Schloss Harrach in Rohrau

Rohrau, Mai 2023

Schloss Rohrau, um 1524 von den Grafen von Harrach erbaut, erhielt Ende des 18. Jahrhunderts sein spät barockes Aussehen. Mitten in einem Landschaftsgarten liegt es am Rande der Leitha-Auen. Seit 1970 beherbergt das Schloss die größte private Sammlung spanischer und neapolitanischer Maler des 17. und 18. Jahrhunderts. Auch prachtvolles Mobiliar und reiches Kunstgewerbe können bewundert werden.

 Schloss Harrach in Rohrau, Mai 2023

Das Schloss Rohrau liegt in der Gemeinde Rohrau an der niederösterreichischen Grenze zum Burgenland. Das Gebäude birgt die Gemäldesammlung der Grafen von Harrach. Die Fassade des Schlosses ist eines der wenigen Beispiele des schlichten „josephinischen“ Stils, der unter Kaiser Joseph II. vorherrschte. Zu vergleichen ist die Fassade mit der des alten AKH Wien und dem Josephinum (Wien). Das Schloss Rohrau selbst geht auf eine zweiteilige mittelalterliche Wasserburg zurück, deren Anlage noch im Grundriss und in den Resten des Wassergrabens zu sehen ist. Von den Türmen der Burg besteht sichtbar nur noch einer in der Nordecke des Eingangshofes, dieser ist aber nicht zugänglich.

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Das Geschlecht der Harrach tauchte erstmals im 13. Jahrhundert in Südböhmen auf, danach im oberösterreichischen Mühlviertel, u. a. in Freistadt begütert, sodass sich eine österreichische Linie derer von Harrach bildete. In der Folge erwarben die Harrachs Besitz in der Steiermark und in Kärnten. Der Schwerpunkt ihrer Interessen verlagerte sich im Lauf der Zeit nach Wien und Niederösterreich.

Leonhard III. von Harrach erwarb 1524 die Herrschaft und Festung Rohrau in Niederösterreich und erhielt auch die Erlaubnis, sich nach dieser zu benennen. Zur Zeit der Gegenreformation nahm sein Sohn Leonhard IV. eine entschieden katholische Stellung ein, was für die Familie in Zukunft von großer Bedeutung sein sollte. Vom römisch-deutschen König und späteren Kaiser Ferdinand I. wurde er 1552 in den Reichsfreiherrenstand erhoben und von König Philipp II. von Spanien 1584 in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen. Als er sich 1586 nach seiner 55-jährigen Dienstzeit vom Hof zurückzog, begab er sich auf das zu einem prächtigen Wasserschloss ausgebaute Rohrau. Leonhard IV. starb 1590 und wurde in der Augustinerkirche zu Wien beigesetzt.

1593 standen die Türken vor den Mauern der Burg und bereiteten Festung und Umland bedrängte Zeiten. Das Kastell wurde durch Belagerung und Kampfhandlungen schwer in Mitleidenschaft gezogen, nachfolgende Restaurierungsarbeiten sind im Gräflich Harrachschen Familienarchiv[3] dokumentiert.

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Das über Jahrhunderte gewachsene Schloss hat viel erlebt und steckt voller Geschichten, die erzählt werden wollen. Türken und Kuruzen haben es bestürmt, große Baumeister und Handwerker haben ihre Spuren hinterlassen. Die Anfänge der aus römischen Steinen erbauten und 1240 erstmals erwähnten „Veste Rorrow“ sind ungewiss. Sicher ist, daß die Herrschaft Rohrau 1524 in den Besitz der Familie Harrach kam, welche dort ein Renaissance-Wasserschloss errichtete. Seid dieser Zeit, ist die Geschichte des Hauses Harrach mit der Geschichte von Rohrau eng verbunden. Die Grafen von Harrach zu Rohrau zählten zu den wichtigsten Familien der Habsburgermonarchie. Als Freunde und Ratgeber des Kaiserhauses, als einflussreiche Diplomaten und Kirchenfürsten, einer als Vizekönig von Neapel, gestalteten sie die Politik des Reiches mit. Nach verschiedenen Umbauphasen erhielt das Schloss Ende des 18.Jahrhunderts, sein heutiges, spätbarockes Aussehen.

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Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Schloss von der Roten Armee überrollt, besetzt und devastiert. Nach Kriegsende diente es einerseits als Unterkunft für die vielen Flüchtlinge , andererseits wurde das Gebäude und der Park landwirtschaftlicher Nutzung zugeführt. 1966 wurde der Plan gefasst, das Schloss durch eine großzügig angelegte Generalssanierung und Revitalisierung vor dem entgültigen Verfall zu retten und die Graf Harrach‘sche Familiensammlung vom Palais Harrach in Wien nach Rohrau zu verlegen. Durch die Entschlossenheit von Gräfin Stephanie Harrach (1917-2011) wurde dieser mutige Plan verwirklicht. Bereits 1970 konnte das Schloss bezogen und die Graf Harrach‘sche Familiensammlung wieder der Öffentlichkeit präsentiert werden.

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Das Schloss beherbergt die Graf Harrach’sche Familiensammlung, eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen in Österreich.

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SCHLOSS ROHRAU ist ursprünglich eine befestigte Wasserburg. 1240 wird Dietrich von Rohrau aus
dem Geschlecht der Liechtensteiner erwähnt. Seit 1287 gehört die Herrschaft der Familie von Stadek, kommt 1404 durch Heirat an die Grafen von Montfort und wird am 2. September 1524 von Leonhard III. von Harrach käuflich erworben. Gleichzeitig erhält Leonhard III. für sich und seine Nachkommen das Privileg, sich von Rohrau zu nennen. Im Laufe der Jahrhunderte wird das Schloß mehrfach umgebaut und erhält am Ende des 18.Jahrhunderts sein jetziges Aussehen.

Von Pieter Snayers (1592-1667), stammt die Serie von 6 Schlachtenbildern, die unter Obrist Feldmarschall Karl Bonaventura von Loqueval Graf von Buquoy 1571-1621 zu Beginn des 30jährigen Krieges 1618-1648 während des böhmischen Feldzuges gegen die Truppen des „Winterkönigs" Friedrich von der Pfalz geschlagen wurden.

Feldmarschall Buquoy, Reiterporträt als Sieger der Entscheidungsschlacht am „Weißen Berge", (8. November 1620). Híer werden die protestantischen böhmischen Truppen endgültig von der kaiserlichen Armee besiegt. Der Sieg bedeutet zugleich die Rettung der habsburgisch-ósterreichíschen Monarchie.
Die nachfolgende katholische Gegenreformation in Böhmen führt der 1625 von Kaiser Ferdinand II. zum Fürsterzbischof ernannte Schwager Wallensteins Kardínal Ernst Adalbert Graf Harrach (1598-1667) durch. Er krönt Ferdinand III., Ferdinand IV. und Leopold I. zu böhmischen Königen. Die anderen Schlachtenbilder illustrieren Kämpfe vor der Schlacht am Weißen Berge.

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In Rohrau, dem historischen Landsitz der Familie, zusammen mit prachtvollem Mobiliar und reichem Kunstgewerbe gezeigt, gehört die über 450 Jahre gewachsene Gemäldegalerie zu den bedeutendsten Privatsammlungen der Welt.

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Spanien - Zur historischen Situation
Das Königreich Spanien gehörte nahezu 200 Jahre zum Herrschaftsbereich des Hauses Habsburg.
Karl V übernimmt 1516 für seine Mutter Johanna von Castilien die Regierung. 1556 dankt er ab und teilt das gewaltige Reich. Sein Bruder Ferdinand I, Herr der österreichischen Erblande, König von Böhmen und Ungarn, folgt ihm als Kaiser. Sein Sohn Philipp II erhält Spanien, die Niederlande und die Kolonien. 1700 endet mit dem Tod des kinderlosen Königs Karl II die Herrschaft der Habsburger in Spanien. Erbe ist der Enkel Ludwig XIV. Schon seit 1505 gehört das Königreich Neapel zur spanischen Monarchie und wird von Vizekönigen verwaltet. Zwischen Spanien und Neapel gibt es einen regen „Kulturaustausch". So geht der Maler Jusepe de Ribera (1591-1652) 1616 nach Neapel und sein neapolitanischer Schüler Luca Giordano (1623-1705) wird 1692 als Hofmaler nach Madrid berufen.

Jusepe de Ribera genannt LO SPANGNOLETTO, Die Unbefleckte Empfängnis Mariä

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Pietro da Cortona - Papst Paul V. (1522-1621) mit einer Audienz, 1620

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Die Grafen Harrach zählen zu den berühmten Familien der österreichischen Monarchie. Als Freunde und Ratgeber des Kaiserhauses, in Ausübung wichtiger Ämter, besuchen sie auf ihren Reisen ganz Europa. Ihre Schlösser und Palais werden von den bedeutensten Künstlern der Zeit ausgestattet, und immer wieder gilt ihre Vorliebe den großen Meistern der Malerei. Aus Neapel, Madrid, Rom, Paris und den Niederlanden werden viele prächtige Gemälde nach Österreich gebracht.

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Auf dem Tisch eines der seltenen Bildnisse Solimenas, das Portrait des Vicekönigs.

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FRANCESCO RANCESCO SOLIMENA (1657-1747) ist der Hauptmeister der neapolitanischen Schule der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er ist der Lieblingsmaler des zweiten großen Sammlers der Familie Harrach, Graf Alois Thomas Raimund, Vicekönig von Neapel (siehe die Szenen aus seinem Leben auf den Bildern Rossis in der langen Galerie).

Die acht hier vereinigten Werke gehören zu den besten Arbeiten des Meisters und sind alle direkt bei ihm bestellt, bzw. erworben. Als wichtigste sind zu beachten: Die THRONENDE MADONNA mit Johannes dem Evangelisten und Johannes dem Täufer, verehrt von den Ordensgründern, dem hl. Philippus Neri, Franziskus von Assisi, Ignatius von Loyola und Franz de Paula.
REBEKKAS ABSCHIED VOM VATERHAUS und BARAK UND DEBORAH sind Geschenke des Statthalters der königlichen Kammer von Neapel. Die alttestamentarischen Szenen sind hier Vorwand zur Entfaltung einer großartigen, an spätbarockes Theater anklingenden Komposition, hinter der das Thema selbst fast nebensächlich erscheint.
Der als Stadtheiliger von Neapel verehrte HL. JANUARIUS, dessen Blut alljährlich auf wunderbare Weise flüssig wird, wurde 1728 für die Kapelle des von Hildebrand erbauten Wiener Sommerpalais des Vicekönigs in der Ungargasse bestellt.
ADAM UND EVA, außerhalb der Thematik des Sündenfalls hier in der Harmonie des Paradieses, gehört zu den seltenen Darstellungen des Themas.
Von LUCA GIORDANO dem älteren großen Meister Neapels, durch den der junge Solimena nachhaltig beeinflußt wurde, sind die beiden Skizzen zu Deckengemälden zu beachten (weitere Werke dieses Meisters in Saal I, III und der langen Galerie).

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Das Königreich Neapel im 18. Jahrhundert
Nach dem Tod des letzten spanischen Habsburgers König Karl II 1700 kommt es zum spanischen Erbfolgekrieg.
Dabei fällt das Königreich Neapel nach der Eroberung durch Kaiser Karl VI im Frieden von Rastatt 1714 an Österreich. Im Frieden von Wien 1735 wird es dann aber Don Carlos III, Sohn des spanischen Königs Philipp V aus dem Hause Bourbon, zugesprochen. Als Entschädigung erhält Karl VI Parma und Piacenza.

Während der nur 20-jährigen Verwaltung Neapels durch österreichische Vizekönige, deren bedeutendster Aloys Thomas Graf Harrach war, kommt es zu einer großen wirtschaftlichen und kulturellen Blüte. Zentrales Thema der Malerei sind in den katholischen Ländern und besonders in Italien und Spanien biblische Szenen und Darstellungen der Heiligen. In den protestantischen Provinzen der Niederlande hingegen überwiegt die Genre- und Landschaftsmalerei.

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Hyacinthe Rigaud (1659 - 1743), Bildnis des Grafen Ferdinand Bonaventura von Harrach zu Rohrau, sign. dat. 1698
Konsoltisch mit Vitrinenaufsatz, Neapel 1. Viertel 18. Jh.

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Prunkvase aus Rubinglas, Harrach'sche Glashütte Neuwelt.
Geschenk des Grafen Johann Harrach an Kaiser Franz Josef zum Regierungsjubiläum 1898

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Über der Vitrine von HYACINTHE RIGAUD, Hofmaler Ludwig XIV, das Portrait des Gründers der Galerie FERDINAND BONAVENTURA GRAF VON HARRACH ZU ROHRAU (vergl. seine Erwerbungen in Saal I), mit dem Orden des Goldenen Vlieses. Das Portrait des 62jährigen entstand in Paris auf der Rückreise von Madrid, wo er vergeblich versuchte Karl II., den letzten spanischen Habsburger, zu einem Testament zugunsten der österreichischen Linie des Herrscherhauses zu bewegen. Es folgte die Thronbesteigung Philipp V., Enkel Ludwig XIV. und damit der Ausbruch des spanischen Erbfolgekrieges.

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Der Schreibtisch Bureau-Plat, ist eine französische Arbeit um die Mitte des 18.Jh. In der reich geschnitzten italienischen Vitrine des frühen 18. Jh. befinden sich Petschaften und Siegelstempel (17.-19.0h).

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Die vier Reitergefechte aus den Türkenkriegen von dem in Rom arbeitenden Franzosen JACQUES COURTOIS sind ein Vermächtnis des Giulio Cesare Gonzaga, Herzogs von Bagnuolo an seinen Neffen Ferdinand Bonaventura. Nach dem Aufenthalt LUCA GIORDANOS (siehe Saal I) in Venedig 1667 entsteht unter dem Einfluß Jacopo Bassanos die VERTREIBUNG DER WECHSLER AUS DEM TEMPEL, ein Beispiel für die Geschicklichkeit des Meisters, fremde Einflüsse aufzunehmen und zu verarbeiten. Von den drei durch den Vicekönig Harrach erworbenen Gemälden des bedeutenden Neapolitaners CAVALLINO gehört die ERMORDUNG AMNONS (Absalon gibt seinen Brüdern den Befehl zur Rache an ihrem Stiefbruder Amnon, der sich an seiner Halbschwester Thamar vergangen hat), ein Hauptwerk des Meisters.

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Petschaften der Grafen Harrach aus dem 17., 18., und 19. Jh

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Öllampe mit Abbildungen der Harrach Besitze Schloß Hrádek und Neuwelt in Böhmen sowie Schloß Bruck.

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Nach der Vertreibung aus Böhmen 1945 mitgenommenes Besteck aus Schloß Hrádek

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Hans Albrecht Graf Harrach, geb. 11.2.1873
Portraitbüste seiner Töchter Mechthild (geb. 1905) und Barbara (geb. 1907) im Alter von 4 Jahren

 Schloss Harrach in Rohrau, Mai 2023  Schloss Harrach in Rohrau, Mai 2023

Fortsetzung der Schlachtenserie von Pieter Snayers, der persönlích níe an den Kämpfen teilnahm, sondern für seine Darstellung Stiche und literarische Quellen benutzte.

3. Nach der Eroberung von Písek - Bild im Stiegenhaus - nimmt Buquoy am 9. Oktober 1619 Horn ein (hier hat der Maler die Vorlage verwechselt, die dargestellte Stadt ísť nícht Horn) und marschiert mit 18000 Mann nach Wien, das von 60000 Soldaten unter Graf Thurn und Bethlen Gabor Fürst von Siebenbürgen belagert wird.
4. Am 25. Oktober 1619 dringt Buquoy úber eine Donaubrücke, die er hinter sich abreißen läßt, als Befreier in Wien ein. Unter seinen Offizieren befindet sich Wallenstein.
5. Am 26. September 1620 wird das von einer dreifachen Ringmauer umgebene Prachatitz erobert. Der Schwiegervater Wallensteins, Freíherr (seit 1627 Reichsgraf) Carl Harrach weilt als kaiserlícher Kommissar beí den Truppen.
6. Nach dem Sieg am Weißen Berge zieht Buquoy 1621 nach Ungarn gegen die Truppen Bethlen Gabors und erobert das seit 1619 besetzte Preßburg zurück. Am 10. Juni 1621 fällt Buquoy in der Schlacht bei Neuhäusel.

Zu den berühmten Werken der Samınlung zählen die fünf Gemälde von FRANCOIS DIDIER NOMÉ genannt MONSU DESIDERIO (Monsieur Didier), einem in Metz geborenen und zwischen 1620-1644 in Rom und Neapel tätigen Franzosen. Diesen fast vergessenen Hauptmeister visionärer Traumarchitekturen mit seiner ungewöhnlichen reliefartig modellierenden Malweise haben gerade in unserer Zeit die Maler des Surrealismus wiederentdeckt!

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Vergoldeter Konsoltisch mit Pietra-dura-Platte (sog. Florentiner Mosaik), Italien 1. Viertel 18. Jh.
Anna Gräfin Harrach (geb. 1858) in historischer Tracht. Bemalte Terrakottabüsten eines unbekannten Künstlers.

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NICCOLO MARIO ROSSI, Schüler Solimenas, wird 1727 beauftragt, in drei Kolossalgemälden Szenen aus dem Leben des Grafen Aloys Thomas als Vicekönig von Neapel darzustellen. Hohe Qualität verbindet sich mit der kulturhistorischen Bedeutung dieser einmaligen Dokumente. Abgesehen von den in der Zeit üblichen allegorischen Gruppen am Rande sind die gesamte Darstellung und alle Figuren porträtgetreue Wiedergabe.

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WALLFAHRT ZUR MADONNENKIRCHE IN PIEDIGROTTA: Am 8. September fährt der Zug längs des Meeres zur Wallfahrtskirche, wieder fährt der leere Majestätswagen voraus. Am Ufer steht eine Kompagnie Soldaten, bei den Fahnen der Leutnant und die Fähnriche.

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AUSFAHRT AUS DEM PALAZZO REALE IN NEAPEL: In einer von 6 Schimmeln gezogenen Karosse (erst
seit Napoleon werden Staatskarossen 8spännig gefahren) verlassen der Vicekönig und seine Gemahlin Maria Ernestine, geb. Gräfin Dietrichstein den Palast. Ein Mann überreicht eine Bittschrift, es ist der Maler selbst, der auf dem Blatt seine Signatur angebracht hat. In einer Wolke schwebt die „Fama" mit dem Wappen des Hauses Harrach, eine goldene Kugel mit drei weißen Straußenfedern auf rotem Grund, in rot, gold und weiß ist auch der gesamte Hofstaat gekleidet. Die Läufer mit kurzen Röcken und dem Wappen an der Kopfbedeckung regeln den Verkehr, die Gardisten tragen Pumphosen, die Husaren Heiducken, eng anliegende rote Hosen, im Hintergrund stehen die Minister und Kammerräte mit weißen Perücken. Voraus fahrt ein leerer Wagen, der sog. Majestätswagen entsprechend dem Protokoll, demzufolge der Vizekönig im Rang eines regierenden Monarchen im Geleit fahren muß, ihm aber andererseits niemand vorausfahren darf. Den Schluß des Zuges bildet das Militar, das mit dem Leutnant rechts die Ausfahrt der anderen Wagen abwartet.

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DER VICEKÖNIG BEIM FEST DER ALTARE AM FRONLEICHNAMSTAGE: Beim Altar kniet der Vicekönig, vor den Stufen drei Edelknaben mit brennenden Kerzen, die Geistlichkeit und der gesamte Hofstaat. Die Damen nehmen vom Balkon aus an der Messe teil. Besonders bemerkenswert ist hier die vizekönigliche Kapelle mit dem ersten Kapellmeister Mancini, den zweiten Kapellmeister Domenico Sarro und dem Cellisten Francesco Alborei, der in Wien durch sein virtuoses Spiel Aufsehen erregte. Der Altar ist gegenüber dem Palazzo Gravina, dem heutigen Postgebäude errichtet. Im Hintergrund das Castell nuovo.

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Antwerpener Meister des 16. Jh., Der Rohrauer Altar

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H. Bloemaert (um 1601-1672) - Der hl. Hieronymus

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Der hl.Theresa a Jesu (Karmeliterin und Schutzpatronin von Spanien, (+1582))
eigenhändig geschriebenes Gebet (geistl. Ratschlag), welches lautet
Mögest Du vor Augen das vergangene Leben haben, was dir noch fehlt, um in den Himmel zu kommen und in Gottesfurcht zu leben, welche die Quelle großer Güter ist.
Erinnere dich, daß du mehr als eine Art zu sterben vor dir hast, daß du mehr als ein kurzes Leben hast und daß dich mehr als eine Seligkeit erwartet, und an viele Dinge wirst du die Hände anlegen. Sieh, den Schmerz, wenn du Gott verlierst und deine Freude, wenn du ihn gewinnst. Er ist der, der dich von da führen kann, um im großen Frieden zu leben.
(Von der am 4. Februar 1716 verstorbenen Gräfin Johanna Harrach in Spanien erworben und bis in ihren Tod als eine Reliquie verehrt.)

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Abgesehen von dem Porträt des Grafen Alois Thomas, Vicekönig von Neapel, von JOHANN KUPETZKY und den links vom Eingang hängenden Bildern holländischer Meister des 17-Jh. sind die hier gezeigten Gemälde Erwerbungen des 18.Jh. Der Sammler dieser Generation ist GRAF ERNST GUIDO sein und seiner Gattin. Tochter des Fürsten Dietrichstein Porträt rechts und links neben den Türen. Auch er konzentriert seine Sammeltätigkeit auf die Meister der italienischen, vorwiegend römischen Schule der Mitte des 18. Jh.

Wieder stellen wir die Hinwendung zu Neapel fest in den Ansichten von ADRIEN MANGLARD und den prachtvollen bei dem in Rom arbeitenden Franzosen CLAUDE JOSEPH VERNET bestellten Gemälden mit Motiven der Bucht bei Neapel. Vernet empfiehlt, als er nach Frankreich zurückkehrt seinen Schüler, den hochbegabten BONARIA, dessen „Großes Felsentor" zu seinen besten Werken gehört.

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In der reich geschnitzten italienischen Vitrine des frühen 18. Jahrhunderts befinden sich Erinnerungsstücke aus dem Besitz des Grafen Ferdinand Bonaventura.

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bei PANNINI bestellt, sind die beiden Ansichten mit römischen Ruinen Dokumente des erwachenden Interesses an der Antike. Das damit verbundene Interesse an römischer Geschichte und Legende dokumentiert SEBASTIANO CONCAS Vestalin Tuccia, die als Beweis ihrer Unschuld dem Feldherrn Numa Pompilius Wasser in einem Sieb bringt

JOSEPH HAYDN, der im Rohrauer Schloß erste Anerkennung und Förderung findet, vererbt der Familie laut Testament seine Portraitbüste von Anton Grassi, die, wie er sagt, die ihm ähnlichste sei.

Anton Grassi 1751-1827 - Porträtbüste Joseph Haydn 1732-1809

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Neben den Werken berühmter Maler seiner Zeit erwirbt Graf Ferdinand Bonaventura einige frühe Meister, deren Werke er in den königlichen Sammlungen kennen lernte. Die meisten dieser Erwerbungen sind in diesem Kabinett vereint.

Die beiden Darstellungen, Christus in der Vorhölle aus der Nachfolge des Hieronymus Bosch dokumentieren das Interesse an diesem Maler, der, wie Ferdinand Bonaventura schreibt, so viele wunderliche Sachen gemalt habe. Kulturhistorisch von besonderem Interesse sind die beiden Gemälde von Hermann Weyer mit der Darstellung von Festwagen, wie sie im 15.und 16. Jh. bei feierlichen Umzügen in den Niederlanden üblich waren.

Schreibtisch und Gueridons in ‚‚Boullearbeit"; Antwerpen? 1. Viertel 18. Jh., Geschenke des Kaiserhauses

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An erster Stelle steht die sogenannte, Perle der Galerie Harrach", Das Konzert", Hauptwerk des nach diesem Bilde benannten Meisters der Weiblichen Halbfiguren, der neuerdings mit Hans Vereycke gleichgesetzt wird. Am 14. September 1697 wird das Bild auf einer Versteigerung erworben. Die drei musizierenden Damen spielen und singen ein Lied des französischen Hofdichters Clement Marot. L'Adolescence. In der Zartheit der Farben und dem überfeinerten Luxus der Gewandung ist die Darstellung ein Spiegelbild höfischer Lebensformen der Zeit um 1530.

Meister der weiblichen Halbfiguren (um 1530) - Das Konzert

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Drehleierspielerin, Wien 1750-55
Unterglasur blauer Bindenschild, Bossiererzeichen D

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Skulptur des Hl. Johannes an der Brücke zum Schloss

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Rohrau ist der Geburtsort der österreichischen Komponisten Joseph Haydn und seiner Brüder Johann Evangelist Haydn und Michael Haydn.

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MICHAEL HAYDN DENKMAL
Zu seinem 250. Geburtstag erhielt auch Johann Michael Haydn, der zweite berühmte Sohn der Marktgemeinde Rohrau, ein Denkmal, welches am südlichen Ortsende des Dorfes aufgestellt wurde. Der Entwurf dazu stammt vom Bildhauer Prof. Stephan Pral, Laxenburg (1928-1987). Die Ausführung erfolgte durch die Fa. Mayer & Frey, Gerhaus. Das Denkmal wurde am 14. September 1987, also genau am 250. Geburtstag des Komponisten, feierlich enthüllt. Michael Haydns Leben verlief nicht unkompliziert, zudem stand er stets im Schatten des älteren Bruders Joseph. Dennoch müssen seine musikalischen Leistungen mit Hochachtung gewürdigt werden. Kindheit
und Jugend verliefen ähnlich wie die von Joseph. Ab 1757 hatte er eine Anstellung. beim Bischof von Großwardein, erst als Geiger, dann als Kapellmeister.

Von 1763 bis zu seinem Tod im Jahre 1806 lebte er in Salzburg und arbeitete für die Salzburger Fürsterzbischöfe als Hofkonzertmeister, Hoforganist und Lehrer am Kapellhaus. In Salzburg hatte er reichlich Gelegenheit sowohl geistliche als auch weltliche Musik zu komponieren. Sein in katholischen Messen häufig gesungenes Werk ist das Deutsche Hochamt „Hier liegt vor Deiner Majestät", das zu den wenigen kirchlichen Volksgesängen der Klassik gehört.

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HAYDN GEBURTSHAUS, Rohrau in Niederösterreich
Hier kamen nicht nur die beiden berühmten Komponisten Joseph und Michael Haydn, sondern 15 weitere Haydn-Kinder zur Welt. Das Haus in seiner ursprünglichen Form baute Vater Mathias Haydn 1727. Seither ist es oft verändert worden und nur wenig ist über die ursprünglichen Funktionen der einzelnen Räume bekannt. 1956 kaufte das Land Niederösterreich das Haus an und gestaltete es zu einem Museum um. Aus dieser Zeit stammt auch der Arkadengang im Hof. Das neugestaltete Haus wurde am 14. September 2017 zum 280. Geburtstag von Michael Haydn wiedereröffnet.

Das schilfgedeckte, 2017 renovierte Bauernhaus - Haydn Geburtshaus - aus dem 18. Jh. beherbergt eine vielseitige Dauerausstellung, die sich mit der Kindheit der Brüder Haydn und deren Karrieren auseinandersetzt. Der pittoreske Hof mit seinen Arkaden und der neue Konzertsaal bilden den Rahmen für Konzerte und kulturelle Veranstaltungen.

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: