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Schloss Rohrau, um 1524 von den Grafen von Harrach erbaut, erhielt Ende des 18. Jahrhunderts sein spät barockes Aussehen. Mitten in einem Landschaftsgarten liegt es am Rande der Leitha-Auen. Seit 1970 beherbergt das Schloss die größte private Sammlung spanischer und neapolitanischer Maler des 17. und 18. Jahrhunderts. Auch prachtvolles Mobiliar und reiches Kunstgewerbe können bewundert werden.
Das Schloss Rohrau liegt in der Gemeinde Rohrau an der
niederösterreichischen Grenze zum Burgenland. Das Gebäude birgt die
Gemäldesammlung der Grafen von Harrach.
Die Fassade des Schlosses ist eines der wenigen Beispiele des
schlichten „josephinischen“ Stils, der unter Kaiser Joseph II.
vorherrschte. Zu vergleichen ist die Fassade mit der des alten AKH Wien
und dem Josephinum (Wien). Das Schloss Rohrau selbst geht auf eine
zweiteilige mittelalterliche Wasserburg zurück, deren Anlage noch im
Grundriss und in den Resten des Wassergrabens zu sehen ist. Von den
Türmen der Burg besteht sichtbar nur noch einer in der Nordecke des
Eingangshofes, dieser ist aber nicht zugänglich.
Das Geschlecht der Harrach tauchte erstmals im 13. Jahrhundert in
Südböhmen auf, danach im oberösterreichischen Mühlviertel, u. a. in
Freistadt begütert, sodass sich eine österreichische Linie derer von
Harrach bildete. In der Folge erwarben die Harrachs Besitz in der
Steiermark und in Kärnten. Der Schwerpunkt ihrer Interessen verlagerte
sich im Lauf der Zeit nach Wien und Niederösterreich.
Leonhard III. von Harrach erwarb 1524 die Herrschaft und Festung Rohrau
in Niederösterreich und erhielt auch die Erlaubnis, sich nach dieser zu
benennen. Zur Zeit der Gegenreformation nahm sein Sohn Leonhard IV.
eine entschieden katholische Stellung ein, was für die Familie in
Zukunft von großer Bedeutung sein sollte. Vom römisch-deutschen König
und späteren Kaiser Ferdinand I. wurde er 1552 in den
Reichsfreiherrenstand erhoben und von König Philipp II. von Spanien
1584 in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen. Als er sich 1586 nach
seiner 55-jährigen Dienstzeit vom Hof zurückzog, begab er sich auf das
zu einem prächtigen Wasserschloss ausgebaute Rohrau. Leonhard IV. starb
1590 und wurde in der Augustinerkirche zu Wien beigesetzt.
1593 standen die Türken vor den Mauern der Burg und bereiteten Festung
und Umland bedrängte Zeiten. Das Kastell wurde durch Belagerung und
Kampfhandlungen schwer in Mitleidenschaft gezogen, nachfolgende
Restaurierungsarbeiten sind im Gräflich Harrachschen Familienarchiv[3]
dokumentiert.
Das über Jahrhunderte gewachsene Schloss hat viel erlebt und steckt
voller Geschichten, die erzählt werden wollen. Türken und Kuruzen haben
es bestürmt, große Baumeister und Handwerker haben ihre Spuren
hinterlassen. Die Anfänge der aus römischen Steinen erbauten und 1240
erstmals erwähnten „Veste Rorrow“ sind ungewiss. Sicher ist, daß die
Herrschaft Rohrau 1524 in den Besitz der Familie Harrach kam, welche
dort ein Renaissance-Wasserschloss errichtete. Seid dieser Zeit, ist
die Geschichte des Hauses Harrach mit der Geschichte von Rohrau eng
verbunden. Die Grafen von Harrach zu Rohrau zählten zu den wichtigsten
Familien der Habsburgermonarchie. Als Freunde und Ratgeber des
Kaiserhauses, als einflussreiche Diplomaten und Kirchenfürsten, einer
als Vizekönig von Neapel, gestalteten sie die Politik des Reiches mit.
Nach verschiedenen Umbauphasen erhielt das Schloss Ende des
18.Jahrhunderts, sein heutiges, spätbarockes Aussehen.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Schloss von der Roten
Armee überrollt, besetzt und devastiert. Nach Kriegsende diente es
einerseits als Unterkunft für die vielen Flüchtlinge , andererseits
wurde das Gebäude und der Park landwirtschaftlicher Nutzung zugeführt.
1966 wurde der Plan gefasst, das Schloss durch eine großzügig angelegte
Generalssanierung und Revitalisierung vor dem entgültigen Verfall zu
retten und die Graf Harrach‘sche Familiensammlung vom Palais Harrach in
Wien nach Rohrau zu verlegen. Durch die Entschlossenheit von Gräfin
Stephanie Harrach (1917-2011) wurde dieser mutige Plan verwirklicht.
Bereits 1970 konnte das Schloss bezogen und die Graf Harrach‘sche
Familiensammlung wieder der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Das Schloss beherbergt die Graf Harrach’sche Familiensammlung, eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen in Österreich.
SCHLOSS ROHRAU ist ursprünglich eine befestigte Wasserburg. 1240 wird Dietrich von Rohrau aus
dem Geschlecht der Liechtensteiner erwähnt. Seit 1287 gehört die
Herrschaft der Familie von Stadek, kommt 1404 durch Heirat an die
Grafen von Montfort und wird am 2. September 1524 von Leonhard III. von
Harrach käuflich erworben. Gleichzeitig erhält Leonhard III. für sich
und seine Nachkommen das Privileg, sich von Rohrau zu nennen. Im Laufe
der Jahrhunderte wird das Schloß mehrfach umgebaut und erhält am Ende
des 18.Jahrhunderts sein jetziges Aussehen.
Von Pieter Snayers (1592-1667), stammt die Serie von 6
Schlachtenbildern, die unter Obrist Feldmarschall Karl Bonaventura von
Loqueval Graf von Buquoy 1571-1621 zu Beginn des 30jährigen Krieges
1618-1648 während des böhmischen Feldzuges gegen die Truppen des
„Winterkönigs" Friedrich von der Pfalz geschlagen wurden.
Feldmarschall Buquoy,
Reiterporträt als Sieger der Entscheidungsschlacht am „Weißen Berge",
(8. November 1620). Híer werden die protestantischen böhmischen Truppen
endgültig von der kaiserlichen Armee besiegt. Der Sieg bedeutet
zugleich die Rettung der habsburgisch-ósterreichíschen Monarchie.
Die nachfolgende katholische Gegenreformation in Böhmen führt der 1625
von Kaiser Ferdinand II. zum Fürsterzbischof ernannte Schwager
Wallensteins Kardínal Ernst Adalbert Graf Harrach (1598-1667) durch. Er
krönt Ferdinand III., Ferdinand IV. und Leopold I. zu böhmischen
Königen. Die anderen Schlachtenbilder illustrieren Kämpfe vor der
Schlacht am Weißen Berge.
In Rohrau, dem historischen Landsitz der Familie, zusammen mit
prachtvollem Mobiliar und reichem Kunstgewerbe gezeigt, gehört die über
450 Jahre gewachsene Gemäldegalerie zu den bedeutendsten
Privatsammlungen der Welt.
Spanien - Zur historischen Situation
Das Königreich Spanien gehörte nahezu 200 Jahre zum Herrschaftsbereich des Hauses Habsburg.
Karl V übernimmt 1516 für seine Mutter Johanna von Castilien die
Regierung. 1556 dankt er ab und teilt das gewaltige Reich. Sein Bruder
Ferdinand I, Herr der österreichischen Erblande, König von Böhmen und
Ungarn, folgt ihm als Kaiser. Sein Sohn Philipp II erhält Spanien, die
Niederlande und die Kolonien. 1700 endet mit dem Tod des kinderlosen
Königs Karl II die Herrschaft der Habsburger in Spanien. Erbe ist der
Enkel Ludwig XIV. Schon seit 1505 gehört das Königreich Neapel zur
spanischen Monarchie und wird von Vizekönigen verwaltet. Zwischen
Spanien und Neapel gibt es einen regen „Kulturaustausch". So geht der
Maler Jusepe de Ribera (1591-1652) 1616 nach Neapel und sein
neapolitanischer Schüler Luca Giordano (1623-1705) wird 1692 als
Hofmaler nach Madrid berufen.
Jusepe de Ribera genannt LO SPANGNOLETTO, Die Unbefleckte Empfängnis Mariä
Pietro da Cortona - Papst Paul V. (1522-1621) mit einer Audienz, 1620
Die Grafen Harrach zählen zu den berühmten Familien der
österreichischen Monarchie. Als Freunde und Ratgeber des Kaiserhauses,
in Ausübung wichtiger Ämter, besuchen sie auf ihren Reisen ganz Europa.
Ihre Schlösser und Palais werden von den bedeutensten Künstlern der
Zeit ausgestattet, und immer wieder gilt ihre Vorliebe den großen
Meistern der Malerei. Aus Neapel, Madrid, Rom, Paris und den
Niederlanden werden viele prächtige Gemälde nach Österreich gebracht.
Auf dem Tisch eines der seltenen Bildnisse Solimenas, das Portrait des Vicekönigs.
FRANCESCO RANCESCO SOLIMENA (1657-1747) ist der Hauptmeister der
neapolitanischen Schule der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er ist
der Lieblingsmaler des zweiten großen Sammlers der Familie Harrach,
Graf Alois Thomas Raimund, Vicekönig von Neapel (siehe die Szenen aus
seinem Leben auf den Bildern Rossis in der langen Galerie).
Die acht hier vereinigten Werke gehören zu den besten Arbeiten des
Meisters und sind alle direkt bei ihm bestellt, bzw. erworben. Als
wichtigste sind zu beachten: Die THRONENDE MADONNA mit Johannes dem
Evangelisten und Johannes dem Täufer, verehrt von den Ordensgründern,
dem hl. Philippus Neri, Franziskus von Assisi, Ignatius von Loyola und
Franz de Paula.
REBEKKAS ABSCHIED VOM VATERHAUS und BARAK UND DEBORAH sind Geschenke
des Statthalters der königlichen Kammer von Neapel. Die
alttestamentarischen Szenen sind hier Vorwand zur Entfaltung einer
großartigen, an spätbarockes Theater anklingenden Komposition, hinter
der das Thema selbst fast nebensächlich erscheint.
Der als Stadtheiliger von Neapel verehrte HL. JANUARIUS, dessen Blut
alljährlich auf wunderbare Weise flüssig wird, wurde 1728 für die
Kapelle des von Hildebrand erbauten Wiener Sommerpalais des Vicekönigs
in der Ungargasse bestellt.
ADAM UND EVA, außerhalb der Thematik des Sündenfalls hier in der
Harmonie des Paradieses, gehört zu den seltenen Darstellungen des
Themas.
Von LUCA GIORDANO dem älteren großen Meister Neapels, durch den der
junge Solimena nachhaltig beeinflußt wurde, sind die beiden Skizzen zu
Deckengemälden zu beachten (weitere Werke dieses Meisters in Saal I,
III und der langen Galerie).
Das Königreich Neapel im 18. Jahrhundert
Nach dem Tod des letzten spanischen Habsburgers König Karl II 1700 kommt es zum spanischen Erbfolgekrieg.
Dabei fällt das Königreich Neapel nach der Eroberung durch Kaiser Karl
VI im Frieden von Rastatt 1714 an Österreich. Im Frieden von Wien 1735
wird es dann aber Don Carlos III, Sohn des spanischen Königs Philipp V
aus dem Hause Bourbon, zugesprochen. Als Entschädigung erhält Karl VI
Parma und Piacenza.
Während der nur 20-jährigen Verwaltung Neapels durch österreichische
Vizekönige, deren bedeutendster Aloys Thomas Graf Harrach war, kommt es
zu einer großen wirtschaftlichen und kulturellen Blüte. Zentrales Thema
der Malerei sind in den katholischen Ländern und besonders in Italien
und Spanien biblische Szenen und Darstellungen der Heiligen. In den
protestantischen Provinzen der Niederlande hingegen überwiegt die
Genre- und Landschaftsmalerei.
Hyacinthe Rigaud (1659 - 1743), Bildnis des Grafen Ferdinand Bonaventura von Harrach zu Rohrau, sign. dat. 1698
Konsoltisch mit Vitrinenaufsatz, Neapel 1. Viertel 18. Jh.
Prunkvase aus Rubinglas, Harrach'sche Glashütte Neuwelt.
Geschenk des Grafen Johann Harrach an Kaiser Franz Josef zum Regierungsjubiläum 1898
Über der Vitrine von HYACINTHE RIGAUD, Hofmaler Ludwig XIV, das
Portrait des Gründers der Galerie FERDINAND BONAVENTURA GRAF VON
HARRACH ZU ROHRAU (vergl. seine Erwerbungen in Saal I), mit dem Orden
des Goldenen Vlieses. Das Portrait des 62jährigen entstand in Paris auf
der Rückreise von Madrid, wo er vergeblich versuchte Karl II., den
letzten spanischen Habsburger, zu einem Testament zugunsten der
österreichischen Linie des Herrscherhauses zu bewegen. Es folgte die
Thronbesteigung Philipp V., Enkel Ludwig XIV. und damit der Ausbruch
des spanischen Erbfolgekrieges.
Der Schreibtisch Bureau-Plat, ist eine französische Arbeit um die Mitte
des 18.Jh. In der reich geschnitzten italienischen Vitrine des frühen
18. Jh. befinden sich Petschaften und Siegelstempel (17.-19.0h).
Die vier Reitergefechte aus den Türkenkriegen von dem in Rom
arbeitenden Franzosen JACQUES COURTOIS sind ein Vermächtnis des Giulio
Cesare Gonzaga, Herzogs von Bagnuolo an seinen Neffen Ferdinand
Bonaventura. Nach dem Aufenthalt LUCA GIORDANOS (siehe Saal I) in Venedig 1667
entsteht unter dem Einfluß Jacopo Bassanos die VERTREIBUNG DER WECHSLER
AUS DEM TEMPEL, ein Beispiel für die Geschicklichkeit des Meisters,
fremde Einflüsse aufzunehmen und zu verarbeiten. Von den drei durch den
Vicekönig Harrach erworbenen Gemälden des bedeutenden Neapolitaners
CAVALLINO gehört die ERMORDUNG AMNONS (Absalon gibt seinen Brüdern den
Befehl zur Rache an ihrem Stiefbruder Amnon, der sich an seiner
Halbschwester Thamar vergangen hat), ein Hauptwerk des Meisters.
Petschaften der Grafen Harrach aus dem 17., 18., und 19. Jh
Öllampe mit Abbildungen der Harrach Besitze Schloß Hrádek und Neuwelt in Böhmen sowie Schloß Bruck.
Nach der Vertreibung aus Böhmen 1945 mitgenommenes Besteck aus Schloß Hrádek
Hans Albrecht Graf Harrach, geb. 11.2.1873
Portraitbüste seiner Töchter Mechthild (geb. 1905) und Barbara (geb. 1907) im Alter von 4 Jahren
Fortsetzung der Schlachtenserie von Pieter Snayers, der persönlích níe
an den Kämpfen teilnahm, sondern für seine Darstellung Stiche und
literarische Quellen benutzte.
3. Nach der Eroberung von Písek - Bild im Stiegenhaus - nimmt Buquoy am
9. Oktober 1619 Horn ein (hier hat der Maler die Vorlage verwechselt,
die dargestellte Stadt ísť nícht Horn) und marschiert mit 18000 Mann
nach Wien, das von 60000 Soldaten unter Graf Thurn und Bethlen Gabor
Fürst von Siebenbürgen belagert wird.
4. Am 25. Oktober 1619 dringt Buquoy úber eine Donaubrücke, die er
hinter sich abreißen läßt, als Befreier in Wien ein. Unter seinen
Offizieren befindet sich Wallenstein.
5. Am 26. September 1620 wird das von einer dreifachen Ringmauer
umgebene Prachatitz erobert. Der Schwiegervater Wallensteins, Freíherr
(seit 1627 Reichsgraf) Carl Harrach weilt als kaiserlícher Kommissar
beí den Truppen.
6. Nach dem Sieg am Weißen Berge zieht Buquoy 1621 nach Ungarn gegen
die Truppen Bethlen Gabors und erobert das seit 1619 besetzte Preßburg
zurück. Am 10. Juni 1621 fällt Buquoy in der Schlacht bei Neuhäusel.
Zu den berühmten Werken der Samınlung zählen die fünf Gemälde von
FRANCOIS DIDIER NOMÉ genannt MONSU DESIDERIO (Monsieur Didier), einem
in Metz geborenen und zwischen 1620-1644 in Rom und Neapel tätigen
Franzosen. Diesen fast vergessenen Hauptmeister visionärer
Traumarchitekturen mit seiner ungewöhnlichen reliefartig modellierenden
Malweise haben gerade in unserer Zeit die Maler des Surrealismus
wiederentdeckt!
Vergoldeter Konsoltisch mit Pietra-dura-Platte (sog. Florentiner Mosaik), Italien 1. Viertel 18. Jh.
Anna Gräfin Harrach (geb. 1858) in historischer Tracht. Bemalte Terrakottabüsten eines unbekannten Künstlers.
NICCOLO MARIO ROSSI, Schüler Solimenas, wird 1727 beauftragt, in drei
Kolossalgemälden Szenen aus dem Leben des Grafen Aloys Thomas als
Vicekönig von Neapel darzustellen. Hohe Qualität verbindet sich mit der
kulturhistorischen Bedeutung dieser einmaligen Dokumente. Abgesehen von
den in der Zeit üblichen allegorischen Gruppen am Rande sind die
gesamte Darstellung und alle Figuren porträtgetreue Wiedergabe.
WALLFAHRT ZUR MADONNENKIRCHE IN PIEDIGROTTA: Am 8. September fährt der
Zug längs des Meeres zur Wallfahrtskirche, wieder fährt der leere
Majestätswagen voraus. Am Ufer steht eine Kompagnie Soldaten, bei den
Fahnen der Leutnant und die Fähnriche.
AUSFAHRT AUS DEM PALAZZO REALE IN NEAPEL: In einer von 6 Schimmeln gezogenen Karosse (erst
seit Napoleon werden Staatskarossen 8spännig gefahren) verlassen der
Vicekönig und seine Gemahlin Maria Ernestine, geb. Gräfin Dietrichstein
den Palast. Ein Mann überreicht eine Bittschrift, es ist der Maler
selbst, der auf dem Blatt seine Signatur angebracht hat. In einer Wolke
schwebt die „Fama" mit dem Wappen des Hauses Harrach, eine goldene Kugel
mit drei weißen Straußenfedern auf rotem Grund, in rot, gold und weiß
ist auch der gesamte Hofstaat gekleidet. Die Läufer mit kurzen Röcken
und dem Wappen an der Kopfbedeckung regeln den Verkehr, die Gardisten
tragen Pumphosen, die Husaren Heiducken, eng anliegende rote Hosen, im
Hintergrund stehen die Minister und Kammerräte mit weißen Perücken.
Voraus fahrt ein leerer Wagen, der sog. Majestätswagen entsprechend dem
Protokoll, demzufolge der Vizekönig im Rang eines regierenden Monarchen
im Geleit fahren muß, ihm aber andererseits niemand vorausfahren darf.
Den Schluß des Zuges bildet das Militar, das mit dem Leutnant rechts
die Ausfahrt der anderen Wagen abwartet.
DER VICEKÖNIG BEIM FEST DER ALTARE AM FRONLEICHNAMSTAGE: Beim Altar
kniet der Vicekönig, vor den Stufen drei Edelknaben mit brennenden
Kerzen, die Geistlichkeit und der gesamte Hofstaat. Die Damen nehmen
vom Balkon aus an der Messe teil. Besonders bemerkenswert ist hier die
vizekönigliche Kapelle mit dem ersten Kapellmeister Mancini, den
zweiten Kapellmeister Domenico Sarro und dem Cellisten Francesco
Alborei, der in Wien durch sein virtuoses Spiel Aufsehen erregte. Der
Altar ist gegenüber dem Palazzo Gravina, dem heutigen Postgebäude
errichtet. Im Hintergrund das Castell nuovo.
Antwerpener Meister des 16. Jh., Der Rohrauer Altar
H. Bloemaert (um 1601-1672) - Der hl. Hieronymus
Der hl.Theresa a Jesu (Karmeliterin und Schutzpatronin von Spanien, (+1582))
eigenhändig geschriebenes Gebet (geistl. Ratschlag), welches lautet
Mögest Du vor Augen das vergangene Leben haben, was dir noch fehlt, um
in den Himmel zu kommen und in Gottesfurcht zu leben, welche die Quelle
großer Güter ist.
Erinnere dich, daß du mehr als eine Art zu sterben vor dir hast, daß du
mehr als ein kurzes Leben hast und daß dich mehr als eine Seligkeit
erwartet, und an viele Dinge wirst du die Hände anlegen. Sieh, den
Schmerz, wenn du Gott verlierst und deine Freude, wenn du ihn gewinnst.
Er ist der, der dich von da führen kann, um im großen Frieden zu leben.
(Von der am 4. Februar 1716 verstorbenen Gräfin Johanna Harrach in
Spanien erworben und bis in ihren Tod als eine Reliquie verehrt.)
Abgesehen von dem Porträt des Grafen Alois Thomas, Vicekönig von
Neapel, von JOHANN KUPETZKY und den links vom Eingang hängenden Bildern
holländischer Meister des 17-Jh. sind die hier gezeigten Gemälde
Erwerbungen des 18.Jh. Der Sammler dieser Generation ist GRAF ERNST
GUIDO sein und seiner Gattin. Tochter des Fürsten Dietrichstein Porträt
rechts und links neben den Türen. Auch er konzentriert seine
Sammeltätigkeit auf die Meister der italienischen, vorwiegend römischen
Schule der Mitte des 18. Jh.
Wieder stellen wir die Hinwendung zu Neapel fest in den Ansichten von
ADRIEN MANGLARD und den prachtvollen bei dem in Rom arbeitenden
Franzosen CLAUDE JOSEPH VERNET bestellten Gemälden mit Motiven der
Bucht bei Neapel. Vernet empfiehlt, als er nach Frankreich zurückkehrt
seinen Schüler, den hochbegabten BONARIA, dessen „Großes Felsentor" zu
seinen besten Werken gehört.
In der reich geschnitzten italienischen Vitrine des frühen 18.
Jahrhunderts befinden sich Erinnerungsstücke aus dem Besitz des Grafen
Ferdinand Bonaventura.
bei PANNINI bestellt, sind die beiden Ansichten mit römischen Ruinen
Dokumente des erwachenden Interesses an der Antike. Das damit
verbundene Interesse an römischer Geschichte und Legende dokumentiert
SEBASTIANO CONCAS Vestalin Tuccia, die als Beweis ihrer Unschuld dem
Feldherrn Numa Pompilius Wasser in einem Sieb bringt
JOSEPH HAYDN, der im Rohrauer Schloß erste Anerkennung und Förderung
findet, vererbt der Familie laut Testament seine Portraitbüste von
Anton Grassi, die, wie er sagt, die ihm ähnlichste sei.
Anton Grassi 1751-1827 - Porträtbüste Joseph Haydn 1732-1809
Neben den Werken berühmter Maler seiner Zeit erwirbt Graf Ferdinand
Bonaventura einige frühe Meister, deren Werke er in den königlichen
Sammlungen kennen lernte. Die meisten dieser Erwerbungen sind in diesem
Kabinett vereint.
Die beiden Darstellungen, Christus in der Vorhölle aus der Nachfolge
des Hieronymus Bosch dokumentieren das Interesse an diesem Maler, der,
wie Ferdinand Bonaventura schreibt, so viele wunderliche Sachen gemalt
habe. Kulturhistorisch von besonderem Interesse sind die beiden Gemälde
von Hermann Weyer mit der Darstellung von Festwagen, wie sie im 15.und
16. Jh. bei feierlichen Umzügen in den Niederlanden üblich waren.
Schreibtisch und Gueridons in ‚‚Boullearbeit"; Antwerpen? 1. Viertel 18. Jh., Geschenke des Kaiserhauses
An erster Stelle steht die sogenannte, Perle der Galerie Harrach", Das
Konzert", Hauptwerk des nach diesem Bilde benannten Meisters der
Weiblichen Halbfiguren, der neuerdings mit Hans Vereycke gleichgesetzt
wird. Am 14. September 1697 wird das Bild auf einer Versteigerung
erworben. Die drei musizierenden Damen spielen und singen ein Lied des
französischen Hofdichters Clement Marot. L'Adolescence. In der Zartheit
der Farben und dem überfeinerten Luxus der Gewandung ist die
Darstellung ein Spiegelbild höfischer Lebensformen der Zeit um 1530.
Meister der weiblichen Halbfiguren (um 1530) - Das Konzert
Drehleierspielerin, Wien 1750-55
Unterglasur blauer Bindenschild, Bossiererzeichen D
Skulptur des Hl. Johannes an der Brücke zum Schloss
Rohrau ist der Geburtsort der österreichischen Komponisten Joseph Haydn
und seiner Brüder Johann Evangelist Haydn und Michael Haydn.
MICHAEL HAYDN DENKMAL
Zu seinem 250. Geburtstag erhielt auch Johann Michael Haydn, der zweite
berühmte Sohn der Marktgemeinde Rohrau, ein Denkmal, welches am
südlichen Ortsende des Dorfes aufgestellt wurde. Der Entwurf dazu
stammt vom Bildhauer Prof. Stephan Pral, Laxenburg (1928-1987). Die
Ausführung erfolgte durch die Fa. Mayer & Frey, Gerhaus. Das
Denkmal wurde am 14. September 1987, also genau am 250. Geburtstag des
Komponisten, feierlich enthüllt. Michael Haydns Leben verlief nicht
unkompliziert, zudem stand er stets im Schatten des älteren Bruders
Joseph. Dennoch müssen seine musikalischen Leistungen mit Hochachtung
gewürdigt werden. Kindheit
und Jugend verliefen ähnlich wie die von Joseph. Ab 1757 hatte er eine
Anstellung. beim Bischof von Großwardein, erst als Geiger, dann als
Kapellmeister.
Von 1763 bis zu seinem Tod im Jahre 1806 lebte er in Salzburg und
arbeitete für die Salzburger Fürsterzbischöfe als Hofkonzertmeister,
Hoforganist und Lehrer am Kapellhaus. In Salzburg hatte er reichlich
Gelegenheit sowohl geistliche als auch weltliche Musik zu komponieren.
Sein in katholischen Messen häufig gesungenes Werk ist das Deutsche
Hochamt „Hier liegt vor Deiner Majestät", das zu den wenigen
kirchlichen Volksgesängen der Klassik gehört.
HAYDN GEBURTSHAUS, Rohrau in Niederösterreich
Hier kamen nicht nur die beiden berühmten Komponisten Joseph und
Michael Haydn, sondern 15 weitere Haydn-Kinder zur Welt. Das Haus in
seiner ursprünglichen Form baute Vater Mathias Haydn 1727. Seither ist
es oft verändert worden und nur wenig ist über die ursprünglichen
Funktionen der einzelnen Räume bekannt. 1956 kaufte das Land
Niederösterreich das Haus an und gestaltete es zu einem Museum um. Aus
dieser Zeit stammt auch der Arkadengang im Hof. Das neugestaltete Haus
wurde am 14. September 2017 zum 280. Geburtstag von Michael Haydn
wiedereröffnet.
Das schilfgedeckte, 2017 renovierte Bauernhaus - Haydn Geburtshaus -
aus dem 18. Jh. beherbergt eine vielseitige Dauerausstellung, die sich
mit der Kindheit der Brüder Haydn und deren Karrieren auseinandersetzt.
Der pittoreske Hof mit seinen Arkaden und der neue Konzertsaal bilden
den Rahmen für Konzerte und kulturelle Veranstaltungen.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: