zum Mittel der Repräsentation: Ihre Darstellung soll ein gut regiertes Land widerspiegeln. Üppige Jagdstillleben, der quellende Überfluss der Feldfrüchte dienen auch als Beweis für die Fähigkeit des Regenten, zum Wohle des Landes zu handeln.

Flämischer Maler, um 1650 - Marktszene, Öl auf Leinwand

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Flämischer Maler, um 1650 - Marktszene, Öl auf Leinwand

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Dirk Valkenburg (1675-1721) - Öl auf Leinwand, Jagdstillleben mit Hase, Leihgabe Kaiserschild-Stiftung

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Verbotenes Vergnügen
Vorhang auf für ein Theaterspiel: Schauplatz ist ein niederländisches Bürgerhaus, eigentlich ein Ort von Reinlichkeit und Ordnung, vor allem aber tugendhaften Lebenswandels. Das junge Paar ist davon aber weit entfernt: Ihm geht es um sinnliches Vergnügen, um Sex, befeuert durch reichlichen Alkoholgenuss. Die Epoche sieht darin ein unmoralisches Verhalten, bestimmt durch die Todsünde der Wollust, luxuria. Die niederländische Genremalerei des Goldenen Zeitalters entwickelt visuelle Codes für Dos, doch vor allem für Dont's: Grundlage ist eine strenge, protestantisch geprägte Moral, wie sie von Kanzeln und auf Theaterbühnen gepredigt wird.

Die junge Frau ist wie der Papagei im Käfig ihrer Ehe gefangen. Noch wehrt sie den jungen Mann ab, dessen Begehren von der tropfenden Zinnkanne drastisch illustriert wird. Auch Kohlebecken und Pfeife stehen für Unzucht. Mit dem zerbrochenen Glas und der geknackten Nuss am Boden nimmt der Maler den Ausgang der Geschichte schon vorweg.

Jan Steen (1626-1679) - Liebesszene, Öl auf Holz, Leihgabe Kaiserschild-Stiftung

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Eisiges Vergnügen
Zwischen 1570 und 1700 erlebt Europa eine,,Kleine Eiszeit". Die Temperaturen fallen um mehr als vier Grad. Ein Panzer aus Schnee und Eis überzieht weite Teile des Kontinents. Schwere Krisen wie Missernten und Hungersnöte sind die Folge. Der akute Mangel an Nahrung verschärft die sozialen Spannungen und schwächt die ohnehin vom Krieg geplagte Bevölkerung. In all dem sieht man das Zeichen eines göttlichen Strafgerichts. Die niederländischen Maler beobachten dies sehr genau und veranschaulichen die Macht des Klimas über die Menschen, die sich ihrer Hinfälligkeit aufs Neue bewusst werden. Doch lehren diese strengen Bedingungen auch Lebenskunst und der unbarmherzigen Härte der Natur zu trotzen: Winterfreuden sind ein stets wiederkehrendes Thema der Malerei. In allen Einzelheiten kann man das winterliche Treiben beobachten: Der Kampf gegen die Kälte wird zum sportlichen Zeitvertreib. Auf den zugefrorenen Flüssen wärmen sich die Menschen mit Eislaufen und beim Kolf, einer Art Eishockey.

Landschaften en gros - der Traum von Arkadien

Künstler überqueren die Alpen, um im Süden ihr Traumland zu finden. Adelige brechen zur Grand Tour auf, der obligaten Bildungsreise. Sie alle sind viele Jahre lang unterwegs. Die ständigen Reisen erweitern buchstäblich den eigenen Horizont. Ein neuer Bildtypus entsteht: die dekorative Landschaft, ein Fantasieprodukt, bereichert um Beobachtungen und Erinnerungen, wie es als Wandschmuck tausendfach wiederholt wird. Immer wieder sind Ruinen zu sehen, gefeierte Zeugen antiker Größe oder traurige Hinterlassenschaft vergangener Kriege. Davor tummelt sich malerisch wirkendes Landvolk: Bauern und Hirten, deren harte Lebensbedingungen ausgeblendet werden. So lebt im Norden der Traum vom antiken Arkadien fort, Schauplatz einfachen, aber ungekünstelten Lebens. Wer Grundbesitzer ist, ahmt solche Orte auf eigenem Boden nach: Der Landschaftsgarten, in England erfunden, findet lebhafte Nachfolge.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Johann Georg Dorfmeister (1736-1786) - Venus und Amor, Alabaster

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Jacob van Schuppen (1670-1751) - Kaiser Karl VI. (1685-1740), Öl auf Leinwand

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Pietro della Vecchia (1605-1678) - Judith mit dem Haupt des Holofernes, Öl auf Leinwand

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Josef Stammel (1695-1765) - Hl. Joachim & Hl. Anna, Holz, Aus der Stiftskirche Admont

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Martino Altomonte (um 1657-1745) - Hl. Hieronymus, dat. 1735, Öl auf Leinwand
Martino Altomonte (um 1657-1745)- Hl. Maria Magdalena, dat. 1733, Öl auf Leinwand

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Zeitenwende - Am Vorabend der Aufklärung
Die Epoche Kaiser Josephs II. (reg. 1780-1790) ist die Zeit der Aufklärung und Toleranz. Die katholische Kirche bleibt prägende religiöse Kraft, doch verliert sie ihr Monopol, viele Klöster werden aufgehoben. Die Protestanten erhalten, wenn auch eingeschränkt, Glaubensfreiheit. Der Bedarf nach Altarbildern ist weiterhin groß. Ihn befriedigt Martin Johann Schmidt, genannt „der Kremser Schmidt". Er hinterlässt ein umfangreiches, vielgestaltiges Werk, das geistliche und weltliche Stoffe behandelt. Vorbild sind große Meister wie Rubens und Rembrandt. Eine neue Mode kommt auf, das „Rembrandtisieren“, wie es der Grazer Johann Georg Edlinger zeitlebens tut. Angelika Kauffmann, die in London zur Star-Malerin wird, nimmt die Kunst van Dycks zum Vorbild: the Vandyke manner. In Wien pflegt Johann Baptist Lampi d. Ä. einen neuen Porträtstil: Auch der Habsburgerhof schätzt nun Natürlichkeit und Grazie. Höfische Repräsentation verbindet sich mit bürgerlicher Sentimentalität. Der Geschmackswandel kündigt eine neue Epoche an.

Johann Nepomuk Probst (1756-1824) Nach Georg Raphael Donner - Pietà, Holz

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Alte Galerie im 1. Stock ermöglicht einen Rundgang durch ein faszinierendes Universum europäischer Kunst! Strahlende gotische Tafeln geben ein Abbild des Himmels, Göttergestalten aus der Renaissance beschwören den Geist der Antike und eine rauschende Farbenpracht erschließt die Welt des Barocks.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Das Münzkabinett im Erdgeschoss erzählt einprägsame Münzgeschichten aus der Steiermark – vom Panthertaler und der Goldmünze bis zum Renaissance-Medaillenkleinod Erzherzog Karls II. von Innerösterreich.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Der Aufstieg Hans Ulrichs von Eggenberg zum europäischen Staatsmann unter Kaiser Ferdinand II. machte es notwendig, den provinziellen mittelalterlichen Familiensitz im Westen von Graz zur fürstlichen Residenz mit höchstem repräsentativem Anspruch auszubauen. Ab 1625 entstand eine Schlossanlage, die den neuen Rang des Hausherren überzeugend zum Ausdruck bringen sollte.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Fürst Hans Ulrich beauftragte 1625 unmittelbar nach seiner Ernennung zum Statthalter von Innerösterreich den Hofarchitekten Giovanni Pietro de Pomis als „Obristen Paumaister“ mit der Planung des neuen Schlosses. Seine enormen Bargeldreserven erlaubten ihm auch in Kriegszeiten, den Rohbau – unter Verwendung großer Teile des Altbestandes – in nur zehn Jahren fertigzustellen. Nach dem Tod de Pomis‘ 1631 führten dessen Poliere, Pietro Valnegro und Antonio Pozzo, den Bau zu Ende. Ab der Jahrhundertmitte war das Haus benutzbar und zumindest temporär auch bewohnt. Der Hauptwohnsitz war zu dieser Zeit jedoch immer noch das Stadtpalais am Fuße des Schlossbergs (heute befindet sich dort das „Museum der Geschichte“, Sackstraße 16). Erst Fürst Johann Seyfried von Eggenberg, Hans Ulrichs Enkel, brachte die Arbeiten am Schloss in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts mit der Ausstattung der Prunkräume und des Planetensaals 1685 zum Abschluss.

Nach dem Aussterben der Familie Eggenberg im Mannesstamm wurden die Prunkräume von 1754 bis 1763 modernisiert und dem Zeitgeschmack angepasst. Auftraggeber dieser Veränderungen waren die letzte Fürstin Maria Eleonora von Eggenberg und ihr dritter Ehemann Johann Leopold Graf Herberstein. Die heute noch erhaltenen Interieurs mit den drei ostasiatischen Kabinetten sowie die Schlosskirche, die anstelle eines Theaters eingebaut wurde, stammen aus dieser Zeit. Allerdings wurden die Räume nur wenige Jahre, und zwar bis 1789, benutzt. Danach ging das Haus in den Besitz einer anderen Linie der Familie Herberstein über, die Eggenberg kaum bewohnte. Die Rokoko-Einrichtung und der große Deckenzyklus des 17. Jahrhunderts blieben unverändert erhalten.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Eggenberg war nach 1789 im Erbwege an die ältere Hauptlinie der Reichsgrafen Herberstein gekommen, die ihren Lebensmittelpunkt im weit entfernten Schlesien hatte und das Schloss nur wenige Wochen im Jahr besuchte. Am Beginn des 19. Jahrhunderts ließ Johann Hieronymus Graf Herberstein („Jérôme“) zwar den formalen Barockgarten dem Zeitgeschmack entsprechend in einen englischen Landschaftspark verwandeln, die Prunkräume jedoch blieben vollkommen unberührt. Als unmodern betrachtet und von seltenen Besuchern in Begleitung des Kastellans bestaunt, fielen sie in einen über 100 Jahre andauernden „Dornröschenschlaf“. So sind das erste Inventar des 18. Jahrhunderts und die ersten Fotos um 1900 noch fast identisch. Aus heutiger Sicht war diese lange Periode des Stillstands für den Erhalt der Einrichtung und Dekorationen ein besonderer Glücksfall. Nur die Wohnräume der Familie im ersten Stock wurden nach 1850 mehrmals verändert und modernen Bedürfnissen angepasst.

Nach dem Ersten Weltkrieg war die Familie Herberstein aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, das Haus zu verkaufen, das schließlich im Jänner 1939 vom Land Steiermark erworben wurde. Bis 1945 waren hier Klassen der „Reichsmusikschule“ untergebracht. Nach Kriegszerstörungen und umfangreichen Restaurierungen wurde es 1948 beim Landesmuseum Joanneum eingegliedert und 1953 als „Barockmuseum“ für das Publikum geöffnet.
 
Die „Abteilung Schloss Eggenberg“ war seit 1972 in den Verband des Joanneums eingegliedert und wurde ab 2003 systematisch zum zentralen Standort der Sammlungen Alter Kunst des Joanneums ausgebaut. Die Schlossanlage mit ihren kostbaren historischen Interieurs und sorgfältig restaurierten Gärten stellt seit der Neuaufstellung der Alten Galerie im ersten Stock (2005), der Wiedereröffnung des Münzkabinetts (2007) und dem Neubau des Archäologiemuseums im Schlosspark (2009) ein Highlight der österreichischen Museumslandschaft dar.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Der Schlosspark zählt mit seinen historischen Rosen am Rosenhügel, dem Planetengarten, dem Herrschaftsgartel, dem Garten am Südpavillion und dem Obstgarten zu den kostbarsten Gartendenkmalen des Landes. Genießen Sie einen Spaziergang durch den malerischen Landschaftsgarten, der seit seiner Entstehung im frühen 17. Jahrhundert viele Veränderungen erlebt hat.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Seit 1. August 2010 zählt Schloss Eggenberg zum UNESCO-Weltkulturerbe „City of Graz – Historic Centre and Schloss Eggenberg“.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Der Rosenhügel
Ab 1833 sollte Graf Herbersteins Meisterstück entstehen: ein Aussichtberg, der gleichzeitig auch ein Rosengarten war.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Der Schlosspark von Eggenberg mit seinen großzügig gestalteten Baumgruppen und Wiesenräumen sowie mit seinen malerischen Szenerien zeugt heute noch von einer Parkpoesie, die nur an wenigen Stellen von Österreich so ursprünglich, wie sie im 19. Jahrhundert gedacht wurde, erhalten geblieben ist. Nach 1810 war Schloss Eggenberg nur noch während einiger Wochen im Jahr bewohnt. Unter Johann Hieronymus Graf Herberstein und seiner Frau Marie Henriette begann die große Umgestaltung des formalen Barockgartens zum heute noch bestehenden Landschaftsgarten im englischen Stil.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Planetengarten
Der verlorene Küchengarten des Schlosses wurde 2004 nach einem Entwurf von Helga Maria Tornquist neu angelegt. Ihre Gestaltung greift in spielerischer Form das uralte System planetarischer Signaturenlehre auf und stellt so einen Zusammenhang mit dem Bildprogramm von Schloss Eggenberg her. Seit der Antike besteht die Vorstellung von einem verborgenen Zusammenhang aller Elemente des Kosmos. In diesem Weltmodell sind Oben und Unten, Himmlisches und Irdisches, durch ein System von sieben Seinsketten verbunden. An der Spitze jeder Kette steht eine Planetengottheit, die alle sympathischen, also ihr wesensverwandten Erscheinungsformen beeinflusst. Dabei hat jeder Planet nicht nur unter den Menschen Kinder, die seine Eigenschaften zum Ausdruck bringen, sondern auch Tiere, Pflanzen, Mineralien, Orte und Tätigkeiten, Farben und Formen tragen seine Signatur. Aus diesem Vokabular sind hier poetische Gartenräume geformt, die unter dem Signum der sieben klassischen Planeten stehen. Das Universum dieses Gartens ist also kein astronomisches, sondern ein philosophisch-literarisches. Es führt das humanistische Programm des Schlosses fort.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Venus gilt als Gegenspielerin des herrischen Mars, das weibliche Prinzip, Idee der Liebe und Lust. Sie tritt dem starren, eisengepanzerten Mars als nachgiebige, weiche Form entgegen. Schönheit und Harmonie, Luxus und Glanz regieren in ihrer kunstvollen Welt der schönen Oberfläche, die von Duft erfüllt ist. Venus ist die sanfte Berührung, die Herrin der blühenden Erde im Mai. Dem Venusprinzip sind zwei Gartenräume gewidmet. Für die himmlische Venus, die mit dem Tierkreiszeichen Waage verbunden wurde, steht hier natürlich ein Rosengarten. Im Mythos entsteht die Rose aus den Tränen der Göttin, die sich mit dem Blut ihres Geliebten Adonis vermischen. So spiegelt sie die Schönheit beider Liebenden. Historische Alba-, Bourbon- und Damaszenerrosen sind hier zu kostbaren Ensembles vereinigt. Zarte Sternmagnolien, Duftschneeball, Flieder und Jasmin bilden Akzente im Frühling.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Archäologiemuseum Schloss Eggenberg
Lebensspuren aus der Vergangenheit zu Themen, die unter die Haut gehen: Das Archäologiemuseum zeigt mehr als 1200 kostbare Objekte aus dem Gebiet der heutigen Steiermark, des heutigen Sloweniens, der klassischen griechisch-römischen Antike sowie Ägyptens in einer grundlegend neu gestalteten Dauerausstellung, die wissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt und zeitlose Fragen menschlicher Existenz aufgreift.

Die Höhepunkte der Ausstellung stammen aus der heutigen Steiermark: Hallstattzeitliche Objekte von Weltrang wie der berühmte Kultwagen von Strettweg, die Maske von Kleinklein oder die Prunkgefäße aus den Gräbern von Kleinklein doku- mentieren die kulturelle Geschichte unseres Landes ebenso wie der wertvollste steirische Fund aus der Römerzeit - der Silberbecher von Grünau.

Das Archäologiemuseum zeigt auch die Grenzen unseres Wissens über die Vergangenheit auf - die Objekte werden daher nicht primär in ihrem Fundzusammenhang gezeigt, sondern als wiederkehrende Ausdrucksformen menschlicher Grundbedürfnisse. Die Ausstellung lädt dazu ein, mögliche Antworten auf zeitlose Fragen an das Mensch-Sein zu gewinnen - Interviews mit bekannten Österreicher/innen liefern dazu Denkanstöße.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Das Archäologiemuseum zeigt mehr als 1.200 Objekte, die als „Lebensspuren“ Ausgangspunkte für Fragen bilden, die die Menschen seit Jahrtausenden bewegen. Höhepunkte der Dauerausstellung sind hallstattzeitliche Objekte von Weltrang wie der Kultwagen von Strettweg oder die Maske von Kleinklein.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Bodenmosaikfragment, Darstellung der Europa auf dem Stier, FO: Pettau (Ptuj), Slowenien

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Grabporträtmedaillon, für einen Centurio, FO: Seggauberg

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Das Archäologiemuseum soll auch vermitteln, wie begrenzt und bruchstückhaft unser Wissen über die Vergangenheit oft ist, sodass manche Fragen offen bleiben müssen. Die zeitlich und räumlich weit gestreuten Ausstellungsstücke werden daher weniger in ihrer kontextbezogenen historischen Dimension verstanden, sondern als archetypische Konstanten menschlicher Grundbedürfnisse.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Grabporträtmedaillon, mit Büste eines Schreibers, FO: Flavia Solva, Wagna

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Mumie des Pahes mit Sarg, der Sohn des Scha-en-nofer und der Hor-tasnacht.
Holz, Leinwand, Bemalung und Vergoldung; Ägypten; ptolemäische Zeit, 2. Jh. v. Chr.

Nachdem man ihn aufwendig präpariert und ihm das Hirn mit einem Eisenhaken durch die Nase aus dem Körper gezogen hatte, öffnete ihm ein Priester den Mund- irgendwo muss die Seele ja eine geöffnete Türe in den Körper finden, wenn sie zurückkehren will.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Ushebtis
Was will man am allerwenigsten, wenn man im Jenseits ist? Erraten: arbeiten! Die alten Ägypter gaben ihren Toten kleine Helferlein mit ins Grab, Statuetten aus glasierter Fayence, Holz oder Ton. Je mehr solcher so genannter Ushebtis jemand mitbekam, desto weniger musste diese/r drüben schuften und konnte die Arbeit delegieren. Wer den kompletten Satz von 365 Ushebtis sein Eigen nannte, hatte es ins wahre Paradies geschafft.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Kultwagen von Strettweg
Wie staunte da der Bauer Ferdinand Pfeffer, als er 1851 auf seinem Feld nördlich von Strettweg Waffen, Schmuck und Geschirr aus Bronze und Eisen fand! Es waren Grabbeigaben eines Fürsten aus der Hallstattzeit. Prunkstück waren die Reste eines Fahrzeugs, eines Kesselwagens, der als „Kultwagen von Strettweg" zum bekanntesten Objekt aus Österreichs Urgeschichte geworden ist, und auch zum kostbarsten Exemplar unseres Museums. Die Frau mit der Schale in den erhobenen Händen steht inmitten einer Opferprozession.

Die dargestellten Reitersleute, Männer, Frauen und Hirsche sind für einen Kesselwagen aus dieser Zeit eher ungewöhnlich, denn andere, die wir kennen, sehen im Vergleich dazu eher unscheinbar auss Wie genau der Kultwagen verwendet wurde, wissen wir nicht, aber der Verdacht liegt nahe, dass er für Trankopfer oder zum rituellen Verbrennen von Räucherwerk gedient hat.

Kultwagen (Kesselwagen), Bronze, Strettweg bei Judenburg, ältere-jüngere Hallstattzeit, Ende 7. Jh. v. Chr.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Fibeln sind immens wichtig: um das nicht genähte Gewand zusammenzuhalten, weil sonst die Hüllen fallen; oder als Schmuck, vergleichbar funktionslosen Manschettenknöpfen oder Krawattennadeln. Heute verwenden ArchäologInnen Fibeln zur Datierung anderer Funde. Mode hat also doch, selbst nach Jahrtausenden, einen Sinn.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Älter als Ötzi
Vor 113 Jahren wurde in der Josefinenhöhle bei Peggau das Skelett eines weiblichen Individuums entdeckt. Eine jüngst durchgeführte Radiokohlen- stoffdatierung beweist, dass das Skelett aus der Zeit zwischen 3630 und 3380 v. Chr. stammt und damit ungefähr 300 Jahre älter ist als die berühmte Gletschermumie „Ötzi" aus Südtirol. Das bislang älteste in der Steiermark aufgefundene menschlichen Skelett datiert somit in die Kupferzeit.

Die Entdeckung
Teile dieses Skeletts sowie Tierknochen und Keramikscherben wurden am 12. September 1909 durch den Höhlenforscher Adolf Mayer sen. entdeckt. In den darauffolgenden Wochen wurden bei Grabungen des Geologen Vinzenz Hilber vom Joanneum weitere zugehörige Menschenknochen geborgen. Heute wird das Skelett in der Sammlung Geologie & Paläontologie der Abteilung Naturkunde am Universalmuseum Joanneum in Graz aufbewahrt.

    5300 Jahre schauen uns an
Im Jahr 2019 begann ein internationales Forschungsteam mit interdisziplinären Untersuchungen am Skelett. Dadurch konnten neue Erkenntnisse hinsichtlich des Sterbealters der Frau, ihres Körperbaus, ihrer Nähe zu anderen bekannten anthropologischen Funden dieser Epoche und der Behandlung des Leichnams nach dem Tode gewonnen werden. Hinzu kam eine digitale Gesichtsweichteilrekonstruktion am Schädel, die es erlaubte, das Antlitz der Verstorbenen zu rekonstruieren.

Ein Name aus dem Heute für die Frau aus dem Gestern
Der Nachweis des ältesten menschlichen Skeletts der Steiermark hat in der Presse und Öffentlichkeit einen enormen Widerhall gefunden und auch. zu einem Namenswettbewerb in der Tageszeitung „Kronen Zeitung" geführt. Nach tausenden Einsendungen mit Namensvorschlägen gab es mit „Peggi" einen klaren Favoriten, der vom Namen des Fundortes inspiriert wurde.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

2 Swastikafibeln, Bronze, Poetovio (Slowenien), römische Kaiserzeit, Ende 2.-1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Panzer und Doppelkammhelm
Einen Bronzepanzer, an dem Brustwarzen und Schulterblätter herausgearbeitet sind - so etwas Kostbares trugen nur die obersten Potentaten der frühen Eisenzeit. Damit sie damit auch aufs Pferd kamen, hatten die Schmiede den Panzer unten zur Glockenform ausgetrieben. Auf dem Helm ein furchteinflößender Kamm aus Rosshaar, der natürlich längst verrottet ist! Nur die Halterung, an der er befestigt war, ist noch da. Schimmernde Wehr für Kampf, Repräsentation, und - einmal mehr - Grab.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

5 Gürtelschnallen, Bronze, Poetovio (Slowenien); Flavia Solva römische Kaiserzeit-Spätantike, 1.-5. Jh. n. Chr.
7 Gürtelschließen und -beschläge, Bronze, Colatio; Poetovio (Slowenien); Gleisdorf römische Kaiserzeit, 1.-2. Jh. n. Chr.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Das Archäologiemuseum versteht sich als ein Ort der ständigen Kommunikation, nicht nur zwischen Museumspublikum und der Wissenschaft, sondern auch zwischen den Besucherinnen und Besuchern selbst. Seit September 2009 sind 1.221 archäologische Objekte in einem von BWM Architekten geplanten Neubau im Park von Schloss Eggenberg auf 600 m² zu sehen. Der Bau schließt direkt an das mehrfach preisgekrönte Lapidarium von PURPUR.architektur an und nimmt dessen Formensprache auf.

Das Lapidarium des Archäologiemuseums – die Römersteinsammlung am Universalmuseum Joanneum – ist nicht nur die größte, sondern auch die bedeutendste Österreichs und des gesamten Ostalpenraumes.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Zyprische Götterköpfe
Welche Größe! Nur wenige Göttinnen sind so überdimensional wie diese hier aus dem zyprischen Idalion! Die "Große Göttin" ist niemand anderes als die griechische Aphrodite in all ihrer Vielgestaltigkeit. An ihrem Kopfputz kann man erkennen, wofür die jeweilige Göttin zuständig ist: Blüten stehen für Fruchtbarkeit und Vegetation, Mauerkronen für den Schutz der Stadt.

Weiblicher Kopf einer Statue, Kalkstein, Zypern, spätklassisch, 375-325 v. Chr.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Die Parkanlagen des Schlosses umfassen 17,9 ha. Alle Besitzer und Bauherren haben das Schloss und den umgebenden Garten immer als gleichbedeutendes Element betrachtet. So hat jede Generation größere Veränderungen vorgenommen. Der Schlosspark Eggenberg gehört zu den bedeutendsten gartenarchitektonischen Denkmalen Österreichs und steht in einer kleinen Gruppe der historischen Gärten Österreichs direkt unter Denkmalschutz. Daher wurde 1993 in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt ein Gartenpflegewerk in Auftrag gegeben, dessen Zielsetzung die Rekonstruktion und Erhaltung des Gartens als Kulturdenkmal der Romantik sein sollte. Die noch erhaltenen Elemente sollten erkennbar gemacht, der kostbare Bestand gesichert und die verlorenen Elemente, so weit wie möglich, wieder rekonstruiert werden.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022

Der Park bildet auch das Europaschutzgebiet Schloss Eggenberg. Es wurde 2015 nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen, um der hier ansässigen Großen Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum), einer streng geschützten Fledermaus, ein Jagdrevier zu bieten. Die Vorgaben des Europaschutzes (etwa Erhaltung der Gehölzbestände, Erhaltung des bestehenden Stillgewässers, Minimierung allfälliger Pestizideinsätze) sind bei der Gartengestaltung zu berücksichtigen, kommen dem Ziel der Wiederherstellung des Landschaftsgartens der Romantik aber sowieso entgegen. Die Schutzintention umfasst auch einige bauliche und pflegerische Maßnahmen am Schloss selbst, wo die Tiere ihre Quartier haben.

Das erste Mal "urkundlich" erwähnt werden die Pfaue im Jahre 1654: "Der damalige Verwalter notierte in einer Rechnung Vogelfutter für die damals 14-jährige Prinzessin Maria Elisabeth von Eggenberg, damit sie es den "indiänischen Hienner" (so der Originalwortlaut) verfüttern kann." Gemeint sind damit die Pfaue, deren ursprüngliche Heimat in Indien liegt. Im barocken Garten zu jener Zeit war es neben einem Schildkrötenteich und einem Labyrinth auch üblich, wilde Federtiere in Volieren zu halten.

 Schloss Eggenberg, Juni 2022




Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: