Benediktinerstift Göttweig

Furth bei Göttweig, Juni 2023

Seit 1094 beten und arbeiten Mönche auf dem Göttweiger Berg, der auch für seine Gäste Kraftquelle und Ort der Begegnung ist. Das UNESCO-Welterbe Göttweig zählt zu den ältesten Klöstern Österreichs. Im Museum erleben Sie die barocke Pracht und das epochale Troger-Fresko über der monumentalen Kaiserstiege.

 Benediktinerstift Göttweig, Juni 2023

Stift Göttweig wird wegen seiner Lage auf einer Anhöhe über der Donau gerne als "Österreichisches Montecassino” bezeichnet und wurde 1083 vom Passauer Bischof Altmann gegründet. Seit 1094 beten und arbeiten Benediktiner am Göttweiger Berg.

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Berthold von Garsten (+1142) - Prior von Göttweig und erster Abt von Garsten

 Benediktinerstift Göttweig, Juni 2023

Seit mehr als 900 Jahren leben und beten Mönche auf diesem Berg. "Ora et Labora et Lege", also "Bete und Arbeite und Lies" lautet das Motto der Benediktiner. Stift Göttweig ist ein lebendiges Kloster. Derzeit gehören 43 Mönche dem Konvent an. Die Mehrzahl von ihnen lebt und arbeitet in den über 30 Pfarreien in den Diözesen St. Pölten und Wien. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Seelsorge, auch in Krankenhäusern, Gefängnissen und Schulen. Als besonders wichtig wird seit jeher die Gastfreundschaft empfunden, schreibt doch schon der Hl. Benedikt in seiner Ordensregel, dass alle Gäste, die zum Kloster kommen, wie Christus aufgenommen werden sollen.

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Seit mehr als 900 Jahren beten und arbeiten Benediktinermönche auf dem Göttweiger Berg. Ziel ihres Lebens ist die Verherrlichung Gottes, basierend auf der Regel des heiligen Benedikt. Dem Stift gehören 35 Mönche an, von denen mehr als die Hälfte in der Pfarrseelsorge in den Diözesen St. Pölten und Wien tätig sind. Im Jahr 2000 wurde das Stift Göttweig zusammen mit der Kulturlandschaft Wachau zum Schutz des Kultur- und Naturerbes für zukünftige Generationen in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufgenommen eine besondere Auszeichnung der überregionalen Bedeutung des Stiftes und seiner Kunstsammlungen.

Die Stiftskirche als Ort des Gebetes ist auch der bauliche Mittelpunkt des Klosters, das seit dem Jahr 1083 als geistliches und kulturelles Zentrum stark in seine Umgebung ausstrahlt. Ein Besuch der barocken Stiftskirche und der romanischen Krypta ist für viele ein tiefes Erlebnis.

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Die Stiftskirche ist im Langhaus in ihrem Kern romanisch (aus der Bauzeit des Klosters, ein Vorbau aus dem 11. Jahrhundert ist nachgewiesen). Die Rekonstruktion der romanischen Anlage zeigte einen Achsknick, wobei sich möglicherweise die Achse des Chores auf den Sonnenaufgang des 4. Fastensonntags 1072 orientiert (damals der 18. März), das Langhaus auf dessen vorangehenden Dienstag, den 13. März 1072.

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Das Hochaltarbild „Mariä Aufnahme in den Himmel" (1694) stammt von Andreas Wolff; der Hochaltar (mit Statuen von den hll. Petrus, Paulus, Gregor, Altmann, Katharina, Barbara und der Gottesmutter Maria), der mit Kanzel und Teilen des Orgelprospekts ein Ensemble bildet, von Hermann Schmidt (1639). Das intarsierte Chorgestühl fertigte Franz Staudinger 1766 an; die beiden Kaiserstühle (heute als Ambo verwendet) dürften schon etwas früher in derselben Werkstatt entstanden sein.

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 Benediktinerstift Göttweig, Juni 2023

 Benediktinerstift Göttweig, Juni 2023

Die Orgel wurde im Jahre 1982/1983 von der Firma Walcker-Mayer unter Verwendung wertvoller Register der vorigen Rieger-Orgel aus 1922 errichtet. Sie ist ein rein mechanisches Werk mit 45 Registern, das auf drei Manuale und Pedal verteilt sind. Das Rückpositiv ist neobarock dispositioniert, während das Schwellwerk eher romantisch ist.

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Das über der Krypta erhöht liegende frühgotische Presbyterium wurde 1401 bis 1430 errichtet. Im 17. Jahrhundert und – nach einem Plan Johann Lukas von Hildebrandts zur Umgestaltung der Fassade aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts – wurde die Kirche weitgehend barockisiert. Die Stuckaturen (1665 bis 1681) sind von oberitalienischen Meistern verfertigt.

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Krypta

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In der Hauptkrypta unter dem Presbyterium der Stiftskirche befindet sich auf dem Gnadenaltar (Empirezeit 1804) die Göttweiger Pietà, eine Holzskulptur aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, 1880 überarbeitet. Die 1784 unterbrochene Wallfahrtstradition wurde 1988 wieder aufgenommen.

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Im südlichen Kryptenraum („Altmanni-Krypta“) steht der Altmanni-Schrein, ein 1668 angefertigter Reliquienschrein mit Silberfiligrandekor und den Reliquien des Heiligen, am Boden ein 1540 von Konrad Osterer geschaffenes Epitaph.

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Liegefigur des hl. Altmann. Das Deckengemälde des Kremser Schmidt, die Vision Ezechiels, passt thematisch zur darunter liegenden Konventgruft von 1638.

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Die Kaiserstiege im Nordwesten des Stiftshofes ist das größte Barocktreppenhaus Österreichs. Sie erhebt sich über drei Geschoße und wurde 1739 von Paul Troger mit einem Deckenfresko versehen, das in seinem Zentrum Kaiser Karl VI. als Helios-Apoll mit Musengefolge zeigt. Die figurale Ausstattung mit Statuen der Jahreszeiten, Monatsvasen und Künstlerbüsten stammt von Johannes Schmidt, dem Vater des Kremser Schmidt. Die daran anschließenden Fürsten- und Kaiserzimmer – zum Großteil mit beachtenswerten Tapetenmalereien – dienen als Museumsräume, ebenso der Altmanni-Saal mit dem Deckenfresko Hochzeit zu Kana von Johann Rudolf Byß und Johann Baptist Byß.

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Stift Göttweig - Deckenfresko
Das herrliche Deckengemälde wurde vom Künstler Paul Troger im Jahr 1739 geschaffen. Er arbeitete nur wenige Monate an diesem Fresko, das auf den frischen Putz gemalt wurde.
Das Bild zeigt die Verherrlichung Kaiser Karls VI. als Sonnengott. Pallas Athene und der als Adler dargestellte Göttervater Zeus vertreiben das Böse in den dunklen Hintergrund. Links vom Sonnenwagen sitzen die sieben Künste auf einer Wolke. Die Architektur im rot-grünen Kleid trägt die Gesichtszüge von Maria Theresia, Tochter Karls. Daneben mit umgehängter Maske, mit Palette und Pinsel die Malerei, die Bildhauerei mit Meißel, am linken Rand die Poesie mit Flügelohren und Schriftrolle. Darüber die Numismatik mit einem Münzstempel und die Musik mit einer Laute. Die Astronomie blickt auf den goldenen Himmelsglobus. Chronos, der Gott der Zeit, vervollständigt das Ensemble.

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Stift Göttweig wurde 1083 vom Passauer Bischof Altmann gegründet. Er starb 1091 in Zeiselmauer, seine Reliquien befinden sich im sogenannten Altmanni-Schrein in der Krypta der Stiftskirche. Abt Hartmann I. übernahm 1094 mit Benediktinermönchen aus St. Blasien im Schwarzwald das Kloster. Die Göttweiger Mönche leben bis heute nach der Regel des heiligen Benedikt von Nursia. Seit 2009 steht Abt Columban Luser dem Konvent vor.

Die Abbildung (Fresko von 1682 in der Stiftskirche Göttweig) zeigt eine Episode aus der Lebensbeschreibung des heiligen Altmann. Die Jünglinge Altmann (später Bischof von Passau), Adalbero (später Bischof von Würzburg) und Gebhart (später Erzbischof von Salzburg) treffen am Fuß des Göttweiger Berges zusammen und sagen sich gegenseitig ihre Zukunft als Bischöfe voraus. Im Hintergrund ist die mittelalterliche Göttweiger Klosteranlage sichtbar, die 1718 durch einen Brand fast komplett zerstört wurde.

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Barocker Neubau nach 1718
Nach dem verheerenden Stiftsbrand 1718 entschied sich der Konvent des Stiftes Göttweig unter Abt Gottfried Bessel (1714-49), die gesamte Klosteranlage nach Plänen von Johann Lucas von Hildebrandt (1668 - 1745) neu zu errichten. Der 1744 gedruckte monumentale Kupferstich von Salomon Kleiner (1700 - 61) zeigt den geplanten Klosterbau, der jedoch bis Ende des 18. Jahrhunderts nur zu rund zwei Dritteln realisiert werden konnte.

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Stift Göttweig - Benediktuszimmer
Die Kaiser- und Fürstenzimmer im Stift Göttweig sind mit bunten Leinentapeten ausgestattet. Jeder Raum im Kaisertrakt ist farblich und motivisch unterschiedlich gestaltet. Schöpfer dieser einzigartigen Wandbespannungen sind die Gebrüder Byß, Experten der illusionistischen Malerei.

Die Grundausstattung der Appartements ist fast einheitlich. Das lässt auf eine gemeinsame Planung und Durchführung der Innenausstattung schließen. Die Böden sind aus Nußholz gefertigt und mit Einlegarbeiten verziert. Die bunt gemalten Wandtapeten bilden einen fließenden Übergang zu den mit Stuck dekorierten Decken. Einen besonderen Akzent setzen die Kachelöfen. Die Öfen konnten mit Holz vom Gang aus durch kleine Türchen beheizt werden.

 Benediktinerstift Göttweig, Juni 2023

 Benediktinerstift Göttweig, Juni 2023

Hl. Anna Selbdritt - Lindenholz, gefasst, um 1520
Von der Ausstattung der zahlreichen mittelalterlichen Kirchen am Göttweiger Stiftsberg, die beim Brand 1718 zerstört wurden, haben sich nur sehr wenige Stücke erhalten. Diese Gruppe könnte Bestandteil eines kleinen Seitenaltars in einer Kirche gewesen sein.

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Im Museum im Kaisertrakt mit den Fürsten- und Kaiserzimmern erleben Sie die barocke Pracht des kaiserlichen Hofarchitekten Johann Lucas von Hildebrandt. Die monumentale Kaiserstiege mit dem Deckenfresko von Paul Troger (1739) zählt zu den schönsten und größten barocken Treppenhäusern Europas.

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Die Göttweiger Naturaliensammlung
Bereits unter Abt Gottfried Bessel (1714-49) wurden in Göttweig naturkundliche Objekte gesammelt. Ab 1720 legten die Mönche ein großes Kunst- und Naturalienkabinett an. Diese Sammlung gleicht in ihrem Aufbau den Kunst- und Wunderkammern des 16. und 17. Jahrhunderts. Neben Fossilien, Muscheln und Schnecken war auch eine große Anzahl an Tierpräparaten und Mineralien in der Sammlung vertreten. Einen bildlichen Eindruck dieser Sammlung gibt eine großformatige Reproduktion eines Kupferstiches von 1744 im nächsten Raum. Der Göttweiger Abt hatte Kontakt zu vielen anderen Sammlern seiner Zeit. So war er auch mit Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733), dem berühmten Schweizer Arzt und Naturforscher, in Briefkontakt. Aus diesen Briefen geht hervor, dass Scheuchzer Teile seiner Fossiliensammlung dem Göttweiger Abt übergeben hat.

Mineralien und Fossilien
Das Stift Göttweig verfügte einst über eine große Naturaliensammlung. Dazu gehörten auch Mineralien und Fossilien. An vielen dieser Objekte sind alte Inventarnummern erkennbar. Die ältesten dieser Nummern weisen in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts und zeigen damit eine intensive Beschäftigung mit Mineralien und Fossilien in der Barockzeit.

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Salomon Kleiner (1700-61) - Kaiserstiege aus der Göttweiger Veduten-Serie Kupferstich, gedruckt 1744
Der Kupferstich aus der Kleiner-Serie zeigt die repräsentative Kaiserstiege mit dem berühmten Deckenfresko von Paul Troger (1739).

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Die ehemalige Kunst- und Wunderkammer
Der vergrößerte Kupferstich von Salomon Kleiner (1700-61) aus der Göttweiger Vedutenserie - entstanden zwischen 1743 und 1745 - gibt den Einblick in die Kuriositätensammlung des Abtes Gottfried Bessel (1672-1749) wieder, die ursprünglich im ersten Stock des sogenannten Frauenturmes (N-O Turm) untergebracht war. Diese Kunst- und Wunderkammer umfasste eine Münzsammlung, archäologische Artefakte aus der Antike, Elfenbeinschnitzereien aber auch naturkundliche Objekte wie Muscheln, versteinerte Pflanzen und Tierpräparate in Alkohol. Nur wenige der im Kupferstich abgebildeten Exponate haben sich bis heute erhalten. Im linken Bereich der Abbildung sind geschnitzte Holzskulpturen zu erkennen, einige davon befinden sich in der Mittelvitrine.

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Hl. Sebastian, Maria Immaculata, sitzende Jünglinge - Schnitzarbeiten aus Buchsbaumholz, um 1700
Der sogenannte „Dornauszieher", ein berühmtes antikes Motiv eines Jünglings, der einen Dorn aus einem Fuß zieht, ist auch auf Salomon Kleiners Kupferstich der Sammlung (großformatige Reproduktion nach dem Stich von 1744) erkennbar.

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Elfenbeinkruzifix - Art des Furienmeisters (1651-1732), um 1725

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Triumph Kaiser Karl VI. als Musengott Apollon
Entwurf („Ricordo") für das Kaiserstiegen-Fresko, Öl auf Leinwand, Paul Troger (1698-1762) /Johann Jakob Zeiller (1708-83)

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Wer war der Kremser Schmidt?
Martin Johann Schmidt wurde 1718 in Grafenwörth an der Donau, etwa 20 Kilometer von Göttweig entfernt, geboren. Er verbrachte sein gesamtes Leben in Stein bei Krems und verließ nur selten sein Atelier in der Landstraße. Bereits Schmidts Vater war für das Stift Göttweig als Bildhauer tätig. Von ihm stammt unter anderem die skulpturale Ausstattung der Kaiserstiege. Die Auftraggeber des Kremser Schmidt waren vor allem Klöster und Pfarren. Darum zeigen seine Arbeiten primär christliche Inhalte. Für das Stift Göttweig und seine Pfarren malte der Künstler ca. 150 Bilder, großformatige Altarbilder genauso wie kleine Gemälde zur privaten Andacht. Martin Johann Schmidt schuf in seinem Leben eine unglaubliche Anzahl an Kunstwerken. Sein Werkverzeichnis umfasst weit über 1.100 Objekte, zu einem großen Teil Ölbilder auf Leinwand und Zeichnungen, aber auch Fresken und Radierungen. Schmidt starb 1801 als einer der letzten großen Barockkünstler Österreichs.

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Stift Göttweig verfügte bereits im Mittelalter über eine Vielzahl an Weingärten. Bischof Altmann von Passau (1065-1091) hatte seine Stiftung großzügig mit Rieden bedacht und dieser Besitz wurde kontinuierlich erweitert, insbesondere durch Schenkungen, aber auch durch Tausch sowie gezielte Ankäufe. Um die Rechtsansprüche Göttweigs an seinen Gütern zu wahren, handelten hohe geistliche und weltliche Würdenträger regelmäßig im Interesse des Klosters und nahmen urkundliche Besitzbestätigungen vor.

Barock - Die Äbte Berthold Mayr (reg. 1689-1713) und Gottfried Bessel (reg. 1714-1749) führten die Göttweiger Weinwirtschaft in ein neues, florierendes Zeitalter. Der Stiftswein etablierte sich als sehr beliebtes Handelsprodukt, aus den Verkäufen konnten immer höhere Gewinne erzielt werden. Mehrere gute Weinjahre brachten überdurchschnittliche Erträge mit sich. Mit dem Bau eines riesigen Sammelkellers in Furth konnte die nötige Zentralisierung der Weinlagerung erreicht werden. Nach dem Tod Bessels verfügte Stift Göttweig über eine Gesamtmenge von rund 2 Millionen Liter Wein.

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Das Benediktinerstift verfügt über Rebflächen im Ausmaß von rund 26 Hektar. Die Weingärten befinden sich in sechs Bezirken Niederösterreichs: Krems-Stadt, Krems-Land, St. Pölten-Land, Tulln, Hollabrunn, Waidhofen a.d. Thaya

Stiftskeller Furth - SW-Foto, 1980er-Jahre
Der im Jahr 1702 vollendete Sammelkeller bildet bis heute das Herzstück des stiftseigenen Kelleramtes in Furth.

Fassboden - Eiche, 1745
Allianzwappen Abt Gottfried Bessels (reg. 1714-1749)

Fässer - Eiche, 19. Jh., Fassungsvermögen: 57,8 1
Vorderdeckel mit Stiftswappen sowie Trauben- und Weinrankendekor. Aufschrift „Convent" (links) und „Heuriger" (rechts). Solche Fässer fanden im Klosteralltag Verwendung.

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Kasel mit Hl. Urban - Rotes Tuch, aufgesetztes gesticktes Kreuz, Ende 15. Jh.
Die Kasel weist den in der Spätgotik typischen, im Schulterbereich verkürzten Schnitt auf. Prägendes Element des liturgischen Gewandes ist das Kreuz mit Heiligenfiguren: Wirbelrosetten aus Goldfäden bestimmen den Hintergrund, die Gestaltung der Heiligen erfolgte mit Seidenfäden.
Heiligenfiguren: Urban, mit Traube / Konrad, Christophorus, Nikolaus / Altmann / Koloman

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 Benediktinerstift Göttweig, Juni 2023

Stehende Gottesmutter mit Jesuskind - Unbekannter Meister, polychrom gefasstes Holz, 3. Viertel 15. Jh.
Die Statue stammt nach der Dokumentation im kremsmuseum aus dem ehemaligen Lesehof des bayrischen Zisterzienserklosters Raitenhaslach in Krems-Weinzierl, der ab dem 13. Jahrhundert urkundlich überliefert ist. Sie gehörte wohl zur Ausstattung der 1458 neu geweihten Georgskapelle. Die Skulptur stellt eine zeitgenössische Kopie der 1466 geschaffenen Gnadenstatue „Unserer Lieben Frau von Einsiedeln" (Schweiz) dar. Da für den mit Raitenhaslach eng verbundenen Gnadenort Altötting erst ab 1489 Wunder überliefert sind, dürfte sich das Kloster davor nach Einsiedeln orientiert haben.

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Von der Rebe ins Glas
Der Weinbau war Jahrhunderte lang die bedeutendste Wirtschaftsdisziplin Stift Göttweigs. Entsprechend große Aufmerksamkeit galt der Kultivierung der Weingärten, der Lese und schließlich der Herstellung des Weins. Die Weinproduktion nahm in den Göttweiger Lesehöfen ihren Anfang, wo die Traubenernte gepresst und der entstandene Most in Fässer gefüllt wurde. Sofern die vorhandenen Kellerräumlichkeiten keine ausreichende Größe aufwiesen, kam es zum Abtransport der Mostfässer in geräumigere klösterliche Weinkeller. Die Weinqualität variierte sehr stark, zu den besten „Tropfen" zählte der Wein aus Königstetten.

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Göttweig - Altmanni-Saal
Der Altmannisaal dient heute als Festsaal. Ursprünglich hätte im Trakt gegenüber der Stiftskirche der Kaisersaal errichtet werden sollen - dieser Gebäudeteil wurde aber nicht vollendet, wodurch der Altmannisaal aufgewertet wurde. Das Deckengemälde zeigt die Hochzeit zu Kana, die großen Gemälde an den Seiten stellen die Ansicht des Klosters vor dem Stiftsbrand und die Idealansicht der Pläne für den barocken Neubau dar. Die vier kleinen Gemälde bilden die ehemaligen Göttweiger Gutshöfe ab.

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Stift Göttweig - Die vier Gutshöfe - Die vier Gemälde zeigen die ehemaligen Gutshöfe im Jahr 1733.
Brandhof in Nieder-Ranna (links oben) 1723 erworben, umgestaltet 1726.
Gurhof bei Gansbach (rechts oben) Erbaut 1483-93, 1629 erworben, umgebaut 1723-1731.
Meidling im Thale (links unten) Gutshof nahe Göttweig.
Unternalb (rechts unten) Erweitert 1723-1727.

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Stift Göttweig - Gobelinzimmer
Das Gobelinzimmer ist mit großen Tapisserien, also gewirkten Bildern für Wände, ausgestattet. Die Technik ist mit der Weberei verwandt. Die drei großen grünblauen Tapisserien sind um 1700 vermutlich in Flandern entstanden und wurden zur Ausstattung der Räume angekauft. Ein Fragment einer Petit-Point Stickerei, links neben der Tür zum nächsten Zimmer, stammt aus der gleichen Zeit und begeistert aber durch die zahlreichen sehenswerten Details.

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Déjeuner des Göttweiger Abtes Leonhard, Grindberger (1798-1812),
bemaltes Porzellan, Marke „Wiener Blau", um 1800

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Verherrlichung des hl. Nepomuk
Entwurfsmodell für den Johann Nepomuk-Seitenaltar in Krems St. Veit, um 1740/42, Joseph Matthias Götz (1696-1760)

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Unübersehbar thront das Benediktinerstift Göttweig - aufgrund seiner großartigen Berglage auch das „Österreichische Montecassino" genannt in 429 m Seehöhe am östlichen Rand des weltberühmten Donautales der Wachau. Seit Jahrhunderten ist der Göttweiger Berg für seine Besucher und Bewohner Kraftquelle und Ort der Begegnung. Heute ist das Stift nicht nur Anziehungspunkt für Gäste und Pilger (Jakobsweg) aus aller Welt, sondern auch spirituelles Zentrum im Herzen Niederösterreichs. Die wirtschaftliche Basis des Klosters bilden von der Gründung an Forstwirtschaft und Weinbau. Heute stehen den Besuchern zahlreiche spirituelle, kulturelle und touristische Angebote zur Verfügung.

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Ein Streifzug durch die Graphische Sammlung und die Bibliothek des Stiftes Göttweig

Die Grafische Sammlung des Stiftes Göttweig
Die Göttweiger Grafiksammlung zählt mit rund 32.000 Blättern zu den größten Sammlungen dieser Art in Österreich. Die Sammlung beinhaltet großteils Druckgrafik (meist Kupferstiche und Radierungen) aber auch Handzeichnungen, historische Architekturpläne und barocke Druckplatten. Unter Abt Gottfried Bessel wurde ein Großteil der Druckgrafik zwischen 1720 und 1740 angekauft und geordnet. Ein Kupferstich des Jahres 1744 zeigt, wie die Sammlung in 200 buchförmigen Kasetten in einem Turmzimmer neben allerlei Kuriositäten aufgestellt war. Diese Sammlung diente zur (Aus-)Bildung der Mönche, Repräsentationszwecken sowie durch ihre Fülle an Motiven und Themen als Vorlagenmaterial für Künstler und Handwerker. Grafiken waren im 18. Jahrhundert auch oft Bestandteil einer größeren klösterlichen Sammlung („Kunst- und Wunderkammer"). Heute wird nur mehr vereinzelt gesammelt, aber auch zeitgenössische Blätter finden immer wieder Eingang in die Sammlung.

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Die Graphische Sammlung ist mit ca. 30.000 Blättern – nach der Wiener Albertina – die zweitgrößte grafische Sammlung Österreichs. Erste Nachrichten gibt es in einem Inventar des Jahres 1612 – Abt Georg Schedler ließ einige „Täfelein aus Kuperstich“ als Wanddekoration anschaffen. Im 17. Jahrhundert wuchs die Sammlung langsam an; Abt Gottfried Bessel, der eine umfassende Grafische Sammlung anstrebte, schaffte mehr als 20.000 Blätter an; P. Vinzenz Werl (1810–1861) nahm die Neuaufstellung der Sammlung vor und verfasste 1843 den zweibändigen Katalog. Der größte Teil der Grafiken stammt aus der Barockzeit mit Werken von deutschen, niederländischen, italienischen, französischen und englischen Meistern; ihr weites thematisches Spektrum reicht von Andachts- und Heiligenbildchen, Herrscherporträts über mythologische Sujets bis zu Architektur und Ornamenten, die nach dem Brand von 1718 als Vorlage für Architektur und Ausstattung des Neubaus genutzt wurden.

Idealansicht des Stiftes Göttweig - Kupferstich von Salomon Kleiner (1700-1781), 1744
Als diese Kupferstiche zu Beginn der 1740er in Auftrag gegeben wurden, war dem Bauherren Abt Gottfried Bessel klar, dass er die Vollendung des 1719 begonnenen Klosterneubaues nicht mehr erleben würde. Bis heute zeigt uns diese Stichserie, wie das unvollendet gebliebene Kloster eigentlich geplant war.

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Die Göttweiger Stiftsbibliothek
Der barocke Bibliothekssaal befindet sich im nicht zugänglichen Klausurbereich des Klosters, dem Wohnbereich der Mönche. Das große Foto am Ende dieses Saales gibt einen Eindruck von der monumentalen Größe dieses barocken Raumes. Zusammen mit der Depotbibliothek und den modernen Handbibliotheken umfasst der Göttweiger Bücherbestand insgesamt ca. 150.000 Bände, darunter 1.100 teils mittelalterliche Handschriften und eben soviele Inkunabeln (frühe gedruckte Bücher bis zum Jahr 1500).

Klosterbibliotheken bilden seit ihrer Gründung den Wissensstand verschiedener Zeiten ab. Nicht nur theologisches, rechtliches oder historisches Wissen wurde hier „gespeichert", sondern auch praktisches und technisches Know How war hier immer am aktuellen Stand der Zeit vorhanden. So findet sich in dem 1678 in Amsterdam gedruckten Buch „Museum Kircherianum" von Georgio de Sepibus die Darstellung einer optischen Projektionsmaschine, ähnlich einem Diaprojektor oder Beamer. So ein modernes technisches Gerät („Lucerna Magica") wurde um 1724 in Göttweig angekauft. Damit konnten Bilder an die Wand projiziert werden.

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Einblick in die Göttweiger Bibliothek
Kupferstich von Salomon Kleiner (1700-1781), Blatt aus der 1744 geduckten Vedutenserie
Der barocke Bibliotheksraum hat sich seit der Fertigstellung um 1730 kaum verändert. Der Entwurf der Einrichtung geht vermutlich auf den Architekten der Klosteranlage Johann Lucas von Hildebrandt (1668-1745) zurück.

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Die Doppelturmfassade wurde erst in den Jahren 1750 bis 1755 errichtet; die Turmhelme kamen nicht zur Ausführung, daher blieben die provisorischen stumpfen Kirchturmzeltdächer. Auch die unteren Fenster der Türme und die Uhren des Südturms sind nur aufgemalt.

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Stift Göttweig - Marillengarten
„Das Kloster soll, wenn möglich, so angelegt werden, dass sich alles Notwendige, nämlich Wasser, Mühle und Garten, innerhalb des Klosters befindet und die verschiedenen Arten des Handwerks dort ausgeübt werden können." Benedikt von Nursia: Regula Benedicti, Kapitel 66.

Klostergärten haben eine sehr lange Tradition und entstanden ursprünglich als Nutzgärten für die Versorgung der Mönche. Sie spielten auch in der Entwicklung der Heilpflanzen eine wesentliche Rolle. Neben dem Kräuter- und Gemüsegarten gab es natürlich auch einen Baumgarten, in dem regionale Früchte gepflegt wurden. So wurde in den Gärten nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit gearbeitet und somit dauernde Werte geschaffen. Erstmals ist der alte Marillengarten von Stift Göttweig in seiner naturbelassenen, ursprünglichen Form zugänglich. In diesem Nutzgarten gibt es rund 50 Bäume aus zwölf verschiedenen, in der Wachau beheimateten, Sorten. Im Glashaus dem „Marillenbaumkindergarten" befinden sich einjährige Jungbäume, die Sie auch im Klosterladen erwerben können.

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Herzlich willkommen im Marillengarten von Stift Göttweig, in dem seit der Mitte des 18. Jahrhunderts die „Original Wachauer Marille" wächst! In unserer Region sind die rund 200 Marillenbauern die "Hüter des goldenen Schatzes". Die Original Wachauer Marille ist eine besondere Frucht, weshalb diese Ursprungsbezeichnung von der Europäischen Union geschützt wurde. Dafür sind die herrlich geschmackvollen Marillensorten verantwortlich, die in unserem Gebiet auf traditionelle Art und Weise kultiviert und verarbeitet werden. Seit 2006 ist das Gebiet der „Original Wachauer Marille" auch offiziell „Genuss-Region". Somit repräsentieren wir gemeinsam mit rund 100 ausgewählten Gebieten den Feinkostladen Österreich". Auf Grund der außergewöhnlichen klimatischen Bedingungen entstehen ausnehmend intensive Fruchtaromen. Überzeugen Sie sich selbst!

Marillengebet
Herr, unser Gott, du Freund des Lebens, du bist unser Schöpfer und der Ursprung von allem Guten. Wir danken dir für das, womit du uns Tag für Tag umsorgst.
In dieser wunderbaren Landschaft haben wir unsere Wurzel und unseren Lebensraum. Du lässt so viel Kostbares und Wertvolles an Pflanzen und Früchten wachsen. Mit Freude und Dankbarkeit staunen wir über die Gaben, die du uns durch die Natur schenkst.
Besonders danken wir dir für unsere Marille und die guten klimatischen Bedingungen, die sie hier so hervorragend gedeihen lassen. Die Marille gibt unserem Leben Sonne und Freude und lässt unser Herz höher schlagen. Wir bewundern ihren Geschmack und freuen uns an all dem, womit sie unseren Alltag angenehm und froh macht.
Wir bitten dich: Nimm unseren Dank entgegen. Gib, dass wir dich in deiner Schöpfung erkennen und dir in Ehrfurcht begegnen. Sei gepriesen in Ewigkeit. Amen.

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Geographisch gesehen befinden wir uns am östlichen Zipfel des „Dunkelsteiner Waldes". Entlang der Donau reicht dieser sagenumwobene Wald mit seinen keltischen Kultstätten und mystischen Kraftplätzen von Schönbühel unterhalb von Melk bis zur Wetterkreuzkirche, die über dem alten Winzerort Hollenburg thront. Das Südufer der Donau war einst die Grenze des römischen Reiches (Donau-Limes). Im gesamten Dunkelsteinerwald sind die Spuren ehemaliger Römerstraßen zu finden. In Mautern (Favianis) befand sich ein bedeutendes Römerkastell. Die Römer waren es, die aus ihrer Heimat Früchte wie Mandel, Maroni, Pfirsich und die Marille in die Wachau brachten. Besonders an den zur Donau hin abfallenden Hängen gediehen der Wein und die Wärme liebenden Früchte besonders gut.

Die Landschaft mit ihrer hügeligen Struktur, den fruchtbaren Lössböden und den außergewöhnlichen klimatischen Bedingungen hat die Menschen, die sich hier ansiedelten, deren Lebensweise und Kultur entscheidend geprägt. Es ist eine reiche Landschaft - Nährboden für Kunst, Kultur, Religion, Genuss und Tradition. Die MARILLE ist der größte Fruchtschatz unserer Region. Die einzigartige Qualität der hier kultivierten Sorten ist weit über die Grenzen der Wachau bekannt und sucht ihresgleichen. Kulinarische Köstlichkeiten rund um Wein und Marille und die zauberhafte Landschaft mit ihren vielen Kulturdenkmälern machen diese unsere Heimat sehr anziehend für Gaste aus aller Welt.

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: