Technisches Museum Wien

TMW, April 2023

Das Technische Museum Wien, kurz TMW, befindet sich an der Adresse Mariahilfer Straße 212 im 14. Wiener Gemeindebezirk Penzing. Es zeigt Exponate und Modelle aus der Geschichte der Technik unter besonderer Berücksichtigung des österreichischen Anteils an der technologischen Entwicklung. Es verfügt über zahlreiche historische Demonstrationsmodelle, etwa aus dem Bereich der Eisenbahn, des Schiffbaus, der Luftfahrt und der Industrie. Herausragend sind dabei die funktionsfähigen Dampfmaschinen. Weiters ist im TMW eine der größten Sammlungen historischer Musikinstrumente in Österreich untergebracht. Dem Museum angegliedert ist die Österreichische Mediathek.

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Im Auftrag der Südbahn entstanden 1873 in der Lokomotivfabrik von Georg Sigl in Wiener Neustadt zwei Schnellzug-Lokomotiven der Achsfolge 2'B, mit Außenrahmen und niedriger Kessellage. Die „Rittinger", benannt nach dem Montanisten Peter von Rittinger, galt auf der Wiener Weltausstellung als eine der besten Schnellzuglokomotiven der Zeit, die für drei Jahrzehnte ein Vorbild blieb. Versehen mit einem Kamper'schen Laufgestell, bei dem das Drehgestell durch Stangen gezogen wurde, entstand 1883 nach dem Beispiel der „Rittinger" für die Kronprinz Rudolf-Bahn die Lokomotive AR 254. Nach der Verstaatlichung erhielt sie bis zur Außerdienststellung 1926 die Reihenbezeichnung 1.20. Entsprechend einer damals beliebten musealen Vermittlungsmethode erfolgte ihre Umgestaltung durch Lehrlinge der Hauptwerkstätte Linz zu einer Schnittlokomotive für den Vorführbetrieb im Eisenbahnmuseum. Angetrieben von einem Elektromotor zeigt sie anschaulich die Funktionsweise einer Dampflokomotive in langsamer Bewegung.

Schnellzug-Dampflokomotive KRB AR 254 bzw. k.k.St.B. 1.20
Hersteller Lokomotivfabrik Floridsdorf, Baujahr 1883, Bauart 2'B-n2, Gewicht 35,3 Tonnen (ungeschnitten), Länge 8,7 Meter

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Dampflokomotive Rocket
Lokomotivfabrik Robert Stephenson & Co., Newcastle upon Tyne, 1829
Modell 1:20, hergestellt von Lokomotivführer Rudolf Kraus, 1953

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Erste Dampflokomotive der Welt
Richard Trevithick, England, 1802
Modell 1:20, hergestellt von Josef König, 1952

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Dritter Wiener Südbahnhof 1957-2009

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Hauptbahnhof Wien, Modell 1:500, hergestellt von Modellwerkstatt Gerhard Stoker, 2007

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Personenwagen 2. Klasse für den Sommerbetrieb
Länge: 4,9 m, Gewicht: 3,7 t, 24 Sitzplätze - Maschinen- und Waggonbaufabrik Johann Spiering, Wien, 1855

Der Abschnitt der Pferdeeisenbahn zwischen Linz vnd Gmunden wurde 1854 auf Dampfbetrieb umgestellt. Obwohl laut Gesetz die Wagen der 2. Klasse geschlossen ausgeführt sein sollten, durften im Sommerbetrieb auch Wagen ohne Fenster fahren. 1859 übernahm die Westbahn die Strecke und befuhr nur mehr den Abschnitt zwischen Lambach und Gmunden. Mit dem Umbau auf Normalspur im Jahr 1903 verloren die alten Wagen ihre Funktion.

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Ford T Roadster
Wassergekühlter Viertakt-Vierzylinder-Reihenmotor mit 2.900 cm³ und 20 PS (15 KW), Serien-Nr. 9 791 677
Ford Motor Company, Detroit, 1924

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Steyr XXX (30) Standard Cabriolet
Wassergekühlter Viertakt-Sechszylinder-Reihenmotor mit 2.078 cm³ und 40 PS (29 KW), Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h, Benzinverbrauch: 12-14 l/100 km
Steyr-Werke AG, Steyr, 1930

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Steyr 55 »Baby«
Wassergekühlter Viertakt-Vierzylinder-Boxermotor mit 1.158 cm³ und 25,5 PS (19 KW), Höchstgeschwindigkeit: ca. 95 km/h, Benzinverbrauch: 7-8 l/100 km
Steyr-Daimler-Puch AG, Steyr, 1938

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Steyr 220 Cabriolet
Wassergekühlter Viertakt-Sechszylinder-Reihenmotor mit 2.260 cm³ und 55 PS (40 KW), Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h, Benzinverbrauch: ca. 14 l/100 km
Steyr-Daimler-Puch AG, Steyr, 1938

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Motorrad Laurin & Klement B-Z-N
Viertakt-Einzylindermotor mit 353 cm³ und 3 PS (2KW), Höchstgeschwindigkeit: ca. 50 km/h
Laurin & Klement, Mladá Boleslav (Jungbunzlau), 1905

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Steyr-Waffenrad Modell 97
Waffenfabrik Steyr, Steyr, 1912

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Motorrad Puch 5 HP mit Beiwagen
Viertakt-Zweizylindermotor mit 730 cm³ und 5 PS (4 KW), Höchstgeschwindigkeit mit Beiwagen: ca. 50 km/h Johann Puch & Company, Graz, 1907/1908

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Mercedes-Benz W 196 „Silberpfeil" mit Stromlinienkarosserie
Achtzylinder-Reihenmotor mit 2.496 cm³ Hubraum und 280 PS (206 KW), Höchstgeschwindigkeit: 290 km/h Daimler-Benz AG, Stuttgart, 1954-1955

Legendär war die „Giftbrühe" getaufte Benzinmischung des Mercedes-Benz W 196, die mit der damals hochmodernen Direkteinspritzung in den Motor gelangte. Das Kraftstoffgemisch bestand neben Benzin auch aus Benzol, Methanol, Azeton und dem giftigen Nitrobenzol. 40 Liter verbrauchte der Silberpfeil auf 100 Kilometer. Da das gesundheitsschädliche Gemisch auch die Leitungen des Fahrzeugs angriff, musste regelmäßig mit normalem Benzin nachgespült werden.

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Elektrischer Phaéton, System Lohner-Porsche, Modell Nr. 27
Innenpolmotoren in den Vorderrädern mit je 2,5 PS (2 KW), Geschwindigkeit: ca. 32 km/h
Jacob Lohner & Co., Wien, 1900-1902

Ab 1897 stellte die Wiener Hofwagenfabrik Jacob Lohner & Co. Automobile her. An der Entwicklung der Elektromobile System Egger-Lohner war der junge Ferdinand Porsche, ein Angestellter Béla Eggers, beteiligt. 1899 beschloss Lohner, Porsches Idee eines Radnabenmotors aufzugreifen, und kündigte Egger die Zusammenarbeit. Der Lohner-Porsche wurde 1900 auf der Pariser Weltausstellung als „erster transmissionsloser Wagen der Welt" ausgezeichnet. Es war gleichsam der „erste Porsche der Welt".

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Flughafen Wien-Schwechat
Ab 1954 übernahm der 1938 für die Luftwaffe errichtete Flughafen Schwechat die Rolle des zivilen Hauptstadtflughafens. Der Bau des Flughafengebäudes (1960) und einer zweiten Start- und Landebahn (1977) waren wichtige Ausbauschritte. Später folgten immer größere Terminals, Hotels, Bürogebäude und ein 109 Meter hoher Tower. Die Anbindung an die Ostautobahn (1982) und den Eisenbahnfernverkehr (2014) machten den Flughafen Wien zu einem intermodalen Knotenpunkt und zum größten regionalen Arbeitgeber. Die unterschiedlichen Bauabschnitte der ständigen Erweiterung sind an den Modellen (Bauzustand 1960 und 2013) sichtbar.

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Die Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft
Im Jahr 1880, 50 Jahre nach ihrer Gründung, war die Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft (DDSG) die größte Binnenschifffahrtsgesellschaft der Welt. Ihre Flotte umfasste zu dieser Zeit über 200 Dampfschiffe und etwa 1.000 Güterkähne. 1910 beschäftigte sie 11.000 Menschen. Nach dem Ersten Weltkrieg reduzierte sich der Flottenbestand auf ein Drittel. 1955 musste die DDSG infolge der Staatsvertragsbestimmungen über 60 Prozent ihrer Schiffe an die damalige Sowjetunion abtreten. In den 1990er Jahren wurde die staatliche DDSG trotz vorangegangener Rationalisierungsmaßnahmen zerschlagen. Die Streichung aus dem Firmenbuch erfolgte am 31. Dezember 2003.

Motorfahrgastboot Kriemhild, Modell 1:50
Länge: 21,5 m, Breite: 3,75 m, Dieselmotoren mit 2*150 PS (2*112 kW)
Schiffswerft der DDSG in Korneuburg, 1957

Motorfahrgastschiff Prinz Eugen, Modell 1:50
Länge: 63,4 m, Breite: 9,88 m, Dieselmotoren mit 2*441 PS (2*325 kW), 2 Beckerruder, 1 Bugstrahlruder Österreichische Schiffswerften AG (ÖSWAG), Linz, 1987

Motorfahrgastboot Vindobona, Modell 1:50
Länge: 40,2 m, Breite: 8,5 m, Dieselmotoren mit 2*365 PS (2*272 kW), 2 Propeller, 1 Bugstrahlruder
Österreichische Schiffswerften AG (ÖSWAG), Linz, 1979

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Der Wiener Klavierbau um 1800
Die Herstellung von Klavieren war um 1800 auf bestimmte Wiener Bezirke konzentriert. Der Bezirk Mariahilf (heute VI. Bezirk) wies die meisten Wohn- und Arbeitsstätten von Klavierbauern auf. Hier wirkten bedeutende Klaviermacher wie Anton Walter oder Ignatz Kober. Zahlreiche Klavierbauwerkstätten gab es auch in den beiden angrenzenden Bezirken Wieden (heute IV. Bezirk) und Neubau (heute VII. Bezirk). Conrad Graf hatte seine Klavierfabrik in Wieden gleich neben der Karlskirche. Die Familie Stein-Streicher lebte und wirkte im Bezirk Landstraße (heute III. Bezirk), und Ignaz Bösendorfer gründete seine Werkstatt in der Josefstadt (heute VIII. Bezirk). Vor allem die Ansammlung zahlreicher Klavierbauer in Mariahilf hatte positive wie negative Auswirkungen auf die Entwicklung der einzelnen Werkstätten. Einerseits waren sämtliche Zulieferer von Einzelteilen zur Hand und eine Aushilfe von Arbeitern wie ein Austausch von Wissen leicht möglich. Andererseits muss der Konkurrenzdruck auf empfindliche Weise spürbar gewesen sein.

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Um den schnell verhallenden Klang des Hammerklaviers zu verlängern und zu modifizieren, war es zu Beginn des 19. Jahrhunderts beliebt, Instrumente mit durchschlagenden Zungen und Klaviere zu kombinieren. Wie die Hammerklaviere waren diese Instrumente zu stufenlosen dynamischen Übergängen fähig. Solche Kombinationsinstrumente eigneten sich besonders für das Spiel von Orchestermusikbearbeitungen. Das ausgestellte Instrument war ursprünglich nur ein Hammerflügel und wurde ca. 1845 nachträglich von Jakob Deutschmann mit einer „Physharmonika" ausgestattet, die sich direkt unter den Tasten befindet. Hammerflügel und Physharmonika können durch vier Handzüge für C1 bis e' und f¹ bis g getrennt ein- oder ausgeschaltet werden. André Stein (1776-1842), der Erbauer des Hammerflügels, führte ab 1802 eine eigene Klavierbauwerkstatt. Jakob Deutschmann (1795-1853) war einer der bekanntesten Wiener Orgelbauer seiner Zeit.

Hammerflügel mit eingebauter Physharmonika
Hersteller André Stein, Wien, Entstehungszeit ca. 1830, Umbau Jakob Deutschmann, Wien, ca. 1845

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Der aufrechte Hammerflügel in der dekorativen Form einer Pyramide wurde 1745 von dem Instrumentenmacher Christian Ernst Friederici (1709-1780) in Gera erfunden. Diese Art des Hammerklaviers wurde bis ins 19. Jahrhundert in etwas veränderter Form auch in Wiener Klavierbauwerkstätten hergestellt. Michael Rosenberger (1766-1832) war ein einfallsreicher Klavierbauer, der sowohl um die Verbesserung bestehender Instrumente bemüht war als auch neue Instrumente mit wohlklingenden Namen wie „Harmoniefortepiano", „Pianoforte d'amour" oder „Polyharmonikon" erfand. Meist handelte es sich um Kombinationsinstrumente aus Klavier und Orgel mit Zungenstimmen. Das Exponat verfügt über eine außergewöhnliche, von Rosenberger eigens für den Pyramidenflügel erfundene Mechanik.

Pyramidenflügel - Hersteller Michael Rosenberger, Wien, Entstehungszeit ca. 1820
Umfang: F₁ bis f4, durchgängig zweichörig. Schubzungenmechanik, drei Pedale für Piano, Verschiebung und Dämpferaufhebung.

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Das Instrument mit Opusnummer 43791 mit altdeutscher Gehäuseform stellt den Vorläufer der pneumatisch betriebenen Reproduktionsklaviere dar. Der Spielapparat von Adalbert Endrés (Berlin) trägt die Nummer 463 und wurde auch in andere Pianinos der Zeit eingebaut. Er arbeitet mit dicken, gelochten Kartonbändern ähnlich einer elektrischen Schreibmaschine: trifft ein Loch auf den Abtastmechanismus, so wird ein ankerförmiges Hebeglied auf eine ständig rotierende, befilzte Walze gedrückt, von ihr mit gerissen und schlägt mittels eines „Stechers" (ein Holzstäbchen) den Hammer auf die Saite. Die Walze ist zur Kraftverstärkung notwendig, da die Abtasthebelchen zu wenig Energie hätten, den Klavierhammer zu betätigen. Die Walze sowie der Transportmechanismus des Kartonstreifens werden gemeinsam über eine Handkurbel angetrieben. Eine dynamische Abstufung des Klavierklangs wie später bei den Reproduktionsklavieren ist nicht möglich. Nur wenige Jahre später wurden diese mechanisch betriebenen Selbstspielinstrumente von pneumatischen Apparaten abgelöst.

Pianino mit mechanischem Selbstspielmechanismus
Hersteller Blüthner, Herstellungsort Leipzig, Entstehungszeit 1895

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Das tastenlose Reproduktionsklavier war das erste Instrument, das Welte in seiner Produktserie „Mignon" herausbrachte (das Patent zur dynamischen Steuerung stammt von 1904). Es enthält einen normalen Klavierrasten mit Saiten und eine entsprechend angepasste Mechanik, die nur von der Pneumatik (Tasten gibt es ja keine) betätigt wird. Der Aufbau der Windlade und der übrigen pneumatischen Teile ist im Wesentlichen derselbe wie bei den anderen Reproduktionsinstrumenten von Welte.

Welte Mignon Cabinett
Hersteller (Klavierteil) H. Feurich, Leipzig, Hersteller (Reproduktionsapparat) M. Welte & Söhne, Freiburg, Entstehungszeit ca. 1914

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Die beim Bau von Orchestrien angewandte Technik, mehrere Instrumente in einem Gehäuse mit einem Steuerungsmechanismus anzuspielen, setzte man zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch ein, um die „klassische" Kombination von Klavier und Geige automatisiert zum Klingen zu bringen. Die Technik zur Ansteuerung des Klaviers war bekannt, für den Geigenteil musste man noch eine geeignete Lösung finden.
Um 1913 begann die Firma Gebrüder Weber damit, Violinpfeifen (die bereits aus der Produktion von Straßenorgeln bekannt waren) in Reproduktionsklaviere einzubauen. Das Konzept, Geigen mit Violinpfeifen zu imitieren, ergibt robuste und langlebige Instrumente. Die Notenrollen waren für ihre gelungenen Arrangements bekannt.

Weber „Unica"
Hersteller Gebr. Weber GmbH, Waldkirch (Deutschland), Entstehungszeit ca. 1915

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Die beim Bau von Orchestrien angewandte Technik, mehrere Instrumente in einem Gehäuse mit einem Steuerungsmechanismus anzu-spielen, setzte man zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch ein, um die „klassische" Kombination von Klavier und Geige automatisiert zum Klingen zu bringen. Die Technik zur Ansteuerung des Klaviers war bekannt, für den Geigenteil musste man noch eine geeignete Lösung finden.
Die Firma Hupfeld erfand 1907 eine als „8. Weltwunder" bezeichnete Vorrichtung zum Automatisieren des Geigenspiels: Das Anstreichen dreier Geigen (jede mit nur einer aktiven Saite) erfolgt über einen Rundbogen, gegen den sie mittels eines Balges gedrückt werden. Die Töne werden über ebenfalls balggesteuerte „Finger" auf den Saiten abgegriffen. Die Steuerung erfolgt gemeinsam mit der Klaviersteuerung über einen Lochstreifen.

Hupfeld „Phonoliszt Violina"
Hersteller L. Hupfeld Hersteller (Klavier) Rönisch, Herstellungsort Leipzig, Entstehungszeit ca. 1914

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Um 1885 kamen die ersten „Symphonion"-Spielwerke auf den Markt. Bis in die späten 1920er Jahre war eine breite Palette unterschiedlicher Bauarten dieses Typs erhältlich, die alle nach demselben Prinzip funktionieren. Über eine Reihe von Mitnehmern, die auf einer rotierenden Scheibe eingestanzt waren, wurden mit Hilfe eines zwischengeschalteten Zahnrades Stahlzinken angerissen und so zum Schwingen gebracht. Daher ähnelt der Ton jenem einer Spieldose. Die Scheiben lassen sich auswechseln. Das Angebot an verschiedenen Titeln war groß.
Das Symphonion „Eroica" hat drei synchron rotierende Scheiben. Es arbeitet daher mit dreimal so vielen Tönen wie einscheibige Instrumente, erzeugt einen dementsprechend vollen Ton und erlaubt vielfältige Arrangements. Die Spieldauer beträgt ca. eine Minute. Das Instrument hat Federantrieb und einen Münzeinwurf, über den es gestartet werden kann.

Symphonion „Eroica"
Hersteller Symphonion Musikwerke, Leipzig, Entstehungszeit ca. 1900

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Die Werkstatt des Geigenbauers
In der Werkstatt eines Geigenbauers werden verschiedene Arten von Streichinstrumenten hergestellt. Neben Geige (Violine) und Bratsche (Viola) handelt es sich dabei vor allem um Violoncello und Kontrabass. Einen weiteren Tätigkeitsbereich stellt die Instandhaltung und Reparatur von Streichinstrumenten dar, die als Gebrauchsgegenstände beträchtlicher Abnutzung ausgesetzt sind. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts spezialisierten sich einige Geigenmacher auf den Bau von Gitarren und anderen Zupfinstrumenten. Um diese Zeit entstand auch der Berufszweig der Bogenbauer, von denen nunmehr die Herstellung der Streichbögen besorgt wurde. Werkzeuge und Utensilien des Geigenbauers dienen in erster Linie der Holzbearbeitung. Sie haben sich bis heute kaum verändert. Die Einrichtung der Historischen Werkstatt aus dem 19. Jahrhundert stammt von den Wiener Geigenbauern Bernhard Enzensperger, Alfred Coletti sowie Franz Geissenhof.

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Größere Kirchen verfügen meist über Orgeln mit mehreren Manualen und einem Pedal. Solche Instrumente sind oft spezifisch an Kirchenbauten angepasst. Diese Orgel wurde für die kaiserliche Hofburgkapelle in Wien gebaut. Ihre außergewöhnliche Gehäuseform entspricht dem dort zur Verfügung stehenden Raum. Anton Bruckner war Organist an diesem Instrument. Der Erbauer, Carl Friedrich Ferdinand Buckow (1801-1864), war ein typischer Vertreter der Orgelromantik. Die Disposition zeigt deutlich das Charakteristikum romantischer Orgeln, Orchesterstimmen zu imitieren: Zahlreiche Register sind nach Streich- oder anderen Orchesterinstrumenten benannt. Die vielen Register in 8'- und 4'-Lage erlauben vielfältige dynamische Abstufungen. Das Instrument wurde ohne Gehäuseoberteil und ohne Prospektpfeifen an das Technische Museum Wien übergeben. Der fehlende Teil wurde nach der Originalzeichnung von Buckow und einer Fotografie der Vorderseite rekonstruiert.

Orgel der Hofburgkapelle
Hersteller Carl Friedrich Ferdinand Buckow, Hirschberg, Entstehungszeit 1862, Opusnummer 53
Gehäuserekonstruktion Johann Waldbauer, Restaurator und Vergolder, Furth bei Göttweig

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Reproduktionsvorsetzer gibt es seit dem späten 19. Jahrhundert. Die Klaviertasten werden von einer Apparatur angeschlagen, die automatisch gesteuert wird. Der wirkliche Durchbruch gelang durch die pneumatische Steuerung mittels Saugluft und mit gelochten Papierstreifen als Datenträger. Diese Geräte reproduzieren mit zum Teil erstaunlicher Qualität das Spiel von Pianisten des beginnenden 20. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu den sehr beliebten selbstspielenden Klavieren von Hupfeld ermöglichte es der Einsatz eines Vorsetzers, ein bereits vorhandenes, "normales" Klavier weiterzuverwenden.

Vorsetzer Duo Phonola
Hersteller Ludwig Hupfeld Aktiengesellschaft, Herstellungsort Leipzig, Entstehungszeit 1920

Mit diesem Konzertflügel wurde in Wien der Schritt zum modernen Klavierbau vollzogen. Den Saitenzug trägt nicht mehr ein hölzernes Gehäuse, sondern ein Gusseisenrahmen. Die Basssaiten kreuzen die übrigen Saiten, wodurch sie ohne Vergrößerung des Gehäuses zusätzliche Länge gewinnen. Die „Schraubenstimmung" dieses Instruments sollte seine Stimmhaltung verbessern und eine leichtere Handhabung beim Stimmen ermöglichen. Sie wurde vom technischen Direktor Bösendorfers, Franz Berger, entwickelt und 1884 patentiert, hat sich aber nicht nachhaltig durchgesetzt. Die hier verwendete Mechanik stellt eine einfache Weiterentwicklung der englischen Flügelmechanik dar, die in ähnlicher Form auch von Johann Baptist Streicher gebaut wurde.

Konzertflügel
Hersteller Ludwig Bösendorfer, Wien, Entstehungszeit ca. 1885
Umfang: As bis c°, von A bis F. einchörig, von Fis: bis Cis zweichörig, von D bis c' dreichörig, kreuzsaitig.
Stoßzungenmechanik mit doppelter Auslösung, zwei Pedale für Verschiebung und Dämpferaufhebung, Schraubenstimmung.

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Selbstspielende Orgeln
Kleine Orgeln waren die ersten Instrumente, die man zu Musikautomaten umrüstete. Meist als „Flötenwerk" bezeichnet, enthielten sie eine Walze, deren Stifte mittels eines fingerförmigen Mechanismus abgetastet wurden. Bereits im 17. Jahrhundert gab es selbstspielende Orgeln mit großem Tonumfang und mehreren Registern bzw. Pfeifenreihen. Ausgestattet mit Feder- oder Gewichtsantrieb waren sie in Uhren (sie spielten meist zur vollen Stunde), Schränken und anderen Möbelstücken eingebaut. Die Walzen enthielten entweder mehrere Musikstücke oder konnten gewechselt werden. Im 19. Jahrhundert kam es zur Hochblüte der Straßendrehorgeln, die es in kleineren und größeren Bauarten gab. Sie konnten präziser und mit größerer Lautstärke spielen. Manche waren mit Schlaginstrumenten und mit überladenen Verzierungen ausgestattet („Orchestrion"). Gelegentlich sind sie heute noch zu hören. Um die Jahrhundertwende setzte sich die Steuerung mit Druckluft und gelochten Papier- oder Kartonbändern durch. Sie ermöglichte das Spielen nahezu beliebig langer Musikstücke.

Diese (wegen ihrer Bemalung auch als „Weißfassaden-Orchestrien" bezeichneten) Instrumente waren für den Einsatz im Freien gedacht. Mit relativ wenig Pfeifen erzeugen sie einen intensiven Klang. Sie wurden in beachtlichen Stückzahlen gefertigt und von den großen Herstellern (z. B. Bruder, Ruth, Gavioli, Limonaire) in unterschiedlichen Modellen über Kataloge angeboten. Mit der Einführung von Kartonbändern als Datenträgern konnte auf den Instrumenten ein großes Repertoire an Musikstücken gespielt werden. Üblicherweise sind die Stücke mit Melodie, Gegenmelodie, Bass und Schlaginstrumenten gesetzt. Auch dieses Instrument folgt den üblichen Bauprinzipien: Die Melodie wird mit Gedeckt 8', Viola 8', Oktave 4' und Mixtur gespielt, die Gegenmelodie mit Trompete 8' und Cello 4'. Im Bass gibt es fünf Bombardon-Pfeifen. Kleine und große Trommel und Becken ergänzen den Bestand. Laut Katalog der Firma Wilhelm Bruder Söhne handelt es sich um das Modell 77 mit 40 Tonstufen.

„Starkton-Notenorgel"
Hersteller Wilhelm Bruder Söhne, Waldkirch (Deutschland), Entstehungszeit ca. 1910, Opusnummer 3757

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Zeigertelegraf, Streckensignalgerät, Wien (A), seit 1850

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Zeigertelegraf, Streckensignalgerät, M. Hipp, Neuenburg (CH), seit 1860

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Poststallschild, K.k. Poststall Golling (A), um 1850
Coupé-Landauer, Achtsitzige Postkutsche, Wagenfabrik Josef Rohrbacher, Wien (A), 1894

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Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts öffnete sich der Telegrafendienst für Frauen - wenn auch zu anderen Konditionen als für ihre männlichen Kollegen. Inspiriert durch internationale Vorbilder und befeuert durch die Konkurrenz, wurden Frauen beim österreichischen Staatstelegrafen zu einem weitaus geringeren Lohn eingestellt. Man ging nicht von einem existenzsichernden Einkommen aus, da nur unverheiratete Frauen oder kinderlose Witwen eines Staatsdieners angestellt wurden, die grundsätzlich als versorgt galten. Obwohl Frauen die gleichen Pflichten wie Männer übernahmen, hatten sie im Gegensatz zu diesen keinen Pensionsanspruch und waren jederzeit kurzfristig kündbar. In den wenig später eingerichteten Telefonzentralen waren ausschließlich Frauen für Vermittlungsdienste zuständig: Sie fragten nach der Verbindung und stellten diese mechanisch her. Später übernahmen sie auch Weck- und Informationsdienste. Die Arbeit galt als anspruchslos, war aber aufgrund des hohen Lärmpegels, der schlechten Luft und der ständigen Kontrolle sehr belastend. Bis zum Einsatz automatischer Vermittlungstechnik hatte sich die Bezeichnung „Fräulein vom Amt" etabliert und damit die weibliche Stimme als dienstbarer Geist gesellschaftlich eingeschrieben.

Weibliche Stimmen übernehmen auch heute Serviceaufgaben im technischen Bereich: Sprachgesteuerten und internetbasierten Assistenten wie Siri, Cortana oder Alexa wird eine weibliche Identität verpasst. Wenn auch im Hintergrund eine Maschine steht, so nimmt sie ihre Aufträge mit einer weiblichen Stimme entgegen, baut Telefonverbindungen auf und organisiert Termine - wie eine persönliche Sekretärin, von der keine Widerrede erwartet wird. Obwohl argumentiert wird, dass Nutzerinnen und Nutzer die weibliche Stimme als angenehmer empfinden, stellt sich die Frage, ob hier nicht ein Rollenbild weitergetragen wird, das wir eigentlich überwinden wollen. Im 19. Jahrhundert wurden Frauen in großer Zahl in die Arbeitswelt eingegliedert und erlangten durch das eigene Einkommen persönliche Unabhängigkeit. In Maßen zumindest, denn sie erhielten - etwa als Telegrafistinnen im Staatsdienst - kaum mehr als den halben Lohn ihrer männlichen Kollegen für die gleiche Arbeit.

Nach der Jahrhundertwende werden durch die Firma von Robert B. Jentzsch an öffentlichen Orten Telephonautomaten errichtet. Der erste Münzfernsprecher für 20 Heller-Münzen geht 1903 am Wiener Südbahnhof in Betrieb. Die Sprechzeit ist - wie bei privaten Anschlüssen - auf drei Minuten begrenzt. Ab 1907 propagiert die Telephonautomaten-Gesellschaft den Kaffeehausautomaten, bei dem ein Anruf nur 10 Heller kostet.
Ein Geschäfts- oder Wohnungsanschluß ist nicht nur wegen der hohen Errichtungskosten nach wie vor sehr kostspielig. In der Tarifklasse A zahlt man für höchstens 12.000 Gespräche jährlich zwischen 180 und 500 Kronen an Gebühren - je nach Größe des Netzes, dem man angehört. Um das Telefon auch in weniger begüterten Kreisen zu verbreiten, wird das Gesellschaftsanschluß-System mit billigeren Halb-und Viertelanschlüssen eingerichtet. Doch bleibt das Telefon Luxus. Selbst in der billigsten Klasse der Viertelanschlüsse zahlt man für 1.200 Gespräche pro Jahr 50 bis 100 Kronen.

Telefonzelle, Telephonautomaten-Gesellschaft m.b.H., Wien, um 1925

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1876 meldet Alexander G. Bell in Boston ein Patent für ein Telefonsystem an, das auf folgendem Prinzip beruht: Im Sendegerät versetzen Schallwellen der gesprochenen Sprache ein Metallplättchen in Schwingung. Das Schwingen erzeugt in einer Spule Wechselstrom, der über eine Drahtleitung übertragen wird. Am Empfangsgerät lassen die Stromimpulse ihrerseits ein Metallplättchen schwingen, wodurch die Worte wieder hörbar werden. Nach ersten Vorführungen hierzulande in Innsbruck und Wien sucht eine private Wiener Gesellschaft um eine Telefonkonzession an. 1881 ergeht seitens des Handelsministeriums die Konzession zur Herstellung und zum Betrieb von Telephonleitungen im Umkreis von 15 Kilometern um den Stephansdom. Vom Telegrafenbauer Otto Schäffler wird eine für 500 Anschlüsse konzipierte Telefonzentrale eingerichtet. In einer Zeitungsanzeige erscheint eine Liste mit den Namen der ersten 154 Abonnenten; es sind dies fast ausschließlich Industrielle, Bankiers und Journalisten.

Postbetrieb
Im 19. Jh. wird die staatliche Post zum zentralen Träger des öffentlichen Nachrichtenverkehrs. Sie nutzt Eisenbahnen und Dampfschiffe zum Transport von Postsendungen und übernimmt um 1860 den Telegrafenbetrieb, der eine rasche, wenn auch teure Nachrichtenübermittlung erlaubt. Für Eilnachrichten errichtet sie in Wien ein unterirdisches Netzwerk: die Rohrpost. Um 1900 übernimmt sie schließlich auch den Telefonbetrieb. Postämter bieten zudem neue Dienstleistungen wie den Zahlungsverkehr durch Postanweisungen an. Postsendungen nehmen jährlich um Millionen zu, darunter Korrespondenzkarten und bunt bedruckte Bildpostkarten. Dies zieht eine Automatisierung der Bearbeitungs- und Beförderungsmethoden in den Großstädten nach sich. In Postzentralen arbeiten um 1910 elektrische Stempelmaschinen, automatische Paketwaagen oder Briefmarken- und Kartenautomaten. Pakettransporte zwischen Postamt und Bahnhof werden probeweise mit Benzin- oder Elektrobussen durchgeführt.

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Rohrpost
Zur Entlastung des innerstädtischen Nachrichtenverkehrs entstehen im späten 19. Jh. in Metropolen wie London, Berlin, Paris und Wien unterirdische, vom dichten Straßenverkehr unabhängige Rohrpostnetzwerke. Postämter und Telegrafenzentralen werden durch Rohrleitungen verbunden, in denen Briefe und Telegramme in Metallpatronen (Pistons) mittels Luftdruck befördert werden. Für pneumatische Briefe stehen in Wien hunderte rote Briefkästen und dutzende Aufgabestellen in Post- und Telegrafenämtern zur Verfügung.

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1913 gibt es in Wien über 50 Rohrpoststellen, die untereinander mit einem Rohrnetz von rund 82 Kilometer Länge verbunden sind. Befördert werden die Rohrpostbriefe in Zügen aus mehreren, aneinandergehängten Pistons. Diese durchlaufen die Rohrleitungen bis zu den Zwischen- oder Endstationen in diversen Ämtern, wo man die Briefe entnimmt, sortiert und an die Empfänger zustellen läßt.

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Piston, Rohrpostbehälter, Wien (A), um 1900

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Rohrpoststation, System Felbinger, Schultz & Goebel, Wien (A), 1890

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Enigma, Verschlüsselungsmaschine, Chiffriermaschinen AG, Berlin (D), um 1938

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Siemens 1000 S, Femschreiber, Siemens, Deutschland, um 1985

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Schrack W74, Tischtelefon, Schrack, Wien (A), 1974
Feller 521, Anrufbeantworter mit Mikrokassetten, Feller, Horgen (CH), 1978

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Medien und Mobilität
Radio- und Fernsehgeräte bringen die Welt ins Heim und gelten in den Wirtschaftswunderjahren als Statussymbole. Die Transistortechnik erlaubt es handlichere Geräte zu bauen und ermöglicht so das Radiohören und Fernsehen auch auf tragbaren Geräten im Urlaub oder unterwegs. Das Telefon, bis dahin hauptsächlich im Büro verwendet, bekommt allmählich seinen Platz im Eigenheim. Mit dem Videorecorder können ab den 1970er Jahren Fernsehsendungen aufgezeichnet werden, wodurch die starren Programmbeginnzeiten der Rundfunkanstalten an Bedeutung verlieren. Unabhängigkeit schaffen auch Anrufbeantworter, die in Abwesenheit Telefonanrufe aufzeichnen. Telefaxgeräte ermöglichen Briefe rasch über Telefonleitungen zu übertragen. Nach den Autoradios kommen auch Autotelefone dem gestiegenen Bedürfnis nach Mobilität entgegen. Die Mobilfunktechnik macht das Telefon in den 1990er Jahren draht- und ortsunabhängig; per Handy ist man immer und überall erreichbar - ob man will oder nicht!

Nokia 3210, GSM-Mobiltelefon, Nokia, Helsinki (FIN), 1999

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Hamann E, Elektrische Rechenmaschine, Deutsche Telephon Werke und Kabelindustrie AG, Berlin, 1954

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Time & Fun Safari, Elektronisches Taschenspiel, VTL, Hongkong (CHN), 1981

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Nintendo Game Boy, Bettronisches Taschenspiel, Nintendo Co. Ltd, Kyoto (J), 1989

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Commodore 64, Personal Computer Commodore Business Machines, Ontario (CAN), 1982

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Tonfilm
Versuche, den stummen Bildern der Leinwand Tonaufnahmen zu unterlegen, scheitern zunächst an Problemen wie der geringen Lautstärke und dem mangelhaften Gleichlauf zwischen Bild und Ton. Zwar gibt es seit den 1910er Jahren kaum eine Filmvorführung ohne Musikbegleitung, doch ist die lippensynchrone Wiedergabe von Sprache erst nach langwierigen Versuchen möglich. Als erster Tonfilm gilt The Jazz Singer, ein amerikanischer Nadeltonfilm von 1927. Zum weltweiten Standard wird aber erst das spätere Movietone-System, bei dem der Ton nicht von einer gleichzeitig abgespielten Schallplatte kommt, sondern als Lichtspur direkt auf den Filmstreifen kopiert ist. Die Umstellung auf den Tonfilm erfordert ein Umrüsten der Projektoren und Kinos und die Festlegung der Bildfrequenz. Der Tonfilm verändert aber auch die Verleihbedingungen radikal: Filme sind jetzt nur mehr dann weltweit einsetzbar, wenn sie in verschiedenen sprachlichen Versionen hergestellt werden.

Western Electric, Nadel- und Lichttonfilmprojektor, Electrical Research, New York (USA), 1928

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35mm-Filmschneidetisch, Prevost S.R.L., Mailand (I), um 1940

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Reisefotografie
Das 19. Jh. ist das Zeitalter der Expeditionen und Bildungsreisen. Vom Äquator bis zu den Polen werden Länder vermessen und erforscht. Die Kultur- und Naturdenkmäler der Alten und Neuen Welt werden bereist und von Fotografen dokumentiert. Doch die Arbeit außerhalb des Ateliers ist zunächst eine beschwerliche Angelegenheit. Beim Nass-Kollodium-Verfahren, das in den 1850er Jahren gebräuchlich wird, müssen die Chemikalien unmittelbar vor der Aufnahme auf die Glasplatten aufgegossen und die belichteten Platten innerhalb kurzer Zeit in vollkommener Dunkelheit entwickelt werden.

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Für ausgedehnte Reisen sind fotografische Ausrüstungen bis zu einer Tonne Gewicht nicht selten. Neben Kamera und Platten muss auch eine Dunkelkammer mitgeführt werden. Erst nach Einführung der Trockenplatte um 1870 wird das Fotografieren einfacher. Zusammenklappbare Reisekameras, die fortan im Handgepäck mitgeführt werden können, erlauben es den immer zahlreicher werdenden Touristen eigene Aufnahmen zu machen.

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Reisekamera, G. Westmüller, Linz (A), um 1900

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Reisekamera mit Stativ, Christoph Schaller, Wien (A), um 1900

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Seit dem Altertum wird der Abakus von Händlern in Asien und in Europa zum Rechnen verwendet. Am Abakus werden Zahlwerte durch Holzkugeln dargestellt, die auf Stäben aufgefädelt sind. Die Stäbe tragen entsprechend dem Stellenwertprinzip - im Dezimalsystem - Kugeln für Einer, Zehner, Hunderter usw. Beim Verrechnen werden sie entsprechend verschoben. Durch den Übertrag - eine Summe zehn wird nicht durch zehn Einerkugeln, sondern durch eine Zehnerkugel dargestellt - herrscht stets Überschaubarkeit.

Auf Stellenwertprinzip und Dezimalsystem basiert auch das indische Ziffernsystem, das über Ziffern von eins bis neun und über ein Zeichen für null verfügt. Durch die Null wird die Stellenwertschreibweise auf Papier möglich, die aufwändige Rechenoperationen rascher durchzuführen erlaubt als mit römischen Ziffern. Die indischen Ziffern gelangen im Mittelalter durch arabische Kaufleute nach Europa, wo sie in den Kontoren der Handelsstädte eine effiziente Buchführung ermöglichen.

Schtschoty, Abakus, Russland, 19. Jh.

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Es gibt weltweit über hundert unterschiedliche Spurweiten. Die Wahl der Spurweite hat wirtschaftliche und politische Gründe. Die breiteste Spur mit 1.676 Millimeter ist die indische Breitspur. Liegt das Maß unter 1.435 Millimetern, spricht man von Schmalspur. In Europa herrscht die Normalspur vor. Das Hauptbahnnetz in Spanien hat 1.672 Millimeter, in Russland, Finnland und den baltischen Staaten 1.529 Millimeter.

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Der 1981 gegründete österreichische Flugzeughersteller Diamond Aircraft aus Wiener Neustadt beschäftigt über 1.200 Mitarbeiter in Österreich, Kanada und China. Er ist weltweit einer der größten Hersteller von Leichtflugzeugen. Mit einer DA42 von Diamond Aircraft gelang der erste Transatlantik-Non-Stop-Flug eines dieselbetriebenen Flugzeugs. Es dient als Reiseflugzeug, wird aber auch in der Pilotenausbildung verwendet. Eine für Überwachungsaufgaben eingesetzte Spezialversion kann bis zu zwölfeinhalb Stunden in der Luft bleiben und über 1.900 Kilometer weit fliegen. Bisher wurden über 800 Stück von dieser Maschine erzeugt. Der Erstflug dieser DA42 mit Firmengründer und Cheftestpilot Christian Dries fand am 9. Dezember 2002 statt. Der Rumpf ist aus sehr leichten Glas- und Karbonfasern gefertigt.

Diamond DA42 Twin Star (OE-VPS)
Prototyp, Länge: 8,56 m, Spannweite: 13,55 m, Startgewicht: 1.785 kg, Leistung: 2 x 125 kW (170 PS), Besatzung: 4 Personen,; Diamond Aircraft, Wiener Neustadt, 2002

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Feuerwehrwagen
Im Unterschied zur selbsttätigen Feuerbekämpfung mit einzelnen Geräten, erfordern Wagen den Einsatz einer Mannschaft oder zumindest mehrerer Personen. Bei den ein- oder zweizylindrische Kastenspritzen wurde der erforderliche Wasserdruck von einer Pumpmannschaft durch händisches Bewegen der Kolbenstangen erzeugt. Wesentlich höhere Leistungen konnten durch den Einsatz von Dampfspritzen erreicht werden. Als Dampferzeuger fungiert ein Kessel, den eine eigens ausgebildete Fachkraft - der Maschinist - bediente. Dampf- und Spritzenzylinder sind liegend, stehend oder auch in schräger Anordnung auf einem vierrädrigen Wagen montiert. In Österreich wurden seit den 1870er Jahren durch die Firma Wm. Knaust, Linz, Dampffeuerspritzen gebaut. Die ersten Freiwilligen Feuerwehren setzten oft kombinierte Dampf- und Handspritzen ein. Gezogen wurden diese rund 1,5 Tonnen schweren kutschenartigen Maschinen von Pferden. Im Unterschied zum Hand- oder Dampfbetrieb kam bei der Motorspritze ein Benzinmotor zum Einsatz. Diese Feuerspritzen waren schnell und ohne Zeitverzögerung durch Anheizen einsetzbar.

Das Löschwasser muss durch die Mannschaft bzw. durch Fuhrwerke zum Kasten, auf dem sich das Pumpwerk befindet, herbeigeschafft oder über Spritzen mit Saugvorrichtung aus Flüssen, Löschteichen oder anderen Behältern entnommen werden.

Feuerlöschmaschine Sulldorf, einzylindrische, vierrädrige Feuerspritze mit Wenderohr, 1742-1791

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Abgesehen von den Rädern, Deichsel, Werkzeugkiste und Beplanung des Kutschbockes ist die Feuerlöschspritze vollständig aus Metall konstruiert. Im mittleren Teil des Rahmens sind die Dampfmaschine und das Pumpwerk eingebaut. Die Pumpenanlage kann sowohl mit der Dampfmaschine als auch händisch betrieben werden. Die Handpumpe besitzt einen Wippenantrieb, dessen Ausleger ein- bzw. umgeklappt werden können. Hinter dem Kessel befindet sich der Heizerstand mit den Bedienarmaturen. Auf dem Boden sind eine Handspeispumpe und ein Vorratsbehälter für Brennstoffe angebracht. Ein Funkenfänger am Schornstein soll Funkenflug verhindern. Der einfache Kutschbock kann vier Personen aufnehmen, darunter befindet sich eine Werkzeugkiste. Seitlich davon hängen die Halterungen für die Schlauchhaspeln. Die für den Betrieb notwendige Dampfleistung wird bereits bei der Anfahrt durch Heizen erzeugt. Dampf- und Handspritze arbeiten voneinander unabhängig, um bei einer Störung zumindest ein Werk verwenden zu können.

Feuerdampfspritze Kittsee
Kombinierte Dampf- und Handspritze der Feuerwehr Kittsee (Burgenland), Type 134, 11 Atmosphären, ca. 1911

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Fr. KERNREUTER, № 134, 11 Atmosphären, WIEN-HERNALS

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Häusliche Aborte
Dass wir heute unser Bedürfnis an fast jedem Aufenthaltsort bequem verrichten können, ist das Ergebnis sanitärer Technik. Moderne WCs - an ein Abwasserkanalnetz angebundene Wasserklosetts (von englisch „water closet") - entsorgen Fäkalien geruchsarm. Bei der technischen Entwicklung achtete man darauf, dass die als unangenehm empfundenen Abfallstoffe immer diskreter verschwanden. Bis nach Mitte des 19. Jahrhunderts waren Nachttöpfe, Kübel und Zimmerklosetts in Gebrauch, die auf der Straße in die Gosse oder in Kanäle entleert werden mussten. Plumpsklos in der Nähe der Hauseingänge kamen als Nächstes, bis ab 1870 schließlich die breite Versorgung der Häuser mit Wasser- und Abwasserleitungen den Wiener Standard von Bassena und Gangklosett auf den Wohnetagen etablierte.

Der nächste Schritt der Verhäuslichung des WCs, seine Integration in den Wohnraum, blieb zunächst ein Privileg der Oberschicht. Vorangetrieben wurde er auch durch die wachsende Bedeutung von Intimität: Das steigende Scham- und Peinlichkeitsempfinden verlangte nach Raumabschluss und Ungestörtheit. Erst mit dem Gemeindebau der 1920er Jahre begann die Demokratisierung dieses privaten Luxus', auf den der größere Teil der Wiener noch bis in die 1960er und 1970er Jahre warten musste.

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Kriegsprothesen
Der Erste Weltkrieg war der erste industriell geführte Krieg: mit massenhaftem Einsatz von Mensch und Material. Kriegsverletzte mit früher kaum überlebbaren Versehrungen erlitten massive körperliche, psychische wie soziale Traumata, die es zu bewältigen galt. Die Prothesentechnik reagierte auf die verheerenden Kriegsfolgen mit einem starken Entwicklungsschub. Der Massenbedarf an Ersatzgliedmaßen führte zur Entwicklung von funktionellen, spezialisierten Arbeitsprothesen. Zusätzlich entstand ein eigener Zweig der kosmetischen Prothetik, um den zahllosen Versehrten eine neue soziale Identität zu ermöglichen. So unterschied man etwa die „Arbeitshand" von der kosmetischen „Sonntagshand", die privat getragen wurde. Resozialisierung bedeutete für Kriegsinvalide vor allem Leistungsdruck, sie mussten sich mit den körperfremden Prothesen im Rahmen ihrer Arbeit vertraut machen. Rehabiltationsprogramme waren volkswirtschaftlich motiviert und wurden propagandistisch beworben. Man appellierte an den Willen der Betroffenen und erhob jenen zu einem Kriterium der Gesundheit.

Die antiken Statuen nachempfundenen Modellfiguren in halber Lebensgrösse tragen sogenannte Immediat-Prothesen. Diese wurden amputierten Patienten nach ihrer Erstversorgung aus kostengünstigen und in der Größe verstellbaren Materialien vorübergehend angepasst. Sie sollten schon im Heilungsstadium dazu motivieren, möglichst schnell wieder gehen zu lernen, um nicht die aufwändige Fertigung des endgültigen anatomischen Kunstbeines abwarten zu müssen.

Sechs Modellfiguren mit Immediat-Beinprothesen, anlässlich der Kriegsausstellungen im Kaisergarten, Wiener Prater, ca. 1916/1917

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Der so genannte Wiener Narrenturm wurde als „Irrenhaus" errichtet und gilt als weltweit erste Institution dieser Art. Er geht auf Pläne des Bauherrn Kaiser Joseph II. (1780-1790) zurück. Der ringförmige, fünfgeschossige Bau mit seinen 139 Zellen à 12m² war zwar Teil einer aufklärerischen Fürsorgepolitik, doch kam die Einweisung von Geisteskranken auch einem Wegsperren aus dem öffentlichen Leben gleich.

Modell des Narrenturm in Wien, 1783

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Spielzeug hat über die primäre Funktion hinaus stets auch dazu gedient, dass sich Kinder in eine zukünftige Erwachsenen- und Geschlechterrollen einüben. So finden Baukästen und Blechspielzeug das Technik-Spielzeug der Buben - ihre Entsprechung in den Puppenküchen und Haushaltsgeräten für Mädchen. In der Gestaltung der Puppenküchen spiegeln sich auch die jeweils aktuellen Küchenkonzepte einer Zeit wider.

Puppenküche, ca. 1920

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Die Küche ist aus Stahlblech gefertigt, der Herd lässt sich mit Trockenspiritus beheizen.
Puppenküche, ca. 1962

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Gaudí, die Architektur und der von der Natur inspirierte Modernismus
Antonio Gaudí (1852-1926) sagte, dass "der Architekt der Zukunft sich auf die Nachahmung der Natur stützen wird, weil sie die rationellste, dauerhafteste und wirtschaftlichste aller Methoden ist". Als Wegbereiter der Nachhaltigkeit in der Architektur optimierte er die strukturelle und bioklimatische Gestaltung seiner Gebäude, verwendete Steine aus der unmittelbaren Umgebung, nutzte Abfallmaterialien und ahmte die Formen der Natur in seinem eigenen, organischen Stil nach.

Modell des Drachens im Park Güell, Barcelona: Der Drache ist bedeckt mit Trencadís, einem Mosaik aus unregelmäßigen Keramik-, Glas- oder Marmorstücken, einer Technik, die Gaudívor einem Jahrhundert populär machte.

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Ein furchterregender Anblick
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es unterschiedliche und diffuse Vorstellungen über die Ursache von Krankheit. Mit der Bakteriologie änderten sich Wahrnehmung und Bekämpfung von Krankheit: Ein exakt definiertes Objekt, das Bakterium, war nun als Erreger erkannt. Durch die technische Möglichkeit der Mikrofotografie gelangte das Bild des Bakteriums massenhaft in Ausstellungen, Zeitschriften, Merkblätter und Lichtbildvorträge. Das Foto war von Anfang an entscheidend an der Herstellung und Verbreitung des neuen Wissens beteiligt: Krankheit wurde durch die Augen der Wissenschaft gesehen, hygienische Maßnahmen änderten sich grundlegend. Die in Staub und Schmutz allgegenwärtigen bakteriellen Gefahren sollten mit neuen technischen Konstruktionen und disziplinierenden Verhaltensmaßregeln bekämpft werden. Robert Koch identifizierte 1882 den Tuberkelerreger als Krankheitsursache für die Tuberkulose. Als Hauptinfektionsquelle galt der ausgehustete Schleim der Tuberkulosekranken. Das Auf-den-Boden-Spucken - damals alltägliche Praxis - wurde verboten, die Benützung des Spucknapfs und Reinlichkeit wurden hygienische Pflicht.

Spucknapf auf Metallständer, 1903

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Spucknäpfe gab es in allen möglichen Varianten.
Der Reform-Spucknapf wurde nach dem Vorbild des Wasserklosetts hergestellt: mit Wasserspülung, Siphon und Deckel. Er sollte in Schulen, öffentlichen Gebäuden, Fabriken, Warteräumen und Restaurants aufgestellt und zu einem generellen Hauseinrichtungsgegenstand werden.
Reform-Spucknapf, 1904

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7. Mai 1984
Die geplante Errichtung eines Donaukraftwerks östlich von Wien rief Gegner auf den Plan, die einen Baustopp und die Errichtung eines Nationalparks forderten. Schirmherr für das nach ihm benannte Volksbegehren war Konrad Lorenz, der ungewöhnliche Unterstützung bekam: Bei einer „Pressekonferenz der Tiere" machten Politiker, Künstler und Journalisten auf originelle Weise auf die Zerstörung der Stopfenreuther Au aufmerksam. Das Kraftwerk wurde nicht gebaut, 1996 der Nationalpark Donau-Auen ausgerufen.

 TMW - Technische Museum Wien, April 2023

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Sie ist die größte, schwerste, stärkste und schnellste Dampflokomotive, die jemals in Österreich gebaut wurde: die 12.10! Mit den Dampflokomotiven der Baureihe 12 setzte die junge Republik in den 1930er Jahren neue Maßstäbe auf der Hauptverkehrsachse Wien-Salzburg.  Die 12.10 wurde im Jahr 1936 in der Lokomotivfabrik Floridsdorf gebaut. Lok und Tender sind insgesamt 22,6 Meter lang und 138 Tonnen schwer. Mit ihren 2.700 PS brachte sie es auf eine Maximalgeschwindigkeit von 154 km/h – Rekord in der damaligen Zeit!
 
Aufwändige Restaurierung
Um den Stahlkoloss restaurieren und ins Haus einbringen zu können, mussten viele organisatorische und logistische Herausforderungen gemeistert werden. Das Gesamtgewicht der Lokomotive mit Tender macht sie zum schwersten Objekt in der Museumssammlung. Für die Restaurierung mussten neben vielen Kleinteilen auch die tonnenschweren Achsen ausgebaut werden.

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Vergiftungen durch Metalle
Schon im 16. Jahrhundert verwiesen Ärzte wie Paracelsus und Georg Agricola auf Gefahren für die Beschäftigten im Berg- und Hüttenwesen. Wer mit Blei und Quecksilber zu tun hatte, war besonders gefährdet. Quecksilber verdampft schon bei Raumtemperatur und belastete Berg- und Hüttenleute schwer. In der Bleiverarbeitung litten vorwiegend jene, die Verbindungen wie Bleiweiß und Mennige erzeugten. Wer lachte, verriet sein Leiden: Eine Überdosis dieser beiden Metalle wurde in einem dunklen Saum am Zahnfleisch sichtbar. Die Vergiftung beeinträchtigte die Verdauung und die Nerven. Quecksilberarbeiter litten unter starkem Speichelfluss und zitterten. Vom Blei Geschädigte waren auffallend blass und wurden von schmerzhaften Koliken geschüttelt. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert brachten Sozialreporter diese Missstände an die Öffentlichkeit. Ärzte, Hygieniker und Arbeitsinspektoren begannen das Problem systematisch zu studieren und begründeten die moderne Gewerbehygiene sowie die Arbeitsmedizin. Nur mit großer Verzögerung fanden ihre Erkenntnisse Eingang in die Gesetzgebung.

1867 schlossen sich die meisten Bleiberger Gewerken zur »Bleiberger Bergwerks-Union« (BBU) zusammen. Bis 1902 brachten die Mitglieder dieser Aktiengesellschaft die gesamte Kärntner Bleiindustrie mit Ausnahme des Standortes Raibl/Cave del Predil (Italien) in ihren Besitz.

Mustervitrine der Bleiberger Bergwerks-Union
Hersteller BBU Entstehungszeit ca. 1930

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Das denkmalgeschützte Hauptgebäude wurde ab 1909 nach Plänen von Hans Schneider errichtet und am 6. Mai 1918 als „Technisches Museum für Industrie und Gewerbe“ eröffnet. Es grenzt stadteinwärts an den Gustav-Jäger-Park. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt der Auer-Welsbach-Park. Die hellen, mit Glaskuppeln überdachten Innenhöfe gelten als Besonderheit des Gebäudes.

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