Schloss Wilfersdorf

Liechtenstein-Schloss, Wilfersdorf, September 2023

Im Stammschloss der regierenden Familienlinie erfahren Sie alles über die Familiengeschichte der Fürsten. Die Dauerausstellung über die Geschichte der Fürstlichen Familie Liechtenstein und deren Verbindungen zum Weinviertel, ist das Herzstück des Schlosses. Die heimatkundliche Sammlung im Seitentrakt bietet Einblicke in vergangene Lebensweisen im Weinviertel.Im Erdgeschoß sehen Sie zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler der Region.

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023

Wilfersdorf ist das Stammschloss der regierenden Linie der Familie Liechtenstein. Fürst Gundaker (gest.1658) lebte mit seiner Familie im Schloss Wilfersdorf. Auf ihn geht jene Familienlinie zurück, die heute im Fürstentum Liechtenstein ihren Sitz hat. Das Staatswappen des Fürstentums Liechtenstein ist das Wappen des Fürsten Gundaker. Gundakers Sohn Fürst Hartmann (1613 - 1686) und seine Gattin Elisabeth Sidonia (1623 - 1688) haben mit ihrem Kindersegen das Bestehen der Familie bis heute ermöglicht. Sie waren Eltern von 24 Kindern, der Großteil von ihnen wurde in Wilfersdorf geboren.

Die Geschichte der Marktgemeinde Wilfersdorf ist untrennbar mit der Familie der Fürsten von Liechtenstein verbunden. Zahlreiche Denkmäler und Bauwerke im Ort zeugen von der bewegten Vergangenheit der einzig überlebenden Familienlinie. Das interessanteste und hervorstechendste Merkmal der Marktgemeinde ist das Schloss Wilfersdorf. Dieses Wahrzeichen wird oftmals als Brücke zu den vielbesuchten mährischen Liechtenstein-Schlössern bezeichnet.

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Porträt Fürst Johann I. Joseph von Liechtenstein (1760-1836)
1816. Teilkopie nach einem Original von Johann Lampi im Heeresgeschichtlichen Museum Wien

Fürst Johann I. Joseph von Liechtenstein erwarb 1807 die Herrschaft Liechtenstein-Mödling mit der damals bereits zur Ruine verfallenen Burg Liechtenstein, dem mittelalterlichen Stammsitz der Fürsten von Liechtenstein. Johann I. Joseph gestaltete einen großen Naturpark um die Burgruine und errichtete 1820 am Fuße des Burgfelsens das klassizistische neue Schloss Liechtenstein. Auch in der Umgebung von Burg Liechtenstein, wie auch in Greifenstein und Seebenstein hinterließ er Spuren. Schon als 22jähriger diente er als Leutnant in der kaiserlichen Armee, in der er bereits acht Jahre später als Oberst an den Türkenkriegen teilnahm. Der Fürst kämpfte dann auch in den Napoleonischen Kriegen und griff auch am Verhandlungstisch wesentlich in die Geschicke Österreichs ein - etwa beim Zustandekommen des Friedens von Pressburg (1805). Im Jahr 1810 schloss er seine militärische Karriere im Rang eines Feldmarschalls ab und betätigte sich in der Folge nur mehr auf ökonomischem Gebiet.

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Der Liechtensteinische Herzogshut
Daniel de Bries, Gottfried Nick und Jost von Brüssel (1623-1626)
Rekonstruktion nach einer aquarellierten Zeichnung von 1756 Hans Huysza (Karkasse), Eleonore Gloss (Schmucksteinbesatz)

Die Krone symbolisiert die Macht des Herrschers. So bestellte Karl von Liechtenstein im Jahr 1623 beim Juwelier und Händler Daniel de Briers in Frankfurt den Liechtensteinischen Herzogshut. In Frankfurt verfertigte der Goldschmied Gottfried Nick die Karkasse (=Kronenreif). In Prag wurden dann vom Juwelier Jost von Brüssel jene Edelsteine und Perlen aus dem Vorrat Karls von Liechtenstein eingesetzt. Diese goldene Lilienzackenkrone mit spanischem Hut, Diamanten, Rubinen und Perlen wurde spätestens im Herbst 1626 fertig. Die Auswahl der Steine dürfte der Hofarzt Rudolfs II., Anselm Boethius de Boodt, beeinflusst haben, der Diamanten zum Schutz vor Zauberei und bösen Geistern, die Rubine gegen Krankheit und Gift sowie Perlen zur Stärkung der Gesundheit empfahl. Diese vermochten sie aber nicht vor ihrem Verschwinden schützen: Vielleicht hat sie Fürst Franz Josef I. im Jahr 1772 an Maria Theresia verkaufte, da er für ein nicht näher bezeichnetes Schmuckstück 22.000 Gulden erhielt.

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DER AUFSTIEG DER LIECHTENSTEINER
Die Liechtensteiner gehören zu den ältesten Adelsgeschlechtern Mitteleuropas. Ihr Ursprung liegt auf der Burg Liechtenstein (NÖ), die von Hugo von Petronell-Liechtenstein um 1130 erbaut wurde. Er nannte sich nach der Fertigstellung von und zu Liechtenstein, wobei der Name auf die aus dem Römersteinbruch in St. Margarethen typischen lichten Steine zurückgeführt wird, die man von dort als Baumaterial für die Burg bezog. Dieses Geschlecht findet sich in der Folge an entscheidenden Wendepunkten der Geschichte Österreichs: So kämpfte Heinrich I. von Liechtenstein 1246 in der Schlacht an der Leitha an der Seite des kinderlosen Babenbergers Friedrich II. von Österreich gegen die Ungarn. Friedrich II. fiel im Kampf, wodurch das österreichische Interregnum seinen Anfang nahm. Weil er während der böhmischen Adelsrevolte von 1248 König Ottokar Přemysl unterstützte, erhielt Heinrich I. 1249 das südmährische Nikolsburg (Mikulov) mitsamt einigen Dörfern. In der Schlacht auf dem Marchfeld (1278) zogen seine Söhne Heinrich II und Friedrich I. hingegen auf Seiten von Rudolf von Habsburg gegen den Přemysliden ins Feld. Das Schicksal des Hauses Liechtenstein ist seitdem mit dem Haus Habsburg eng verknüpft. Diesem verdankt auch der im mährischen Feldsberg (Valtice) geborene Karl von Liechtenstein seinen beispiellosen Aufstieg: Seit 1600 Obersthofmeister Kaiser Rudolfs II, wurde er 1608 in den Fürstenstand erhoben, 1614 mit der schlesischen Herzogswürde von Troppau bedacht und 1622 zum Vizekönig von Böhmen erhoben. Bereits 1623 gab er den Liechtensteinischen Herzogshut als Hauskrone in Auftrag, der wie viele andere Errungenschaften im Laufe der Zeit wieder verloren ging.

Modell der Burg Liechtenstein bei Mödling, Maria Enzerdorf
Die Burg Liechtenstein bei Maria Enzersdorf (NÖ.) wurde um 1130 als Wehranlage von Hugo von Petronell-Liechtenstein erbaut. Dieser nannte sich nach der Fertigstellung von und zu Liechtenstein und gilt somit als Stammvater des Fürstenhauses Liechtenstein. Der Name wird auf das Baumaterial der Burg bezogen: Den aus dem Römersteinbruch in St. Margarethen typischen lichten Steinen. „Huc de Lihtensteine", wie Hugo von Liechtenstein in manchen Urkunden bezeugt ist, hatte auch bereits Besitzungen im Weinviertel: So übergab er 1136 seinen Besitz, Prinzendorf an der Zaya, an das Stift Klosterneuburg. Im 13. Jahrhundert verloren dann die Liechtensteiner auf dem Erbwege die Burg Liechtenstein, die im Laufe des 14. Jahrhundert auf die heutige Länge und nach den Zerstörungen im Zuge der Türkenbelagerungen von 1529 und 1683 erneut aufgebaut wurde. Am Weihnachtstag des Jahres 1807 erwarb schließlich Fürst Johann I. Joseph Fürst von Liechtenstein Burg und Herrschaft wieder für die Familie.

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Fahne des Militär-Veteranen-Vereines Fürst von und zu Liechtenstein Wilfersdorf und Umgebung
Österreichischen Kameradschaftsbundes - Ortsverband Wilfersdorf - Hobersdorf
Der Verein wurde laut Statuten am 28. Mai 1900 gegründet. Als Proponenten haben unterschrieben: Paul Zuschmann, Josef Hienerth, Josef Reihs).

Zur Erinnerung an die Fahnenweihe am 21. Juni 1903 hat sich eine Ansichtskarte erhalten. Fahnenmutter war Frau Gutsverwaltersgattin von Eybler. Anton Bammer, der letzte Fahnenjunker bewahrte die Vereinsfahne bei sich auf und konnte diese während der NS-Zeit und der Besatzungszeit vor Fremdzugriff schützen. Die Gründungsversammlung des Österreichischen Kameradschaftsbundes - Ortsverband Wilfersdorf - Hobersdorf als Nachfolgeverein, fand am 29. Mai 1986 statt. Wegen Verschleißerscheinungen an der Fahne wurde eine neue Fahne erworben und die historische Fahne dem Museum zur Aufbewahrung übergeben.

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Gemälde „Schlacht bei Austerlitz/Slavkov" 1805
Österreichischer Maler, um 1810 Eigentum Museum Wilfersdorf

In der Schlacht bei Austerlitz am Montag, dem 2. Dezember 1805 besiegte Napoleon I. von Frankreich die österreichischen und russischen Truppen. Fürst Moritz Joseph Johann Baptist von Liechtenstein (1775-1819) nahm als Feldmarschall-Leutnant der österreichischen Armee daran teil. Nach dem blutigen Waffengang entsandte Kaiser Franz I. Fürst Liechtenstein mit dem Angebot der Kapitulation zu Napoleon. „Es gibt für Eure Majestät nichts mehr zu erobern", sprach Liechtenstein, „zum Ruhm können Sie nur noch den Frieden hinzufügen". Der russische Zar wollte jedoch mit dem Sieger nicht verhandeln und bemühte sich, mit dem Rest seiner Armee schnellstens ungarisches Gebiet zu erreichen. Die Verluste der Schlacht waren unermesslich. Innerhalb eines kurzen Wintertages fielen auf beiden Seiten ungefähr 15.000 Mann. Genaue Zahlen stehen nicht zur Verfügung. Ausserdem begann sich eine Typhusepidemie auszubreiten, die ausser Soldaten auch die Zivilbevölkerung erfasste. Der Winter war Anfangs Dezember sehr mild, so verbreitete sich die Ansteckung sehr rasch. Sie ließ erst um Weihnachten nach, als endlich Frost eintrat. Das hier ausgestellte Gemälde befand sich ursprünglich im Schloss Feldsberg (Valtice), wo es Teil einer Schlachtengalerie war. Aus dieser Serie befinden sich noch die Gemälde „Die Schlacht bei Wagram" im Schloss Eisgrub und „Schlacht bei Hohenlinden", sowie „Schlacht bei Regensburg" im Schloss Feldsberg. In den Kriegswirren des Jahres 1945 wurde das Gemälde vermutlich von russischen Soldaten aus dem Schloss Feldsberg entwendet. Es ist anzunehmen, dass es diese Soldaten waren, die in einem Ort in der Nähe von Wilfersdorf, einem Landwirteehepaar das letzte Pferd weggenommen haben. Da die Bäuerin aus Verzweiflung bitterlich zu Weinen begann, wurde ihr von einem der Soldaten das Gemälde mit den Worten übergeben: „Mutter, weine nicht, hier hast Du eine Entschädigung für Dein Pferd" Die Tochter der Bäuerin sah das Bild nie als ihr Eigentum an und hatte immer den Wunsch, dass dieses Gemälde wieder in ein Schloss des früheren Besitzers zurückkehren soll. Durch dem Erwerb des Gemäldes erhielt es einen Ehrenplatz im Liechtenstein Schloss Wilfersdorf.

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Die Schlacht bei Deutsch-Wagram 1809
Am 5. und 6. Juli 1809 zwischen dem Franzosenheer unter Napoleon und der österreichischen Armee mit Fürst Johannes und Moritz von Liechtenstein.
Spende vom Gestalter des Dioramas Alfred Frühwirth / Althöflein.

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Napoleon Bonaparte spielt in der Geschichte des Fürstentums Liechtenstein eine widersprüchliche Rolle: Zum einen wurde er als militärischer Feind bekämpft. So wurde Liechtenstein zum letzten Mal in seiner Geschichte zum Kriegsschauplatz, als die Franzosen unter Napoléon Bonaparte das Fürstentum 1799 durchquerten, um das nahe gelegene Feldkirch zu belagern. Im Kampf gegen Napoleon sollte sich in weiterer Folge vor allem Johann von Liechtenstein als besonders kampfesmutig erweisen. Er nahm unter anderem mit der österreichische Kavallerie an der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz am 2. Dezember 1805 teil, aus der Napoleon als Sieger hervorging. Als Napoleon dann am 1806 das Alte Deutsche Reich auflöste und Rheinbund gründete, wurde darin Liechtenstein am 12. Juli 1806 als souveräner Staat aufgenommen. Nach Napoleons Niederlage bei Waterloo wurde auf dem Wiener Kongress 1815 eine neue politische Ordnung für Europa gesucht. Liechtenstein wurde als selbstständiger Kleinstaat in den Deutschen Bund aufgenommen und somit langfristig zum einzigen deutschen Kleinstaat, der seine Selbstständigkeit bewahren konnte.

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Fürst Hans Adam wurde 1945 in Zürich geboren und auf Johannes Adam Ferdinand Alois Josef Maria Marko d'Aviano Pius getauft. Er erhielt seinen Namen nach seinem Vorfahren Fürst Johann Adam Andreas (Hans-Adam I.) und nach seinem Taufpaten Papst Pius XII. Er wuchs bei den Eltern im Fürstenhaus in Vaduz auf und absolvierte die Volksschule in Vaduz, ehe er an das Schottengymnasium in Wien ging. 1960 ging er nach Zuoz auf das Gymnasium Lyceum Alpinum, wo er mit der Schweizer Matura und dem deutschen Abitur abschloss. Er absolvierte anschliessend ein Praktikum bei einer Bank in London. 1969 schloss er das Studium an der Universität St. Gallen mit Erlangen des Lizentiats in Betriebs- und Volkswirtschaft ab. Er ist seit 1989 regierender Fürst und Staatsoberhaupt Liechtensteins sowie Chef des Fürstenhauses Liechtenstein.

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Das Staatswappen Liechtensteins ist das Wappen des Fürstenhauses von Liechtenstein und wurde am 4. Juni 1957 eingeführt. Die aktuelle Form folgt dem Gesetz vom 30. Juni 1982 über Wappen, Farben, Siegel und Embleme des Fürstentums Liechtenstein (Wappengesetz).

Der Wappenschild des grossen Staatswappens ist geviert mit unten eingepfropfter Spitze und belegt mit von Gold und Rot geteiltem Herzschild.
 Feld 1: In Gold ein mit kreuzbesetztem silbernen Kleeblattmond belegter, gekrönter, goldbewehrter, schwarzer Adler.
 Feld 2: Von Gold und Schwarz achtmal gestreift, mit grünem Rautenkranz belegt.
 Feld 3: Von Rot und Silber gespalten.
 Feld 4: In Gold ein gekrönter, goldbewehrter, schwarzer Jungfernadler mit silbernem Kopf.
 In der blauen Spitze ein goldenes Jagdhorn an gleichfarbiger Schnur.
Den Schild umgibt ein mit dem Fürstenhut gekrönter Fürstenmantel (Wappenmantel) in Purpur, innen mit Hermelin gefüttert.

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Fürst Anton Florian von Liechtenstein wurde nicht nur auf Schloss Wilferdorf geboren, er entwickelte hier auch ein strenges Kontrollsystem. So wies er seine Herrschaftsbeamten an, mündlich oder schriftlich über Visitationen der Herrschaften zu berichten und Gutachten sowie Verbesserungsvorschläge vorzubereiten. Der Sitz seines Wirtschafts-, Raitrat- und Oberbuchhalteramtes befand sich auf Schloss Wilfersdorf, zum Leiter ernannte er Lorenz Joseph Schallamayr als höchster Kontrollinstanz aller Hauptleute, Verwalter und rechnungsführenden Beamten. Ihm wurde aufgetragen, in seinem Amt eine ordentliche Wirtschaftskanzlei zu halten und auch „auf unsern herrschafften und güttern dergestalten stäts darob seyn und fleißig dahin trachten, daß die würthschafft und alle einkommen vermehret und die abgekommene wider aufgerichtet, hingegen aber die unnothwendigen und überflüssigen ausgaaben abgethann oder gemindert werden."

Der Talerfund von Poysdorf 1995
Zur Untersuchung eines angemorschten, mächtigen Holztrams, eines Unterzuges der Balkendecke zum Dachboden, machte am 2.12.1995 der Besitzer des Hauses, Franz Thiem diesen bedeutenden Fund. Er löste einige Ziegel aus der Wand und stieß dahinter auf einen querliegenden, innenglasierten Henkeltopf mit grauem Deckel. Gefunden wurden 218 Großsilbermünzen, 182 Taler- und 36 Halbtalermünzen im Umrechnungswert von 200 Talermünzen, im Gesamtgewicht von etwa 6 Kilogramm. Schlußmünze 1634 - Vergrabungszeitpunkt nach 1634. Der Fund belegt die Angst der Bevölkerung vor Plünderungen in der Mitte des 30jährigen Krieges. 12 Stück Kopien von Münzen aus dem „Schweden- Münzschatz", sowie 2 Gußformen.
    Leihgabe vom Weinstadt-Museum Poysdorf.

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Modell der Anlage von Schloss Vaduz, Karton, grundiert Modellbau Rudolf Stur
Schloss Vaduz (früher auch Hohenliechtenstein) geht auf eine mittelalterliche Burganlage zurück. Im Jahr 1322 wurde das Schloss zum ersten Mal erwähnt, als sie samt Untertanen an Vogt Ulrich von Matsch verpfändet wurde. Am 3. Mai 1342 fiel sie samt Herrschaft an Graf Hartmann III. von Werdenberg. Im Zuge des Schwabenkriegs wurde die Burg Vaduz am 12. Februar 1499 von den Eidgenossen niedergebrannt. Bis 1712 war sie dann im Besitz der Grafen von Hohenems, die sich zunehmend verschuldeten und schließlich gezwungen waren, die Grafschaft Vaduz und die benachbarte Herrschaft Schellenberg zu verkaufen. Bereits 1699 erwarb Fürst Johann Adam von Liechtenstein Schellenberg und 1712 Vaduz. Seit 1712 befindet sich auch das Schloss im Besitz der Fürsten von Liechtenstein. Unter Fürst Johann II. wurde die Burg in den Jahren 1905 bis 1912 umfassend saniert. Fürst Franz Josef II. ließ sie dann wohnlich ausbauen und bestimmte sie ab 1939 zum ständigen Wohnsitz des Fürstenhauses Liechtenstein.

Liechtensteinwappen aus Ton
Die Herstellung erfolgte durch die ehemalige Liechtensteinische Tonwarenfabrik PKZ Keramika Postorna - Unter-Themenau im Jahr 2013 für das Raumleitsystem im Liechtensteinmuseum im Schloss Wilfersdorf

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Samowar - Nachweislich verwendet von Fürst Johannes II. von Liechtenstein und von seinem Haushofmeister Johann Muster bei ihren Gesprächen

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ZEITFENSTER EINER FÜRSTLICHEN FAMILIENGESCHICHTE
Der Aufstieg des Hauses Liechtenstein zeichnete sich an der Wende zum 17. Jahrhundert ab. Ihre Akteure waren die Brüder Karl, Maximilian und Gundaker, die noch einem protestantischen Elternhaus entstammten. Erst durch ihre Konvertierung zum Katholizismus war der Weg für Spitzenpositionen im Umfeld des Kaiserhauses geebnet. Gleichzeitig stieg ihr Einfluss in den böhmischen Ländern: Karl unterstützte Kaiser Ferdinand II. bereits während des böhmischen Ständeaufstandes. Er leitete nach der Schlacht am Weißen Berg auch die Exekution der Aufständischen in Prag (21. Juni 1621). Der Kaiser überließ ihm daraufhin Besitzungen von geflohenen evangelischen Adeligen. Diese Neuerwerbungen wie auch eine taktisch ausgerichtete Heiratspolitik ließen die Liechtensteiner bald zu einer der reichsten Familien in Böhmen und Mähren aufsteigen. In der fürstlichen Familiengeschichte spielt auch Schloss Wilfersdorf, das seit 1436 im durchgehenden Besitz der Familie Liechtenstein ist, eine besondere Rolle. Gundakar hat die spätgotische Burg um 1600 in ein vierflügeliges Wasserschloss umgewandelt. Sein Sohn Hartmann, dem seine Frau Elisabeth Sidonia insgesamt 24 Kinder schenkte, baute das Schloss zu seiner Residenz aus. Das Fürstenhaus Liechtenstein schuf sich im Barock und Biedermeier nicht nur weitere Schlösser, sondern wurde in Kunst, Kultur und Wirtschaft tonangebend. Der Bogen lässt sich von der als barocke Kochbuchautorin in Erscheinung getretenen Fürstin Eleonore über Kontakte zu Prinz Eugen oder Goethe bis hin zum Graupapagei aus dem Nachlass Joseph Haydns spannen, den Fürst
Johann Joseph I. ersteigerte. Aber dafür konnte das Tier die Kaiserhymne pfeifen...

Stammtafel des fürstlichen Hauses Liechtenstein
Der umfassende Stammbaum der Liechtensteiner lässt uns vieles über die Fürstenfamilie lernen. Die Stammtafel ist ein absolutes Unikat. Sehr übersichtlich aufgebaut bietet sie einen einzigartigen Überblick über den Stammbaum der Fürstenfamilie und ist ein Spiegelbild der österreichischen und europäischen Geschichte.

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Polsterstühle und Sessel (Armlehnsessel à la reine)
Aus Schloss Feldsberg, 1. Viertel 20. Jh.
Buche, weiß und grün gefaßt, Bezug: Olivgrüner Seidenstoff mit vegetabilen Ornamenten,
LIECHTENSTEIN MUSEUM. Die Fürstlichen Sammlungen, WIEN

WIENER TAFELSERVICE
1784-1787, Imitation des 19. Jahrhunderts, Porzellan, Gold
LIECHTENSTEIN MUSEUM. Die Fürstlichen Sammlungen, WIEN

Büste Fürst Alois II. von Liechtenstein, 19. Jh. Gips
LIECHTENSTEIN MUSEUM. Die Fürstlichen Sammlungen, WIEN

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Muschelschlitten ca. um 1880 aus Schloss Wilfersdorf
Der Schlitten war sowohl einspännig als auch mehrspännig zu fahren. Kutschiert wurde durch die Herrschaften - der Lakai saß auf dem rückwärtigen „Lakaiensitz". Herr Rabenseifner (ehemaliger Pferdefleischhauer) aus Mistelbach kaufte den Schlitten von der Verwaltung des Gutes in Wilfersdorf. Er hatte den Schlitten danach auch in Verwendung.
Leihgabe Dir. Wolfgang Satzer, Kutschenmuseums Laa/Thaya

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AUF DEN SPUREN DER LIECHTENSTEINER - IHRE BURGEN UND SCHLÖSSER
Der sprichwörtliche Grundstein des Hauses Liechtenstein wurde mit der Stammburg Liechtenstein bei Maria Enzersdorf gelegt, die nach mehrfachem Besitzerwechsel erst 1807 wieder in Besitz der Fürsten von Liechtenstein kam. Unter Johann I. entstand 1820 in Burgnähe auch das Schloss Liechtenstein als Sommerresidenz. Mit dem repräsentativen Wiener Gartenpalais, das Fürst Johann Adam Andreas ab Juli 1689 von Domenico Martinelli erbauen ließ, setzten die Liechtensteiner auch in der kaiserlichen Residenzstadt ein sichtbares Zeichen ihres Ranges. Auf den Spuren nordwärts liegt das Schloss Wilfersdorf, in dem jene Liechtensteiner-Linie begründet wurde, auf die sich heute die regierende Fürstenfamilie von Liechtenstein in Vaduz zurückführen lässt. Aus der Herrschaft Wilfersdorf flossen auch Gelder in den Ausbau der südmährischen Residenzen wie etwa für Schloss Feldsberg (Valtice). Karl Eusebius ließ es anstelle einer seit dem 13. Jahrhundert in Familienbesitz befindlichen Anlage nach Plänen Giovanni Giacomo Tencallas errichten. Im dazugehörigen Natur- und Landschaftsgarten hat Joseph Hardtmuth die mächtige Reistenkolonnade (1811 und 1823) sowie den Diana-Tempel (1812) im klassizistischen Stil errichtet. Im benachbarten Lundenburg (Břeclav) kamen „Veste und Herrschaft Lunthenburch" 1384 an die Familie Liechtenstein, die hier ein Schloss errichtete. Auf Karl Eusebius geht auch das ursprüngliche Barockschloss Eisgrub (Lednice) zurück. Es wurde jedoch zwischen 1846 bis 1858 im Stil der Neugotik umgebaut. Dem Traum von fernen Welten entspringt auch das 1797-1804 im Park errichteten Minarett als exotisches Bauwerk ohne kultischer Funktion.

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Im Jahre 1436 wird durch Otto von Maissau die Burg und die Herrschaft Wilfersdorf dem Christoph II. von Liechtenstein als landesfürstliches Lehen vermacht. Die Liechtensteiner machten Wilfersdorf zum Mittelpunkt einer großen Herrschaft, der auch Mistelbach und Poysdorf eingegliedert waren. Gerade an die Zeit des Barock werden wir bei jedem Spaziergang durch den Ort erinnert. Sei es durch die schönen Giebel bzw. Fassaden aus dieser Zeit oder durch die Kapellen und Steindenkmäler.

Die zweigeschoßige schlichte Westfassade des Schlosses erhebt sich über einem hohen Sockel. Der dreiachsige Mittelrisalit ist durch Doppelpilaster sowie Rahmen gegliedert und umfasst das rechteckige Portal mit der Bauinschrift 1608, über dem ein Balkon mit Schmiedeeisengitter angeordnet ist. Der Risalit wird durch einen breiten geschweiften und gesprengten Giebel mit einer Uhr und darüber dem Wappen der Familie Liechtenstein abgeschlossen; seitlich befinden sich die allegorischen Figuren „Ruhm“ und „Tapferkeit“. – Die Innenräume sind weitgehend umgebaut.

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Kutsche, Frühes 19. Jh.
Diese historische Kutsche wurde erworben im Rahmen des ETZ- Projektes „Auf den Spuren der Liechtensteiner in Südmähren und Niederösterreich". Um die Herrschaften zu visitieren und die Beamten zu kontrollieren, sollte der Fürst einen Aufenthaltsort mehrmals jährlich wechseln. Denn wenn er nicht alles selbst mit straffer Hand leite, werde er von seinen Beamten bei jeder Gelegenheit betrogen und bestohlen werden. Auf jeder Herrschaft sollte er „etliche vertraute personen haben, von denen er auch sonst allerley erfahren kann." (Aus den Instruktionen des Karl Eusebius von Liechtenstein für seinen Sohn Johann Adam).

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Das Gartenpalais in Wien - Fassade gegen die Fürstengasse, um 1816
Ferdinand Runk (1764-1834), Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz (Faksimile)

Im Jahr 1687 erwarb Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein einen Garten mit benachbarten Wiesen des Grafen Weikhard von Auersperg in der Rossau in Wien. Im südlichen Teil des Grundstücks ließ der Fürst ein Palais errichten, im Norden gründete er eine Brauerei und eine Grundherrschaft, aus der sich die Vorstadt Lichtental entwickelte. Für den Bau des Palais lobte Johann Adam Andreas 1688 einen Wettbewerb aus, an dem unter anderem auch der junge Johann Bernhard Fischer von Erlach teilnahm. Dessen wenig funktionales, „durchlässiges" Projekt wurde vom Fürsten aber verworfen. Den Wettbewerb gewann schließlich Domenico Egidio Rossi, der aber schon 1692 durch Domenico Martinelli ersetzt wurde. Auftragsbeginn war der 4. Juli 1689. Der Rohbau wurde 1700 fertig. Gebaut wurde eine Mischung aus Stadt- und Landhaus im römischen Stil, ein Palazzo in villa. Der Garten wurde im Sinn eines klassischen Barockgartens angelegt und um1820 nach Plänen von Joseph Kornhäusl klassizistisch umgestaltet. In der Fürstengasse befand sich einst gegenüber dem Palais auch die 1700 erbaute Orangerie.

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Statuette Fürst Alois Josef II. von Liechtenstein, 19. Jh., Gips
LIECHTENSTEIN MUSEUM. Die Fürstlichen Sammlungen, WIEN

Fürst Alois Josef II. wurde am 25. Mai 1796 in Wien geboren und 1831 mit Franziska (de Paula) Kinsky von Wchinitz und Tettau verehelicht. Er trat vor allem als Bauherr von Schloss Eisgrub in Erscheinung und betrieb auch den Innenumbau des Liechtensteinpalastes in der Wiener Bankgasse. Im Jahr 1836 erfolgte sein Regierungsantritt im Fürstentum Liechtenstein. Mit ihm endet zugleich die Reihe der Gutsherren, denn das Jahr 1848 brachte mit der Auflösung des Untertanenverbandes auch die Lösung von der Gutsherrschaft.

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Orgeltisch und Sitzbank Aus der Kirche Kettlasbrunn und Foto der heutigen Orgel mit dem Liechtensteinwappen

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Der Ambo ist ein erhöhter Ort in der Kirche, von dem aus gottesdienstliche Lesungen und Zwischengesänge vorgetragen werden., Verwendet in der Pfarrkirche Staatz seit ca. 1970. Erworben von einer Pfarre im Raum Mödling. Spende Pfarre Staatz 2019

Wandkreuz, 1700-1780, Holz, Corpus: Bildhauerarbeit polychrom gefasst, partiell vergoldet, Leihgabe Pfarre Wilfersdorf

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DIE LIECHTENSTEINER ALS VERTEIDIGER UND NUTZNIESSER DES „RECHTEN GLAUBENS"
Die Familiengeschichte des Hauses Liechtenstein wird im 16. und 17. Jahrhundert von den konfessionellen Umbrüchen geprägt. Wie viele andere Adelsgeschlechter wurden auch die Liechtensteiner im 16. Jahrhundert zu Anhängern der neuen Lehre Martin Luthers. Doch erst ihre Konvertierung im Zuge der Gegenreformation ermöglichte ihren rasanten Aufstieg. Sie beteiligten sich nun auch selbst aktiv an der Rückführung ihrer Untertanen zum katholischen Glauben. So wies Gundaker von Liechtenstein seinen Buchhalter der Wirtschaftskanzlei auf Schloss Wilfersdorf an, zu überwachen, ob die officirer (=Herrschaftsbeamten) und underthannen den gottesdienst fleissig besuechen, offt beichten und comunicim, den processsionibus fleyssig beywohnen, nicht offentlich gottloß leben." Gundakar, der selbst erst 1602 zur römisch-katholischen Kirche konvertiert war, erschien zwecks Religionsreformation im Januar 1603 mit dem späteren Kardinal Melchior Klesl an der Spitze in seinem Schloss Wilfersdorf und folgte so dem Vorbild seiner Brüder Karl und Maximilian. Erschwert wurde diese Offensive jedoch durch den Priestermangel dieser Zeit. Sprachbarrieren erschwerten zusätzlich die Suche. So schreibt Gundakar 1631 an Kardinal Dietrichstein, er wolle... einen pfahrrer haben, der auch deutsch predigen kunde oder aber neben der böhmischen sprach der deutschen so vill kündig were, daß er deutsch leicht zu hören (...) wüsste (). In weiterer Folge unterstützten die Liechtensteiner in ihren Herrschaftsgebieten den Um- und Neubau von Kirchen und karitativen Einrichtungen, förderten das Wallfahrtswesen und trugen so wesentlich zum Sieg der Gegenreformation bei.

Heilige Rosalia - Aus der Grabkapelle am „Heiligen Berg" - beim Friedhofseingang in Wilfersdorf

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Beichtstuhl, Ende 19. Jh.
In den Instruktionen des Gundaker von Liechtenstein für den Regenten Hans Fritz, dem Sohn eines fürstlichen Untertanen, wird besonders der gegenreformatorische Druck spürbar, der seitens des Fürsten für die Rekatholisierung ausgeübt wurde: So hatte der Buchhalter als Chef der Wirtschaftskanzlei des Fürsten Gundaker von Liechtenstein in Schloß Wilfersdorf auch zu überwachen, ob die officirer (= Herrschaftsbeamten) und underthannen den gottesdienst fleissig besuechen, offt beichten und comunicim, den processsionibus fleyssig beywohnen, nicht offentlich gottloß leben." Zu Weihnachten 1630 schlug der um Dienstentlassung bittende Pfleger von Wilfersdorf, Hans Fritz, dem Fürsten Gundaker von Liechtenstein den Wiener Gregor Kharner als seinen Nachfolger vor. Er empfahl ihn als einen Mann, der „etwas studtiert" habe und auch sonst ein fein wiziger man" sei, „der alle gerichtsbreuch woll waiß; verstehet sich auch fein auf den ackher- und weingarthpau, dan er selbst weingartten hat". Der Wilfersdorfer Pfleger wurde daraufhin auf eine 100 Punkte umfassende Instruktion vereidigt. So sollte er unter anderem die Kontrolle über die Osterbeichte und -kommunion der liechtensteinischen Untertanen übernehmen.

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Modell „Wilfersdorf um 1800", Modellbau: Hans Huysza
Nachbau eines Modells aus dem Kunsthistorischen Museum. Originalmodell 1: 500.

Das Modell zeigt das Ortszentrum von Wilfersdorf um 1800. Das Schloss ist noch im Originalzustand mit Basteien und Wassergraben umgeben. Westlich des Schlosses befindet sich das Tummelhofgebäude mit dem Arrest und den Schafstallungen. An den nördlichen Seitentrakt anschließend ist die ehemalige „Obere Hofmühle" zu sehen, an die der Meierhof anschließt, der 1824 einem Brand zum Opfer fiel. Am nordöstlichen Ortsrand ist der 1725 erbaute Schüttkasten des Fürsten von Liechtenstein das markanteste Bauwerk. Die braunen Markierungen die vom Schüttkasten wegführen, deuten die unterhalb befindlichen Kellergewölbe der Fürstlichen Hofkellerei. Das Schloss wurde 1802 zu einem Großteil abgetragen.

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HERRSCHAFT UND WIRTSCHAFT
Der wirtschaftliche Aufstieg des Hauses Liechtenstein begann um 1600, verbunden mit dem massiven Vorstoß in die böhmischen Länder. Das Sprichwort „Schäferei, Brauhaus und Teich machen die böhmischen Herren reich" traf im Besonderen auch auf die Familie Liechtenstein zu, die neben dem Mühlenwesen auch auf andere landwirtschaftliche Nebengewerbszweige in Böhmen und Mähren setzte. Ihre Monopolstellung in diesen Bereichen bescherten den Fürsten bald große Gewinne. So verfügte Hartmann von Liechtenstein (1613-1686) über hohe Einkünfte, die er in Wien, Wilfersdorf und Ebergassing in mehreren Gewölben, Kassen, Truhen und Fässern verwahren ließ. Herrschaftsbeamte hatten, wie es Karl Eusebius 1680 formulierte, die Einkünfte der Herrschaften „durch billiche und zulässige mittl, jedoch ohne ruin der unterthanen, zu vermehren".

Trotzdem waren die Bauern als liechtensteinische Untertanen einer doppelten Belastung ausgesetzt: Als Konsumenten wie auch als Arbeitskräfte. Neben der Abnahmeverpflichtung für einige herrschaftliche Erzeugnisse wurden sie durch den Mühlenzwang genötigt, ihr Korn nur in den herrschaftlichen Mühlen mahlen zu lassen. Durch die willkürliche Preisfestsetzung führte dies zu einer enormen Belastung der Untertanen. Die Bauern waren aber auch billige Arbeitskräfte des Fürsten. Sie wurden immer mehr mit Robotleistungen belastet, die man nach dem Dreißigjährigen Krieg oft nur als Provisorium betrachtete. Sie wurden bald aber von der Herrschaft als bewährtes Mittel zur Senkung der eigenen Betriebskosten eingesetzt. Die Bauernbefreiung von 1848 sollte dann nachhaltig die Beziehung zwischen Herrschaft und Untertanen ändern.

Im Souterrain ist ein gemütlicher Schlosskeller untergebracht.

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023

Das Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf steht im niederösterreichischen Weinviertel in der Gemeinde Wilfersdorf. Es ist seit 1436 im durchgehenden Besitz der Familie Liechtenstein und dient bis heute der Verwaltung der fürstlichen Güter in Niederösterreich, zu denen auch die bekannte fürstliche Hofkellerei gehört.

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023

In einem Seitentrakt des Schlosses bietet das Heimatmuseum Einblicke in längst vergangene Lebensweisen: Eine alte Bügelmaschine bestaunen, die ehemalige Bäckerei und die Werkstätte des Sattlers besuchen.

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023

Gegründet wurde das Heimatmuseum 1984 von Hans Huysza und seither wurde Raum um Raum renoviert und eingerichtet. Immer mehr Fundstücke der Gemeinde finden in den mittlerweile 16 kleineren und größeren Räumen Platz und warten darauf, entdeckt zu werden.

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023

Das Wilfersdorfer Heimatmuseum hat in einem der Nebengebäude Platz gefunden.

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023

Heimatmuseum Wilfersdorf
1981: Beginn mit Urgeschichtsforschung im Gemeindebereich durch Hans Huysza. Grundlage für die Museumsgründung
1983: Beginn der Renovierungsarbeiten in den Ausstellungsräumen
1985 13. 10.: Offizielle Eröffnung des Heimatmuseums.
1985/86 Winter: Anfertigung des Modells Wilfersdorf um 1800.
1986/87 Winter: Anfertigung der Stammtafel des Fürstlichen Hauses Liechtenstein.
1995: 1. Schlosskirtag
1997: Eröffnung der Sonderausstellung „Spuren der Liechtensteiner im Weinviertel"
1999: 3. Schlosskirtag mit grenzüberschreitendem Radwochenende in der Region „Weinviertler Dreiländereck".
2000: Eröffnung der Sonderausstellung „Grenzen-los!" Die Liechtensteinregion zwischen Thaya, March und Zaya.
2000 26. und 27. 08.: 15 Jahre Museum Wilfersdorf und „Startfest zur Gründung des „Kultur- und Tourismusverei-nes Liechtenstein Schloss Wilfersdorf".

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023

Das Schloss ist ein schlicht gegliedertes barockes Wohnschloss, dessen Westflügel zusammen mit den Wirtschaftstrakten einen ehrenhofartigen Vorplatz bilden. In der Hauptachse der Westfassade ist ein dem Schloss vorgelagerter, durch Nebengebäude und Umfriedung mit mittlerem Pfeilerportal gebildeter Ehrenhof. Davor befindet sich die Zufahrt, die auf einer Brücke den früheren Graben überquert. Der Vorplatz nördlich und südlich der Hauptfassade ist durch zwei eingeschoßige traufständige Wirtschaftsgebäude mit Mansardwalmdächern und auf der Westseite zweigeschoßigen Giebelfronten mit großer Doppellisenengliederung sowie zwei quer dazu verlaufenden eingeschoßigen traufständigen Anbauten mit lisenengegliederten Eingangsachsen begrenzt.

 Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf, September 2023



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: