Waldviertelbahn

Gmünd - Weitra - Groß Gerungs, Mai 2023

Die Waldviertler Schmalspurbahnen sind ein Netz von drei zusammenhängenden Eisenbahnstrecken mit einer Spurweite von 760 mm, die von Gmünd in Niederösterreich aus das nordwestliche Waldviertel auf Strecken nach Litschau, Heidenreichstein und Groß Gerungs erschließen. Alle Streckenäste werden ausschließlich touristisch genutzt und von der NÖVOG bzw. dem Waldviertler Schmalspurbahnverein betrieben.

 Wadviertelbahn, Mai 2023

Nachdem die Waldviertelbahn in zahlreichen Schleifen den Weitraer Berg bezwungen hat, wird auf 574m Seehöhe in Streckenkilometer 14,060 der Bahnhof Weitra erreicht. Aufgrund der Bedeutung im Personen- und Güterverkehr wurden die Anlagen dementsprechend dimensioniert: Neben drei Gleisen verfügt der Bahnhof über zwei Stutzgleise, ein Frachtenmagazin mit Verladerampe und seit 1907 auch über eine Brückenwaage. Die ehemalige Bahnmeisterei und der Wasserturm sind nach wie vor erhalten. Im Sinne eines attraktiven Nachnutzungskonzeptes ist der Bahnhof seit 2015 im Eigentum der Stadtgemeinde Weitra.

 Wadviertelbahn, Mai 2023

Entdecken Sie mit der traditionsreichen Schmalspurbahn die schönsten Flecken des Waldviertels zwischen Gmünd und Groß Gerungs sowie Gmünd und Litschau. Diverse touristische Geheimtipps und Erlebnishalte liegen an der rund 120 Jahre alten Bahnstrecke. In der Nostalgiegarnitur, gezogen von einer Dampf- oder Diesellok, genießen Sie eine besondere Atmosphäre. Immer mit dabei ist das Jausenwagerl, wo Ihnen Stärkungen und Erfrischungen kredenzt werden. Auch der Fahrradwaggon ist bei dieser Zusammenstellung immer mit von der Partie. Der Goldene Triebwagen ergänzt das Fahrzeugangebot rund um die Waldviertelbahn. Seine Besonderheit: Hier ist Ihr Lokführer gleichzeitig Ihr Reisebegleiter.

Ein ganzes Jahrhundert lang hat die Schmalspurbahn Menschen und Güter transportiert. Die freudigen Erwartungen, die bei den Eröffnungsfeiern gesät wurden, machten zwei Weltkriege fast zunichte. Das Um- und Hinterland wurde amputiert, die Strecken lagen nun an einer toten Grenze. In den Sechziger- und Siebzigerjahren machten die zunehmende Motorisierung und der Ausbau des Straßennetzes der Bahn schwer zu schaffen. So wurde 1986 der Personenverkehr auf dem Nordast eingestellt und mit dem Beginn des Sommerfahrplans 2001 schlug auch dem ÖBB-Planbetrieb auf dem Südast die letzte Stunde.

 Wadviertelbahn, Mai 2023

Mit den Goldenen Dieseltriebwagen VT 8, VT 11 und VT 13 reisen Sie mit bis zu 60 km/h auf den Strecken Gmünd – Litschau und Gmünd – Groß Gerungs. In den Sommermonaten sind die Goldenen Triebwagen sogar täglich unterwegs. Während der Fahrt ist der Lokführer gleichzeitig Reisebegleiter. Er verrät  Informationen zur Strecke und Landschaft, weist  auf besondere Ausblicke hin und erzählt Geschichten rund um die Waldviertelbahn. Erlebnishalte mit kleinen Museen, Themenwegen und Schautafeln geben Einblicke in die Geschichte der Waldviertelbahn – früher auch Waldviertler Schmalspurbahn genannt - und die der Region. Der Goldene Triebwagen verfügt über 56 Sitzplätze und 8 Radplätze, jedoch über kein WC.

 Wadviertelbahn, Mai 2023

Triebwagen VT (ex 5090) - Um den Verkehr auf den Schmalspurbahnen konkurrenzfähiger zu gestalten, fanden im Juli 1983 in Gmünd Probefahrten mit einem Dieseltriebwagen der Murtalbahn statt. Aufgrund der äußerst positiven Erfahrungen beschaffte die ÖBB in der Folge bis 1995 insgesamt 17 Triebwagen der Baureihe 5090. Der Triebwagen kamen in der Folge auf der Waldviertelbahn, Pinzgaubahn, Ybbstalbahn, Mariazellerbahn und Krumpe zum Einsatz.

Die Fahrzeuge wurden von den Firmen Franz Knotz und Bombardier gefertigt und verfügen über einen dieselelektrischen Antrieb. Bei größerem Fahrgastandrang können bis zu vier Triebwagen vielfachgesteuert (d.h. von einem Führerstand aus) werden. Bis Juni 2001 übernahmen die Stammtriebwagen 5090.04 und 5090.05 den Nahverkehr auf der Strecke Gmünd – Groß Gerungs. Heute verkehren auf der Waldviertelbahn die Dieseltriebwagen VT8, VT11 und VT13 im goldenen NÖVOG Design.

TECHNISCHE DATEN:
• Baujahre 1986 – 1995
• Achsfolge B‘ B‘
• Leistung 320 PS
• Sitzplätze 62 (kein WC)
• Länge 18,3 m
• Dienstmasse 29 t
• Achslast 7,3 t
• Dieselmotor MAN D 2866 LUE
• Höchstgeschwindigkeit 70 km/h

 Wadviertelbahn, Mai 2023

Aber schon Monate vor dem Einstellungstermin bemühte sich die NÖVOG, den Gemeinden entlang der Bahn den drohenden Verlust ihrer einmaligen Attraktion bewusst zu machen. Und so wagte man sich noch im Juli 2001 an die Wiederaufnahme des Verkehrs auf der „Schmalen“. Ein Vertrag zwischen NÖVOG und den ÖBB sorgte daher ab 2001 für einen umfangreichen Touristikverkehr auf der Schmalspurbahn. Einer der Schaffner wurde zum Koordinator zwischen der Bahn und den an ihr liegenden Gemeinden ernannt, wodurch Bürgermeister, Gastwirte und viele andere eigene Ideen und Initiativen entwickelten. Mit einem Wort: Den Waldviertlern war ihre Bahn zum Herzensanliegen geworden und so konnten seit der Wiedereröffnung im Jahr 2001 zig Tausende an Fahrgästen begrüßt werden.

Mit Übernahme der gesamten Bahnstrecke von den ÖBB durch die NÖVOG im Dezember 2010 wurde der Betrieb nun nachhaltig für die Zukunft gesichert, wodurch die Bahn nun noch fester als wesentlicher touristischer Impulsgeber in der Region verankert ist.

 Wadviertelbahn, Mai 2023

Nostalgiewagen Bi/s - Die für die Niederösterreichische Waldviertelbahn (N.W.V.B) in den Jahren 1897 bis 1908 beschafften zweiachsigen Personenwagen hatten ursprünglich 8 Fenster je Seite und eine Holzlattenverkleidung und boten etwa 30 Personen Platz. Die ab 1924 neu gebauten Haubendachwagen wurden nur
mehr vierfenstrig ausgeführt. Auch heute noch ist das Jausenstüberl als Haubendachwagen erhalten geblieben. Vorerst hatten die Wagen einen kleinen Kohlenofen, welcher erst im Zuge des Umbaus auf Spanten-Bauweise durch Webastoheizungen ersetzt wurde. In den Jahren von 1955 bis 1959 wurden die Personenwagen umfassend modernisiert. Die alten hölzernen Wagenkästen wurden abgebrochen und durch Stahlaufbauten (Spantenbauweise) ersetzt.

Die zweiachsigen Personenwagen waren bis Ende der 1980er Jahre im Planverkehr eingesetzt und erfreuen sie sich seitdem im Nostalgieverkehr durch die offenen Plattformen großer Beliebtheit. Durch die Investitionen der NÖVOG gelang es die zweiachsigen Wagen wieder in den Zustand der 1960er Jahre zurückversetzen, und ihnen damit wieder ein attraktives Erscheinungsbild zu geben.

TECHNISCHE DATEN:
• Länge über Puffer 8,1 m
• Leergewicht 6 t
• Gesamtgewicht 9 t
• Höchstgeschwindigkeit 40 km/h
• 28 bzw. 32 Sitzplätze

 Wadviertelbahn, Mai 2023

Beim Bau der Waldviertelbahn im Jahr 1902 wurde die Trasse aus Kostengründen möglichst an die Geländeform mit vielen Kurven angelegt. Dennoch konnte nicht vermieden werden, dass zwei imposante Viadukte in Bruchsteinmauerwerk errichtet werden mussten. In Streckenkilometer 15,267 liegt zwischen den Stationen Weitra und Langfeld das 70m lange Veitsgrabenviadukt. Es besitzt 7 Gewölbeöffnungen à 8m lichter Weite und liegt in einer Steigung von 21%o. Nur wenige Kilometer weiter befindet sich in km 17,330 das in einem Bogen ausgeführte Wolfganggrabenviadukt. Mit einer Länge von 72m besitzt es ebenso 7 Gewölbeöffnungen à 8m lichter Weite.

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Seit über 115 Jahren pfauchen und ziehen Dampf-und Diesellokomotiven zwischen Gmünd, Groß Gerungs und Litschau durch den „hohen Norden" Niederösterreichs. Die Waldviertelbahn fährt in genialer Trassenführung durch Wald und Flur, vorbei an Teichen und imposanten Granitblöcken. Erleben Sie eine Reise, die Ihnen eine neue Sicht auf das Waldviertel gibt. Das vielfältige Veranstaltungsprogramm und die zahlreichen Ausflugsmöglichkeiten rund um die Nostalgiegarnitur samt Diesel- oder Dampflokomotive mit dem mitgeführten Jausenwagen sowie dem Goldenen Triebwagen machen einen Ausflug mit der Waldviertelbahn zu einem besonderen Erlebnis.

Erleben Sie wahres Bahnvergnügen bei der Fahrt mit der historischen Schmalspurbahn. Bereits seit dem Jahr 1902 verbindet die Waldviertelbahn Gmünd, Groß Gerungs und Litschau und eröffnet spektakuläre Einblicke in die zauberhafte Landschaft des Waldviertels.

 Wadviertelbahn, Mai 2023

Diesellok V5 und V12: Die von Simmering-Graz-Pauker in den 1950er/1960er Jahren erbauten Lokomotiven „2095“ verfügen über einen 12-Zylinder Motor S12a mit 600 PS Leistung und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Mit einer Serie von 15 Stück kamen diese Maschinen auf vielen Österreichischen Schmalspurbahnen zum Einsatz.

 Wadviertelbahn, Mai 2023

Diesellok V (ex 2095) - Die 15 Lokomotiven für die Spurweite 760 mm wurden ab 1958 von der Firma Simmering-Graz-Pauker in der Lokomotivfabrik Floridsdorf gebaut, um den Dampfbetrieb auf den Schmalspurbahnen ablösen zu können. Die Lokomotive besitzt zwei Endführerstände und dazwischenliegend den Maschinenraum. Der Antrieb erfolgt über ein hydraulisches Voith-Turbogetriebe. Neben der Druckluftbremse ist für den Wagenzug auch eine Vakuumbremse vorhanden.

Die leistungsstarken Dieselloks bewährten sich sehr gut im alltäglichen Fahrdienst und kamen auf der Bregenzerwaldbahn, Pinzgaubahn, Ybbstalbahn, Mariazellerbahn und Waldviertelbahn zum Einsatz. Die V5 wurde am 18.04.1961 und die V12 am 3.08.1962 in Dienst gestellt. Die V12 befindet sich seit 19.09.1962 durchgehend in Gmünd und die Ybbstaler V5 kam im Jahr 2011 zur Waldviertelbahn. Heute präsentieren sich beide Maschinen, dank der liebevollen Pflege durch die Werkstätte Gmünd, in einem historisch vorbildgerechten Zustand.

TECHNISCHE DATEN:
• Baujahr 1958 – 1962
• Achsfolge B‘ B‘
• Dieselmotor SGP 12a
• Leistung 600 PS
• Kraftstofftank 1.000 l
• Länge 10,4 m
• Dienstmasse 31 t
• Achslast 7,5 t
• Höchstgeschwindigkeit 60 km/h

 Wadviertelbahn, Mai 2023

Chronik
1900 3. Juli Eröffnung Gmünd–Litschau/Heidenreichstein
1902 Sommer Auslieferung der Uv.1 bis Uv.3 für die NÖ Waldviertelbahn
1902 9. August Eröffnung Gmünd–Steinbach-Groß Pertholz
1903 1. März Eröffnung Steinbach-Groß Pertholz–Groß Gerungs
1920 November Ersteinsatz Dampflok NÖLB Bh.1
1922 24. September Übernahme durch die BBÖ von den NÖ Waldviertelbahnen
1923 Oktober Ersteinsatz Dampflokreihe Mv. (Mv.1)
1928 Juli Ersteinsatz Dampflokreihe Mh. (Mh.3)
1940 Jänner Übernahme durch die Deutsche Reichsbahn
1940 Sept./Okt. Ersteinsatz Diesellokreihe 2091 (2091.08) und 2190 (2190.01)
1945 23. März Bombardierung der Bahnhofsanlagen
1945 17. Juli Räumung der Anlagen in České Velenice
1947 Inbetriebnahme Schleife in České Velenice für Litschauer Züge
1950 19. Dezember Inbetriebnahme neuen Trasse von Gmünd bis Böhmzeil
1962 September Ersteinsatz Diesellokreihe 2095 (2095.12)
1965 November Ersteinsatz Verschublok 2092 (2092.04)
1979 Sommer Erste touristische Dampfbummelzüge
1986 20. Februar Einsatz der Triebwagen VT 5090 im Regelbetrieb
1986 31. Mai Einstellung Personenverkehr Gmünd–Litschau–Heidenreichstein
1992 29. Mai Einstellung Güterverkehr Alt Nagelberg–Heidenreichstein
1995 25. Juli Aufnahme Museumsbahnbetrieb Alt Nagelberg–Heidenreichstein
2000 31. Dezember Einstellung Güterverkehr Gmünd–Groß Gerungs
2001 10. Jänner Einstellung Güterverkehr Gmünd–Litschau
2001 9. Juni Einstellung Personenverkehr Gmünd–Groß Gerungs
2001 Juli Aufnahme Touristikverkehr Gmünd-Groß Gerungs
2003 Juni Aufnahme Touristikverkehr Gmünd–Litschau
2004 19. Juni Wackelstein-Express fährt wieder in den Bf Alt Nagelberg
2010 12. Dezember Übergabe Waldviertelbahn von ÖBB an NÖVOG
2012 27. Mai Ersteinsatz der goldenen NÖVOG Triebwagen
2014 Mai Eröffnung des neuen NÖVOG Bahnhofs Gmünd
2015 Dezember Zweite Dampflok (Mh.4) geht in Betrieb
2016 April Dritter goldener Triebwagen (VT11) geht in Betrieb
2017 Mai Feier 115 Jahre Waldviertelbahn

 Wadviertelbahn, Mai 2023



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: