Stift Rein

in der Steiermark, Juni 2024

Stift Rein ist eine Zisterzienserabtei in der Gemeinde Gratwein-Straßengel in der Steiermark. Es wurde im Jahr 1129 von Markgraf Leopold dem Starken von Steyr als 38. Kloster des Ordens gegründet und ist seit der Auflösung aller vorher gegründeten das älteste bestehende Zisterzienserstift der Welt, da alle früher errichteten durch die Französische Revolution oder durch die Säkularisation in Deutschland aufgelöst und verweltlicht wurden.

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Die östliche, zweigeschoßige Fassade der Stiftskirche beherrscht den davor liegenden großen Stiftshof. Sie wurde zwischen 1742 und 1747 von Johann Georg Stengg gestaltet. Die mittlere und breitere der insgesamt drei Achsen ist konvex vorgeformt und die zwei seitlichen Achsen sind konkav zurückschwingend und werden durch kräftige, auf hohen Sockeln stehenden Säulen getrennt. Die Wölbung der Achsen klingt im Giebelgeschoß harmonisch aus. In jeder Achse befindet sich ein Portal, wovon das mittlere das größte ist. Zu den Portalen führt eine konvex geformte Treppe hinauf.

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Über dem Mittelportal befindet sich eine mit Stuck verzierte Nische, in der eine 1743 von Johann Matthias Leitner angefertigte Statue des heiligen Bernhard steht, die von zwei Engeln flankiert ist. Über der Statuennische befindet sich ein stuckgerahmtes, mit den Wappen des Stiftes und dem Wappen des Abtes Placidus Mally versehenes Fenster, das von einer geschwungenen Verdachung überdeckt ist.

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Das barock gestaltete Langhaus wird von einem vierjochigen Platzlgewölbe überspannt. Unter dem tiefen Emporenjoch im Osten befindet sich die zweijochige und dreiachsige Vorhalle. Über den Seitenkapellen wölben sich konvex Emporen vor, die wie die Kapellen selbst ein Quertonnengewölbe haben. Der konkav eingezogene Fronbogen weist Altarnischen auf. Der Chor hat ein Platzlgewölbe mit verschliffenen Gurten. Das Kirchenschiff wird durch kräftige Wandpfeiler gegliedert, die mächtige, rötlich marmorierte Gebälkstücke tragen und auf denen die Gurte des Langhausgewölbes sowie die Quertonnen der Emporen aufliegen. Vorgelegt vor den Pfeilern stehen flache Pilaster aus Stuckmarmor mit Kompositkapitellen. Die Emporen haben ein reich verziertes, durchbrochenes Brüstungsgitter, das unterhalb des Gebälkes verbleibt. Die unter den Emporen liegenden Kapitelle der Pilaster schließen mit ihrer oberen Kante auf einer Ebene mit den Emporengittern ab. Sowohl am Fronbogen, als auch im Chorraum selbst stehen wie im Langhaus flache Pilaster mit Kompositkapitellen, auf denen Gebälkstücke ruhen.

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Die aus Stuckmarmor gefertigten Altäre wurden nach Entwürfen von Johann Georg Stengg gestaltet. Der mächtige und an den Chorschluss angepasste Säulenhochaltar wurde 1768 aufgestellt. Die von Jakob Peyer angefertigten Statuen stellen Zacharias, David, Abraham und Simeon dar. Im Aufsatz befindet sich eine Darstellung der Dreifaltigkeit. Das 1779 von Martin Johann Schmidt gemalte Altarbild zeigt die Geburt Christi und die Anbetung durch die Hirten. Auf dem Altar steht das Hochaltarbild mit einer Darstellung von Marias Aufnahme in den Himmel, das 1819 von Maria Straßengel ins Stift überstellt wurde.

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Die schlanken Seitenaltäre sind am Fronbogen eingepasst. Der linke Seitenaltar zeigt ein Bildnis des heiligen Bernhard und der rechte eines des heiligen Benedikt, der von Mitgliedern verschiedener, der Regula Benedicti verpflichteter Orden umgeben ist.

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Beide Bilder wurden von Joseph Amonte gemalt und die Statuen auf den Altären stammen von Johann Matthias Leitner.

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Die Orgel im Stil des Rokoko wurde 1772 von Anton Römer angefertigt, die Erneuerung ihres Werkes erfolgte 1963.

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Die Kanzel wurde im Jahr 1763 von Jakob Peyer aufgestellt. Am Schalldeckel befindet sich eine Darstellung der vier damals bekannten Erdteile.

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Auf jeder Seite des Langhauses sind vier Seitenkapellen mit jeweils einem eigenen Altar angebaut. Dies sind – von Westen nach Osten – auf der Südseite der Josephsaltar, der Engelaltar, der Barbara-Altar und der Sebastiansaltar. Auf der Nordseite sind dies von Westen nach Osten der Anna-Altar, der Allerheiligenaltar, der Johann-Nepomuk-Altar und der Narzissus-Altar. Die meisten der Statuen auf den Altären wurden ab 1745 von Johann Matthias Leitner geschaffen.

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Die gesamten Wandmalereien im Kircheninnenraum wurden im Jahr 1766 von Joseph Adam von Mölk gemalt und haben bis heute ihre ursprüngliche Färbung erhalten. An den Wänden sind ornamentale Dekorationsmalereien und in den Feldern des Gewölbes sind figurale Szenen mit illusionistischer Scheinarchitektur zu sehen. Über der Orgel befindet sich eine Abbildung des Königs David. Wenn man das Kirchenschiff an der Ostseite betritt, sieht man zuerst eine Darstellung des heiligen Benedikt in Subiaco. Auf diese Abbildung folgt die Darstellung der Kreuzvision des heiligen Bernhard, die von zwei Medaillons mit den Allegorien der Justitia und der Temperantia flankiert ist. Daran angeschlossen ist die Gottesmutter Maria als Tempeljungfrau, ebenfalls von zwei Medaillons mit Fortitudo und Prudentia flankiert. Zusammen stellen die Medaillons die vier Kardinaltugenden dar.

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Das Grabmal des 1745 verstorbenen Abtes Placidus Mally hat einen reich in Muschelart verzierten Rocailleornament-Rahmen. Es zeigt die von Johann Matthias Leitner gefertigte Figur einer sitzenden Fama-Allegorie, die sich an ein Reliefporträt des Abtes lehnt. Die übrigen Steinmetzarbeiten an diesem Grabmal stammen aus dem Jahr 1754 und wurden von Andreas Zailler getätigt.

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Grundlage des heutigen Kirchenbaues ist eine romanische Basilika, deren Ausrichtung (Kirchenachse) beim Umbau in der Barockzeit beibehalten wurde. Allerdings bilden einige Querachsen der Joche mit der Kirchenachse keine rechten Winkel, sondern sind mit unterschiedlichen Werten gering nach Norden verdreht, ebenso die romanische Ostfassade. Das wird auf absichtlich unterschiedliche Orientierungstage zu Beginn des romanischen Kirchenbaues zurückgeführt. Es wird daraus ein ursprüngliches, beim barocken Umbau jedoch weitgehend verlorengegangenes Baukonzept mit Hinweisen auf theologische Aspekte der Karwoche bzw. Tod und Auferstehung Jesu Christi abgeleitet. Dabei wäre einerseits das Langhaus auf den Sonnenaufgang des Mittwoch, 26. März 1130 ausgerichtet, andererseits andere Bauteile auf drei folgende Tage der Karwoche des Jahres 1130 (Gründonnerstag 27. März, Karfreitag 28. März und Ostersonntag 30. März, somit auf das triduum paschale). Das ist im Zusammenhang mit dem Kirchenbau nur für das Jahr 1130 in dieser Form möglich, in anderen Jahren liegen die Wochentage anders. Die Orientierung des Kirchenbaues mit der Ausrichtung nach den Sonnenaufgängen an mehreren heiligen Tagen zu Ostern 1130 wird als untrennbarer Teil der Klostergründung gesehen.

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Über der Einfahrt der Nordfassade befindet sich der so genannte „Huldigungssaal“, der über beide Obergeschoße reicht.

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Die Freskenmalereien wurden 1740 von Joseph Amonte gefertigt. An der Decke befindet sich in einem von Andrea Pozzo beeinflussten Stil gemalte Scheinarchitektur, die einen Himmelsausblick auf Justitia und Pax umgibt. An den beiden Stirnwänden sind zum einen die Versöhnung des biblischen Patriarchen Jakob mit seinem Bruder Esau und zum anderen der griechische Gott Mercurius, der die Königstochter Herse erblickt, dargestellt. Zwischen den einzelnen Fenstern gibt es Darstellungen der christlichen Grundtugenden Fides, Spes und Caritas (dt. Glaube, Hoffnung und Liebe) und der allegorischen Darstellung der Kirche, der Ekklesia.

Huldigungssaal, Allegorie mit Inschrift: „Iusticia et pax osculatae sunt“, Deckenfresko von Joseph Amonte, 1740

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In der Stiftsbibliothek befinden sich heute etwa 100.000 Objekte wie Bücher, Zeitschriften, Einzelblätter und Musikalien. 390 der Handschriften stammen aus dem Mittelalter; 150 sind Inkunabeln.

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Der Bibliothekssaal mit Deckenfresken von Joseph Amonte

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Die Schreibschule des Stiftes Rein wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts gegründet und war den Stilen anderer Schulen gegenüber sehr aufgeschlossen, beeinflusste diese aber wiederum zum Teil auch selbst. Die während der Gründungsphase angefertigten Handschriften wurden im Stil von Schulen aus dem Rhein-Main-Gebiet beeinflusst, was auch auf die Filiation des Klosters zurückzuführen ist. Der Inhalt dieser Handschriften beschäftigt sich neben den traditionellen Vätertexten auch mit den Werken zeitgenössischer Autoren wie Otto von Freising und Boto von Prüfening. Ein besonderes Augenmerk wurde auf hagiografische Schriften gelegt. Unter dem Salzburger Erzbischof Eberhard I. kam es zu einer Zusammenarbeit mit Salzburger Schreibern.

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Zu den bekannteren Werken der Reiner Schule zählt das Reiner Musterbuch, das vermutlich zwischen 1208 und 1230 entstand. Einige Schriften aus dem späten 12. Jahrhundert deuten auf Übernahmen von französischen und englischen Stilformen hin. In ihnen werden unter anderem Hugo von St. Viktor, Bernhard von Clairvaux und Beda Venerabilis rezipiert. Die Werke der Reiner Schreibschule befinden sich heute großteils in der eigenen Stiftsbibliothek und in der Österreichischen Nationalbibliothek.

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Wolfgang-Missale, Initiale

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Der mit Gestühl versehene Betchor auf der Orgelempore stammt aus dem Jahr 1749.

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Fresko in der Orgelempore

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Barocker Innenraum der Stiftskirche (von der Orgel aus gesehen)

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Die Äbtegalerie im südlichen Kreuzgangtrakt mit gotischem Portal zum ehemaligen Refektorium

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Abt Paulus Rappold (1973–1986) setzte sich energisch für Bauarbeiten und Renovierungen ein, brachte das Stift jedoch bald in eine finanzielle Notlage. Im Jahr 1985 entdeckte der zisterziensische Abtpräses bei einer Visitation, dass das Stift Rein durch die unübersichtliche Wirtschaftsführung am Rand der Zahlungsunfähigkeit stand. Rappold hatte weder Buch über Ein- und Ausgaben noch über die Verwendung der erhaltenen Spendengelder geführt. Er wurde 1986 seines Postens enthoben, aus dem Orden entlassen und von der staatlichen Justiz wegen Veruntreuung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

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Mittelalterlicher Konventhof

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Unter der Marienkapelle wurden während Renovierungsarbeiten im Jahr 2006 die Reste des romanischen und gotischen Kapitelsaales sowie die Grabstätte von Markgraf Leopold I., Dem Starken (gestorben 26. Oktober 1129), dem Gründer des Stiftes, gefunden. Das offene Grab ist durch eine Sichtscheibe im Boden zu besichtigen.

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Die Grab- oder Kreuzkapelle ist nördlich des Chors an die Kirche angebaut. Hier befindet sich der Grabstein von Erzherzog Ernst dem Eisernen.

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In Grab- oder Kreuzkapelle befindet sich der um 1425 von einer Salzburger Werkstatt gefertigte rotmarmorne Grabstein des 1424 verstorbenen Erzherzogs Ernst der Eiserne. Er zeigt den Erzherzog in voller Rüstung mit dem Herzogshut auf dem Haupt und in den Ecken die Wappen der Herzogtümer Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain.

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Der Hochaltar, das Hochaltarbild zeigt die Anbetung der Hirten

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Stift Rein gilt nicht nur als Wiege der Steiermark, sondern war seit seiner Gründung 1129 auch ein Ort des Austausches unter den Mächtigen der Welt. Manche Herrscher machten Stift Rein sogar zu ihrer letzten Ruhestätte, darunter der Habsburger-Herzog Ernst der Eiserne - ihm ist die große Ausstellung „Rein schauen“ 2024 gewidmet.

Der Habsburgersproß Ernst war Herzog von Steiermark, Kärnten und Krain und Vater von Kaiser Friedrich III., der Graz zur Residenz ausbauen ließ und der Stadt damit ihr historisches Gesicht gegeben hat. Ernst selbst wurde 1377 in Bruck/Mur geboren und führte den von seinem Onkel Rudolf IV. erfundenen Titel „Erzherzog”. Er war Stift Rein zeitlebens eng verbunden, sorgte unter anderem für den Bau der gotischen Kreuzkapelle und ließ sich vom Reiner Abt Angelus Manse sogar beim folgenreichen Konzil von Konstanz 1414 vertreten. Er starb 1424 und fand seine letzte Ruhestätte in der Reiner Basilika. Sein prächtiger Grabstein aus rotem Marmor, sein Schwert sowie sein aufwendiges Grabgewand aus venezianischem Seidensamt werden unter anderem in der Ausstellung gezeigt.

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Stift Rein ist eine aktive Zisterzienserabtei von 1129 mit mehreren Kapellen, einer Bibliothek mit Manuskripten und Ausstellungen.

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: